Impressum

 

Abrißfunken

von Franziska Krug

 

© 2015 Franziska Krug,

© 2017 2. Auflage

Alle Rechte vorbehalten.

 

Autor: Franziska Krug

franziskakrug@gmx.at

 

ISBN: xxx-x-xxxxx-xxx-x

(hab ich noch nicht)

 

Abrißfunken

 

 

 

dieses buch soll ein dank sein an die legenden günter grass, willy wonka und

david bowie, die mit ihrem tod platz für neue größen schaffen.

an die gute irene, die seit vorletztem sommer nicht mehr im hof schaukeln darf. sie ist nun alt genug, sich eine neue beschäftigung zu suchen.

an die autorin selbst: mögen diese worte der anfang ihrer taten sein. alles andere ist zeitvertreib.

 

drei punkte, vier elemente, sieben jahre

 

 

 

 

2017

 

Vorwort

 

Stellt die Möbel in den großen Saal, von dort aus ordnen wir sie bei Gelegenheit ihren Räumen zu. Dafür haben wir später mehr Zeit. Bis dahin stehen die Sachen hier niemandem im Weg. Rückt einfach alles zusammen, was ihr bis heute gesammelt habt und wenn das Leben mal wieder zu öde ist und um Zerstreuung bettelt, kommt einfach hierher zurück und fangt ein paar Erinnerungen ein. Die freuen sich, wenn sie ab und an Besuch bekommen. So wird auch der kleinste Schemel irgendwann seinen richtigen Platz finden. Früher oder später rührt er sich nicht mehr vom Fleck und schlägt seine Wurzeln.

Beschreibt man das Leben eines Menschen anhand der Beschaffenheit eines Puzzles Stück für Stück bis zum Ende, so setzt sich auch ein beliebiges Gesamtwerk aus werweißwievielen Einzel-Teilchen zusammen.

Heutzutage zählt es als eine der größten Herausforderungen, inmitten einer Unmenge von Innovationen und Schöpfungen, Provokationen und Revivals, eine eigene Nische zu finden, die nicht schon jeder dritte Vollidiot durch seine klebrigen Finger geleiert hat, nur um seinen erbärmlichen, hundertsten Versuch zu starten, irgend einen Profit daraus zu schlagen.

Die Schwierigkeit besteht darin, unter den Abermillionen Möchtegern-Schaustellern nicht begraben zu werden, bevor man überhaupt einen einzigen Laut von sich geben konnte. Bellende Hunde beißen nicht – da draußen bellt jeder Individualist lauter als der Trendsetter neben ihm.

Es ist kein Kinderspiel, die spärlich gesäten Fettaugen aus dieser faden Soße heraus zu fischen. Um sich gekonnt unter bereits bestehende Auffassungen zu mischen, ohne dabei den Eigengeschmack zu verlieren, braucht es vielleicht eine liebenswerte Aufhübschung mit etwas zusätzlicher Farbe, oder hier: „Probier’s doch mal, dieses Tuch bindest du lockerlässig um die Hüften statt es um deinen Kopf zu schlingen.“ Und siehe da! Schon geht ein altbackener Einreiher selbstverliebt in Massenharmonie auf und bei Zeiten wieder unter.

Jede beliebige Ansammlung auf Erden tanzt mehr oder weniger auf physikalisch bewiesenen Wellen und Teilchen. Manchmal stoßen sie unerwartet gegeneinander. Dabei können sie miteinander verschmelzen oder abstoßend reagieren.

Das Motto der vorliegenden Erscheinung ist einfach: Probieren wir das einfach mal aus, am besten ohne lang darüber nachzudenken und betrachten die Szenerie aus einer gepflegten Entfernung. Falls etwas Unvorhergesehenes eintreten sollte, könnte man rechtzeitig um Unterstützung bitten, falls jemand in eine Glasscherbe tritt oder die Moderatorin den Gast komplett mit Tomatensaft anschüttet. Irgend etwas geschieht immer, Beweis genug dafür sind die Geschichten des Lebens, die Einem nie ausgehen, so lange man imstande ist, seine Augen lichtgeschützt zu verbarrikadieren, ohne an den Spätfolgen zu erblinden.


