FÜR BIGGI UND PETER
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Nachdruck 2015
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Lektorat: Marion Reuter
Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt
Printed in Germany
ISBN Print 978-3-89879-943-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-796-7
ISBN E-Book (EPUB; Mobi) 978-3-86248-797-4
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INHALTSVERZEICHNIS
*
Teil I
Das Ende des Renten-Zeitalters
Wie hoch ist meine Rente wirklich?
Die demografischen Fakten
Rente oder Rendite?
Leichtgläubige, Realisten und Kenner
Ab wann wird die Rente sinken?
Wie können wir das Rentenproblem lösen?
*
Teil II
Die 7 Regeln für das Rendite-Zeitalter
Die 7 Regeln des Reichtums
Regel 1: Denke dich reich
Regel 2: Spare mit Spaß
Regel 3: Die finanziellen Ziele bestimmen
Regel 4: Investiere klug
Regel 5: Die Förderrente nutzen
Regel 6: Erhöhe dein Einkommen und arbeite lebenslang
Regel 7: Handle nachhaltig
Was werden Sie tun?
Literaturverzeichnis
Im Grunde genommen hatten wir bis jetzt die Wahl: Wir konnten nach finanzieller Freiheit streben, oder wir konnten auf Sicherheit setzen. Heute haben wir diese Wahl nicht mehr. Die Sicherheit, die wir kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Die Veränderungen werden dramatisch sein: Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft. Als Folge erwarten Experten, dass jeder zweite Deutsche unter der Armutsgrenze leben wird. Es wird eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben: wohlhabende Privatiers und arme Rentner. Altersrenten, wie wir sie kennen, wird es zukünftig nicht mehr geben. Die staatlichen Renten werden auf unter 40 Prozent der Bruttogehälter sinken. Wer heute 1700 Euro netto verdient, wird nach heutiger Kaufkraft weniger als 600 Euro Rente haben.
Die staatliche Rente gleicht einem riesigen Schneeballsystem, das nun zusammenbricht. Mehr als eine minimale Basisrente können Sie in Zukunft nicht erwarten.
Es mag Sie überraschen, was Sie nun lesen: Diese Entwicklung hat nicht nur negative Seiten. Denn das Konzept der staatlichen Altersrente war einer der größten Irrtümer der Moderne. Was der Bevölkerung als Segen verkauft wurde, war in Wahrheit ein Fluch. Dieses Konzept hat dafür gesorgt, dass Millionen Menschen sorglos wurden und einer großen Verführung zum Opfer fielen: Im Glauben an die Sicherheit, die der Staat bieten würde, gaben die Menschen ihre Träume und ihre Freiheit auf. Sie haben verlernt, für sich selbst zu sorgen und wurden finanziell abhängig.
Tatsächlich halte ich die Entwicklung der staatlichen Rentenversicherung für eine große Chance. Jeder Einzelne ist endlich klar in der Verantwortung. Es kann nun keinen Zweifel mehr geben: Ihr Vermögen und Ihr Lebensunterhalt sind nun Ihre Privatsache. Sie müssen es selbst zustande bringen, denn es wird niemand für Sie tun. Machen Sie sich von der staatlichen Rente unabhängig. Ohne eigenes Geld wird es in einigen Jahren kaum möglich sein, ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Darum habe ich dieses Buch geschrieben: Ich möchte Ihnen helfen, in Würde und finanzieller Freiheit zu leben. Im ersten Teil dieses Buches finden Sie eine Analyse der Situation der deutschen Rentenversicherung, die Ihnen Motivation zum Handeln geben soll. Sie erkennen klar, was Sie noch an Rente erwarten können. Im zweiten Teil erhalten Sie einen genauen Wegweiser mit 7 Regeln, die zum Wohlstand führen.
Diesen Weg kann jeder gehen. So, wie man fliegen, tauchen oder programmieren lernen kann, so kann jeder Wohlstand aufbauen, indem er die 7 Grundbausteine kennenlernt. Ich gebe Ihnen hiermit eine Garantie: Jeder, der sich an diese Regeln gehalten hat, ist vermögend geworden. Zwar mag es nicht immer leicht sein, aber es ist mit Sicherheit viel schwerer, ein Leben mit ständigen finanziellen Sorgen zu führen.
Zudem werden Sie überrascht sein zu sehen, wie Wohlstand sich scheinbar automatisch ergibt, wenn Sie die 7 Regeln wirklich befolgen. Viele Menschen haben mir berichtet: »Am Anfang war es nicht immer leicht, aber dann habe ich neue Gewohnheiten angenommen. Und schließlich ging es so leicht, dass ich mich frage, wo das Geld die ganzen Jahre zuvor gesteckt hat …«
Ich bin der festen Überzeugung: Wohlstand ist unser Geburtsrecht. Dieses Buch kann Ihnen dazu verhelfen.
Herzlichst, Ihr Bodo Schäfer
Teil I
»Im Jahr 2032 wird jeder zweite Rentner nur noch eine Rente in Höhe von Hartz IV bekommen.«
Rentenexperte Professor Meinhard Miegel
»Kein noch so gutes Rentenversicherungssystem kann es verkraften, dass immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner einen immer längeren Rentenbezug finanzieren.«
Walter Riester
KAPITEL 1
»Wir leben in einer Zeit, in der das, was wir für selbstverständlich gehalten haben, nicht mehr gilt.«
Charles Handy
*
Viele Fehler können wir vermeiden; wir sehen sie klar.
Was aber, wenn wir keinen Argwohn hegen? Was, wenn sich erst Jahre später herausstellt, dass es Fehler waren? Wenn erst nach Jahrzehnten die Zusammenhänge klar werden und die Folgen offensichtlich? Vielleicht erkennen wir dann: Ich bin in eine Falle getappt. Ich hätte es wissen müssen, und in meinem Innersten wusste ich es auch …
Wir erleben einen historischen Wendepunkt: Noch nie waren so viele Menschen einer Generation in Gefahr, so schnell in die bittere Armut abzurutschen. Und noch nie war es so dringlich, Maßnahmen zu ergreifen, um ein Leben in Sicherheit und Wohlstand zu führen.
Tatsächlich sind nur einige wenige Veränderungen notwendig. Sie müssen Ihre Lebensführung gar nicht so gewaltig umstellen. Aber es ist Eile geboten: Wir müssen einige bewusste Entscheidungen treffen und eine Reihe von Systemen auf den Weg bringen. Die Maßnahmen, die Sie in diesem Buch finden, werden Ihr Leben heute kaum verändern.
