Die französische Originalausgabe Tantra Yoga – Le Tantra de la Connaissance
Suprême ist erschienen bei Albin Michel, Paris
Copyright © Editions Albin Michel S.A. 1998 und 2004
Daniel Odier
Tantra Yoga
Übersetzung: |
Veronika Sellier |
Cover-Design: |
Morian & Bayer-Eynck, |
|
Coesfeld, mbedesign.de |
Covermotiv: |
© shutterstock/bariskina |
Innenteil/Satz:Wilfried Klei
E-Book Gesamtherstellung: Bookwire GmbH, Frankfurt a. M.
Copyright der deutschen Ausgabe:
© Theseus in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld 2017
info@j-kamphausen.de | www.weltinnenraum.de
ISBN Printausgabe: 978-3-95883-166-7
ISBN E-Book: 978-3-95883-167-4
1. Auflage 2017
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und
sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe
sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.
Vijnana Bhairava Tantra – der Weg zur höchsten
Erkenntnis
Meinen Meistern, Kalu Rinpoche, Lalita Devi und Jing Hui
Ihre drei Gestalten verschmelzen zu einer einzigen:
der Gestalt, in der sich die tiefsten Unterweisungen verkörpern
und mit der erlösenden Liebe verbinden.
Vorwort
ERSTER TEIL
ZWEITER TEIL
Das Vijnana Bhairava Tantra, Summe des shivaitischen Yoga
Ursprung und erneutes Aufkommen des Shivaismus
Der arische Mythos
Der Einfluss des Shivaismus
Die kaschmirische Blütezeit zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert
Das tantrische Herz
Leere, Räumlichkeit, Bewusstsein, Handlung und Zufall
Übertragung und Linie
Die Beziehung Meister – Schüler
Die Mikro-Praktiken, das tantrische Geheimnis
Die leidenschaftliche Suche
Shiva, Schöpfer des Yoga und des ekstatischen Tanzes
DRITTER TEIL
Der Yoga des Raums und des Lichts
Der Pranayama Yoga
Der Yoga der Dunkelheit
Die Girlande der Buchstaben
Die Versenkung
Der Yoga der Sinne
Der Yoga des Himmels und des Raums
Der Yoga des Traums
Der Yoga des Innehaltens
Der Kundalini Yoga
Der Yoga der Nicht-Dualität
Der Yoga des Feuers
Der Yoga der ursprünglichen Ekstase
Schluss
Der Weg des Tantrika
Die tantrische Sadhana
Anmerkungen
Über den Autor
Die Pratyabhijna-Schule des shivaitischen Tantrismus aus Kaschmir betrachtet die freie Entfaltung der Intuition als wesentlich. Diese macht es nämlich möglich, die Essenz eines Textes oder einer Unterweisung außerhalb jeglicher vom unterscheidenden Denken herbeigeführten Einschränkung zu erfassen.
Das Vijnana Bhairava Tantra ist einer der grundlegenden Texte dieser Schule. Dank seiner prägnanten und anmutigen Ausdrucksweise wird dieses intuitive Erfassen möglich gemacht, die spontane Rückkehr zur Räumlichkeit des Selbst, die unmittelbare Erkenntnis der eigenen Natur.
Die Achtung vor dieser Lehrtradition, die mehr aus Andeutungen als aus Erklärungen besteht, hat mich dazu gebracht, zunächst den integralen Text des Vijnana Bhairava Tantra ohne Anmerkungen vorzustellen, den intuitiven Intelligenzen zur Freude. Eine Einführung in den kaschmirischen Shivaismus, in seine Geschichte, seine Lehre, seine grundlegenden Texte, in das Meister-SchülerVerhältnis und die Linie, der ich mich zugehörig fühle, erlaubt in einem zweiten Teil einen klassischeren Zugang. Schließlich ermöglicht im dritten Teil eine
Einführung in jeden einzelnen Abschnitt und ein spontaner Kommentar zu den hundertzwölf Dharanas, eine weitere Annäherung an diesen wunderbaren Text. Die Dharanas, beziehungsweise Yogapraktiken, wurden von meiner Meisterin, der Yogini Lalita Devi, in Gruppen eingeteilt, die auf die unterschiedlichen Yoga bezogen sind.
Es ist mir ein Anliegen, die kostbare Unterweisung meiner Meister zu würdigen, ohne die dieses Buch niemals zustande gekommen wäre.
