James Fenimore Cooper


Der Pfadfinder

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-945667-93-4


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Dreißigstes Kapitel



O laß mich atmen bloß die Lüfte,
Die deinen holden Mund umschweben,
So süß mir, wie der Rose Düfte.
Ob Tod sie bringen oder Leben.

Moore


Pfadfinder war an die Einsamkeit gewöhnt; aber als der Scud völlig verschwunden war, umdüsterte das Gefühl des Alleinseins seine Seele. Nie vorher war er sich seiner vereinzelten Stellung in der Welt bewußt geworden; denn erst jetzt hatten sich seine Gefühle allmälig in die Annehmlichkeiten und Bedürfnisse des geselligen Lebens, besonders wenn diese mit häuslichen Freuden in Verbindung standen, gefügt. Nun aber war Alles, so zu sagen in einem Nu, verschwunden, und er blieb ohne Gefährten und ohne Hoffnung zurück. Selbst Chingachgook hatte ihn, freilich nur für eine Weile, verlassen, und so fehlte des Freundes Nähe gerade in einem Augenblick, welchen wir den entscheidendsten in dem Leben unseres Helden nennen könnten.

Pfadfinder stand noch in der zu Ende des vorigen Kapitels beschriebenen Stellung, als der Scud schon längst verschwunden war. Seine Glieder schienen erstarrt, und nur ein Mann, der gewöhnt war, seine Muskeln den härtesten Hebungen zu unterwerfen, vermochte so lange in einem derartigen, marmorgleichen Zustande zu verharren. Endlich verließ er den Ort; doch ehe er seinen Körper bewegte, stieß er einen Seufzer aus, welcher sich aus den tiefsten Tiefen seiner Brust zu heben schien.

Es war eine Eigentümlichkeit dieses außerordentlichen Mannes, daß ihm seine Sinne und seine Glieder nie ihre Dienste versagten, mochte der Geist auch noch so sehr von anderweitigen Interessen befangen sein. Auch bei der gegenwärtigen Gelegenheit blieben ihm diese wichtigen Hilfsmittel treu, und obgleich sich seine Gedanken ausschließlich mit Mabel, ihrer Schönheit, dem Vorzuge, welchen sie Jasper gegeben, ihren Tränen und ihrem Abschiede beschäftigten, bewegte er sich doch in gerader Linie der Stelle zu, wo June noch an dem Grabe ihres Gatten weilte. Die nun folgende Unterhaltung wurde in der Sprache der Tuscarora's geführt, welche Pfadfinder geläufig war; da aber diese Zunge nur von außerordentlich gelehrten Leuten verstanden wird, so geben wir eine freie Übersetzung derselben, wobei wir, so weit es möglich ist, den Gedankenausdruck sowohl, als die eigentümlichen Wendungen der sprechenden Personen beibehalten wollen.

June saß, ohne die Gegenwart des Andern zu bemerken, mit aufgelösten Haaren auf einem Stein, der bei dem Ausschaufeln des Grabes in der Erde gefunden worden war, und nun an der Stelle lag, wo Arrowheads Körper ruhte. Sie glaubte in der Tat, Alle, außer ihr, hätten die Insel verlassen, und der Tritt von des Pfadfinders Moccasin war zu leise, um sie auf eine raue Weise zu enttäuschen.

Pfadfinder betrachtete das Weib einige Minuten mit stummer Aufmerksamkeit. Der Anblick ihres Schmerzes, die Erinnerung an ihren unersetzlichen Verlust und der sichtliche Ausdruck ihrer Trostlosigkeit übten einen heilsamen Einfluss auf seine eigenen Gefühle. Sein Verstand sagte ihm, um wie viel tiefer, als bei ihm selbst, die Quellen des Kummers bei einem jungen Weibe lägen, welche ihres Gatten so plötzlich und gewaltsam beraubt worden war.

"Dew of June," sagte er feierlich und mit einem Ernste, welcher die Innigkeit seiner Teilnahme bezeichnete; "du bist nicht allein in deinem Schmerze. Wende dich, und laß dein Auge auf einen Freund blicken."

"June hat keinen Freund mehr!" antwortete die Indianerin. "Arrowhead ist zu den glücklichen Jagdgründen gegangen, und Niemand ist übrig, der für June Sorge trägt. Die Tuscarora's werden sie aus ihren Wigwams jagen; die Irokesen sind ihren Augen verhaßt und sie mag sie nicht ansehen. Nein! laß June sterben über dem Grabe ihres Gatten."

"Das geht nicht, das darf nicht sein. Es ist gegen Vernunft und Recht. Du glaubst an den Manito, June?"

"Er hat sein Gesicht vor June verborgen, weil er zornig ist. Er hat sie allein gelassen, um zu sterben."

"Höre auf einen Mann, der seit lange die Natur der Rothäute kennt, obgleich er von Geburt ein Weißer ist und weiße Gaben besitzt. Wenn der Manito eines Blaßgesichts etwas Gutes in dem Herzen eines Blaßgesichts hervorbringen will, so schickt er ihm Leiden; denn in unsrem Kummer, June, blicken wir mit scharfen Augen in unser Inneres, mit den schärfsten, wenn es sich um Unterscheidung von Recht oder Unrecht handelt. Der große Geist will dir wohl und hat den Häuptling hinweggenommen, damit dich seine listige Zunge nicht irre leite und dein Charakter nicht der einer Mingo werde, wie du bereits schon in ihrer Gesellschaft warft."

"Arrowhead war ein großer Häuptling," erwiderte die Indianerin mit Stolz.

"Er hatte seine Verdienste, gewiß; doch hatte er auch seine Fehler. Aber June, du bist nicht verlassen und wirst es auch nicht so bald sein. Laß deinen Schmerz austoben, laß ihn der Natur gemäß austoben, und wenn die geeignete Zeit kommt, will ich dir mehr sagen."

Pfadfinder ging nun zu seinem Kahne und verließ die Insel. Im Verlauf des Tages vernahm June ein- oder zweimal den Knall seiner Büchse, und beim Untergang der Sonne erschien er wieder mit Vögeln, die bereits mit einem Wohlgeschmack zubereitet waren, welcher den Appetit eines Epicuräers hätte in Versuchung führen können. Diese Art von Verkehr dauerte einen Monat, während welcher Zeit June es hartnäckig verweigerte, das Grab ihres Gatten zu verlassen, obgleich sie die freundlichen Gaben ihres Beschützers schweigend hinnahm. Hin und wieder sprachen sie mit einander, bei welchen Gelegenheiten Pfadfinder ihren Gemütszustand untersuchte; die Unterredungen waren aber stets kurz und selten. June schlief in einer der Hütten, wo sie ihr Haupt sicher nieder legen konnte, denn sie war sich des Schutzes eines Freundes bewußt, obgleich Pfadfinder sich jede Nacht auf eine anliegende Insel, auf der er sich selbst eine Wohnung gebaut hatte, zurückzog.

Mit dem Ablaufe des Monats war jedoch die Jahreszeit zu weit vorgerückt, um June's Lage angenehm zu machen. Die Bäume hatten ihre Blatter verloren und die Nächte wurden kalt und winterlich. Es war Zeit zur Abreise.

