Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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3.

4.

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7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 1955

 

Kampf um Thagarum

 

Raumschlacht in Chearth – die GILGAMESCH gegen die Algiotischen Wanderer

 

von Peter Terrid und Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Seit einiger Zeit ist die Menschheit in einen Konflikt von kosmischen Ausmaßen verwickelt – und zwar ohne dass die Masse der Terraner weiß, wo dessen Fronten verlaufen. Auf der einen Seite steht die Koalition Thoregon, der friedliche Zusammenschluss von Völkern aus sechs verschiedenen Galaxien. Zu dieser Koalition soll die Menschheit alsbald gehören. Mit Perry Rhodan wurde bereits ein Terraner zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt.

Auf der anderen Seite aber steht ein Wesen namens Shabazza, das im Auftrag fremder Mächte handelt und dem offensichtlich ungeahnte Machtmittel zur Verfügung stehen. Shabazzas Manipulationen brachten das Verderben über die Bewohner verschiedener Galaxien: Unter anderem wurden in der heimatlichen Milchstraße 52 Planeten komplett entvölkert.

In Chearth, der Heimat der Gharrer, des fünften Thoregon-Volkes, hat ebenfalls eine bedrohliche Entwicklung eingesetzt: Die Algiotischen Wanderer haben die Galaxis mit einer gigantischen Flotte von 200.000 Raumschiffen angegriffen. Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, kam deshalb in die Milchstraße, um die Menschheit und ihre Verbündeten um Hilfe zu bitten.

Die Hilfe setzt sich in Marsch – doch es ist nur eine kleine Flotte. Während die Milchstraßenvölker, darunter sogar die Terraner, sich nicht dazu durchringen konnten, den Gharrern zu helfen, beteiligen sich die Maahks aus Andromeda mit zehn Kampfschiffen an der Expedition. Das stärkste Schiff der Flotte ist die GILGAMESCH, das offizielle Flaggschiff der Aktivatorträger.

Elf Schiffe sollen eine ganze Galaxis retten. Das klingt aussichtslos. Doch Atlan, der unsterbliche Arkonide, will das Wagnis eingehen – es kommt zum KAMPF UM THAGARUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ganzetta – Der Wlatschide stürzt sich in die Schlacht um Thagarum.

Mhogena – Der Fünfte Bote von Thoregon erlebt das Inferno in seiner Heimatgalaxis.

Patrick Wynes – Der Stellvertretende Feuerleitchef der MERLIN hilft im »verdeckten« Einsatz.

Tuyula Azyk – Das Bluesmädchen setzt sich für seinen »großen Freund« ein.

Vincent Garron – Den Todesmutanten plagen wieder geheimnisvolle Stimmen.

Dr. Julio Mangana – Ein Arzt kämpft um seinen Patienten.

1.

 

Ganzetta ließ ein halblautes Knurren vernehmen. Der Wlatschide trommelte mit seinen Krallen auf das Instrumentenpult vor sich und starrte gebannt auf die großen Projektionsflächen in der Zentrale seines Schiffes, der DARTANA.

»Wenn wir so vorgehen, riskieren wir unglaublich viel«, sagte er zu Mhogena, dem Fünften Boten von Thoregon, »das ist eine Abweichung von unserer bisherigen Taktik der Nadelstiche.«

Der Gharrer, der ihn aus dem Hologramm heraus anschaute, machte mit dem rechten Arm eine Geste der Zustimmung.

»Diese Taktik war in diesem Krieg bisher sinnvoll, weil die Chearther zuwenig Truppen haben«, antwortete der Gharrer bedächtig. »Jetzt haben wir eine Verstärkung und ein klares Ziel. Unser Bestreben muss deshalb sein, unseren Vorstoß nach Thagarum so schnell wie möglich durchzuführen. Die Algioten spielen mit den Einstellungen des Sonnentresors herum und versuchen den Tresor zu knacken. Wenn ihnen das gelingt, sind wir in Chearth verloren. Die Zeit drängt also sehr.«

»Du kannst dich mit deiner DARTANA zurückhalten, wenn dir die Sache zu gefährlich erscheint«, machte sich Atlan bemerkbar.

