Birgit Lambers
Wenn die Eltern
plötzlich alt sind
Wie wir ihnen helfen können,
ohne uns selbst zu überfordern
Kösel
Über das Buch
Wie viel kann ich geben? Wie viel will ich geben? Wie schaffe ich es, für meine plötzlich hilfsbedürftigen alten Eltern zu sorgen, ohne mich dabei völlig aufzureiben? Dieses Buch unterstützt Sie dabei, in dem Konflikt zwischen Sorge, Liebe und Überforderung einen eigenen Weg zu finden. Es gibt Ihnen hilfreiche Anregungen, um zu entscheiden, wie viel Sie geben wollen und geben können. Birgit Lambers bietet Entlastung anhand vieler typischer Fallbeispiele und konkrete Unterstützung in Form von Entscheidungshilfen, nützlichen Adressen und 5 Möglichkeiten, ohne schlechtes Gewissen Nein zu sagen.
Über die Autorin
Birgit Lambers ist Sozialpädagogin, Coach und ausgebildet in Gestalt- und Familientherapie. Seit 1997 ist sie als Management-Coach und Trainerin tätig. Zum Thema »Wenn die Eltern alt werden und die Kinder überfordert sind« bietet sie seit 2010 sehr erfolgreich Vorträge und Tagesseminare an.
www.lambers-training.de
www.wenn-die-eltern-alt-werden.de
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Copyright © 2016 Kösel-Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: Weiss Werkstatt, München
Umschlagmotiv: plainpicture/Johner/Juliana Wiklund
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-19177-1
V002
www.koesel.de
Inhalt
Vorwort
Zu diesem Buch
So fing alles an
Die »alte« Gesellschaft
Warum wir alles geben, den Generationenvertrag zu erfüllen
und trotzdem an unsere Grenzen stoßen
Von den jungen zu den alten Alten
Die Familie – funktioniert sie nicht mehr?
Kinder alter Eltern: So geht’s uns wirklich
Über unser schlechtes Gewissen und unsere enormen Belastungen
Plötzlich sind sie alt geworden
Müssen oder Wollen, das ist hier die Frage
Wer zuletzt dran ist, hat nichts zu lachen
Der innere Moralapostel übernimmt das Kommando
Alte Liebe, neuer Hass
Elternpflege mit Folgen
Kinder alter Eltern: Das regt uns besonders auf
Über Autofahren, Hörgeräte, Rollatoren und unsere Ungeduld
Wenn sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören wollen
Reizthemen ansprechen
So denken unsere alten Eltern
Warum sie keine Fremden im Haus haben wollen
und wie sich Altersdiskriminierung anfühlt
Alt werden ist nichts für schwache Nerven
Das Leben wird kleiner
Was kann ich tun? Raus aus der Überforderung
Wie Sie auch auf sich aufpassen
»Ich gebe mein Bestes«
Sorge dich und pflege – wenn du es willst
Zum Abschluss
Dank
Literaturempfehlungen
Ausgewählte hilfreiche Adressen
Anmerkungen
»Du schreibst ein Buch über Kinder alter Eltern?«, fragte mich Sonja, 39 Jahre. »Super Idee! Aber wieso werden die Eltern plötzlich alt? Das weiß man doch vorher, guck dir mal die Lebenserwartung an.«
Sonjas Haltung ähnelt unserer aus der Zeit, als wir noch nicht betroffen waren. Solange unsere Eltern nämlich zu den »jungen Alten« gehören, ist für uns unvorstellbar, dass die Menschen, die stets wussten, wo es langgeht, die Helden unserer Kinderzeit, unsere starken, kritischen, nervigen, strengen oder wohlwollenden Wegbegleiter, dass ausgerechnet sie mal schwach und hilfsbedürftig werden. Aber auch unseren Eltern ergeht es nicht anders. Alle Beteiligten leben lange Zeit mit dem Gefühl: »Alt? Das werden immer nur die anderen.«
Ist das »Plötzlich und Unvorbereitet« dann eingetreten, hat eine ganze Generation enorm viel Gesprächsstoff: Julias Eltern wollen keinesfalls Fremde im Haus haben und Gerdas Vater fährt Auto, obwohl seine Sehkraft nicht mehr dafür reicht. Karstens Mutter ist von der lustigen, liebevollen Person zur nörgelnden Besserwisserin mutiert. Annes Mutter ist sehr schwer erkrankt und zeitgleich wurde bei ihrem Vater Demenz diagnostiziert. Ingos Mutter will unter keinen Umständen aus ihrem Haus ausziehen, obwohl sie allein nicht mehr zurechtkommt.