Da erschien auf einmal Chingachgook wieder. Er hielt mit seinem Freunde eine lange und vertrauliche Unterredung auf der Insel. June war Zeuge ihrer Bewegungen und sah, daß ihr Beschützer sehr betrübt war. Sie schmiegte sich an seine Seite und suchte mit weiblicher Zartheit und weiblichem Instinkt seinen Kummer zu lindern.

"Ich danke dir, June, ich danke dir!" sagte er; "du meinst es gut, aber es ist umsonst. Doch es ist Zeit, daß wir diesen Ort verlassen. Morgen wollen wir abreisen. Du gehst mit uns, denn du bist jetzt wieder zur Vernunft gekommen."

June gab in der demütigen Weise einer Indianerin ihre Zustimmung und zog sich zurück, um die ihr noch übrige Zeit bei Arrowheads Grabe zuzubringen. Ohne Rücksicht auf Stunde und Jahreszeit brachte sie die ganze Herbstnacht ihr Haupt auf keinen Pfühl. Sie saß in der Nähe der Stelle, welche die irdischen Reste ihres Gatten barg, und betete in der Weise ihres Volkes für sein Glück auf dem endlosen Pfade, den er erst jüngst angetreten hatte, und für andere Wiedervereinigung in dem Lande der Gerechten. So demütig und nieder gedrückt sie auch in den Augen des Gedankenlosen erscheinen mochte, das Bild Gottes war in ihrer Seele, und sie verkündete ihren göttlichen Ursprung durch die sehnsuchtsvollen Gefühle, welche die Stumpfsinnigen, die nur den äußern Anstrich des Gemütes tragen, überrascht haben würden.

Sie reisten am Morgen mit einander ab, Pfadfinder ernst und umsichtig in Allem, was er tat, Big Serpent dem Beispiele des Gefährten in tiefem Schweigen folgend, und June demütig, entsagend, aber von Kummer gebeugt. Sie fuhren in zwei Kähnen; der des Weibes blieb zurück. Chingachgook ruderte stromaufwärts voraus und Pfadfinder folgte. Sie steuerten zwei Tage westwärts und schlugen eben so oft ihr Nachtlager auf den Inseln auf. Zum Glück wurde das Wetter milder, und als sie in den See gelangten, fanden sie ihn so glatt und ruhig wie einen Teich. Es war der Sommer der Indianer, die Zeit der Windstillen; die dunstige Atmosphäre hatte fast die Milde des Juni.

Am Morgen des dritten Tages kamen sie an der Mündung des Oswego vorbei, wo das Fort und die ruhige Flagge sie vergeblich zum Landen einlud. Ohne einen Blick seitwärts zu werfen, ruderte Chingachgook über die dunklen Wasser des Stromes und Pfadfinder folgte in schweigender Emsigkeit. Die Wälle waren mit Zuschauern angefüllt, aber Lundie, welcher seine alten Freunde erkannte, gestattete nicht, sie anzurufen.

Gegen Mittag fuhr Chingachgook in eine kleine Bai ein, wo der Scud in einer Art Rhede vor Anker war. An dem Ufer befand sich eine kleine, vor Alters entstandene Lichtung, und am Rande des See's lag ein etwas roh behauenes, neu und vollständig ausgebautes Blockhaus. Der ganze Platz trug das Gepräge der Wohnlichkeit und des Überflusses der Grenze, obgleich er etwas wild und einsam war. Jasper stand am Ufer, und als Pfadfinder landete, bot er ihm zuerst die Hand. Die Begrüßung war einfach, aber sehr herzlich. Es wurden keine Fragen gestellt, denn augenscheinlich hatte Chingachgook die nötigen Erklärungen gegeben. Pfadfinder hatte die Hand seines Freundes nie mit mehr Wärme gedrückt als bei dieser Zusammenkunst, und lachte sogar von ganzem Herzen als er ihm sagte, wie er so recht im Glücke zu sitzen scheine.

"Wo ist sie, Jasper, wo ist sie?" flüsterte endlich der Wegweiser, denn Anfangs schien er selbst vor der Frage zu bangen.

"Sie erwartet uns im Hause, mein lieber Freund, wohin, wie Ihr seht, June bereits vorausgeeilt ist."

"Mag auch ein leichter Fuß June Mabeln entgegen führen, ihr Herz wird nicht leichter dadurch. Ihr habt also den Geistlichen in der Garnison gefunden und die Sache ist nun ganz im Reinen?"

"Wir ließen uns eine Woche, nachdem wir Euch verlassen hatten, trauen, und Meister Cap reiste des andern Tages ab. Ihr habt vergessen, nach Eurem Freund Salzwasser zu fragen."

"Nicht doch, nicht doch; der Serpent hat mir Alles erzählt; und dann höre ich lieber von Mabel und ihrem Glücke sprechen. Lachte das Kind oder weinte sie, als die Feierlichkeit vorüber war?"

"Sie tat Beides, mein Freund; aber ..."

"Ja, das ist so ihre Art, Tränen und Heiterkeit. Ach, sie erscheinen uns Leuten aus den Wäldern gar so liebenswürdig, und ich glaube, ich würde Alles für Recht halten, was Mabel täte. Und glaubt Ihr, Jasper, daß sie meiner überhaupt bei diesem freudevollen Anlaß gedachte?"

"Gewiß, Pfadfinder! Sie denkt an Euch und spricht von Euch täglich, fast stündlich. Niemand liebt Euch so, wie wir."

"Ich weiß, daß mich Wenige mehr lieben, als Ihr, Jasper. Chingachgook ist vielleicht jetzt noch das einzige Geschöpf, von welchem ich das sagen kann. Nun, es führt zu nichts, länger zu zögern; es muß geschehen, und so kann es denn eben so gut gleich geschehen. So zeigt mir den Weg Jasper, ich will's versuchen, noch einmal in ihr süßes Auge zu blicken."

Jasper ging voran und bald trafen sie mit Mabel zusammen. Letztere empfing ihren ehemaligen Verlobten mit hohem Erröten, und ihre Glieder zitterten, so daß sie sich kaum aufrecht zu halten vermochte. Doch war die Art, wie sie ihm entgegenkam, liebevoll und offen. Bei diesem Besuche Pfadfinders, der, obgleich Letzterer in der Wohnung seiner Freunde speiste, nicht länger als eine Stunde dauerte, hätte ein geübter Seelenkenner ein treues Bild von Mabels Geschichte, wie auch von ihrem Benehmen gegen Pfadfinder und ihren Gatten erhalten können. Gegen den Letzteren zeigte sie, wie es bei Neuvermählten gewöhnlich ist, noch etwas Zurückhaltung, aber der Ton ihrer Stimme war sogar noch sanfter als gewöhnlich: ihre Blicke waren zärtlich und sie sah ihn selten an, ohne daß die Glut ihrer Wangen Gefühle verriet, welchen Zeit und Gewohnheit noch nicht den Stempel der vollkommenen Ruhe aufgedrückt hatten. Gegen Pfadfinder war sie ernst, aufrichtig, sogar ängstlich; aber ihre Stimme bebte nie; das Auge senkte sich nicht, und wenn die Wangen erröteten, so geschah dies in Folge von Regungen, welche sich mit der Besorgnis verbinden.