Aber in 10, 20 Jahren werden sich diese Maßnahmen sehr stark bemerkbar machen: Wer sie nicht getroffen hat, wird höchstwahrscheinlich verarmt sein; wer sie getroffen hat, wird ein behagliches Leben in finanzieller Freiheit führen. Viele werden einige Jahrzehnte lang im Alter unter dem Existenz-Minimum leben müssen, weil sie die Gefahren nicht sehen wollen, die vor uns liegen; darunter viele, die das heute nicht einmal ahnen.
Sie hegen keinen Argwohn und vertrauen den Versprechungen unseres Staates. Dieses blinde Vertrauen wird sich einmal als riesengroßer Fehler herausstellen. Die Folge dieses Fehlers bedeutet Armut.
Andere bereiten sich vor; so werden sie ungeahnte Chancen nutzen können. Die wichtigste Voraussetzung dafür: Sie geben die Idee auf, dass andere für sie sorgen müssen. Sie nehmen ihr finanzielles Schicksal selbst in die Hand.
Die Rente schrumpft. Und sie schrumpft viel schneller zusammen, als offizielle Stellen es zugeben. Heute ist bereits jede dritte Rente unter Sozialhilfe-Niveau. Das ist die schlechte Nachricht. Jetzt die ganz schlechte: Langfristig wird die Rente auf einen unvorstellbar niedrigen Stand sinken: Zukünftige Rentner werden mit einer Rente von ca. 40 Prozent ihres durchschnittlichen Bruttoverdienstes auskommen müssen. Viele werden netto weniger als 600 Euro zur Verfügung haben – nach heutiger Kaufkraft.
Bitte lesen Sie diesen Satz noch einmal. Die meisten Menschen, die heute unter 50 Jahre alt sind, werden mit einer staatlichen Rente von unter 40 Prozent auskommen müssen. Wenn Ihnen das hinlänglich bekannt ist, dann brauchen Sie den ersten Teil dieses Buches nicht zwingend zu lesen. Allerdings wird die Lektüre höchstwahrscheinlich Ihre Vorsätze verstärken, sich finanziell auf niemanden zu verlassen. Denn Sie wissen: »Meine Rente ist nicht sicher.« Wenn wir in Bezug auf die Rente überhaupt das Wort »sicher« in den Mund nehmen, dann um zu sagen: »Die Rente wird mit Sicherheit sehr, sehr gering ausfallen. Darum muss ich für meinen Lebensabend selbst sorgen.«
Wenn Sie aber sagen: »Na, jetzt übertreibt er aber. Man sollte das alles nicht so schwarzsehen …« – dann empfehle ich Ihnen, unbedingt auch den ersten Teil dieses Buches zu lesen. Informieren Sie sich; bilden Sie sich selbst ein Urteil. Sie werden sehen, ich übertreibe nicht. Ich weise nur auf eine reale Gefahr hin, die jeder von uns bannen kann, indem er rechtzeitig die richtigen Dinge tut.
Wir müssen vorausschauend handeln.
In Zukunft werden wir uns nicht mehr auf die Hilfe der Solidargemeinschaft verlassen können. Denn dieser werden die Mittel fehlen. Wer heute unter 50 ist, erlebt etwas wenig Befriedigendes: Er hat jahrzehntelang während seines ganzen Arbeitslebens andere mit seinen Beiträgen unterstützt; und wenn er selbst alt ist, ist kaum Geld für ihn vorhanden.
Wir dürfen nicht auf Mitleid hoffen. Denn die nachfolgenden Generationen werden unter Umständen sagen: »Selber schuld! Schließlich habt ihr euch entschieden, weniger Kinder zu bekommen.«
Nein, ich übertreibe nicht. Tatsächlich können Sie von der staatlichen Rente maximal ein kleines Zubrot erwarten. Eine Minirente unter 600 Euro ist äußerst wenig. Sie bedeutet ein Leben unterhalb der Armutsgrenze. Darum sind sich heute Experten weitgehend einig: Ungefähr die Hälfte aller zukünftigen Rentner wird wahrscheinlich ab 2025 in Altersarmut leben. Mit Altersarmut ist gemeint: Diese Menschen erhalten lediglich eine Rente in Höhe des Sozialhilfesatzes oder sogar weniger.
Der Rentenexperte Professor Bernd Raffelhüschen sagt: »Wir kommen in 30 Jahren maximal auf ein Brutto-Rentenniveau von 38 bis 40 Prozent.« Dabei ist die Inflation aber noch nicht berücksichtigt. Nach heutiger Kaufkraft werden die meisten Rentner mit einer staatlichen Rente von unter 600 Euro auskommen müssen.
Vielleicht fragen Sie jetzt: Wie kann das sein? Wahrscheinlich wissen Sie bereits, dass es um unsere Rente schlecht bestellt ist. Allerdings wissen die wenigsten genau, wie schlecht es aussieht und warum das so ist. Wir schauen uns die Gründe kurz an. Aber machen Sie mit mir zuerst eine Reise nach Florida …
Waren Sie schon einmal in Florida? Wenn wir gemeinsam durch einige Wohngebiete von Miami gingen, würde sich uns ein ungewohntes Bild bieten: Die Menschen auf den Straßen sind überwiegend alt. Die meisten sind deutlich über 65 Jahre.
Stellen Sie sich das Bild vor: Fast jeder Mensch, den wir auf der Straße treffen, ist 65, 70 oder älter. Zuerst bemerken wir es wahrscheinlich gar nicht. Es gibt Häuser, Gärten und Autos wie überall auf der Welt. Doch plötzlich fühlen Sie: Irgendetwas ist hier anders. Und dann entdecken Sie endlich, was ungewohnt ist: Es gibt keine spielenden Kinder, kein fröhliches Lachen, keine jungen Menschen, die mit dynamischen Schritten zur Arbeit gehen; es ist merkwürdig still. Die Menschen bewegen sich langsamer; sie sind … alt.
Es ist tatsächlich so: Viele Straßen in den Vororten Miamis gleichen einem großen Altenheim. Ein ähnliches Szenario erleben Sie in Restaurants und Geschäften: Die Personen, die Sie bedienen, sind jung. Aber die meisten Menschen, die dort essen und einkaufen, sind alt.
Im Zentrum fällt das nicht ganz so auf, aber in den Wohngegenden wirkte die Altersstruktur fast bedrückend. Spontan dachte ich: Hier möchte ich auf keinen Fall wohnen. Dann ging ich der Sache auf den Grund: Ich zählte eine Stunde lang, wie viele von 100 Menschen wohl eindeutig im Rentenalter waren.
