Cover

Über das Buch

Wenn mein Baby unruhig ist: Sanfte Hilfe von Allergie bis Zahnen

Hurra – endlich ist das Baby da! Eine ganz besondere Zeit beginnt.

Doch gerade im ersten Jahr werden Eltern oft unsicher: Ist mein Kind gesund? Es schreit so viel, es schläft so wenig, es macht nachts all diese Geräusche … ist das wirklich normal?

Vivian Weigert bietet ganz konkrete Hilfe aus ihrer Beratungspraxis: Für häufiges Schreien, Blähungen, Hautreizungen, Schnupfen und viele andere Wehwehchen in den ersten drei Lebensjahren. Sie beschreibt anschauliche Fallbeispiele und gibt viele konkrete Tipps, mit denen Eltern ihrem Baby – und sich selbst – helfen können. Oft gibt es überraschend einfache Lösungen. Hausmittel, Homöopathie und Osteopathie zeigen sichere und sanfte Wege zum zufriedenen Baby.

Über die Autorin

Vivian Weigert, geb. 1950, ist Homöopathin, Osteopathin und erfahrene Eltern-Säuglingsberaterin. In der Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein e.V. in München unterstützte die Expertin Familien bei allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit. Ihre Erfahrung gibt sie in vielen erfolgreichen Ratgebern weiter, die in 15 Sprachen gelesen werden. Vivian Weigert lebt heute am Pilsensee und in Griechenland.

Weitere Informationen unter: www.vivian-weigert.de

Vivian Weigert

Aus meiner Babysprechstunde

Sanfte Hilfe bei Schreien, Bauchweh, Ausschlag & Co.

Mit Fotos von Susanne Krauss

Kösel

Wichtiger Hinweis

Alle Behandlungsvorschläge, Hinweise, Ratschläge und Übungen in diesem Buch sind von der Autorin sorgfältig geprüft worden. Sie ersetzen jedoch nicht die persönliche Begleitung und Abklärung durch behandelnde Ärztinnen oder Homöopathen.

Im Zweifelsfall, bei akuten Schmerzen, bei Vorerkrankungen oder bestehender Erkrankung muss für eine konkrete Diagnose und entsprechende Behandlung stets ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Eine Haftung vonseiten der Autorin oder des Verlags wird ausdrücklich ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2018 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt München

Umschlagmotiv: iStock.com / NatesPics

Fotos: Susanne Krauss, München

Illustration: Bettina Kammerer

Lektorat: Melanie Hartmann

Layout und Satz: Nadine Clemens, München

ISBN 978-3-641-20349-8
V002

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Stress und Schreien

Hilfe, unser Baby lässt sich nie ablegen

Gebärmutterheimweh erleichtern

Nach einer schweren Geburt

Osteopathische Selbsthilfe

Homöopathische Nachsorge

Die abendliche Schreiphase

Oft gefragt: Was hat unser Baby?

Regulationsstörungen: Das Schreibaby-Syndrom

Ich bin dein Fels in der Brandung!

Schreibaby-Ambulanz: »Rufen Sie uns an!«

Sechs Tipps aus meiner Schreiambulanz

Alles nur eine Phase? Babys Wachstums-Krisen

Frustration gut begleiten

Muss mein Kind unbedingt krabbeln können?

Kleines Baby – große Angst

Das Fremdeln

Die gute 8-Monats-Angst

Liebevolle Zuwendung stärkt Babys für ihr ganzes Leben

Kapitel 2: Schlafen

Wann schläft das Baby (endlich) durch?

Die fünf typischen Baby-Wachmacher

Machen Sie es sich leicht: So kommen Sie besser durch die Nacht

Nachtmahlzeiten ohne viel Aufheben

Satte Babys schlafen besser!

Die drei typischen Durchschlaf-Krisen – und wie sie sich vermeiden lassen

Zu viel Appetit in der Nacht? So kann der Partner helfen

Zubettbringen: Wann klappt das mal mit Papa?

