Marcus Oliver Weber / Klaus-Peter Weber
Wirkerei und Strickerei
Technologien – Bindungen – Produktionsbeispiele
6., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISSN 1436-9354
ISBN 978-3-86641-299-6
© 2014 by Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.
Umschlag: Ingo Götze, Frankfurt am Main
Titelfotos vordere Umschlagseite:
Oben: Copyrights Marc Cain GmbH, 2014
Unten: Elke Dieterich, Frankfurt
Buchrückseite: Copyrights Marc Cain GmbH, 2014
Lektorat: Sabine Rock, Frankfurt am Main, www.druckreif-rock.de
Satz: Fotosatz L. Huhn, Linsengericht
Das vorliegende Fachbuch über die Strickerei und Wirkerei soll in die technischen und bindungstechnischen Grundlagen der Maschenwaren einführen und sowohl der Ausbildung als auch als Nachschlagewerk dienen.
Neben wichtigen maschentechnischen Definitionen werden grundlegende Kenntnisse über den Aufbau, die Arbeitsweise und die Mustereinrichtungen der Strick- und Wirkmaschinen vermittelt, die in der betrieblichen Praxis arbeiten. So werden neben modernen Verfahren auch Maschinen und Technologien dargestellt, die zurzeit nicht mehr gebaut werden, jedoch für die Maschenwarenfertigung immer noch sinnvoll im Einsatz sind.
Diese Auflage enthält gegenüber älteren Ausgaben ein weiteres Kapitel zu Garnen, das dem Zusammenspiel der Nadel- und Garnstärke in der Maschenbildung Rechnung trägt. In separaten Kapiteln werden Anwendungsbeispiele gegeben, die vom Entwurf oder Muster bis zur fertigen Ware den Kalkulationsprozess für den Stricker oder Wirker exemplarisch darstellen. Ergänzend zum Buch kann über eine Videoplattform eine Reihe erläuternder Videos angesehen werden (http://www.youtube.com/user/MarcusOliverWeber).
Das Buch soll allgemeingültige Aussagen über die Grundlagen der Maschentechnik, aber auch über die Entwicklung und die Vielfalt der Mustereinrichtungen machen und ihr Prinzip mit vielen Fotos und Funktionsbildern darstellen. Diese Neuausgabe enthält viele weitere Musterungen, die in letzter Zeit zunehmendes Interesse finden.
Weitergehende Kenntnisse über konstruktive Variationen und Details der Ausführungsformen vieler Wirk- und Strickmaschinenarten können in diesem Rahmen nicht erschöpfend behandelt werden. Das beschriebene Basiswissen kann durch Betriebsanleitungen aktueller Maschinentypen und durch Publikationen weiter vertieft und ergänzt werden. Die Inhalte wurden nach bestem Wissen recherchiert und erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch kann eine Gewähr für die Richtigkeit übernommen werden. Dieses Fachbuch wurde bereits mit fünf Auflagen an mehreren europäischen Hochschulen und Textilfachschulen als Lehrbuch anerkannt.
Marcus O. Weber
Klaus-Peter Weber
Mönchengladbach, im Frühjahr 2014
Textilien entstehen durch die Verarbeitung von Fasern oder Garnen. Fasern sind längliche Gebilde, in denen die Länge deutlich größer ist als das Äquivalent des Durchmessers.
Die geometrischen Fasereigenschaften, wie z. B. Länge oder Durchmesser, bestimmen wesentlich das spätere Textil. Auch die weiteren chemischen und physikalischen Eigenschaften der Fasern dominieren in vielen Anwendungsbereichen die Endeigenschaften der Textilien. Die textilen Rohstoffe lassen sich unterteilen in Rohstoffe natürlicher und Rohstoffe synthetischer Herkunft. Die Faserarten werden nach DIN 60001 (IS0 2076/6938) aufgelistet und weiter unterteilt.
Die Fasern natürlicher Herkunft werden als Naturfasern bezeichnet. Die häufigsten Naturfasern sind: Baumwolle (CO), Wolle (WO, WV) und Jute (JU). In höherwertiger Bekleidung wird weiterhin auch Leinen (LI), Seide (SE, ST), Kaschmir (WS), Mohair (WM) oder Angora (WA) verwendet.
Fasern können auch in separaten Herstellungsprozessen gewonnen werden. Sie nennen sich Chemiefasern. Die wichtigsten Chemiefasern sind: Polyester (PES), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Viskose (CV), Lyocell (CLY), Polyacryl (PAN), Kohlenstofffaser (CF), Glasfasern (organisch) (GF), Aramid (AR), Polyethylen (PE) und Elastan (EL). Die Chemiefasern unterteilen sich in organische und anorganische Chemiefasern, wobei sich die organischen wiederum in synthetische und cellulosische Rohstoffpolymere untergliedern lassen.
Die bedeutendsten Naturfasern sind Baumwolle und Wolle. Bei den Chemiefasern dominieren Polyester, Polypropylen, Polyamid und Polyacryl (vgl. Bild 1.1).
