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Herstellung und Verlag:

BoD-Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7448-5953-0

Inhaltsverzeichnis

  1. Abschnitt: Das magdalenische Bewusstsein
  2. Abschnitt: Die Vergöttlichung von Maria Magdalenas bei den Kelten
  3. Abschnitt: Auf dem Weg nach Avalon. Die Odyssee des Göttlichen Paars durch Gallien und Britannien
  4. Abschnitt: Die Ursprünge der Culdees und der Keltischen Kirche
  5. Abschnitt: Das Fortwirken der Culdee-Kirche
  6. Abschnitt: Magdalenische Spuren in Kirchen und Kapellen des deutschsprachigen Raums
  7. Abschnitt: Magdalenische Spuren in Kirchen und Brunnen der Britischen Inseln

Widmung

Dieses Buch entsteht in einer Zeit, die von Hass, Terror und zahlreichen Attentaten geprägt ist, zugleich in einem Bewusstsein vieler Menschen, die erkennen, dass nur die Liebe der einzig richtig Weg sein kann. Die fürchterlichen Aktionen des Bösen und Falschen gegen das Gute und Wahre haben einen Grund, den nur Diejenigen verstehen können, welche die Dinge von einer höheren Warte aus betrachten. Was sich zur Zeit ereignet, ist das letzte Aufbäumen Satans gegen die Göttliche Mutter. Denn der, den man Teufel, Ahriman oder wie auch immer nennt, weiß genau, dass die Wiederkunft der Göttin nicht mehr weit entfernt ist. Und je mehr SIE uns naht, desto schlimmer werden seine Zuckungen ausfallen. Wenn diese jedoch überstanden sind und IHRE Liebe alles überstrahlt, wird er, wie die Bibel uns berichtet, für lange Zeit unschädlich gemacht werden, und es wird Friede auf Erden herrschen. Der Weg, der dorthin führt, ist der Weg der Liebe und Wahrheit. Wenn wir mit Hass und Verachtung auf die Taten des Bösen antworten, tun wir genau das, was Satan will! Deshalb bleibt uns als einzige Möglichkeit, mit der Nächstenliebe, die einst Maria Magdalena uns durch ihren Gefährten Jesus Christus lehrte, zu reagieren. Dies ist keine Liebe, die immer nachgibt und sich alles gefallen lässt, sondern eine Haltung, die den sich auf Irrwegen Befindlichen mit Stärke, Güte, Gerechtigkeit und nötigenfalls auch Härte gegenübertritt. Die inkarnierte Liebe aber ist niemand anders Maria Magdalena! Sie ist „die Frau, die viel geliebt hat“, was so viele Christen bis heute so falsch verstehen und es auf eine nur sexuelle Liebe beziehen, weshalb man die Frau Jesu und Göttin des Christentums lange Zeit als eine Art Sünderin und Prostituierte diffamierte und abstempelte. Dass hinter diesen Vorurteilen jedoch eine ganz andere, eine Göttliche Frau steht, habe ich bereits in meinen letzten Arbeiten über sie aufgezeigt. Hier nun geht es darum, noch weiter in die Wahrheit, welche SIE umgibt, vorzudringen und neues Licht, neue Liebe und Hoffnung in die Welt zu bringen. Deshalb ist IHR dieses Buch gewidmet – und damit zugleich Allen, die sich mit IHR verbunden fühlen.

Danksagung

Normalerweise schreibe ich meine Bücher ohne Hilfe anderer Menschen, nur mit der Hilfe der Großen Mutter. Im Fall dieser neuen Arbeit hat sie mir einige HelferInnen an die Seite gestellt, für deren Hinweise ich an dieser Stelle meinen Dank ausdrücken möchte.

Da ist zum einen die amerikanische Theologin und Priesterin der Kyrian Church, Pamela Lanides, die mir besonders mit ihren Recherchen zu Salben und zur Frage, ob Jesus Christus am Kreuz zu Golgatha starb oder nicht, wertvolle Hinweise und Indizien lieferte. Sie ist zugleich auch Mitglied der „GoddessChristians“, einer Yahoo-Gruppe, in der versucht wird, die Religion der Großen Mutter und das Christentum miteinander in Einklang zu bringen. Durch diese Gemeinschaft wie auch den „Order of Mary of Magdala“ und „Yeshua and Mirya“ erhalte ich häufig wichtige Neuigkeiten und Intentionen zum Thema Maria Magdalena. All diesen Gruppierungen ein dickes „Thank you“ von meiner Seite.

Mein weiterer Dank gilt besonders auch dem hessischen Sprachforscher Jürgen Piwowar, der mich mit seinen Arbeiten stark dazu anregte, mich in meiner Heimat in Südbaden, besonders im Breisgau und dem Elsaß, näher umzusehen nach Spuren der Großen Mutter, sowie Feldforschung zu betreiben, Orts- und Flurnamen näher in Augenschein zu nehmen. Dabei war nicht zuletzt auch Heide Göttner-Abendroths Buch „Matriarchale Landschaftsmythologie“ (Stuttgart 2014) wichtige Anregung und Hilfe.