Man hatte zwischen den wichtigsten Schiffen der Verbündeten eine Konferenzschaltung hergestellt, so dass die Anführer und Kommandanten miteinander reden konnten.

»Pah!«, machte Ganzetta, begleitet von einer wegwerfenden Gebärde. »Von Zurückhaltung kann keine Rede sein. Ich möchte nur auf die Gefahren aufmerksam machen, die dieser Plan in sich birgt. Ein direkter Anflug nach Thagarum ist äußerst riskant für jedes unserer Schiffe. Der Planet steht dem Sonnentresor sehr nahe, seine Umlaufbahn und Umgebung werden hyperphysikalisch von ihm beeinflusst. Ein sicheres Navigieren ist in der Nähe des Sonnentresors sehr schwierig.«

»Das wissen wir, Ganzetta.« Atlan nickte verständnisvoll. »Es kann sein, dass eure Schiffe das Ziel verfehlen, vielleicht sogar in die Sonne Lhanzoo stürzen. Aber es scheint uns die einzige Möglichkeit zu sein, hinter die Linien der Algioten zu gelangen und Thagarum einzunehmen.«

Ganzetta nickte. Mit einer Hand fuhr er sich über das wolfsähnliche Gesicht.

»Das sehe ich ein«, stimmte er zu. »Aber unsere Leute wollen kämpfen, nicht einfach nur Feinde anlocken und verstreuen. Ihr müsst uns die Erlaubnis geben, dass wir uns gegen Angriffe der Algioten wehren dürfen.«

Atlan presste die Lippen aufeinander.

»Einverstanden«, sagte er dann langsam. »Aber übertreibt nicht dabei. Wir wissen, was die Gharrer und die Wlatschiden können, eines Beweises bedarf es nicht mehr. Wichtig ist, dass möglichst viele Einheiten der Algioten abgezogen werden, um uns den Weg nach Thagarum zu erleichtern.«

Ganzetta betrachtete den Arkoniden skeptisch. Seinem kämpferischen Naturell passte diese Vorgehensweise ganz und gar nicht ins Konzept. Für ihn waren die Algioten Eindringlinge, und er gedachte sie zu bekämpfen, wo immer es nur ging. Aber er hatte inzwischen bei einigen kleinen Manövern gelernt, dass die Technologie der Galaktiker jener der Wlatschiden und Gharrer überlegen war. Eine Entscheidung im Kampf gegen die Algiotischen Wanderer war ohne die Hilfe der Galaktiker wahrscheinlich nicht möglich; folglich lag das Sagen bei ihnen, ob es Ganzetta gefiel oder nicht.

»Ich stimme dem Plan zu«, grollte der Kommandant der Wlatschiden.

Mhogena machte mit beiden Armen eine Geste der Befriedigung.

»Dann kann es losgehen«, sagte er halblaut. »Ich gebe jetzt den Einsatzbefehl für die tausend Gharrerschiffe!«

Wenige Minuten später hatten sich die tausend Einheiten formiert, in drei Angriffskeilen, und in Marsch gesetzt. Es war die größte Flotte seit langem, die von den Gharrern gegen die Invasoren mobilisiert wurde. Denn eigentlich gab es in Chearth bei weitem nicht genug Schiffe, um sich gegen 200.000 Feindraumer behaupten zu können. Nach den zahlreichen Raumgefechten war die ohnehin schwache Militärmacht der Gharrer weiter zusammengeschrumpft.

Die Flotte stand rund 500 Lichtjahre vom Standort des Sonnentresors entfernt. Sie bestand aus tausend Großraumschiffen der Gharrer, aus zehn Maahkschiffen, der DARTANA Ganzettas und aus der GILGAMESCH der Cameloter. Nach zehn Minuten waren die Gharrerschiffe verschwunden.

Ihr Ziel war die 50-Lichtjahre-Zone, die von den Algiotischen Wanderern beherrscht und kontrolliert wurde. Was die Sache erschwerte, war der Umstand, dass der Anflug in einer einzigen Etappe erfolgen musste, um zu gewährleisten, dass der Angriff für die Algioten völlig überraschend erfolgte.