Die Kennzeichnung der Faserrohstoffe in textilen Produkten ist durch die EU in verschiedenen Verordnungen und in Deutschland im Textilkennzeichnungsgesetz geregelt. Insbesondere Bezeichnungen, Mischungen und neue Faserentwicklungen werden dabei berücksichtigt. Definitionen, Abkürzungen und weitere Bestimmungen werden für Chemiefasern durch das Bureau International pour la Standardisation des Fibres Artificielles (BISFA) erarbeitet.
Filamentgarne
Die schmelzgesponnenen Chemiefasern werden durch Spinndüsen in verschiedenen Querschnitten extrudiert. Durch die Düsenlöcher werden die Querschnitte der Filamente, wie z.B. rund, trilobal, oktalobal, hohl oder sternchenförmig, vorgegeben. Durch die Querschnittsform kann das Reflexionsverhalten des Lichtes auf der Faser verändert werden. Matteres oder glänzenderes Erscheinungsbild ist die Folge. Auch Hohlfasern und Filamente mit höherer Biegesteifigkeit in einer Vorzugsrichtung sind möglich.
Bei Polyester und Polyamid werden weiterhin Polymere mit Mattierungsmitteln als matt, halbmatt etc. angeboten. Das Polymer kann in der Viskosität für höhere (technische Garne) oder niedrigere Festigkeiten (textile Garne) eingestellt werden. Die Molekülkettenlängen bestimmen dabei die durch weitere Verstreckung erreichbaren Festigkeiten.
Für verschiedene Einsatzgebiete wird spinngefärbtes Polymer hergestellt. Das Ausgangspolymer wird vor dem Spinnen mit Farbstoffen (Masterbatch) gemischt und gemeinsam versponnen. Spinnfärbungen sind in der Regel dauerhafter und benötigen keine weiteren Färbeprozesse. Schwieriger werden die Produktion kleiner Auftragsmengen und die genaue Reproduzierbarkeit von Farbnuancen. Bei kleineren Auftragsmengen ist die Farbumstellung mit Reinigungsaufwand und ggf. Farbverschmutzungen verbunden. Für Standardfarben, wie z. B. bei schwarzen Sicherheitsgurten, ist das Spinnfärben die Standardtechnologie.
Stapelfasern
Die Fasern können in geschnittener Form (Stapelfasern) oder endlos (Filamente) hergestellt werden. Filamentgarne können aus nur einem Filament bestehen (das sogenannte Monofilament) oder auch aus mehreren Filamenten zu einem Multifilamentgarn zusammengefasst werden. Multifilamentgarne mit einer Filamentfeinheit unter 1 dtex werden auch als Mikrogarne bezeichnet.
Stapelfasern variieren in den Feinheiten zwischen 0,7 und 28 dtex bzw. als Regeneratfaser auch bis zu 40 dtex (vgl. Tab. 1.1). Die Schnittlängen können bei einer Baumwolltype von 32 mm bis 40 mm variieren, bei einer Langstapeltype bis 150 mm. Durch Reißkonvertieren lassen sich die Fasern auch in einer Faserlängenverteilung ähnlich der Naturfasern herstellen. Die weitere Verarbeitung erfolgt nach den entsprechenden Verfahren der Baumwoll-, Streichgarn- oder Kammgarnspinnerei. Die Garne können dabei gemischt und in gewünschten Anteilen dosiert werden.
Beispiele für schmelzgesponnene Filamentgarne:
PES 167 dtex f 36 sd tr tex HE
Textiles Polyester Multifilamentgarn in 167 dtex (150 den) mit 36 Filamenten, Filamentfeinheit = 167 dtex / 36 = 4,6 dtex
sd: semi dull / halbmattes (hm) Polymer
tr: trilobaler Querschnitt
tex HE: texturiert als hochelastisches Garn
PA 6 940 dtex f 140 gl rd Z60
Technisches Polyamid 6 Multifilamentgarn in 940 dtex mit 140 Filamenten,
Filamentfeinheit = 940 dtex / 140 = 6,7 dtex
gl: glänzendes Polymer ohne Mattierungsmittel
rd: runder Querschnitt
Z60: 60 Drehungen pro Meter in Z-Richtung
Beispiele für lösungsmittelgesponnene Filamentgarne:
Ecru CV 67 dtex f 24 dd S90 lobed
Ecru: Ungefärbt
Textiles Viskose Multifilamentgarn in 67 dtex mit 24 Filamenten
dd: deep dull /tiefmattes (tm) Polymer
S90: 90 Drehungen pro Meter in S-Richtung
lobed: gelappt
AR 840 dtex f 1000
Aramid Mikrofilament in 840 dtex mit 1000
Filamenten
Bei technischen Textilien sind die Eigenschaften der verschiedenen Garntypen für den Einsatz im Produkt entscheidend. Insbesondere auch die Präparation und andere chemisch-physikalische Veränderungen auf der Faseroberfläche gestalten die Eigenschaften.
Texturierung
Filamentgarne sind nach dem Spinnen glatt und werden für weitere Strecktexturierprozesse nicht vollverstreckt hergestellt. Die Bezeichnung hierfür ist:
Teilverstrecktes Spinnfilament
POY – pre oriented yarn
Durch Vollverstreckung oder Verstreckung in weiteren Prozessen kann ein ungekräuseltes Glattgarn hergestellt werden.