Das Verhältnis überraschte mich: Auf zwei jüngere Personen kamen 14 ältere. Ich hielt es für Zufall. Also zählte ich in einem anderen Stadtteil erneut. Das Verhältnis war ähnlich. Und das war nicht nur in Miami so, sondern auch auf der anderen Seite Floridas, zum Beispiel in Fort Meyers.
Es gibt in Florida Orte, wo sich Studenten treffen, um zu feiern: Fort Lauderdale, Key West. Familien mit Kindern fahren nach Orlando in die Vergnügungsparks. Aber viele normale Wohngebiete an der Küste sind von Pensionären besiedelt.
Warum ich Ihnen das so ausführlich schildere? Weil es bei uns in Deutschland ebenso aussehen wird – in wenigen Jahren. So gesehen ist die Fahrt nach Miami für uns eine Reise in die nahe deutsche Zukunft. Aber Sie brauchen noch nicht einmal nach Florida fahren, um ein solches Szenario zu erleben. In Bad Neuenahr und vielen anderen Kurorten spielt sich bereits heute Ähnliches ab.
In diesen Kurorten wohnen überdurchschnittlich viele alte Menschen; die meisten jungen Leute fühlen sich dort nicht richtig wohl. Sie fahren dorthin zur Arbeit, aber sie wohnen lieber in Gegenden mit anderen jungen Leuten.
In relativ wenigen Jahren wird jeder zweite Mensch bei uns über 60 Jahre alt sein. Das hat natürlich Auswirkungen – auf viele Bereiche unseres Lebens. Zukunftsforscher und Literaten haben mit lebhaften Worten beschrieben, wie unser Alltag dann aussehen könnte. Wenn Sie sich einen Eindruck verschaffen wollen, empfehle ich Ihnen besonders Frank Schirrmachers Buch »Das Methusalem-Komplott«.
Wir legen den Schwerpunkt auf Finanzen. Das vorliegende Buch besteht aus zwei Teilen: In Teil eins wollen wir feststellen, wie sich die Florida-Verhältnisse auf unsere Rente auswirken werden. Im zweiten Teil erhalten Sie einen genauen Plan, wie Sie privaten Wohlstand aufbauen können.
In einem Aspekt hinkt allerdings der Vergleich zwischen dem heutigen Florida und dem Deutschland ab 2025; denn es wird einen gravierenden Unterschied geben: In Florida leben sehr viele Luxus-Rentner. Die alten Menschen mit Geld haben sich dort getroffen, um ihren Lebensabend unter der Sonne zu verbringen. Geld spielt für die meisten von ihnen keine Rolle. Sie besitzen eine ungeheure Kaufkraft; und weil sie viel Zeit haben, kaufen und konsumieren sie viel. Sehr viel.
In Deutschland wird es ähnliche Landstriche geben. Wahrscheinlich vor allem in Bayern und Baden-Württemberg; hier erleben wir Bevölkerungs-Zuwächse. Aber in großen Teilen Deutschlands wird es vollkommen anders aussehen: Sie werden vergreisen und verfallen. In ihnen wird bittere Armut herrschen. Insgesamt erwarten Experten, dass jeder zweite Deutsche unter der Armutsgrenze leben wird. Es wird wohlhabende Privatiers geben und arme Rentner.
Diese Schlagzeile geistert durch die Gazetten: Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Florida-Verhältnisse tragen dazu erheblich bei. Die Vergreisung großer Teile unseres Landes wird eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schaffen, wie wir sie uns heute nur schwer vorstellen können.
Vieles, was wir heute kennen, wird in 20 Jahren anders sein; es wird anders sein müssen. Und wenn sich das heutige System ändert, dann erwachsen daraus Gefahren. Auf die will ich hinweisen. Aber es entstehen auch Chancen, die ich schildern werde.
Immer wenn sich ein System ändert, gibt es eine Menge Verlierer, aber auch eine große Anzahl Gewinner. Damit sind wir an einem wichtigen Punkt: Es geht mir nicht um Panikmache. Ich will keine Weltuntergangsstimmung verbreiten. Im Gegenteil: Gerade wenn starke Veränderungen stattfinden und vieles im Umbruch ist, ergeben sich großartige Möglichkeiten. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Aber wir sollten auch den Gefahren nicht ignorant gegenüberstehen. Wenn Sie bisher keinen Argwohn in Bezug auf die staatliche Rente hegten, dann wird Ihnen dieses Buch helfen, einen der größten Fehler Ihres Lebens zu vermeiden. Damit sind wir bei der Frage:
In meinem ersten Buch »Der Weg zur finanziellen Freiheit« habe ich ausführlich die Strategien beschrieben, die zu Wohlstand führen. Ich habe auch dargelegt, warum es erstrebenswert ist, vermögend zu sein. Das Buch ist einige Millionen Mal verkauft worden. Viele Leser sind den Weg gegangen. Ich habe aus vielen Briefen und persönlichen Gesprächen unglaublich viel zurückbekommen. Warum also schreibe ich ein neues Buch?
Der Grund ist einfach und für mich zwingend: Die Ausgangslage hat sich ganz wesentlich geändert. Zwar scheint alles zu sein wie gewohnt. Und doch können wir die Vorboten der Veränderung überall um uns herum beobachten. Die Stimmung in Deutschland ist bereits verändert. Sie ist schon heute durch den demografischen Wandel geprägt. Wir können sehen, dass sich die Blätter bewegen – aber der Sturm kommt erst noch. Mit »Der Weg zur finanziellen Freiheit« wollte ich die Menschen ansprechen, die Lust auf ein Leben in Wohlstand haben, deren Verlangen nach Freude größer war als ihre Angst und ihre Bequemlichkeit. Ihnen wollte ich den Weg zeigen, den meine Coachs mir gewiesen hatten.