Endlich kam der Augenblick, wo Pfadfinder aufbrechen mußte. Chingachgook hatte bereits die Kähne verlassen und sich am Saume des Waldes aufgestellt, wo ein Pfad in's Innere führte. Hier erwartete er ruhig die Ankunft seines Freundes. Sobald Letzterer dieses bemerkte, erhob er sich feierlich und nahm Abschied.

"Ich habe bisweilen gedacht, daß das Schicksal ein wenig zu hart mit mir umgegangen sei," sagte er; "aber dieses Weib, Mabel, hat mich beschämt und zur Vernunft gebracht."

"June wird bei mir bleiben," unterbrach ihn rasch unsere Heldin.

"Ich habe mir das auch so vorgestellt. Wenn irgend Jemand ihren Schmerz heilen und ihr das Leben wieder wert machen kann, so sind Sie es, Mabel, obgleich ich zweifle, daß es Ihnen gelingen wird. Das arme Geschöpf ist eben so sehr ohne Stamm, als ohne Gatten, und es ist nicht leicht, sich mit dem Gefühle auszusöhnen, Beide verloren zu haben. Ach! warum kümmere ich mich aber um anderer Leute Elend und Heiraten, als ob ich nicht selber genug Leides auf dem Herzen trüge! Sagen Sie mir nichts, Mabel, sagt mir nichts, Jasper! Laßt mich im Frieden und wie ein Mann meinen Weg ziehen. Ich habe Euer Glück gesehen, und das ist schon etwas Namhaftes; ich werde um so eher im Stande sein, meinen Kummer zu tragen. Nein, ich will Sie nicht wieder küssen, Mabel; ich will Sie nie wieder küssen. Hier ist meine Hand, Jasper; drückt sie, Junge, drückt sie, ohne Umstände; 's ist die Hand eines Mannes, und nun, Mabel, da haben Sie sie auch; nein, nicht so" Mabel wollte sie küssen und in Tränen baden "Sie müssen das nicht tun."

"Pfadfinder," fragte die junge Frau, "wann werden wir Euch wieder sehen?"

"Ich habe auch schon daran gedacht, ja, ich habe daran gedacht. Wenn einmal die Zeit kommt, wo ich Sie ganz als eine Schwester betrachten kann, Mabel, oder als mein Kind, es ist besser, wenn ich sage, als mein Kind, denn Sie sind jung genug, um meine Tochter sein zu können; dann, verlaßt Euch daraus, dann will ich wieder kommen, denn es würde mir das Herz erleichtern, Zeuge Eures Glücks zu sein. Aber wenn ich nicht kann, lebt wohl, lebt wohl, der Sergeant hatte Unrecht, ja, der Sergeant hatte Unrecht!"

Dies waren die letzten Worte, welche Jasper Western und Mabel Dunham je von Pfadfinder hörten. Er entfernte sich, da die Macht der Gefühle ihn überwältigte, und befand sich schnell an der Seite seines Freundes. Als Letzterer ihn kommen sah, lud er sich seinen Pack auf und schlüpfte unter die Bäume, ohne zu warten, bis er angesprochen wurde. Mabel, ihr Gatte und June sahen noch lange der Gestalt des Pfadfinders nach, in der Hoffnung, daß er ihnen noch einen Wink oder einen Scheideblick zuwerfen werde; aber er schaute nicht zurück. Ein oder zweimal kam es ihnen vor, als ob er den Kopf schüttelte, wie Einer, der im Schmerze seiner Seele erzitterte; dann fuhr er mit der Hand in die Höhe, als ob er wisse, daß man ihm nachsehe: aber ein Schritt, dessen Kraft kein Kummer beugen konnte, entführte ihn bald ihren Blicken, und er verlor sich in die Tiefen des Urwaldes.

Weder Jasper, noch seine Gattin, sahen Pfadfinder je wieder. Sie blieben noch ein Jahr an den Ufern des Ontario; dann ließen sie sich durch Caps dringende Bitten veranlassen, zu ihm nach New-York zu ziehen, wo Jasper ein bemittelter und geachteter Kaufmann wurde. Im Verlaufe der Zeit erhielt Mabel dreimal wertvolle Geschenke von Pelzwerk, und ihre Gefühle sagten ihr, woher sie kämen, obgleich kein Name die Gaben begleitete. In späterer Zeit jedoch, als sie bereits Mutter mehrerer Kinder war, gab sich ihr eine Veranlassung, das Innere des Landes zu besuchen, und sie befand sich unter den Ufern des Mohawks, von ihren Söhnen begleitet, deren ältester bereits fähig war, ihr Beschützer zu sein. Bei dieser Gelegenheit bemerkte sie einen Mann in sonderbarer Tracht, welcher sie aus der Entfernung mit einer Aufmerksamkeit betrachtete, daß sie dadurch veranlaßt wurde, über sein Gewerbe und seinen Charakter Erkundigung einzuziehen. Sie erfuhr, daß er der berühmteste Jäger in diesem Teil des Staates, es war nach der Revolution und ein Mann von großer Sittenreinheit und bezeichnenden Eigentümlichkeiten sei, und daß man ihn in diesem Landstrich unter dem Namen Lederstrumpf kenne. Etwas Weiteres konnte Frau Western nicht erfahren: aber jener Blick aus der Ferne und das eigentümliche Benehmen des unbekannten Jägers machten ihr eine schlaflose Nacht und warfen einen wehmütigen Schatten über ihre noch immer lieblichen Züge, welcher mehrere Tage lang nicht verschwand.

Auf June hatte der doppelte Verlust ihres Gatten und ihres Stammes den von Pfadfinder vorausgesehenen Einfluss geübt. Sie starb in Mabels Hütte an den Ufern des See's, und Jasper führte ihre Leiche nach der Insel, wo er sie an Arrowheads Seite beerdigte.

Lundie erlebte es, seine alte Liebe heimzuführen und nahm als ein gebeugter, schlachtenmüder Veteran seinen Abschied; aber sein Name wurde in unsern Tagen durch die Taten eines jüngeren Bruders berühmt, der dem ältern in seinem Lairdstitel nachfolgte, diese Würde aber bald mit der eines großen Seehelden vertauschte.

 

 

Inhalt



Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

 

 

Erstes Kapitel



Der Rasen gebe des Altares Duft,
Zum Tempel wölben sich des Himmels Räume,
Der Opferrauch sei mir der Berge Luft,
Und mein Gebet des Herzens stille Träume.