Ungekräuseltes Glattgarn
FOY – fully oriented yarn
FDY – fully drawn yarn
Die Garne können in weiteren Prozessen texturiert werden. Die Garne erhalten eine Kräuselung, wodurch das Garnvolumen zunimmt und der weiche textile Griff entsteht (Bild 1.2). Die wichtigsten Texturierverfahren sind Falschdraht-, Stauchkammer- und Luftblastexturierung. Entsprechend sind die Garnbezeichnungen:
Falschdrahttexturierung
DTY – draw textured yarn
Stauchkammertexturierung
BCF – bulk continuous filament
Luftblastexturierung
ATY – air jet textured yarn
Verschiedene Glatt- und Texturgarne können in einem Luftverwirbelungsprozess, auch als Tangleprozess bezeichnet, durch Verwirbelungspunkte miteinander verbunden werden. Im späteren Flächengebilde (Bild 1.3) sind diese Punkte nicht oder kaum erkennbar.
Stapelfasern werden durch die verschiedenen Spinnerei-Vorstufen der Kurzstapel-, Streichgarn- oder Kammgarnspinnerei geöffnet und parallelisiert.
Die parallelisierten Vorgarne oder Lunten werden dann nach dem Ringspinnverfahren, Rotorspinnverfahren oder alternativen Spinnverfahren gesponnen.
Ringspinnverfahren
Beim Ringspinnverfahren wird das parallelisierte und kompaktierte Vorgarn einem Streckwerk zur Verstreckung auf die gewünschte Endfeinheit zugeführt. Die Ringspinnmaschine kann über den rotierenden Kops dem Garn die notwendige Drehung geben.
Ringgarne haben bei Weitem den höchsten Marktanteil der Stapelfasergarne. Für besonders feine oder kritische Faserstoffe lassen sich am einfachsten stabile Spinnbedingungen finden. Das Ringspinnen ist am universellsten einsetzbar. Ringspinngarne lassen sich mit niedrigen Drehungen erzeugen. Die Garnoberfläche ist sehr gleichmäßig in der Faserdrehung und mit vielen offenen Faserenden (Haarigkeit) verbunden.
Eine Variante des Ringspinnens ist das Kompaktspinnen. Kompaktgarne zeichnen sich durch weniger Haarigkeit aus.
Rotorspinnverfahren
Das Rotorspinnen zählt zu den Spinnverfahren mit einem offenen Garnende. Die parallelisierten Faserbänder werden über eine gezahnte Auflösewalze bis zur Einzelfaser aufgelöst. Die Fasern werden dann durch einen Luftstrom weiter parallelisiert und in der Rotorrille abgelegt. Aus der rotierenden Rille werden die Fasern an einem rotierenden Garnende herausgezogen und über eine Abzugsdüse in Richtung Aufspulung transportiert. Durch das rotierende Garnende muss die Fasereinspeisung in regelmäßigen Intervallen durchflogen werden. Hierbei ergeben sich sogenannte Bauchbinden, die zum Teil in einem 90-Grad-Winkel zur Garnachse liegen. Die Faserenden der Bauchbinden zeigen entgegen der Garnabzugsrichtung in der Spinnmaschine.
Die Garndrehung wird durch die Abzugsgeschwindigkeit und -düse sowie durch die Rotordrehzahl beeinflusst.
Weitere Spinnverfahren wie Friktionsspinnen und Luftspinnen gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Oft werden Garne vor der weiteren Verarbeitung in die Fläche gefacht, gezwirnt, kabliert, geflochten oder auch als Minirundgestrick (mit wenigen Nadeln) angeboten.
Fachen
Da die Feinheiten der Maschen bildenden Maschinen immer auch zur Garnfeinheit passen müssen, laufen in Strickmaschinen oft mehrere Garne in einen Fadenführer ein. Die zusammengefügten Garne haben keinen weiteren Fadenschluss und werden anschließend nur durch die Maschenstruktur zusammengehalten. Die Fachung an der Strickmaschine kann auch aus mehr als zwei Komponenten bestehen. Eine besondere Form der Fachung liegt an Strickmaschinen beim Plattieren vor (s. Musterungen der Strickmaschinen). Hierbei wird ein Garn so eingebracht, dass es nur auf einer Seite des Gestrickes in Erscheinung tritt.
Zwirnen
Neben dem Fachen könne Garne auch gezwirnt werden. Beim Ringzwirnen werden ähnlich dem Ringspinnen über eine Spindel zwei Komponenten miteinander verdreht. Neben dem Ringzwirnen wird aus wirtschaftlichen Gründen das Doppeldrahtzwirnen für feine und mittlere Garne viel benutzt. Zwirne lassen sich auch mehrstufig herstellen. In der Regel werden die Garndrehungen und die Zwirndrehungen in jeder Stufe entgegengesetzt eingebracht (Bild 1.4).
Zwirne können auch in mehreren Stufen und durch mehr als zwei Komponenten entstehen. Für Artikel, wie z. B. Teppiche oder Reifen, werden kablierte Garne verwendet. Hierbei wird meist ein Filamentgarn um ein zweites Filamentgarn gedreht. Die Eigenschaften und das Erscheinungsbild ist ähnlich dem Zwirn. Effektzwirne können durch Zulauf verschiedener Komponenten mit variabler Geschwindigkeit in der Zwirnmaschine hergestellt werden. Effektzwirne zeichnen sich durch variable Garnquerschnitte, Garnfarben oder Schlaufen aus.
