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Usch Luhn

Mit Illustrationen
von Franziska Harvey

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1. Auflage 2016
© 2016 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagabbildung und Innenillustrationen: Franziska Harvey
Umschlaggestaltung: fruehling advertising, München
AS · Herstellung: MH
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Reproduktion: Reproline Mediateam, München
ISBN 978-3-641-18519-0
V002

www.cbj-nele.de
www.cbj-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Das erste Kapitel: Und noch ein Küsschen!

Das zweite Kapitel: Hurra! Es ist Schule

Das dritte Kapitel: Ganz schön gefährlich

Das vierte Kapitel: Nachts in der Schule

Das fünfte Kapitel: Vorsicht! Bissiger Hund

Das sechste Kapitel: Ameisen-Marathon

Das siebte Kapitel: Neue Freunde

Das achte Kapitel: Kakaostunde mit Hund

Das neunte Kapitel: Alle total verrrrrückt

Das zehnte Kapitel: Selber schuld

Das elfte Kapitel: Ein (fast) echtes Lebkuchenhäuschen

Das zwölfte Kapitel: Des Teufels goldene Haare

Das dreizehnte Kapitel: Ziemlich pfiffig

Das vierzehnte Kapitel: Total feige

Aus Neles Tagebuch

Das erste Kapitel

beginnt mit einem Regenwurm geht mit einem dicken Schmatzer weiter hat eine faustdicke Überraschung auf Lager und endet mit einem Hundekuchen

Und noch ein Küsschen!

Als Nele heute von der Schule kam, war sie so gut gelaunt, dass sie Lust hatte, die ganze Welt abzuknutschen. Deshalb rannte sie nicht nach Hause, sondern sie hüpfte.

»Hallo, lieber Regenwurm!«, rief sie und rettete den Wurm, bevor der Spatz ihn aufpickte.

»Warte, Spätzchen! Ich hab was Leckeres für dich.« Sie holte ihre Brotdose aus dem Rucksack und bröckelte ein Stück Vollkornbrot auf den Weg.

Vor dem Burgtor begegnete sie ihrem Vater. Er eierte mit seinem Fahrrad über die holprigen Steine und guckte ziemlich finster, weil er einen Platten hatte.

»Ich bin total stinkig!«, rief er Nele entgegen. »Vor der Post hat ein Spaßvogel Reißzwecken verstreut. Direkt beim Fahrradständer. Wenn ich den zwischen die Finger kriege … Mein neuer Schlauch ist hin.«

Nele umarmte ihren Vater und drückte ihn. »Ist das gemein. Ich helfe dir nachher beim Flicken, Papi. Nicht mehr sauer sein, okay? Es ist so ein schöner Tag.« Sie gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange.

Vater Winter sah Nele verblüfft an. »Hmm. Auch wieder wahr. Nett von dir!«

Er verschwand mit seinem Fahrrad pfeifend in der Werkstatt.

Der Nächste, der sich knuddeln ließ, war Sammy, Neles Hund. Er sprang Nele bellend entgegen. Den ganzen Vormittag hatte er ungeduldig auf sie gewartet. Höchste Zeit, dass sie auftauchte.

»Du bist immer gut gelaunt«, lobte Nele ihn. »Aber heute habe ich noch mehr Grund zum Freuen als du.« Sie kitzelte ihn hinter dem Ohr.

Dann tanzte sie zum Hauseingang. »Lala lala. Heut bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich. Heut bin ich so fröhlich, so froh war ich noch nie, lalalala«, sang sie lauthals.

»Fröh-lich, fröh-lich, fröh-lich! Hahahahaha«, kreischte Papagei Plemplem auf der Burgzinne und spuckte Nele einen Walnusskern auf den Kopf.

»He! Was soll der Quatsch?«, rief Nele empört und guckte nach oben.

»Fröh-lich, fröh-lich, lalalala«, gackerte Plemplem. »So fröhlich war ich nie.«

Obwohl der Kern ganz schön wehgetan hatte, musste Nele lachen. »Finde ich nicht so witzig!«, rief sie. »Aber gut gelaunt bin ich immer noch.«

Bevor der Papagei sie mit weiteren Kernen beschoss, rettete sich Nele in die Burg.

Papagei Plemplem wohnte schon viel länger auf der Burg Kuckuckstein als Familie Winter. Deshalb führte er sich auf wie ein herrischer Burgherr.

Schon frühmorgens, vor dem ersten Hahnenschrei, scheuchte Plemplem das Hofhuhn Mimi mit lautem Gegackere von der Stange. Die Arme hatte schon Albträume und legte kaum noch Eier.

»Hallo, süße Mimi!«, begrüßte Nele das Huhn und schickte ihm einen Luftkuss. Mimi hockte hinter der schweren Eingangstür auf einem Haufen alter Socken und döste vor sich hin.

»Tante Adelheid! Ich bin daaa!« Nele wirbelte in die Küche. »… so fröhlich, so fröhlich …«, sang sie und machte einen Riesenhopser auf Tante Adelheid zu. »Mmmmmschmatz!« Sie drückte ihr einen nassen Kuss auf die Stirn.

»Schön, dass du so fröhlich bist«, freute sich Tante Adelheid. »Aber warum bist du so fröhlich? Mathearbeit zurückbekommen?«

Mathe war nicht gerade Neles Lieblingsfach. Nur wenn es um ihr Taschengeld ging, konnte sie gut rechnen.

»Nee, zum Glück noch nicht. Aber mit Frau Kussmund hat es was zu tun. Rate weiter …«

Frau Kussmund war Neles Klassenlehrerin. Nele hatte sie total gern, denn egal, welchen Unsinn man verzapfte, Frau Kussmund war nie lange sauer.

