Liebe Leserin, lieber Leser
Danke, dass Sie sich entschieden haben, sich mit der Menschenkenntnis auseinander zu setzen. Menschenkenntnis ist zwar etwas, das sich alle Menschen im Laufe des Lebens aneignen, bewusst oder unbewusst. Wir reagieren – geprägt von Erfahrungen – auf Aussehen, Mimik, Gestik und Sprache des Gegenübers und bringen Mitmenschen automatisch mit Temperament, Sternzeichen oder einem gewissen „Typ“ in Verbindung. Ja, wir machen uns von ihnen innert weniger Sekunden ein Bild und erleben sie in kürzester Zeit mehr oder weniger sympathisch. Sich aber vertieft mit Menschenkenntnis auseinanderzusetzen, ist nicht üblich, schon gar nicht mit der Naturell-Lehre von Carl Huter.
2011 bemühte ich mich darum, Seminare zur Physiognomik nach Carl Huter in einem kantonalen Newsletter für die Schulleiterinnen und Schulleiter zu platzieren. Vergeblich. Die zuständige Person brachte die Naturell-Lehre mit Esoterik in Verbindung und Huter, der 1912 gestorben ist, mit Hitlers Arier-Theorie. Er lehnte daher einen Hinweis auf die Seminare ab.
Besser erging es mir im gleichen Jahr bei der Platzierung eines Hinweises zur Menschenkenntnis im Newsletter einer kantonalen Elternvereinigung. Das Angebot eines Schnupperabends für Eltern wurde publiziert und führte zu Anfragen aus zwei Gemeinden. Beide aber zogen sich kurze Zeit später zurück mit der Begründung: Wer von Gesichtern auf Eigenschaften eines Menschen schliesst, kann diesem Menschen nicht mehr offen und neutral begegnen.
Was also hat Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bewogen, sich mit Huters Physiognomie, mit Menschenkenntnis zu befassen? Etwa das Wissen, dass man ohnehin nie neutral auf einen Menschen reagiert? Oder die Erkenntnis, dass man nicht alle Menschen „gleich“ behandeln kann, weil jede Person individuell auf Begebenheiten oder Gegenüber reagiert? Oder haben Sie mitbekommen, dass Menschenkenntnis dazu verhilft, Stärken des Gegenübers zu entdecken und zu fördern? Dass Menschenkenntnis davon ausgeht, dass man Schwächen eines Menschen nicht ausnützt?
Stärken fördern und Schwächen nicht ausnützen - genau dies ist unser Anliegen und ganz im Sinne Huters. Huter war aufgrund seiner Studien total davon überzeugt, dass der Geist des Menschen die Materie formt, mehr noch, dass das Innere des Menschen im Äusseren, vor allem im Gesicht, seine Spuren hinterlässt. Empfinden und Denken prägen den Körper, besonders das Gesicht. Seelische Kräfte formen den Körper von der Zeugung an, besonders das Gesicht.
Im Folgenden finden Sie in Wort und Bild Hinweise auf die Zusammenhänge von Gesicht und Veranlagung, von Gesichtsformen und grundgelegten Charaktereigenschaften. Sie finden Interpretationshilfen zu den Gesichtszügen, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben und viel über eine Person aussagen. Sie finden aber keine Prophezeiungen, wie jemand seine Veranlagung oder seine grundgelegten Charaktereigenschaften in Zukunft umsetzen wird. Dies kann nur erahnt werden, da wir jedem Menschen zutrauen, aufgrund von Erfahrungen Verhalten beizubehalten oder zu verändern, zum Vor- oder Nachteil des Gegenübers und sich selber. Ganz bestimmt verschaffen wir Ihnen aber dieses oder jenes „Aha-Erlebnis“, indem Sie sich selber besser kennen lernen.
Was kann daran gefährlich sein? Eltern wie Lehrpersonen, Berufsberater wie Lehrmeisterinnen und Lehrmeister, kaufmännisches wie medizinisches Personal, Angestellte wie Arbeiterinnen und Arbeiter, wir alle können nur gewinnen, wenn wir uns ins Gegenüber einfühlen können, wenn wir das Gegenüber nicht permanent überfordern, uns aber auch nicht dauernd von Grossmäulern einschüchtern lassen. So gesehen ist Physiognomik tatsächlich geeignet, unsere Welt etwas menschlicher werden zu lassen. Danke, dass Sie mitmachen.