Inzwischen sind viele diesen Weg gegangen, viele aber auch nicht. Eine dritte Gruppe wiederum hat halbherzig begonnen, etwas zu tun. Aber nicht besonders viel. Ich habe Kontakt zu allen drei Gruppen. Ich wollte wissen, warum die zweite gar nichts verändert hat und die dritte Gruppe kaum etwas. Die Antworten lauteten fast immer ähnlich: »Es war mir nicht so wichtig.« »Geld macht auch nicht glücklich.« »Es geht mir auch so gut.« »Es fehlt mir der letzte Antrieb.« Die Antwort derjenigen, die kaum etwas tun, lautet: »Später, im Moment ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt.«
Ich schreibe dieses Buch auch für die beiden Gruppen, die wenig oder gar nichts für ihre finanzielle Zukunft tun. Ich will Sie in aller Deutlichkeit darauf hinweisen: Die Situation in Deutschland wird sich bald spürbar verändern; Sie werden Geld in Zukunft wichtig nehmen müssen. Das ist neu. Bisher konnten Sie auch so ein angenehmes Leben führen. In Zukunft aber droht die bittere Armut. Geld ist wahrlich nicht alles, aber ohne ein Minimum an Geld ist Glück schwer möglich. Darum wird es in Zukunft eben nicht so sein, dass jemand behaupten kann: »Es geht mir auch so gut.«
Ich weigere mich zu glauben, dass ein Leben unter Sozialhilfe-Niveau ohne Weiteres würdig verbracht werden kann. Vielleicht ist Aussicht auf Freude und Lust am Wohlstand keine ausreichende Motivation für Sie. Dann hoffe ich, dass die Angst vor dem Schmerz der drohenden Armut Sie zum Handeln bringt. Meine Hoffnung ist, dass der erste Teil dieses Buches den letzten Antrieb liefert zu handeln. Jetzt. Nicht irgendwann. Sofort, denn die Zeit drängt …
Was erwartet Sie in diesem Buch? Im ersten Teil erfahren Sie die Wahrheit über die Rente.
Wir besprechen kurz in Kapitel 1, worauf unser Rentensystem eigentlich basiert. Sie werden sehen, dass diese Basis wegbricht – nicht nur aufgrund des Geburtenrückgangs.
Dazu schauen wir uns einige wichtige Zahlen an; Sie werden in Kapitel 2 sehen: Unsere Bevölkerung schrumpft; und das hat grundsätzlich durchaus auch gute Seiten. Aber unsere staatliche Altersrente bricht zusammen.
Was dann in Kapitel 3 folgt, mag Sie verwundern: Ich werde Ihnen aufzeigen, dass es durchaus von Vorteil für Sie ist, wenn Sie sich zukünftig nicht mehr auf die staatliche Rente verlassen können.
Es geistern mehrere Meinungen durch das Land über die Höhe der zu erwartenden Altersrenten. Darum werden wir uns in Kapitel 4 alle drei möglichen Szenarien anschauen und durchrechnen. Sie werden sich dann leicht Ihre Meinung bilden können, welches am wahrscheinlichsten ist.
In Kapitel 5 zeige ich auf, dass die Renten nicht erst in der Zukunft gekürzt werden. Vielmehr sind bereits erhebliche Kürzungen erfolgt.
In Kapitel 6 vergleiche ich unser Rentensystem mit dem anderer Länder. Wir könnten viel vom Ausland lernen. Ich zeige dort auch einen möglichen Lösungsansatz auf.
Das Ziel für den ersten Teil lautet: Sie sollen klar erkennen, wie es um Ihre Rente bestellt ist. Im Ergebnis sollten Sie gar nicht mehr auf sie bauen. Wenn Sie das einsehen und entsprechend handeln, dann haben Sie die beste Entscheidung Ihres Lebens getroffen – zumindest aus finanzieller Sicht.
In der Einleitung zum zweiten Teil wage ich eine Prognose: Wie wird unser Land aussehen, wenn jeder Zweite alt ist? Wird die nachfolgende Generation uns ertragen? Sie werden ihre eigenen Sorgen haben. Warum sollen sie sich um uns kümmern? Was macht uns für die Jungen attraktiv?
Machen wir uns nichts vor: Neben unserer Erfahrung und unserem Selbstbewusstsein wird es vor allem auch unser Geld sein, das uns zu gern gesehenen Bürgern im Deutschland bzw. im Europa der Zukunft macht. Wir werden nicht unbedingt willkommener sein, wenn wir arm und abhängig sind.
Der zweite Teil zeigt Ihnen den klaren, leicht verständlichen Weg zu Wohlstand und finanzieller Freiheit. Ich habe diesen Weg von meinem ersten Coach gelernt. Und ich biete mich an, in diesem Buch für Sie als Geld-Coach zu fungieren: Gehen Sie mit mir nacheinander die entscheidenden 7 Schritte zum Wohlstand.
Sie werden sehen, was Sie unternehmen können, um nicht nur im Alter würdig zu leben, sondern so bald wie möglich.
Aber lassen Sie uns zunächst unser Rentensystem betrachten: Wir werden feststellen, mit wie viel oder mit wie wenig Rente Sie wahrscheinlich rechnen können. Und ich sagte bereits, dass die meisten Rentner mit weniger als 600 Euro auskommen werden müssen. Schauen wir uns an, wie es dazu kommen konnte. Es gibt insgesamt drei Faktoren, die sich auf die Höhe unserer Altersrente auswirken:
Beginnen wir mit dem ersten Punkt: Wie entwickelt sich unsere Bevölkerung? Und vor allem: Entspricht das den Annahmen, die die Regierung zugrunde gelegt hat, als unser Rentensystem 1957 geschaffen wurde?
Früher waren die Menschen gut versorgt, wenn sie ihr ganzes Arbeitsleben lang einen Job mit einem guten Verdienst hatten. Firma und Staat sorgten schon für diese Menschen, wenn sie einmal in Rente gingen.
Die Renten sollte der sogenannte Generationen-Vertrag sichern. Dieser Vertrag besagt, dass die arbeitende Bevölkerung die Rentner ernährt. Und wenn die junge Generation selbst einmal alt geworden ist, dann sorgen neue junge Generationen für deren Rente. Wobei niemals ein wirklicher Vertrag geschlossen wurde. Diese Begrifflichkeit wurde unter Adenauer erfunden, um die Generation in Sicherheit zu wiegen, die heute zahlt, anstatt für sich selbst etwas zurückzulegen. In Kapitel 2 werden wir auf diese ungeheure Täuschung eingehen. Aber hier wollen wir einmal bei dem Bild bleiben.
Heute wissen wir, dass dieser Vertrag schon jetzt gefährdet ist und in Zukunft überhaupt nicht mehr funktionieren wird. Es gibt ab 2020 einfach viel zu viele Rentner, die von viel zu wenigen arbeitenden Menschen ernährt werden müssten.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einer Gruppe wandern, die aus fünf Personen besteht. Einer verstaucht sich den Knöchel. Die anderen vier bauen eine Trage und schleppen den Verletzten einige Kilometer nach Hause. Das ist nicht ganz einfach, ist aber machbar. Außerdem können Sie den Verletzten ja nicht einfach sich selbst überlassen.
Unterstellen Sie jetzt aber, Sie wären nur zu dritt unterwegs und das gleiche Malheur passiert. Diesmal sind es nur zwei Personen, die den Verletzten tragen müssen. Wenn Sie beide nicht außergewöhnlich stark sind, wird das schwierig.
