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© Familie Freiherr von Röhl (2019)
https://www.kumakan-karate.de
E-Mail: kumakan-karate@mail.de
Der Begriff "Kumakan-Karate", sowie die in diesem Werk veröffentlichten Techniken sind
markenrechtlich geschützt und geistiges Eigentum des Verfassers.
ISBN: 978-3-7481-9775-1
Nichts ist so verborgen,
daß man es nicht erfahren
kann,
oder so geheim,
daß es nicht ans Tageslicht
kommt.
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Wein ist stark,
ein König ist stärker,
Frauen sind noch stärker,
aber die Wahrheit besiegt
alles.
Hakutsuru, der weiße Kranich
In Kampfkunstkreisen ein Synonym für die
Anmut, Schönheit und Eleganz der Kampfkünste,
aber auch für das versteckte System der Nervenpunkt- und Gelenkmanipulation.
„Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Deine Taten.
Achte auf Deine Taten,
denn sie werden Deine Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal.“
Meisterweisheit
Liebe Kampfkunstfreunde,
dieses Handbuch möchte Ihnen die faszinierende Welt des alten Okinawa- Karate, insbesondere des von uns entwickelten Kumakan-Karate, näherbringen und die heute vermeindlich oft noch immer bestehende Lücke zwischen den japanischen und den chinesischen Kampfkünsten schließen helfen.
Hierbei bildet unser Kumakan-Karate die Brücke zwischen den okinawanischen und den chinesischen Kampfkünsten, da seine Wurzeln zwar im klassischen Okinawa-Karate liegen, jedoch auch um zahlreiche Aspekte der chinesischen Kampfkünste erweitert wurden.
Viel wurde bisher schon über das klassische Karate geschrieben, jedoch gibt es nur sehr wenig deutschsprachige Literatur über das ursprüngliche Karate aus Okinawa, einer kleinen Inselgruppe im ostchinesischen Meer, zwischen Japan und China gelegen. Dabei gilt Okinawa heute mittlerweile bei allen anerkannten Autoritäten der Kampfkunst als die Geburtsstätte des klassischen Karate.
Das vorliegende Buch möchte daher allen ehrlich interessierten Karate-ka den Ursprung ihrer heutigen Kampfkunst näherbringen und den vermeintlich vorhandenen Zwischenraum, zwischen den bereits zahlreich erschienen Veröffentlichungen zum Thema Karate schließen helfen.
Hierbei werden wir nicht nur auf die technischen Aspekte des ursprünglichen Karate eingehen, sondern auch auf die oft viel interessanteren geistigen und geschichtlichen Hintergründe dieser alten okinawanisch / chinesischen Kampfkunst.
Das vorliegende Werk stellt darüber hinaus ein Informations- und Lehrmedium zum vertiefenden Studium des von uns entwickelten Kumakan- Karate, mit über 500 Fotos und Abbildungen, sowie zahlreichen technischen Erklärungen und Zusammenhängen dar.
Außerdem verfügt dieses Handbuch über eine Vielzahl von zum Teil einmaliger und in dieser Art bisher noch nie zusammengetragener Informationen zu den Kampfkünsten Okinawas und ihrer einzigartigen Meister.
Die beiden Autoren können hierbei auf ihre jahrzehntelangen Erfahrungen in den traditionellen Kampfkünsten Okinawas, sowie des Shaolin- Kung Fu1 und der Filipino Martial Arts zurückgreifen und somit quasi aus erster Hand berichten.
Die asiatischen Kampfkünste, insbesondere das, unserem Kumakan-Karate zu Grunde liegende Okinawa- Karate, sind für ihre starken Traditionen und besonderen Gepflogenheiten sehr bekannt. Viele dieser in Asien als selbstverständlich geltenden Verhaltensregeln stoßen in unserer westlichen Welt aber häufig auf Unverständnis und führen hier zur Befremdung.