Geflechte können aufgrund der geringen Festigkeitsverluste und glatten Oberflächeneigenschaften in der Weiterverarbeitung für technische Artikel auch als Garne eingesetzt werden. Auch Kleinrundgestricke können für Garnkonstruktionen in modischen Anwendungen verwendet werden (vgl. Kapitel 4).
In den Garnansichten auf Seite 13 werden je Garn drei Vergrößerungen dargestellt (Bilder 1.5 – 1.7). Die Garndarstellungen können auch zum Erkennen und zur Klassierung vorhandener Garne verwendet werden.
Die Garneigenschaften werden entsprechend dem späteren Verwendungszweck ausgewählt. So sind für modische Aspekte oder Tragekomfort wie beispielsweise in T-Shirts andere Eigenschaften notwendig als für technische Anwendungen wie z.B. Autohimmel oder Fischnetze.
Durch die Garne werden wesentliche Eigenschaften in der Fläche bestimmt. Für die Verarbeitung in der Strickerei und Wirkerei werden zusätzliche Anforderungen an die Garne gestellt. Die Garnfeinheit oder genauer der Garndurchmesser muss auf die gewählte Maschinen- und Nadelfeinheit abgestimmt sein (Tab. 1.1). In den Kapiteln zu den einzelnen Maschinen finden sich Tabellen, mit denen eine Garnauswahl zur Maschinenfeinheit vorgenommen werden kann.
Neben der passenden Garnfeinheit muss das Garn die notwendige Festigkeit für die Verarbeitung in der Maschenbildung aufweisen. Die Reißfestigkeit der Garne wird gemeinsam in Kraft-Dehnungs-Kennlinien bestimmt. Weitere wichtige Garneigenschaften, für die Verarbeitung zu Maschen:
– Biegesteifigkeit
– Dehnbarkeit
– Sprödigkeit oder Knotenfestigkeit
– Faden- oder Filamentschluss
– Garndrehung
– Kringelneigung
Der Drehungskoeffizient (αm) von Baumwollgarnen für die Strickerei liegt üblich zwischen 65 und 90. Dabei werden die niedrigeren Drehungskoeffizienten für langstapelige Baumwolle verwendet. In der Weberei hingegen werden für kurzstapelige Baumwollen Drehungskoeffizienten bis zu 150 verwendet, wodurch sich auch ein deutlich härterer Griff in der Ware ergibt. Darüber hinaus ist höhere Drehung ein Kostenfaktor im Garn.
Gedrehte Garne und auch falschdrahttexturierte Filamentgarne haben ohne weitere Beruhigung durch Dämpfung eine Kringelneigung (vgl. Bild 1.8). Die Kringelneigung führt hier zu Störungen im Weiterverarbeitungsprozess. Gerade in der Strickerei können die Fadenspannungen sehr niedrig werden, sodass die Kringel sich beim Verstricken des Fadens nicht auflösen, sondern zum Bruch oder Fehler im Gestrick führen.
In den textilen Flächengebilden gibt es verschiedene Konstruktionen. Am gebräuchlichsten sind:
• Vliesstoffe (vgl. Bild 2.1 oben),
• Gewebe (vgl. Bild 2.1 Mitte) und
• Maschenwaren (vgl. Bild 2.1. unten)
Im Gegensatz zu Geweben, die aus zwei rechtwinklig miteinander verkreuzten Fadensystemen (Bild 2.2) – Kette und Schuss – bestehen, werden Maschenwaren durch Maschenbildung aus einem Faden (Einfaden-Maschenware) nach der Einfadentechnik oder aus mehreren Fäden (Kettfaden-Maschenware) nach der Kettfadentechnik aufgebaut.
Je nach Verarbeitung des Fadens zu Maschen in Querrichtung (ein Faden) oder in Längsrichtung (Fadenkette) kann man grundsätzlich zwischen den in den Bildern 2.3 und 2.4 dargestellten Maschenwaren unterscheiden. Diese Maschenwaren sind bedingt durch den Aufbau dehnbarer als Gewebe, obgleich diese Dehnbarkeit durch zahlreiche Bindungselemente stark reduziert werden kann.
Die Elastizität der Maschenwaren ist allgemein sehr gut. Diese Eigenschaft ist weitestgehend von der Bindung und dem verwendeten Material abhängig.
Aufgrund der vielseitigen Eigenschaften werden Maschenwaren zurzeit in allen Gebieten, die den Einsatz textiler Flächengebilde erfordern, eingesetzt. Hier sind beispielsweise Bekleidung, Heimtextilien und technische Textilien vertreten.
Nadeln
Um Maschenwaren mit Maschinen herzustellen, verwendet man in der Wirkerei und Strickerei verschiedene Nadelarten. Ursprünglich wurden Spitzennadeln verwendet, während heute überwiegend Schieber- und Zungennadeln Verwendung finden.
Darüber hinaus bestehen weitere Nadeltypen, die nur für besondere Aufgaben und dadurch seltener verwendet werden. Auch gibt es für jeden Nadeltyp eine Vielfalt an Ausführungen, die jeweils für einen Maschinentyp und eine Maschinenklasse entwickelt wurden.