Eine bedeutende Helferin war für mich auch die Heilerin und Seherin Sylvia Morawe aus dem württembergischen Gschwend. Diese holte in mir besonders die bis dato verschüttete, mehr in meinem Un- und Unterbewussten existierende Liebe zu der von uns so sehr vernachlässigten Mutter Erde an die Oberfläche des Bewusstseins und lehrte mich die Verbindung mit diesem so wichtigen Aspekt der Großen Mutter, was mir sehr viel bedeutet. Denn ich hatte, wie so viele Andere, durch das polarisierende Denken, welches uns durch unsere fehlgeleitete christliche Tradition eingetrichtert wurde, den Fehler gemacht, mich vor allem auf den Himmel zu konzentrieren und weniger auf die Erde, wodurch ein wesentliches Element für meine innere Harmonie nahezu fehlte. Natürlich ist dieses neue Fühlen und Denken auch in positiver Weise in dieses Buch eingeflossen, und dafür herzlichen Dank Dir, Sylvia!

Die wichtigste Hilfe allerdings widerfuhr mir stets durch die Allgegenwart der Göttlichen Mutter selbst, Maria Magdalena. Sie war es, die mich bei meinen Recherchen führte und behutsam auf die Dinge aufmerksam machte, auf die es ankommt. IHR sei allezeit der größte Dank und das höchste Lob!

Emmendingen, im Früjahr 2017.

Der Autor.

I. Abschnitt: Das magdalenische Bewusstsein

Vorwort

Vor nunmehr über 30 Jahren erschien das Buch der britischen Autoren Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln „Der heilige Gral und seine Erben“. Obwohl es dabei um religiöse Themen geht, liegt in dieser ehrlichen und großartigen Arbeit der Schwerpunkt mehr auf der Geschichts- als auf der Religionswissenschaft. Baigent, Leigh und Lincoln lieferten uns zahlreiche Hinweise und Indizien zur Thematik der Gralsmythologie und noch mehr ihrer Vertreter, doch was der Gral tatsächlich ist, haben sie nicht erkannt. An diesem Punkt setzt mein eigenes, hier vorliegendes Werk an.

Nachdem ich vor allem die mythologischen und auch theologischen Hintergründe des Gralsthemas erarbeitet hatte, kam ich immer mehr zu dem Schluss, dass der Heilige Gral letztlich nichts anderes ist als der Heilige Schoß der Großen Mutter, welcher in archaischer Zeit vor allem als Höhle, dann als Kessel, Salbgefäß oder Kelch versinnbildlicht wurde. Und dies ist der wahre Grund dafür, warum diese heilige Schale von Jerusalem durch halb Europa transportiert wurde, zuerst in Britannien und später in Frankreich landete.

Einige Göttinnen, die das Heiligtum des Grals umranken, entstammen aus so genannten heidnischen Religionen, und im Christentum so wie in der Gnosis sind es Sophia und Maria Magdalena, deren Salbgefäß symbolisch für den Heiligen Gral steht. Das Volk, welches dies am klarsten erkannte, waren die alten Briten, genauer gesagt ihre Priesterinnen der Göttin und Druiden. Sie identifizierten Maria Magdalena mit den Göttinnen Bride und Annat, und in der Folge daraus entstand das keltische Christentum, die Culdees oder Iroschottische Kirche.

Das vorliegende Buch versucht die Geschichte dieser Kirche aufzuarbeiten, und zwar vor allem die bislang unterdrückte Tatsache, dass im Mittelpunkt ihres Glaubens eine heimliche Verehrung von Maria Magdalena und den mit ihr verknüpften Göttinnen stand. Genau aus diesem Grund wurden im Westen die Culdees, im Osten die Gnostiker von der Römisch-katholischen Kirche bis aufs Blut bekämpft. Dasselbe gilt auch für die Merowinger, Katharer und Templer. Die Macht des Königsgeschlechts wurde auf Betreiben der Römisch-katholischen Kirche durch ihre Handlanger, die Karolinger, ausgerottet, die Katharerreligion und der Orden der Tempelritter in grausamen Massakern erbarmunglos vernichtet. Allerdings scheint es Spuren zu geben, die darauf hinweisen, dass viele Templer in Nordamerika überlebten und aus ihnen im Lauf der Zeit die dortigen Freimaurer hervorgingen.

Die Tradition Maria Magdalenas lebte weiter im Untergrund, wurde von zahlreichen AutorInnen und Gruppierungen gepflegt, und heute, in einer Zeit, in der die Lügengebäude der konventionellen Kirchen zusammenstürzen und Hunderttausende aus diesen Institutionen austreten, stehen wir vor einer Wiederkunft und Renaissance der christlichen Göttin und Frau Jesu, wie sie bereits im Buch Micha vorhergesagt ist.

Die Zusammenhänge und Verbindungen, die sich bei meiner Suche ergaben, sind so überwältigend, dass für mich kein Zweifel an der Göttlichkeit Maria Magdalenas und ihrer Verehrung besteht, und dass dieser Kult aus Angst vor Verfolgung und Repressalien in aller Regel im „Untergrund“ erfolgen musste.

Und noch ein Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben: Für das Selbstbewusstsein Mittel- und Westeuropas und seiner religiösen Identität ist es sehr wichtig, sagen zu können, dass unsere geistigen Wurzeln nicht nur von Griechen, Römern und Ägyptern stammen, sondern zu einem guten Teil auch von unseren Ahnen, den Kelten und Germanen, teilweise sogar den Slawen! Der Anteil, den diese als „Heiden“ geschmähten Völker, besonders die Kelten und ihre Religionen, dabei haben, ist alles andere als gering. Somit kann eine wahre Verehrung von Maria Magdalena und Jesus Christus uns Erben der Kelten ein gutes Stück verlorengegangenes Selbstbewusstseins wieder zurückgeben, ohne deshalb die Einflüsse aus dem „Heiligen Land“ gleich zu verleugnen. Unsere Religiosität wird dadurch weltoffener und aus europäisch-nahöstlicher Sicht einheitlicher, harmonischer und homogener. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern Aufgeschlossenheit und ein weit offenes Herz für die hier in Liebe erschlossenen Wahrheiten.