D. O.
Bhairava und Bhairavi, liebend in derselben Erkenntnis vereint, entstiegen dem Un-Unterschiedenen, auf dass ihr Zwiegespräch die Menschen erleuchte.
1. Bhairavi, die Shakti Bhairavas sagt:
O Gott, der du das Universum manifestierst und mit dieser Manifestation dein Spiel treibst, du bist kein anderer als mein Selbst. Ich habe die Unterweisung des Trika erhalten, die Quintessenz aller heiligen Schriften. Doch habe ich noch einige Zweifel.
2. – 4. O Gott, welche ist, vom Standpunkt der absoluten Wirklichkeit aus gesehen, die essenzielle Natur Bhairavas? Besteht sie aus der Energie, die mit den Lauten verbunden ist? Aus der Verwirklichung der wesentlichen, mit Bhairava verbundenen Natur? Aus einem besonderen Mantra? Aus den drei Shakti? Aus der Gegenwart des in jedem Wort lebendigen Mantras? Aus der Kraft des in jedem Teilchen des Universums gegenwärtigen Mantras? Besteht sie aus den Chakras? Aus dem Laut „HA“? Oder ist es etwa einzig die Shakti?
5. – 6. Ist das Zusammengesetzte der immanenten und transzendenten Energie entsprossen, oder tritt es nur aus der immanenten Energie hervor? Wenn das Zusammengesetzte nur aus der transzendenten Energie hervortritt, hätte die Transzendenz dann selbst also kein Objekt mehr. Die Transzendenz kann nicht in Töne und Teilchen unterschieden werden, denn ihre ungeteilte Natur erlaubt es ihr nicht, sich im Vielfachen zu befinden.
7. – 10. O Herr, möge deine Gnade meine Zweifel zerstören! Tadellos, tadellos! Deine Fragen, Innigstgeliebte, bilden die Quintessenz des Tantra. Ich werde dir ein geheimes Wissen offenbaren: Alles, was als zusammengesetzte Form Bhairavas wahrgenommen wird, muss als Fantasiegebilde betrachtet werden, als magische Illusion, eine am Himmel hängende Geisterstadt. Eine solche Beschreibung hat nur zum Ziel, die in Illusion und weltlichen Aktivitäten Verstrickten dazu zu bringen, sich der Kontemplation zuzuwenden. Solche Unterweisungen gelten denen, die sich für Riten und äußerliche Übungen interessieren und dem dualistischen Denken unterworfen sind.
11. – 13. Vom absoluten Standpunkt her gesehen ist Bhairava weder mit den Buchstaben noch mit den Lauten, noch mit den drei Shakti verbunden; weder mit der Öffnung der Chakras noch mit anderen Glaubenssätzen; die Shakti macht nicht seine Essenz aus. All die in den Schriften dargelegten Konzepte sind für die bestimmt, deren Geist noch zu unreif ist, um die höchste Wirklichkeit zu erfassen. Das sind nur Naschereien, um die Jünger zu ethischem Verhalten und spiritueller Praxis zu bewegen, damit sie eines Tages verstehen, dass die höchste Natur Bhairavas nicht von ihrem eigenen Selbst getrennt ist.
14. – 17. Die mystische Ekstase ist dem dualen Denken nicht unterworfen, sie ist völlig frei von Orts-, Zeit- und Raumvorstellungen. Diese Wahrheit kann nur von der Erfahrung berührt werden. Man kann sie nur erreichen, wenn man sich völlig von der Dualität und dem Ego befreit und wenn man fest in der Fülle des Bewusstseins des Selbst gegründet ist. Dieser Zustand Bhairavas ist mit der reinen Glückseligkeit der Nicht-Unterscheidung von Tantrika und Universum getränkt, er allein ist die Shakti. Ist man dergestalt in der Wirklichkeit seiner eigenen Natur wieder erkannt und enthält man das ganze Universum, kommt man mit der höchsten Sphäre in Berührung. Wer könnte da noch verehrt werden? Wem könnte da die Verehrung noch Erfüllung bringen? Einzig diese Verfassung Bhairavas ist – als die höchste anerkannt – die Große Göttin.