Die kollektive Erfahrung der »Kümmergeneration« ist der Spagat zwischen Beruf, Kindern, eigenem Leben und der Sorge für die alten Eltern. Manchmal gleicht die Welle der Belastung einem Tsunami, der das bisherige Leben plötzlich mit einer gewaltigen und nicht enden wollenden Brandung überspült. Anders als bei dem Naturphänomen sind wir jedoch dieser »Naturgewalt« nicht hilflos ausgeliefert. Wir können etwas tun; vorausgesetzt wir erkennen die Gefahr, verstehen das Phänomen und ergreifen Sicherheitsvorkehrungen. Wie das gelingen kann, erfahren Sie in diesem Buch.
1. Die Gefahr frühzeitig erkennen
Warum wir ein Generationenproblem haben, das in dieser Schärfe noch nie da gewesen ist, können Sie dem ersten Kapitel »Die ›alte‹ Gesellschaft« entnehmen. Auch inwiefern wir einem Phantom hinterherlaufen, weil wir einen Generationenvertrag erfüllen wollen, obwohl unsere Lebensbedingungen dazu nicht mehr taugen. Dieses Wissen schafft die Basis, um das eigene Erleben noch klarer einordnen zu können.
2. Das Phänomen verstehen
Wenn Sie bereits mittendrin sind im Teufelskreis aus schlechtem Gewissen, Wut und Überforderung, steigen Sie gleich bei Kapitel »Kinder alter Eltern: So geht’s uns wirklich« ein und werden feststellen: Sie sind nicht allein. Millionen anderer betroffener Töchter und Söhne suchen ebenfalls nach Lösungen und haben dabei viele hilfreiche Strategien gefunden.
Vielleicht quälen Sie sich mit der strikten Weigerung Ihrer Eltern, überhaupt Notiz von der Situation zu nehmen. Dann sind die praktischen Themen unter »Kinder alter Eltern: Das regt uns besonders auf« genau passend. Hier werden unter anderem Auto fahrende Eltern thematisiert, die ihre Mobilität keinesfalls verlieren wollen; es geht außerdem um mangelnde Hygiene und den neuralgischen Punkt »Zu Hause geht’s nicht mehr«.
Wer bei Kapitel vier »So denken unsere alten Eltern« beginnt, kann den Blickwinkel ändern und die Krise mit ihren Augen betrachten.
3. Sicherheitsvorkehrungen treffen
Kinder, die Auswege suchen und Tipps für die akute Belastung brauchen, sind im fünften Kapitel »Was kann ich tun? Raus aus der Überforderung« richtig aufgehoben. Sie finden Antworten auf die Fragen: Welcher »Kümmereinsatz« ist richtig, was kann ich leisten und ab wann lasse ich meine Eltern hängen? Hier erfahren Sie auch, was Sie von Raben lernen können.
In diesem Buch werden Sie eingeladen, Ihre eigene Lage neu zu reflektieren. In jedem Kapitel erhalten Sie konkrete Lösungsansätze, wie Ihnen eine bessere Gestaltung der Situation gelingen kann, und Tipps, um angemessen reagieren zu können.
Als ich im Jahre 2009 den ersten Vortrag zum Thema »Alte Eltern« hielt, hatte ich keine Ahnung von den Folgen. Eine Flut tragischer, komischer und dramatischer Geschichten prasselte auf mich ein. Weitere Vorträge wurden durch Seminare ergänzt, die sofort nach Ankündigung ausgebucht waren. Ich traf wütende, verzweifelte, verletzte und zutiefst gekränkte, ohnmächtige, sich aufopfernde, ausgebrannte, harte, betroffene, traurige, pflichtbewusste, mitfühlende und überforderte Kinder, Schwiegerkinder und Enkel alter Eltern. Ich lernte unglaublich viele Facetten des Themas kennen und könnte mühelos noch weitere zweihundert Seiten füllen. Alle Geschichten in diesem Buch spielen im echten Leben, unabhängig davon, wie absurd sie manchmal erscheinen mögen. Nur die Namen der Protagonisten entspringen meiner Fantasie.
Betroffene Kinder erleben ihren »Kümmereinsatz: alte Eltern« oft als enorme Herausforderung. Vielleicht geht es Ihnen genauso. Es ist schwer, in einer Situation, in der es oft gar keine gute Lösung gibt, aufrecht zu bleiben. Wenn Sie jedoch mit Ihrem Moralapostel in Verhandlung treten und sich vom schlechten Gewissen lösen, kann Ihnen genau das gelingen. Dieses Buch wird Ihnen dabei helfen, Verständnis für sich und für Ihre alten Eltern zu entwickeln. Milde Augen, mit denen Sie die Krise betrachten, werden die Folge sein.
Wer seine Erfahrungen mit anderen Betroffenen teilen oder Rückmeldung zum Buch geben möchte, den lade ich ein, meinen Blog unter www.wenn-die-eltern-alt-werden.de oder die Facebook-Seite unter facebook.com/wenn.die.eltern.alt.werden zu besuchen. Ich freue mich auf einen spannenden Austausch.
Herzlichst, Ihre Birgit Lambers