Zeitenwende

In dem kleinen südbadischen Dorf Sexau, einem Nachbarort meiner Heimatstadt Emmendingen im Nördlichen Breisgau, befindet sich in dem Sträßchen „Im Grün“ ein bemerkenswerter kleiner Brunnen. Er hat keinerlei Beschriftung, doch die Abbildungen darauf sind umso aufschlussreicher: Im oberen Bereich befindet sich etwas, was man auf den ersten Blick für eine Art Schneckenhäuschen halten könnte. Bei genauerem Hinsehen jedoch erkennt man eindeutig die Weltenschlange, denn in der Mitte ihres spiralförmigen Leibes, welcher in drei Wellen nach unten zuläuft und in einer Art weiblicher Scham endet, aus welcher das Wasser spendende Rohr herausragt, ist ganz klar ihr Schlangenhaupt auszumachen. Links und rechts neben der – zumindest zart angedeuteten – Vulva sind zwei Fische, die in die gleiche Richtung schwimmen, und zwar nach unten, der Mutter Erde zugewandt.

Nun, die Weltenschlange ist ein uraltes Symbol des Göttlich-Weiblichen, worauf auch hinzudeuten scheint, dass sie in einer Art weiblichem Sexualorgan ausläuft. Das Entscheidende aber sind die beiden Fische. Wie schon Margaret Starbird erarbeitete1 und ich ihr darin folge,2 symbolisieren sie mit großer Wahrscheinlichkeit Maria Magdalena und Jesus Christus. Denn nicht nur das Christentum an sich und besonders Jesus sind bekanntermaßen stark mit dem Symbol des Fisches verknüpft, sondern auch Maria Magdalena:

Das griechische Epitheton von Maria Magdalena in der hebräischen Geheimschrift Gematria, η μαγδαληνη, lateinisch als „H Magdalhnh“ gelesen, identifiziert nicht nur Maria Magdalena mit der archaischen Göttin, besonders Isis, dem Urbild der Sophia, sondern verbindet sie auch mit Jesus. Der numerische Wert von η μαγδαληνη ist 153. Da in Joh 11,21 die Gläubigen als eingefangene Fische und, symbolisch betrachtet, als Ecclesia bezeichnet werden, ist es sehr bemerkenswert, dass ihre Zahl 153 beträgt und hierdurch ein Bezug von Maria Magdalena zur Ecclesia, und somit zu den Gemeinden der Urkirche besteht. Kein Wunder also, dass Hippolyt von Rom, Origenes von Alexandria und andere Kirchenväter Maria Magdalena als „Ecclesia“ bezeichneten! Schon Paulus wusste von der Gematria und brachte das Wort „Ichthys“ und dessen Zahlenwert 888 mit Christus in Verbindung, was die Grundlage dafür war, dass die Initialen des in Nicäa 325 formulierten Bekenntnisses „Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser“ das griechische „Ichthys“ = Fisch = 888 ergeben.3 Multipliziert man eine Acht davon mit 153, ergibt sich der Wert 1224, was dem Plural „Ichthyes“ – Fische – entspricht!4 Daher verwendeten auch Clemens von Alexandrien und Tertullian den Fisch als Allegorie für Jesus. Seit dieses Tier zum Zeichen von Christus wurde, haben somit er und Maria Magdalena nicht nur einen unverwechselbaren Bezug zu demselben Symbol, sondern es kommt hier auch auf die Mehrzahl – „Fische“ – an, die sich durch den rechnerischen Zusammenhang ergibt, was man nur so auffassen kann, dass dies

  1. Maria Magdalena und Christus als Partner identifiziert, da ja auch das Sternzeichen in der Astrologie nicht als ein Fisch allein, sondern als zwei Fische, als Fischpaar dargestellt wird, folglich dieses Zeitalter im Zeichen der Syzygie von Maria Magdalena und Christus steht, und
  2. dass dies in der Konsequenz aus a) nichts Geringeres bedeutet, als dass diese Tochter Sion die Braut des Lammes, das „Neue Jerusalem“ sein wird, wie es in der Offenbarung des Johannes verkündet ist. Darauf wird noch zurückzukommen sein.

Nun, im jetzt auslaufenden Zeitalter der Fische schwimmen die beiden Fische des Tierkreiszeichens in die entgegengesetzte Richtung, denn Maria Magdalena wurde als Sünderin gebrandmarkt und dadurch von Jesus getrennt. Sie sind zwar ein Paar, waren aber im Fische-Zeitalter nicht wahrhaft miteinander vereinigt. Der Grund dafür ist, dass die Zeit für ihre Vereinigung noch nicht reif war, genauer gesagt der Entwicklungsstand der meisten Menschen dies noch nicht zuließ. Dies aber hat sich jetzt geändert! Das Wassermann-Zeitalter hat begonnen und mit ihm eine umwälzende Transformation aller Menschenherzen und Seelen. Deshalb finden wir seit einigen Jahren überall Bücher und Arbeiten, die von der Rückkehr der Göttin künden. Und diese Göttin ist niemand anders als Maria Magdalena, die ewige Frau und Gefährtin Jesu, die unter vielen Namen erkannt werden kann, nicht nur in der Welt des Nahen Ostens und im Mittelmeerraum, sondern auch bei uns in West-Europa, und dort besonders bei den alten Kelten des Alpenraums, Frankreichs und der Britischen Inseln. Dies den Menschen bewusst zu machen, ist ein Anliegen dieses Buches.