Ja, und wenn Sie nur zu zweit sind? Könnten Sie alleine einen Verletzten kilometerweit tragen? Die meisten Menschen würden sagen: »Das ist ganz einfach unmöglich. Das kann niemand von mir verlangen.« Vielleicht sagen Sie: »Es ist meine Pflicht, das wenigstens zu versuchen.« Die Wahrheit ist: Sehr weit werden Sie nicht kommen.
Was ich hier schildere, ist der Generationen-Vertrag und die demografische Entwicklung. Als der Generationen-Vertrag geschlossen wurde, kamen auf einen Rentner ca. vier Arbeitnehmer. Das heißt, vier Menschen trugen einen anderen finanziell durch dessen Lebensabend. Ein gesundes Verhältnis.
Heute sind es jedoch nur noch ca. zwei Personen, die einen Rentner ernähren müssten. Ich nutze hier bewusst den Konjunktiv, denn die zwei Menschen können niemals mit ihren Zahlungen in die Rentenversicherung einen Rentner ernähren.
Wie sollte das auch funktionieren? Rechnen Sie einmal mit: Der Durchschnittsverdienst in Deutschland lag Anfang 2006 bei 29 569 Euro, also 2464 Euro monatlich. Pro Arbeitnehmer werden davon weniger als 20 Prozent in die Rentenversicherung einbezahlt (Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zusammen). 20 Prozent von 2464 Euro sind 493 Euro.
Diese Summe wird zur Zeit jeweils von zwei arbeitenden Menschen gezahlt, um einen Altersrentner zu ernähren, was faktisch noch nicht einmal stimmt, denn es werden ja auch andere Renten (Witwenrenten, Waisenrenten, Berufsunfähigkeitsrenten) davon bezahlt … pro Rentner stehen also maximal 985 Euro zur Verfügung. Mehr kommt nicht rein – woher sollte es auch kommen? Darum sind die Kassen heute schon leer. Und darum werden heute schon 27 Prozent aller Rentenleistungen aus Steuergeldern bezahlt. Jetzt müssen wir weiter fragen: Wer zahlt denn die Steuern? Natürlich wir. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Zwei Personen können auf Dauer nicht einen anderen tragen.
Allerdings muss diese Aussage relativiert werden. Denn die Wahrheit ist, dass auch die Steuereinnahmen nicht ausreichen, um diese Zahlungen zu leisten. Der Staat nimmt deshalb Kredite auf. Für diese Schulden muss er aber Zinsen zahlen und die Kredite sind irgendwann auch zu tilgen … Bereits heute werden schon zwei Drittel des Bundeshaushalts für die Renten, die Arbeitslosigkeit und den Schuldendienst benötigt.
Aber die Katastrophe kommt erst noch: Ab 2020 nähern wir uns einem Verhältnis von eins zu eins. Jeder, der arbeitet, müsste dann einen Rentner ernähren. Ein Wanderer müsste dann einen anderen ganz alleine tragen.
Sie ahnen es: Sie sind derjenige, der in einigen Jahren getragen werden muss. So sieht es der Generationen-Vertrag vor. Aber was tun wir, wenn die nächste Generation sich ganz einfach weigert? Zumal sie sich zu Recht weigern wird, weil eben ein Mensch unmöglich einen anderen finanziell durch den Lebensabend tragen kann. Sich darauf zu verlassen, war eben ein Fehler.
Ein naiver Mensch wird möglicherweise denken: Man muss ihn halt zwingen. Aber das wird nicht gehen. Die Sozialabgaben und Steuern können nicht endlos angehoben werden. Man kann niemandem auf Dauer mehr wegnehmen, als er selbst behält. Ein solcher Mensch wird ganz einfach aufhören zu arbeiten oder das Land verlassen. Er wird an einen Ort ziehen, wo ihm mehr Nettogehalt gelassen wird. Im Zuge der Globalisierung wird dies jungen Menschen immer leichter fallen. Es ist einfach unehrlich und wirklichkeitsfremd, wenn wir in einer globalen Wirtschaft davon träumen, dass wir in Zukunft endlos umverteilen können.
Nein, man kann die Abgabenlast nicht endlos steigern; also müssen die Renten sinken. So einfach ist es; und so wird es kommen: Die Renten werden sinken. Erst langsam und dann immer schneller. Und zwar auf eine Weise, die kaum jemand bemerkt.
Gibt es Alternativen? Wir haben gesehen, dass es nicht möglich ist, die Jüngeren stärker zu belasten. Die Rente drastisch zu kürzen wird höchst unpopulär sein. Also bleibt nur, das Rentenalter weiter heraufzusetzen. Wir werden uns anschauen, warum das eine faktische Rentenkürzung darstellt. Und wenn das nicht reicht, wird es eben ganz offiziell zu Kürzungen kommen. 1 bis 2 Prozent pro Jahr vielleicht. Kaum merkbar. Aber über Jahrzehnte gesehen, münden diese Kürzungen in eine Katastrophe.
Jeder muss wissen: Niemand, Sie nicht und ich nicht, hat Kapital in der Rentenversicherung angespart. Unser Geld wurde ausgegeben. Es ist weg. Sie haben nur einen Anspruch auf Rente. Sie haben aber keinen Anspruch auf eine bestimmte Rentenhöhe. Die Politik kann diesbezüglich nahezu nach Belieben Gesetze erfinden und ändern.
Darum kann niemand mehr behaupten, unsere Renten seien sicher. Nun, es gab einmal einen kleinen Mann, der erzählte allen Menschen im ganzen Land genau das: Eure Rente ist sicher. Heute wissen wir, das war schlichtweg unwahr. Norbert Blüm erzählte Unwahrheiten, die man gerne hört, die aber trotzdem unwahr sind.
Halten wir fest: Die Rentenkassen sind heute schon leer. Ohne Zuschüsse von fast einem Drittel könnten die Renten heute schon nicht mehr bezahlt werden. Und der demografische Faktor kommt erst noch …
Der Generationen-Vertrag wird nicht bestehen können. Zukünftig muss jeder eigenverantwortlich für einen Großteil seiner Rente selbst sorgen. Wie konnte es dazu kommen? Die Antwort finden wir in der demografischen Entwicklung, der Entwicklung unserer Bevölkerung.
KAPITEL 2
»Du kannst jung sein ohne Geld, aber du kannst ohne Geld nicht alt sein.«
Tennessee Williams
*
Im Folgenden erhalten Sie eine Reihe von Zahlen. Das mag etwas trocken anmuten. Aber vergessen Sie nicht: Sie selbst stecken in diesen Zahlen und Statistiken drin. Wir sprechen hier von uns. Im Übrigen benötigen wir diese Zahlen; wir schaffen uns durch sie eine Basis für unsere Überlegungen. Sobald wir uns die wichtigsten Zahlen angeschaut haben, überlegen wir, was sie wirklich bedeuten. Steuern wir auf eine Katastrophe zu oder ist die Entwicklung sogar eher positiv zu bewerten?
