Bisher erschienen in dieser Reihe:

Mykonos Crime 1 Die Bestie von Mykonos

Mykonos Crime 2 Rache

Mykonos Crime 4 Der Drei-Sterne-Mord

Mykonos Crime 5 Tattoo

Mykonos Crime 6 Skalpell

Mykonos Crime 7 Hass

Mykonos Crime 8 Sturm über Mykonos

Mykonos Crime 9 Die Maske

Mykonos Crime 10 Abseits

Mykonos Crime 11 Glut

Mykonos Crime 12 Putsch

Mykonos Crime 13 Royals

Mykonos Crime 14 Traumata (Okt. 19)

Andere Mykonos-Bücher siehe Buchende

Impressum
Titelbild: Gest. Katsitis/Porträtaufn. deepkircher
Copyright Paul Katsitis 2019
ISBN 9783750453425
Druck Books on Demand GmbH

Jeder Band behandelt einen abgeschlossenen

Fall, sodass die Bände nicht in der Reihenfolge gelesen werden müssen.

Alle Bücher der Serie wurden in Griechenland

gesetzt. Da griechische Setzer keine deutschen

Fehler erkennen können, finden sich in dem Buch

sicher mehr Fehler als in einem normalen Buch.

Aber so bleiben wenigstens ein paar Euro in

Griechenland.

Alexandros Nikakis (früher Galis), 36, war leitender Kommissar auf Mykonos und ist verheiratet mit

Angelos Nikakis, 30, war Hauptkommissar in Thessaloniki.

Nach ihrem Kennenlernen beschlossen beide, auf Mykonos eine Privatdetektei zu eröffnen. Um die Kosten für eine Kommissar- bzw. Stellvertreterstelle einzusparen, ermittelten Alex und Angelos zunächst im Auftrag der Gemeinde gegen Honorar. Ein guter Deal für beide Seiten.

Seit einem Jahr ist Angelos auch Bürgermeister.

Für dieses Buch „benötigte“ ich eine königliche Familie aus dem Nahen Osten.

Rein zufällig fiel meine Wahl auf Schardscha (Sharjah). Die Mitglieder der Familie in diesem Buch haben nichts mit der tatsächlichen Familie des Emirs zu tun.

Aber: manchmal spielt das Leben verrückt. Wenige Tage nach Fertigstellung dieses Buches starb der Kronprinz im Alter von nur 39 Jahren. Todesursache unbekannt.

Es ist also kein Fall von Pietätlosigkeit, sondern ein Zufall, der sich nicht mehr ändern ließ.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Istanbul

Safiye huschte durch die Türe und schloss sie schnell.

„Schwesterherz“, rief Khaled voll Freude. Die Geschwister küssten sich und freuten sich über das Zusammentreffen.

„Wie bist du den Geiern entkommen?“, fragte Khaled.

„Weißt du, es gibt Gelegenheiten, bei denen arabische Frauen allein sein müssen. Über die Gesetze des Koran dürfen sich weder ein Scheich noch Bodyguards hinwegsetzen“, antwortete Safiye lächelnd.

„Und das wäre?“, fragte Khaled mit einem Lächeln.

„Die Sauna mit anschließender Massage. Ich muss mir nur bei dir die Haare nassmachen!“

Sie hatte schnell lernen müssen, dass es auf solche Kleinigkeiten ankam, wenn sie sich ihren ohnehin eingeschränkten Bewegungskreis erhalten wollte. Khaled legte den Arm um sie und führte sie zur Couch.

„Deine Kletten sind auch nicht da?“, fragte Safiye.

„Bei mir ist es nicht so schlimm. Mich muss man nur vor Terroristen schützen, nicht vor Männern im Allgemeinen. Ich habe sie in die Botschaft geschickt, um wichtige Dokumente abzuholen, die bewacht werden müssen. Die Dokumente stammen immer von mir selbst. Ich verschicke sie vor dem Abflug!“

Safiye brach in Gelächter aus.

„Guter Trick. Muss ich mir merken“, sagte sie.

„Nun sag endlich, wie es dir geht. Wir haben uns seit Monaten nicht gesehen“, sagte Khaled.

„Weil du die ganze Zeit unterwegs bist“, antwortete Safiye.