Basis-Programm: Tagsüber allein mit Papa

Fortgeschrittenen-Programm: Abends allein mit Papa

Tagsüber gut schlafen

Oft gefragt: Wie viel Schlaf braucht ein Baby?

Das Baby schläft nur auf der Lieblingsseite

Hat unser Baby eine echte Vorzugshaltung?

Wächst sich das aus?

Hat das Baby einen »Schiefhals«?

Das können Sie selbst tun

Kapitel 3: Trinken, Essen und Gedeihen

Mit guter Milch fängt alles an

Ein guter Start in die Stillzeit

Oft gefragt: Wie viel Stillen ist genug?

Tschüss Stillhütchen!

Nimmt das Baby gut zu?

Oft gefragt: Autsch, was tut da weh?

Wenn das Baby Fläschchen bekommt

»Mein Baby spuckt so viel« – Spucken, Erbrechen, Reflux

Alles ganz normal: Der richtige Umgang mit »Speibabys«

Oft gefragt: Warum spuckt mein Baby so?

Ist es doch die Refluxkrankheit?

Beikost ist zur Freude da!

Ab welchem Alter ist Beikost sinnvoll?

Beikost-Know-how

Gedeiht das Kind?

Hilfe, unser Kind verweigert das Essen!

Kapitel 4: Oh je, Bauchweh!

Dreimonatskoliken

Das »Gehirn« im Bauch

Die Darmflora

So äußern sich Koliken

Wohltaten bei Blähungen

Was und wie viel ist heute in der Windel?

Durchfall

Wohltaten bei akutem Durchfall

Steckt eine Allergie dahinter?

Laktoseintoleranz

Milchallergie

Gluten-Intoleranz

Oft gefragt zu Allergien

Verstopfung

Ganz natürliche Gründe für seltenen Stuhlgang

Kapitel 5: Das kranke Baby

Die Haut

Neugeborenen-Gelbsucht

Wunder Po und Windelausschlag

Neurodermitis

Ein Aua im Mund

Hurra, ein Zähnchen!

Das tut dem Baby beim Zahnen gut

Zahngesundheit: Ab wann ist Putzen angesagt?

Entzündungen im Mund

Augen und Ohren

Verklebte Augenlider

Gerstenkorn – ein Hubbel am Lidrand

Im Ohr tut’s weh

Nase und Atemwege

Die unvermeidlichen Erkältungen

Schnupfen

Husten und Bronchitis

Pseudokrupp-Husten

Die Heilkraft des Fiebers

Fieber sinnvoll begleiten

Anfangs rätselhaft: Das Drei-Tage-Fieber

Erschreckend: Der Fieberkrampf

Zu guter Letzt: Ein Blick nach vorn

Danke

Anhang

Nützliche Infos

Wichtige Telefonnummern und Links

Literatur

Register

Vorwort

Liebe Leserin und lieber Leser,

zuallererst: Meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrem Baby! Auch wenn seine Geburt schon eine Weile her ist – man sollte eigentlich jeden Tag zu seinem Kind beglückwünscht werden, finde ich. Oder haben Sie Ihre Kraft jemals in etwas Wertvolleres investiert? Ihr Baby ins Leben zu begleiten, ihm Geborgenheit zu geben, Tag und Nacht dafür zu sorgen, dass es sich wohlfühlt, dass es wächst und gedeiht – das ist mit Sicherheit der sinnvollste Job, den Sie jemals hatten. Und es ist oft durchaus ein Knochenjob, oder?

Wenn Sie sich darüber wundern, wie anstrengend neben all den Glücksgefühlen dieses herzerfüllte neue Leben ist, wenn Sie so unausgeschlafen sind wie nie zuvor, wenn Sie verzweifeln, weil Sie nicht verstehen, was Ihr schreiendes Baby Ihnen sagen will, oder wenn Ihr kleines Kind sich nicht wohlfühlt und Sie wissen möchten, wie Sie ihm schnell helfen können – dann freut es mich, dass Sie jetzt dieses Buch aufgeschlagen haben und darin zu lesen beginnen!