Die Zungennadel (Bild 2.5) besteht aus einem Haken zum Durchziehen eines Fadens zur Maschenschleife, einer Zunge, die drehbar gelagert ist und den Nadelkopf öffnen bzw. schließen kann, einem Nadelschaft sowie aus einem Fuß, durch den die Nadel während der Maschenbildung bewegt wird.
Um mit dieser Nadel eine Masche zu bilden, wird die im Nadelkopf befindliche Maschenschleife von Platinen (Bild 2.6) geführt und gehalten. Diese und andere für die Maschenbildung erforderlichen Elemente werden im Weiteren noch genauer beschrieben.
Die Maschenbildung mit der Zungennadel (Bilder 2.7, 2.8) beginnt damit, dass die zuletzt gebildete Maschenschleife im Nadelkopf hängt und von diesem gehalten wird. Die Nadel wird ausgetrieben, sodass die Maschenschleife über die Zunge auf den Nadelschaft gleitet. Ein Fadenführer legt einen Faden in den Nadelkopf, und die Nadel wird zurückgezogen. Die auf dem Nadelschaft befindliche Maschenschleife schließt den Nadelkopf, indem sie die Zunge dreht. Der vom Nadelkopf gehaltene Faden wird durch die weitere Nadelbewegung zur neuen Maschenschleife ausgebildet. Aus der alten Maschenschleife wird eine Masche.
Die Schiebernadel (Bild 2.9) hat einen kurzen Haken, der durch einen Schieber geöffnet und geschlossen werden kann. Der Schieber wird in einer langen Rille des Nadelschaftes geführt und gesondert angetrieben.
Zu Beginn der Maschenbildung befindet sich die zuletzt gebildete Maschenschleife im Nadelhaken (Bilder 2.10, 2.11). Die Nadel wird ausgetrieben, der Schieber öffnet den Haken, und die Maschenschleife gleitet auf den Nadelschaft.
Nach dem Fadenlegen bewegt sich die Nadel zurück, und der Schieber schließt den Haken. Die Maschenschleife gleitet auf den Schieber und anschließend über den Nadelkopf. Der Faden wird dabei zu einer neuen Maschenschleife durchgezogen.
Die Spitzennadel (Bild 2.12) hat einen federnden Haken mit Spitze, eine Zasche (Rille), einen Schaft und einen Fuß. Mithilfe einer Presse (Pressschiene) kann die Spitze in die Zasche gedrückt und der Nadelkopf dadurch geschlossen werden.
Zu Beginn der Maschenbildung (Bilder 2.13, 2.14) befindet sich wieder die zuletzt gebildete Maschenschleife im Nadelkopf. Die Nadel wird ausgetrieben, und die Maschenschleife gleitet auf den Nadelschaft. Nach dem Legen des Fadens bewegt sich die Nadel zurück, sodass die Maschenschleife in den Bereich der Nadelspitze gelangt. Von der Presse wird die Nadelspitze in die Zasche gedrückt.
Durch die weitere Nadelbewegung gleitet die Maschenschleife auf die Nadelspitze und nach dem Rückzug der Presse über den Nadelkopf. Der Faden wird dadurch zu einer neuen Maschenschleife durchgezogen.
Die Bindungslehre (auch Bindungstechnik genannt) beschreibt, wie die verwendeten Garne miteinander verbunden sind. In der Maschentechnik definiert sie die Verbindungen von einem oder mehreren Fäden in Maschenwaren, die auf Wirk- oder Strickmaschinen hergestellt wurden.
In Maschenwaren können außer dem Bindungselement „Masche“ weitere Bindungselemente, wie Henkel, Schüsse, Flottungen und Stehfäden, verwendet werden.
Bindungselemente
– Masche
– Henkel, auch Fang(-henkel)
– Schuss
– Flottung
– Stehfaden
Die für die Bindungen und Bindungselemente gültigen Definitionen unterscheiden sich in der Einfaden- und Kettfadentechnik, sodass in den folgenden Erläuterungen sowohl die Einfaden-Maschenware (Gestrick, Kuliergewirk) als auch die Kettfaden-Maschenware (Kettengewirk) jeweils dargestellt wird.
Maschen (Bild 2.15) sind ineinander hängende Fadenschleifen, deren Fadenstrecken als Kopf, Schenkel und Füße bezeichnet werden. Die Berührungsflächen zweier über- bzw. untereinander angeordneter Maschen nennt man Bindungsstellen. Eine Masche hat vier Bindungsstellen (zwei obere und zwei untere), während eine Maschenschleife nur zwei untere Bindungsstellen aufweist.
Je nach Lage der Fäden an den unteren Bindungsstellen unterscheidet man in linke und rechte Maschenseiten.
Linke Maschenseite:
Die linke Maschenseite (Bild 2.16) ist dadurch gekennzeichnet, dass an den unteren Bindungsstellen die Füße über und die Schenkel unter dem Kopf der vorhergehenden Masche liegen.
Rechte Maschenseite:
Die rechte Maschenseite (Bild 2.17) ist dadurch gekennzeichnet, dass an den unteren Bindungsstellen die Füße unter und die Schenkel über dem Kopf der vorhergehenden Masche liegen.