Wir beschränken uns dabei auf lediglich zwei bis drei Aspekte, denn ich will Sie nicht mit Fakten erschlagen. Zur Bevölkerungs-Entwicklung sind bereits ausreichend informative Bücher geschrieben worden. Im Literaturverzeichnis finden Sie die Werke, derer ich mich bediene. Aber einige Eckdaten sollten wir uns anschauen. Und wir sollten uns überlegen, ob es nicht doch eine ganzheitliche Lösung für die entstehenden Probleme geben könnte.
Als vorweggenommenes Ergebnis können wir bezüglich der Bevölkerungs-Entwicklung sagen: Die Deutschen sterben aus. Zumindest geht die Bevölkerung stark zurück. Der Grund: Jeder Erwachsene bekommt im Schnitt nur noch 0,68 Kinder. Wobei die Bereitschaft, Kinder zu haben, weiter sinkt. Wir benötigen aber 1,05 Kinder pro Erwachsenen, um unsere Bevölkerung zu erhalten. Diese Tendenz zeigt sich übrigens fast in ganz Europa; besonders stark in Spanien und Italien. Und sie zeigt sich in vielen anderen Teilen der Welt. Aber nirgendwo sind die Fakten so alarmierend wie in Deutschland. Denn nirgendwo auf der Welt bekommen Menschen so wenig Kinder wie bei uns. 1964 wurden in Deutschland 1 357 304 Kinder geboren; 2005 waren es 675 953, also weniger als die Hälfte. 2050 werden nur noch 500 000 Kinder geboren werden. Auf 1000 Einwohner kommen bei uns nur noch 8,5 Geburten pro Jahr.
Es gibt Stimmungsmacher, die Kinderlosigkeit verteufeln oder mindestens bestrafen wollen. Dies halte ich für einen weiteren gedanklichen Irrweg. Vielmehr sollte man diejenigen belohnen, die Kinder bekommen, und entsprechende Voraussetzungen schaffen.
Es gibt Gründe, warum unsere Generation weniger Kinder bekommen hat: Erstens kann heute verhütet – oder abgetrieben – werden. Damit fällt die Entscheidung für Kinder bewusster. Zweitens entscheiden sich viele für Karriere und gegen Kinder. Der dritte Grund sind die Kosten. Kinder sind teuer: Sie kosten mindestens 100 000 Euro bis zum 18. Lebensjahr.
Allerdings trieb nicht die Not unsere Generation dazu, weniger Kinder zu bekommen, sondern der Überfluss. Zwar bleibt es eine freie Entscheidung, aber trotzdem sollte der Einzelne ohne Groll feststellen: »Okay, das ist nun einmal so gelaufen. Die Folgen muss ich tragen: Für meine Altersrente muss ich selbst aufkommen.«
Gleichzeitig leben die Menschen immer länger. Die Lebenserwartung steigt alle zehn Jahre um ca. zwei bis zweieinhalb Jahre. Überlegen Sie einmal, was das bedeutet: In 50 Jahren werden die Menschen zehn bis zwölf Jahre älter. Innerhalb von nur 100 Jahren hat sich die Lebenserwartung verdoppelt. Deutschland vergreist. Und der Trend hält an. Forscher glauben, dass jedes zweite Mädchen, das heute in Deutschland lebt, einmal 100 Jahre alt wird … Bei den Geburtsjahrgängen ab 2004 haben die Mädchen sogar eine Lebenserwartung von 103 Jahren, die Jungen von 99 Jahren. In der Generation der heute 35-Jährigen werden die Frauen durchschnittlich 96,5 Jahre und die Männer 92,1 Jahre alt.
Vielleicht sagen Sie: »Wer weiß, ob das wirklich alles so eintrifft.« Ich werde aufzeigen, dass diese Prognosen sehr exakt sind. Wussten Sie, dass die Demografen vor genau 50 Jahren die Entwicklung der gesamten Weltbevölkerung errechnet haben? Heute können wir uns anschauen, wie genau diese Berechnungen waren. Was meinen Sie, wie hoch die Fehlerquote war? Nun, sie lag bei 3,5 Prozent. Da habe ich nicht viel Hoffnung, dass die Demografen heute plötzlich alles falsch berechnen.
Kennen Sie den sogenannten Altersquotienten? Er ermittelt, wie viele Personen in einem Land über 60 Jahre alt sind – pro hundert Menschen im Alter von 20 bis 60. Es wird 2050 wahrscheinlich 2,4-mal so viele Menschen über 60 im Verhältnis zu 20- bis 60-Jährigen geben als heute.
Die 20- bis 60-Jährigen arbeiten; die Menschen über 60 sind in Rente oder gehen bald in Rente. Die Zahl 2,4 bedeutet: 2050 müssen die Arbeitnehmer 2,4-mal so viele Rentner ernähren als heute. Wir haben bereits festgestellt, dass dies unmöglich ist.
Bereits 2030 wird dieser Altersquotient auf 70,9 angestiegen sein. Das heißt, pro 100 Menschen im Alter von 20 bis 60 wird es 70,9 Personen geben, die über 60 Jahre alt sind. Ahnen Sie, was das für die Rentenkasse bedeutet? Dieses Verhältnis könnte noch nicht einmal funktionieren, wenn jeder Einzelne von den 100 Personen arbeiten würde. Aber das ist natürlich nicht der Fall. Stellen Sie sich 100 Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis vor – zwischen 20 und 60 Jahre alt. Wie viele von ihnen haben einen Job?
Sie sehen schnell: Nicht jeder von den 100 Personen in der Altersgruppe zwischen 20 und 60 wird arbeiten wollen oder können. Einige studieren, andere sind Frührentner, wieder andere arbeitslos, berufsunfähig oder krank; dann gibt es Mütter und auch Väter, die sich ausschließlich der Erziehung ihrer Kinder widmen wollen …
Rechnen Sie all diese Personen aus der Gruppe der 100 heraus, so erkennen Sie unschwer, dass spätestens ab 2030 ca. ein Arbeitnehmer auf einen über 60-Jährigen kommt. Ab 2050 wird der Altersquotient selbst bei hohen Einwanderungszahlen auf 90,7 steigen. Es wird dann sogar deutlich mehr über 60-Jährige geben als Arbeitnehmer zwischen 20 und 60.
