»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Der griechische Dichter Archilochos hat diesen Satz formuliert, Isaiah Berlin hat ihn mit seinem Tolstoi-Essay berühmt gemacht. Aber was ist diese »eine große Sache«? Ronald Dworkin liefert eine Antwort: Es sind Werte in all ihren Erscheinungsformen. Wenn wir verstehen wollen, was Wahrheit und Schönheit sind, was dem Leben Sinn verleiht, was die Moral fordert und die Gerechtigkeit verlangt, so müssen wir der Spur jener moralischen Einstellungen nachgehen, die menschliches Denken, Fühlen und Handeln durchdringen und zu einer Einheit formen. Gerechtigkeit für Igel ist eines jener Bücher, wie es sie in Zeiten der Füchse – der Spezialisten und Skeptiker – immer seltener gibt: eines, das aus einem einzigen Prinzip eine ganze Welt erklären und zugleich Orientierung geben möchte.
 
Ronald Dworkin (1931-2013) war Professor für Philosophie und Recht an der New York University sowie emeritierter Professor für Recht am University College in London. Im Suhrkamp Verlag liegen vor: Was ist Gleichheit? (stw 1886) und Bürgerrechte ernstgenommen (1984).

 

 

Ronald Dworkin
Gerechtigkeit für Igel

Aus dem Amerikanischen
von Robin Celikates und Eva Engels

Suhrkamp

 

 

Titel der Originalausgabe:

Justice for Hedgehogs

Erstmals erschienen 2011 bei
The Belknap Press of Harvard University Press

Copyright © 2011 by Ronald Dworkin

 

Zur Gewährleistung der Zitierbarkeit zeigen die grau hinterlegten Ziffern die jeweiligen Seitenanfänge der Printausgabe an.

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

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eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2107.

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2012

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Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus und Rolf Staudt

Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

 

eISBN 978-3-518-78020-6

www.suhrkamp.de

 

 

Für Reni

Inhalt

Vorwort

 1. Ein Reiseführer

 

Teil I: Unabhängigkeit

 

 2. Moralische Wahrheit

 3. Externer Skeptizismus

 4. Moral und Ursachen

 5. Interner Skeptizismus

 

Teil II: Interpretation

 

 6. Moralische Verantwortung

 7. Interpretation im allgemeinen

 8. Begriffliche Interpretation

 

Teil III: Ethik

 

 9. Würde

10. Freier Wille und Verantwortung

 

Teil IV: Moral

 

11. Von der Würde zur Moral

12. Hilfe in Not

13. Schädigung

14. Verpflichtungen

 

Teil V: Politik

 

15. Politische Rechte und Begriffe

16. Gleichheit

17. Freiheit

18. Demokratie

19. Recht

 

Nachwort: Die Unteilbarkeit der Würde

 

Anmerkungen

Namenregister

9Vorwort

Es geht mir in diesem Buch nicht darum, den Überlegungen anderer Denker gerecht zu werden, sondern einen eigenständigen Ansatz vorzulegen. Wenn ich versucht hätte, zugleich anderen zu antworten, mich von ihnen abzusetzen oder ihre Einwände vorwegzunehmen, wäre das Buch länger und schwerer lesbar geworden. Wie ein anonymer Gutachter für Harvard University Press aber ganz richtig anmerkte, würde mein Vorschlag an Überzeugungskraft verlieren, wenn ich die vielen einflußreichen Theoretiker, die sich mit den hier angesprochenen Themen beschäftigen, vollständig ignorieren würde. Darum habe ich mich für den Kompromiß entschieden, einige zeitgenössische Philosophen in ausführlichen Anmerkungen zu kommentieren, die sich am Ende des Buches finden. Ich hoffe, daß es meinen Lesern dadurch leichter wird, Aspekte meiner Überlegungen in der zeitgenössischen Fachliteratur zu verorten. Dennoch sah ich mich gezwungen, mich in einigen Passagen ein wenig ausführlicher mit eventuellen Einwänden zu befassen, insbesondere im dritten Kapitel, in dem ich genauer auf einige alternative Ansätze eingehe. Wenn Sie bereits der Ansicht sind, daß es sich beim moralischen Skeptizismus um eine substantielle moralische Position handelt, werden die dort vorgetragenen Argumente weniger interessant für Sie sein. Im ersten Kapitel findet sich ein Überblick über die gesamte Argumentation, und ich habe an verschiedenen Stellen des Buches Zwischenresümees eingefügt trotz der Gefahr, mich hier und da zu wiederholen.

Daß gegen meine bisherigen Veröffentlichungen von verschiedenster Seite kritische Einwände erhoben worden sind, habe ich stets als großen Vorteil erlebt, und ich hoffe sehr, daß dieses Buch in ebenso erhellender und überzeugender Weise hinter10fragt werden wird wie meine bisherigen Werke. Um von den verfügbaren technischen Möglichkeiten zu profitieren, habe ich eine Webseite für Antworten und Korrekturen meinerseits eingerichtet: www.justiceforhedgehogs.net. Ich kann zwar nicht versprechen, auf alle Kommentare zu antworten oder alle meine Antworten dort zu veröffentlichen, werde aber mein Bestes tun, notwendige Ergänzungen und Modifikationen einzuarbeiten.