Brunnen mit Fischpaar und Weltenschlange in Sexau bei Emmendingen


1 Starbird 1998, S. 159f.

2 Mailahn 2013, S. 67f., 88f.

3 Starbird 2005, S. 200.

4 Starbird 1998, S. 141.

Die Rückkehr der Göttin

William Sharp, der große schottische Dichter, schrieb in seinem 1910 veröffentlichten Essay „Iona“, dass der Göttliche Geist einst als Frau wiederkommen und dann das erste Mal Friede auf der Welt sein werde.5 An anderer Stelle nennt er diese Frau „Braut Christi“ und „Hirtin“6. Beides sind Titulierungen, die vor allem auf Maria Magdalena, die Frau an Jesu Seite, hinweisen. Folglich ist damit gemeint, dass genau diese Frau als Göttin anzusehen ist, welche sich uns in absehbarer Zeit offenbaren wird.

Diesem erfreulichen Ereignis, welches uns unmittelbar bevorsteht, ging eine Jahrtausende lange Epoche der Verdrängung der Göttlichen Frau voraus. Halten wir uns hierzu die alttestamentliche Prophezeiung aus dem Buch Micha, Kapitel 4,8-10 vor Augen:

„Und du, schützender Turm für die Herde, Felsenhöhe der Tochter Sion, du erhältst wieder die Herrschaft wie früher, das Königtum kommt wieder zur Tochter Jerusalem. Jetzt aber, warum schreist du so laut? Gibt es keinen König bei dir? Ist kein Berater da, dass dich Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau? Winde dich, stöhne, Tochter Sion, wie eine gebärende Frau! Denn jetzt musst du hinaus aus der Stadt, auf freiem Feld musst du wohnen. Du musst fort bis nach Babel. Dort wirst du gerettet, dort wird der Herr dich loskaufen aus der Hand deiner Feinde.“

Der genannte Turm, von dem aus die Hirtin ihren gütigen und liebevollen Blick über die Herde gleiten lässt, heißt im Hebräischen wörtlich „Turm von Magdal-Eder“, und dies deutet unzweifelhaft auf Maria Magdalena hin. Daher kann dies nichts anderes heißen, als dass die dort verkündete Zeit ihrer Verdrängung, ihrer Diffamierung und ihres Leidens sich dem Ende zuneigt. Es hat schon seinen Grund, warum Maria Magdalena gerade in der „Morgenfrühe“ – zur Zeit des Sonnenaufgangs – den gefährlichen Gang zum Grab Jesu wagte! Bereits darin ist der Beginn einer neuen Ära in ihrem Zeichen angedeutet! Die Zeit ihrer Flucht, die in der Offenbarung 12,1-6, wo Maria Magdalena als „Sonnenfrau“ erscheint und von dem „Drachen“, der Römisch-katholischen Kirche, bedroht wird, ist nun vorüber. Vorbei ist bereits jetzt die dunkle Ära, in der man Maria Magdalena hinter Symbolen verstecken musste, um nicht durch die direkte Erwähnung ihres Namens als Göttliche Frau Repressalien seitens der Kirchen befürchten zu müssen. Ihre Wiederkunft als „Frau des Lammes“ und „Neues Jerusalem“, wie sie in der Offenbarung, Kapitel 19,7-8 und 21, sinnbildlich dargestellt ist,7 steht nun bevor. Die Stelle in Off 19,7-8 betrifft die Zeit, in der wir uns im Moment befinden:

„Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes und seine Frau hat sich bereit gemacht. Sie durfte sich kleiden in strahlend reines Leinen. Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen.“

Die ganzen Kapitel 20 und 21 bezeichnen den Zeitraum danach. Das heißt, es folgt zuerst eine Reinigung (Kap. 20), danach zeigt sich die Himmlische Mutter in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit, wie sie in Kapitel 21 als Neues Jerusalem so wunderbar beschrieben wird!

Rehabilitation von Maria Magdalena und Mutter Erde

Die Welt, besonders das Abendland einschließlich der beiden Amerikas, hat seit der Zeit Christi eine lange Entwicklungsphase hinter sich, die vor ihrer Vollendung steht. Der Geschlechterkampf beginnt sich dem Ende zuzuneigen, und man erkennt, dass es auf die Harmonie von Gottmutter und Gottvater ankommt, nicht auf die Dominanz eines der beiden Pole des Göttlichen Urelternpaares. Es ist ein Bewusstsein, das lange benötigte, um in den Herzen der Menschen heranzuwachsen, doch nun ist die Frucht nahezu ausgereift genug, um der Menschheit zur wohlschmeckenden und bekömmlichen Nahrung zu dienen.