Als Europäer haben wir es oft schwer, uns an die besonderen Regeln der asiatischen Kultur zu gewöhnen und Wissen nicht, wie wir richtig damit umgehen sollen.
Dieses Buch möchte hier eine Hilfestellung geben und auf einige Besonderheiten, auf welche wir in den asiatischen Kampfkünsten vielfach stoßen hinweisen und somit zu einem besseren Verständnis dieser fremdartig anmutenden Verhaltensweisen beitragen.
Gleichzeitig möchte es eine Brücke zum besseren Verständnis bauen, da viele dieser oft als fremd empfundenen Verhaltensweisen früher auch bei uns im Westen verbreitet waren. Im Laufe der modernen Zeit gerieten diese Regeln und Verhaltensweisen hier jedoch immer mehr in Vergessenheit und muten heute zunehmend als befremdlich und exotisch an.
In den folgenden Kapiteln wollen wir daher auf die ungewohnten asiatischen Begriffe und die einzelnen Zeremonien vor, im und nach dem Unterricht, sowie auf die technischen Gesichtspunkte des klassischen Karate, insbesondere des hier behandelten Kumakan-Karate eingehen und diese erklären.
Ein weiterer Bereich dieses Handbuches sei den Lesern gewidmet, die sich über die technischen Besonderheiten hinaus auch für die geschichtlichen und geistigen Hintergründe der von uns entworfenen Kampfkunst interessieren.
In seiner Gesamtheit soll das vorliegende Werk also Leitfaden und Informationsmedium für Karate-ka und außenstehende Interessierte sein.
1 Der Begriff Kung Fu steht im Westen häufig für die chinesische Kampfkunst als solche, in China bezieht er sich jedoch auf die Kunst oder Kunstfertigkeit im Allgemeinen und beschreibt hier ein gewisses, vorhandenes Können. Der Begriff beinhaltet aber auch die taktischen, technischen und philosophischen Aspekte der Kampfkunst.
Oft hören wir vom vielbeschworenen Unterschied zwischen dem Kampfsport und der Kampfkunst, doch worin liegt dieser häufig zitierte Unterschied eigentlich?
Nun zum einen sicherlich in der völlig anderen Bedeutung und Betrachtungsweise des Leistungsprinzips. Im Kampfsport zählt all zu häufig allein die erbrachte Leistung, welche durch Sieg oder Niederlage gegenüber einem Kontrahenten gemessen wird, als alleiniges Leistungsmerkmal.
Hierbei ist das Augenmerk ausschließlich auf die äußere, sichtbare Leistungsfähigkeit des einzelnen Sportlers gerichtet. Typisch für dieses Leistungsdenken sind Ausdrücke wie „den Gegner/ die Gegenmannschaft besiegen, der Beste sein, schneller, höher, weiter, in Konkurrenz stehen mit“ und der gleichen. All dies betont jedoch insbesondere das eigene Ego und führt zu einem manchmal maßlosen Konkurrenzdenken. Im Kernpunkt dieser Betrachtung steht dabei ausschließlich die geeignete und richtige Technik zum Übertreffen des Gegenübers.
Das Leistungsprinzip in der Kampfkunst ist dagegen hauptsächlich nach innen gerichtet im Sinne von Selbstentwicklung und Selbstentfaltung, sowie der Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens.
Die Kampfkunst ist demnach als eine Art der Meditation in der Bewegung zu verstehen, unabhängig davon, ob diese Bewegung nun langsam und leicht (z. B. Shaolin Qi-Gong) oder schnell und kraftvoll (z. B. Okinawa-Karate) ausgeführt wird.
Im Mittelpunkt steht hier die Erlangung eines reinen Herzens und einer geläuterten Lebenseinstellung.
