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Buchinfo

Staubwischen, putzen, kochen – nicht toll, aber auch keine Katastrophe, denken Luna und Pia. Denn Pia muss zu Hause mehr Einsatz zeigen, seit ihre Mutter ganztags arbeitet. Doch nachdem die Waschmaschine den Wollpulli auf Hamstergröße geschrumpft hat und die staubfressenden Pflanzen ihren Auftrag verweigern, ist wieder mal Luna als Problemlösungsgenie gefragt!

Autorenvita

Ullrich.Hortense.tif

© privat

Hortense Ullrich, hat über 60 Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben, von denen es 140 Übersetzungen in 25 Sprachen gibt; mit einer Gesamtauflage von über 4 Millionen Exemplaren. Zuvor hat sie als Journalistin und Drehbuchautorin gearbeitet. Acht Jahre verbrachte sie mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in New York. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Bremen.

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»Und wieso sollst du das entscheiden?«, erkundigte ich mich bei meiner besten Freundin Pia.

Pia zuckte mit den Schultern. »Na ja, weil es mein Leben verändert.«

»Inwiefern denn bitte?«

»Wenn meine Mutter jetzt statt halbtags den ganzen Tag arbeitet, muss ich im Haushalt mithelfen.«

»Das ist alles?« Ich winkte ab. »Mein Vater macht bei uns den Haushalt, also kann es nicht so schwer sein.« Mein Vater ist freier Journalist, er arbeitet zu Hause, während meine Mutter ganztags für ein Maklerbüro tätig ist. Deshalb ist er für den Haushalt und für die Kinder, also für meinen kleinen Bruder Paul und mich, verantwortlich.

»Sag ihr, du übernimmst den Haushalt«, drängte ich Pia.

»Ganz ehrlich, ich weiß nicht mal, was das überhaupt bedeutet, den Haushalt zu übernehmen«, gab sie zu.

Ich wusste es auch nicht. Daher zuckte nun ich mit den Schultern und meinte: »Ich denke mal, in erster Linie geht es darum, dass du darauf achtest, dass das Haus noch steht, wenn deine Mutter abends nach Hause kommt.«

Pia lachte. »Nein, echt, Luna, meine Mutter hat gesagt, ich soll mir das gut überlegen.«

»Was gibt es denn da zu überlegen?«, rief ich. »Deiner Mutter macht ihr Job Spaß, ihr hättet wesentlich mehr Geld zur Verfügung, dann könntet ihr euch auch mal einen Urlaub leisten.«

Pia seufzte ein wenig. »Ja, das wäre schon toll.«

»Machen wir doch eine Liste«, schlug ich vor, um Pia zu helfen, eine Entscheidung zu treffen.

»Was für eine Liste? Pro und contra?«

»Nein, das wissen wir doch schon: Das Einzige, was dagegenspricht, ist, dass du dich um den Haushalt kümmern musst. Und ehrlich gesagt bin ich nicht so sicher, ob das wirklich dagegenspricht. Das ist doch ein Klacks. Wir schreiben eine Liste, was alles so unter Haushalt machen fällt.«

Ich zückte mein Handy und wartete darauf, dass Pia mir diktierte. Aber Pia sagte nichts, sondern dachte nur angestrengt nach.

»Was tut deine Mutter denn so im Haus?«, versuchte ich Pia auf die Sprünge zu helfen.

»Sie kocht und macht Frühstück und Abendessen.«

»Na, das ist doch easy!«, rief ich. »Also, das mit dem Kochen müsste man noch mal genau unter die Lupe nehmen. Aber mein Vater hat uns damals auch anfangs mit Dosen- und Fertiggerichten ernährt. Und inzwischen kriegt er das ganz gut hin. Das kann man also lernen.«

Dann fiel mir ein, dass mein Vater ziemlich lange gebraucht hatte, um das zu lernen, daher bot ich an: »Du kannst mittags immer bei uns essen, dann entfällt das Kochen schon mal. Bleibt also nur Frühstück und Abendessen.«

»Schaff ich.«

»Gut. Also, Ernährung ist kein Problem. Du wirst nicht verhungern.«

Pia nickte. »Der Kühlschrank ist immer voll bei uns.«

»Na siehste!« Ich grinste. »Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wie das Zeug in euren Kühlschrank kommt.«

»Wobei einkaufen sogar Spaß macht.«

»Was gibt’s sonst noch?«

»Hilfe«, quietschte Pia und wich einer Libelle aus. Fast hätte Pia die Balance verloren und wäre ins Wasser geplumpst.

