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© Dr. Dietrich Volkmer

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Dr. Dietrich Volkmer

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Herstellung und Verlag

BoD Books on Demand GmbH

Norderstedt

Printed in Germany

ISBN 9783744827522

Inhalt

Vorwort

Dieses Buch soll kein Reiseführer sein, es ist nichts weiter als eine Sammlung persönlicher Erfahrungen, Erlebnisse, Eindrücke und Betrachtungen in und aus einer so anders gearteten Welt, der Welt der Mönche und Klöster, der Abgeschiedenheit, der Hinwendung zu Gott.

An dieser Stelle möchte ich meiner Frau Inge ganz herzlich danken, dass sie jedesmal mit meinen Reiseplänen einverstanden war, denn es waren Reisen ohne sie in eine Region, die für Frauen nicht zugänglich ist.

Danken möchte ich auch meinem alten Freund Conrad Kasten, der alle Reisen nach Athos mit mir geteilt und zuvor mich in Ägypten, in Griechenland und auch in den Norden Namibias begleitet hat.

Zu guter Letzt gilt mein Dank auch meinem griechischen Freund Kostas Kostaras, der für uns nach meinen Wünschen alles arrangiert, die Visa besorgt, die Gespräche mit den Klöstern geführt hat und uns als Dolmetscher eine wertvolle Hilfe war. Meine in zwei Jahren Volkshochschule und durch viele Griechenlandreisen erworbenen Griechisch-Kenntnisse hätten in den meisten Fällen nicht ausgereicht.

Bad Soden, im August 2016

Vorwort zur 2. erweiterten, ergänzten und überarbeiteten Auflage

Drei Pilger-Reisen in die Mönchrepublik Athos waren es bislang. Auf diesen Reisen wurden von den zwanzig Groß-Klöstern insgesamt siebzehn besucht, entweder als Kurzbesuch oder auch mit einer Übernachtung, so dass das Kennenlernen wesentlich intensiver war. Nebenbei waren auch Skiten und Kellien das Ziel unseres Besuchs.

Aber es gab noch drei weitere Groß-Klöster, die mir nicht aus dem Sinn gingen. Von weitem haben wir sie teilweise gesehen, aber wir wollten das eigentliche Leben und die Atmosphäre auch in diesen Klöstern erfahren. Diese Neu-Auflage sollte nach bestem Wissen und Gewissen kein Torso sein und werden, daher finden auch diese drei Groß-Klöster ihre gebührende Erwähnung und Beschreibung.

Es ist beileibe nicht so, dass man alle Klöster gesehen hat, wenn man eines gesehen oder kennen gelernt hat. Jedes hat einen eigenen Charakter, eine andere Stimmung, eine andere Ausstrahlung, andere Mönche, offen oder etwas strenger veranlagt, eine andere Lage und eine eigene Geschichte.

Gemeinsam ist allen nur das absolute Zugewendetsein zur Orthodoxie.

Mein Freund Kostas aus Athen tat sein Bestes, um aus diesem Wunsch nach den drei übrigen Klöstern Realität werden zu lassen.

Und so brachen wir Ende Juni 2017 zu dritt nach Athos auf, der eingeplante vierte Mann schied wegen eines Armbruchs aus.

Bad Soden, im Juli 2017

Griechenland mit Chalkidiki und Halbinsel Athos

Die Lage der einzelnen Klöster auf Athos - dem Heiligen Berg

Wandbild Athos: Übersicht im Hotel Xenion Zeus

Mit dem Piratenschiff erstmals an der Westküste von Athos entlang

Die Sicht aus der Ferne

Manche Pläne oder Absichten haben eine lange Vorgeschichte. So ist es auch bei diesem Buch oder bei diesen Reisen. Oder nennen wir sie gleich beim richtigen Namen: bei diesen Pilger-Reisen.

Vor langer Zeit, es ist bestimmt schon über dreissig Jahre her, verbrachten wir einen Urlaub im Robinson Club auf der Halbinsel Kassandra, dem westlichen Finger der Halbinsel Chalkidiki. Von da aus unternahmen wir einen Ausflug an die Nordostküste der Halbinsel Sithonia, dem mittleren Finger von Chalkidiki, und von da aus mit einem Schiff in Richtung Athos, dem östlichen Finger von Chalkidiki.