»Lass mich mal nachdenken«, murmelte Tante Adelheid, während sie einen Teller mit Grießklößchensuppe füllte. »Ist Frau Kussmund genauso fröhlich wie du?«

»Jjjjjjja!«, sagte Nele. »Weiterraten!«

Tante Adelheid stellte Nele den Teller hin und holte einen Löffel aus der Schublade. »Hm. Vielleicht ist Frau Kussmund verliebt?«

Nele quiekte empört. »Nein. Natürlich nicht.« Sie pustete in die heiße Suppe.

»Dann fällt mir nur eines ein. Frau Kussmund hat Geburtstag!« Tante Adelheid sah Nele erwartungsvoll an.

»Super!«, rief Nele begeistert. »Du bist eine echte Ratekönigin.«

Tante Adelheid guckte geschmeichelt. »Also, Frau Kussmund hat Geburtstag. Toll für sie. Aber warum bist du dann so furchtbar fröhlich?«

Nele aß drei Löffel hintereinander und spannte Tante Adelheid noch ein wenig auf die Folter.

»Frau Kussmund hat unsere Klasse zu ihrem Geburtstag eingeladen«, rückte sie schließlich mit der Neuigkeit heraus.

Nun staunte Tante Adelheid nicht schlecht. »Alle Kinder zu sich nach Hause?«

Nele musste so lachen, dass sie sich fast verschluckte. »Nee. Natürlich nicht. Frau Kussmund hat nur eine winzige Wohnung, nicht so eine große Burg wie wir. Wir feiern in der Schule, mit Übernachten und Mitternachtspicknick, und zum Schluss klauen wir die Hefte aus dem Lehrerzimmer.« Sie kicherte. »Das Letzte war nur Spaß. Frau Kussmund hat schon gedroht, dass wir ein Jahr lang nachsitzen müssen, wenn wir im Lehrerzimmer herumgeistern.«

Tante Adelheid klatschte begeistert in die Hände. »Ist das herrlich. Viel lustiger als eine Party auf der Burg. Hier gibt es nur Spinnenbeine unterm Dach, Mäuse im Verlies und die Schnarchnase Graf Kuckuck.«

Das fand Nele auch. »Unser Burggespenst ist sowieso nur Fantasie«, sagte sie. »Sonst wäre ich dem alten Kuckuck doch längst mal über die müden Knochen gelatscht. In der Schule gibt es so viele geheimnisvolle Ecken. Da ist es nachts sicher voll gruselig.« Sie legte den Löffel in den leeren Suppenteller.

»Jetzt brauche ich dringend einen Schlafsack und eine Isomatte und meinen Schlafanzug natürlich und Waschkram und die Zahnbürste. Ach, und eine Taschenlampe und den Insektenstift, weil gerade total viele Mücken aus dem Teich ins Klassenzimmer kommen. Aber wir schlafen in der Bibliothek, weil da Teppichboden liegt.«

Schlagartig war Nele total aufgeregt. Sie spürte ihr Herz heftig schlagen. »Ich mach mir einen Zettel, damit ich nichts vergesse«, sagte sie und holte einen Schreibblock aus der Schublade.

Sammy kam schwanzwedelnd herbeigerannt und drückte sich an Neles Bein.

Nele lachte. »Nee, Sammy, tut mir leid. Du musst daheimbleiben.«

Sammy legte den Kopf schief und guckte betrübt. »Och, mein Kleiner!«, rief Nele und steckte Sammy heimlich einen von Tante Adelheids leckeren Keksen zu. »Es kommen auch Lars und Moritz mit. Das sind die neuen Jungs in meiner Klasse. Die würden dich nur die ganze Zeit ärgern. Die zwei sind voll gemein. Die überlegen den ganzen Vormittag, was sie für Mist bauen können. Dagegen sind Florian und Basti richtig nett.«

Tante Adelheid schüttelte den Kopf. »Wie doof.«

»Hoffentlich verderben die uns nicht die ganze Party.« Plötzlich guckte Nele gar nicht mehr so heiter.

»Jetzt hör aber auf«, rief Tante Adelheid. »Du bist doch fröhlich, fröhlich, fröhlich! Habt ihr ein Geschenk für Frau Kussmund?«

Nele schrieb schnell ihren Zettel zu Ende und steckte ihn in die Hosentasche. »Ich will ihr unbedingt einen Kuchen backen. Einen Hundekuchen.«

Tante Adelheid guckte verwirrt. »Wie, einen Hundekuchen − für ihren Hund?«

Nele grinste. »Nein, Frau Kussmund hat doch gar keinen Hund. Einen Schokokuchen in Hundeform. Sie mag Hunde nämlich total gern, aber ihr Vermieter erlaubt keine. Hilfst du mir?«

Sie nahm das große Backbuch aus dem Regal. »Glaubst du, da ist auch ein Hundekuchen-Rezept drin?«

Tante Adelheid lachte. »Sicher nicht. Und wenn ja, dann ist er tatsächlich für Hunde. Nein, wir machen einfach den gleichen Teig wie für den Mandeligel. Nur dass wir einen Hund formen und die Mandelstifte weglassen.«

Nele kicherte. »Ja genau. Sonst sieht der Hund aus wie ein Stachelschwein.«

»Dann lass uns mal loslegen«, sagte Tante Adelheid. »Für Frau Kussmunds Geburtstagskuchen nehmen wir sogar die zwei Eier, die ich heute bei Mimi gefunden habe.«