„Du weißt genau, warum. Zuhause bin ich unter Dauerbewachung. Keinen Schritt kann ich allein tun. Ich verfluche meinen Bruder heute noch.

Auch wenn ich seinen Tod irgendwie bedauere.

Es hat mir dieses Amt eingebrockt. Das ich nie wollte und auch jetzt nicht will!“

„Dabei bist du noch in einer besseren Lage als ich. Es ist als hätte ich Ketten am Fuß. Aber mach dir keine Sorgen. Unser Vater wird auch noch aus dem Sarg regieren!“

Khaled lachte.

„Du hast recht. Ohne ihn geht die Welt unter – denkt er. Und er wird unter Garantie nicht sterben, bevor du verheiratet bist. Mich wundert, dass er dir noch keinen Ehemann präsentiert hat!“

„Hat er schon“, sagte Safiye betrübt.

„Wie bitte?“

„Vor zwei Wochen. Was glaubst du, warum ich geflüchtet bin!“

„Wer ist es?“

„Der Sohn des Scheichs von Adschman!“

„Der ist doch über vierzig? Und außerdem Verwandter zweiten Grades! Da werden die Kinder doch …“

„Blöd meinst du? Nun, wir beide sind auch nicht dumm, obwohl Mutter Vaters Cousine ist!“

„Du hast recht. Ich suche nur nach einem Argument, diesen Unsinn zu verhindern“, sagte Khaled aufgebracht. „Wie willst du es verhindern? Sieht er wenigstens gut aus?“

„Er sieht aus wie sein Vater!“

„Also fett und mit Hakennase“, stellte Khaled fest.

„Er ist schlicht hässlich. Der Gedanke an Sex …“, weiter konnte sie nicht sprechen, denn sie brach in Tränen aus. Khaled setzte sich neben sie und legte den Arm um sie.

„Ich verspreche dir, dass mir noch etwas einfällt.

Bruderehrenwort!“

Safiye lächelte ein wenig.

„Jeder glaubt immer, wir führten ein sorgenfreies Leben. Luxus ja. Freiheit nein!“, jammerte Khaled.

„Warte ab. Es wird nicht lange dauern, dann wird er mich verheiraten wollen. Gott sei Dank glaubt Vater, dass ich zuerst möglichst viele Länder besucht haben muss. Dafür bin ich doch sehr dankbar!“

Khaled brach in Gelächter aus.

„Was du in diesen Ländern wirklich machst …“

„Wenn er das je erfährt, lässt er mich steinigen“, sagte Khaled.

„Super. Ich kann an so etwas nicht denken. Stell dir vor, ich bin bei der Hochzeit keine Jungfrau mehr!“

Khaled lachte erneut.

„Vaters Gesicht möchte ich dann gerne sehen!“

„Ich nicht“, antwortete Safiye, musste aber auch grinsen.

„Schön, dass du hier bist“, meinte Khaled aufrichtig. „Und zumindest teilweise in Freiheit!“

„Aber ich bin nicht die einzige, die Probleme hat.

Was ist mit dir?“

„Ach, Safiye. Ich versuche, nicht daran zu denken. Ich weiß nicht, wie es für mich gut enden soll“, beklagte sich Khaled.

„Da sind wir schon zwei. Immerhin darf ich eine Woche nach Mykonos!“

„In diesen Sündenpfuhl? Weiß Vater davon?“

„Natürlich. Er möchte von Frauenthemen nichts wissen, vor allem, wenn sie mit dem Körper zu tun haben. Und ich habe ihm erzählt, ich könne es nicht zuhause richten lassen, weil die Medien davon Wind bekommen könnten. Also hat er der Reise zugestimmt. Natürlich unter schärfster Bewachung. Aber denen büchse ich schon aus!“

Khaled grinste. Das würde sie bestimmt.

„Ziel ist eine Klinik auf Mykonos?“

„Genau das!“

„Hoffentlich gelingt es dir, etwas Spaß zu haben, Schwesterchen!“

„Unter Garantie. Und dir noch viel Vergnügen in Istanbul. Aus welchem Grund bist du eigentlich hier?“, fragte Safiye.

„Eine Konferenz über Künstliche Intelligenz. Ich werde kein Wort verstehen!“

„Künstliche Intelligenz. Na, da hätte unsere Familie großen Bedarf“, sagte Safiye lachend.