18. – 19. Nachdem kein Unterschied zwischen der Shakti und ihrem Besitzer mehr besteht und auch nicht zwischen Substanz und Objekt, ist die Shakti mit dem Selbst identisch. Die Energie der Flammen ist nichts anderes als das Feuer. Alle Unterscheidung ist nur ein Vorspiel zum Weg der wahren Erkenntnis.
20. – 21. Wer den Zugang zur Shakti hat, erfasst die Nicht-Unterscheidung zwischen Shiva und Shakti und überschreitet die Eingangspforte zum Göttlichen. So, wie man den Raum erkennt, weil er durch die Sonnenstrahlen erhellt wird, so erkennt man Shiva Dank der Shakti, die die Essenz des Selbst ist.
22. – 23. O höchster Gott! Du, der du einen Dreizack und eine Schädelkette trägst, wie soll man die absolute Fülle der Shakti erreichen, die jede Vorstellung, jede Beschreibung transzendiert und die Zeit und Raum aufhebt? Wie soll man diese Nicht-Dualität mit dem Universum verwirklichen? In welchem Sinn heißt es, die höchste Shakti sei die Geheimtür zum Zustand Bhairavas? Kannst du in gewöhnlicher Sprache auf diese absoluten Fragen antworten?
24. Die höchste Shakti manifestiert sich, wenn Einatmen und Ausatmen an den beiden oben und unten liegenden Punkten auf- und absteigen. So mache zwischen zwei Atemzügen die Erfahrung des unendlichen Raums.
25. Infolge der Bewegung des Atems und seines Stillstands zwischen Ein- und Ausatmen, wenn er an den beiden äußeren Punkten innehält, werden dir äußeres und inneres Herz, zwei leere Räume offenbart: Bhairava und Bhairavi.
26. Wenn der Körper im Moment des Aus- und Einatmens entspannt ist, nimm in der Auflösung des dualen Denkens das Herz, das Energiezentrum wahr, in das sich die absolute Essenz des Bhairava-Zustands ergießt.
27. Hast du vollständig ein- oder ausgeatmet und hört die Bewegung von allein auf, verschwindet in dieser allumfassenden und friedlichen Atempause die Vorstellung des „Ich“ und die Shakti offenbart sich.
28. Betrachte die Shakti wie ein helles, immer subtiler werdendes Strahlen, sie wird von der Atemenergie von Zentrum zu Zentrum getragen, von unten nach oben, durch den Lotusstängel hindurch. Wenn sie im obersten Zentrum zur Ruhe kommt, erwacht Bhairava.
29. Das Herz öffnet sich, und von Zentrum zu Zentrum steigt wie ein Blitz die Kundalini auf. So zeigt sich Bhairavas Pracht.
30. Meditiere auf die zwölf Energiezentren, die zwölf damit verbundenen Buchstaben und befreie dich vom Stofflichen, um zu Shivas höchster Subtilität zu gelangen.
31. Konzentriere die Aufmerksamkeit zwischen den beiden Augenbrauen, halte deinen Geist frei von jedem dualisierenden Gedanken, lass deine Gestalt sich bis zum Scheitel mit der Essenz der Atmung füllen und bade dort in der lichten Räumlichkeit.
32. Stelle dir die fünf farbigen Kreise einer Pfauenfeder als die fünf in den unbegrenzten Raum ausgestreuten Sinne vor und verweile in der Räumlichkeit deines eigenen Herzens.
33. Leere, Mauer, welches auch der Gegenstand deiner Betrachtung sein mag, er ist die Matrix der Räumlichkeit deines eigenen Geistes.
34. Schließe die Augen, schaue den ganzen Raum, als sei er von deinem eigenen Kopf aufgenommen, richte den Blick nach innen und siehe dort die Räumlichkeit deiner eigenen Natur.
35. Der mittlere Kanal ist die Göttin, wie der Stängel eines Lotus, innen rot, außen blau. Er geht durch deinen Körper. Wenn du über seine innere Leerheit meditierst, gelangst du zur göttlichen Räumlichkeit.
36. Verschließe die sieben Öffnungen des Kopfes mit deinen Händen und gehe im Bindu, dem unendlichen Raum zwischen den Augenbrauen, auf.
37. Meditierst du im Herzen, im oberen Zentrum oder im Raum zwischen beiden Augen, so entsteht der Funke, der das diskursive Denken auflöst, so wie man die Lider zart mit den Fingern berührt. Du wirst dann im höchsten Bewusstsein aufgehen.