Dieses Buch wird Ihnen bei all diesen Fragen ein sehr hilfreicher Begleiter sein. Schließlich geht die Hebammennachsorge viel zu rasch vorbei, als dass man danach auf alles vorbereitet wäre. Und die weiteren Routine-Untersuchungen in der Kinderarztpraxis liegen erschreckend weit auseinander. Wenn es Ihnen so geht wie den meisten Eltern, dann würden Sie am liebsten täglich dort anrufen. Denn Sie fühlen sich zu früh auf sich allein gestellt mit einer vollkommen neuen, unermesslichen Sorge um das Wohlsein dieses zarten und hilflosen Wesens, des Liebsten, was Sie auf der Welt haben. Das macht ganz schön Herzklopfen!

Die neue Aufgabe als Eltern eines Babys verlangt jeden Tag verlässliche Antworten auf immer wieder andere, wesentliche Fragen. Und es ist wichtig, dass hinter dem Rat, den man sich holt, möglichst breit fundierte Erfahrungen stecken. Trial-and-Error, blindes Ausprobieren irgendwelcher Tipps, wäre mit dem eigenen Baby ein schmerzhafter Weg. Denn jedes Kind ist einzigartig, und was dem einen hilft, hilft dem anderen noch lange nicht.

Und das Bauchgefühl? Leider herrscht in Sachen Intuition am Anfang meist noch ziemlich trübe Sicht. Klarheit entsteht hier erst mit der Zeit. Wer achtsam beobachtet, wird mit zunehmender Erfahrung merken, dass auf das eigene Gefühl immer mehr Verlass ist. Auf diesem guten Weg finden Sie hier verlässliche Unterstützung.

Über mich

Ich bin 1950 geboren und war noch keine 25 Jahre alt, als ich zum ersten Mal eine Geburt begleiten durfte – zu Hause auf dem Land. Diese faszinierende Erfahrung war der Einstieg in mein Lebensthema: Babys und Naturheilkunde. Denn diese studierte ich da bereits. Ein Jahr später brachte ich meinen Sohn zur Welt.

Dann ging alles ganz schnell. Mit vier weiteren Pionierinnen auf diesem Weg begann ich, die »Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V.« in München aufzubauen. Wir hatten 1979 bereits dort, wo bislang nur Gymnastik war, die Geburtsvorbereitung entwickelt und das Stillen wiederbelebt. Im Nu wurde daraus dann ein großes, impulsgebendes Zentrum (www.haeberlstrasse-17.de). Dort gründete ich im Frühjahr 2000 die »Bindungsfördernde Eltern-Baby-Beratung« für Eltern von Babys mit untröstlichem Schreien, Schlafstörungen und Still-/Essproblemen. Daneben führte ich meine Praxis für Baby-Osteopathie und Homöopathie – das ermöglichte mir, nicht nur zu beraten, sondern – wo nötig – auch zu behandeln.

Erfahrungen aus dieser wunderbaren Arbeit, aus der auch alle Elternzitate stammen, fasse ich in diesem Buch zusammen. Seit 2017 lebe ich nun viel in einem kleinen Haus am Meer. Wenn Sie möchten, erreichen Sie mich auf Facebook oder unter praxis.v.weigert@gmail.com.