Im Bereich der Geisteswissenschaften beginnt man diese Zusammenhänge vor allem in der Feministischen Theologie, die lange Jahrzehnte auf der Suche nach weiblichen Gottesbildern war, allmählich zu begreifen und zu verwirklichen, was sich in entsprechenden Publikationen zeigt, nicht erst seit den wegweisenden Büchern von Margaret Starbird, sondern auch in den Arbeiten von Karen L. King, Margaret Arminger, Christa Mulack, Jane Cartwright, Ariadne Green und vielen anderen AutorInnen. Während man in der Theologie häufig noch beim Erkennen weilt, scheint man im Bereich der Esoterik bereits einen Schritt weiter zu sein. Längst existieren dort Arbeiten, die sich im Rahmen der esoterischen Wissenschaft mit der Einheit von Maria Magdalena und Jesus Christus als Vorbild für das menschliche Seelen-, Liebes- und Alltagsleben befassen. Neben so manchen Werken auf dem englischsprachigen Buchmarkt möchte ich an dieser Stelle besonders auf die beiden Arbeiten der deutschen Heilerin, Therapeutin und Seherin Sylvia Morawe hinweisen: 1) „Das Praxishandbuch der Maria Magdalena für gelebte Liebe heute“ (Woldert 2010), sowie 2) ihr Anfang 2015 erschienenes zweites Buch „Maria Magdalena: Der Gral bist Du! Lichtmysterium, Selbstermächtigung und Heilung durch Christusbewusstsein“. Natürlich ist der Gral nicht jedermann, sondern nichts anderes als die Liebe und der Heilige Schoß der Großen Mutter, doch ist in beiden Arbeiten erkannt, dass Maria Magdalena und Jesus Christus unsere Himmlische Mutter und unser Himmlischer Vater ebenso wie unsere Archetypen und Vorbilder sind, nach deren Leitbild wir streben sollten. Dementsprechend werden gezielte Konzepte vorgestellt, die den LeserInnen eine an Muttergöttin und Vatergott orientierte, spirituell orientierte Lebensführung ermöglichen. Was einst Parzival in vielen Abenteuern erlebte, bevor er schließlich den Gral – die Liebe der Himmlischen Mutter und damit die Erfüllung aller Erfüllungen – fand, müssen wir heute im Abenteuer unseres Lebens suchen, weniger mit dem Schwert, sondern mit der Überwindung unserer Ängste und Vorurteile. Jeder an dieser Thematik Interessierte sollte da mal einen längeren Blick hineinwerfen, denn dort wird genau das behandelt, was für die neue Zeit hinsichtlich der Lebensführung der Menschen von besonderer Bedeutung sein wird. Absolut erwähnenswert sind auch die Arbeiten von Manuela Torelli, Gabriela und Reint Gaastra, Tom Kenyon oder Brigitte Josts Werk „Aquaria. Die Göttin kehrt zurück“, sowie die zahlreichen Arbeiten, die sich dem Evangelium nach Maria annähern, insbesondere die Rekonstruktion von Robert M. Price, welche in deutscher Übersetzung auf meiner Homepage zu finden ist.8

Während in vielen so genannten Muttergottes-Erscheinungen der konventionell-christlichen Kirchen die angebliche Mutter Jesu zahlreiche Weltuntergangs-Szenarien verkündet und die Menschen dazu drängt, endlich den vermeintlich „richtigen“ Glauben anzunehmen, herrscht in den Channelings und Botschaften von Sylvia Morawe, Manuela Torelli oder den Gaastras ein anderer Geist. Völlig unabhängig von der Frage, ob hier nun tatsächlich die echte Maria Magdalena den Menschen ihre Botschaft verkündet oder ob die Aussagen dort lediglich der Spiritualität der SeherInnen entstammen, muss man festhalten, dass der Inhalt dieser Channelings von heller, positiver Natur ist. Böse Geister zeichnen sich oftmals dadurch aus, dass sie die Menschen in eine bestimmte Richtung zwingen wollen. Gute Geister hingegen sind zurückhaltender, geben sehr gute Ratschläge, drängen jedoch niemals. Maria Magdalena in den Channelings von Morawe beispielsweise führt ihre ZuhörerInnen zum Erkennen ihres höheren Selbst und zu einem harmonischen Bild der ganzen Schöpfung als Einheit von Himmel und Erde. In der polarisierenden Anschauung der alten patriarchalischen Religionen wurden die Aspekte des Himmels, Sinnbild des Vaters, verherrlicht, hingegen jene der Erde, unserer aller Mutter, die uns nährt, behütet und Geborgenheit schenkt, vernachlässigt und verunglimpft, ja dämonisiert. Diese Spaltung kann nun endlich überwunden werden.


5 McLaren 2012, S. 133.

6 McLaren 2012, S. 128.

7 Zu diesen Zusammenhängen siehe Mailahn 2013, S. 86f.

8 http://gcmm.jimdo.com/evangelium-nach-maria/

Maria Magdalena, alte und neue Erdgöttin

Im Schlosspark von Schloss Nymphenburg gibt es die „Magdalenenklause“, eine Tuffsteingrotte mit einer Figur von Maria Magdalena und besonderem Lichtschauspiel: Wenn man vor der Figurengruppe das Auge auf den Teich wendet, blickt man in ein scheinbar endlos tiefes Lichtloch hinab. Das Himmelslicht tritt dort durch eine verdeckte Dachöffnung ein und ruft diesen erstaunlichen Effekt hervor. Licht und Wasser in Kombination mit Höhle und Unterwelt! Joseph Effner, der Erbauer dieser Magdalenengrotte, und sein Bauherr Kurfürst Max Emanel sowie sein Sohn Karl Albrecht, unter dem das Heiligtum im 18. Jahrhundert vollendet wurde, haben hier Zusammenhänge erkannt, auf die wir im Verlauf dieses Buches immer wieder stoßen werden: Maria Magdalena, die „Lichtreine“ und „Erleuchterin“, wie sie in der Pistis Sophia genannt wird, hat viel zu tun mit Licht und Sonne, sowie dem Gang in die Unterwelt und ihren Mysterien. Höhlen und Kirchen symbolisieren in einem tieferen Sinn den Mutterbauch der Göttin, aus dem wir Alle kommen, nach unserem Tod wieder darin eintreten, um nach einiger Zeit wieder in ein neues Leben einzutreten, neu geboren werden. Leben und Tod werden außerdem versinnbildlicht durch das Wasser, sowohl das Meer als auch die Feuchtigkeit des sinnlichen und fruchtbaren Mutterschoßes. Aus diesem Grund wird der Teich in der Magdalenenklause vom Licht durchflutet, denn Tod und Unterwelt sind kein dunkler Abgrund, keine Hölle, wie es die kirchlichen Institutionen und manche Mystiker propagieren, sondern der Weg zurück zu dem Licht des Lebens, in das wir nach dem Aufenthalt im Göttlich-Mütterlichen Lichtschoß immer wieder aufs Neue eintreten dürfen.

