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© 2020 Alexander Schelle

www.alexander-schelle.de

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783751965767

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert, verarbeitet, gesendet oder vervielfältigt werden.

Cover und Layout: Miriam Schelle

Bild S.37 Adobe©freshidea

Wichtiger Hinweis:

Der Inhalt dieses Buches ist vom Autor sorgfältig recherchiert und geprüft worden, trotzdem kann keine Garantie für die inhaltliche Richtigkeit übernommen werden. Eine Haftung des Autors für Personen-, Sach-, und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Die Hypnose ermöglicht einen direkten Zugang zu unserem Unterbewusstsein. Daher sollte ein verantwortungsvoller Umgang mit den Inhalten dieses Buches selbstverständlich sein. Bei ernsthaften Problemen oder Beschwerden sollte fachlicher Rat bei einem Psychotherapeuten oder einem Arzt eingeholt werden.

Ich habe das Buch geschrieben und ganz viele Menschen haben es erst möglich gemacht, dass ich in der Lage war es zu schreiben.

Meine Eltern haben mich zu einem neugierigen und wissbegierigen Menschen erzogen und meine Frau Natalie gibt mir seit mehr als 30 Jahren den Rückhalt meine zum Teil verrückten Ideen auszuleben. Zudem geben mir unsere Kinder Miriam und Celina die tägliche Inspiration, Dinge auch von einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Nicht zu vergessen die vielen Kollegen, die ihr Wissen mit mir geteilt haben und Thomas, Rainer und Anthony, die mir den Weg in eine neue Welt, in die Welt der Hypnose ermöglicht haben.

VIELEN DANK

Inhaltsverzeichnis

Die Erkenntnis, dass das
Unterbewusstsein durch
Gedanken gelenkt werden
kann, ist vermutlich die größte
Entdeckung aller Zeiten.

William James (1842-1910)

Vorwort

Es freut mich, dich auf deinem Weg in eine neue Freiheit begleiten zu dürfen, und dabei ist es völlig egal, ob du kleine unangenehme Angewohnheiten abstellen, Stress abbauen und dich vor einem Burn-out bewahren möchtest oder ob du mehr Distanz, Selbstliebe oder Selbstvertrauen benötigst. Wichtig ist, du stehst im Vordergrund und es ist dein Leben.

Da unser Unterbewusstsein die distanzierte Anrede mit „Sie“ nicht versteht, werde ich dich von Anfang an duzen. Außerdem möchte ich gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass wenn ich von ihm oder von ihr schreibe, natürlich immer alle drei Geschlechter damit ansprechen möchte, dich aber nicht damit quälen will, den Text unnötig in die Länge zu ziehen.

Dieses Buch soll dich auf dem Weg in eine neue Freiheit unterstützen. Ich möchte dir mit meinen und den Erfahrungen meiner Seminarteilnehmer helfen, deinen eigenen Weg bei der Kommunikation mit deinem Unterbewusstsein zu finden.

Ich bin vor mehr als zehn Jahren aufgrund meiner Leidenschaft für den Mentalismus das erste Mal mit dem Thema Hypnose in Berührung gekommen. Nach der Faszination, was man alles bei anderen Menschen mit dem Werkzeug Hypnose bewerkstelligen und wie man sie beeinflussen kann, wenn man zu ihrem Unterbewusstsein vordringt, drehte sich das Bild mit der Zeit zu meinem eigenen ICH.

Wenn es möglich ist, das Weltbild eines fremden Menschen zu verschieben, muss es doch gleichermaßen möglich sein, eigene Verhaltensweisen, die man sich über die vielen Jahre angeeignet hat, wieder zu decodieren bzw. nach der Entschlüsselung wieder neu zu programmieren, wie man es selbst gerne hätte.

Der folgerichtige Schritt war die Ausbildung zum Hypnotherapeuten. Das neu gewonnene Wissen half mir nicht nur dabei, zehn Kilogramm abzunehmen, sondern auch meine Leistungsfähigkeit nach oben zu schieben und gleichzeitig mit vielen Dingen entspannter umgehen zu können. Ich konnte also meine eigene Programmierung, die sich über Jahrzehnte aufgebaut und verfestigt hatte, in Trancezuständen mit Suggestionen neu programmieren.

