Einigen ganz wunderbaren Menschen schulde ich großen Dank. Der Erste ist mein Dad. Gäbe es einen Preis für den in Frauenliteratur am besten versierten Vater, dann würde er dir zustehen, Dad. Ich danke dir, dass du unermüdlich gelesen, zugehört und mir Ratschläge erteilt hast. Du bist wunderbar. Wie auch Mum, deine glamouröse Partnerin. Ich liebe euch beide so sehr. Ich danke euch!
Ein dickes Dankeschön schulde ich zweifellos auch Paul, dem Mann, dem die herausfordernde Rolle zukommt, im Alltag mit mir klarkommen zu müssen. Ich danke dir dafür, dass du mich so unglaublich verwöhnst, mich zu wunderbaren Orten mitnimmst und mich erste Klasse fliegen ließt, und dass du mir keinen Vorwurf machtest, als ich mich am Champagner betrank und mich vor Begeisterung nicht mehr einkriegte.
Ich bedanke mich auch bei der schönen Caroline Devlin, dich zu kennen, ist wirklich ein Vergnügen!
Herzlichen Dank auch an Simon und Avia Hawksworth, Brent Gaffan und Carol Incontro für die kalifornischen Abenteuer. Und wie immer ein großes Dankeschön an meine legendären Freunde Simon Paul Sutton und Julia Veidt. Außerdem möchte ich noch zwei wunderbar positive und inspirierende Frauen erwähnen: Jan Roberts und Amanda Barr.
Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt alles ein Jerry-Maguire -Ende nimmt, möchte ich doch meinem Agenten Rowan Lawton danken, dem besten Agenten der Welt. Ich bin ein wirklich großer Fan von dir, Rowan.
Ich schätze mich überaus glücklich, derart wunderbare Verleger zu haben. All den Menschen, die zum Belletristik-Team von Macmillan gehören, kann ich gar nicht genug danken. Vor allem meiner Lektorin Jenny Geras, aber auch Jeremy Trevathan, Imogen Taylor und Thalia Suzuma und den genialen Werbefrauen Becky, Amy und Naomi, nebst der umwerfenden Helen von der Presseabteilung. Ebenso den brillanten Eli Dryden und Jennie Condell.
Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei all denjenigen bedanken, die mein erstes Buch gekauft und es mir dadurch ermöglicht haben, ein zweites zu schreiben. Ich war hin und weg von der Freundlichkeit und Unterstützung meiner Freunde, meiner Familie und meiner Leser und meiner stolzen Schwester Gail Roberts, die sich bei WHSmith hinstellte und allen sagte, sie sollten mein Buch kaufen – und das war überhaupt nicht peinlich! Danke auch meinem zwölfjährigen Neffen, der bei Facebook einen Fanklub ins Leben gerufen hat, und den vielen E-Mails von reizenden Leuten, denen ich nie begegnet bin.
Ich danke euch.
Von Lucy-Anne Holmes bei Blanvalet lieferbar: Oh Happy Dates
Lucy-Anne Holmes ist Schauspielerin und Autorin. Sie hat lange in London gelebt und wohnt derzeit in New York. Halb verliebt ist voll daneben erzählt dort weiter, wo ihr 2010 veröffentlichter erster Roman Oh Happy Dates aufhörte: beim Happy End. Derzeit schreibt die Autorin an ihrem dritten Roman, der ebenfalls bei Blanvalet erscheinen wird.
Ich hatte einmal eine ganz wunderbare Beziehung zu einem Mann namens Simon. Wir hätten glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage zusammenleben können. Taten wir aber nicht. Unsere wunderbare Beziehung folgte den üblichen ausgetretenen Pfaden.
Sie ging den Bach runter.
Wenn ich nur wüsste, wann genau die Sache ins Rutschen kam. Gab es da einen Moment zwischen uns, in dem ein pulsierender roter Alarmknopf mit der Aufschrift VERHÄNGNIS! aktiviert wurde? Oder war die Beziehung immer schon schlecht? War sie von Anfang an kaputt, wir jedoch zu berauscht von Sex, Zwei-zum-Preis-von-einem-Angebotswein und Fußmassagen, dass wir es gar nicht mitkriegten?
Oder hab ich einfach alles verpatzt?
Wetten, dass es Letzteres war! Etwas zu verpatzen war schon immer meine besondere Stärke.
Hätte ich die Beziehung nur behütet. Ich wünschte, ich hätte sie gepäppelt wie ein Kind.
Anfangs war sie nämlich perfekt. Ich erinnere mich noch gut an den ersten Dezember letzten Jahres. Kollektives Wohlwollen machte sich in London breit, man nennt es auch Vorweihnachtsstimmung. Der Himmel zeigte sich in seinem üblichen schmutzigen Unterhosengrau, und es war kalt wie in der Kirche zur Frühmesse. Doch in allen Zeitungen las man von der globalen Erwärmung, was Simon und ich sehr ernst nahmen. Wir hatten beschlossen, den Thermostatregler nicht anzufassen, sondern unsere Körperwärme als Heizquelle einzusetzen und häufig gemeinsam zu baden. Wir waren Ökokrieger und funktionierten unsere Zweizimmerwohnung in Camden zur Flitterwochensuite auf den Malediven um.
Simon und ich waren gut zwei Monate zusammen, aber bereits seit zwölf Jahren Freunde, und wir teilten uns seit einem guten Jahr eine Wohnung. Simon meinte, er habe geduldig darauf gewartet, dass ich endlich aufwachte und erkannte, dass die Liebe meines Lebens im Nebenzimmer schlief. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mir Aufwachen immer schon schwerfiel. Aber nichtsdestotrotz, wir liebten uns. In einer Seifenblase aus Liebe schwebten wir über dem jahreszeitlichen Chaos. Ich hätte nie gedacht, dass es auf der Welt eine Nadel geben könnte, die spitz genug wäre, sie zum Platzen zu bringen. Und schon gar nicht hätte ich damit gerechnet, dass jemand eine Axt wetzte in der Absicht, unsere Liebesblase zu zertrümmern.
Früher habe ich Weihnachten immer gehasst. Jahr für Jahr habe ich versucht, die fröhlichen Gesichter der Frauen aus der Werbung nachzuahmen. Aber es will keine rechte Freude aufkommen, wenn man in jedem Laden fünfundvierzig Minuten in der Schlange an der Kasse steht, wohl wissend, dass mindestens zwei Kreditkarten abgelehnt werden, und man sich zudem fettleibig fühlt, weil man ein Kleid anprobiert hat, in dem man wie ein Weihnachtsmann aus Pappmaschee aussieht. Ich habe die Weihnachtsprozedur nur überstanden, indem ich gegen den Schmerz antrank.
Letztes Jahr hingegen war die Weihnachtszeit die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich hatte sogar einen Adventskalender gekauft. So weit bin ich tatsächlich gegangen, als ich Weihnachten nicht hasste.
»Du darfst das erste Türchen öffnen, Schatz«, sagte Simon am Abend des ersten Dezember. Wir hatten gerade mal wieder gebadet und lagen zusammengekuschelt unter einer Decke auf dem Sofa. »Und ich werde dir deine Füße massieren.«
Er zog meine Füße in seinen Schoß, und ich biss dem Schokoschneemann, der hinter dem Türchen mit der Nummer 1 zum Vorschein kam, den Kopf ab.