Moore



Es tritt jedem Auge nahe, in welch' enger Verbindung das Erhabene mit dem Unermeßlichen steht. Die tiefsten, die umfassendsten und vielleicht die reinsten Gedanken erfüllen die Phantasie des Dichters, wenn er in die Weiten eines unbegränzten Raumes schaut. Selten erblickt man zum ersten Mal die endlose Fläche des Ozeans mit Gleichgültigkeit, und selbst in der Dunkelheit der Nacht findet die Seele eine Parallele zu der Größe, die unzertrennlich von Bildern zu sein scheint, welche die Sinne nicht in Rahmen zu fassen vermögen. Mit solchen Gefühlen der Verwunderung und Ehrfurcht, den Sprößlingen des Erhabenen, blickten die verschiedenen Personen, mit welchen ich die Handlung dieser Erzählung eröffnen muß, auf die vor ihren Augen liegende Szene. Die Gesellschaft bestand aus zwei Männern und zwei Weibern, welche, um eine freiere Aussicht auf ihre Umgebung zu gewinnen, einen Haufen Bäume zu ersteigen versuchten, welche der Sturm umgestürzt hatte. Man nennt solche Stellen in jenen Gegenden Windgassen, und da nur an solchen das Licht der Sonne in die dunklen, dunstigen Wäldergründe zu dringen vermag, so bilden sie eine Art von Oasen in der feierlichen Dunkelheit der jungfräulichen Wälder Amerika's.

Die genannte Windgasse lag auf einer sanften Ansteigung, welche, obgleich sie nur unbedeutend war, dem, der ihren höchsten Punkt erstiegen hatte, eine weithin reichende Aussicht, deren sich Wanderer in den Wäldern nur selten erfreuen können, darbot. Der Umstand, daß die Gasse auf einem Hügel lag, und daß die Waldlücke sich abwärts zog, gewährte dem Auge ungewöhnliche Vorteile. Die Physiker haben es bis jetzt noch nicht vermocht, das Wesen der Kräfte zu ergründen, welche so oft Stellen auf die beschriebene Weise verwüsten, und sie haben es bald in den Wirbelwinden, welche auf dem Meere die Wasserhosen erzeugen, bald in plötzlichen und heftigen Durchzügen elektrischer Strömungen zu finden geglaubt. Wie dem übrigens sei, die Erscheinung selbst ist eine in den Wäldern wohlbekannte Tatsache. Am oberen Saume der genannten Waldlücke hatte jener unsichtbare Einfluss Baum auf Baum in einer Weise aufgetürmt, daß nicht nur der männliche Teil der Gesellschaft im Stande war, sich etwa dreißig Fuß über den Boden zu erheben, sondern daß auch die furchtsameren weiblichen Genossen sich durch einige Nachhilfe und Ermutigung zur Teilnahme veranlassen ließen. Die ungeheuern Stämme, welche die Gewalt des Sturmes zerbrochen und fortgetrieben hatte, lagen wie Strohhalme untereinander gemengt, indes die Zweige mit den duftenden, welkenden Blättern sich untereinander verflochten, und den Händen hinreichende Anhaltspunkte boten. Ein Baum war vollkommen entwurzelt und das untere Ende zu oberst gekehrt, so daß es mit der in den Wurzelzwischenräumen befindlichen Erde für unsere vier Abenteurer, als sie die gewünschte Höhe erreicht hatten, eine Art von Gerüste bildete.

Der Leser darf sich bei der ihm vorgeführten Gruppe keine Leute von Stand denken. Es waren Reisende in der Wildnis, denen man auch unter anderen Verhältnissen angesehen haben würde, daß ihren frühern Gewohnheiten und ihrer wirklichen gesellschaftlichen Stellung vieles von den Bedürfnissen der höhern Stände fremd geblieben war. In der Tat gehörten auch zwei von der Gesellschaft, ein Mann und ein Weib, zu den eingebornen Eigentümern des Bodens; sie waren Indianer aus dem bekannten Stamme der Tuscaroras. Das dritte Glied der Gesellschaft trug die Eigentümlichkeiten und Abzeichen eines Mannes, der seine Tage auf dem Ozean zugebracht hatte und, wenn er anders auf irgend eine Stellung Anspruch machen konnte, keine viel höhere, als die eines gemeinen Seemanns einnahm. Der weibliche Gefährte des letzteren war ein Mädchen, aus einer nicht viel höheren Klasse als die seinige, obgleich ihre Jugend, das Anmutige ihrer Gesichtsbildung und eine bescheidene, aber ausdrucksvolle Miene ihr den Charakter des Verstandes und jener Verfeinerung ausprägten, welche so viel zu der Hebung weiblicher Reize beiträgt. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit leuchteten in ihrem vollen blauen Auge die erhabenen Gefühle, welche das großartige Schauspiel in ihr erzeugte, und ihr angenehmes Gesicht zeigte jenen Ausdruck des Nachdenkens, mit welchem alle tiefen Gemütsbewegungen, obgleich gerade sie das größte Vergnügen gewähren, die Gesichtszüge geistvoller und gedankenreicher Personen beschatten.

Und wahrlich, die Szene war hinreichend geeignet, einen tiefen Eindruck auf die Phantasie des Beobachters zu üben. Das Auge streifte gegen Westen, in welcher Richtung allein die Aussicht frei war, über ein Meer von Blättern, das in dem herrlich wechselnden, lebhaften Grün einer kräftigen Vegetation, beschattet von den üppigen Ästen des zweiundvierzigsten Breitegrades prangte. Die Rüster mit ihren zierlichen, hängenden Zweigen, die reichen Varietäten des Ahorns, am meisten aber die edlen Eichen der amerikanischen Urwälder, mit den breitblättrigen Linden, welche man in diesen Gegenden unter dem Namen des Unterholzes kennt, bildeten durch die Verschlingung ihrer Wipfel einen breiten, endlosen Blätterteppich, der sich gegen Abend hinzog, bis er den Horizont begränzte und sich mit den Wolken mischte, ähnlich den Wellen des Ozeans, die am Saume des Himmelsgewölbes sich an die Wolkenmassen reihen. Hin und wieder gestattete eine durch Stürme oder durch die Laune der Natur erzeugte Lücke unter diesen riesenhaften Waldesgliedern einem untergeordneten Baume aufwärts zu streben gegen das Licht, und sein bescheidenes Haupt nahezu in ein gleiches Niveau mit der ihn umgebenden grünen Fläche zu bringen. Von der Art war die Birke, ein Baum, der in minder begünstigten Gegenden schon eine Bedeutung hat, die Zitterpappel, einige kräftige Nußbäume und verschiedene andere, so daß das Unedle und Gemeine ganz zufällig in die Gesellschaft des Stattlichen und Großartigen geworfen zu sein schien. Hie und da durchbohrte der hohe gerade Stamm der Fichte die ungeheure Ebene, hoch über sie wegragend, gleich einem großartigen Denkmal, welches die Kunst auf einer grünen Fläche errichtete.

Es war das Endlose der Aussicht, die fast ununterbrochene Fläche des Grüns, was dem Ganzen den Charakter der Größe, aufprägte. Die Schönheit des Anblicks zeigte sich jedoch in den zarten Tinten, gehoben durch den Wechsel des Lichts und des Schattens, indes die feierliche Stille die Seele mit heiliger Scheu erfüllte.

