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Zum Buch

»Eine wahre Heldin!« Greta Thunberg

WIE KÖNNEN WIR IN SCHWEREN

ZEITEN HOFFNUNG SCHÖPFEN?

Jane Goodall ist die Pionierin der Natur- und Verhaltensforschung und seit Jahrzehnten leidenschaftliche Botschafterin des Artenschutzes. In ihren Zwanzigern ging sie in die Gombe-Wälder Tansanias, um die dort lebenden Schimpansen zu studieren; heute ist sie zur Ikone einer neuen, jungen Generation von Klimaaktivist:innen geworden. In »Das Buch der Hoffnung« schöpft sie aus der Weisheit ihres ganzen, unermüdlich der Natur gewidmeten Lebens, um uns zu lehren, wie wir auch im Angesicht von Pandemien, Kriegen und drohenden Umweltkatastrophen Zuversicht finden. Mit ihrem Co-Autor Douglas Abrams spricht Jane über ihre Reisen, ihre Forschungen und ihren Aktivismus und ermöglicht uns so ein neues Verständnis der Krisen, mit denen wir aktuell konfrontiert sind. Gemeinsam skizzieren Jane und Doug den einzig möglichen Weg in die Zukunft – indem wir die Hoffnung wieder in unsere Leben einziehen lassen.

Denn es gibt sie, die Hoffnung, auch wenn sie uns manchmal unerreichbar scheint. Finden können wir sie in der Natur – und in unserer eigenen Widerstandskraft.

Zu den Autor:innen

Doktor Jane Goodall, Gründerin des Jane Goodall Instituts und UN-Friedensbotschafterin, wurde in Großbritannien geboren. Im Juni 1960 reiste die damals 26-Jährige erstmals in das Gebiet, das wir heute als Tansania kennen, um sich in die Welt der wilden Schimpansen in den Gombe-Wäldern vorzuwagen, und ermöglichte uns einen außergewöhnlichen Einblick in das Lebensweisen unserer engsten noch lebenden Verwandten. Ihr Weg führte sie danach als Studentin der Verhaltensforschung nach Cambridge und als Gastprofessorin nach Stanford. Basierend auf sechzig Jahren bahnbrechender Forschung und ihrem unermüdlichen Kampf für die Artenvielfalt und gegen den Klimawandel ist Jane Goodall heute eine der renommiertesten Wissenschaftlerinnen und Speakerinnen der Welt.

Douglas Abrams ist Autor, Lektor und Literaturagent. Gemeinsam mit dem Dalai Lama und Desmond Tutu schrieb er den Weltbestseller »Das Buch der Freude«. Darüber hinaus hatte er die Ehre, nicht nur mit weiteren Nobelpreisträgern wie Nelson Mandela, Jody Williams und Elizabeth Blackburn zusammenzuarbeiten, sondern auch mit zahlreichen visionären Wissenschaftlern wie Professor Stephen Hawking.

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel

»The Book of Hope. A Survival Guide for Trying Times« bei Celadon Books, a division of Macmillan Publishing, New York.

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Die Namen und spezifische Eigenschaften von einigen Personen, die in diesem Buch genannt werden, wurden geändert, ebenso einige Daten, Orte und andere Details.

Deutsche Erstausgabe November 2021

Copyright © 2021 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur München, unter Verwendung eines Fotos von Jane Goodall (© Kristin Mosher)

und in Anlehnung an die amerikanische Originalausgabe

(© Donna Sinisgalli Noetzel)

Copyright © 2021 by Jane Goodall und Douglas Abrams

Redaktion: Regina Carstensen

DF | Herstellung: CF

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-27199-2
V001

www.goldmann-verlag.de

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Für Mum, Rusty, Louis Leaky und David Greybeard

Jane Goodall

Für meine Eltern und Hassan Edward Carroll und alle, die Hoffnung suchen

Doug Abrams

Inhalt

Eine Einladung zur Hoffnung

I WAS ist Hoffnung?

Whisky und Swahili-Bohnensoße

Ist Hoffnung real?

Hast du je die Hoffnung verloren?

Kann die Wissenschaft Hoffnung erklären?

Wie können wir in schweren Zeiten Hoffnung schöpfen?