»Ich liebe dich, Sarah«, sagte Simon.
Aber das hätte ich auch gewusst, wenn er es nicht gesagt hätte. Ich wusste es allein aufgrund der Tatsache, dass er sich meinen Füßen auf weniger als drei Meter näherte. Ich hatte nämlich immer Schweißfüße gehabt. Das liegt an meiner hartnäckigen Vorliebe für billige Schuhe mit hohen Absätzen. Fast mein ganzes Leben lang hat meine Familie mich Käsefuß genannt. Als Antwort darauf habe ich meine Schuhe in Plastiktüten gesteckt, die ich gut verschlossen außerhalb von Wohnräumen aufbewahrte, und meine Stinkefüße mit kräftigen Männerdeodorants besprüht. Simon wusste eine weitaus radikalere Antwort auf meine Füße. Er fand, sie müssten geliebt werden. Also wusch er sie im Bad, cremte sie ein und massierte sie, wenn wir auf dem Sofa lagen.
»Und ich liebe dich, Simon Gussett«, erwiderte ich träumerisch.
Ich betrachtete sein hübsches Gesicht mit den blauen Augen und den braunen sexy Bartstoppeln und seine muskulösen Hände, die meine Füße kneteten, und lächelte. Er erwiderte das Lächeln, und wie jedes Mal, wenn wir einander in die Augen schauten, löste dies unweigerlich eine bestimmte Reaktion aus. Wir mussten uns küssen.
Simon zu küssen war perfekt. Weder stießen dabei die Zähne gegeneinander, noch lief der Sabber. Wir küssten uns, bis wir aufhören mussten, um nach Luft zu schnappen, doch da waren meine Lippen schon immer so geschwollen, als hätte mich eine Biene gestochen. Wir grinsten einander an, und mich überkam das Bedürfnis, etwas unglaublich Intellektuelles von mir zu geben.
»Habe ich schon erwähnt, dass ich hoffnungslos in dich verliebt bin?«
Er seufzte zufrieden und nahm die Arbeit an meinen Füßen wieder auf. Dann setzte er zu einer tiefschürfenden und bedeutungsvollen Diskussion über ein sehr wichtiges Thema an.
»Weißt du, wer meine Lieblingsschauspielerin ist?«
»Äh … Angelina Jolie?«
»Nein, die sieht eklig aus.«
»Penélope Cruz.«
»Wohl kaum.«
»Ich geb’s auf.«
»Sarah Sargeant.«
Ich strahlte, denn ich bin Sarah Sargeant. Und ich bin Schauspielerin. Und würde in nur zwei Tagen nach L.A. fliegen, um eine Rolle in meinem ersten Hollywoodfilm zu spielen. In keinem x-beliebigen Hollywoodfilm. Nein, in einem Psychothriller von Eamonn Nigels. Mit siebzehn Zeilen würde ich eine Stripperin namens Taylor, die in einer Hecke umgebracht wird, unsterblich machen. Das war nicht einfach, nur die nächste Stufe meiner Karriereleiter. Es war meine Chance, ein Bein oben auf den Speicher zu kriegen.
Ich habe Werbung für Pizza Hut gemacht. Bei The Bill und Midsomer Murders mitgespielt. Habe im West End auf der Bühne gestanden. Und jetzt also Hollywood. Mein Traum wurde wahr. Es war die Erfüllung all dessen, wofür ich je in meinem Erwachsenenleben gearbeitet, geschauspielert und ausgiebig gekellnert hatte. Außerdem hatte ich einen wunderbaren Freund, der auf mich stolz war. Es überraschte mich, dass ich nicht platzte vor lauter Glück.
»Sarah Sargeant … Ich habe gehört, dass sie ganz groß rauskommt«, warf ich ein, als wäre ich bei Newsnight.
»Und ich weiß, dass ich bei ihr ganz groß rauskomme«, gab er grinsend wie ein Bauarbeiter, der ein junges Mädchen anmacht, zurück.
Ich kicherte unanständig.
»Und weißt du, wer mein liebster Organisator von Wohltätigkeitsprojekten ist?«
Das war das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Auch Simons Karriere entwickelte sich richtig gut. Er hatte viel Geld als Alleinimporteur eines Getränks auf Tequila-Basis gemacht, das in einem realistisch geformten Plastikpenis serviert wird. Aber er ist ein so guter Mensch, dass er nicht einfach nur Geld verdienen und für sich ausgeben will. Also hat er ein Wohltätigkeitsprojekt ins Leben gerufen, das Teenagern Abenteuerurlaube ermöglicht, die es sich ansonsten nicht leisten könnten. Unsere erste Reise war nach Brasilien gegangen. Ich begleitete ihn. Sie war ein ungeheurer Erfolg, und jetzt hatte Eamonn Nigels, der berühmte Filmregisseur, mir nicht nur siebzehn Zeilen Text in seinem Film gegeben, sondern unterstützte Simons Projekt auch noch finanziell.
»Nein, natürlich weiß ich nicht, wer dein liebster Organisator von Wohltätigkeitsprojekten ist. Bono?«
»Pah!«
»Geldof?«
»Mach dich nicht lächerlich.«
»Wer denn dann?«
»Elton John.«
Ich fand das sehr lustig. Simon vergaß meine Füße und stürzte sich auf mich. Und am Ende lag ich quieksend in seiner Achselhöhle, während er mich kitzelte. Ich wünschte mir, die Zeit nach diesem Moment in der Achselhöhle wäre nicht so schnell davongaloppiert. In den darauffolgenden Tagen bahnte sich nämlich eine Veränderung an.
Eine Reihe ominöser Anrufe brachte schleichend unser harmonisches Gleichgewicht ins Wanken.
Der erste Anruf erfolgte, als wir gerade unseren Christbaum kaufen wollten. Was nicht heißen soll, dass wir uns im grünen Hampstead wie im Comic durch die schneebedeckten Straßen kämpften und einen echten Nadelbaum über unseren Köpfen balancierten. Weit entfernt davon. Wir befanden uns bei Argos in der Camden High Street. Argos hatte lange Zeit auf meiner Liste unerfreulicher Dinge gestanden. Und zwar ziemlich weit oben, zwischen dem Verzehr von Innereien und Scheidenpilzen. Also hätte ich es wissen müssen.
Vermutlich sollte man Argos dazu gratulieren, dass man dort den einfachen Vorgang des Einkaufs zur Schwerstarbeit macht. Warum kann man nicht in einen Laden gehen, sich nehmen, was man haben möchte, und es dann bezahlen, wenn man stattdessen diese lustige kleine Prozedur über sich ergehen lassen kann?
An fraglichem Tag kamen Simon und ich bei Nummer 3 nicht weiter, weil jemand sämtliche kleinen Bleistifte gemopst hatte, die der Laden bereitstellte.
»Würde es meiner Filmstarfreundin etwas ausmachen, hierzubleiben, während ich rüber zum Wettbüro laufe und mir dort einen Stift klaue?«, fragte Simon.