In meiner Babysprechstunde bin ich umgeben von Eltern, die mit ihren Kindern gern einen alternativen Weg gehen, die statt harter Chemie lieber etwas Mildes geben, was das Immunsystem stärkt und die Gesundheit fördert. Ganzheitliches Wohlsein steht im Mittelpunkt meiner bewährten Kindernaturheilkunde. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Osteopathie und Homöopathie. Die manuelle Heilkunde der Osteopathie wird bei uns erst seit kaum zwei Jahrzehnten praktiziert, sie ist für mich und alle Eltern, die sie erfahren haben, nicht mehr wegzudenken. Die medikamentöse Heilkunde der Homöopathie beinhaltet eine große Kunst: Hier muss das Mittel gegeben werden, das so genau zu den Symptomen passt, wie ein Schlüssel zum Schloss. Passt es nicht, hilft es nicht. Seltsam, wie stark dieser Fakt im Widerspruch zu dem gängigen Vorurteil steht, es sei – auf Basis eines guten Gesprächs – hier alles nur Placebo. Wäre es so, dann könnte ich mit beliebigen Globuli ein jedes Kind auf der Stelle heilen – ein Traum!

In Wahrheit kommt es auch bei sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Homöopathinnen wie mir durchaus einmal vor, dass das erste verordnete Mittel nicht hilft und die Mittelwahl wieder sorgfältig von vorne beginnt. So wird es Ihnen in der Selbstbehandlung natürlich auch gehen. Dem habe ich versucht, mit meinen Mittelbeschreibungen so weit wie möglich vorzubeugen.

Aus diesem Grunde habe ich auch jeweils nur wenige Mittel beschrieben, welche ich in meiner Praxis am allerhäufigsten brauche – grundsätzlich ist die Auswahl riesig. Es kann sehr wohl sein, dass das Mittel, welches Ihr Kind gerade braucht, in der Auswahl dieses Buches nicht enthalten ist. Dann nehmen Sie bitte ein Buch zur Hand, in dem es allein um Homöopathie geht. Meine Empfehlungen dazu finden Sie in der Literaturliste im Anhang. Ergänzend nenne ich Ihnen in diesem Buch auch Mittel aus der traditionellen Pflanzenheilkunde sowie anthroposophische Arzneimittel, die sich in meiner Sprechstunde verlässlich an vielen, vielen Kindern bewährt haben.

Ich stehe für das Motto: »So viel Naturheilkunde wie immer möglich, und so viel Schulmedizin wie dringend nötig.« Beides lässt sich wunderbar vereinbaren und ergibt eine integrative Medizin, die der ganzen Familie guttut. Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit sind ein kritisches Zeitfenster im Leben, in dem grundlegende Weichen gestellt werden – für lebenslange Gesundheit oder auch spätere Krankheitsveranlagung, sagt die Epigenetik. Gerade deshalb ist die Naturheilkunde heute wichtiger denn je, weil sie Immunsystem und Mikrobiom stärkt.

In den ersten Jahren brauchen unsere Kinder viel Zuwendung, um immer wieder in ein Wohlgefühl zurückzufinden. Sie können ihre Gefühle noch nicht selbst regulieren, das lernen sie erst. In diesem Lernprozess spielen wir als Eltern eine ausschlaggebende Rolle, besonders auch als Vorbilder. Nachdem ich mittlerweile bereits die zweite Generation begleiten darf, kann ich aus Erfahrung sagen: Auch kleine High-Need-Babys, die in der ersten Zeit viel schreien und wenig schlafen, wachsen mit Liebe zu entspannten Kindern und Erwachsenen heran. Aus dem Verhalten eines kleinen Babys darf in meinen Augen nicht auf ein angeborenes Temperament geschlossen werden. Nichts ist dabei in Stein gemeißelt, alles fließt. Schon eine zornige Zweijährige kann aus ihren Erfahrungen lebenslang hilfreiche Ressourcen zur eigenen Gefühlsregulation entwickeln, wenn sie mit Respekt, Geduld und Liebe begleitet wird. Stress und Tränen gehören im Alltag mit Kindern dazu und es tut gut zu erleben, wie schnell doch mit der Zeit die Erfahrung bei uns Eltern wächst, dass wir unseren Kindern immer wieder helfen können und es gar nicht so schwer ist, ihnen die Sicherheit zu geben, die sie gerade brauchen.