Wir saßen auf dem kleinen Steg am Teich unserer gemeinsamen Nachbarin Frau Berghof. Pia und ich wohnen in einer Reihenhaussiedlung, fast nebeneinander, wenn Frau Berghofs Haus nicht dazwischen stehen würde. Frau Berghof, eine ältere, ziemlich grantige Dame, hatte am Ende ihres Gartens einen wirklich schönen Teich angelegt. Mein Biotop nannte sie es. Es war Pias und mein Lieblingsplatz. Der Teich war umgeben von Schilf, und nur von einer Seite aus einsehbar. Leider von der Seite, die Frau Berghof von ihrer Terrasse aus sehen konnte. Daher mussten wir immer sehr vorsichtig sein und sicherstellen, dass sie nicht zu Hause war. Denn sie hat uns mehrfach strengstens verboten, ihren Garten zu betreten. Nicht sehr nachbarschaftlich, fanden wir, aber um sie nicht aufzuregen, trafen wir uns halt nur dort, wenn sie außer Haus war. Diesen Platz aufzugeben kam nicht infrage.

Bei ihrer Ausweichaktion war Pia allerdings mit einem Bein im Wasser gelandet. Eigentlich nicht so schlimm, da wir sowieso immer Schuhe und Strümpfe auszogen, um die Füße im Wasser baumeln zu lassen, aber ihre helle Hose sah nun etwas mitgenommen aus. Schlamm vom Uferrand und ein paar von den winzigen Wasserlinsen, die auf dem Teich schwammen, verzierten jetzt das Hosenbein.

Pia seufzte. »Die kann ich so nicht mehr anziehen, die muss gewaschen werden.«

Da fiel mir ein weiterer Punkt ein: »Wäsche. Musst du dich auch um die Wäsche kümmern?«

»Wenn das zum Haushalt gehört, ja.«

»Ich denke, Wäsche waschen gehört dazu. Aber das ist kein Problem, das macht doch die Maschine.«

Pia nickte.

Dann rief sie: »Bügeln! Wäsche muss doch gebügelt werden.«

Ich winkte ab. »Gebügelte Wäsche wird überbewertet!«

Pia war einverstanden.

»Gut«, meinte ich abschließend. »Dann haben wir’s! Sag deiner Mutter, sie kann den Job annehmen.«

Pia stand auf. »Ich glaube, wir sollten jetzt besser mal gehen, Frau Berghof kommt gleich zurück.«

Ich erhob mich ebenfalls. »Habt ihr Eis da?«

»Ja.«

Wir liefen zu Pias Haus, taperten über die Terrasse durchs Wohnzimmer zur Küche und holten uns zwei Eis aus dem Kühlfach.

Als wir wieder ins Wohnzimmer kamen, wies Pia auf die nassen Fußspuren, die wir hinterlassen hatten. Außerdem hatten wir noch Gras und Erde hineingetragen.

»Vielleicht sollten wir uns angewöhnen, unsere Füße sauber zu machen, bevor wir ins Haus gehen. Ich bin nämlich ziemlich sicher, dass Putzen auch zu normalen Haushaltspflichten gehört.«

»Putzen! Ach je! Stimmt. Das klingt allerdings nicht besonders spannend. Aber vielleicht können wir ja ein System entwickeln, damit man gar nicht mehr putzen muss.«

»Wenn das ginge, wären schon andere drauf gekommen.«

»Lass mich mal darüber nachdenken, mir fällt bestimmt was ein!«

Wir setzten uns auf die Terrasse und aßen gemütlich unser Eis.

Pias Eis tropfte auf ihr T-Shirt.