»Das macht deiner Filmstarfreundin überhaupt nichts aus.« Ich lächelte. Es gefiel mir, wenn er mich seine Filmstarfreundin nannte. »Solange sie einen kleinen Kuss mit einem winzigen Stück Zunge bekommt, bevor ihr Wohltätigkeitsprojektorganisator sie eine ganze Minute allein lässt«, erwiderte ich, weil die Liebe einem das Gefühl gibt, Gott zu sein, einen jedoch wie einen Schwachkopf daherbrabbeln lässt.
Wir knutschten ein wenig, was ein achtjähriger Junge mit einem »Würg!« kommentierte, dann rannte Simon los und ließ mich mit dem Katalog zurück.
Meine Hand umklammerte einen ein Meter hohen künstlichen Weihnachtsbaum, für den wir uns wegen seiner Lichterkaskade und seines moderaten Preises von zwanzig Pfund entschieden hatten, als mein Handy klingelte. Es war Eamonn Nigels.
»O mein Gott!«, rief ich frohlockend, als ich ranging. »Stell dir vor! Simon und ich kaufen gerade einen Christbaum, und wir haben beschlossen, statt eines Engels ein Bild von dir auf die Baumspitze zu setzen! Weil du für uns so was wie ein Engel bist.«
Nun ist Eamonn Nigels allerdings ein erfolgreicher Filmregisseur mit Würde und Understatement. Und es lag auf der Hand, wie abscheulich er den Gedanken finden musste, wir könnten seinen Kopf ausschneiden, auf Pappe kleben und ihn mit bunten Lichtern umkränzen. Aber ich wollte ihn wissen lassen, wie dankbar wir ihm beide waren.
»Wo bist du denn, Sarah? Das klingt besorgniserregend! «
»Kann man so sagen. Bei Argos.«
»Ach, du Arme.«
»Hm. Ist ja nicht mehr lange! Ich sehe dich in ein paar Tagen«, kreischte ich. »Wie ist das Wetter denn in L.A.? Ich meine, ich weiß natürlich, dass es wärmer ist als hier. Ich habe mein Konto hoffnungslos überzogen, um Sommerklamotten zu kaufen«, kicherte ich. »Aber abends wird es sicherlich immer etwas kühler, oder? Das redet mir jedenfalls meine Mum immer ein. Kurz und gut: Brauche ich eine Jacke?« Ich habe die Angewohnheit, unentwegt Mist zu erzählen, wenn ich aufgeregt bin.
»Ach, Sarah. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber wir kriegen den Film nicht. Das Studio hat bankrottgemacht. «
»Wie bitte?«, fragte ich leise.
Wie in Trance ließ ich unseren Baum los, lief an den künstlichen Bäumen und den Weihnachtseinkäufern vorbei hinaus in die eisige Luft. Ich sah Simon aus dem Wettbüro stürzen und über die viel befahrene Straße sprinten. Er sah mich und wedelte grinsend mit einem blauen Kugelschreiber, wobei er nur um ein Haar der Kühlerhaube des 134ers entkam. Es war das erste Mal, seit wir zusammen waren, dass ich sein Lächeln nicht erwidern konnte.
»Das Studio ist pleite, Sarah«, wiederholte Eamonn. »Es tut mir schrecklich leid. Ich rufe dich bald wieder an.«
Traurig beendete ich das Gespräch und ließ mich auf einen Stapel Argos-Kataloge neben dem Eingang fallen.
»Ich werde doch nicht nach L.A. fahren«, schluchzte ich, als Simon mich erreichte.
»O Mist, Baby«, sagte er und zog meinen Kopf an seine Brust.
»Verfluchte Scheiße«, stöhnte ich in seinen Pullover, während die Enttäuschung sich breitmachte.
Jetzt hatte ich keinen Job und kein Geld. Mir blieb nur mein zerschlagener Traum und ein Haufen Oberteile, die ich mir nicht hatte leisten können und die ich jetzt nicht mehr brauchte. Ich war dem Erfolg so nah gewesen, dass ich ihn riechen konnte, aber kurz bevor ich ihn in meine Finger bekam, zog irgendein Mistkerl ihn mir weg.
»Na, komm schon, Baby. Denk positiv.«
Simon war ein wichtiger Botschafter des positiven Denkens. Er war der einzige Mann, der mir je begegnet ist, der Bücher aus der Körper-Geist-Seele-Abteilung der Buchläden kauft. Seine neueste Erwerbung war Der Weg zur Erleuchtung. Und dank dieser Bücher wurde er so entspannt, dass es ihm überhaupt nichts ausgemacht hatte, als ich vor das Wort »Weg« mit Kugelschreiber »Rück« geschrieben hatte. Ich las solche Bücher nicht. Ich liebte eher Schmöker.
»Bitte nicht die Positivschiene, Schatz. Darf ich mich nicht einfach mal in Selbstmitleid suhlen?«, protestierte ich.
»Nein, Sare! Die Energie fließt dorthin, worauf man sich konzentriert! Wenn du dich darauf konzentrierst, keinen Job zu haben, wirst du nie einen Job bekommen. Na los, stell dir vor, dass du einen anderen Job bekommst. «
Ich stöhnte theatralisch wie ein Kind, dem man gesagt hat, es solle seine Spielsachen aufheben.
»Schließ deine Augen«, befahl Simon.
Ich gehorchte widerwillig.
»Und jetzt stell es dir vor!«
»Simon!«
»Stell es dir vor. Los doch. Du bist auf der Bühne in einem großen Theater. Das Publikum schreit Hurra. Kannst du es hören?«
»Hm«, sagte ich, obwohl der Verkehr und das Geräusch der Automatiktüren von Argos das Einzige waren, was ich hören konnte.
»Ja!«, platzte er laut heraus – mit so viel Begeisterung, dass ich meine Augen aufschlug, um einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen.
Simon hatte die Augen noch immer geschlossen. Sein Gesicht war verkniffen. Er atmete tief ein, als könnte er Sommertau und nicht den Rauchabzug riechen. Dabei lächelte er zufrieden, er schien mich wirklich in einer großen Theaterrolle zu sehen. Ich saß da und schaute ihn an und fand, dass er der reizendste Mann auf dieser Erde war.
Also das war nicht exakt der Anfang vom Ende zwischen Simon und mir. Noch war keine wirkliche Veränderung eingetreten. Wir liebten uns nach wie vor. Der einzige Unterschied war der, dass ich mich wie ein Stück Scheiße fühlte. Ich war von einer Filmstarfreundin zu einer arbeitslosen Freundin abgestiegen.
Wenn ich ehrlich zu mir war, fühlte ich mich ein wenig wertlos. Betrachtete man unsere Beziehung als ein glänzendes neues Auto, dann war auf meiner Seite eine Delle aufgetaucht, für die ich mich schämte. Aber ich versuchte, die Karosserie auszubeulen. Simons Rezept lautete, die Enttäuschung zu meinem Vorteil zu nutzen. Also brachte ich die folgenden drei Tage damit zu, an Theater und Fernsehsender Bewerbungen zu schicken:
Lieber potenzieller Arbeitgeber,
eigentlich hätte ich diese Woche nach L.A. fliegen sollen, um den neuen Eamonn-Nigels-Film zu drehen. Das Studio, das für diesen Film zuständig gewesen wäre, ist bankrottgegangen.