Liebe ist die beste Medizin! Als Eltern können wir endlos immerzu aus ihrem Fluss schöpfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine einfache und entspannte Zeit mit Ihrem Baby.

Ihre Vivian Weigert

Kapitel 1

Stress und Schreien

Warum schreit unser Baby so viel? Wie können wir ihm helfen? In diesem Kapitel begegnen Sie sämtlichen Ursachen, lernen, diese klar zu unterscheiden und herauszufinden, was Ihrem Kind fehlt.

Steht der Grund fest, können Sie die richtige Hilfe geben. Das schenkt Ihnen eine wunderbare neue Ruhe.

Hilfe, unser Baby lässt sich nie ablegen

»Mein Sohn, fünf Wochen alt, ist nur zufrieden, wenn er auf dem Arm ist. Sobald man ihn ablegt, fängt er an zu schreien! Man kann ihn einfach nie ablegen!«

»Mein Sohn ist mittlerweile sechs Wochen alt und leider fast immer am Quengeln, wenn er wach ist. Ablegen geht gar nicht. Er macht einen ziemlich verkrampften Eindruck. Könnte evtl. von der sehr langen Geburt kommen, außerdem war er ein Sternengucker.«

»Typisch Neugeborenes«, »so sind sie eben«, »vollkommen normal« – sagen dazu andere Eltern, wenn man sich umhört. Sage ich auch, einerseits. Beim ganz kleinen Baby ist es richtig, das zu erwarten, denn unsere Kinder kommen als Traglinge zur Welt. Es ist normal, dass ein Neugeborenes sich im Körperkontakt wohler fühlt – aber: Das schließt nicht aus, dass auch einmal mehr dahinterstecken kann. Ein Baby, das sich absolut nie ablegen lassen will, zeigt damit manchmal ein weiteres Bedürfnis an oder sogar ein Problem, welches Aufmerksamkeit braucht und nicht übersehen werden sollte. Dann benötigt das Baby zusätzlich zum Körperkontakt eine weitere Hilfe für sein Wohlbefinden.

Ob es so ist, sieht man dem Baby an: Wie zufrieden ist es eigentlich auf dem Arm? Ist es generell entspannter, wenn man es trägt, oder wirkt es auch im Körperkontakt noch angespannt und nur minimal weniger gestresst? Wie sehr krampft es seine kleinen Hände zu Fäustchen, werden sie weicher, während es sich auf Papas Brust kuschelt? Ist es im Arm auch zufrieden, wenn man es sich mit ihm zusammen auf dem Sofa bequem macht oder sich ins Bett legt? Oder muss man mit ihm immerzu auf- und abgehen, damit es einigermaßen ruhig bleiben kann? Und wie geht es ihm an der Brust, entspannt es sich da?

Wenn Sie bei diesen Beobachtungen feststellen, dass Ihr Baby doch oft sehr gestresst wirkt, helfe ich Ihnen auf den folgenden Seiten herauszufinden, was dahintersteckt und was Sie dagegen tun können. Körperliche Ursachen wie übermäßiges Spucken und Dreimonatskolik werden in späteren Kapiteln behandelt. Und warum auch Kleinkinder oft noch sehr dringend die Geborgenheit auf dem Arm oder auf dem Schoß brauchen – das steht am Ende dieses Kapitels.

»Selbst schuld! Du hast das Kleine schon verwöhnt, weil du es dauernd herumträgst.«

Ja, das Baby hat sich tatsächlich daran gewöhnt, dauernd herumgetragen zu werden – aber das war schon vor der Geburt! Da wurde es schließlich ununterbrochen herumgetragen, viele, viele Monate lang! Aus Sicht des Babys schon immer. Und dabei war es sogar im Körper von Mama, so nah an ihrem Herzen wie nie wieder. Jetzt, nach der Geburt, ist es gezwungen, sich umzugewöhnen. Das tut es auch schon eifrig. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen – doch kein Problem, das geschieht ganz von selbst, darum braucht man sich nicht zu kümmern.