Was ich so einfach beschreibe, war ein Prozess, bestehend aus der Aneignung von Fachwissen aus den Bereichen Hypnose und Neurolinguistisches Programmieren (NLP), dem Ausprobieren der unterschiedlichen Methoden und Möglichkeiten der Hypnose sowie der anschließenden Erfahrung, was tatsächlich funktioniert. Denn Hypnose ist weder Hokuspokus, bei dem man ums Lagefeuer tanzt, bis die Wirkung einsetzt, noch gleicht sie einer medizinischen Spritze, die (hoffentlich) schon selbst weiß, was sie in unserem Körper zu tun hat.

In meinem Seminar „Selbsthypnose“ lehre ich seit 2014 den Teilnehmern, wie man sich selbst in Trance begibt und in diesem Zustand sein Unterbewusstsein neu programmieren kann. Für mich ist in dieser Zeit das Thema Hypnose zu einer Herzensangelegenheit geworden, ich durfte erleben, wie meine Teilnehmer lästige Angewohnheiten in den Griff bekamen, entspannter wurden und sogar im Kreißsaal den Selbsthypnose-Anker nutzten.

Dieses Buch soll mein gesammeltes Wissen und meine gemachten Erfahrungen bündeln in der Hoffnung, dass du damit deinen Weg in eine neue Freiheit findest.

Ich wünsche dir eine gute Zeit und viel Spaß beim Ausprobieren.

Alexander Schelle

Haimhausen, März 2020

! WICHTIG

Die beschriebenen Techniken ersetzen keinesfalls die Dienste eines Arztes. Gleichfalls gebe ich kein Heilversprechen ab. Die Techniken dienen zur Unterstützung, um gesund zu bleiben, und sind kein Ersatz für eine ärztliche Behandlung.

Solltest du dich wegen eines Problems in ärztlicher Behandlung befinden, bespreche die weitere Vorgehensweise mit deinem Arzt und breche sie keinesfalls ab.

Das Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern beruht auf meinem gesammelten Wissen und meinen Erfahrungen mit dem Werkzeug Hypnose.

Gestern war ich klug und
wollte die Welt verändern.
Heute bin ich weise und
möchte mich verändern.

Rūmī (1207-1273)

TEIL 1
Die Selbsthypnose

1. KAPITEL

Einleitung

Was ist Hypnose?

Bevor wir uns intensiv mit der Hypnose beschäftigen, möchte ich vorweg den Begriff „Hypnose“ erklären. Auf der Wikipedia-Seite steht dafür folgende Definition:

„Als Hypnose (altgriechisch hypnos ‚Schlaf‘) bezeichnet man den Zustand und das Verfahren zum Erreichen einer hypnotischen Trance.

Diese Form der Trance ist gekennzeichnet durch einen tiefentspannten Wachzustand, dessen Besonderheit eine extrem eingeschränkte und auf wenige Inhalte ausgerichtete Aufmerksamkeit ist.“

Du musst den Satz jetzt nicht zweimal lesen, um ihn zu verstehen. Oder habe ich das schon zu spät geschrieben? Ja, unser Gehirn kann sich nur auf eine Sache besonders gut konzentrieren, aber in unserem Alltag müssen wir oftmals Dinge gleichzeitig machen und bei der Hypnose geht es darum, eben alles außen herum abzuschalten und sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Es ist ein natürlicher und normaler Geisteszustand, den wir nutzen können, um unser Unterbewusstsein anzusprechen und zu führen. Die Hypnose ist keine Zauberei, nichts Okkultes und auch kein Hokuspokus, es ist ein Zustand, den wir alle tagtäglich erleben.

Das Tor zum Erfolg ist der Zugang zu unserem Unterbewusstsein und jetzt müssen wir herausfinden, wie wir mit unserem Unterbewusstsein kommunizieren.