„Nein. Selbst das hilft nichts!“

Beide lachten.

„Khaled, ich muss wieder zurück ins Zimmer. Meine Kletten werden sonst unruhig!“

„Jetzt schon? Schade. Vergiss nicht, das Haar anzufeuchten!“

„Das hätte ich jetzt fast vergessen“, sagte Safiye und küsste Khaled.

Khaled, 26, war der Kronprinz des Emirats Schardscha.

Und Safiye seine um zwei Jahre ältere Schwester.

2

Mykonos, 13 Seemeilen östlich

Victor Poroschenko sah auf seinen Monitor auf der Brücke der „Subsea 7“.

„Wir erreichen gleich den Zielpunkt“, sagte der Kapitän zu seinem Ersten Offizier.

„Ja, noch zwanzig Sekunden!“

Der Kapitän nickte.

Es war ein brüllend heißer Tag und windstill.

Poroschenko kannte die Ägäis auch anders.

Wenn der Nordwind aus Poroschenkos Heimat, der Ukraine, kommend, in Richtung Süden schwenkt, wird er zu einem Windungeheuer.

Mistral oder Bora sind ein Lüftchen dagegen.

Mehr als einmal war er in schwere See geraten und das mit viel größeren Schiffen als die fast zierliche „Subsea 7“

„Ankern!“, rief er und griff zum Hörer.

„Endposition erreicht. Ihr könnt anfangen, Brown!“

Kurz darauf wuselten die Filipinos über das Deck.

Poroschenko mochte seine Filipinos. Kein Wunder, dass sie gefühlt auf jedem Schiff der Welt zu finden sind – sie sind zuverlässig, fleißig und schnell, dachte er. Vielleicht, weil sie so klein sind.

Er lächelte.

Nach nur zehn Minuten hatten sie den Schiffsnamen überstrichen, wobei die Farbe fast direkt am Pinsel getrocknet wäre, so heiß war es.

Dann brachten Sie das aus Blech bestehende neue Schild an.

Poroschenko musste laut lachen.

Humor hatten die Herren in Houston. Aus der „Subsea 7“ wurde die „Ocean Saver“. Fehlte nur noch, dass wir die „Greenpeace“-Flagge hissen.

Es war äußerst klug, die „Subsea 7“ in die Ägäis zu schicken, denn sie sah anders aus, als alle anderen Explorationsschiffe. Die hatten meist einen Förderturm als Aufbau. Ein schwimmender Bohrturm, der auch sofort als solcher zu erkennen war.

Die „Subsea 7“ hingegen hatte diesen Aufbau nicht. Aus den vielen Protesten hatte man gelernt, dass man solche Schiffe optisch anders gestalten muss, um in Ruhe bohren zu können.

Und so sah die „Subsea 7“ eher wie ein meeresbiologisches Schiff oder ein hochtechnisierter Trawler aus. Seitdem war Schluss mit dem Zinnober. Ketten aus Fischerbooten, Schlauchboote von Greenpeace und WWF und wie diese Idioten alle heißen, Schlägereien zwischen den Filipinos und örtlichen Fischer – alles Geschichte.

Man blieb unbeachtet und die Namensänderung, wenn auch illegal, trug einen kleinen Teil zur Beruhigung bei. Eine „Ocean Saver“ muss etwas mit Umweltschutz zu tun haben. Einfach deswegen, weil es der Mensch aufgrund des Namens so erwartet. Würde am Schiff der Name „Ölschleuder“ prangern, bräuchte man in keinen Hafen einlaufen.

Kurz darauf vibrierte das kleine Schiff, aber daran war Poroschenko schon seit Jahren gewöhnt.

Die erste Probebohrung. Nicht einmal einer Stunde nach Erreichen der Position. Time is money. Jede Betriebsstunde der „Subsea 7“

kostet 16.000 Dollar. Und es gab noch zahlreiche andere Stellen, die sie abarbeiten mussten. Seit den Erdgasfunden vor Zypern war die ganze Branche in Aufruhr. Wenn vor Famagusta große Vorkommen lagern, dann sicher auch in der Ägäis. Dafür sprechen auch die zahlreichen Aktivitäten der türkischen Armee, die mit Bestimmtheit keinen Streit um kleine, öde Felsen führen würde, gäbe es doch nichts zu holen.