Ganzetta starrte auf die große Projektionsfläche in der Zentrale der DARTANA. Dort waren jetzt nur noch die zehn Maahkschiffe zu sehen, dazu die GILGAMESCH. Ganzetta war sehr gespannt darauf, dieses große Schiff der Galaktiker einmal im wahren Kampf zu sehen. Wie groß mochte der technische Vorsprung der Galaktiker in Wirklichkeit sein?

Die Darstellung änderte sich. Eine der drei Gharrerflotten hatte ihr Ziel erreicht und war rematerialisiert. Die Daten aus der Zentrale des jeweiligen Kommandantenschiffs wurden ohne Zeitverlust übertragen und auf die Wand projiziert.

Der Raum am Ziel war leer, wie es erwartet worden war. Aber die Algioten mussten die Annäherung der Gharrerflotte angemessen haben und würden vermutlich recht bald reagieren.

Ganzetta stieß ein zufriedenes Knurren aus. Die Formation der Gharrer war vorbildlich und verbreiterte sich, als die Schiffe die Distanzen untereinander vergrößerten. Nur wenige Minuten vergingen, bis die Algioten auftauchten.

Die Invasoren kamen in gewaltiger Überzahl. Mindestens dreitausend Knoten- und Pfeilschiffe stürzten sich auf die Walzenschiffe der Gharrer. Sie eröffneten sofort das Feuer, als sie in Reichweite der Geschütze kamen.

Die Gharrer erwiderten das Feuer auf der Stelle. Ihre Geschütze trafen wesentlich präziser als die Angreifer. Grell aufleuchtende Feuerbälle zeigten an, wo die Gharrer bei ihrem Abwehrfeuer ein Schiff der Algioten vernichtet hatten.

Aber die Gharrer war eigentlich nicht zum Kämpfen in diesem Raumsektor erschienen. Die Flotte schwärmte aus und suchte Distanz zu den Angreifern. Dabei flogen die gharrischen Kommandanten verwirrende Manöver, die Kurse wirkten verschlungen und kreuzten einander.

Für die Bordrechner an Bord der Algioten bildeten diese Manöver naturgemäß kein großes Problem; die Ortung der Algioten arbeitete nach wie vor perfekt.

Aber die entscheidenden Kommandos in der Algiotischen Flotte stammten von lebenden Wesen, und denen wurde mit diesen verwirrenden Flugmanövern ordentlich zugesetzt. Es gehörte zu den Eigenarten intelligenten Lebens, hinter allen nur möglichen Erscheinungen der Natur ein System oder eine gewisse Ordnung zu suchen. Folglich versuchten die algiotischen Kommandanten, auch hinter den Flügen der Gharrer so etwas zu erkennen wie einen Plan, eine gewisse Systematik, die dem ganzen Manöver einen Sinn verlieh.

Nun, ein wesentlicher Sinn dieses Manövers war, die Algioten zu verirren. Das gelang scheinbar mühelos. Nach einer halben Stunde war die Verwirrung komplett. Überall im Leerraum trieben Schiffe, die einander beschossen; die Schlacht löste sich in Einzelgefechte auf. Dabei achteten die Gharrer sorgfältig darauf, die größere Treffsicherheit und Reichweite ihrer Geschütze wirksam werden zu lassen.

Ganzetta sah es mit Wohlgefallen. Dass auf gharrischer Seite ebenfalls Verluste zu beklagen waren, Schiffe beschädigt oder sogar vernichtet wurden, war zwar tragisch, bildete aber einen untrennbaren Bestandteil der gesamten Aktion. Wichtig war vor allem, die Zahl dieser Verluste gering zu halten.

Auf den Projektionswänden konnte Ganzetta erkennen, dass es in drei verschiedenen Raumsektoren in der Nähe des Sonnentresors zu solchen Gefechten kam, in die immer mehr Schiffe der Algioten verwickelt wurden. Ganzetta stieß ein zufriedenes Knurren aus; der Plan funktionierte augenscheinlich.

Unterdessen hatte sich das Blatt allem Anschein nach gewendet. Die Algioten mit ihrer gewaltigen Übermacht, Ganzetta schätzte sie auf mindestens zwanzig zu eins, machten nun regelrecht Jagd auf die Schiffe der Gharrer, denen nichts anderes übrigblieb, als sich abzusetzen.