Nach asiatischer Weltanschauung ist das Herz der Herrscher über Körper, Geist und Seele eines Menschen. Körper, Geist und Seele wiederum sind die Bewahrer von Wissen, Können und Vernunft. Die letztgenannten steuern unseren gesamten Körper und dessen Funktionen, sie sind demnach die Befehlshaber über unsere motorischen Fähigkeiten und Bewegungen, insbesondere auch über die Bewegung unserer Hüftregion, welche nach asiatischem Glauben für eine kraftvolle Technik in der Kampfkunst verantwortlich ist (siehe hierzu auch " Gedanken zum richtigen Training").
Wahre Kampfkunst kommt daher von innen, eben von einem reinen Herzen. Und nur mit der richtigen Einstellung in unserem Herzen können wir die Kampfkunst vollständig erlernen.
Fehlt diese Einstellung, wird unsere Technik immer nur ein Abklatsch dessen sein, wozu wir eigentlich fähig wären.
Unter diesem Gesichtspunkt kommt der Kampfkunst im Vergleich zum Kampfsport eine wesentlich umfangreichere Bedeutung für den einzelnen Ausübenden zu.
Der Unterschied der Kampfkunst zum Kampfsport liegt demnach in der gesamtheitlichen Betrachtungsweise gegenüber dem einzelnen Ausübenden.
In den Kampfkünsten gilt es nicht den Anderen zu besiegen, sondern über sich selbst den Sieg davon zu tragen, sein eigenes Ego zu besiegen und somit zu einer geläuterten Lebenseinstellung und einem reinen Herzen zu gelangen.
Hierfür bedient sich die Kampfkunst häufig auch philosophischer Betrachtungen und Ausarbeitungen, welche dann zu einem wesentlichen Bestandteil der einzelnen Kunst werden.
Ein derart komplexes Feld geht daher weit über eine reine Technikschulung hinaus, es ist vielmehr eine allumfassende Lebensschule, welche die Kampfkünste in ihrer Gesamtheit wohl am besten beschreibt.
Kampfkunst ist demnach angewandte Lebensschule.
Kumakan-Karate ist die Einheit von Körper und Geist
Für den interessierten Leser sei hier kurz der in unserer Schule praktizierte Kampfkunststil vorgestellt.
Vorab angemerkt war den Meistern der Antike eine Unterscheidung ihrer Kampfkunst in verschiedene Stilrichtungen, wie wir sie heute kennen unbekannt. Für sie gab es immer nur die eine, allumfassende Kampfkunst. Die damalige Frage lautete daher vielmehr, bei welchem Meister hast du gelernt, nicht welchen Stil übst du aus.
Im Laufe der Zeit hatte es sich jedoch eingebürgert, daß die verschiedenen Meister und Großmeister ihre jeweilige Interpretation der Kampfkunst als eigenständigen Stil kennzeichneten, da sie häufig im Verlaufe ihrer Kampfkunstausbildung bei mehreren, zum Teil recht unterschiedlichen Meistern, mit oft auch völlig unterschiedlichen Stilelementen gelernt hatten.
Sie fügten die zuvor erlernten, unterschiedlichen Stilelemente zu einem passenden Ganzen neu zusammen, ergänzten sie vielleicht noch durch eigene Erkenntnisse, welche sie im Zuge ihrer Kampfkunstausbildung erfahren hatten und entwickelten somit einen neuen, eigenen Kampfkunststil.
Dieser Stil besaß dann zwar die Prinzipien der zu Grunde liegenden, verschiedenen Kampfkunstsysteme, gehörte dabei aber weder völlig zu dem einen, noch ganz zu dem anderen System. Eine Umbenennung in einen eigenen Stil war somit sinnvoll und durch die geänderte oder erweiterte Technikzusammenstellung auch angezeigt, um sich somit deutlich von den zu Grunde liegenden Kampfkunstsystemen zu unterscheiden.
