Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 2462

 

Der Fund von Amienolc

 

Begegnung an der Kernzone Hangay – der Smiler kämpft um einen potenziellen Verbündeten

 

Leo Lukas

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.

Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören.

Währenddessen sind die Angehörigen des sogenannten Hangay-Geschwaders in der Galaxis Hangay eingetroffen, um vor Ort gegen TRAITOR vorzugehen. Dort kreuzt auch die SOL – und macht eine sensationelle Entdeckung: Es ist DER FUND VON AMIENOLC …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Der Smiler agiert mit allerhöchster Vorsicht und gerät doch in die Bredouille.

Trim Marath – Der Kosmospürer nimmt Kontakt zu einem geheimnisvollen Wesen auf und muss sich wieder einmal beweisen.

Startac Schroeder – Der Mutant steht seinem besten Freund bei.

Tess Qumisha – Die Hyperphysikerin untersucht ein ungewöhnliches Phänomen.

Benjameen da Jacinta – Der Zeroträumer setzt seine Gabe ein und beobachtet einen Mord.

WirHier – Eine einzigartige Wesenheit erschafft sich aus sich selbst heraus neu.

Prolog

Die Ahnung

 

Etwas stimmt nicht.

Unruhe herrscht, Gezappel allerorts. Insbesondere bei den Schnelllebigen entlädt sich nervöse Bangigkeit in chaotisch anmutender Hyperaktivität.

Aber das ist ganz normal, so kurz vor einem Transfer. Die meisten Klein-Individuen begehen ihn schließlich zum allerersten Mal.

WirHier hingegen haben das schon oft mitgemacht; öfter als alle anderen, ausgenommen nur der Alte. WirHier fürchten weder den Übertritt noch das Neue.

Und doch …

Nicht, dass WirHier uns danach sehnen würden. Wehtun wird es, natürlich, bis hin zur Agonie.

Kurz. Dann pendelt sich ohnehin alles wieder ein.

Ein Zyklus muss enden, damit der nächste beginnen kann. Ohne Vergehen kein Entstehen. So ist das, seit WirHier dienen.

Diesmal allerdings …

Etwas stimmt nicht. Die Azurfiedler drimpeln. Sie vermeinen den Hauch eines Anflugs des Keims einer Abweichung zu spüren, als liege eine winzige Störung im gewohnten Muster vor.

WirHier reagieren unverzüglich. Milliarden Cybazilli schwärmen aus, dokumentieren den Status des Weltfragments.

Ihre gesamten gesammelten Daten treffen ein. Die Phalanx der Kaltrechner analysiert sie, vom Größten ins Kleinste, vom Gröbsten ins Feinste.

Sie finden … nichts, was zu Besorgnis Anlass gäbe.

Globalverschluss: perfekt, wie immer. Alle Schilde, alle Abschirmungen stehen lückenlos parat, sodass der Transfer jederzeit erfolgen kann, ohne mehr als die unabdingbaren Nebenerscheinungen zu zeitigen.

Zustand der Aggregate: voll funktionstüchtig, weit über Mindestnorm. Energie in Fülle. Mehrfache Redundanz jeglicher Systeme gewährleistet.

Verhalten der sterblichen Bevölkerung: wirr, jedoch im Rahmen. Manche Flugballett-Eleven torkeln; einzelne, angsttrunkene Soubretten treffen nicht jede Koloratur; gewisse, notorisch unsichere Farbformschwinger produzieren blökenden Unsinn.

In Summe: alles wie schon Hunderte Male gehabt. Übliche Fehlleistungen, aus höherer Warte verständlich angesichts des bevorstehenden Durchgangs ins für viele vollkommen Ungewisse.

Gleichwohl. WirHier sind gewarnt. Etwas stimmt nicht, und das darf nicht sein.

WirHier mobilisieren nahezu sämtliche verfügbaren Reserven. Unser erster Verdacht gilt dem Alten.

Aber dieser döst, apathisch, komatös wie schon seit Jahrzehntausenden. Selbst die kleinste Regung wäre den Gruiphen, die ihn überwachen, nicht entgangen.