Aber die sonst so überaus friedfertigen Gharrer waren offensichtlich so erpicht auf eine Raumschlacht, dass sie ein paar Lichtjahre entfernt vom Schlachtgeschehen wieder rematerialisierten. Das konnte den Algioten natürlich nicht verborgen bleiben.

Die Flotten der Invasoren setzten nach.

Ganzetta studierte die Anzeigen auf der Projektionswand, auf der das gesamte Schlachtgeschehen in graphischer Form dargestellt wurde; er nickte zufrieden.

Der Plan ging anscheinend auf.

Die Gharrer hatten vor, möglichst viele Schiffe der Algiotischen Wanderer vom Sonnentresor wegzulocken, um auf diese Weise den verbliebenen Einheiten den Vorstoß nach Thagarum zu erleichtern. Und das gelang auch.

Ganzetta schätzte, dass die Gharrer inzwischen fast fünfzigtausend algiotische Raumschiffe in Bewegung gesetzt hatten. Dabei spielten die verwirrenden Flugmanöver der gharrischen Einheiten eine wichtige Rolle.

Für die militärische Führung der Algioten stellte es sich so dar, als tauchten an allen möglichen und unmöglichen Stellen in dem 50-Lichjahre-Gebiet um den Sonnentresor Einheiten der Gharrer auf, die sich zum Kampf stellten und beachtliche Abschussquoten unter den Algioten erzielten.

Entsprechend groß war die Verwirrung bei den Algioten. Wahrscheinlich wurden die gharrischen Flotten doppelt und dreifach gezählt, außerdem war man auf algiotischer Seite ohnehin recht nervös.

Der Kommandant der Wlatschiden musterte die Lage.

Es sah gut aus, wie erwartet. Rund 50.000 Knoten- und Pfeilschiffe machten Jagd auf die Walzenraumer der Gharrer, die nach wie vor verwirrende Kurse flogen. Ihre Manöver lockten die Verfolger immer weiter weg vom Zentrum der 50-Lichtjahre-Kugel, die die Algiotischen Wanderer nach ihrer Invasion besetzt hatten.

Von den Gharrern waren inzwischen dreiunddreißig Schiffe angeschossen oder restlos zerstört worden, ein hoher Blutzoll; zum Ausgleich hatten die Gharrer dank ihrer überlegenen Technologie rund dreihundert algiotische Schiffe abgeschossen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Allerdings sprach die Rechnung gegen die Gharrer. Den rund 200.000 Einheiten der Invasoren hatten sie einfach nicht genügend Schiffe mit entsprechend ausgebildeten Mannschaften entgegenzusetzen. Die Wlatschiden als die militärisch stärkste Macht von Chearth verfügten zu Beginn des Konfliktes über rund 20.000 Schiffe, von denen höchstens zweitausend als wirkliche Kriegsschiffe gelten konnten, dazu kamen rund zehntausend Einheiten, denen man bei äußerst großzügiger Auslegung einen vergleichbaren Status beilegen konnte.

Nach den vergangenen Wochen der zahlreichen Raumgefechte waren diese Zahlen nicht mehr zutreffend; alle Flotten hatten wesentlich geringere Stärken aufzuweisen.

Aber die eigentliche Schwierigkeit waren nicht die Schiffe, sondern die Besatzungen. Seit Jahrtausenden war in Chearth nicht mehr in »größerer Weise« gekämpft worden, es fehlte den Besatzungen an einschlägiger Erfahrung. Zwar waren wenigstens die Besatzungen der hochgerüsteten Kriegsschiffe auf Kampfeinsätze vorbereitet und wussten, was sie zu tun hatten.

Aber Theorie und Praxis waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Das Bewusstsein, im Kampf zu töten und womöglich getötet zu werden, musste sich erst entwickeln; damit mussten die Besatzungen fertig werden, und es fiel ihnen sehr, sehr schwer. Vor allem der Aspekt, mit dem Feuern der eigenen Waffe tödliche Wirkung auf der anderen Seite zu erzielen, bereitete weniger den Wlatschiden, sondern vor allem den Gharrern sowie den anderen Chearth-Bewohnern die größten Schwierigkeiten.