Je nach Anordnung von rechten und linken Maschenseiten in einer Maschenware kann man sowohl die Einfaden-Maschenware als auch die Kettfaden-Maschenware in Rechts/Links-(RL)-, Rechts/Rechts-(RR)- und Links/Links-(LL)-Maschenwaren einteilen (Tabelle 2.1).
RL-Maschenwaren
Die durch die Einfadentechnik hergestellten RL-Maschenwaren zeigen auf der einen Seite nur rechte und auf der anderen Seite nur linke Maschenseiten (Bild 2.18). Die typischen Erkennungsmerkmale der rechten Seite sind die konisch verlaufenden Maschenschenkel (Bild 2.19), die Erkennungszeichen der linken Seite die Köpfe und Füße der Maschen (Bild 2.20). Die RL-Maschenwaren der Kettfadentechnik zeigen ebenfalls auf der einen Seite nur linke und auf der anderen Seite nur rechte Maschenseiten (Bild 2.21), jedoch erscheinen auf der linken Seite in den meisten Fällen nur die geneigten Fußverbindungen (Bild 2.22), während auf der rechten Seite durch den Zug der Fußverbindungen die Maschenschenkel reihenweise wechselnd geneigt (Bild 2.23) oder gerade auftreten können.
Da die RL-Maschenwaren auf der einen Seite nur linke und auf der anderen Seite nur rechte Maschenseiten aufweisen, sind alle Maschen in der gleichen Richtung durchzuziehen. Dazu ist ein Nadelsystem erforderlich, das aus einer Nadelanordnung mit einzeln oder gemeinsam bewegten Nadeln besteht und alle Maschen in gleicher Richtung durchzieht (Bild 2.24).
RR-Maschenwaren
Die RR-Maschenwaren der Einfadentechnik (Bilder 2.25 und 2.26) zeigen auf beiden Seiten rechte Maschenseiten. Die Anzahl und Anordnung der rechten Maschenseiten werden durch die Musterung bestimmt.
Auch die RR-Maschenware der Kettfadentechnik (Bilder 2.27 und 2.28) zeigt auf beiden Warenseiten rechte Maschenseiten. Die Maschen sind häufig reihenweise wechselnd geneigt, und durch die geringe Dehnbarkeit sind die linken Maschenseiten auf der rechten Warenseite nicht sichtbar.
Zur Herstellung von RR-Maschenwaren sind zwei Nadelsysteme (einzeln oder gemeinsam bewegte Nadeln) notwendig, die die Maschen nach verschiedenen Richtungen ausbilden (Bild 2.29).
LL-Maschenwaren
Die LL-Maschenware der Einfadentechnik (Bilder 2.30 und 2.31) zeigt auf beiden Warenseiten vorwiegend linke Maschenseiten. Durch Längsdehnung sind auch rechte Maschenseiten sichtbar, die aufgrund der Elastizität der Ware auf der einen Seite verdeckt und auf der anderen Seite als linke Maschenseiten in Erscheinung treten. Herstellbar ist die LL-Einfaden-Maschenware durch Maschenübergabe oder Nadelübergabe mit Doppelzungennadeln. Die Doppelzungennadeln werden nach der Maschenbildung von einem Nadelbett in ein anderes Nadelbett übergeben und bilden dadurch mit den beiden Nadelköpfen abwechselnd die Maschen in verschiedener Richtung aus (Bild 2.32).
Die LL-Maschenware (Bilder 2.33 und 2.34) wird in der Kettfadentechnik auf Spezialmaschinen hergestellt, deren gebogene Nadeln gleichzeitig als Fadenführer ausgebildet sind und die die Maschen wechselweise übergeben (Bild 2.35).
Einteilung der Maschenwaren
Nach Aufbau und Anordnung der rechten bzw. linken Maschenseiten in einer Maschenware kann man die in Tabelle 2.1 dargestellte Einteilung vornehmen.
Da anhand einer vorliegenden Einfaden-Maschenware nicht immer einwandfrei die Herkunft von Wirk- oder Strickmaschinen beurteilt werden kann, sind dann die Bezeichnungen Gewirke (Waren von Wirkmaschinen) bzw. Gestricke (Waren von Strickmaschinen) durch die Bezeichnung „Maschenware“ zu ersetzen.
Da die Einfaden-Gewirke stets durch einen Kuliervorgang (vgl. Kap. 6) erzeugt werden und die Kettfadengestricke zurzeit keine Bedeutung haben, können die bisher üblichen Begriffe verwendet werden, sodass Einfaden-Gewirke als Gewirke oder Kulier-Gewirke, Einfaden-Gestricke als Gestricke und Kettfaden-Maschenwaren nur als Kettengewirke bezeichnet werden. Damit stimmt die Einteilung der Maschenwaren mit der Einteilung der maschenbildenden Maschinen (vgl. Kap. 3) überein.
In der Einfadentechnik werden die Maschen fast ausschließlich offen gearbeitet. Offen ist eine Masche, wenn sich die Füße nicht kreuzen, und geschlossen, wenn sich die Füße kreuzen (Bild 2.36). In der Kettfadentechnik werden die Maschen sowohl offen als auch geschlossen gearbeitet (Bild 2.37). Die Beurteilung erfolgt stets an der unteren Bindungsstelle.