Ich deutete mit dem Finger darauf. »Und das solltest du auch lassen, hast nur Arbeit damit, die Flecken wieder rauszukriegen.«

Pia seufzte. »Womöglich ist es doch nicht so einfach, den Haushalt zu erledigen, da kommt ganz schön was zusammen …«

Kurz brachte sie mich zum Zweifeln. Doch dann schüttelte ich den Kopf: »Genau genommen hat deine Mutter gar keine Wahl. Ihr Halbtagsjob wird in einen Vollzeitjob umgewandelt und wenn sie die Ganztagsstelle nicht annimmt, muss sie sich einen anderen Job suchen. Und dass das nicht so einfach ist, wissen wir ja.«

Pia nickte heftig. Wir beide hatten nämlich schon mal versucht, für ihre Mutter einen anderen Job zu finden, beziehungsweise ihre Arbeitsbedingungen im Hotel, wo sie als Rezeptionistin arbeitet, zu verbessern. Das hatte dann leider zu dieser Änderung ihres Halbtagsjobs geführt. Daher hatten wir so ein minibisschen ein schlechtes Gewissen.

»Also, ich würde vorschlagen, du sagst deiner Mam, dass wir ab jetzt den Haushalt machen.«

»Wir?«

»Na hör mal, ich helfe dir doch selbstverständlich!«

Bevor sich Pia bei mir bedanken konnte, schallte eine Stimme zu uns auf die Terrasse.

»Das darf doch wohl nicht wahr sein!«

An der Grundstücksgrenze wurden zwei Büsche auseinandergeschoben und Frau Berghofs Kopf erschien.

»Wart ihr schon wieder in meinem Garten?«

Instinktiv rief ich: »Nein!«

»Und wie kommen dann eure Fußspuren hierher?«

Leise sagte ich zu Pia: »Wie kann man denn auf dem Gras Fußspuren entdecken?«

»Nicht auf dem Gras, du Schäfchen! Auf den Platten! Da sind nasse Kinder-Fußabdrücke.«

Sie hatte echt gute Ohren für ihr Alter.

»Ihr seid wirklich nicht für den Geheimdienst geeignet. Man läuft doch nicht mit nassen Füßen über Platten, wenn man nicht erwischt werden will.«

»Wenn Sie nicht so früh nach Hause gekommen wären, hätte die Sonne das wieder getrocknet«, verteidigte ich uns.

»Stimmt, aber dann wären da immer noch die Abdrücke in meinen Blumenbeeten. Ich kann euren Weg genau verfolgen.«

Pia rief: »Tut uns leid, Frau Berghof.«

»Und mir erst!«, gab sie sofort zurück. »Ihr seid nicht nur dreist, sondern auch noch ausgesprochen ungeschickt. Lasst das in Zukunft!« Sie drehte sich um und ging wieder.

Ich blickte Pia an.

»Was denn jetzt? Keine Spuren mehr hinterlassen oder ihren Garten nicht mehr betreten?«

Pia meinte bloß: »Die Antwort kennst du.«

Ich nickte eifrig.

»Auf keinen Fall Spuren hinterlassen, wir müssen vorsichtiger werden.«

»Also eigentlich meinte sie …«

»Ich weiß. Aber unseren Teich geben wir doch sowieso nicht auf.«

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Pias Mutter hatte sich gefreut, als sie hörte, dass ihre Tochter bereit war, sich darauf einzulassen. Die endgültige Entscheidung, ob sie weiterhin den Ganztagsjob machen wird, wollte sie in vier Wochen treffen. Deshalb hatte sie vorgeschlagen, dass sie sich erst mal komplett aus der Haushaltsführung raushält, damit Pia einen Überblick bekommt, wie viel Arbeit es ist, und man dann gemeinsam überlegen kann, ob es überhaupt realistisch ist, und welche Aufgaben Pia dann künftig übernehmen könnte. Sie meinte, wir sollten mit leichten Sachen anfangen, wie etwa Aufräumen, Putzen, Staubwischen, Staubsaugen.

Ein Klacks! Denn man kann sich sehr viel Arbeit ersparen, wenn man zum Beispiel Dinge, die man benutzt hat, auch gleich wieder wegräumt. Und wenn man was verschüttet oder verkrümelt, es sofort wieder in Ordnung bringt. Damit fallen schon mal das Aufräumen und das Putzen weg.

Blieben noch Staubwischen und Staubsaugen. Merkwürdige Sache, das mit dem Staub. Es stellte sich heraus, dass man gegen den Staub nichts tun kann, der kommt einfach, egal wie sehr man aufpasst. Und diese Staubmäuse, also der zusammengeballte Staub unter Schränken und Betten, finden sich auch ganz von allein ein. Das wollte ich selbstverständlich nicht so einfach hinnehmen. Dafür musste es doch eine Lösung geben! Ich zückte mein Handy. Im Internet standen Tipps, wie man Staub vermeiden kann.