Wenn wir die alte Erdgöttin rehabilitieren und in neuem Licht betrachten, wird dadurch zugleich auch die Ehre von Maria Magdalena wiederhergestellt, denn die Frau Jesu wurde, zum Beispiel zu urchristlicher Zeit, in Irland als Kelle, oder von den Templern und Katharern im Mittelalter gerne in Höhlen verehrt, sozusagen im Schoß der Erdgöttin, woraus einst der Kult und die Darstellungen der Schwarzen Madonna erwuchsen. Ihre schwarze Farbe hat nichts mit der Hautfarbe zu tun, sondern mit bestimmten Facetten ihrer Bedeutung, nämlich mit dem dunklen Mutterschoß und von daher sinnbildlich Höhlen und Grotten, also dem Durchgangsbereich zwischen Tod und Wiedergeburt – genau der Bereich, mit dem Maria Magdalena so sehr verknüpft ist.

Kulte der Schwarzen Madonna und von Maria Magdalena existierten oftmals am gleichen Ort.9 Die Schwarze Madonna ist vor allem auch deshalb ein Sinnbild für Maria Magdalena, weil sie auf ihr Urbild Sulamith im Hohenlied 1,5 zurückgeht: „Schwarz bin ich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, wie Salomos Decken“. Dazu kommen natürlich noch die bekannten Bezüge von Sulamith zu Maria Magdalena wie a) die nächtliche Suche in Verbindung zu Maria Magdalenas Gang zum Grab in der Frühe des Ostermorgens, b) der Salbenduft, der Beide miteinander assoziiert, c) ferner die Taube als Symbol der Ruachmutter, welche sowohl mit Sulamith als auch mit Maria Magdalena konnotiert ist.10 Für die frühen Christen wie Hippolyt von Rom oder Origenes von Alexandria waren das Gründe genug, Sulamith stets mit Maria Magdalena zu identifizieren, typologisch wie heilsgeschichtlich. Die Schwarze Madonna kann man auch als Sinnbild für die „Schwarze Göttin“, die alte Erdmutter verstehen, und Grundlage für die Adoration Maria Magdalenas in Höhlen war keineswegs nur die mittelalterliche Legenda aurea aus der Feder des Dominikaners Jacobus de Voragine, welcher von einem Leben Maria Magdalenas als angeblicher Einsiedlerin in der Grotte von St. Baume, Frankreich, berichtet. Denn der Kult von Maria Magdalena als Priesterin der Göttin Kelle in Höhlen in Irland, sowie natürlich das Evangelium nach Maria Magdalena, sind erheblich älteren Datums. Im Evangelium nach Maria, besonders in der Rekonstruktion von Robert M. Price, wird der Weg zur Wiedergeburt durch den Aufstieg der Seele beschrieben, und diese Neugeburt kann sich allein im Schoß der Mutter Erde vollziehen. Gerade die Tatsache, dass es dieses Evangelium ist, welches von der Re-Inkarnation kündet, spricht besonders für den Zusammenhang besagten Höhlenkultes mit Maria Magdalena. Deshalb kann es auch nicht verwundern, dass die Heilige Barbara zur Schutzpatronin des Bergbaues wurde. Denn Barbara war eine Kunstfigur, deren Legende man erfand, um damit in codierter Form an Maria Magdalena zu erinnern. Der Autor wählte als Barbaras Symbole den Kelch (dem Salbgefäß sehr ähnlich), den Turm, ihre fremde Herkunft, das wallende Haar, Weisheit und Schönheit – alles Dinge, die stark an Maria Magdalena gemahnen.11 Bei den Drei Bethen heißt sie Borbeth, und als diese hat sie viele Gemeinsamkeiten mit Maria Magdalena. Davon an geeigneterer Stelle mehr. – Die Schächte des Bergbaues mögen zwar künstlich angelegte Höhlen sein, doch es kommt hier auf den Zusammenhang mit den Gefilden des Unterirdischen an. Oftmals lagen diese Höhlen, besonders der Templer, an einem See,12 und Maria Magdalena ist, wie wir in dieser Arbeit noch häufig sehen werden, stark mit dem Element Wasser verknüpft. Auch das ist kein Wunder, denn Wasser steht für Leben und Wiederbelebung, somit auch für Wiedergeburt. Es ist eines der ältesten Symbole der Menschheit und war ursprünglich gleichbedeutend mit der Mutter.