Für den Rest sind eigentlich andere Instanzen zuständig … Trotzdem lassen WirHier in unserer Umsicht nicht nach.

Denn WirHier dienen; dienen Xrayn. Er, der kommen wird, uns zu erlösen, wird uns so antreffen, wie er uns erdacht hat:

Allzeit wachsam, zu allem bereit!

1.

Auf der Couch

 

Trim und Startac sahen sich Comics an, auf dem Holo-Monitor des Kabinenservos.

Dabei redeten sie kaum. Sie kannten einander lange genug, dass der eine wusste, wann der andere mit der Betrachtung der aktuellen Seite fertig war. Sie erkannten es an einem Brauenheben oder einem Handzeichen, und die Darstellung wurde durch eine neue ersetzt.

Seit sie von der RICHARD BURTON auf die SOL übergewechselt waren, durchforsteten sie regelmäßig deren Fundus nach zweidimensionalen, grafischen Novellen. Das war ein gemeinsames Hobby, und die Speicher der Bord-Hyperinpotronik stellten eine wahre Schatztruhe dar. Dank des langen Aufenthalts auf Ultrablau enthielten SENECAS Archive zahlreiche handgezeichnete Meisterwerke der kartanischen Comic-Kultur.

Die kühnen Panel-Kompositionen und die reduzierte, elegante Pinselführung, etwa des Klassikers Dir-Ka-S’hulds, begeisterten Trim jedes Mal wieder. Einen wertenden Kommentar abzugeben kam ihm genauso wenig in den Sinn wie seinem Freund Startac Schroeder.

Das war schließlich das Tolle an Vertrautheit – dass man einfach zusammen genießen konnte, ohne den seltenen Frieden zu zerreden.

Trim räkelte sich in der Konturliege, tastete nach dem Behälter mit dem Knabbergebäck … Da summte es an der Tür.

Der Yornamer seufzte. »Wer da?«

»Oberstleutnant Darla Markus, Leiterin der Psychologischen Abteilung unserer Medo-Sektion. Darf ich eintreten?«

Geh weg!, war Trims erster Gedanke. Andererseits brachten sie das Unausweichliche besser gleich jetzt hinter sich.

Er sah Startac an, der schicksalsergeben die Schultern hob. Sie waren sich einig: Irgendwann mussten sie die Prozedur sowieso über sich ergehen lassen.

»Nur herein!«

Das Türblatt glitt zur Seite. Durch die Öffnung trippelte eine Frau, die Trims spartanisch eingerichtete, abgedunkelte Kabine sofort sonnengrell erleuchtete.

Von den Stilettostöckeln ihrer Schuhe über die angedeuteten Nähte der Synth-Strümpfe und den wohlgeformten Rücken bis hinauf zum schlanken Hals loderten Flammen gleißend weißgelben Elmsfeuers. Über ihrem Scheitel entfaltete sich eine stählern schillernde Orchidee: Die hochgesteckten, vollen blauschwarzen Haare bildeten ein originalgetreues Modell der Terranischen Residenz.

Überdies verströmte Darla Markus den Geruch eines unaufdringlichen und trotzdem intensiven Parfums. Trim hoffte, sein Hormonhaushalt würde davon nicht allzu sehr aus dem Gleichgewicht geraten.

»Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, weshalb ich hier bin«, sagte die Medikerin mit rauchiger Stimme. »Als Chefpsychologin dieses Schiffs obliegt mir, gemäß dem Reglement der Raumflotte, mich nach dem Befinden von Neuzugängen zu erkundigen. Selbst wenn sie, so wie ihr, in früheren Jahren reguläre Besatzungsmitglieder waren.«

»Du sollst feststellen, ob wir noch richtig ticken«, knurrte Startac aus seiner Ecke, griesgrämig wie immer. Er klang recht grob und unhöflich, obwohl er es nicht so meinte.