»Also erst mal muss man auf die richtige Art Staubwischen. Und zwar mit einem feuchten Tuch und etwas Spülmittel im Wasser, damit sich der Staub nicht mehr so schnell absetzt. Dann muss man die Luftfeuchtigkeit erhöhen und regelmäßig lüften.«

»Aha.«

»Staubfänger müssen entfernt werden.«

»Und was wäre das?«

»Zum Beispiel Vorhänge, Kissen, Decken. Hängt ihr sehr an euren Polstermöbeln? Betten? Alles heftige Staubfänger.«

Pia sah mich kopfschüttelnd an. »Sei nicht albern.«

»Okay. Und hier steht, dass Pflanzen die Raumluft reinigen. Ihr braucht mehr Pflanzen. Die ziehen Staubpartikel an, sorgen für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit und filtern Schadstoffe aus der Luft.« Ich strahlte. »Hey, das ist die Lösung! Die Pflanzen übernehmen sozusagen das Staubwischen für uns!«

Pia horchte interessiert auf. »Das klingt gut. So sparen wir eine Menge Zeit.«

Ich erhob mich. »Dann los, lass uns ein paar Mitarbeiter kaufen!«

Als wir an der Haustür waren, fiel mir noch etwas ein. »Hast du Geld?«

»Oh.« Pia überlegte. »Meine Mutter hat mir Haushaltsgeld gegeben, weil ich ja jetzt auch Lebensmittel und so einkaufen muss. Davon nehm ich was. Ist ja sozusagen eine Haushaltsausgabe.«

»Super.«

Als sie wiederkam, fragte sie: »Was ist eigentlich mit Hausaufgaben?«

Ich winkte ab. »Machen wir später. Lass uns jetzt erst mal in die Stadt gehen.«

Im Blumenladen waren wir ein wenig ratlos. Welche Pflanzen würden ihren Job richtig gut machen? Unschlüssig standen wir herum.

Eine Verkäuferin sprach uns an: »Kann ich euch helfen?«

»Ja.«

»Was sucht ihr denn?

»Staubfressende Pflanzen.«

»Staubfressende Pflanzen?«, wiederholte sie verwirrt.

Ich ließ mich nicht irritieren, ich blieb dabei: »Also, welche Pflanzen würden den meisten Staub anziehen?«

Wieder schien sie ratlos. Aber dann bemühte sie sich. »Welche mit besonders vielen Blättern. Großen Blättern.« Sie war wohl immer noch verwundert über unsere Frage. »Ist das ein Projekt für die Schule?«

»Nein. Meine Freundin Pia muss den Haushalt übernehmen, damit ihre Mutter arbeiten gehen kann, und deswegen brauchen wir Pflanzen, die für uns das Staubwischen übernehmen.«

Diese Erklärung schien ihr ganz und gar nicht einzuleuchten. Mist, hätten wir doch besser das Schulprojekt angegeben. Denn nun hatte sie irgendwie das Interesse verloren, uns zu helfen. Sie meinte nur noch: »Na, dann seht euch mal um« und wandte sich an eine andere Kundin.

Ich wollte protestieren, doch Pia hielt mich zurück. »Also, sie hat uns ja einen wertvollen Hinweis gegeben, der auch Sinn macht: viele Blätter. Das schließt schon mal Kakteen aus.«

Ich nickte. »Und je größer sie sind, desto mehr Arbeit können sie übernehmen.«

Wir brauchten sehr lange, bis wir eine Auswahl getroffen hatten. Schließlich standen unsere Kandidaten fest: Laut den Zettelchen, die an den Pflanzen hingen, hatten wir einen Ficus Benjamini, eine Goldfruchtpalme und einen Gummibaum gewählt.

»Mit denen fangen wir an. Und wenn sie ihren Job richtig gut machen, holen wir uns weitere Mitarbeiter.«

Nachdem wir die Pflanzen gekauft hatten, war die Hälfte vom Haushaltsgeld weg, und wir stellten fest, dass wir noch ein anderes Problem hatten: drei Riesenpflanzen, aber nur zwei Leute zum Tragen.