Pius Widmer
Menschenkenntnis ist eine wertvolle Grundlage für den persönlichen Erfolg, die persönliche Zufriedenheit im Leben. Ob beruflich oder privat, immer haben wir es mit Menschen zu tun. Die äussere Form eines Menschen, besonders das Gesicht, ist das Spiegelbild seiner Wesensart, seines Charakters, seiner Fähigkeiten und Talente. Wer diese Anlagen erkennen kann, hat unschätzbare Vorteile in seinem Leben.
Warum gibt es dicke, magere, grosse und kleine Menschen? Wie ist deren Grundcharakter, Lebensbedürfnis, Berufseignung?
Nicht nur die Gesichtsformen, auch die Ausstrahlung eines Gesichtes ist als Wesensmerkmal eines Individuums wichtig. An der Strahlung sieht man, ob Freiheitsliebe oder innere Ruhe und Festigkeit, ob Äusserlichkeiten oder seelisch-geistige Werte den Menschen prägen. Ob ein Mensch herrschsüchtig, egoistisch und rücksichtslos handelt oder ob Gutmütigkeit und Geselligkeit vorherrschen, ob Zärtlichkeit, Liebesfähigkeit und Feingefühl sein Eigen sind. Fehlt die feine Strahlung, ist das Gesicht dumpf und grau, fehlt es nicht nur an Feingefühl, sondern nimmt auch die Lebenskraft ab und die egoistische Kraft zu.
Mit Hilfe der Physiognomie, der Gesichtsausdruckskunde, ist es möglich vorherzusagen, ob zwei Menschen von den Anlagen her zusammenpassen für eine glückliche Gemeinschaft. Wie sie die Anlagen allerdings ausleben, ist ein anderes Thema.
Die Gesichtsanalyse erlaubt auch eine Schau in die Zukunft der eigenen Gesundheit. Durch Merkmale im Gesicht, an Haut, Falten, Kolorit und Form lassen sich in kurzer Zeit die Ursachen einer möglichen Krankheit erkennen, lange bevor die Beschwerden dem Einzelnen bewusst werden.
Menschenkenntnis in Verbindung mit angewandter Psychologie ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Zufriedenheit im Leben. Es geht darum, Menschen erkennen, verstehen und adäquat behandeln zu können. Berufseignung, Führungs-, Partnerschafts- und Erziehungsqualitäten, Lebens- und Liebeskraft sowie seelischer und geistiger Entwicklungsstand sind im Gesicht zu erkennen.
Rudolf Schreiner
An dieser Stelle möchten wir all jenen danken, die uns nach Vorträgen oder Seminaren über Menschenkenntnis zu dieser Publikation ermuntert haben. Danken möchten wir insbesondere Guido Kirchner, der uns monatelang unentgeltlich im Bereich digitaler Fragen beraten und begleitet hat.
Pius Widmer und Rudolf Schreiner
Carl Huter lebte in einer Zeit des Um- und Aufbruches. Die Macht des Adels bröckelte. Die Kirche verlor das Proletariat an die Arbeiterbewegung. Darwins Evolutionslehre eröffnete eine neue Sicht der Natur. Der Gottesglaube geriet ins Wanken. Hahnemann wurde bekannt mit seiner Homöopathie. Die Ärzte Freud und Jung trugen ihrerseits dazu bei, dass man sich mehr für die unsichtbaren Dinge interessierte. Max Planck, Madame Curie und andere entdeckten die Strahlung der Materie und die Radioaktivität. Carl Huter schliesslich erforschte die Zusammenhänge von Seele und Körper und deren Ausstrahlung.
Carl Huter erkannte: wer im Einklang mit sich selber leben möchte, fühlt sich dazu erst in der Lage, wenn er seinen durch Vererbung und Umwelt geprägten Körper und dessen Bedürfnisse kennt. Der rundliche Mensch hat andere Bedürfnisse als der muskulöse, dieser wiederum hat andere Bedürfnisse als der sensible.