"Onkel," sagte das freudig erstaunte Mädchen zu ihrem männlichen Gefährten, dessen Armes sie sich mehr wie eines Berührungspunktes, als einer Stütze bediente, da sie selbst auf sicheren Füßen stand, "wie sehr erinnert dieser Anblick an den Ozean, der Euch so teuer ist."

"So viel, als sich eben ein unwissendes Mädchen einbilden mag, Magnet," (es war dies ein Ausdruck der Zärtlichkeit, dessen sich der Seemann oft als einer Anspielung auf die persönlichen Anziehungskräfte seiner Nichte bediente,) "aber nur ein Kind kann eine Ähnlichkeit zwischen dieser Handvoll Blätter und dem wirklichen atlantischen Ozean finden. Nimm alle diese Baumwipfel zusammen, sie würden nichts weiter, als einen Strauß für Neptuns Jacke geben."

"Ich denke, Eure Phantasie versteigt sich, Onkel. Schau nur, hier ist Meile an Meile, und doch sehen wir nichts als Blätter. Was kann uns ein Blick auf den Ozean mehr geben?"

"Mehr?" erwiderte der Onkel, und berührte sie in ungeduldiger Bewegung mit dem Ellbogen, da er die Arme gekreuzt und die Hände in dem Busen eines rotlinenen Wamses, wie man es damals trug, verborgen hatte, "mehr, Magnet? Sage lieber, was weniger? Wo sind denn die kräuselnden Wellen, die blauen Wasser, die Rollwogen, die Brandungen, die Walfische, die Wasserhosen, und die endlose Bewegung in diesem bisschen Walde da, mein Kind?"

"Und wo sind die Baumgipfel, die festliche Stille, die duftigen Blätter auf dem Ozean, Onkel?"

"Weg damit, Magnet! Wenn du etwas von solchen Dingen verstündest, so wüßtest du, daß grünes Wasser dem Seemann Gift ist. Kaum einen Grünschnabel kann er weniger leiden."

"Aber grüne Bäume sind ganz andere Dinge. Horch! Dieser Ton ist das Säuseln des Windes in den Blättern."

"Da solltest du einen Nordwest sausen hören, Mädchen; aber, freilich, einen Wind auf dem Achterdecke kannst du dir nicht denken. Ha, wo sind die Kühlten, die Orkane, die Passat- und Ostwinde und ähnliche Erscheinungen aus diesem Waldfleckchen hier? und was für Fische schwimmen unter dieser zahmen Fläche?"

"Daß es hier Stürme gegeben hat, zeigt die Gegend rund um uns her hinreichend, und, wenn auch nicht Fische, so sind doch Tiere unter diesen Blättern."

"Ich weiß das nicht!" erwiderte der Onkel mit dem absprechenden Tone eines Seemanns. "Man erzählte uns zu Albany manche Geschichten von wilden Tieren, mit denen wir zusammentreffen könnten, und doch haben wir nicht so viel gesehen, als ein Seekalb erschrecken könnte. Ich zweifle, ob eines von diesen Landthieren sich mit einem Äquatorhai vergleichen läßt."

"Seht!" rief die Nichte, welche sich mehr mit der Betrachtung des endlosen Waldes, als mit ihres Onkels Argumentationen beschäftigte, "dort ringelt sich Rauch über den Gipfeln der Bäume. Mag der wohl aus einem Hause kommen?"

"Ja, ja; 's ist das Aussehen von 'was Menschlichem in diesem Rauch," erwiderte der alte Seemann, "was mehr wert ist, als tausend Bäume. Ich muß ihn Arrowhead zeigen, der bei seinem Rennen wohl an einem Hafen vorbeifahren würde, ohne ihn zu erkennen. Wo Rauch ist, da muß auch wahrscheinlich ein Küchenraum sein."

Als er ausgesprochen, zog er die Hand aus dem Busen, berührte den Indianer, welcher in der Nähe stand, leicht an der Schulter und deutete auf eine dünne Dunstsäule, welche sich in der Entfernung von ungefähr einer Meile langsam aus der Blätterwildnis emporstahl und in fast unmerklichen Nebelstreifen in der bebenden Atmosphäre verlor. Der Tuscarora war eine von jenen edlen Kriegergestalten, welche man unter den Ureinwohnern dieses Kontinents vor einem Jahrhundert häufiger antraf, als dieses gegenwärtig der Fall ist, und ob er gleich oft genug mit den Kolonisten in Berührung gestanden hatte, um mit ihrer Sprache und ihren Sitten vertraut zu sein, so hatte er doch wenig oder gar nichts von der wilden Größe und der einfachen Würde eines Häuptlings verloren. Zwischen ihm und dem alten Seemann hatte zwar ein freundschaftlicher, doch etwas entfernter Verkehr stattgefunden, denn der Indianer war zu oft mit den Offizieren der verschiedenen militärischen Posten zusammengekommen, um nicht die subalterne Stellung seines gegenwärtigen Reisegefährten zu kennen. Die ruhige Zurückhaltung des Tuscarora hatte auch in der Tat ein solches Übergewicht auf Charles Cap, denn so war der Name des Seemanns, geübt, daß Letzterer selbst in seiner fröhlichsten Laune oder in seinen dünkelvollsten Augenblicken sich keine Vertraulichkeit erlaubte, obschon ihr Verkehr bereits über eine Woche anhielt. Der Anblick des aufsteigenden Rauchs jedoch hatte ihn wie die plötzliche Erscheinung eines Segels auf der See ergriffen, und das erste Mal während ihres Zusammenseins wagte er es, den Krieger auf die eben bezeichnete Weise zu berühren.

Das schnelle Auge des Tuscarora warf einen raschen Blick auf den Rauch. Dann erhob er sich leicht auf die Zehenspitzen und stand eine volle Minute mit erweiterten Nüstern da, gleich dem Reh, das in der Luft Gefahr wittert, mit einem Blick, ähnlich dem des gut dressirten Hühnerhundes, der auf den Wink seines Herrn lauert. Dann senkte er die Ferse mit einem schwachen, kaum vernehmbaren Ausruf in der sanften Tonweise, welche einen so eigentümlichen Contrast mit dem rauen Kriegsgeschrei der Indianer bildet. Seine Züge waren ruhig, und sein schnelles, dunkles Auge flog über das Blätterpanorama, als ob er mit einem Blick jeden Umstand, der ihm Auskunft erteilen konnte, erfassen wollte. Die lange Reise, welche sie durch den breiten Gürtel der Wildnis unternommen hatten, war, wie Onkel und Nichte wohl wußten, notwendig mit Gefahr verbunden, obgleich sie nicht gerade bestimmen konnten, ob die Spuren von menschlicher Nachbarschaft gute oder schlimme Vorzeichen seien.

"Es müssen Oneida's oder Tuscarora's in unserer Nähe sein, Arrowhead," sagte Cap, indem er sich mit der gewöhnlichen Benennung an seinen indianischen Gefährten wandte. "Wird es nicht gut sein, Gesellschaft mit ihnen zu machen, um ein behagliches Nachtlager in ihrem Wigwam zu gewinnen?"