Im Falle von Mykonos hatten Poroschenko und seine Auftraggeber Glück.

Am zweiten Tag wurden sie fündig.

3

Sag mal, für wie blöd haltet ihr uns denn?“, brüllte Bürgermeister und Hauptkommissar Angelos Nikakis ins Telefon.

Sein Gesprächspartner war der griechische Premierminister Antonis Migiakis.

Der unkonventionelle Ton lag darin begründet, dass nur der Premier, Angelos und dessen Ehemann Alex von einem Schatten in der Vergangenheit des Premierministers wussten.

Denn Antonis Migiakis hatte eine türkische Mutter und war daher Halbtürke. Was in anderen Ländern kein Problem wäre, ist in Griechenland undenkbar. Bei der gemeinsamen Geschichte der beiden Länder, wäre es wahrscheinlicher, dass Angela Merkel Regierungschefin in Athen würde, als dass man einen Halbtürken akzeptieren würde.

Das Geheimnis war bestens gehütet, wurde aber aufgedeckt, als bei den Ermittlungen im Mordfall Karamanlis die Adoptionsurkunde auftauchte – mit Migiakis´ ursprünglichem Namen und dem der Mutter.

Kommissar hatte den Premierminister bei einem Vier-Augen-Gespräch darauf angesprochen, ihm aber versichert, dass er das Geheimnis für sich behalten würde, denn für ihn war die Herkunft kein Kriterium. Im Gegenteil: Angelos Nikakis fand die Angelegenheit: witzig. Und: er hatte seinem Gatten Alex verboten, den Premier selbst zuhause „Mustafa“ zu nennen und Alex hielt sich daran.

Allerdings hatte Angelos darum „gebeten“, dass Fördergelder für Mykonos wohlwollender geprüft werden als bei Migiakis´ Vorgänger.

„Erpressung!“, sagte Migiakis.

„Nein. Eine Bitte“, lautete Angelos´ Antwort.

Migiakis lachte.

„Es würde auffallen, wenn wir deine Gemeinde bevorzugen!“

„Ach, da findest du schon einen Weg. Und außerdem habe ich dir versprochen, es nie öffentlich zu machen. Und mein Ehrenwort ist auch eines!“

Was der Premier wusste.

Dass der Bürgermeister den Premierminister duzt, hatte sich – vom Rathaus ausgehend – schnell auf Mykonos herumgesprochen. Man rätselte über die Gründe. Die beiden hätten ein Verhältnis gehabt, lautete eines der Gerüchte.

„Migiakis ist über fünfzig. Ich habe schon Probleme mit einem 36-jährigen“, sagte er zu Alex lachend und der schmiss Angelos prompt die Espressotasse hinterher.

Aber allen war klar, dass die offensichtlich private Verbindung - gleich welcher Art - für die Insel mehr als nützlich ist. Und alle waren erstaunt, als man im letzten Herbst damit begonnen hatte, die Umgehungsstraße – eigentlich die einzige Inselstraße – zu erneuern, worauf man schon mehr als 15 Jahre vergeblich gewartet hatte.

Der Bürgermeister hatte immer nur gegrinst, wenn er darauf angesprochen wurde.

„Du bist auch nicht besser als all die anderen, die über private Schienen etwas ergattern wollen“, sagte Alex.

„Alle auf dieser Insel sind erfreut, nur mein eigener Mann nicht. Es liegt nur darin, dass selbst der Hetero-Premier findet, dass …“

„ ...du der bestaussehendste und klügste Bürgermeister des Landes bist, ich weiß!“, ergänzte Alex. Ihr Running-Gag – und beide lachten.

An diesem Tag jedoch wurde es laut am Telefon.

„Wie heißt das Schiff? ‚Ocean Saver‘? Antonis, wenn es nicht so traurig wäre, würde ich jetzt losbrüllen, weil es so absurd ist. Im Schiffsregister finde ich dieses Schiff bestimmt nicht“, sagte Angelos, noch immer laut.

„Doch. Ich habe es überprüfen lassen. Und beruhige dich bitte. Es ist ein Schiff zur meeresbiologischen Erkundung ...“

An der Stelle bekam Angelos einen Lachanfall.