Deshalb wende ich mich heute ganz vorwitzig an Sie für den Fall, dass Sie einen Job für eine talentierte Schauspielerin in den Zwanzigern zu vergeben haben. Hollywoods Verlust könnte Ihr Gewinn sein.
Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich für eine der von Ihnen zu vergebenden Rollen in Erwägung zögen.
Mit freundlichen Grüßen
Sarah Sargeant
Dem Brief fügte ich meinen Lebenslauf bei. Ich war stolz auf meinen Lebenslauf, obwohl noch ein bis zwei weitere Notlügen drinsteckten. Ich bin keine geborene Lügnerin. Ich habe in meinem Leben so gut wie noch nie gelogen. Ich habe nämlich eine Klosterschule besucht. Der Einfluss katholischer Schuldgefühle hat meinen Lebenslauf geprägt. Die wenigen Male, die ich gelogen habe, wurde die Lüge auf sehr peinliche Weise aufgedeckt und öffentlich gemacht. (Vor allem, als ich eine erfundene Sexgeschichte in einen Blog stellte und der Evening Standard darüber ein Feature veröffentlichte. Aber das ist eine lange Geschichte.)
Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass Lügen zum Lebenslauf dazugehört. Ein Lebenslauf ist Werbematerial. Und wir alle wissen doch, dass Werbung aus schönen Lügen besteht, damit die Sachen sich besser verkaufen.
Im Allgemeinen ist der Lebenslauf eines Schauspielers viel fiktiver als der eines normalen Menschen. Bei uns gibt es ganze Absätze, bei denen das Ausschmücken richtig Spaß macht. Ich würde wirklich gern den Menschen kennenlernen, der so viel Rückgrat hat, es nicht mal mit kreativem Schreiben zu versuchen, wenn er nach den wichtigsten »Fähigkeiten« gefragt wird. Was die »Fähigkeiten«-Abteilung angeht, bin ich gefährlich schwach bestückt. Hier eine kleine Auswahl:
Windsurfen (einmal gemacht)
Eislaufen (hab ich mal gemacht, als ich sieben war)
Flamenco (könnte ich sicherlich dran anknüpfen)
Gesprochenes Deutsch (Ja! Danke!)
Yoga (Simon macht es, also konnte ich mir viel abschauen)
Es gibt noch zwei weitere schreckliche Absätze in unseren Lebensläufen, die geradezu nach ausweichenden Formulierungen verlangen. Zum einen das Gewicht. In meinem Lebenslauf steht, dass ich vierundfünfzig Kilo wiege. Als ich vor sechs Jahren achtundfünfzig Kilo wog, war meine Angabe noch nicht besonders gelogen. Doch als ich dann im letzten Jahr bei sechsundsechzig Kilo angelangt war, vermutlich schon. Und dann das Singen. Die meisten Schauspieler können singen und müssen deshalb angeben, in welcher Tonlage sie singen können. Meine Tonlage ist die falsche, aber das kann man nicht schreiben und auch nicht »kann Töne nicht zuordnen – außer wenn betrunken«, denn Sinn für Humor ist beim Verfassen eines Lebenslaufs nicht gefragt. Also schrieb ich »Alt«, was bedeutet »schafft die hohen Töne nicht«, eine Tonlage, die meiner Einschätzung nach Schauspielerinnen angeben, die nicht besonders gut singen können.
Ich gebe durchaus zu, dass mein Lebenslauf ein paar Flunkereien beinhaltet, aber das macht mich noch nicht zu Bill Clinton. Und als mein Agent mich am 5. Dezember vergangenen Jahres anrief, aß ich gerade das fünfte Schokolädchen aus meinem Adventskalender. Es war ein Stern.
»Sarah!«
»Ist das etwa mein reizender Agent?«
»Gewiss doch, Sarah, wer sonst?«
Mein Agent ist tatsächlich reizend. Er ist ein fröhlicher vornehmer Mann Ende vierzig. Leibhaftig bin ich ihm erst zweimal begegnet. Unsere Beziehung besteht im Wesentlichen darin, dass er mich anruft, um mir mitzuteilen, dass ich ein Vorsprechen für einen Werbespot habe, um mich anschließend anzurufen und mir zu erklären, dass ich beim Vorsprechen für den Werbespot durchgefallen bin. Aber dennoch würde ich ihn gern öfter sehen. Er hat schönes üppiges rotes Haar. Viele Männer würden derart rotes Haar eher kurz halten. Nicht so Geoff, er macht auf Mick Hucknall. Aber er übertrifft Mick noch – denn er trägt dazu Bart. Und für den Fall, dass die Leute nicht erkennen, mit was für einem Exzentriker sie es zu tun haben, raucht er auch noch Pfeife.
»Ich habe nachgedacht.«
»Du überraschst mich.«
»Ich habe über die perfekte Rolle für mich nachgedacht. «
»Das ist ja wunderbar, Sarah.«
»George Clooneys Masseurin.«
»Fantastisch, Sarah, das werde ich seinen Leuten gleich mitteilen. Ich wünschte, alle meine Klienten wüssten wie du so genau, was sie wollen. Aber man hat dir einen Job angeboten.«
»Was?«
»Einen Job.«
»Mir?«
»Ja.«
»Soll das ’n Scherz sein?«
»Ich habe wohl kaum Zeit, dich zum Spaß anzurufen, Sarah.«
»Aber …«
»Es ist ein Weihnachtsmärchen.«
»Ein Weihnachtsmärchen!«
»Die Rolle der Prinzessin.«
»Ich? Eine Prinzessin!«
Ich habe noch nie in einem Weihnachtsmärchen mitgewirkt. Aber vor meinem geistigen Auge sah ich Hunderte von Kindern, die mich mit strahlenden Gesichtern in meinem hübschen Kleid mit Diadem bestaunten, während sie zum ersten Mal den Zauber einer Theateraufführung erlebten. Das war ein schönes Bild. Genau wie das der Zahl, die auf meinem Bankauszug erscheinen würde.
»Möchtest du die Rolle annehmen? Sie sind in einer Notlage.«
»Ja! Ich auch.«
»Ist ja wunderbar.«
»Moment mal. Warum bietet man mir das an?«
»Verantwortlich dafür ist Dominic, der Regisseur, mit dem du im vergangenen Sommer gearbeitet hast. Offenbar hast du ihm einen Brief geschrieben und mitgeteilt, dass du ohne Arbeit bist. Nun, seine Hauptdarstellerin ist ausgestiegen. So, wie es sich anhört, ist die Situation ziemlich dramatisch. Egal, er hat gemeint, er könne auf dein Vorsprechen verzichten. Wenn du die Rolle willst, kriegst du sie. Du bist genauso groß und schwer wie das Mädchen, das ausgestiegen ist, also wird das Kostüm passen. Und man hat sogar vor, extra für dich noch ein Flamenco-Solo einzubauen, falls Zeit bleibt, es zu choreografieren. «
Vielleicht hätte ich an dieser Stelle mit offenen Karten spielen sollen, aber ich entschied mich für die Bühne. Im Nachhinein sollte sich das als großer Fehler erweisen.