"Dort kein Wigwam," antwortete Arrowhead in seiner unbeweglichen Weise, "zu viel Baum."

"Aber Indianer müssen da sein; vielleicht einige von Euren alten Kameraden, Meister Arrowhead."

"Kein Tuscarora, kein Oneida, kein Mohawk, Blaßgesichtsfeuer."

"Der Teufel ist es! Wohl, Magnet! Das übersteigt eines Seemanns Philosophie. Wir alten Seehunde können reden von eines Soldaten und eines Schiffers Tabakskaue, und das Soldatengat von der Hängmatte eines Kameraden unterscheiden, aber ich glaube nicht, daß der älteste Admiral von seiner Majestät Flotte einen Unterschied finden wird zwischen dem Rauch eines Königs und dem eines Kohlengräbers."

Der Gedanke, in diesem Meer von Wildnis menschliche Wesen zu Nachbarn zu haben, hatte das Roth aus den blühenden Wangen des schönen Geschöpfes, welches ihm zur Seite stand, und den Glanz ihrer Augen noch erhöht. Doch schnell kehrte sie den überraschten Blick zu ihrem Verwandten, und da sie Beide zu oft die Kenntnisse, wir möchten fast sagen, den Instinkt des Tuscarora bewundert hatten, so sprach sie mit Zögern:

"Ein Blaßgesichtsfeuer? Gewiß, Onkel das kann er doch nicht wissen?"

"Zehn Tage früher, Kind, würde ich darauf geschworen haben; aber jetzt weiß ich wahrlich nicht, was ich glauben soll. Ich möchte mir die Freiheit nehmen, zu fragen, warum Ihr Euch einbildet, daß der Rauch, welchen wir sehen, der eines Blaßgesichts und nicht der einer Rothaut ist?"

"Feucht Holz," erwiderte der Krieger mit einer Ruhe, ähnlich der eines Pädagogen, welcher seinem ungelehrigen Zögling eine arithmetische Demonstration klar zu machen sucht. "Viel feucht, viel Rauch; viel Wasser, schwarzer Rauch."

"Aber, Vergebung, Meister Arrowhead, der Rauch ist weder schwarz, noch ist dessen viel vorhanden. So viel ich erkennen kann, ist es ein so lichter und leichter Rauch, als nur je einer aus eines Kapitäns Teekessel stieg, wenn zum Brennmaterial nichts Anderes als einige Schnitzel von den Ballastunterlagen zu finden waren."

"Zu viel Wasser," entgegnete Arrowhead mit einem leichten Kopfnicken. "Tuscarora zu schlau, als zu machen Feuer mit Wasser, Blaßgesicht zu viel Buch, und brennt Alles; viel Buch, wenig Wissen."

"Vernünftig, ich geb' es zu," sagte Cap, der eben kein Freund von Büchern war, "das ist ein Stich auf dein Lesen, Magnet. Der Häuptling hat nach seiner Weise verständige Ansichten von den Dingen. Wie weit aber, Arrowhead, entfernt uns Eure Berechnung noch von der Pfütze, welche Ihr den großen See nennt, und auf die wir nun schon so viele Tage lossteuern?"

Der Tuscarora blickte auf den Seemann mit ruhiger Überlegenheit und sprach:

"Ontario gleich dem Himmel; eine Sonne und der große Reisende wird es erfahren."

"Wohl, ich kann's nicht läugnen, daß ich ein großer Reisender gewesen bin, aber von allen meinen Reisen war diese die längste, die am wenigsten einträgliche und die entfernteste auf dem Lande. Wenn dieser Frischwasserbehälter so nahe und zu gleicher Zeit doch so groß sein soll, Arrowhead, so sollte man doch glauben, daß ein Paar gute Augen ihn aufzufinden vermöchten; denn es hat den Anschein, als ob man Alles, was innerhalb des Raumes von dreißig Meilen liegt, von diesem Lug-aus sollte sehen können."

"Sieh," sagte Arrowhead, indem er einen Arm mit ruhiger Würde vor sich ausstreckte, "Ontario."

"Onkel, Ihr seid gewöhnt zu schreien ,Land ho'! aber nicht Wasser ho', und seht es deshalb nicht," rief die Nichte mit Lachen, wie die Mädchen über ihre eigenen eitlen Einfälle zu tun pflegen.

"Wie, Magnet! Glaubst du, daß ich mein angeborenes Element nicht kennen würde, wenn ich es zu Gesicht bekäme?"

"Aber der Ontario ist nicht Euer angeborenes Element, lieber Onkel, denn Ihr kommt von dem Salzwasser, und dieses Wasser ist süß."

"Das könnte allenfalls für einen jungen Schiffmann einen Unterschied machen, aber nirgends in der Welt für einen alten. Ich würde das Wasser kennen, wenn ich es in China zu Gesicht bekäme."

"Ontario," wiederholte Arrowhead mit Begeisterung, und deutete mit der Hand gegen Nordwest.

Cap blickte auf den Tuscarora zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Bekanntschaft mit einem gewissen Anflug von Verachtung, obgleich er nicht ermangelte, der Richtung von Auge und Arm des Häuptlings zu folgen, welche allem Anschein nach auf eine leere Stelle des Himmels in kleiner Entfernung über der Blätterfläche hinwiesen.

"Ja, ja: es entspricht ganz der Erwartung, die ich mir machte, als ich die Küste verließ, um einen Süßwasserteich aufzusuchen," erwiderte Cap mit Achselzucken, gleich einem Manne, der mit sich im Reinen ist und alle weiteren Worte für unnötig hält. "Der Ontario mag da, oder meinetwegen in meiner Tasche sein. Wohl, ich will auch annehmen, daß er Raum genug gibt, unser Canoe aus ihm zu handhaben, wenn wir ihn erreichen. Aber, Arrowhead, wenn Blaßgesichter in unserer Nachbarschaft sind, so hätte ich wohl Lust, sie anzubreyen."

Der Tuscarora gab durch ein ruhiges Kopfnicken seine Zustimmung, und die ganze Gesellschaft verließ schweigend die Wurzeln des umgestürzten Baumes. Als sie den Boden erreicht hatten, deutete Arrowhead seine Absicht an, gegen das Feuer hin zu gehen, und sich über die Lage desselben Sicherheit zu verschaffen. Zugleich hieß er sein Weib und die beiden andern Reisenden zu dem Canoe, welches sie in dem nahen Strome gelassen hatten, zurückkehren und seine Wiederkunft erwarten.

"Warum, Häuptling?" erwiderte der alte Cap. "Das möchte wohl angehen auf dem Ankergrund und in der Landweite, deren Fähre man kennt. Aber in einer so unbekannten Gegend, wie diese, halte ich es nicht für rätlich, den Lootsen sich so weit vom Schiff entfernen zu lassen, und wir wollen deshalb, mit Eurer Erlaubnis, unsere Gesellschaft nicht trennen."

"Was verlangt mein Bruder?" fragte der Indianer ernst, ohne sich jedoch durch dieses offen ausgesprochene Mißtrauen beleidigt zu achten.