Um deine Aufmerksamkeit ein wenig zu schärfen, führen wir am besten eine kleine Übung durch:

! ÜBUNG

Versuche in drei Minuten ganz konzentriert alles um dich herum wahrzunehmen – alles, was du sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken kannst. Finde heraus, wie viele Dinge du gleichzeitig wahrnehmen kannst, und registriere, wie viel du im Normalfall überhaupt nicht wahrnimmst.

Gratuliere, wenn du die Übung konzentriert und intensiv ausgeführt hast, bist du vermutlich schon in eine leichte Trance gefallen, es war deine erste Selbsthypnose.

Geschichte der Hypnose

Wenn ich mich mit Interessierten über das Thema Hypnose austausche, höre ich sehr häufig das Vorurteil, die Hypnose wäre etwas Modernes, zum Teil wird sie auch in die Esoterik-Ecke geschoben. Aufgrund der Berichte in der Öffentlichkeit kann ich das auch verstehen und daher möchte ich dir ein wenig die Augen öffnen, woher die Hypnose eigentlich kommt und dass Hypnose nichts mit Glauben zu tun hat, sondern ein Zustand ist, den schon viele Generationen vor uns für sich genutzt haben.

Der Tempelschlaf im alten Ägypten war vor mehr als 2.500 Jahren der erste überlieferte Bericht zur Hypnose. Bereits zu dieser Zeit wurden in den Isis-Tempeln Trancezustände angewandt. Auch andere Kulturen und Völker, wie etwa die Griechen oder die Chinesen, nutzten den Tempelschlaf als hypnotische Beeinflussungs- und Einschläferungsmethode. Dabei wurden Krankheiten mithilfe von Ritualen, Amuletten und autoritären Suggestionen positiv beeinflusst.

Ab dem 16. Jahrhundert wurden Hände aufgelegt und der in der Schweiz geborene Arzt und Alchemist Paracelsus (14931541) begann als Erster mit der Methode des sogenannten Magnetstreichens, aus der 300 Jahre später der sogenannte Mesmerismus entstand.

Der in Wien praktizierende Arzt Franz Anton Mesmer (17341815) legte Magnete auf den Körper seiner Patienten und beobachtete die Begleiterscheinungen. Die verschiedenen Beschwerden verschwanden oft schlagartig und die Patienten spürten bei der Behandlung ein merkwürdiges Kribbeln. Es war eine Mischung aus Naturwissenschaft und Esoterik.

Mesmer erkannte aber auch, dass es nicht nur die Magnete an sich waren, die halfen. Er ging vielmehr davon aus, dass sich in unserem Körper eine Energie befindet, von der er glaubte, sie mittels Magneten an die „richtige“ Stelle holen zu können und dort wirken zu lassen. Trotz seiner großen Behandlungserfolge konnte er sich in der akademischen Fachwelt nicht durchsetzen.

Erst der Schotte James Braid (1795-1860) konnte erklären, dass nicht der Magnet für die Regenerierung des Körpers sorgte, sondern die Patienten aufgrund einer Augenfixation in einen Trancezustand fallen. Er bezeichnete es als Neuro-Hypnose, abgeleitet von dem griechischen Gott des Schlafes „Hypnos“. Auch wenn uns der Begriff „Hypnose“ geblieben ist, beschreibt er nicht den richtigen Zustand. Im Englischen nutzt man auch heute noch die ältere Bezeichnung „to mesmerize“ um jemanden zu hypnotisieren.

Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahrhunderts nutzte der Arzt James Esdaile (1808-1859) das hypnotische Koma auch zur Schmerzkontrolle bei schwierigen Operationen. Heute noch wird der Zustand als Esdaile-Zustand bezeichnet. Er führte mehr als 500 Operationen unter Hypnose und ohne Betäubung durch. Leider geriet das Wissen nach der Entdeckung der modernen Anästhesie vor ca. 170 Jahren zunächst wieder in Vergessenheit.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfand Sigmund Freud (1856-1939) als weitere Heilmethode die Psychoanalyse, nachdem er selbst mit der Methode der damals üblichen autoritären Hypnose nicht immer erfolgreich war. Er meinte, es existiere keine Fremdhypnose von außen. Jeder hypnotische Zustand wird nur durch einen selbst, also als Selbsthypnose herbeigeführt. Böse Zungen behaupten, seine nicht immer erfolgreichen Hypnosesitzungen hatten vor allem mit seinem Kokain-Konsum und den Folgen, dass sein Zahnfleisch darunter litt und er daher nicht autoritär genug sprechen konnte, zu tun. Trefflicherweise erfand er die Sprechtherapie, da musste nicht er sprechen, sondern sein Patient.