Ganzetta blickte sich in seiner Zentrale um.

Er konnte mit seinen Leuten zufrieden sein. Seine DARTANA war kampf- und einsatzklar, die Besatzung brannte förmlich auf eine neue Bewährungsprobe.

Ganzetta warf noch einmal einen Blick auf die große Projektionsfläche. Die Lage dort war, zumindest aus der Sicht der Algioten, ziemlich verwirrend. Erst wenn man einen Gesamtüberblick entwarf, der über die 50-Lichtjahre-Zone hinausging, ergab sich ein Bild, das interpretationsfähig war. Dann nämlich wurde offenkundig, dass die Gharrer nur ein Ziel hatten: das Gebiet um den Sonnentresor von algiotischen Einheiten zu entlasten.

Es war sehr still in der Zentrale der DARTANA. Die Wlatschiden blickten auf die Projektionsflächen. Dort konnten sie die Kommandanten der anderen Schiffe erkennen, vor allem Mhogena und Atlan.

Der Galaktiker und der Fünfte Bote von Thoregon standen zusammen, beobachteten die Entwicklung der Dinge und rührten sich nicht.

Sie schwiegen beharrlich, und das zerrte an den Nerven von Ganzetta und dessen Wlatschiden.

Wann ging es endlich los?

Mhogena hob in diesem Augenblick einen Arm.

»Aufbruch!«, bestimmte der Gharrer mit rauer Stimme.

Ganzetta stieß ein zufriedenes Knurren aus. Endlich ...

2.

 

Ganzetta krallte sich an seinem Sitz fest.

Die DARTANA wurde durchgeschüttelt und bockte entsetzlich. Hyperkräfte unbekannter Art griffen nach dem Schiff des wlatschidischen Kommandeurs und rissen es aus dem Kurs. Die Anzeigen auf den Instrumenten flackerten hektisch. Selbst eine leistungsfähige Hypertronik war kaum imstande, der sich unaufhörlich verändernden Datenflut Herr zu werden; dazu waren die Veränderungen zu stark und kamen zu schnell.

Ganzetta wusste, dass er mit seinem Leben spielte, ebenso mit dem Leben seiner Besatzung. Es war ein selbstmörderisches Unterfangen, in nur einer Hyperflug-Etappe in die 50-Lichtjahre-Zone um den Sonnentresor einzufliegen, mit dem Ziel Lhanzoo und Thagarum. Normalerweise hätte man sich Zeit gelassen, immer wieder angehalten und Messungen über fünfdimensionale Energieströme angestellt, um dann in kleinen Hyperphasflug-Abschnitten einen weiteren Teil der Strecke zurückzulegen.

Aber in der 50-Lichtjahre-Zone wimmelte es von Raumschiffen der Algiotischen Wanderer. Noch immer trieben sich rund 150.000 Einheiten in diesem Raumbezirk herum.

Bei kurzen Sprüngen durch den Hyperraum war die Gefahr zu groß, genau vor den Geschützen der Algioten zu landen und sofort beschossen zu werden. Deswegen musste der Sprung nach Lhanzoo in einem Anlauf bewältigt werden, auch auf die Gefahr hin, dabei Schiffe und Mannschaften zu verlieren.

Für Sekunden war es ruhig in der DARTANA, dann begann das Chaos von neuem. Hyperkräfte griffen nach dem Schiff und zerrten daran. Die Auswirkungen waren nicht zu kontrollieren, geschweige denn zu beherrschen.

Messinstrumente gaben qualmend den Geist auf, die Zurufe der Zentralebesatzung klangen immer hektischer. Die Spannung stieg aufs äußerste.

Niemand wusste, wo die DARTANA nach diesem beinahe gewaltsamen Durchbruch durch den Hyperraum herauskommen würde. Abweichungen von etlichen Lichtstunden waren wahrscheinlich, insgeheim wurde von Abweichungen von einem bis zu fünf Lichtjahren geredet. Die Hyphas-Antriebe konnten in dieser Region nicht exakt arbeiten.

Was das bedeutete, lag auf der Hand.