Das Naturell eines Menschen lässt lediglich seine Grundanlagen erkennen. Innerhalb dieses Rahmens kann sich ein Mensch höher oder niedriger entwickeln. Somit ist niemand einfach vorprogrammiert.
Die Psycho-Physiognomik beschäftigt sich mit der Persönlichkeit des Menschen. Diese Lehre wurde von Carl Huter (1861 - 1912) aus überlieferten Erkenntnissen und eigenen Forschungen zusammengefasst und hat sich seither parallel zu den Naturwissenschaften, zur Medizin und zur Psychologie stets weiter entwickelt. Sie geht davon aus, dass die körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen eines Menschen an seiner äusseren Erscheinung, besonders stark im Gesicht, zum Ausdruck kommen. Nicht umsonst wird Psycho-Physiognomik etwa übersetzt mit Gesichts-Ausdruckskunde. Es geht also um Menschenkenntnis durch Gesichts-Ausdruckskunde.
Welche Stärken und Schwächen, welche Ängste und Wünsche, welche Seelenregungen und Schicksalsschläge drücken meine Gesichtszüge aus? Was verraten meine Gesichtsformen über mich? Und was sagen die Gesichtszüge meines Gegenübers über diesen Menschen? Das sind die Themen der Psycho-Physiognomik. Sie zeigt auf, mit welchen körperlichen, seelischen oder geistigen Fähigkeiten ein Mensch ausgestattet ist, weist aber auch auf Defizite hin, mit denen bei bestimmten Menschen zu rechnen ist. Die Psycho-Physiognomik zeigt Tendenzen von möglichem Verhalten auf, legt aber niemanden auf dieses Verhalten fest. Denn jeder Mensch kann lernen, sozial verträglich mit Stärken und Schwächen umzugehen.
Der Mensch ist ein höchst komplexes Wesen mit vielen Facetten. Mal ist er himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt, mal zuvorkommend, mal rücksichtslos. Das erschwert das Zusammenleben und führt immer wieder zu Missverständnissen. Einfühlsamkeit hilft über verschiedenste Schwierigkeiten hinweg. Menschenkenntnis erleichtert den Umgang mit dem Nächsten. Psycho-Physiognomik unterscheidet zwischen angeborenen Anlagen und erworbenen Fähigkeiten und lässt aufgrund der Gesichtsanalyse Aussagen zu über Charaktereigenschaften eines Menschen, über ethische Sichtweisen, über Liebesfähigkeit oder praktische Begabung, über religiöses Empfinden oder egoistisches Handeln etc.
Als Physiognomik bezeichnet man laut Wikipedia die „Kunst“, aus dem unveränderlichen physiologischen Äußeren des Körpers, besonders des Gesichts, auf die seelischen Eigenschaften eines Menschen – also insbesondere dessen Charakterzüge und/oder Temperament – zu schließen.
Der Begriff „Psycho-Physiognomik“ unterstreicht, dass die äusseren Merkmale - vor allem des Gesichts - auch Hinweise geben auf das psychische Erleben eines Menschen.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Menschsein ist auf den Kontakt zu anderen Menschen angelegt. Von der Zeugung bis zum Tode ist der Mensch in unterschiedlichem Mass von anderen Menschen abhängig. Praktisch immer ist er in Beziehung zu anderen Menschen. Daher ist es ganz wichtig, dass er sich im Umgang mit seinen Mitmenschen lebensfördernd und nicht lebenszerstörend verhält. In diesem Sinne ist es hilfreich, wenn man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt, aber auch die Veranlagungen und Fähigkeiten anderer in etwa einschätzen kann. Ziele der Psycho-Physiognomik sind also:
Psycho-Physiognomik ist somit ideal für alle Menschen, egal in welchem Umfeld sie sich aufhalten, egal in welchen Berufen sie aktiv sind.