"Eure Gesellschaft, Meister Arrowhead, und nichts weiter. Ich will mit Euch gehen und diese Fremden sprechen."

Der Tuscarora willigte ohne Bedenken ein und beauftragte sein geduldiges, unterwürfiges Weibchen, welche selten ihr volles, reiches, schwarzes Auge anders als mit dem gleichen Ausdruck der Achtung, der Furcht und der Liebe auf ihn richtete, sich zu dem Boot zu begeben. Nun erhob aber Magnet eine Schwierigkeit. Obgleich mutig und, da wo es galt, von ungewöhnlicher Energie, war sie doch ein Weib, und der Gedanke, in der Mitte einer Wildnis, von deren Unabsehbarkeit sie eben erst ihre eigenen Sinne überzeugt hatten, von ihren beiden männlichen Beschützern verlassen zu werden, wurde ihr so peinigend, daß sie den Wunsch ausdrückte, ihren Onkel zu begleiten.

"Die Bewegung wird mir, nachdem ich so lange in dem Canoe gesessen, gut bekommen, lieber Onkel," fügte sie bei, als das Blut langsam auf die Wangen zurückkehrte, welche, ungeachtet ihrer Bemühung, ruhig zu erscheinen, erblaßt waren, "und vielleicht sind auch Frauen bei den Fremden."

"So komm denn, Kind. Es ist ja nur eine Kabelslänge, und wir werden wohl eine Stunde vor Sonnenuntergang zurück sein."

In Folge dieser Erlaubnis schickte sich das Mädchen, deren wirklicher Name Mabel Dunham war, an, die Männer zu begleiten, indes das Weib des Indianers, Dew of June, welche zu sehr an Gehorsam, Einsamkeit und das Düster der Wälder gewöhnt war, um Furcht zu fühlen, geduldig ihren Weg gegen das Boot richtete.

Die Drei, welche in der Windgasse zurückgeblieben waren, suchten nun ihren Weg rings um die verwickelten Irrgänge derselben, und gelangten in der erforderlichen Richtung an den Saum des Waldes. Einige Blicke des Auges genügten Arrowhead; aber der alte Cap berieth sich über die Richtung des Rauches mit einem Taschencompaß, ehe er sich dem Schatten der Bäume anvertraute.

"Dieses Steuern nach der Nase, Magnet, mag wohl für einen Indianer gut genug sein, aber ein rechter Seemann kennt die Tugend der Nadel," sagte der Onkel, indes er sich mühte, dem leicht dahin schreitenden Tuscarora auf der Ferse zu folgen. "Auf mein Wort, Amerika würde nie entdeckt worden sein, wenn Columbus nichts als seine Nasenlöcher gehabt hätte. Freund Arrowhead, habt Ihr je eine Maschine, wie diese hier, gesehen?"

Der Indianer drehte sich um, warf einen Blick auf den Kompass, welchen Cap auf eine Weise hielt, daß er die Richtung ihres Weges anzeigte, und antwortete ernst:

"Ein Blaßgesichtsauge. Der Tuscarora sieht in seinen Kopf. Das Salzwasser nun ganz Auge; keine Zunge."

"Er meint, Onkel, daß wir Ursache hätten, stille zu sein. Vielleicht traut er den Personen nicht, mit denen wir zusammenzutreffen beabsichtigen."

"Ach, es ist dies die Gewohnheit eines Indianers, wenn er sich bewohnten Quartieren nähert. Du siehst, daß er die Pfanne seines Gewehrs untersucht, und es wird wohl gut sein, wenn ich bei meinen Pistolen das Gleiche tue."

Ohne bei diesen Vorbereitungen Unruhe zu verraten, da sie während ihrer langen Reise durch die Wildnis an dieselbe gewöhnt worden war, hielt sich Mabel mit einem Schritt, so leicht und elastisch, als der des Indianers, dicht an ihre Gesellschafter. Während der ersten halben Meile beobachteten sie, außer einem tiefen Schweigen, keine weitere Vorsichtsmaßregel. Als sie sich aber mehr der Stelle näherten, wo sie das Feuer finden mußten, wurde eine größere Sorgfalt nötig.

Der Urwald stört unter den Baumkronen gewöhnlich die Aussicht fast durch nichts Anderes, als durch die schlanken, geraden Baumstämme. Alle Vegetation hatte sich zum Licht emporgehoben und unter dem Laubhimmel ging man wie durch ein weites natürliches Gewölbe, welches sich auf Myriaden roher Säulen stützte. Diese Säulen oder Bäume dienen oft dazu, den Abenteurer, den Jäger oder den Feind zu verbergen, und je mehr Arrowhead mit schnellen Schritten sich der Stelle nahte, wo ihn seine geübten, unfehlbaren Sinne den Aufenthalt der Fremden erwarten ließen, desto leichter wurden seine Tritte, desto wachsamer sein Auge, desto größer die Sorgfalt, seine Person zu verbergen.

"Sieh, Salzwasser," sprach er triumphierend, indem er auf eine Öffnung zwischen den Bäumen deutete, "Blaßgesichtsfeuer!"

"Bei Gott, der Bursche hat Recht," brummte Cap. "Da sind sie, sicher genug, und verzehren ihr Mahl so ruhig, als ob sie sich in der Kajüte eines Dreideckers befänden."

"Arrowhead hat nur halb Recht," flüsterte Mabel, "denn dort sind zwei Indianer und nur ein Weißer."

"Blaßgesichter," sagte der Tuscarora, und hob zwei Finger in die Höhe: "roter Mann," fuhr er fort, indem er mit einem Finger zeigte.

"Gut," erwiderte Cap, "es ist schwer zu sagen, wer Recht oder Unrecht hat. Einer ist ganz weiß und ein feiner, anständiger Bursche, mit einem respektablen Aussehen; der Andere ist eine so gute Rothaut, als nur Farben und Natur hervorzubringen vermögen; aber der dritte Kunde ist halb aufgetakelt und weder Brigg noch Schooner."

"Blaßgesichter," wiederholte Arrowhead, indem er wieder zwei Finger erhob: "roter Mann," nur einen zeigend.

"Es muß wahr sein, Onkel, denn sein Auge scheint nie zu irren. Aber es ist nun dringend nötig, zu wissen, ob wir mit Freunden oder Feinden zusammentreffen. Es könnten Franzosen sein."

"Eine einzige Begrüßung wird uns bald über diesen Umstand in's Klare setzen," entgegnete Cap. "Stelle dich hinter diesen Baum, Magnet, damit sich's die Spitzbuben nicht in den Kopf setzen, eine Lage zu geben, ohne zu parlamentieren. Ich will bald erfahren, unter was für einer Flagge sie segeln."

Der Onkel hatte seine beiden Hände in der Form eines Trompetenbechers an den Mund gesetzt und war daran, die verheißene Begrüßung zu geben, hätte nicht Arrowhead durch eine rasche Handbewegung seine Absicht vereitelt, indem er das extemporirte Instrument in Unordnung brachte.