II Janes vier Gründe für Hoffnung

Grund 1: Das Wunder des menschlichen Intellekts

Vom prähistorischen Affen zum Herrscher der Welt

Halb Sünder, halb Heilige

Ein neuer universeller Moralkodex

Der weise? Affe

Grund 2: Die Widerstandskraft der Natur

Ecological Grief – Umwelttrauer

Der Wille zum Leben

Anpassen oder untergehen

Mutter Natur unter die Arme greifen

Vor dem Aussterben gerettet

Die Vielfalt des Lebens

Wir brauchen die Natur

Grund 3: Die Macht der Jugend

Liebe an einem hoffnungslosen Ort

»Ich will eure Hoffnung nicht«

Der Ozean besteht aus Millionen Tropfen

Die Zukunft nähren

Grund 4: Der unbeugsame menschliche Kampfgeist

Wenn ich beschließe, auf den Everest zu steigen

Der Kampfgeist, der nie aufgibt

Den unbeugsamen Kampfgeist in Kindern fördern

Wie der unbeugsame Kampfgeist uns bei der Heilung hilft

Wir brauchen einander

III Der Weg zu einer Botschafterin der Hoffnung

Eine lebenslange Reise

Herausforderungen in Afrika

Von der schüchternen jungen Frau zur weltbekannten Rednerin

Nennen wir es einfach eine Aufgabe

War es Zufall?

Spirituelle Evolution

Janes nächstes großes Abenteuer

Fazit EINE BOTSCHAFT DER HOFFNUNG VON JANE

Danksagung

Weiterführende Literatur

Die Jane Goodall Institute in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Sach- und Personenregister

Eine Einladung zur Hoffnung

© Jane Goodall Institute/Bill Wallauer

Wir erleben finstere Zeiten.

Überall auf der Welt werden Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder Religion diskriminiert, es geschehen Verbrechen aus Hass und terroristische Anschläge, rechtsextreme Hetze heizt Demonstrationen und Proteste so an, dass es viel zu oft zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinander, was Wut und Unruhen auslöst. In vielen Ländern ist die Demokratie in Gefahr. Zu all dem kommt nun noch die COVID-19-Pandemie mit viel Leid und unzähligen Toten, Jobverlust und wirtschaftlichem Chaos auf der ganzen Welt. Die Klimakrise, vorübergehend ins Abseits gedrängt, stellt eine noch größere Bedrohung dar, nicht nur für unsere Zukunft, sondern für alle Lebewesen auf unserem Planeten.

Der Klimawandel wird uns vermutlich nicht erst in der Zukunft betreffen, bereits jetzt sind wir mit Veränderungen im globalen Wettergeschehen konfrontiert, mit dem Abschmelzen von Gletschern und von Polareis, mit Hurrikanen, Tornados und Taifunen von katastrophaler Stärke. Mit drastischen Überflutungen, langen Dürreperioden und verheerenden Bränden auf der ganzen Welt. Zum ersten Mal wurden am Polarkreis Brände aufgezeichnet.

Jane Goodall ist fast neunzig Jahre alt, denken vielleicht einige jetzt. Wie kann es sein, dass sie über Hoffnung schreibt, obwohl sie doch selbst sieht, was in der Welt geschieht? Wahrscheinlich gibt sie sich einem Wunschdenken hin und stellt sich nicht den Tatsachen.

Ich stelle mich durchaus den Tatsachen. Und ich gebe zu, dass auch ich gelegentlich deprimiert bin, vor allem, wenn es mir scheint, dass die ganze Mühe, der Einsatz und die Opfer so vieler Menschen, die für soziale Gerechtigkeit und eine bessere Umwelt kämpfen, gegen Vorurteile und Rassismus und Gier, umsonst sind. Die Gewalten, gegen die wir antreten, Gier, Korruption, Hass, blinde Vorurteile, sind so beschaffen, dass man uns für töricht halten mag, weil wir glauben, wir könnten sie überwinden. Es ist verständlich, dass es Zeiten gibt, in denen wir uns dazu verdammt fühlen, tatenlos zuzusehen, wie die Welt untergeht, »nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern«, wie T. S. Eliot es so passend ausdrückte. In acht Jahrzehnten habe ich einige Katastrophen erlebt, den Anschlag vom elften September, Amokläufe an Schulen, Selbstmordattentate, um nur einige zu nennen, und ich weiß, welches Leid daraus entsteht. Ich wuchs während des Zweiten Weltkriegs auf, damals stand zu befürchten, dass Hitler und die Nazis die Welt erobern. Erlebt habe ich auch das Wettrüsten während des Kalten Kriegs und die ständige Angst vor einem alles vernichtenden Atomkrieg, ich habe den Schrecken vieler Konflikte gesehen, die entsetzlichen Folgen, Folter und Tod für Millionen auf der ganzen Welt. Wie alle älteren Menschen habe ich dunkle Zeiten durchlebt und eine Menge Leid gesehen.

Doch jedes Mal, wenn mir der Mut sinkt, erinnere ich mich an die vielen erstaunlichen Geschichten von Personen, die sich mit Hoffnung, Unerschütterlichkeit und Entschlossenheit den »Mächten des Bösen« entgegenstellen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Ich bin überzeugt, dass das Böse unter uns weilt. Aber viel machtvoller und ermutigender sind die Stimmen derjenigen, die sich dagegen erheben. Selbst wenn sie ihr Leben verlieren, hallen ihre Stimmen noch lange nach, sie inspirieren uns und geben uns Hoffnung – Hoffnung, dass dieses seltsame, zerrissene menschliche Tier, das sich vor ungefähr sechs Millionen Jahren aus einem affenähnlichen Wesen entwickelt hat, im Grunde gut ist.