38. Gehe in das Zentrum des spontanen, von selbst vibrierenden Klangs hinein, wie in den fortwährenden Klang eines Wasserfalls, oder halte dir die Ohren zu, höre den Klang der Klänge und gelange zu Brahman, der Unermesslichkeit.
39. O Bhairavi, singe bewusst und langsam „OM“, das Mantra der liebenden Vereinigung von Shiva und Shakti. Geh in den Klang hinein, und wenn er erlischt, gleite in die Freiheit des Seins.
40. Konzentriere dich auf das Auftauchen und das Verschwinden eines Klangs, erreiche dann die unaussprechliche Fülle der Leere.
41. Des Gesangs, der Musik völlig gewahr, tritt ein in die Räumlichkeit mit jedem Ton, der darin aufsteigt und sich darin wieder auflöst.
42. Visualisiere einen Buchstaben, lass dich von seiner Helligkeit erfüllen. Mit offenem Bewusstsein begib dich in seine Klangfülle und dann in ein immer feiner werdendes Gefühl. Wenn sich der Buchstabe im Raum auflöst, sei frei.
43. Wenn du die leuchtende Räumlichkeit deines eigenen, in alle Richtungen ausstrahlenden Körpers begreifst, befreist du dich von der Dualität und fügst dich ein in den Raum.
44. Wenn du gleichzeitig die Räumlichkeit des Ober- und des Unterkörpers betrachtest, trägt dich die Energie außerhalb des Körpers über das dualisierende Denken hinaus.
45. Verharre gleichzeitig in der Räumlichkeit des Unterkörpers, des Herzens sowie des Scheitels. So breitet sich durch die Abwesenheit des dualisierenden Denkens das göttliche Bewusstsein aus.
46. Nimm in einer Sekunde die Nicht-Dualität an einer Stelle des Körpers wahr, durchdringe diesen unendlichen Raum und erlange die von der Dualität befreite Essenz.
47. O Frau mit den Gazellenaugen, lass den Äther deinen Körper durchdringen, gehe in der unsagbaren Räumlichkeit deines eigenen Geistes auf.
48. Nimm an, dein Körper sei durch die Haut zusammengehaltene, reine lichte Räumlichkeit und erlange das Grenzenlose.
49. O Schönheit! Mit den im Raum des Herzens ausgebreiteten Sinnen erfasse die Wesenheit der Shakti wie einen Goldpuder von unsagbarer Feinheit, der in deinem Herzen schimmert und sich von dort in den Raum ergießt. So wirst du höchste Glückseligkeit erlangen.
50. Wenn dein ganzer Körper von Bewusstsein durchdrungen ist, löst sich der einsgerichtete Geist im Herzen auf, und du dringst also ein in die Wirklichkeit.
51. Richte deinen Geist auf das Herz aus, wenn du dich weltlichen Aktivitäten hingibst; auf diese Weise wird die Ruhelosigkeit verschwinden, und in wenigen Tagen wirst du das Unbeschreibliche erfahren.
52. Konzentriere dich auf ein immer heftigeres Feuer, das von deinen Füßen emporsteigt und dich gänzlich verzehrt. Wenn nur noch vom Wind verstreute Asche übrig bleibt, erfahre die Ruhe des Raums, der zum Raum zurückkehrt.
53. Sieh, wie die ganze Welt in ein riesiges Flammenmeer verwandelt wird. Dann, wenn alles nur noch Asche ist, gehe ein in die Glückseligkeit.
54. Wenn die immer subtileren Tattvas von ihrem eigenen Ursprung absorbiert werden, wird dir die höchste Göttin offenbart.
55. Komm zu einer kaum wahrnehmbaren, zwischen den beiden Augen konzentrierten Atmung; dann, wenn das Licht aufgeht, lass die Shakti bis ins Herz hinabsteigen und erlange dort, in der leuchtenden Gegenwart, im Moment des Einschlafens die Herrschaft über die Träume und kenne das Mysterium des Todes selbst.
56. Betrachte das gesamte Universum, als ob es sich in immer subtilere Formen auflösen würde, bis zu seiner Verschmelzung im reinen Bewusstsein.
57. Wenn du auf das Shiva-Tattva, die Quintessenz des ganzen Universums, meditierst, wirst du – ohne Begrenzungen im Raum zu erfahren – die höchste Ekstase kennen.