Der Pfarrer von Rennes-le-Château, Bérenger Saunière, war ein Verehrer von Maria Magdalena, der ihren Bezug zu Höhlen erkannte: In die von ihm errichtete Grotte in seinem Kalvariengarten ließ er eine Magdalenenstatue hineinstellen, der die Dorfbewohner den liebevollen Kosenamen „La Madone“ gaben. Es ist schon ein ganz besonderes Zeichen, das der Abbé damit setzte: Die Grotte war nach dem Vorbild der Lourdesgrotte erbaut, doch keine Statue der Mutter Gottes zierte ihr Inneres, sondern eine von Maria Magdalena, der Frau Jesu! Denn diese ist „die unsterbliche weiße Dame der Legenden, zweimal IS (Isis), Balsamiererin und Einbalsamierte“, wie sie im Geheimtext „Die rote Schlange“ genannt wird.13 Später entdeckte er unter der Magdalenenkirche eine alte Krypta, ließ sie nach deren Untersuchung jedoch zumauern. Warum? Vermutlich befanden sich der Devotionalien der Templer darin, die er vor der Öffentlichkeit, besonders der Kurie in Rom, verbergen wollte.14 Sabina Marineo schreibt hierzu: „... es ist unwiderlegbar, dass der Templerorden in Rennes-le-Château seine Hände im Spiel hatte.“ Zu diesem faszinierenden Ort und den Geheimnissen seiner Magdalenenkirche an späterer Stelle mehr.

Die Höhlen, der Schoß der Mutter Erde, stehen aber nicht nur für Transformation und Reinkarnation, sondern auch für Sexualität. In ihnen treffen wir unter anderem auch ein heiliges Tier der Großen Mutter – den Fuchs, der, wie ich in „Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena“ aufgezeigt habe, starke Bezüge zu Maria Magdalena aufweist.15 Denn es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass Reineke, der ebenfalls zahlreiche Bezüge zur Sexualität hat, später als Hexentier verteufelt wurde. Von Relevanz ist hierbei besonders das rote, oft als zauberkräftig geltende Fuchshaar. Maria Magdalena als Büßerin wurde häufig mit langen roten Haaren dargestellt, und Frauen mit rotem Haar wurden im Mittelalter als Hexen verteufelt. Die Hexen waren und sind nichts anderes als die alten Priesterinnen der Göttin. Daneben gibt es viele Sagen, die von den so genannten Weißen Frauen künden. Bei diesen handelt es sich in Wahrheit nicht um Spukerscheinungen, sondern vielmehr um Priesterinnen, die in ihren weißen Gewändern der Großen Mutter dienten, was sehr oft in Höhlen geschah – nicht nur, um sich zu verstecken, sondern auch aufgrund der aufgezeigten Verbindungen von Göttin, Mutter Erde und Höhlen. Sagen wie die vom Tannhäuser im Venusberg lassen erahnen, dass dort auch rituelle sexuelle Handlungen vollzogen worden sein dürften, und der Name „Tannhäuser“ weist auf die alte keltische Muttergöttin Danu hin, die später durch Venus ersetzt wurde: Tanne heißt in der Mundart „Dann“ und meint wie Donau niemand anderes als Danu, deren Name, wie wir noch sehen werden, ursprünglich von der skythischen Sonnengöttin Diana herrührt. Denn die Schotten stammen von den Skythen ab: In der Deklaration von Arbroath aus dem Jahr 1316 finden wir die Aussage, dass laut den Chroniken und Büchern der Alten die Nation der Schotten von einem Volk abstammt, das via Gibraltar und Spanien über das Mittelmeer aus Groß-Skythien kam, 1200 Jahre nach dem Auszug des Volkes Israel... Und es fällt auf, dass der Name „Scotia“ eine gewisse Ähnlichkeit mit „Scythia“ aufweist, was besonders im Englischen deutlich wird. Der Legende von Brandon nach soll Hyber, einer der Söhne des Gaythelos, das Land nach seiner Mutter Skotia benannt haben, und von seinem eigenen Namen rührt das Wort Hibernia her.16 Skotia und Gaythelos waren aus Ägypten ausgestoßen worden, kurz nach dem Exodus Israels. Diese Skythen hatten ihre Gottheiten nach Schottland mitgebracht, besonders ihre Sonnengöttin Diana, die in Irland zu Dana wurde. Danas Tochter ist Brigid, Göttin von Feuer und Licht. Es ist sicher kein Zufall, dass unweit der alten Römeranlage Brigobannae, die auf der Baar, zwischen Hüfingen und Bräunlingen, ausgegraben wurde, und deren Name natürlich auf Brigid zurückgeht, sich der Magdalenenberg befindet. Dieser birgt ein uraltes keltisches Heiligtum, genauer gesagt das größte Keltengrab im Südwesten mit nicht weniger als 126 Nebengräbern. Dieser Kultstätte der Großen Mutter Brigid wurde sicher nicht von ungefähr der Name „Magdalenenberg“ zuteil. Ich werde ausführlicher darauf zurückkommen, wenn es weiter unten über die Heiligtümer in Südbaden geht. Auch dort werden wir die Muttergöttin Danu, Brigid und Maria Magdalena wieder antreffen.