Parallel zur medizinischen Hypnose entwickelte sich im Laufe der Zeit auch die Bühnen- und Showhypnose. Der Showhypnotiseur Dave Elman (1900-1967) entwickelte Induktionsmethoden (Einleitung in den hypnotischen Zustand), die den Klienten sehr schnell in Trance versetzten, unter anderem die sogenannte Blitzhypnose, wie sie auch heute noch bei sehr vielen Hypnoseshows eingesetzt wird. Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung 1948 waren anwesende Ärzte so begeistert, dass sie ihn baten, ihnen die Hypnose beizubringen. Fortan unterrichtete er tausende Ärzte und Zahnärzte in medizinischer Hypnose und brachte ihnen seine Dave-Elman-Induktion bei.

Einen gegensätzlichen Ansatz verfolgte Milton Erickson (1901-1980). Er ging den Weg über indirekte Suggestionen und antiautoritäre Hypnoseeinleitungen und eröffnete damit ganz neue Möglichkeiten, die in die moderne Psychotherapie einflossen.

Erickson stellte den Patienten und seine Einzigartigkeit in den Vordergrund und öffnete durch seine antiautoritäre Vorgehensweise das Unterbewusstsein seiner Patienten. Er nutzte zur Induzierung der Trance alles, was ihm brauchbar schien. Egal, ob das Märchen, Briefe, Provokationen, das Reden von Unsinn oder überraschende Begleiterscheinungen wie Geräusche oder Lichteffekte waren.

Er erkrankte schon in jungen Jahren an Kinderlähmung und seine körperlichen Probleme und Schmerzen waren der Motor für seine unglaublichen Leistungen. Erickson behandelte sich täglich mit Selbsthypnose, um seiner Arbeit an der Universität von Michigan nachgehen zu können. Er schrieb seine Ideen für Fachartikel mitten in der Nacht aus seinem Unterbewusstsein auf.

Die heutige therapeutische Hypnose und auch viele Ansätze aus der Neurolinguistischen Programmierung) gehen auf Milton Erickson zurück. Die beiden Gründer der NLP Richard Bandler und John Grinder haben die Art und Weise, wie Erickson die hypnotische Sprache genutzt hat, in ihrem Milton-Modell beschrieben.

Der hypnotische Zustand

Die drei Grundzustände unserer Psyche sind der Schlaf, die Trance und der Zustand der Wachheit. Der Zustand ist aufgrund unserer Aktivität in unserem Gehirn anhand der Elektroenzephalografie Frequenzbänder messbar. Die Bilder dazu findest du auf der Seite 19.

Während unseres Tiefschlafs befindet sich die Aktivität unseres Gehirns im Delta-Zustand. Es wird nur sehr wenig verarbeitet und wir benötigen unser Unterbewusstsein nur zum Aufrechterhalten unserer Körperfunktionen.

Eine Trance erreichen wir, wie auch die leichten Schlafphasen N1 und N2, im Theta-Zustand. Unser Körper muss zu diesem Zeitpunkt nichts leisten, aber unser Gehirn ist in dieser Zeit sehr aufnahmefähig. Das Tor zu unserem Unterbewusstsein steht dabei weit offen. In der Einschlafphase nutzt unser Gehirn den Theta-Zustand, um alles am Tag Erlebte zu verarbeiten und dabei die unwichtigen Dinge zu vergessen und die wichtigen Dinge neu zu vernetzen. Das bedeutet, die Synapsen zwischen unseren Nervenzellen werden in dieser Phase neu geordnet.