Das Schiff fuhr in gebührendem Halb-Kilometer-Abstand an der Küste von Athos entlang, denn es ist nicht gestattet, die Mönchsrepublik Athos ohne Erlaubnis und Visum zu betreten, für Frauen schon mal überhaupt nicht. Das Mittagessen fand in einer Taverne in Ouranopolis statt. An weitere Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern.

Dann kam im Jahr 2011 eine weitere Urlaubsreise auf die Halbinsel Kassandra hinzu. Wieder gab es die Möglichkeit, sich der Halbinsel Athos zu nähern.

In Nordgriechenland stößt die fruchtbare Halbinsel Chalkidiki wie der Dreizack des Poseidon in die Bläue der Ägäis vor. Auf dem östlichen der drei Arme liegt die Mönchsrepublik Athos mit einer Länge von ca. 40 Kilometern.

Mit dem Bus ging es bis zum Hafen Ormos Panagias

Dort lag es – das Schiff, als Piratenschiff touristenmässig ausstaffiert. Rund 200 Touristen drängten sich auf dem Schiff, das Kurs auf die Südspitze von Athos mit dem alles überragenden, über 2000 m hohen Athosberg nahm und wieder gemächlich an der Westküste von Athos in rund fünfhundert Meter Distanz respektvoll nach Norden entlang fuhr.

Wir hatten einen griechischen Fremdenführer dabei, der in vier Sprachen das Wesen der Mönchsrepublik und die einzelnen Klöster der Westküste, die man sah, erklärte.

Ich kam mit ihm, mit Anestis Vasiliadis ins Gespräch.

Er hatte ein kleines Buch mit Farbbildern über Athos geschrieben und bot es zum Verkauf an. Die Neugier trieb mich – ich habe ihm eines abgenommen.

Im Hafen von Ouranopolis – übersetzt: Himmelsstadt – ausserhalb des eigentlichen klerikalen Bezirks legte das Schiff an und alles strömte zum Mittagessen in die zahlreichen griechischen Tavernen. Ouranopolis, ein lebhafter Touristenort, ist zugleich der Startpunkt in die eigentliche Mönchsrepublik, die man aber ohne ein Visum nicht betreten darf. Ich wollte nicht den Massen nachlaufen und hatte mich nach einer guten Taverne erkundigt. So begann ich dort gleich zwischendurch beim Essen, das neue Buch durchzublättern.

Auf den vielen Bildern sah ich jetzt den Heiligen Berg aus einer anderen Perspektive: Aus der Nähe mit Details der zwanzig Klöster und der Landschaft.

Zwar hatte ich vom Schiff aus eine Reihe von Fotos gemacht, aber die zeigten die Klöster nur aus der Distanz. Sie sahen aus der Ferne aus wie Spielzeugburgen bei einer Märklin-Eisenbahn. Wie mochte es wohl im Inneren der Klöster aussehen? Was müssten das für Männer sein, die in den Klöstern als Mönche lebten und ihr Leben der Mutter Gottes gewidmet hatten? Wie verbrachten sie ihre Tage? Mit Beten und Arbeiten? Und durfte man als nicht-orthoxer Christ diese heiligen Stätten aufsuchen? Von fern sahen sie aus wie mittelalterliche Trutzburgen, so unbelebt, wenig einladend, kalt und streng. Und dann gab es wohl auf der Ostseite von Athos auch noch Klöster, die wir nicht sahen.

Zu Hause habe ich das Buch gründlich durchgelesen.

Dann fielen mir zusätzlich noch die Bücher von Peter Bamm ein: „Frühe Stätten der Christenheit“ und „Welten des Glaubens“.

Peter Bamm ist meiner Ansicht durch seine humanistische Ausbildung einer der besten Essayisten und Schriftsteller der Deutschen Sprache, wird aber heutzutage kaum noch gelesen. Kein Wunder bei der reduzierten Ausbildung an unseren Schulen! Dabei versteht er wie kein zweiter, uns den Orient und das antike Griechenland nahezubringen.

In seinem Buch „Frühe Stätten der Christenheit“ beschreibt er ausführlich eine Reise in die Mönchsrepublik.

Das war so etwas wie eine Initialzündung.

Warum nicht auch einmal den Versuch wagen, der Mönchsrepublik einen Besuch abzustatten?

Aber wie? Ich wusste von einem Freund, der vor längerer Zeit einmal drei Nächte auf Athos verbracht und mir von den Einreisebeschränkungen berichtet hatte .