Ich rief meinen kleinen Bruder Paul an, erklärte ihm, worum es ging, und bat ihn, uns zu helfen.

Leider tat mein Bruder nie etwas kostenlos. Er wollte bezahlt werden.

Ich hielt die Hand über den Hörer und erkundigte mich bei Pia: »Paul will drei Euro. Ist das okay?«

Pia dachte nicht lange nach. »Sicher, das ist ja auch eine Ausgabe, die mit dem Haushalt zu tun hat, und dafür ist das Haushaltsgeld da.«

Ich gab Paul grünes Licht, er versprach, so bald wie möglich mit seinem besten Freund Nils vorbeizukommen.

Wir schleppten die Bäume einzeln vor die Tür und setzten uns neben sie auf den Boden. Während wir auf die beiden warteten, fiel mein Blick auf die Eisdiele gegenüber.

»Sag mal, ist bei dem Haushaltsgeld auch vorgesehen, dass du dir hin und wieder mal ein Eis oder so kaufen kannst?«

Pia hatte ebenfalls die Eisdiele im Visier und schien erfreut über meine Frage. Sie sprang sofort auf und rief: »Klar. Ich nehm Schokolade, welche Sorte willst du?«

»Erdbeer.«

Und schon sauste sie rüber und kaufte Eis für uns.

Also, ich fand, die Sache mit dem Haushalt war eine prima Idee.

Zu Hause platzierten wir die drei neuen Mitbewohner im Wohnzimmer, weil sich nach unserer Meinung dort der meiste Staub ansammelte. Da sie ja nun sozusagen zur Familie gehörten, gaben wir ihnen Namen. Der Benjamini durfte seinen Namen weitgehend behalten, wir kürzten zu Ben ab, den Gummibaum nannten wir Konrad und die Palme Mathilde.

Wir waren ausgesprochen zufrieden.

»Musst du noch irgendetwas tun, haushaltstechnisch?«, fragte ich Pia.

»Nein, alles erledigt. Heute muss ich nur noch das Abendessen vorbereiten.«

»Was gibt’s denn?«

Pia zuckte mit den Schultern. »Mal sehen, was im Kühlschrank ist. Meine Mutter erwartet nicht wirklich, dass ich koche, kaltes Abendbrot ist völlig okay. Wurst, Käse und so.«

»Sollen wir schon mal den Tisch decken?«

»Wir müssen noch Hausaufgaben machen.«

»Machen wir anschließend.«

Pia war sofort bereit dazu, auch sie schob die Hausaufgaben ganz gern auf.

Nachdem Pia einen Blick in den Kühlschrank geworfen hatte, drehte sie sich zu mir um.

»Wir haben nichts mehr da.« Sie seufzte. »Jetzt fällt mir ein, dass meine Mam gesagt hat, ich sollte heute Lebensmittel einkaufen gehen.«

»Vielleicht können wir improvisieren? Muss ja nicht immer Käse oder Wurst aufs Brot. Wie wär’s mit hartgekochten Eiern und Gewürzgurken?

Pia nickte und überprüfte den Brotkasten.

»Dafür bräuchten wir aber Brot. Das ist auch alle.«

Ich stöhnte. »Okay, gehen wir einkaufen.«

»Zu dumm, dass wir da nicht dran gedacht haben, als wir in der Stadt waren.«

»Da wussten wir es ja noch nicht.«

»Das müssen wir künftig besser organisieren.« Pia sah mich an. »Irgendwie fühl ich mich jetzt schon ein bisschen überfordert!«

»Ach wo! Ist bloß neu für uns. Das kriegen wir hin.«

»Wir sollten auch eine To-do-Liste für den Haushalt anlegen.«

Pia und ich führen nämlich auf unseren Handys eine To-do-Liste, auf der wir notierten, was dringend zu erledigen ist. An oberster Stelle stand Hausaufgaben machen, was wir aber ignorierten, weil es viel wichtigere Dinge gab. Wie etwa Weltfrieden, kostenlose Gummibärchen für alle Schüler, eine Gemüsesorte züchten, die nach Schokolade schmeckt, und vieles mehr.

Wir machten uns wieder auf den Weg.

»Sag mal, das mit dem Einkaufen muss man ja ständig machen. Wäre es nicht viel schlauer, wenn man gleich ganz viel auf einmal kaufen würde?«, überlegte ich.