Kümmern dürfen Sie sich ruhig nach Herzenslust um Ihr Baby, helfen Sie ihm, diesen ersten monumentalen Umzug seines Lebens zu bewältigen. In den ersten Wochen nach der Geburt leiden alle Babys zeitweise unter schrecklichem Gebärmutterheimweh. Indem Sie ihm so viel wie möglich von allem geben, was ein klein wenig so ist wie damals in Ihrem Bauch, macht es die Erfahrung, dass die Welt auch auf der anderen Seite Ihrer Bauchdecke ein freundlicher, gemütlicher Ort ist. Tragen Sie es also so viel und so lange es Ihnen beiden guttut.

Gebärmutterheimweh erleichtern

In den ersten drei Monaten schreien Babys überall auf der Welt mehr als später – aber in manchen Kulturen nur halb so viel. Das ist dort, wo sie den ganzen Tag am Körper getragen werden und bei Bedarf immer sofort die Brust bekommen. Warum sind Neugeborene so anhänglich? Unsere Babys sind anfangs neurologisch unreif, sie erschrecken leicht, wobei sie heftig mit Armen und Beinen zucken (Moro- oder Schreck-Reflex genannt), sie regulieren ihre Atmung noch nicht gut und ihre Temperatur ebenfalls nicht. Bis sie das können, geht es ihnen unter gebärmutterähnlichen Bedingungen am besten: Eng eingekuschelt am Körper eines Erwachsenen vernehmen sie dessen Herzschlag und Atmung, bleibt ihre Umgebung gleichmäßig warm, werden sie passiv viel bewegt und leiden nie schrecklichen Hunger, weil die Quelle immer nah ist – fast ganz so wie damals vor der Geburt.

Wer das Baby am Körper trägt, reagiert ganz unmittelbar, fast im selben Augenblick auf seine allerersten, noch feinsten Anzeichen von Unbehagen – schuckelt es ein wenig, tätschelt oder streichelt es, wenn es unruhig wird, sodass es gar nicht erst schreien muss. Und diese raschen, unmittelbaren Reaktionen regen im Gegenzug das Baby dazu an, dass es schneller eine größere Variation von Gesichtsausdrücken entwickelt. Das wiederum macht es seinen Eltern leichter, zu verstehen, was es gerade sagen will – eine echte Win-win-Situation.

Hilft bei Gebärmutterheimweh: sanftes Schaukeln auf dem Gymnastikball

Machen Sie es sich leicht: Eine gute Tragehilfe

Gerne halten wir unser Baby den ganzen Tag im Arm, aber es ist so schwierig, dabei auch etwas zu erledigen oder für Babys Geschwister da zu sein. Deshalb zählt eine gute Tragehilfe für mich zu den wichtigsten Dingen der Erstausstattung. Ideal ist das normale Tragetuch, aber viele Erstlingseltern fühlen sich anfangs überfordert damit, die ewiglange Stoffbahn richtig um das zarte Neugeborene zu drapieren. Ganz leicht und fix geht das physiologisch korrekte, aufrechte Tragen in einem Mei Tai oder Ring Sling aus Tragetuchstoff. Lassen Sie sich bei der Wahl des Modells von einer Trageberaterin helfen, denn es muss gut passen. Infos und Videoanleitungen dazu finden sich hier: www.stillen-und-tragen.de.