Seit ich 1986 begonnen habe, um die Welt zu reisen, um Bewusstsein zu schaffen für die von Menschen in ihrem sozialen Umfeld wie auch in der Umwelt angerichteten Schäden, habe ich viele Personen getroffen, die mir sagten, sie hätten jegliche Hoffnung für die Zukunft verloren. Besonders junge Menschen sind wütend, deprimiert oder entmutigt, weil wir ihre Zukunft gefährden und sie das Gefühl haben, nichts dagegen unternehmen zu können. Es stimmt, wir gefährden ihre Zukunft nicht nur, wie rauben sie ihnen sogar, denn wir plündern die endlichen Ressourcen unseres Planeten ohne Rücksicht auf zukünftige Generationen. Doch ich glaube auch, dass es nicht zu spät ist für eine Korrektur.

Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird, lautet: »Glauben Sie allen Ernstes, dass es noch Hoffnung gibt für unsere Welt? Für die Zukunft unserer Kinder und Enkel?«

Diese Frage kann ich ehrlich mit Ja beantworten. Ich glaube, es gibt noch ein Zeitfenster, innerhalb dessen wir die von uns verursachten Schäden an unserem Planeten wiedergutmachen könnten, aber dieses Fenster schließt sich bereits. Wenn wir uns um die Zukunft unserer Kinder und deren Kinder sorgen, wenn wir uns um die Gesundheit der Natur sorgen, dann müssen wir uns zusammenschließen und handeln. Jetzt! Bevor es zu spät ist.

Was genau ist diese »Hoffnung«, an die ich immer noch glaube, die mich zum Weitermachen motiviert, mich antreibt, für die gute Sache zu kämpfen? Was meine ich genau mit »Hoffnung«?

Hoffnung wird oft missverstanden. Viele verwechseln sie mit passivem Wunschdenken. Man hofft, dass etwas geschehen wird, legt aber die Hände in den Schoß. Tatsächlich ist eine solche passive Haltung das genaue Gegenteil von echter Hoffnung, denn diese erfordert Handeln und Engagement. Nicht wenige haben begriffen, wie schlecht es um unseren Planeten bestellt ist, aber sie schreiten nicht zur Tat, denn sie fühlen sich hilflos, hoffnungslos. Deswegen halte ich dieses Buch für wichtig, denn es wird, das hoffe (!) ich zumindest, den Menschen zeigen, dass ihr Handeln, egal wie geringfügig, eine ausschlaggebende Wirkung hat. Die kumulative Wirkung unzähliger kleiner ethischer Handlungen kann unsere Welt retten und sie für zukünftige Generationen erhalten. Wozu handeln, wenn man keine Hoffnung hat, dass man damit etwas bewirkt?

Warum gerade ich Hoffnung empfinde in diesen finsteren Zeiten, werde ich in diesem Buch erklären. An dieser Stelle möchte ich nur so viel sagen: Ohne Hoffnung ist alles verloren. Hoffnung ist ein wichtiger Teil unserer Überlebensstrategie, die uns als Art seit der Steinzeit erhalten hat. Ohne Hoffnung hätte ich meine eigene unglaubliche Reise nie unternehmen können.

Diese Themen und vieles mehr habe ich mit meinem Co-Autor Doug Abrams besprochen und auf den Seiten dieses kleinen Buchs festgehalten. Doug schlug mir das Format des Dialogs vor, wie im Buch der Freude, das gemeinsam mit dem Dalai Lama und Erzbischof Desmond Tutu entstand. In den folgenden Kapiteln wird Doug in der Rolle des Erzählers auftreten, er berichtet von unseren Gesprächen in Afrika und Europa. Mit Dougs Hilfe kann ich Ihnen schildern, was ich während meines langen Lebens und durch die Erforschung der Natur über die Hoffnung gelernt habe.

Hoffnung ist ansteckend. Hoffnungsvolles Handeln ermutigt andere. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Ihnen dieses Buch Trost spendet in dieser sorgenreichen Zeit, Ihnen einen Weg aufzeigt in dieser unsicheren Zeit, Ihnen Mut gibt in dieser angstbesetzten Zeit.

Wir laden Sie ein, mitzukommen auf unsere Reise zur Hoffnung.

Jane Goodall, Ph. D., DBE, UN-Friedensbotschafterin

I
Was ist Hoffnung?

Die Überwindung einer vermeintlichen Grenze, von der wir immer glaubten, dass sie uns vom Rest der Tierwelt trennt.
© Jane Goodall Institute/Hugo van Lawick