Angemessene Worte des Dankes zu finden für all die Unterstützung, die ich beim Verfassen dieses Buches erhalten habe, stellt fast den schwierigsten Teil des Schreibprozesses dar. Drei anonyme Gutachter des Verlags haben zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht. Auf einer von der Boston University Law School unterstützten und von James Fleming organisierten Konferenz mit etwa 30 Vorträgen wurde eine frühere Fassung des Manuskripts diskutiert. Hierfür bin ich besonders dankbar, da ich den Vorträgen viele Hinweise entnehmen konnte, die erheblich zur Verbesserung des Buches beigetragen haben. (In den Anmerkungen weise ich auf einige Passagen hin, die ich in Reaktion auf die dort geäußerte Kritik verändert habe.) Die Konferenzbeiträge sind zusammen mit meinen Erwiderungen in Symposium: Justice for Hedgehogs: A Conference on Ronald Dworkin's Forthcoming Book, Boston University Law Review, 90 (April 2010), 2 veröffentlicht worden. Sarah Kitchell, die Chefredakteurin dieser Zeitschrift, leistete hervorragende Arbeit und hat sichergestellt, daß die Beiträge mir zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung standen. Weil dennoch ein großer Teil meiner Erwiderungen nicht mehr in dieses Buch integriert werden konnte, könnte sich ein Blick in diese Ausgabe der Zeitschrift für meine Leserinnen und Leser durchaus lohnen.

Die Großzügigkeit vieler meiner Kollegen ist bemerkenswert. Kit Fine hat meine Ausführungen über Wahrheit im achten Kapitel gelesen, Terence Irwin die über Platon und Aristoteles im neunten Kapitel, Barbara Herman die Teile über Kant 11im elften Kapitel, Thomas Scanlon den Abschnitt über Versprechen in Kapitel 14, Samuel Freeman die Diskussion seiner eigenen Arbeiten und jener von John Rawls in verschiedenen Teilen des Buches und Thomas Nagel meine zahlreichen Ausführungen zu seinen Überlegungen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Von Simon Blackburn und David Wiggins habe ich hilfreiche Rückmeldungen zu meiner Erörterung ihrer Positionen in einer der langen Anmerkungen erhalten. Sharon Street hat ihre Argumente gegen moralische Objektivität, auf die ich in den Anmerkungen zum vierten Kapitel eingehe, ausführlich mit mir diskutiert. Stephen Guest hat das gesamte Manuskript gelesen und zahlreiche Verbesserungs- und Korrekturvorschläge gemacht. Charles Fried hat an der Harvard Law School ein Seminar über das Manuskript abgehalten und die Reaktionen seiner Studierenden ebenso wie seine eigenen, die beide sehr hilfreich waren, mit mir geteilt. Michael Smith stand mit mir in brieflichem Austausch über die Fragen, die er in seinem Beitrag für die Boston University Law Review aufgeworfen hatte. Kevin Davis und Liam Murphy haben mit mir über Versprechen diskutiert. Ich habe sehr von den Diskussionen mehrerer Kapitel im New York University Colloquium on Legal, Political and Social Philosophy sowie in einem vergleichbaren Kolloquium an der UCLA Law School, das von Mark Greenberg und Seana Shiffrin organisiert wird, profitiert. Drucilla Cornell und Nick Friedman setzen sich mit dem Manuskript ausführlich in ihrem Artikel »The Significance of Dworkin's Non-Positivist Jurisprudence for Law in the Post-Colony« auseinander (Malawi Law Journal, 4 [2010], 1).

Ich danke der NYU Filomen D'Agostino Foundation für die finanzielle Unterstützung, die es mir ermöglicht hat, während der Sommermonate an diesem Buch zu arbeiten, sowie der NYU Law School für das Programm zur Forschungsförderung, das es mir erlaubt hat, eine Reihe herausragender Assistenten zu beschäftigen. An substantiellen Teilen des Buches haben unter anderem Mihailis Diamantis, Melis Erdur, Alex Guerrero, 12Hyunseop Kim, Karl Schafer, Jeff Sebo und Jonathan Simon mitgearbeitet. Jeff Sebo hat das gesamte Manuskript akribisch durchgesehen, und seine kritischen Kommentare waren außerordentlich hilfreich. Gemeinsam haben meine Assistenten beinahe alle Belege in den Anmerkungen zusammengestellt, wofür ich ihnen besonders dankbar bin. Irene Brendel hat zahlreiche scharfsinnige Gedanken zur Frage der Interpretation beigesteuert. Lavinia Barbu ist die außergewöhnlichste Assistentin, die ich kenne, und in tausend Hinsichten unersetzlich. Schließlich noch ein etwas anderer Dank. Es gehört zu meinem unvergleichlichen Glück, drei der größten Philosophen unserer Zeit zu meinen Freunden zählen zu können: Thomas Nagel, Thomas Scanlon und den verstorbenen Bernard Williams. Ihr Einfluß auf dieses Buch läßt sich am schnellsten durch einen Blick in das Register demonstrieren, aber ich hoffe, daß er ebenso auf jeder einzelnen Seite ersichtlich ist.