(Macht das Licht aus, es fängt jetzt an!)

Abrißfunken

 

Es fing nirgends an, auch nicht mit dem Gewitter Ende März. Die Welt verstummt mit einem einzigen Knall, wie durch ein Mikrophon tropft der Regen und schneidet die Luft mit stählernen Gitterstäben in parallele Scheiben. Eine graue Böschung liegt im Kreis. Gelb, Blau und Grün sind die Farben unseres Himmels. Die saftige Sonne rückt das pralle Blattwerk kantenscharf in unseren Mittelpunkt.

Paarweise reihen sich weiche Automaten aneinander auf durchbluteten Ästen. Ihre Bewegung potenziert leichtes Sägen im Wind. Der Tag atmet aus, er befindet sich in seinen letzten Zügen, morgen bricht die große Müdigkeit herein und endlich werden die Temperaturen deutlich ansteigen. Ein, Zwei, Drei Pulsschläge, die Menge tobt willkürlich, man hat sie im Schlaf überrascht.

Erstarrte Luft aus Licht riecht nicht nach Wald und Wachstum, obwohl die Zeit dafür eigentlich gekommen sein sollte. Die Stadt sagt, sie hätte bereits die erste Etappe hinter sich, doch unvollendeter Hochmut ist fad, der schmeckt ihr nicht. Von saftigem Frühling ist keine Spur.

Als Erinnerung an die Stunden, in denen die junge Frau noch nicht wusste, was tatsächlich zu ihr gehört und weshalb man ihr diesen Namen gab.

Ein schmaler Grat zwischen Herde und Schafen ist ihr Weg. Er macht sie abhängig von den simplen Auswüchsen ihrer Mitmenschen.

„Du klebst an deinen Erinnerungen und befindest dich nicht im Diesseits. Deine Ruhemomente füllst du lückenlos mit Büchern, digitalen Medien und Musik auf Schritt und Tritt. Du schließt jede freie Sekunde hermetisch von Beschäftigungen aller Art ab. Du sprichst von Weiterbildung, Information, Unterhaltung. Du identifizierst dich mit den Meinungen und Erfahrungen deiner nahen sowie oberflächlichen Bekannten. Du bist ein Baukasten deiner Umwelt, die nicht annähernd kongruent ist mit deinem angeborenen Intellekt. Du klebst einheitlich wie ein Zellstofftaschentuch an zähem Honig. Deine Existenz ist viskos.“

Die letzten Tage und Wochen haben Narben hinterlassen, es war ein brachiales Unwetter über die Stadt gekommen. Die Stadt sagt, alles sei relativ, demnach auch die Strenge der Naturgewalten. Mit dem nächsten Schritt auf dem Zeitbarometer soll sich etwas weiter vorn eine Erholungsphase anbahnen. Wollen wir hoffen, dass die Meteorologen Recht behalten.

Gewitterlösende Spannungen im Kopf, die Welt feiert Fastnacht solange die Sonne im Orient scheint. Abendliche, kühle Regenschauer befüllen Gewässer stetig mit Wasser aus dem Kreislauf des Planeten Erde. Eine unangekündigte Entladung trennt alle Gemüter mitsamt ihrer Knoten voneinander. Alte Wege schlingen aneinander vorbei, neue Wege entlohnen Löcher mit neu ausgearbeiteten Auffassungen von Würde und Gleichberechtigung. Das Gewitter ist über uns, unser Erlöser öffnet die Fenster und löscht das Licht.

Antritt

 

Dies ist eine Reise
sie hat Ecken und Kanten
Ebenen sind auch vorhanden
und Höhepunkte, Gipfel

Dies ist eine Reise
sie darf neu beginnen
Rollenspiel wird gewinnen
und Geduld, Ehrgeiz

Dies ist ein Moment
mit Eigenart und Marotten
detailliert beschreiben Kupferplatten
freier Raum ist auch vorhanden
und Aussichtspunkte, Türme

Dies ist eine Reise
sie ist starke Medizin
heilt sich selbst mit Disziplin
und Weitergang, Fortschritt

Dies ist eine Reise
sie endet nie oder jetzt
Gedanken werden restlos zersetzt
und wolkenlos, synapsenfrei

Bunte Tücher

 

In herbstlichen Wogen wehen farbige Tücher. Ihre zarten Erscheinungen zwingen Fußgänger und Anrainer zum Stehenbleiben und Hinschauen – wie ein Flohmarkt ohne Standgebühr in der hässlichsten Ecke eines Siebzigerjahre-Wohnblockes, vor den Mülltonnen.