Nach einer schweren Geburt

»Maria kam zehn Tage über Termin, leider mit Einleitung nach drei Tagen Wehen vaginal auf die Welt. Seitdem weint sie viel, ist immer unruhig und möchte am liebsten 24 Stunden an meiner Brust nuckeln. Das ist bisher die einzige Möglichkeit, sie zu beruhigen. Ablegen kann ich sie kaum, mein Mann und ich schlafen abwechselnd halb sitzend mit ihr auf dem Sofa.«

In den vielen Jahren der Behandlung von Neugeborenen konnte ich immer wieder nur staunen darüber, wie rasch die Nachsorge mit Osteopathie und Homöopathie einem Baby hilft, sich von einer schweren Geburt zu erholen und ihre Beeinträchtigungen hinter sich zu lassen, um unbeschwert sein Leben zu beginnen. Für eine professionelle Behandlung muss nichts abgewartet werden, sie kann erfolgen, sobald die Eltern sie wünschen und Zeit dafür haben. Hier zeige ich Ihnen aber auch, wie Sie selbst als Eltern Ihrem Baby in diesem Sinne viel Gutes tun können.

Anzeichen von Geburts-Stress

In meiner Praxis sehe ich häufig Babys, für die ihre Geburt nicht einfach war, sodass sie ihnen, wie man sagt, noch in den Knochen steckt und ihr Nervensystem belastet. Ein solcherart gestresstes Baby verhält sich wie in steter Alarmbereitschaft: Es ist schreckhaft und geräuschempfindlich, reagiert mit ängstlicher Nervosität auf alle neuen Eindrücke. Stressmuster nach einer unbewältigten Geburtserfahrung äußern sich mit vermehrter Unruhe und Unwohlsein, mit ruhelosem Schlaf und besonders leicht auslösbarem Moro-Reflex. Gestresste Babys finden auch beim Stillen oft nicht die Entspannung, die ihre Mama sich dabei erhofft. Dann trinken sie unruhig, wirken sogar an der Brust unzufrieden oder weinen zwischendurch. Nach dem Trinken revoltiert vielleicht ihr Magen und sie fühlen sich wieder nicht wohl, obgleich sie satt sind. Die Art und Weise, wie das Baby auf die Welt gekommen ist, kann spezielle Beeinträchtigungen mit sich gebracht haben:

Die abendliche Schreiphase

»Unser Sohn Moritz wurde vor sieben Wochen geboren. Seit etwa 14 Tagen weint er abends zwischen 17 und 22 Uhr wie verzweifelt und wir drehen am Rad. Der arme Wurm, wie können wir ihm nur helfen …«

»Ich bin Mutter eines knapp sechs Wochen alten Sohnes. Die ersten drei Lebenswochen war er sehr ruhig und einfach zu handhaben. Seit etwa drei Wochen hat er abends eine ›Schreiphase‹ gegen 20/21 Uhr und schläft nachts plötzlich nicht mehr richtig. Meine Frage ist nun, ob es sich um Anpassungsschwierigkeiten handelt.«

Es gibt wenig in den ersten Monaten, was so typisch ist für praktisch alle Babys wie die abendliche Schreiphase im zweiten Lebensmonat. Das fängt in der dritten/vierten Woche an und zieht sich bis zur neunten/zehnten Woche hin, mit einem Höhepunkt in der sechsten/siebten Woche, entweder mit Schreien oder zumindest mit einer starken Tendenz zu Unzufriedenheit und Quengelei. Interessant, dass das überall auf der Welt so ist, wie man heute weiß, sogar bei den Babys der !Kung San, der Ureinwohner in der Kalahariwüste. Diese abendliche Unruhe mit Höhepunkt in der Mitte des zweiten Monats ist also keine Folge von irgendetwas, das während der Schwangerschaft oder der Geburt geschehen wäre, von irgendetwas, das getan oder nicht getan wurde. Sie lässt sich daher auch nicht verhindern – und doch gibt es eine Superlösung, die sich nur noch nicht überall herumgesprochen hat: Clusterfeeding!

Das hilft:

Beim Clusterfeeding, dem gehäuften Stillen, verzichten Babys oft auf ihre abendliche Schreiphase.