Oberstleutnant Markus ging nonchalant darüber hinweg. »Falls ich ungelegen komme, können wir das Gespräch gern auf einen anderen Zeitpunkt verschieben.«

»Nein, passt schon. Bitte, nimm Platz.« Trim Marath bot der berückend schönen Frau den letzten freien Sessel an.

Sie dankte, setzte sich und schlug die langen Beine übereinander. Ihre Haut hatte die Farbe dunkler, glatter Bronze und kontrastierte reizvoll mit der flammenden Zier-Aura. Das Gesicht war ebenmäßig, mit hohen Wangenknochen, grünen Augen und stahlblauen Brauen.

»Ihr zwei seid, wenn ihr den Ausdruck gestattet, alte Hasen. Also spare ich mir den Small Talk und lege gleich los, okay?« Darlas verschmitzter Blick drückte ein Maß an Selbstsicherheit aus, das Trim wohl nie erreichen würde. Jedoch wirkte sie keineswegs arrogant, sondern geradezu unwiderstehlich sympathisch.

»Mit wem willst du anfangen?«, fragte er.

»Mit dir, wenn’s recht ist. Darf ich dein Terminal benutzen?«

Trim gab seine Zustimmung. Er blendete die Comic-Seite aus und projizierte eine holografische Eingabe-Tastatur unmittelbar vor der Psychologin.

Während sie flink mit makellos manikürten Fingern tippte, sagte sie: »Du hast anlässlich des Aufbruchs der BURTON zum Grenzwall Hangay ein persönliches Statement verfasst, so wie etliche andere Besatzungsmitglieder auch. Erlaubst du, dass ich darauf zugreife?«

Nach kurzem Zögern bejahte Trim abermals. Inmitten der Kabine entstand das Holo einer umfangreichen Datei: seine Personalakte.

Er atmete tief durch. Was da stand, mochte er nicht sonderlich.

 

*

 

Marath, Trim; geboren am 2. Oktober 1285 NGZ auf Yorname; am stärksten parapsychisch Begabter sämtlicher erfasster Monochrom-Mutanten. Grund dafür, nach Angabe der Pangalaktischen Statistiker: Marath stammt von dem Cyno Sardaengar ab, der zur Zeit der Monos-Herrschaft als Trimotheus Ackaren auftrat.

Darla bemerkte, dass Trim auf der Couch hin und her rutschte, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut. Sie beschloss, ihn ohne Umschweife darauf anzusprechen. »Ist es dir unangenehm, mit deiner Herkunft konfrontiert zu werden?«

»Ehrlich gesagt, ja. Immer noch, ein klein wenig. Ich meine, ich habe mich damit abgefunden, habe mit meiner … Ausnahmestellung zu leben gelernt.«

»Aber ein Rest von, nennen wir es: Missbehagen ist geblieben?«

»Stimmt.« Er hob die schmalen Schultern. »Ich habe nicht darum gebeten, verstehst du? Es wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Jetzt versuche ich halt, das Beste aus meinen Talenten zu machen. Dagegen aufzubegehren würde eh nichts helfen.«

»Wenn du es dir aussuchen könntest – wärst du gern ›normal‹?«

Marath strich sich übers braune, kurz geschnittene, recht dünne Haupthaar. Sein Handrücken jedoch war auffällig dicht behaart, desgleichen der Nacken. »Nein. Früher habe ich mir manchmal gewünscht, von der Last der Verantwortung befreit zu werden, die meine Psi-Kräfte mir auferlegen. Das ist lange her. Heute kann ich, wie gesagt, damit umgehen. Ist schon in Ordnung so.«

Darla kam ein Zweizeiler eines antiken Humoristen in den Sinn, den ihre Lehrer auf Camelot häufig zitiert hatten:

Warum ich?, fragte der Frosch.

Geschmackssache, sagte der Storch.

Sie lächelte Marath aufmunternd zu. Er war ein seltsamer kleiner Kerl, mit seinen 61 Jahren zugleich jugendlich und uralt aussehend, ebenso nett wie scheu, gänzlich unbeleckt von jenem aufplusternden, aggressiven Hähnchen-Verhalten, das zu kurz geratene Männer so oft an den Tag legten.