Und dann gab es auch noch die Erzählung im Buch „Zauber der griechischen Landschaft“ von meinem griechischen Lieblingsautor Nikos Kazantzakis, der über seinen Aufenthalt auf Athos, seine Wanderungen und die Erlebnisse mit den Mönchen berichtet.

Dann hatte ich eine Idee.

Wir hatten zwei Studiosus-Reisen durch die Ionischen Inseln und ferner durch die Westkykladen mit dem griechischen Reiseleiter Kostas Kostaras gemacht. Der Kontakt mit ihm riss nicht ab.

Auf der Insel Patmos hatte er neben Athen sein zweites Domizil – doch als wir ihn einmal dort besuchen wollten, war er gerade mit einer Reisegruppe unterwegs.

Aber zwischendurch kamen mir Bedenken.

Athos – ist das nicht inzwischen ein musealer Bezirk, vom Rest der Welt abgehängt durch Verhalten an der Vergangenheit und an alten Ritualen? So ein Staub ansetzender religiöser Appendix von Griechenland?

Aber Athos lebt – das sollte uns auf unseren Reisen in aller Deutlichkeit vor Augen geführt werden. Viele männliche Wesen scheinen den Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten einer ins Technische abdriftenden Welt entfliehen zu wollen und versuchen das Entbehrte und Gesuchte in den Klöstern und Skiten, ja sogar in den Einsiedeleien zu finden.

Ich sprach ihn am Telefon auf das Thema Athos an und er meinte, das sei kein Problem. Er hätte gute Beziehungen zum Abt vom wichtigen Kloster auf Patmos und dieser hätte wiederum gute Beziehungen zu Athos, da er dort selbst einmal gelebt hatte. Er würde uns schriftliche Empfehlungen für die von uns ausgesuchten Klöster mitgeben.

Damit konnte die Idee oder der Wunsch langsam in die Realität umgesetzt werden. Kostas besorgte uns die Besuchervisa, auf mönchisch-griechisch: Diamonitiria – zuvor hatten wir ganz akribisch unsere persönlichen Daten, einschließlich des Vornamens des Vaters, durchgegeben. Niemand hatte einen moslemisch klingenden Namen. Nach der langen Besetzung sind die Mönche auf den Islam nicht allzu gut zu sprechen.

Kostas regelte mit den einzelnen Klöstern unsere Besuchswünsche. Ohne Anmeldung geht nämlich nichts.

So fuhren wir mit insgesamt zehn Freunden im Juni 2012 das erstemal eine Woche nach Athos – es gab gerade eine extreme Hitzeperiode im Süden Griechenlands. Wir haben es mit viel Schweiss, Durchhaltewillen und ausreichend Wasser überstanden.

Eines hatten wir in der Planung nicht berücksichtigt, das heisst, überhaupt nicht Erwägung gezogen: Eine Wanderung auf den über 2000 Meter hohen Athos-Berg. Einige Pilger, die wir unterwegs trafen, schwärmten davon. Um dieses „Versäumnis“, diese Herausforderung nachzuholen, arrangierte ich zusammen mit Kostas eine zweite Reise im Juni 2014 – diesmal mit sieben Freunden. Keiner ahnte bei Beginn dieser Reise, welche Abenteuer auf uns zukommen sollten. Aber davon später.

Zwei weitere Reisen folgten, den Berg Athos jedoch haben wir danach nicht mehr bestiegen.

Vom Wesen des Mönchstums

Da der Heilige Berg Athos, auf Griechisch Agion Oros, stark mit dem Mönchstum verbunden ist, zuvor einige Worte zu diesem Thema.

Das ursprüngliche Prinzip des Mönchstums war die Zurückgezogenheit aus der Welt um sich allein Gott zu widmen. Im Christentum gibt es die ersten Ansätze zum Mönchstum im 4. Jahrhundert n.Chr. Unter dem Aspekt der Christenverfolgungen, besonders in Rom, waren die Basis für das Mönchstum einmal die Lehre Christi, also das von den Jüngern weiter gegebene Evangelium, dann die jüdische Lehre des Moses und letztendlich auch Einflüsse aus der antiken griechischen Philosophie.