Der Nutzen der Psycho-Physiognomik liegt auf der Hand. Sie dient der Selbsterkenntnis und hilft im Umgang mit anderen Menschen:
Psycho-Physiognomik ist eine eigene Wissenschaft. Sie lässt sich nicht in einer Schnellbleiche erlernen. Zuverlässige Gesichtsanalysen setzen ein fundiertes Grundwissen und viel praktische Erfahrung voraus. Die grösste Gefahr besteht eher darin, dass Menschen aufgrund einiger auffälliger Merkmale im Gesicht schubladisiert und be-, oder noch schlimmer, abgewertet werden.
Kein Mensch hat nur negative Eigenschaften, so wie auch kein Mensch nur positiv in Erscheinung tritt. Überhaupt geht es bei der Psycho-Physiognomik nicht um Gut oder Schlecht. Sie gibt vielmehr zu erkennen, wie man mit seinen eigenen Stärken und Schwächen am besten zum Wohle aller umgeht. Und zudem lässt sie einen erkennen, welche Anlagen und Eigenschaften man beim Gegenüber zu erwarten hat.
Menschenkenntnis ist keine Erfindung der Neuzeit. Seit Menschen philosophieren – also seit Tausenden von Jahren – versuchen sie, durch Beobachtung menschliches Verhalten zu analysieren, zu ordnen und zuzuordnen. Im westlichen Kulturkreis waren es vor allem Philosophen, Theologen und Mediziner, die das Verhalten der Menschen studierten.
Bereits in vorchristlicher Zeit wurden die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft gewissen menschlichen Verhaltensweisen zugeschrieben. Dabei standen die Vier-Elemente-Lehre und die Vier-Säfte-Lehre im Vordergrund der Beobachtungen. Bereits der griechische Arzt Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.) soll auf diese Zusammenhänge hingewiesen haben. Für ihn war klar:
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) nahm diese Erkenntnisse auf und wurde ein Vertreter dieser Sichtweise, welche die Menschenkenntnis über Jahrhunderte hinweg beeinflusste.
Die Verknüpfung der Vier-Säfte-Lehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch den griechisch-römischen Arzt Galenus. Er ergänzte die vorherrschende Lehre vom Einfluss der Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft) auf den Menschen durch seine Beobachtung verschiedener menschlicher Säfte und ordnete das menschliche Verhalten diesen Säften zu.
Die Erkenntnisse von Hippokrates, Aristoteles und Galenus waren über viele Jahrhunderte hindurch ausschlaggebend für die Temperamentslehre und das Erkennen des menschlichen Charakters.
Johann Caspar Lavater, Pfarrer in Zürich, war fasziniert von der Temperamentslehre seiner Zeit und liess sich intensiv auf das Studium des menschlichen Körpers, besonders des Gesichts, ein. In vier Bänden veröffentlichte er seine „Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe“. In ihnen gab er Hinweise, wie verschiedene Charaktere anhand der Gesichtszüge und Körperformen zu erkennen sind. Grundlage seiner Aussagen waren vor allem seine eigenen Beobachtungen aber auch die verschiedener Zeitgenossen, mit denen er korrespondierte.
So umschrieb Lavater den Choleriker als unausgeglichen und unbeherrscht, als jähzornig, aggressiv, hysterisch, tobsüchtig und rachsüchtig. Positiv werden erwähnt: Willensstärke, Diszipliniertheit, Furchtlosigkeit, Scharfsinn und Entschlossenheit. Sein Temperament entspricht dem Element Feuer.
Sanguiniker sind nach Lavater ihrem Wesen nach schwach, spontan, leichtsinnig, oberflächlich und undiszipliniert. Sie gelten als rasch in den Vorstellungen, lebhaft in der Phantasie, jeder Verführung ausgesetzt, versprechen viel und halten wenig. Immerhin wird positiv vermerkt: temperamentvoll, lebhaft, kontaktfreudig, gesellig, großzügig, heiter und optimistisch. Ihr Temperament entspricht dem Element Luft.
Phlegmatiker sieht Lavater schwach, schwerfällig, langsam, träge, ruhig, stoisch und schwer zu erregen. Dadurch gelten sie aber auch als friedliebend, gutmütig, ordentlich, diplomatisch, beständig und sind gute Beobachter. Ihr Temperament entspricht dem Element Wasser.