Dominic, der Regisseur, war nur eine Katastrophe von einem Nervenzusammenbruch entfernt, als ich das Theater betrat.
Er strahlte, als er mich sah.
»Wenn ich sage, es ist ein Albtraum, dann ist das noch geschönt«, flüsterte er mir gerührt ins Ohr.
Im Weihnachtsmärchenland schienen aufregende Dinge zu geschehen. Der für die Rolle der Prinzessin vorgesehene zweiundzwanzigjährige Hollyoaks-Star war tags zuvor während der Generalprobe mit dem verheirateten ehemaligen Kricketspieler durchgebrannt, der den König spielte. Der Rest der Besetzung war verständlicherweise am Abend ausgegangen, um sich zu betrinken, wobei zu allem Unglück einer der Tänzer wegen unsittlicher Zurschaustellung im Kentucky Fried Chicken um die Ecke verhaftet worden war. Der junge Mann wurde derzeit verhört, doch man ging davon aus, dass er wieder zur Truppe stoßen würde, wenn er gegen Kaution freigelassen wurde.
In der Zwischenzeit versuchte Dominic Anrufe der lokalen und nationalen Presse und der Familien der zwei geflüchteten Schauspieler abzuwimmeln. Keiner wusste, wohin die Turteltäubchen geflogen waren, doch es gab Gerüchte, wonach man sie in einem Billighotel nahe der M5 gesichtet hatte. Die Geschichte war besser als jeder Artikel eines Sensationsblatts.
»Also hier ist Ihr Skript«, sagte Dominic, der Regisseur, reichte mir den dicken Packen von Jack und der Bohnenstängel und bugsierte mich auf die Bühne. »Wir gehen jetzt das Stück in aller Ruhe durch und bauen Sie und Dennis ein.«
»Dennis?«
»Dennis Waterman, er ersetzt unseren abtrünnigen Kricketspieler. Aber er taucht erst in der zweiten Hälfte auf. Lassen Sie uns anfangen.«
Meine Mum wird hocherfreut sein, überlegte ich. Sie ist ein begeisterter Fan von Dennis Waterman und Piers Morgan. Verrückt.
»Ich möchte Ihnen nur versichern, Dominic, dass Sie bei dieser Prinzessin keine Sorge haben müssen, dass sie angesichts des Königs ihre Kontrolle verliert«, versprach ich im Bühnenflüsterton.
»Schön, Sie hier zu haben, Sarah Sargeant.«
»Schön, hier zu sein.«
Er lächelte und sah zum ersten Mal an diesem Tag nicht mehr ganz so aus wie Gordon Ramsay vor seiner Schönheitsoperation, sondern eher wie der begabte Regisseur Anfang dreißig, der er auch war.
Die Probe begann ganz hervorragend. Die Generalprobenphase einer Aufführung fand ich schon immer toll. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zwar noch kein Kostüm an, aber die Gewandmeisterin wurde jede Sekunde erwartet. Alle anderen waren schon voll kostümiert und geschminkt. Sogar das arme Mädchen im Bohnenstängel aus Pappmaschee, dessen Gesicht braun geschminkt war. Ganze Horden von Tänzern kamen als Bauernhoftiere auf die Bühne und zogen eine schweißtreibende Show ab, um dann zwanzig Minuten später als Schneeflocken zurückzukehren und die nächste Einlage zu tanzen. Das Drama hinter der Bühne hatte für so viel Energie gesorgt, dass alle ihr Bestes gaben.
Sehr schnell begeisterte ich mich für meine Rolle als Prinzessin. Ich nahm mir Zara Phillips und Prince Harry zum Vorbild. Spielte sie übertrieben vornehm mit einer Vorliebe für Pferde und spätabendliche Trinkgelage. Ich veränderte sogar die Zeile »Ich war shoppen« in »Ich war in einem Klub« – ich sagte das so, als hätte ich einen Kater und brächte mein eines Auge nicht auf. Dafür erntete ich einen großen Lacher, und Dominic klatschte. Genau darum ging es. Simon hatte Recht gehabt. Ich würde Applaus in einem großen Theater bekommen. Und plötzlich empfand ich überwältigende Dankbarkeit für die chaotische Folge von Ereignissen, die mir diese Erfahrung beschert hatten. Ich liebte meinen Job. Und dabei war es egal, ob ich ihn in Hollywood oder in Cricklewood machte. Ich war mit Leib und Seele Schauspielerin, und zwar wo und wann immer sich mir dafür Gelegenheit bot. Visualisierung war wirklich der Bringer.
Aber dann gefror mir das Blut in den Adern. Mir drehte sich der Magen um. Meine Kehle wurde trocken, meine Hände sonderten Schweiß ab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Aber im Skript stand ganz eindeutig:
Ich schloss meine Augen in der Hoffnung, dass es sich um einen Flashback von meiner einzigen LSD-Erfahrung vor vielen Jahren handelte. Ich öffnete sie wieder. Mist. Nein, so viel Glück hatte ich nicht. Die Worte waren noch immer da, und wie um sie mit einem Leuchtmarker hervorzuheben, spielte ein Klavier ein paar bemerkenswert hohe Töne, und zehn Tänzer, als Chihuahuas verkleidet, kamen spielerisch hinter mir auf die Bühne gekrochen.
»Oh, das ist Ihr erstes Lied, Sarah«, erklärte Dominic, der neben mir auf die Bühne geklettert kam. DAS ERSTE! »Können wir das mal durchspielen, damit Sarah die Melodie in den Griff bekommt?«
ICH HABE IN MEINEM GANZEN LEBEN NOCH KEINE MELODIE IN DEN GRIFF BEKOMMEN!
Der Pianist nickte. Ich konzentrierte mich angestrengt aufs Zuhören. Vielleicht lag es an der Atmosphäre oder an den Chihuahuas oder der Tatsache, dass ich die Rolle unbedingt haben wollte – jedenfalls redete ich mir ein, dass ich singen konnte. Mir fielen Simons Worte von wegen Visualisierung wieder ein. Ich bildete mir ein, die hohen Töne perfekt umsetzen zu können. Fühlte mich mächtig und zu allem fähig. Das war der Moment, auf den ich gewartet hatte. Als der Pianist erneut das Lied spielte, holte ich tief Luft. Dann öffnete ich meinen Mund.
Das Geräusch, das eine Ente macht, wenn sie von einem Fuchs angegriffen wird, habe ich zwar noch nie gehört, aber es dürfte dem Geräusch ähnlich sein, das ich an jenem Tag von mir gab. Es war definitiv das Geräusch eines Vogels in Not. Dominic, die Chihuahuas und der Pianist lachten allesamt fröhlich.
»Toll, aber jetzt mal im Ernst, Sarah!«, erklärte Dominic.
»Okay«, flüsterte ich und lächelte ihn dabei matt an.
Der Pianist setzte erneut an. Diesmal brachte ich denselben Ton heraus, nur VIEL lauter. Der Pianist hörte zu spielen auf. Die Chihuahuas krabbelten nicht weiter, und Dominic verging das Lächeln.
Das Schweigen wurde schrecklich laut. Es hallte in meinen Ohren, als es mir zuschrie, dass ich nicht singen konnte und ich durch alles Visualisieren der Welt nicht melodiös werden würde.