„Köstlich. Also Texaco und Exxon und wie sie alle heißen, beweisen immer mehr Humor. Entweder führt man dich hinters Licht oder …“

„Ich führe nichts im Schilde. Das Schiff will zehn Tage dort liegen. Zehn Seemeilen vor Mykonos!“

„Wenn die nach Öl bohren, ist die Brühe bei der Strömung nach fünf Tagen an unseren Stränden.

Und wer putzt dann? Du?“

„Von Öl ist nicht die Rede, Herrgott!“

„Jetzt hör mir mal zu. Wir sind vielleicht Provinzler, aber auch wir wissen, dass vor Zypern und überall in der Ägäis nach Öl und Gas gesucht wird oder schon gefunden hat. Warum glaubst du, warum die Türken dauernd zwischen unseren Inseln herumstreunen?“, sagte Angelos. „Suchen sie etwa nach Sandstränden?“

„Das sind doch nur die üblichen Provokationen“, versuchte Migiakis Angelos zu beruhigen.

„Aber eines muss auch dir klar sein. Der Staat ist pleite …“

„…Als ob ich das nicht wüsste. Gerade als Bürgermeister!“

„Ja. Würden große Gasvorräte gefunden, rein hypothetisch natürlich, könnte das der Ausweg aus der Krise sein!“

„Für euch in Athen vielleicht. Für Mykonos oder Samos wäre das das Ende. Hast du zufällig ein Foto dieses famosen Schiffs?“

„Nein. Aber ich sage dem Seefahrtministerium, sie sollen dir eins mailen“, versuchte Migiakis noch immer, Angelos zu beschwichtigen.

„Wenn es das ist, was ich wirklich glaube, dann versenke ich es persönlich!“

„Das traue ich dir sogar zu. Aber kein Grund zur Sorge“, schloss Migiakis das Telefonat.

Die Nachtigall war nicht nur am Trapsen, sie stampft auf den Boden, dachte Angelos Nikakis.

4

Ornos, Mykonos

Im Hause von Angelos und Alex Nikakis brodelte es. „Hätte ich nur nie dieser Kandidatur meinen Segen gegeben. Jeden zweiten Tag kommst du schlecht gelaunt nach Hause“, knurrte Alex.

„Dann hätten wir jetzt einen Rechten als Bürgermeister, einen ausgemachten Faschisten. Wäre dir das lieber?“

„Ehrlich gesagt, ja. Hauptsache, ich hätte meinen früheren Angelos zurück!“

„Fühlst du dich vernachlässigt?“, fragte Angelos gereizt.

„Wenn ja, wäre das ziemlich unfair. Ich tue alles, um es dir recht zu machen. Und wenn ich nicht mit dir sprechen darf, mit wem denn bitte sonst?

Soll ich die Wand fragen? Es ist nun mal mein Job!“

Vielleicht ist Bürgermeister und Kommissar ein bisschen zu viel, dachte Alex.

Alex kannte Angelos. Ein frischer Espresso beruhigte immer dessen Gemüter. Als er ihn auf den Küchentisch stellte, sagte er:

„Ich habe dir nichts vorzuwerfen. Deinen ehelichen Pflichten kommst du jedenfalls nach“, meinte Alex grinsend.

„Das sind keine Pflichten. Sonst wäre es auch nur jeden Samstag und das ist es beileibe nicht. Du machst mich jetzt ganz durcheinander!“

„Bitte. Lass uns aufhören. Ich hätte mir die Bemerkung verkneifen sollen. Ich weiß – und das ist kein Vorwurf -, dass du ein Adrenalinjunkie bist und es für dich nichts Schlimmeres gibt, als der Gedanke zuhause sitzen zu müssen!“

Angelos lächelte. Gott sei Dank, dachte Alex.

„Du kennst mich halt. Ich würde unleidlich werden, wenn …“

„Wenn du nichts zu tun hättest. Aber nicht, dass du 30 Jahre Bürgermeister bleibst. Versprochen hast du …“

„Dass ich nach zwei Jahren aufhöre. Das wäre in zwei Wochen“, sagte Angelos und lachte.

„Aber sei ehrlich. Du genießt doch deinen Status als ‚First Lady‘!“