Zum Element Erde gehört der Melancholiker. Er neigt zu Schwermut und Niedergedrücktheit, zu Pessimismus und Traurigkeit und ist eher introvertiert. Er hat eine Vorliebe für Ernstes, Schauerliches, Geisterhaftes. Er ist trotz allem selbstbewusst, kreativ und meist verlässlich.
Diese interessanten Erkenntnisse konnte Lavater leider nicht wissenschaftlich untermauern. Dies blieb Carl Huter vorbehalten. Lavater sah sich denn auch in gebildeten Kreisen sofort grosser Kritik ausgesetzt. So hiess es etwa, der Mensch würde auf sein Temperament festgelegt und hätte so in vielen Fällen keine Chance, sich zu entwickeln, Ängste, die noch heute in der Gesellschaft vorhanden und teilweise berechtigt sind.
Durch die biologischen Forschungen von Carl Huter wurde die Physiognomik zur modernen Menschenkenntnis, zur Psycho-Physiognomik weiter entwickelt und konnte nicht mehr als Phantasterei abgetan werden. Seine Lehre baut auf zwei grundlegenden Erkenntnissen auf.
Die erste ist die Erkenntnis der Naturell-Lehre, die sich aus der medizinisch-biologischen Keimblattlehre heraus entwickelt. Sie geht davon aus, dass nicht die Temperamente entscheidend für das Wesen eines Menschen sind, sondern die Entwicklung der drei Keimblätter im embryonalen Stadium im Mutterleib. Je nach Entwicklung wird der Mensch eher zum Ernährungs-, Bewegungs- oder Empfindungs-Naturell, oder aber zu einer individuellen Mischung dieser drei Eigenschaften.
Die zweite Erkenntnis geht davon aus, dass sich jede Formentwicklung im organischen sowie anorganischen Wesen nach einer gewissen Kraftrichtungs-Ordnung vollzieht. Diese trägt dazu bei, ob ein Wesen eher selbstbewusst oder angepasst, eher aktiv oder passiv, eher träge oder kreativ etc. durchs Leben geht.
Im 20. Jahrhundert hat sich vor allem Amandus Kupfer (1879 - 1952) um die Psycho-Physiognomik von Carl Huter verdient gemacht. Ihm ist es gelungen, den Nachlass Huters in modernen Lehrbüchern zusammenzufassen.
Carl Huter wurde 1861 in Deutschland geboren und begann mit 15 Jahren die Lehre als Porträt-, Dekorations- und Porzellanmaler. Der Besuch eines Gymnasiums kam trotz seiner auffallenden Intelligenz aus materiellen Gründen nicht in Frage. 1880 erfolgte der Abschluss einer erfolgreichen Lehrzeit. Carl wurde für sein handwerkliches Können bereits mehrfach ausgezeichnet. So erstaunt es nicht, dass Carl eine Weiterbildung zum Porträtmaler in Angriff nahm.
Neben seiner Arbeit widmete er sich intensiv der Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen, philosophischen und psychologischen Fragen. Dabei lernte er vertieft den evangelisch-lutherischen Kirchenglauben seiner Heimat kennen, entdeckte die rein materialistische Weltanschauung, war fasziniert von der Gedankenwelt der Kallisophie welche danach strebt, das Wesen der Schönheit und der Weisheit des Menschen im Zusammenhang mit dem Kosmos zu ergründen und gelangte schliesslich zum Spiritualismus.
Huter entwarf in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts seine Ideen zur Entstehung der unterschiedlichen Menschentypen. Vieles war ihm persönlich klar geworden. Noch aber fehlten die naturwissenschaftlichen Beweise, ohne die nicht an ein längerfristig erfolgreiches Wirken zu denken war. 1889 prägte er den Begriff «Psychophysiognomik» für den naturwissenschaftlich begründeten Teil seiner Lehre und erntete prompt Kritik seiner medizinischen Zeitgenossen.