"Roter Mann, Mohikaner," sagte der Tuscarora; "gut; Blaßgesichter, Yengeese."

"Das ist eine Himmelspost," flüsterte Mabel, welche an der Aussicht auf einen tödlichen Kampf in dieser abgelegenen Wildnis wenig Geschmack fand. "Laßt uns mit einander auf sie zugehen, lieber Onkel, und uns als Freunde vorstellen."

"Gut," sagte der Tuscarora, "roter Mann, kalt und klug; Blaßgesicht übereilt und Feuer. Laßt die Squaw gehen."

"Was!" rief Cap erstaunt, "den kleinen Magnet als Lugaus voranschicken, während zwei faule Schlingel, wie Ihr und ich, stillliegen, um zu sehen, was sie für ein Land antun wird? Ehe ich das zugebe, will ich ..."

"Es ist das Klügste, Onkel," unterbrach ihn das hochherzige Mädchen, "und ich habe nichts zu fürchten. Kein Christ wird auf ein Weib, welches er allein auf sich zukommen sieht, Feuer geben, und meine Gegenwart wird als eine Bürgschaft friedlicher Gesinnungen gelten. Laßt mich vorangehen, wie Arrowhead wünscht, und es wird Alles gut werden. Wir sind bis jetzt unbemerkt geblieben, und werden die Fremden, ohne Unruhe zu erregen, überraschen."

"Gut," erwiderte Arrowhead, welcher seinen Beifall über Mabels Mut nicht verhehlte.

.Die Sache sieht so gar nicht seemännisch aus," antwortete Cap, "aber da wir hier in den Wäldern sind, so weiß ja Niemand darum. Wenn du glaubst, Mabel."

"Onkel, ich verstehe. Es ist kein Grund vorhanden, für mich Besorgnisse zu hegen. Und wäre es auch, Ihr seid ja nahe genug, mich zu beschützen."

"Gut, aber nimm eine von den Pistolen mit, denn ..."

"Nun, ich verlasse mich besser auf meine Jugend und meine Schwäche," sagte das Mädchen lächelnd, indes eine augenblickliche Aufregung die Farbe ihrer Wangen erhöhte. "Unter christlichen Männern ist ihr Anspruch auf Schutz des Weibes bester Schirm. Ich verstehe mich nicht auf Waffen, und wünsche ihren Gebrauch nicht kennen zu lernen."

Der Onkel ließ sie gewähren, und nachdem ihr der Tuscarora einige Vorsichtsmaßregeln empfohlen hatte, faßte Mabel all ihren Mut zusammen und ging allein auf die in der Nähe des Feuers sitzende Gruppe zu. Obgleich das Herz des Mädchens schneller schlug, so war doch ihr Schritt fest, und ihre Bewegungen ließen kein inneres Widerstreben erkennen. Eine Grabesstille herrschte in dem Wald, denn Diejenigen, welchen sie sich näherte, waren zu sehr mit der Befriedigung jenes mächtigen Naturtriebes, den man Hunger nennt, beschäftigt, als daß sie nur einen Moment ihren Blick dem wichtigen Werke, in welchem Alle mit einander begriffen waren, hätten entziehen mögen. Als jedoch Mabel dem Feuer auf ungefähr hundert Fuß nahe gekommen war, trat sie auf einen trockenen Ast, und so schwach auch das Geräusch war, das durch ihren leichten Tritt veranlaßt wurde, so war es doch hinreichend, den Indianer, welchen Arrowhead als einen Mohikaner bezeichnet hatte, und seinen Gefährten, über dessen Charakter man nicht hatte einig werden können, mit Gedankenschnelle auf die Beine zu bringen. Ihr Blick fiel zuerst auf ihre an einen Baum gelehnten Gewehre; aber Beide standen still, ohne den Arm auszustrecken, als ihnen die Gestalt des Mädchens vor die Augen trat. Der Indianer murmelte seinen Gefährten einige Worte zu und nahm dann, so ruhig als ob gar keine Unterbrechung vorgefallen wäre, den Sitz beim Mahle wieder ein. Der weiße Mann dagegen verließ das Feuer und ging Mabel entgegen.

Letztere sah, als der Fremde sich näherte, daß sie sich hier wirklich an einen Mann von ihrer Farbe zu wenden hatte, obgleich sein Anzug aus einer so sonderbaren Mischung der Trachten beider Rassen bestand, daß es wohl eines näheren Blickes bedurfte, um sich Gewißheit zu verschaffen. Er war von mittlerem Alter, und sein zwar nicht schönes Gesicht trug den Ausdruck einer biedern Offenheit, fern von jedem Zuge der Arglist, so daß sich Mabel schnell überzeugen konnte, es drohe ihr hier keine Gefahr. Demungeachtet blieb sie stehen, indem sie vielleicht der Macht der Gewohnheit, vielleicht auch einem inneren Gefühle gehorchte, welches sie verhinderte, unter Verhältnissen, wie die ihrigen waren, so ohne alle Umstände auf eine Person des andern Geschlechtes zuzugehen.

"Fürchten Sie nichts, junge Frau," sagte der Jäger; denn als solchen mochte ihn sein Anzug bezeichnen; "Sie sind in der Wildnis mit Christen und Männern zusammengetroffen, die Alle, welche zum Frieden und zur Gerechtigkeit geneigt sind, auf eine liebevolle Weise zu behandeln wissen. Ich bin ein Mann, der wohlbekannt in diesen Gegenden ist, und vielleicht hat einer meiner Namen Ihr Ohr erreicht. Bei den Franzosen und den Rothäuten auf der andern Seite des großen See's heiße ich Ia longue Carabine, bei den Mohikanern, deren Stamm, so viel von ihm noch übrig ist, ein gutgesinnter und aufrichtiger ist, bin ich Hawk-eye, indes die Truppen und Jäger auf dieser Seite des Wassers mich Pfadfinder nennen, weil es bekannt ist, daß ich nie das eine Ende einer Fährte, mochte es die eines Mingo's oder die eines meiner Hilfe bedürftigen Freundes sein, verlor, wenn ich das andere gefunden hatte."

Er brachte dies Alles nicht in prahlerischem Tone, wohl aber mit der treuherzigen Zuversicht eines Mannes vor, welcher wohl wußte, daß er, mochte er unter was immer für einem Namen bekannt sein, keine Ursache hatte, sich desselben zu schämen. Der Eindruck auf Mabel war ein augenblicklicher. Sobald sie den letzten Beinamen gehört halte, schlug sie die Hände lebhaft zusammen und wiederholte das Wort ...

"Pfadfinder!"

"So nennt man mich, junges Frauenzimmer, und mancher große Herr ist zu einem Titel gekommen, den er nicht halb so gut verdiente; obgleich, wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich mir mehr darauf einbilden möchte, meinen Weg zu finden, wo kein Pfad ist, als einen zu finden, der vor mir liegt. Aber die regulären Truppen nehmen es nicht so genau und wissen meist keinen Unterschied zu machen zwischen einem Pfad und einer Fährte, obgleich sie den einen vor Augen haben, und von der andern wenig mehr als der Geruch vorhanden ist."