Die Fußverbindungen zweier benachbarter Maschen (Einfadentechnik) oder zweier benachbarter bzw. zweier Maschen in aufeinander folgenden Maschenreihen (Kettfaden-Grundlagentechnik) nennt man Platinenmaschen, während man Köpfe und Schenkel als Nadelmaschen bezeichnet (Bilder 2.38 und 2.39).
In der Musterung der Kettfadentechnik kann man zahlreiche Mustereffekte durch die Platinenmaschenlänge erzielen (Bild 2.40). Auch die Formstabilität (Dehnbarkeit, Elastizität usw.) der Ware wird dadurch wesentlich beeinflusst.
In der Musterung der Einfadentechnik kann man durch die mustermäßige Anordnung von rechten und linken Maschenseiten (Bilder 2.41, 2.42) oder durch Verhängen von Maschen innerhalb einer Nadelreihe (Bilder 2.43, 2.44) bzw. durch Übergabe von Maschen in ein anderes Nadelsystem (Bilder 2.45, 2.46, 2.47) viele Musterbilder erreichen. Weitere Beispiele sind in den Bildern 2.48, 2.49 dargestellt.
Die in den Maschenwaren der Einfaden- und Kettfadentechnik nebeneinander angeordneten Maschen bilden eine Maschenreihe, die untereinander angeordneten Maschen ein Maschenstäbchen (Bilder 2.50, 2.51, 2.52)
Um die Warenqualität zu ermitteln, werden u. a. die Maschenreihen je Längeneinheit 1 cm, 1“ engl. o. dgl. (Maschenreihendichte MRD) und die Maschenstäbchen je Längeneinheit (Maschenstäbchendichte MSD) bestimmt. Die Maschendichte ergibt sich aus vielen Faktoren, wie z. B. Maschengröße, Maschinenfeinheit, Garnvordehnung, Ausrüstung und Veredlung, Garnschrumpf u.v.m. Die Maschenreihendichte kann durch die Maschengröße (Länge der durchgezogenen Masche) beeinflusst werden, während die Maschenstäbchendichte u. a. stark von der Maschinenfeinheit (Anzahl der Nadeln je Längeneinheit) abhängt. Üblich ist die Angabe der Maschendichte bezogen auf 10 cm. Die Maschinenfeinheit wird in Nadeln pro Zoll (= 2,54 cm) angegeben.
Der Henkel ist eine Fadenschleife, die zusammen mit einer Maschenschleife von der Nadel abgeschlagen und dabei von den Füßen einer neuen Maschenschleife abgebunden und gehalten wird (Bilder 2.53, 2.54, 2.55)
In der Einfadentechnik wird der Henkel häufig mit Zungennadeln gearbeitet. Dabei unterscheidet man die Arbeitsweise „Fang in der Nadel“ (übliche Arbeitsweise) und „Fang auf der Nadel“.
Die Henkelbildung nach dem Verfahren „Fang in der Nadel“ beginnt mit dem Nadelaustrieb der Zungennadel (Bild 2.56). Der Austrieb erfolgt allerdings nur so weit, dass die Maschenschleife noch auf der Zunge bleibt. Ein Faden wird in den Nadelkopf gelegt.
Die Nadel wird zurückgezogen und in einem neuen Maschenbildungsvorgang so weit ausgetrieben, dass Maschen- und Fadenschleife hinter die Zunge auf den Nadelschaft gleiten. Nach dem Fadenlegen wird aus dem gelegten Faden eine Maschenschleife gebildet, während die zuvor gebildete Maschenschleife mit der Fadenschleife abgeschlagen wird.
Nach dem Verfahren „Fang auf der Nadel“ (Bild 2.57) wird die Zungennadel wie im normalen Maschenbildungsvorgang so weit ausgetrieben, dass die Maschenschleife hinter die Zunge auf den Nadelschaft gelangt. Nach dem Fadenlegen wird die Nadel jedoch nur so weit zurückgezogen, dass die Maschenschleife noch auf dem geschlossenen Nadelkopf bleibt. In einem weiteren Maschenbildungsvorgang wird die Nadel wieder ausgetrieben, wobei die Maschenschleife und die gelegte Fadenschleife auf den Nadelschaft gleiten. Mit dem Fadenlegen und dem Abschlagen der Maschen-und der Fadenschleife ist die Henkelbildung beendet.
In der Einfaden- und Kettfadentechnik ist der Henkel mit der Spitzennadel so herstellbar (Bild 2.58), dass nach einem normalen Maschenbildungsvorgang ein Vorgang ohne Pressen folgt. Dadurch wird die Maschenschleife nach dem Fadenlegen nicht auf die Nadelspitze aufgetragen und über den Nadelkopf abgeworfen, sondern gleitet zur gelegten Fadenschleife in den Nadelkopf. Im folgenden Maschenbildungsvorgang werden die Maschenschleife und die Fadenschleife auf den Nadelschaft gebracht und nach dem Fadenlegen und Pressen über den Nadelkopf abgeworfen. Aus der Fadenschleife entsteht der Henkel.