Dabei hätte er mit Fug und Recht auf seine enorme Einsatzerfahrung pochen können. Zudem verfügte er über abgeschlossene Ausbildungen als Wissenschaftler wie auch als TLD-Agent.

Ganz zu schweigen von den parapsychischen Gewalten, die er zu entfesseln vermochte …

»Belastet dich die Diskrepanz zwischen deinem introvertierten Charakter und der einzigartigen Fähigkeit eines Para-Defensors?«, fragte Darla. »In deinem Statement bezeichnest du dich als ›potenziell tödlichen Langweiler‹.«

Nur im Extremfall werde ich interessant, hatte Marath geschrieben, freilich auf negative Weise. Denn fühle ich mich bedroht, kann es sein, dass von mir schlagartig eine furchtbare, mörderische Gefahr für meine nähere Umgebung ausgeht.

»Na ja, das bringt’s ziemlich auf den Punkt, nicht wahr?«, antwortete er sanft.

Seine übergroßen, nussbraunen Augen strahlten heitere Melancholie aus. »Jedenfalls macht es mich nicht unbedingt zum umschwärmten Partytiger. Abgesehen davon, dass ich kein begnadeter Tänzer bin: Wer flirtet schon mit einer lebenden Bombe?«

Darla hätte entgegnen können, dass zahlreiche ihrer Geschlechtsgenossinnen ein großes Faible für just solche Männer entwickelten, die ihnen gar nicht guttaten. Aber sie wollte keine Zeit vergeuden. »Wie geht es dir momentan?«

»Du meinst, ob ich mich und meine Fähigkeiten im Griff habe? Ich glaube schon. Mein Schwarzer Zwilling erscheint ja nur, wenn es mir an den Kragen geht, und das ist derzeit nicht der Fall.«

»Du hast sehr stark auf den Grenzwall Hangay reagiert.« Schon beim Erreichen der die Galaxis umschließenden Barriere war Marath übel geworden.

Darla rief die Aufzeichnung ab. Man sah, wie sich der Yornamer in Krämpfen wand, »Das ist grauenhaft!«, röchelte, sich übergab und in Ohnmacht fiel.

Etwas später, nachdem er medizinisch versorgt worden war, berichtete er, dass er in ihrem Kurs etwas überwältigend Entsetzliches wahrgenommen hatte. »Die Proto-Negasphäre Hangay … Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie obszön, wie … verunreinigt sie …«

Marath kniff die Augen zusammen. »Warum sehen wir uns das an?«

»Ich will dich an die Zeit davor erinnern. Dies …«, sie zeigte aufs Holo, »… geschah noch außerhalb der Proto-Negasphäre. Inzwischen steckt ihr Burtoner mittendrin, und zwar seit fast genau neun Monaten. Spürst du Veränderungen an dir?«

Er legte den Kopf schief, horchte in sich hinein.

Darla ließ ihm Zeit. Sie wandte sich derweil Startac Schroeder zu. »Diese Frage gilt auch für dich.«

Der Teleporter und Orter hatte während der Durchdringung des Grenzwalls einen Kreislaufkollaps erlitten. Da Major Uluth Karsmaq, der als Halb-Vincraner das Talent des Para-Lauschens besaß, ebenfalls umgekippt war, nahm man an, dass alle drei Mutanten an Bord der BURTON Opfer desselben, von der Barriere verursachten Effekts geworden waren.

Ihre Symptome hatten sich zum Teil unterschieden. Doch die Gemeinsamkeiten überwogen: heftiger Ekel vor den unbekannten Hyperphänomenen, einhergehend mit körperlicher Schwäche und weitgehendem Verlust der Selbstkontrolle.

»Fürchtest du, wir könnten uns als unsichere Kantonisten entpuppen?«, brummte Schroeder, als fühle er sich auf den Schlips getreten.

