Cover

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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der

Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag- und Innenillustrationen: Claudia Burmeister

Umschlaggestaltung: Lena Ellermann

he · Herstellung: AJ

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Reproduktion: ReproLine mediateam, München

ISBN 978-3-641-27588-4
V001

www.cbj-verlag.de

12. Juni

Seit über einer Stunde liege ich nun schon auf der Fensterbank im Wohnzimmer und gucke in den Garten. Die Sonne scheint. Über den blauen Himmel ziehen gemütliche Wolken. Es wimmelt von Schmetterlingen und Libellen schwirren wie kleine Hubschrauber über den Gartenteich.

Es könnte das Paradies sein.

Wenn bloß die Vögel nicht wären. Emsig bauen sie an ihren Nestern und vertreiben mich mit entsetzlichem Lärm, sobald ich mich draußen blicken lasse. Die Schwalben sind in ihr Nest vom vorigen Jahr gezogen, das unter dem Hausdach klebt. Die Meisen haben zwei Nistkästen geschenkt bekommen.

Ellens Idee. Sie vergöttert Vögel und würde sie am liebsten in Watte packen. „Die armen Meisen brauchen einen Nistkasten“, hat sie gejammert. „Nestbauen ist so anstrengend. Können wir ihnen die Arbeit nicht ein bisschen erleichtern?“

Und wer erleichtert mir die Arbeit? Wer hilft mir dabei, Mäuse und Vögel zu fangen? Niemand. Im Gegenteil: Ellen brüllt mich an, wenn ich mich auch nur in die Nähe eines Vogels wage. Gut, mit neun findet man diese zwitschernden Federbälle vielleicht noch lustig und weiß nicht, wie quälend schrille Vogelkonzerte für die empfindlichen Nerven eines Katers sind …

Mir ist laaangweilig.

Normalerweise stört mich das Alleinsein nicht. Wenn alle auf der Arbeit oder in der Schule sind, bin ich der Chef im Haus. Ich kann vor mich hindösen. Ungestört in den Zimmern herumschnüffeln. Mit Fränzchens Plüschtieren kämpfen oder mit Ellens Puppen. Und wenn zufällig eine Schranktür offen steht, kann ich es mir auf den eigentlich streng verbotenen Pullovern oder T-Shirts gemütlich machen.

Aber heute hab ich zu rein gar nichts Lust. Ich mache mich auf den Weg zur Vorratskammer, springe auf die Klinke und bin drin. Bis jetzt hat noch keiner gemerkt, dass ich dieses Kunststück beherrsche. Der Mann und die Frau verdächtigen meistens die Kinder, wenn irgendwas fehlt – ein Stück Schinken, ein Maulvoll Pudding oder ein paar Happen Sahnetorte.

Ein Satz auf den Tisch, wo immer die leckersten Sachen stehen … nichts. Nicht mal ein winziges Schnipselchen Fisch. Kein einziges Tröpfchen Sahne oder Milch. Kurz auf die Fensterbank, um zu gucken, ob vielleicht irgendjemand vorzeitig nach Hause kommt, den ich um eine Handvoll Leckerchen anhauen könnte. Fehlanzeige.