Während diese in der Einfadentechnik und mit Spitzennadeln in der Kettfadentechnik bisher dargestellten Verfahren zur Herstellung eines Henkels zwei Maschenbildungsvorgänge benötigen, wird der Henkel in der Kettfadentechnik mit Zungennadeln in einem Maschenbildungsvorgang hergestellt. Die Nadel bewegt sich aufwärts (Bild 2.59), sodass die Maschenschleife aus dem Nadelkopf über die Zunge auf den Nadelschaft gleitet. Dann werden mindestens zwei Fäden in den Nadelkopf gelegt, von denen der eine nach dem Legen durch eine Schiene (Fallblech) unter die Zunge auf den Nadelschaft gedrückt wird, während der andere Faden im Nadelkopf bleibt und in den weiteren Vorgängen wie üblich zur Maschenschleife ausgebildet wird.
Eine Fadenstrecke, die in Querrichtung in die Ware eingelegt nur durch andere Bindungselemente gehalten wird und weder Maschen noch Henkel bildet, nennt man einen Schuss (Bilder 2.60, 2.61, 2.62, 2.63).
Während sich der Schuss in der Einfadentechnik (Bilder 2.60, 2.61) gewöhnlich über die gesamte Warenbreite erstreckt, kann in der Kettfadentechnik sowohl ein Durchschuss (über die gesamte Breite) als auch ein Teilschuss (Bild 2.62, 2.63) eingelegt werden. In der Einfaden-Maschenware wird der Schuss gewöhnlich durch rechte und linke Maschen und in der Kettfaden-Maschenware durch Nadel- und Platinenmaschen gehalten.
Die Flottung ist eine begrenzte Fadenstrecke, die sich in der Einfaden-Maschenware (Bilder 2.64, 2.65) über mindestens 1 Maschenstäbchen (dadurch keine Platinenmasche) erstrecken muss und über Maschenreihen erstrecken kann und im Kettengewirk (Bilder 2.66, 2.67, 2.68) über mindestens eine Maschenreihe (dadurch keine Platinenmasche) erstrecken muss und über Maschenstäbchen erstrecken kann. Begrenzt wird die Flottung durch Maschen, Henkel oder Schüsse.
Die Flottung entsteht in der Einfadentechnik dadurch, dass die Nadel den vorgelegten Faden nicht erfasst und damit nicht zur Masche oder zum Henkel ausbilden kann.
In der Kettfadentechnik werden die Fäden für die Flottung nicht um die Nadeln gelegt (vgl. Kap. 7), sodass die Maschenbildung ebenfalls verhindert und stattdessen eine Fadenstrecke (Flottung) gelegt wird.
Der Stehfaden ist eine Fadenstrecke (Bilder 2.69, 2.70), die vorwiegend in der Kettfadentechnik eingesetzt wird, zwischen zwei Maschenstäbchen verläuft und von anderen Bindungselementen (Platinenmaschen, Schüsse oder dergleichen) gehalten wird.
Sämtliche Maschenwaren bestehen entweder nur aus dem Bindungselement „Masche“ oder aus der Kombination der „Masche“ mit anderen Bindungselementen. Die sich daraus ergebenden Musterungsmöglichkeiten sind außerordentlich vielseitig und sollen in den folgenden Abhandlungen über die Maschinen unter vorwiegend technologischem Aspekt beschrieben werden.
Als weiteres Bindungselement tritt immer wieder die ungewünschte Laufmasche in Erscheinung (Bild 2.71). Sie beißt sich, insbesondere bei Damenstrümpfen, in Maschenstäbchenrichtung durch die Strickware und stört das makellose Erscheinungsbild der Maschenstruktur. Viele Möglichkeiten zur Ausrottung wurden schon empfohlen.
Die Bindung von Maschenwaren kann sehr anschaulich durch ein Maschenbild dargestellt werden; jedoch ist die Anfertigung von Maschenbildern mit Schwierigkeiten und erheblichem Zeitaufwand verbunden. Stattdessen werden die Bindungselemente als Symbole in einer sogenannten Fadenlaufdarstellung (Bild 2.72), in einem Legungsbild (Bild 2.73) und in einer Patrone (Bild 2.74, Bild 2.75) o. dgl. dargestellt. Die Darstellung ist aus dem Herstellungsprozess und der resultierenden Maschenware abgeleitet.
Aus den Nadelsystemen und ihren Durchzugsrichtungen können im Einfadenprozess (Strickmaschinen und Kulierwirkmaschinen) die Bindungsgruppen RL, RR und LL/Interlock für die Fadenlaufdarstellung unterschieden werden. Die Fadenlaufdarstellung symbolisiert die Nadelbelegung für jede Maschenreihe in der Draufsicht (Bild 2.76).
Die vorderen und hinteren Nadeln werden durch Striche dargestellt und der Fadenlauf als Masche, Henkel, Flottung usw. gekennzeichnet (Bild 2.77). Nicht benötigte Nadeln können durch ein Kreuz dargestellt werden (Nadelzug).
In je einem Musterbeispiel für RL (Bild 2.78), RR (Bild 2.79), LL (Bild 2.80) und Interlock (Bild 2.81) werden aus verschiedenen Gestricken im Maschenbild (links) die Fadenlaufdarstellungen (rechts) entwickelt.