Wir betreiben hier keine Hellseherei. Die Weichen für die nächsten Jahrzehnte sind unumkehrbar gestellt. Wenn wir voraussetzen, dass es keinen Krieg oder Katastrophen vergleichbaren Ausmaßes geben wird, so wird die Bevölkerung sich genau so entwickeln, wie oben beschrieben. Denn die Menschen, die 2030 und 2050 alt sein werden, sind bereits geboren. Ihre Zahl muss nicht erraten werden, sie ist bekannt.
Unsere Generation hat ihre Wahl getroffen: Ein Drittel der Menschen, die Kinder hätten haben können, hat sich dagegen entschieden. Nun gibt es Meinungsmacher, die ihnen ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Ich finde das absurd; es gleicht einer Neuauflage des kirchlichen Fortpflanzungsgebots. Jeder hat die Freiheit, seine Wahl zu treffen. Selbstverständlich muss er aber auch bereit sein, die Folgen zu tragen.
Es ist eine Tatsache, dass diese Entscheidung die demografische Entwicklung unseres Landes prägen wird – und zwar mindestens für die nächsten 100 Jahre. Wir werden noch in diesem Kapitel sehen, warum das so ist.
in Millionen Prozent der Gesamtbevölkerung
Quelle: © Statistisches Bundesamt
2050 wird es zehn Millionen über 80-Jährige geben – heute sind es nur vier Millionen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird etwa 50 Jahre sein. Irgendwann wird es bei uns mehr Alte als Junge geben. Das war noch nicht einmal während oder nach den Weltkriegen der Fall. 1950 lag der Bevölkerungsanteil der Kinder bis 15 Jahre bei 23 Prozent, der Anteil der über 65-Jährigen bei 9 Prozent. 2050 werden 27 Prozent der Bevölkerung über 65-Jährige sein – ihre Zahl wird sich also verdreifacht haben –, aber nur 11,8 Prozent Kinder.
Diese Entwicklung wird nicht nur in Europa eintreten. In Japan werden wir dieses Szenario bereits zehn Jahre früher beobachten. Wir können dann auch sehen, wie die Japaner mit den zu erwartenden Problemen umgehen.
China wird 2050 über 330 Millionen Einwohner haben, die älter sind als 65 Jahre, davon ca. 100 Millionen über 80 Jahre alt. Gegenüber 1990 wird sich die Zahl der über 80-Jährigen verzehnfacht haben. In den USA werden 75 Millionen älter als 65 sein, davon 26 Millionen sogar älter als 80. In Deutschland werden wir 2050 wahrscheinlich zehn Millionen Hochbetagte haben.
In Deutschland ist seit 1972 die Zahl der Todesfälle pro Jahr höher als die Zahl der Geburten. 2003 wurden in unserem Land knapp über 700 000 Kinder geboren; 2050 werden es weniger als 440 000 sein. Während wir heute ca. 20 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter haben, werden es 2050 nur noch 14 Millionen sein.
Viele Städte wird es in 100 Jahren nicht mehr geben – besonders in Ostdeutschland. Der Generationen-Vertrag wird aufgekündigt oder aber bis zur Unkenntlichkeit verändert werden müssen. Das bedeutet, dass Sie sich nicht auf Ihre Rentenansprüche verlassen sollten.
Forschungen zeigen, dass die demografische Entwicklung sich auch auf Unternehmen auswirken wird: Auf betriebliche Versorgungskassen sollten wir uns darum ebenfalls nicht mehr blind verlassen. Denn viele von ihnen werden ebenfalls Probleme bekommen. Wo kein Geld ist, kann auch keines ausgezahlt werden. Nicht wenige Firmen könnten aufgrund der gegebenen Versorgungszusagen in Konkurs gehen.
Welche Auswirkungen werden die genannten Zahlen haben? Sehr grob können wir sagen: Eine junge Gesellschaft hofft, etwas zu gewinnen; eine alte Gesellschaft fürchtet, etwas zu verlieren. Ihnen ist sicherlich bewusst: Vieles wird anders werden. Sehr vieles. Je mehr Sie die Zahlen auf sich einwirken lassen, umso mehr erkennen Sie: Wir werden eine vollkommen neue Gesellschaft erleben. Eine Gesellschaft, in der die meisten Menschen alt sind. Und: Es wird eine Gesellschaft sein, wie es sie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gab. Darum haben wir auch keinerlei Erfahrungen, wie wir damit umgehen können.
Sicher ist: Wir werden uns neuen Problemen stellen müssen, aber wir werden auch neue Chancen haben.
Zum ersten Mal werden die jungen Menschen in unserer Gesellschaft nicht die Mehrheit darstellen. Es werden die Alten sein: wir. Darum werden wir es in der Hand haben, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir können uns gegen blindes Wachstum um jeden Preis und Umweltzerstörung und für Nachhaltigkeit entscheiden. Wir werden die demokratische Macht haben, unsere Ideale umzusetzen. Wenn wir uns vorbereiten.
Vor allem werden wir lernen müssen, alt zu sein. Lange alt zu sein. Würdevoll alt zu sein. Und wir werden lernen müssen, damit umzugehen, dass es bei uns bald so aussehen wird wie in Florida. Nur, dass wir dann die Alten sind. Wir, die Alten, werden in der Mehrheit sein. Und wir ahnen, dass viele der Jüngeren sich fragen werden: »Will ich in so einem Land leben?« Diese Frage ist für uns gefährlich. Denn wir werden die Jungen brauchen; je älter wir werden, umso mehr.
Diese Jungen werden es nicht leicht haben mit uns. Es könnte sie bereits stören, von so vielen Alten umgeben zu sein. Vielleicht wollen sie nicht in einem Land leben, das einem gigantischen Altersheim gleicht. Vielleicht hemmt es sie in ihrer Lebensfreude. Möglicherweise fühlen sie sich beklemmt. Können Sie sich das Gefühl vorstellen, von dem ich spreche? Verbringen Sie einmal einen halben Tag in einem Altersheim, dann wissen Sie, was ich meine …
Machen wir uns also nichts vor: Die Generation der Jungen wird ebenfalls Probleme haben mit der neuen Situation. Es wird für sie nicht leicht sein, alleine weil es uns gibt. Weil es so viele von uns geben wird. Wir können nur ahnen, wie es in einer Gesellschaft aussieht, in der die Kinder knapp werden. Möglicherweise verlieren wir unsere Gelassenheit, unseren Optimismus und auch unsere Lebensfreude … Andererseits kann es sein, dass wir endlich notwendige Veränderungen auf den Weg bringen. Die Möglichkeit dazu hätten wir …
Zu einem großen Teil liegt es an uns, ob wir eine Bürde oder sogar ein Segen sein werden. Wir sind nicht Opfer; wir entscheiden, wie schwer es für die jungen Menschen wird. Denn es ist bei Weitem nicht so, dass wir nichts zu bieten hätten, nur weil wir alt sein werden. Ganz im Gegenteil.