Am leichtesten ist das mit einem kleinen Beispiel zu verstehen. Schließe für einen Moment deine Augen und stell dir vor, wo du am 3. April 2015 warst.

Wo warst du denn?

Wahrscheinlich ist es gar nicht so einfach, sich daran zu erinnern, und die meisten haben vermutlich keine Ahnung, was an dem Tag war und wo sie selbst waren. Lass uns einen Schritt weitergehen. Schließe noch einmal die Augen und jetzt stell dir genau vor, wo du am 11. September 2001 warst.

Falls du schon über 35 bist, war das vermutlich deutlich einfacher. Fast jeder, der diesen Terroranschlag auf das World Trade Center in den USA an diesem Tag irgendwo vor dem Fernseher erlebt hat, kann auch sagen, wo er sich dabei befand. Viele können auch ganz viele Details zu diesem Tag erzählen. Aber was ist der Grund dafür?

An diesem Tag gab es in allen Medien nur noch ein Thema „Der Terroranschlag in New York“, auch wenn wir es gewollt hätten, wir konnten dem gar nicht entgehen. Als wir dann ins Bett gegangen sind, hat es in der ersten Schlafphase, dem Theta-Zustand, ebenfalls nur ein Thema für unsere Gehirnzellen und Synapsen gegeben. Der Tag hat sich sozusagen in Trance eingebrannt. Hinzu kommt die Berichterstattung der nächsten Tage und Wochen. Immer wieder wurden wir mit dem Thema konfrontiert und daher ging unser Unterbewusstsein davon aus, das Thema ist wichtig, das wollen wir mal festhalten! Die Vernetzung wurde so stark, dass es kaum möglich ist, den Tag zu vergessen.

Auch der nächste Zustand, der Alpha-Bereich, trug dazu bei, dass diese Vernetzung sehr stark ist. Wir malten uns in Tagträumen aus, was als Nächstes passieren würde oder wie es den Betroffenen geht oder warum Menschen so etwas Schlimmes machen. Wie der Theta-Zustand ist nämlich auch der Alpha-Zustand ein Trancezustand, allerdings können wir dabei die Umgebung bewusst wahrnehmen. Diesen Zustand erleben wir mehrfach täglich, wenn wir eintönige Arbeiten machen, auf der Couch liegen und einen Film anschauen oder auch, wenn wir ein Buch lesen. Selbst beim Autofahren kommen wir in den Alpha-Zustand und beobachten nicht immer bewusst den Straßenverkehr. Es ist eine leichte Trance und der Übergang in den Wachzustand.

Im Beta- und Gamma-Bereich sind wir hellwach und unser Geist läuft auf Hochtouren. Wir nehmen alles auf, was über unsere Sinne an Informationen kommt. Verarbeitet werden diese Daten allerdings in einer Phase, in der unser Gehirn keine großen Rechenleistungen vollbringen muss, sondern Zeit hat, das Erlebte zu verarbeiten, und das erfolgt im hypnotischen Zustand im Theta- und Alpha-Bereich. In dieser Zeit werden die Daten strukturiert und abgespeichert.

Die Erkenntnis aus der Betrachtung der Elektroenzephalografie lauten wie folgt:

Abb. 1: Elektroenzephalografie Frequenzbänder EEG

Kontraindikation

Auch wenn wir diesen hypnotischen Zustand jeden Tag erleben, gibt es Gründe, ihn nicht per Hypnose herbeizuführen. Hier spricht man von einer Kontraindikation. Da sich in solchen Fällen die Risiken nicht in vollem Umfang abschätzen lassen, liegt es im eigenen Interesse, verantwortungsvoll zu handeln.

Wenn du zu den nachfolgenden Risikogruppen gehörst, solltest du das Thema Hypnose mit deinem Arzt oder Psychotherapeuten besprechen:

  • Schizophrenie
  • Psychosen
  • Realitätsflucht
  • Borderline-Patienten
  • An Demenz Erkrankte oder bei geistigem Defizit
  • Anfallserkrankungen wie Epilepsie
  • Schweres Asthma
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie extrem niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen

Das Unterbewusstsein ist ein
gefährlicher Mitwisser - es
weiß all die Dinge, von denen
wir nichts mehr wissen wollen.