»Äh … ich wusste nicht, dass ich singen muss, ich, äh … kann nicht singen«, murmelte ich.
Er sah mich finster an, kaute hungrig an der Innenseite seiner Lippe und sagte dann nach einer langen Pause: »Scheiße.«
»Scheiße« war das Wort, das er zehn Sekunden später wiederholte, als eine Dame auftauchte. Sie hielt ein winziges Stück weißen Stoff in den Händen, das an eine Serviette erinnerte, und auch sie sah mich finster an, als sie gequält rief: »DU SAGTEST, SIE HABE DIESELBE GRÖSSE WIE DIESES HOLLYOAKS-FLITTCHEN!«
Und so kam es, dass ich letzte Weihnachten in Jack und der Bohnenstängel den Bohnenstängel spielte. Zwei Aufführungen täglich, sechs Tage die Woche stand ich bis auf den Weihnachtsfeiertag jeden Tag auf der Bühne und schwitzte in einem Pappmascheekostüm mit braun angemaltem Gesicht und einem festgefrorenen Lächeln, während ich darauf wartete, meine vierzehn Zeilen loszuwerden.
Simon hingegen hatte einen ganz fantastischen Dezember. Sein Wohltätigkeitsprojekt war mit fünf anderen Londoner Wohltätigkeitsprojekten für ein großes Benefizkonzert an Neujahr in der Royal Albert Hall nominiert worden. Ich war nicht neidisch auf ihn. Überhaupt nicht. Aber in mir setzte sich das Gefühl fest, womöglich nicht gut genug für ihn zu sein. Es war ein Gefühl, das Wurzeln schlug. Im Rückblick hatte das vermutlich etwas mit unserem ersten Krach zu tun.
Es war am Heiligen Abend. Simon sah sich zusammen mit meiner Mum und meinem Dad die Abendvorstellung an, danach wollten wir alle im Auto meiner Eltern runter nach Eastbourne fahren, um dort gemeinsam mit ihnen den Weihnachtstag zu verbringen.
Ich hatte schon öfter kleine Rollen in einer kleinen Theaterproduktion gehabt, und sie hatten mir immer Spaß gemacht. Solche Rollen haben viele Vorteile. Man hat jede Menge Zeit, um in der Garderobe Liebesromane und Zeitschriften zu lesen und über Jungs und übers Shoppen zu plaudern. Und man hat jede Menge Zeit, um sich Make-up von den anderen Schauspielerinnen auszuleihen, sodass man nach der Vorstellung in eine Bar gehen und aussehen kann, als arbeite man bei Mac.
Die Rolle des Bohnenstängels gewährte mir diese Vorteile nicht. Ich war während der gesamten Aufführung auf der Bühne und hatte somit keine Chance, mich mit den anderen Schauspielern anzufreunden. Was eine Schande war, denn ich hätte ein freundschaftliches Umfeld gut vertragen können. Ich hatte nämlich keine guten Freunde unter den Darstellern. Dabei hätte ich nicht sagen können, ob es daran lag, dass mich nach meinem Gequake zum Klavier alle für einen Freak hielten, oder daran, dass ich dachte, sie hielten mich dafür, und deshalb selbst auf Distanz ging. Außerdem ließ sich die braune Farbe von meinem Gesicht nur schwer entfernen, und wenn ich sie dann entfernt hatte, sah mein Gesicht aus, als wäre es eben erst aus einer Vagina gepresst worden, während alle anderen in der Bar aussahen wie Cheryl Cole.
Deshalb hielt meine Begeisterung sich auch in Grenzen, als ich nach der Aufführung am Heiligen Abend zu den anderen stieß. Ich wollte nur noch ins Auto und weg. Leider sollte es nicht sein. Schließlich war Weihnachten, und an Weihnachten will jeder was trinken. Es überraschte mich aber schon etwas, dass es meinem Partner und meiner Familie gelungen war, sich während einer Familienunterhaltung, bei der siebzig Prozent des Publikums unter acht Jahren waren, völlig abzuschießen.
Ich kam allein aus der Garderobe und huschte dann in den Pub nebenan, wo wir uns verabredet hatten. Meinen Vater entdeckte ich als Ersten. Die natürlichen Lebensräume meines Vaters sind Golfplätze und Pubs, weshalb er sich in diesem Gewühle richtig wohlzufühlen schien. Er hatte sich mit einem der schwulen Tänzer aus meiner Aufführung angefreundet, der ihm eine Pirouette mit Jazzdance-Einlage beibrachte. Mein Vater war nicht gemacht für Jazzdance. Er bewegt sich unsicher und hat einen ziemlichen Rettungsring um die Hüften – und er hätte die Drehung besser hinbekommen, wenn er sein Bierglas abgestellt hätte. Meine Mutter stand neben ihm und versuchte mit geschlossener Schutzkappe ein Foto von ihm zu machen.
Ich hielt es für das Beste, sie in Ruhe zu lassen und erst mal Simon zu holen. Ich ließ also Michael Flatley und Annie Leibowitz allein und lief durch den überfüllten Pub, um Simon aufzuspüren.
»O mein Gott!«, schrie eine der Tänzerinnen. »Dein Freund ist hinreißend!«
Diese Tatsache schien sie derart umzuhauen, dass ich einen Moment lang wie angewurzelt stehen blieb. Aber dann lächelte ich und nickte und lenkte meine Schritte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Als ich Simon endlich sah, eilte ich nicht sofort auf ihn zu. Ich blieb stehen und beobachtete ihn.
Er sah hinreißend aus. Er trug einen Kapuzenpulli, den ich ihm während meiner Hollywood-Shoppingtour gekauft hatte. Er hatte die Farbe eines Bühnenvorhangs. Sie stand ihm gut. Er wirkte entspannt und lächelte. Aber er unterhielt sich auch mit der hübschen zierlichen Neunzehnjährigen, die meine Rolle als Prinzessin übernommen hatte. Seine Hand ruhte auf ihrem winzigen Schenkel in Netzstrümpfen, und er sagte offenbar etwas Lustiges, weil sie kicherte. Ich stand so angewurzelt da wie ein Baum. Ich wollte nicht zu ihnen rübergehen. Weil ich wusste, dass ich neben diesem Mädchen vor lauter Dicksein am liebsten im Boden versunken wäre. Ich überlegte mir einen lustigen Einstieg, aber mit eingezogenem Hintern ist das nicht so einfach. Wegen Weihnachten war mein Gehirn bereits abgeschaltet, also verweilte ich etwa eine Minute lang wie ein Idiot, bis Simon aufschaute und Blickkontakt zu mir aufnahm. Er sprang vom Barhocker und kam zur Begrüßung auf mich zugeeilt. Dann umarmte er mich.
»Ich umarme gerade einen Bohnenstängel!«, schrie er.
Das Mädchen, das die Prinzessin spielte, lachte. Mir war nicht nach Lachen zumute. Mir war es peinlich. Ich dachte, sie lachten über mich, weil ich den Bohnenstängel spielte.
»Können wir gehen, Schatz? Ich bin geschafft und muss auch noch Auto fahren«, sagte ich leise.