„Schau, da hängen bunte Tücher am Geländer! Oh, das hier gefällt mir voll gut. Meinst du, wir können die mitnehmen? Stinken tun sie nicht. Mutter wird es mitwaschen. Ich versteck es in einem Hosenbein. Oh, ja, das hier, so eins wollte ich schon immer haben! Das wird mein neues Lieblingstuch ab heute!“

Drei Tage später hat jemand im Hinterhof sein buntes Tuch liegen gelassen. Als ich noch einmal nachsah, war das Tuch weg. Die Suche der Mädchen am Tag darauf blieb erfolglos.

Dein Gedicht

 

Dein Gedicht hat eine Lücke und zwei Zeilen, die sich wiederholen.
Dein Gedicht hat einen Vers und der wiederholt sich ganz von allein, weil er sich auf dasselbe Wort reimt.
Dein Gedicht hat ein Loch, das möchtest du mit Löchern füllen, bis dass der Leser glaubt, es handle sich hierbei um ein Gedicht.
Dein Gedicht hat eine Lücke und diese Lücke fällt auf, mehr fällt nicht auf in deinem Gedicht.
Dein Gedicht ist selbstverliebt und windet sich in Ekstase und begibt sich auf Bodenniveau und wird abgedruckt und wird honoriert und wird gelesen, all das.
Dein Gedicht hat kein Gesicht und dein Gedicht potenziert sich nicht.
Dein Gedicht zerfällt bei dauerhafter Lichteinstrahlung.
Dein Gedicht hat keine Manieren, hat zu wenig Stumpfsinn und Konsequenz.
Dein Gedicht ist überlegt. Es zerlegt ästhetische Momente auf moderne Weise und
geifert auf seine verfaulten Füße.
Dein Gedicht verursacht Rückenschmerz, weil deine Lücke keinen Knorpel hat, weil der Knorpel aufgebraucht, instabil ist und schmerzt.
Dein Gedicht hat ein Ende, es kommt zum Glück gewiss, doch wenn die Buchstaben verklingen, bleibt ein Knacken als Erinnerung daran.

 

Kritik an Moderner Kunst und an sich selbst

Der Mittelpunkt eines Künstlers: seine Psychose

 

„Psychosen zeitgeschädigter Zivilisten und Begabter toben sich pilzgeschwürig auf Materie aus. Sie formen aus dem Nichts ein Abbild ihres schlimmsten und zugleich liebsten Feindes. Sie zwingen ihren Hirnströmen vermeintliche, logische Lebendigkeit auf.“

Nach jahrelanger Selbstgeißelung und dem krankhaften Zwang zur Schlaflosigkeit sitze ich erschöpft im Ledersitz.

„Lehn dich an! Deine innovativen Problemwälzungsmethoden sind nur Einbildung.“

Warte bitte, bis ich dich hören kann.

Dialog

 

f: IVDÜSDS

e: IDJA

f: IFMSSDIFTW

e: AIWJNGWDDS, ADIJNSS. WDAJFIWS, IDIDÜESL !!! OK ?

f: KWK

e: KAWDHSAIHEL. K!

f: IGDISMWEKWDGH. KNOGSWSIDVUL. EWEA!

e: AEGSIHÜNMD. WMDWSWWHMGH ? NAJFLIDÜUETMWL, DISNSLIBGH. VMB.

f: MSIBEZFFDW- AHMIUNMMADKWASWDJNW. SMWWUS, IHV!!

e: EVDHWMFG, AMWJDSPLW. KAD, BM, IFM !

f: ZSDWUSWTM, FDNA?? DGDWUEISEZWMST, DMEKA. EKENEG: DE!