Lilli U. Kreßner (*1957)

2. KAPITEL

Wer sind wir?

Neben unserer Hardware, unserem Gehirn, haben wir auch ein Betriebssystem. Genau genommen haben wir sogar drei: unser Bewusstsein, unser Unterbewusstsein und das Unbewusstsein.

Bezüglich dieser Sichtweise gibt es, wenn man die vielen Erklärungen in Büchern und auch im Netz dazu liest, immer noch keine einhellige Meinung. Daher möchte ich dir meine Sichtweise dazu gerne näherbringen.

Sehr häufig höre ich, ein Unterbewusstsein gibt es nicht, sondern nur das Unbewusste. In einem gewissen Maß würde ich da beipflichten, da alle Informationen aus dem Unterbewusstsein unbewusst abgerufen werden können, ich sehe aber trotzdem einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen.

Das Unbewusstsein

Unsere Entstehungsgeschichte geht mehr als drei Milliarden Jahre zurück. Das erste Leben auf der Erde waren Bakterien und vor ca. 525 Millionen Jahren gab es das erste Tier mit einem einfachen Skelett und vermutlich auch schon mit einem Nervensystem und Flossen, wir lebten ja damals noch im Wasser, bis wir vor 300 Millionen Jahren aus dem Wasser kamen und uns in den nächsten Jahrmillionen von Amphibien zu Reptilien weiterentwickelten. Erst vor 125 Millionen Jahren wurden wir zu Säugetieren.

Jetzt die spannende Frage: Hatten all diese Vorfahren schon ein Bewusstsein? Haben diese Tiere damals schon bewusst darüber nachgedacht, warum sie aus dem Wasser krochen oder wie ihr Körper funktioniert? Wussten sie überhaupt, dass sie ein Gehirn oder ein Herz haben?

Ziemlich sicher nicht, sie funktionierten vollautomatisch, eben unbewusst. Die Organe verrichteten ihre Arbeit, ohne dass sie darüber nachdenken mussten. Wie auch heute noch bei uns. Wir müssen uns nach dem Schlucken unserer Nahrung nicht mehr darum kümmern, wie wir das Essen vom Magen in den Zwölffingerdarm schieben, es passiert vollkommen automatisch.

Diese körperlichen Prozesse und auch unsere Instinkte sind uns angeboren und kommen aus der Zeit unserer Vorfahren. Daher sagt man zu dem Teil unseres Gehirns auch etwas despektierlich Reptilienhirn. Der Hirnstamm ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil unseres Gehirns und die Schnittstelle zwischen dem Rückenmark und dem restlichen Gehirn. Er ist relevant für die wichtigsten Lebensfunktionen wie Atmen, Herzschlag oder unseren Blutdruck.

Auf diesen Teil unseres Gehirns haben wir bewusst keinen Zugriff, daher bezeichnen wir es logischerweise als das Unbewusste.

Neben unseren Körperfunktionen zählen wir auch unseren Instinkt zu den unbewussten Handlungen. Die Ausschüttung von Adrenalin, wenn es brenzlig wird, können wir ebenso wenig steuern wie all die anderen Hormone, die uns helfen, auch im Automatikmodus voll funktionsfähig zu sein.

Das Bewusstsein

Für diese Betrachtung blicken wir noch einmal zurück. Vor ca. 250.000 Jahren entwickelte sich mit dem Homo sapiens der erste moderne Mensch und vermutlich ist auch erst mit ihm das erste Lebewesen mit einem Bewusstsein entstanden.

An der Stelle gehe mal in dich und genieße die nächsten Zeilen.

Es gibt ca. neun Millionen Lebewesen auf der Erde und du gehörst zur einzigen Art, die nach drei Milliarden Jahren Entwicklung ein Bewusstsein entwickelt hat. Ist das nicht ein Wahnsinn?