58. O große Göttin! Erkenne die Räumlichkeit des Universums und werde zum Krug, der es in sich aufnimmt.
59. Betrachte eine Schale oder ein Gefäß, ohne seine Ränder oder die Materie zu sehen. Binnen kurzer Zeit werde du dir des Raums bewusst.
60. Verweile an einem unendlich weiträumigen Ort, ohne Bäume, ohne Hügel, ohne Behausungen; lass deinen Blick in diesem unberührten Raum umherschweifen, von dort kommt die Entspannung des Geistes.
61. Im leeren Raum, der zwei bewusste Augenblicke voneinander trennt, offenbart sich die leuchtende Räumlichkeit.
62. Genau dann, wenn du den Impuls hast, etwas zu tun, halt ein. Wenn du dann weder im vorausgehenden noch im nachfolgenden Augenblick bist, entfaltet sich die Verwirklichung besonders intensiv.
63. Betrachte die ungeteilten Formen deines eigenen Körpers und die des gesamten Universums als ein und dieselbe Natur. Auf diese Weise ruhen dein allgegenwärtiges Wesen und deine eigene Form in der Einheit, und du erlangst die Natur des Bewusstseins.
64. Konzentriere dich bei jeglicher Aktivität auf den Raum, der das Einatmen vom Ausatmen trennt. Gelange so zur Glückseligkeit.
65. Spüre deine Substanz: Knochen, Fleisch, Blut durchtränkt von kosmischer Essenz und erfahre die höchste Glückseligkeit.
66. O Schöne mit den Gazellenaugen, betrachte die Winde wie deinen eigenen Körper der Glückseligkeit. Im Moment des Erschauerns gelange zum leuchtenden Gewahrsein.
67. Wenn deine Sinne erschauern und dein Denken reglos geworden ist, begib dich in die Atemenergie, und in dem Augenblick, in dem du ein Kribbeln spürst, erfahre die höchste Freude.
68. Wenn du das sexuelle Ritual praktizierst, möge das Denken im Erschauern der Sinne verweilen wie der Wind in den Blättern. So erreiche die räumliche Glückseligkeit der liebenden Ekstase.
69. Sei zu Beginn der Vereinigung im Feuer der Energien, die durch die innige Freude befreit werden. Gehe schließlich in der Kraft der Shakti auf. Diese Wonnen sind in Wirklichkeit diejenigen des Selbst.
70. O Göttin! Die Freude der inneren, aus der Vereinigung geborenen Glückseligkeit kann sich in jedem Moment durch die leuchtende Gegenwart des Geistes wiederholen, der sich intensiv diese Freude vergegenwärtigt.
71. Wenn du einen geliebten Menschen wieder triffst, sei vollständig in dieser Glückseligkeit und durchdringe den leuchtenden Raum.
72. Wenn du überschwängliche Freude und Ausdehnung beim Genuss von köstlichen Speisen und Getränken erfährst, sei ganz mit diesem Genießen und koste dadurch die höchste Glückseligkeit.
73. Geh auf in der durch den Genuss von Musik oder anderen Beglückungen der Sinne verursachten Freude. Wenn du nur noch diese Freude bist, erlangst du das Göttliche.
74. Dort, wo du Befriedigung findest, wird dir die Essenz der höchsten Glückseligkeit offenbart, wenn du an diesem Ort ohne mentale Schwankung verweilst.
75. Im Moment des Einschlafens, wenn der Schlaf noch nicht gekommen ist und der Wachzustand verschwindet: erkenne in genau diesem Augenblick die höchste Göttin.
76. Wenn im Sommer dein Blick sich im unendlich klaren Himmel verliert, dringe in diese Klarheit, die Essenz deines eigenen Geistes, ein.
77. Der Eintritt in die Räumlichkeit deines eigenen Geistes erfolgt in dem Moment, in dem die Intuition sich befreit durch den festen Blick, das ununterbrochene Saugen an der Liebe, durch die heftigen Gefühle, den Todeskampf oder den Tod.
78. Sitze bequem, Hände und Füße im Leeren und gehe ein in den Raum der unsagbaren Fülle.
79. In bequemer Haltung, die Hände auf Schulterhöhe geöffnet, wird sich allmählich ein Ring von leuchtender Räumlichkeit zwischen deinen Achselhöhlen ausbreiten. Er entzückt dein Herz und verursacht einen tiefen Frieden.
80.