»Das nennt man Großeinkauf und dafür braucht man ein Auto. Das macht meine Mam einmal im Monat. Ich soll nur für den täglichen Bedarf einkaufen. Oder falls was fehlt und wir es dringend brauchen.«

Das waren klare Anweisungen. Wir kamen also um das regelmäßige Einkaufen nicht herum. Schade.

»Also nur Brot, Käse und Wurst. Was ist mit Butter?«

»Hab ich nicht überprüft.«

»Na, nehmen wir besser mal mit. Und in Zukunft schreiben wir Einkaufslisten.«

Im Supermarkt, beim Käse-Regal, hatte ich eine geniale Idee. Emmentaler war im Angebot. Die Packung war um einen Euro reduziert.

»Wenn wir zehn Packungen kaufen, sparen wir zehn Euro. Dann hast du zehn Euro übrig. Das wird deine Mam doch sicher beeindrucken.«

Pia fand meine Überlegung gut.

Wieder zu Hause, deckten wir den Tisch, bereiteten das Abendessen vor, waren dann zwar ziemlich erschöpft, aber doch sehr stolz auf uns.

Nur leider hatten wir die Hausaufgaben vergessen. Das fiel uns erst am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule ein. Dummerweise hatten wir nicht mehr genügend Zeit, für alle Fächer die Hausaufgaben zu erledigen. Also entschieden wir, sie nur für die Lehrer zu machen, mit denen wir am meisten Ärger bekommen würden.

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In der großen Pause bot mir Pia ein Käsebrot an.

»Ist das der Käse, den wir gestern gekauft haben?«

Sie nickte.

»Und was hat deine Mutter zu dem Sonderangebot gesagt?«

Pia verzog das Gesicht. »Dass wir jetzt in der nächsten Woche möglichst rund um die Uhr Käsebrote essen sollten.«

»Wieso?«

»Na ja, weil der Käse das Ablaufdatum erreicht hatte. Deshalb war er reduziert. Es sei wichtig, darauf zu achten, wie lange Lebensmittel haltbar sind. Und sie meinte, dass man nicht wirklich Geld übrig hat, wenn man es ausgibt. Irgendetwas an unserer Rechnung stimmte wohl nicht.«

Bevor ich meine geniale Rechnung verteidigen konnte, kam Konstantin Fischer, der humorlose Chefredakteur unserer Schülerzeitung, zu uns und erkundigte sich, wie weit wir mit unserer Reportage seien.

Ich sah Pia fragend an. Die zog fragend die Augenbrauen hoch. Na super, sie wusste also auch nicht, worum es ging. Ich hielt es für unklug, ihm mitzuteilen, dass wir keine Ahnung hatten, wovon er redete, und entsprechend noch nicht mal angefangen hatten, daher sagte ich ausweichend: »Wie war das Thema noch mal?«

Das war jedoch nicht wirklich ausweichend, sondern eher ungeschickt, denn er riss die Augen auf und schimpfte: »Wie bitte? Du hast das Thema vergessen?«

Ich tat erstaunt. »Hatte ich nach dem Thema gefragt? Ich meinte: Wann ist der Abgabetermin?«

Er schien ein wenig beruhigt. Nein, doch nicht, denn nun stöhnte er: »Das darf ja wohl nicht wahr sein!«

Wie kam ich denn jetzt da wieder raus? Dann fiel mir etwas ein. Stolz sagte ich: »Ich frag ja bloß, weil die Zeitung nicht mehr gedruckt wird, sondern nur noch online erscheint.«

»Das ändert nichts am Erscheinungstermin.«

Tolle Antwort.

»Seht zu, dass ihr rechtzeitig abgebt«, meinte er bloß noch und ging wieder.

Ich drehte mich zu Pia. Sie informierte mich: »Die Schülerzeitung erscheint einmal monatlich jeweils am Anfang des Monats, also in einer Woche.«

»Okay, also wir haben noch Zeit. Aber jetzt müssen wir rauskriegen, worüber wir diese Reportage machen sollen. Erinnerst du dich?«

Pia schüttelte den Kopf. »Meinst du, wir könnten jemand vom Schülerzeitungsteam fragen?«

»Nee, die werden es brühwarm Konstantin erzählen.«