Wer aber davon träumt, diese Jungen zusätzlich zu belasten, indem er auf die Erfüllung des »Generationen-Vertrages« pocht, der sollte bald aufwachen. Der erste Grund ist einfach. Wo es keinen Vertrag gibt, können Sie sich auf keinen Vertrag berufen. Der sogenannte Generationen-Vertrag ist reine Fiktion, ein Mythos. Er hätte auch gar nicht geschlossen werden können, denn er wäre sittenwidrig.
Warum wurde dieser Begriff dann erfunden?
»Generationen-Vertrag« soll Folgendes suggerieren: Da haben drei Generationen eine Abmachung getroffen. Die Jungen sorgen für die Alten; wenn die Jungen alt sind, wird für sie gesorgt. So sollen sich alle sicher fühlen, die heute mit ihrem Geld die Alten versorgen. Für sie wird ja auch gesorgt werden. All das soll man glauben, wenn man den Begriff hört.
Geschrieben steht das nirgendwo; ein wirksamer Vertrag wurde nie geschlossen. Wo aber kein Vertrag existiert, kann es auch keinen Vertragsbruch geben. Damit haben Sie keinerlei Rechtsgrundlage. Sie haben keinen Anspruch auf eine bestimmte Rente. Ganz gleich was die Rentenversicherung Ihnen schreibt oder die Politiker Ihnen erzählen. Ein deutsches Gericht hat das erst kürzlich bestätigt.
Diese zusätzliche Bürde werden die Jungen nicht freiwillig auf sich nehmen. Sie werden sich weigern. Sie werden sagen: »Es ist schon schwer genug, dass ihr da seid. Ihr könnt nicht auch noch verlangen, dass wir euch versorgen.« Eine Mindestrente wird finanzierbar sein – aber mehr nicht. Einen Anspruch haben wir nicht, da kein Vertrag existiert.
Wir können die Jungen auch nicht durch Gesetze zwingen sich melken zu lassen – obwohl wir dann die demokratische Mehrheit haben werden. Denn wir werden auf sie angewiesen sein. Wir können es uns einfach nicht leisten, dass sich die Jungen weigern, mit uns zusammenzuleben. Wenn sie wegziehen würden, was dann?
Nein. Wir dürfen die Jungen nicht noch stärker belasten, als wir selbst heute bereits belastet sind. Wenn Sie sich Ihre Abzüge anschauen, dann wissen Sie: Deutlich mehr darf es auf keinen Fall sein. Ihnen bliebe selbst nicht mehr genug zum Leben. Nein, wir können der nachfolgenden Generation nicht auf der Tasche liegen.
Aber das alleine wird nicht reichen, um sie mit unserer Anwesenheit zu versöhnen. Wir müssen ihnen darüber hinaus reale Vorteile verschaffen. Wenn wir alt sind, müssen wir über Werte verfügen, mit denen wir die Jungen bereichern. Wir sollten etwas besitzen, das uns in ihren Augen wertvoll macht.
Ich meine, insbesondere drei Werte könnten uns zu einer Bereicherung machen:
Im zweiten Teil des Buches werden wir die Ideen dahinter ausführlich besprechen. So viel aber bereits vorweg: Wir können gut miteinander leben. Die Jungen und wir Alten können einander bereichern. Aber wir müssen uns darauf vorbereiten.
In vielen Gesprächen über dieses Thema habe ich erlebt, wie Menschen unserer Generation in die Gerechtigkeitsfalle tappen. Sie fühlen sich als Verlierer im Spiel der Generationen. Sie denken: »Mein ganzes Arbeitsleben hindurch habe ich andere unterstützt. Und wenn ich selbst Hilfe brauche, ist kein Geld für mich da.«
Vor solchen Gefühlen warne ich. Sie sind wenig nützlich. Sie führen zu Frustration und Opfermentalität, zu erlernter Hilflosigkeit und Depression. Was nützt es denn, sich als Verlierer zu fühlen? Suchen wir Rechtfertigungen oder wollen wir das Beste aus unserer Situation machen?
Die Situation ist nun einmal, wie sie ist. Die bevorstehenden Veränderungen bringen Nachteile mit sich. Aber sie bieten auch Vorteile. Es wird Verlierer und Gewinner geben – wie bei jeder Veränderung. Zu den Verlierern zählen diejenigen, die auf alte Verträge pochen, die nicht mehr erfüllt werden können. Und die anschließend sagen: »Ich wurde betrogen; ich hatte keine Chance, glücklich zu sein.«
Die Gewinner sind diejenigen, die wissen: Jede Veränderung bringt auch neue Möglichkeiten und Chancen mit sich. Sie machen sich auf die Suche und werden fündig. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen.
Überlegen wir kurz, wie es Generationen vor uns ergangen ist. Unbestritten verfügen viele der heutigen Rentner – und auch die Generation der Rentner davor – über eine ansehnliche Rente. Aber was hat sich während ihres Lebens nicht alles ereignet?
Denken Sie an die Geschichte des letzten Jahrhunderts: zwei Weltkriege mit Millionen von Toten, Völkermord, Vertreibungen und unbeschreiblichen Gräueltaten. Die große Inflation, eine totale Geldentwertung; die gesamten Ersparnisse waren plötzlich nichts mehr wert. Die große Weltwirtschaftskrise; die Aktienkurse (und die Immobilienpreise) sanken um 90 Prozent und benötigten 25 Jahre, um die alten Höchststände wieder zu erreichen.
Ich denke, Sie stimmen mir zu, wenn ich sage: Ich möchte nicht tauschen. Und ich gönne den heutigen Rentnern von Herzen ihre Rente. Unsere Generation hat bisher noch keine vergleichbaren Katastrophen erlebt. Mir scheint es manchmal, als würden wir uns große apokalyptische Katastrophen ausmalen – gewissermaßen als Ersatz. Aber tatsächlich konnten wir recht angenehm und beschaulich leben – verglichen mit dem Leben der Generationen vor uns. Schon deshalb sind wir Gewinner.
Aber wir müssen uns vorbereiten auf die bevorstehenden Veränderungen. Sonst werden wir im Alter zu Verlierern. Im Folgenden werden wir uns unter anderem damit auseinandersetzen, mit wie viel Rente