»Ach, Baby. Bleib doch noch auf einen Drink!«, sagte er, wieder fortissimo.
Alle sahen mich an. Und ich schwebte aus mir heraus und sah, was sie sahen: die Spielverderberin mit dem fetten Hintern, deren Gesicht ein extremes Peeling über sich hatte ergehen lassen, die weder singen noch schauspielern konnte, der es aber irgendwie gelungen war, den gut aussehenden lustigen Typen an Land zu ziehen. In diesem Moment hasste ich mich und nahm es Simon übel, dass ich mich seinetwegen so mies fühlte. Das zugeben zu müssen, macht mich nicht stolz. Aber genauso empfand ich es.
»Schatz, ich muss fahren!«, herrschte ich ihn an. Es klang nach PMS.
»Ja, stimmt«, sagte er, jedoch ziemlich emotionslos.
Er machte die Runde und schüttelte den Theaterleuten, die er gerade erst kennengelernt hatte, die Hände. Danach gelang es uns mit viel Überredung und weiteren Jazzgesten, die für ein ganzes Mittelschulmusical gereicht hätten, Mum und Dad aus dem Pub und in den Wagen zu bugsieren, wo sie prompt einschliefen.
Wir (ich) fuhren eine Ewigkeit, ohne ein Wort zu wechseln. Bis Radio 2 den Will-Young-Song Leave Right Now spielte. Simon drehte die Lautstärke voll auf, und wir schmetterten mit. Für den Rest der Fahrt wurde das Radio dann wieder leise gedreht, um uns Slade zu ersparen, und Simon summte die Melodie aus dem Weihnachtsmärchen.
Richtig seltsam wurde der Abend erst, als wir uns auf der M25 befanden. Diese verdammte Straße.
»Sare?«
»Hm.«
»Weißt du, was ich toll fände?«
»Nicht doch, Schatz. Ich werde jetzt nicht anhalten«, sagte ich.
Er war betrunken. Ich ging davon aus, dass er Appetit auf gebratenes Hühnchen hatte. Doch damit lag ich falsch.
»Du brauchst nicht anzuhalten«, sagte er anzüglich.
»Simon! Keine Handgreiflichkeiten, während ich fahre!«
Mein Entsetzen war verständlich. Ich bin schließlich auch in Bestform nicht die sicherste Fahrerin.
»Auch das meine ich nicht, Baby.«
»Also, was fändest du dann toll?«
»Ein Baby.«
»O nein!«
»Angesichts all dieser Kinder beim Weihnachtsmärchen habe ich überlegt…«
Ich wandte meinen Blick kurz von der Straße ab und sah Simon an. Es sollte ein »Du-bist-betrunken-undtickst-nicht-mehr-richtig«-Blick sein. Aber er verwandelte sich in einen erschrockenen »O-MEIN-GOTT!-ER-MEINT-ES-ERNST! «-Ausdruck, als ich sein Gesicht sah, das sanfter nicht hätte sein können. Was ging da vor sich?
Simon hielt seinen Kopf leicht schräg. Ein verklärtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Ein Gesicht, wie Männer es kriegen, wenn sie bei Marks & Spencer Männer sehen, die Babys halten. Es lag nicht in meiner Absicht, angewidert die Nase zu rümpfen. Ich wusste nicht einmal, dass ich es tat.
»Sare! Warum siehst du mich mit deinem ›Mist-ichmuss-noch-die-Steuererklärung-machen‹-Gesicht an?«
»Tue ich gar nicht.«
»Tust du wohl.«
Pause.
»Mist, ich muss noch meine Steuererklärung machen.«
Pause.
»Baby.«
»Was?«
»Warum hast du das Thema gewechselt?«
»Weil du betrunken bist.«
»Bin ich nicht.«
»Bist du schon.«
»Bin ich nicht.«
»Aah! Es ist wie im Weihnachtsmärchen! Er ist hinter dir! Du bist sturzbesoffen. Du hattest deine Hände überall auf diesem Mädchen. Es war peinlich. Und jetzt bist du völlig … meschugge.«
»Sare! Was ist denn los mit dir?«
»Mit MIR? Du bist doch derjenige, der ein einziger Albtraum ist.«
Und begann gleich darauf, Simon seine Trunkenheit gebetsmühlenartig unter die Nase zu reiben, während mich dabei nur ein Gedanke beherrschte: BABYS! ER GLUCKT! WAS FÜR EIN MIST!
Wissen Sie, ich stand noch nie besonders auf Babys. Alle sagten immer: Oh, ist er oder sie nicht süß?, und ich stand immer dabei und dachte mir: Nein! Es sieht aus, als wäre es gerade durch ein sehr kleines Loch gepresst worden. Und der Gedanke, etwas von der Größe eines Highland-Terriers durch mein sehr kleines Loch zu pressen, das dabei zur Größe eines Eimers mutieren würde und zur Belohnung ein schreiendes Etwas zu bekommen, das ständige Aufmerksamkeit forderte, hatte mich noch nie besonders angesprochen.
Irgendwann einmal wollte ich schon ein Baby mit Simon haben, die Idee, ein kleines Stück von uns zu bekommen, war zugegebenermaßen verlockend. Aber nicht jetzt! Nicht in den nächsten Jahren. Nicht, bevor ich es beruflich zu was gebracht hatte. Oder jedenfalls erst dann, wenn ich glaubte, die Weisheit zu besitzen, so ein kleines Wesen aufziehen zu können. Jetzt war Üben angesagt. Ich war mir sicher, dass sich irgendwann auch bei mir der Bruttrieb meldete, und dann würde ich ihn mir packen und sagen: Lass es krachen, großer Junge!
Aber jetzt noch nicht. Ich fand es unfassbar, dass er es überhaupt vorgeschlagen hatte.
Wir fuhren schweigend weiter.
Am nächsten Tag erwähnte keiner von uns den Streit oder das Baby-Thema. Der einzige Hinweis, den ein geschickter Schnüffler hätte entdecken können, war mein vehementes Überspringen des Stücks When a Child is Born auf Mums schrecklicher Weihnachtslieder-CD.
Und wir verbrachten einen schönen Tag. Der sich aus meinen liebsten Weihnachtsvergnügungen zusammensetzte:
»Val, das war köstlich!«, lobte Simon meine Mutter nach dem Weihnachtsessen.
Wir saßen zu viert um den Esszimmertisch. Vollgefuttert mit Festtagsköstlichkeiten. Sämtliche Gürtel am Tisch waren gelockert und in meinem Fall war auch der Reißverschluss meiner Hose geöffnet worden. Doch das hieß nicht, dass wir zu essen aufgehört hätten. Der Käse stand noch auf dem Tisch, ebenso die Baileys-Eiscreme. Besser gesagt, ich hatte sie in der Hand. Ich kratzte den Karton aus. Dad verputzte den Rest Brandy-Butter, während er in Paul McKennas Buch Ich mach dich schlank las. Jahr für Jahr kaufe ich meinem Vater Diätbücher. Denn er kann diese Jahreszeit des Übermaßes besser genießen, wenn er sich mit dem Diät – und Fitnessplan beschäftigt, den er nach Neujahr in die Tat umzusetzen gedenkt.