Darla nahm seine ruppige, eigenbrötlerische Art nicht persönlich. »Ich stelle bloß Routinefragen«, sagte sie. »Flotten-Standard. Parapsychisch Begabten ist erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Schon gar auf derart fremdem, hyperphysikalisch heiklem Terrain.«

Der dürre Mann schüttelte den Kopf, von dem borstige Haare nach allen Seiten abstanden, und erwiderte schmallippig: »Das Diskontinuum des Grenzwalls um Hangay saugt allgemein die Vitalenergie ab. Innerhalb der Galaxis liegen die Verhältnisse anders.«

»Ich weiß. – Das sogenannte Vibra-Psi, das an zahlreichen Stellen auftritt, mit stetig wachsender Kraft, beeinträchtigt eure empfindlichen Gehirne allerdings sehr wohl.«

Nicht zuletzt deshalb hatten sich die beiden Monochrom-Mutanten auf die SOL versetzen lassen. Am Stützpunkt Win-Alpha war der Einfluss der Chaotischen Zelle Shiva-Bazal permanent zu spüren. Da das Hantelschiff meist wesentlich weiter entfernt von Shiva-Bazal operierte als die BURTON, spekulierten Schroeder und Marath mit einer geringeren Dauerbelastung.

»Die Mehrzahl der Sektoren ist noch frei von der Ausstrahlung des Vibra-Psi«, sagte der Teleporter mit gereiztem Unterton. »Du darfst also davon ausgehen, dass wir die meiste Zeit über Herren unserer Sinne sind.«

Trim Marath räusperte sich. »Ich erkenne ebenfalls keine Anzeichen dafür, dass die Proto-Negasphäre uns bleibende Schäden zugefügt hätte; weder körperlich noch geistig. Klar, je näher die SOL an der Kernzone kreuzt, desto stärkeren Abscheu empfinde ich vor der sie umgebenden, dem Grenzwall Hangay sehr verwandten Barriere. Aber die Beschwerden halten sich in leicht erträglichen Grenzen. – Wie ist es bei dir, Star?«

»Mach keine Witze. Ich merke gar nichts. Für meine dürftige Wahrnehmung liegt der Kernwall viel zu weit entfernt.«

Darla nickte.

Marath war der ungleich leistungsfähigere Mutant. Von ihm als Kosmospürer erhoffte sich die Expeditionsleitung noch am ehesten, dass er eine Lücke im Grenzwall entdeckte – falls eine solche überhaupt existierte. Schroeder begleitete ihn mehr zur emotionalen Unterstützung; auf interstellare Distanzen stellte der groß gewachsene, dünne Orter keine Hilfe dar.

Darla fand, dass sie ihrer Pflicht Genüge getan hatte. Unter medizinischer Beobachtung standen die beiden sowieso weiterhin. Ihre Körperwerte, wie auch die aller anderen Personen in Schlüsselfunktionen, wurden von den übers ganze Schiff verteilten Servo-Sensoren mehrmals täglich kontrolliert.

»Trotzdem. Wann immer einem von euch etwas auffällt, und sei es die leiseste Irritation; oder falls ihr sonst etwas ›ganz normal Menschliches‹ auf dem Herzen habt – meldet euch bei mir. Die Tür meiner Praxis steht immer offen.«

Sie sah Trim Marath an. Ich habe Freunde, hatte er geschrieben. Wenige; na ja, genau genommen einen einzigen, der sich meist noch verschlossener und sauertöpfischer gibt als ich selbst …

»Psychologische Beratungen unterliegen der Schweigepflicht«, fügte Darla hinzu. »Vom Inhalt einer solchen Konsultation erfährt die Schiffsführung nur, falls der Klient dies erlaubt.«

»Danke fürs Angebot«, sagte Startac Schroeder. »Vielleicht komme ich mal drauf zurück. – War’s das?«

Beinahe wäre Darla ein Lacher herausgerutscht. Bis zu den letzten zwei Wörtern hatte sich Schroeder auf einmal erstaunlich nett angehört …