Ein persönliches Halskrebs-Leiden, das mit der Schulmedizin nicht erfolgreich behandelt werden konnte, motivierte Huter, sich vertieft mit verschiedenen Naturheilmethoden vertraut zu machen. Aber auch sie brachten nur Linderung, aber keine Heilung. Huter probierte aufgrund seines Wissens eigene Heilmethoden aus und konnte so schliesslich den Krebs besiegen. Auch anderen Menschen konnte er mit seinen Heilmethoden helfen, so dass er 1897 auf Drängen anderer eine eigene Kuranstalt eröffnete.
1899 hatte Huter die Helioda-Energie in ihrem Wesen klar erkannt und beschrieben. Mit ihr begründete er die Lehre vom Empfindungsvermögen der Materie. Nun gab es für Huter kein Halten mehr. Er schrieb verschiedenste Berichte über seine Entdeckungen. Er ging einmal mehr auf Vortragsreisen und gab schliesslich von 1904 bis 1906 sein Werk «Menschenkenntnis durch Körper-, Lebens-, Seelen- und Gesichts-Ausdruckskunde auf neuen wissenschaftlichen Grundlagen» heraus. 1907 folgte «Die Naturelllehre als Grundlage der praktischen Menschenkenntnis».
Obwohl Huter nie finanziell erfolgreich war, wagte er dennoch über die Herausgabe seiner Zeitschrift hinaus diverse unternehmerische Abenteuer, um seine Lehre zu verbreiten. So gründete er 1909 in Leipzig die Freie deutsche Hochschule für psychologische Forschung und vergleichende Natur- und Religionswissenschaften sowie das Psychologische Untersuchungsinstitut für biologische, psychologische, psychophysiognomische, grafologische und psychometrische Feststellungen und Gutachten. 1910 folgte das Psychologische Museum mit kunstwissenschaftlicher, naturgeschichtlicher und psychologischer Abteilung. Doch bereits 1911 mussten alle drei Einrichtungen mangels Finanzen wieder geschlossen werden.
1912 starb der genialer Natur- und Geistesforscher Carl Huter an den Folgen eines Herzversagens, ohne einen Nachfolger für sein Werk bestimmt zu haben. 1920 übernahm Amandus Kupfer, ein Schüler Huters, die Verlagsrechte Carl Huters. Er sammelte und veröffentlichte den Nachlass Huters und lieferte damit allen heutigen Psycho-Physiognomen die wohl wertvollste Grundlage für ihre eigene Praxis.
Der Begriff „Energie“ ist in aller Munde. Dabei denken die einen an grobstoffliche Energie, an Wirtschaft und Politik, an Erderwärmung, Energiekrise, Ressourcenknappheit und erneuerbare Energien. Hier geht es um die sogenannte reale Welt und das mechanistische Weltbild, wie es seit Jahrtausenden im Westen vorherrscht. Die andern verbinden den Begriff „Energie“ mit der ganzheitlichen Sicht der Welt, wie sie – ebenfalls seit Jahrtausenden – im Osten stärker gepflegt wird. Sie denken an Schwingung, Körper, Seele und Geist, an Lebensenergie und Heilung, an alternative Medizin und Spiritualität, an feinstoffliche Energie.
Dass die ganze Welt und darüber hinaus das ganze Universum aus Energie besteht, ist heute unbestritten. Auch dass Energie Schwingung ist, wird weltweit anerkannt. Die Wissenschaft ist sich heute sogar einig, dass feinstoffliche und grobstoffliche Energien nicht mehr getrennt werden können. Weniger klar ist nach wie vor, wo die Energien ihren Ursprung haben.
Die Mythologie bedient sich diverser Bilder (Kampf der Götter, Ei, Garten, Paradies etc.) um aufzuzeigen, wie sich Himmel und Erde gebildet haben.
Religion und Philosophie nehmen diese Bilder auf und versuchen sie in Worte zu fassen (Logos, Geist, Kraft, Schwingung) und zu einem System zu entwickeln. Für die einen wächst Bewusstsein aus der Materie (Materialismus), für die anderen ist das Bewusstsein die Grundlage für das Entstehen der Materie (Idealismus).