»Dich zu verköstigen, ist wirklich eine Freude, Simon«, erwiderte meine Mum lächelnd.
Ich glaube, dass meine Mum und mein Dad Simon mehr liebten als ich. Und er erwiderte diese Liebe. Von ganzem Herzen.
Bei der Zuteilung der Eltern hat Gott es gut mit mir gemeint. Meine sind reizend. Sie sind seit fast vierzig Jahren verheiratet. Ich glaube, der Erfolg ihrer Ehe liegt darin, dass sie beide über eine kleine Portion Wahnsinn verfügen, der sich prächtig mit dem des anderen ergänzt. So könnte man beispielsweise die ungezügelte Schwärmerei meines Vaters für Selina Scott und Katherine Jenkins für merkwürdig halten, solange man die pornografischen Schreie meiner Mutter nicht gehört hat, sobald Piers Morgan auf dem Fernsehschirm erscheint. Und einigen würde mit Sicherheit das mit Besessenheit betriebene tägliche Golfspiel meines Vaters auf die Nerven gehen. Aber meine Mutter nennt ihn einfach Golden Ball und döst mit der Zeitung auf dem Sofa ein, sobald er gegangen ist. Sie haben immer noch Spaß zusammen und halten Händchen, und nach dem Sonntagsbraten gibt’s ein Schmusetänzchen zu den Klängen der Drifters.
Und ich dachte, zwischen mir und Simon würde es mal genauso sein. Wir würden einander zum Lachen bringen und der Welt die Stirn bieten. Ich sah es vor mir, wie wir voller Spaß und Abenteuer durchs Leben zogen und dann irgendwo in einem kleinen Bungalow mit einem Gemüsegarten alt wurden.
»Mein Gott, ist das eine Wohltat, einmal kein braunes Gesicht und einen Kreis von zweitausend kreischenden Kindern in den Ohren zu haben«, seufzte ich, nachdem ich die Eiscremeschachtel ausgeschleckt hatte.
»Also, Simon war ganz wunderbar zu den Kindern, die gestern Abend hinter uns saßen, Sarah«, sagte meine Mutter in einem Ton, der andeuten sollte: »ER WIRD EIN GANZ HERVORRAGENDER DAD SEIN, LIEBES. LASS DIR GANZ SCHNELL EINEN DICKEN BAUCH MACHEN, DAMIT DU IHN NICHT VERLIERST.«
»Hat er?«, sagte ich, denn sie sprach mich an, und in so einem Fall sollte man antworten.
»Es waren liebe Kinder«, sagte Simon. »Sie waren nur nicht gut erzogen.«
Meine Mutter gackerte, als wollte sie ein Ei legen.
»Die hätten mal eine tüchtige Tracht Prügel gebraucht, wenn du mich fragst«, schnaubte mein Vater. »Haben mich ständig in den Rücken getreten.«
»Du wärst ein reizender Dad«, sagte meine Mutter mit weiterem Gegacker in Richtung Simon.
Simon strahlte. Ich erstarrte. Dad hüstelte, aber es könnte auch an der Brandy-Butter gelegen haben.
»Wie findest du das Buch, Dad?«, sagte ich und wechselte geschickt das Thema.
»Möchtest du denn Kinder haben, Simon?«, erkundigte sich meine Mutter, ohne auf mein Ausweichmanöver einzugehen.
»Äh … ja … Val. Ich kann’s kaum erwarten.«
Ich sagte nichts dazu. Ich schenkte mir nur noch ein Glas Wein ein, weil ich mich plötzlich viel zu nüchtern fühlte, und sprang auf, um die CD zu wechseln, weil durch einen göttlichen Scherz plötzlich When a Child Is Born lief.
»Leg Katherine Jenkins auf«, sagte mein Dad und wurde bei der Aussicht auf Katherine Jenkins plötzlich munter.
Ich gehorchte. Ich stand neben dem CD-Spieler und blätterte die makellosen Fotos von der walisischen Sängerin im CD-Booklet durch. Wetten, dass von dieser verdammten Katherine Jenkins keiner erwartete, dass sie Kinder warf. Das Ärgerlichste an dieser ganzen Babythematik war die Erwartung, dass ich eins bekam. Wäre ich nach Hollywood gegangen, um den Eamonn-Nigels-Film zu drehen, hätte mit Sicherheit keiner von mir erwartet, mit dem Brüten anzufangen.
Ich bin immer gern eine Frau gewesen. Wir sind viel hübscher und klüger als die Männer, und unsere Klamottenläden stellen die ihren in den Schatten. Aber plötzlich wurde Frausein zum Problem. Ich hätte einfach sagen sollen: Mann, Leute, nicht so voreilig! Können wir nicht noch ein bisschen warten? Ich hab zwar nur einen Bohnenstängel gespielt, aber ich habe es noch nicht aufgegeben, in Zukunft was mit mehr Substanz zu bekommen! Also lasst uns Gespräche dieser Art vielleicht für ein bis fünf Jahre auf Eis legen!
Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich etwas in der Art gesagt hätte. Überhaupt etwas gesagt hätte. Aber ich wich dem Thema einfach aus. Und das tat ich vermutlich, weil ich Mum und Simon so sehr liebte. Schließlich will keiner die Menschen enttäuschen, die er liebt.
Doch darauf kam es jetzt auch gar nicht an, denn mein Vater tat etwas Großartiges. Er sprang vom Tisch auf. Nein, das ist irreführend. Er kam stöhnend, ächzend und rülpsend in einer langsamen Bewegung vom Sitzen zum Stehen.
»Zeit für die Sportschau«, sagte er und verließ das Esszimmer, um sich ins Wohnzimmer zu begeben, wo er sich vor den Fernseher setzte. Aber auf seinem Weg durch den Flur rief er: »Ich glaube, dein Handy klingelt, Sarah.«
Normalerweise hätte ich es einfach klingeln lassen. Plötzliche Bewegungen nach weihnachtlichen Genüssen können nur zu Verletzungen führen. Aber da das Gespräch gefährlich in Richtung Babys abzugleiten drohte, stürzte ich aus dem Zimmer und grapschte mir mein Mobiltelefon. Und ich bin mehr als froh, dass ich es tat.
»Sarah! Hier ist Eamonn! Frohe Weihnachten!«
»Du klingst, als wärst du beschwipst, Eamonn!«, sagte ich und bewies damit, dass ich ebenso beschwipst war, denn ansonsten hätte ich es nicht gewagt, einem berühmten Filmregisseur so etwas zu unterstellen.
»Voll wie eine Strandhaubitze!«, erwiderte er, und ich fand es brillant. »Ich bekam gestern Abend ein Fax von meinem Freund bei Universal«, fuhr er fort. »Nun, es kann gedreht werden! Ich wollte dich eigentlich nicht stören, aber ich dachte, dass es ein hübsches Weihnachtsgeschenk für dich ist. Das wollte ich loswerden. Grüß Simon von mir. Ich lege jetzt lieber auf.«
Er legte auf.
»Ich gehe nach Hollywood, Baby!«, kreischte ich und fühlte mich unheimlich erleichtert, als ich das Wort »Baby« aussprach. Das war ein Problem, das ruhig noch eine Weile warten konnte.