Auch Jesus hat Bezüge zu Höhlen

Nicht nur Maria Magdalena, sondern auch ihr Gatte und Gefährte Jesus hat auffällige Konnotationen zu Höhlen und Grotten, was sich in wunderbarer Weise mit Maria Magdalenas Verbindungen zum Reich des Unterirdischen ergänzt:

  1. Jesus wurde in der Nähe von Bethlehem und dort wohl in einer Grotte geboren. Der angebliche „Stall“ der christlichen Weihnachtstradition ist eine Erfindung späterer Zeit.
  2. Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer fand vielleicht gar nicht direkt im Jordan statt, sondern viel eher in der vor einiger Zeit entdeckten Höhle Johannes des Täufers nahe Jerusalem, welche zu kultischen Zwecken verwendet wurde und auch verschiedene Anlagen für Taufzwecke enthält. Wie der Archäologe und Entdecker der Anlage, Shimon Gibson, in seinem Buch „The cave of John the Baptist“ nachgewiesen hat, war diese nahe Ain Karim, dem Geburtsort von Johannes, 11 Kilometer entfernt von Jerusalem gelegene Höhle zweifellos der Tempel eines frühchristlichen Kultes, und zahlreiche Traditionen der Orthodoxen Kirchen knüpften sich daran an. Christliche Darstellungen aus frühen Jahrhunderten sowie ein nahes Kloster, welches Johannes dem Täufer geweiht ist, lassen daran keinen Zweifel. Bemerkenswerterweise befindet die Höhle sich genau zwischen zwei Tälern, die ein nahezu perfektes V bilden,17 und das deutet auf den Kult einer Muttergöttin beziehungsweise eine hohe Verehrung einer großen christlichen Frau hin. Am ehesten dafür in Frage käme in diesem Fall wohl Maria Magdalena, die Frau Jesu! Ein weiteres Indiz für einen Mutterkult könnte auch die Abbildung einer Schlange sein, die dort nachgewiesen wurde. Nur ein halber Kilometer von der Höhle entfernt lag die alte Stadt Suba, im Mittelalter Standort von Belmont, einer Festung der Kreuzritter, und eine Befestigungsmauer reichte von dort bis zu der Höhle. Offenbar wollte man auch diese schützen, und das lässt darauf schließen, dass die frühe Stätte der Christen für gewisse Kreuzritter – wahrscheinlich die Templer – ein Heiligtum darstellte!
  3. Lazarus wurde von Jesus in seiner Grabhöhle wieder zum Leben erweckt, nachdem er bereits vier Tage dort gelegen hatte.
  4. Jesus selbst wurde ebenfalls in seiner Grabhöhle wiederbelebt, sei es von Maria Magdalena oder Joseph von Arimathäa.
  5. Der faszinierendste Punkt, den Jesus zugleich mit Maria Magdalena verbindet, stellt die Höhle Maghara in Jerusalem dar: Wie wir aus der Bibel wissen, predigte Jesus den verstorbenen Seelen in der Unterwelt. Bei dieser Unterwelt handelt es sich nicht nur um ein Sinnbild, denn sie lässt sich lokalisieren: Etwa dort, wo auf dem Tempelberg heute die evangelisch-lutherische Grabeskirche steht, war einst ein Tempel von Artemis/Aphrodite, und unter dem Felsen, auf dem der Felsendom steht, befindet sich die Höhle Maghara mit dem so genannten Seelenbrunnen.18 Die ganze Anlage ist sowohl Juden, Christen und Muslimen aus zahlreichen Gründen heilig. Der Name Maghara beinhaltet die magdalenische Wurzel MAG, die vor allem in Richtung Ägypten weist.19 Nicht nur Aphrodite und Artemis haben starke Bezüge zu Maria Magdalena, sondern auch Ištar.20 Der Grundriss des Felsendoms ist achteckig, wie auch viele Kirchen der Templer, und der Stern von Ištar, wie er zum Beispiel in Kurrudu abgebildet ist, war ebenfalls oktagonal. Zu Artemis finden sich mittlerweile sogar noch mehr Hinweise im „Lost Gospel“ von Wilson und Jacobovici.21 So haben wir Grund zur Annahme, dass das Marienheiligtum der Templer in Wahrheit wohl eher ein als marianische Kirche getarntes Magdalenenheiligtum gewesen sein dürfte! Dafür sprechen auch noch weitere Indizien:

„Tempelberg“ heißt auf Hebräisch Har habait und auf Arabisch Al-haram as sarif. Aus Haram wurde später Harem, und daraus abgeleitet ist das Wort Hure.22 Aus den alten Liebespriesterinnen der Göttin wurden später im Verlauf der Patriarchalisierung die Hierodulen, Hetären, Prostituierte und schließlich Haremsdamen. Bei all diesen Zusammenhängen denkt man doch viel eher an Maria Magdalena als an die angebliche Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, denn von der Gefährtin Jesu finden wir immer wieder Spuren, dass sie eine Priesterin der Sexualmagie gewesen sein soll, zuerst in Ägypten, dann in Samaria, und Wilson/Jacobivici zufolge auch im alten Syrien.23

Im Jahr 1187 errichteten die Tempelritter nach der Eroberung der Stadt ein Marienheiligtum im Felsendom, und ihr Hauptsitz befand sich daneben in der Al-Aqsa-Moschee. Nicht erst zu heutiger Zeit, sondern bereits vor vielen Jahrhunderten barg dieses Areal also Stoff für Konflikte, und gerade von den Templern wird im Verlauf dieser Arbeit noch etliche Male die Rede sein.

Die Nachfolger der alten Kulthöhlen sind Kirchenschiffe

Schiffsbäuche und Kirchenschiffe sind in gewisser Weise die Nachbildung von Höhlen – dem Mutterbauch der Großen Mutter!24 Laut Barbara Walkers „Die geheimen Symbole der Frauen. Lexikon der weiblichen Spiritualität“ (München 1997), woraus Kirsten Armbruster zitiert, sind hierzu die englischen Worte interessant: navel heißt „Nabel“, nave heißt „Schiff, Kirchenschiff“. Wie Walker schreibt, bezogen sich sie auf einen Bestattungsschrein, der dem Mutterleib ebenso wie einem Schiff glich.25