Zahlreiche Historiker bezeichnen die christlichen Mönche als die Schöpfer der abendländischen Kultur. So weit möchte ich nicht gehen, aber sie haben viel vom jüdischen, christlichen und vor allem auch vom antiken griechischen Wissen nach Europa getragen.

Ideale reinen Mönchstums sind Armut, Keuschheit und ständige körperliche und geistige Übungen als strenger Gehorsam an Gott.

Viele junge Menschen flüchten vor der einer ständig verflachenden Kultur und vor einer zunehmenden Oberflächlichkeit in die Klostergemeinschaften, wo sie in der asketischen Lebensweise eine Erfüllung ihrer geistigen Bedürfnisse finden.

Aber diese alten, ganz strengen Prinzipien haben sich teilweise beträchtlich verwässert und finden sich eventuell noch in den Einsiedeleien auf Athos, in denen die Mönche in ausgeprägter Kargheit und Einsamkeit leben. Wir finden sie hauptsächlich im Süden der Halbinsel.

Ansonsten gehen die Mönche auch mit der Zeit. Die Technik hat auch am Athos Einzug gehalten, die Kommunikation mit der externen Welt findet statt. So haben wir Mönche erlebt, die nicht nur eins, sondern gleich zwei Handys hatten. Ebenfalls hat das Internet und die Kommunikation per E-Mail am Heiligen Berg ihre Anhänger gefunden. Und ein Telefon ist selbstverständlich.

Und ich bekomme gar Sammel-E-Mails von einem Athos-Mönch, mit dem wir uns auf zwei Reisen in seiner Skite unterhalten haben, mit den besten Wünschen für das Neue Jahr.

Zur Geschichte der Mönchsrepublik Athos

Die Ursprünge vom Berg Athos reichen geschichtlich weit zurück.

So gibt es die Überlieferung, der Architekt Deinokratis wollte im Jahr 332 v. Chr. ein Denkmal für Alexander den Grossen in den Berg Athos meisseln. Der Gipfel wäre der Kopf geworden, seine linke Hand sollte eine Stadt tragen und aus einem großen Wasserbassin sollte sich ein Strom in die Ägäis ergießen. Man erinnere sich: Gerade hatte Alexander die grosse Schlacht gegen Dareios gewonnen. Aber Alexander winkte ab. Durch den grossen Kanal für seine Flotte, den der persische König Xerxes im Jahr 481 v.Chr. an der schmalsten Stelle der Halbinsel Athos graben liess, da zuvor eine ganze persische Flotte in einem Sturm an der Südküste von Athos mit Mann und Maus untergegangen war, sei so viel Flurschaden angerichtet worden, dass keine weiteren Zerstörungen auf Athos unternommen werden sollten. Eine faire, zukunftsorientierte Entscheidung! Heute hätte er dafür fast den Grünen Nobelpreis bekommen!

Dem Xerxes hatte jedoch diese Verkürzung der Seewege nicht viel genützt: Denn in der berühmten Seeschlacht von Salamis wurde die persische Flotte von den Griechen unter Themistokles vernichtend geschlagen.

In diesem Buch geht es aber hauptsächlich um die Betrachtung der mönchischen Besiedlung.

Um die Anfänge ranken sich so manche fromme Legenden.

So sollen Maria mit dem Evangelisten Johannes auf einer Seereise nach Zypern gewesen sein und als sie die Halbinsel Athos umfuhren, in einen furchtbaren Sturm geraten sein, der sie zwang an Land zu gehen, und zwar in der Gegend wo sich heute das Kloster Iviron befindet. Die Gottesmutter fand Gefallen an der paradiesischen Landschaft und bat ihren Sohn, er möge ihr den ganzen Berg als Geschenk überlassen. Da soll man eine Stimme vernommen haben: „Dieser Ort sei dein Eigentum, dein Garten und Paradies, und zudem rettender Hafen für jene, die gerettet werden wollen“.

So wurde der Heilige Berg Athos zum Besitz und zum Garten der Muttergottes, der Panagia.

Schon früh wurde Athos von Eremiten und Mönchen bewohnt, die das Erbe der Klöster vom Sinai mitbrachten, aber über diese Zeit gibt es nur wenige präzise geschichtliche Daten. Diese Mönche orientierten sich hauptsächlich an den Vorbildern der asketischen Mönche im Alten Ägypten.

Erst im neunten Jahrhundert n.Chr. tritt Athos in das Licht einer grösseren Öffentlichkeit.