Zunächst nannten wir unseren Stil daher „Shorin-Te Ryu“, nach den beiden Hauptinitiatoren, dem Shaolin Kung-Fu (Shorin) und dem Okinawa-Karate (Te). Bald stellte sich jedoch heraus, daß dieser Kunstbegriff dem gesamten Spektrum unserer Kampfkunst nicht vollumfänglich gerecht wurde und häufig auch zu Verwechslungen mit dem bekannteren Shorin-Ryu System führte. Um unserer Kampfkunst zudem auch eine noch persönlichere Note zu geben, machten wir uns schließlich auf die Suche nach einer neuen, zutreffenderen Bezeichnung unseres Kampfkunstsystems.
Nach langer Suche fanden wir schließlich den, aus unserer Sicht richtigen Begriff und unsere Kampfkunst nennt sich seither
Der Begriff „Kumakan“ leitet sich dabei von dem Wappentier unserer Familie ab. Das Wappentier der Familie Freiherr von Röhl ist ein schwarzer, kampfbereit aufgerichteter Bär.
Der Bär wird in Japan „Kuma“ genannt.
Das zweite Schriftzeichen „kan“ bezeichnet im japanischen ein „Herrenhaus“, also das Haus eines Edelmannes. Hiermit wird zum einen auf die Herkunft der stilstiftenden Familie von Röhl hingewiesen, zum anderen bezieht sich dieses Schriftzeichen auch auf das, in diesem Stil zusammengefügte Lehrgebäude als ganzes. In diesem Zusammenhang bezieht sich das zweite Schriftzeichen also auf die unter dem gemeinsamen Dach zusammengefassten, edlen Kampfkünste und Tugenden des Westens und des Ostens.
Unser Kumakan-Karate setzt sich hierbei im Wesentlichen aus den Lehren der alten Großmeister des Okinawa- Karate, den Künsten der legendären Shaolin- Mönche und den dynamisch- fließenden Techniken der philippinischen Kampfkünste, sowie den Werte- und Tugendvorstellungen des Westens, im Zusammenspiel mit dem alten „Wude“ des Shaolin-Ordens zusammen.
Dabei ist das traditionelle Okinawa-Karate und hier insbesondere das okinawanische Shorin-Ryu Karate der Hauptiniziator unseres Stils, weshalb wir unsere Kampfkunst auch als „Karate“ bezeichnen.
Über viele Jahre hinweg hatten wir das große Glück, von mittlerweile leider mehrheitlich verstorbenen Großmeistern der verschiedenen asiatischen Kampfkünste persönlich lernen zu können. Unterstützt wurde dieser Umstand zusätzlich durch die Tatsache, daß wir auch einige Jahre in Asien leben durfen und somit einen tiefen und direkten Einblick in die jeweiligen Kampfkunstsysteme der einzelnen Großmeister erlangen konnten.
Zu unseren langjährigen Lehrmeistern gehörten unter anderem der okinawanische Großmeister Seifuku Nitta (10. Dan Shorin-Ryu Karate), sowie der philippinische Großmeister Ciriaco "Cacoy" Canete (12. Dan Eskrima, Stilgründer des Cacoy Doce Pares Cebu) und der ehrwürdige Abt des Shaolin-Tempel Deutschland, Großmeister Shi Yong Chuan.
Dadurch wird die Kampfkunst in dem von uns entwickelten Karate-Stil noch weitgehend in ihrer altüberlieferten Tradition gelehrt.
Unser Kumakan-Karate zeichnet sich hierbei insbesondere durch seine natürliche Atmung und relativ hohe Stellungen aus. Außerdem werden die Techniken hier mit wesentlich weniger Körperkraft und Akrobatik durchgeführt, wodurch sich dieser Karate-Stil viel "organischer", also körperfreundlicher für den jeweiligen Kampfkünstler anfühlt. Aus diesem Grund kann das Kumakan-Karate auch von älteren und nicht so beweglichen Menschen gut ausgeführt werden.
Kumakan-Karate ist dabei weder ein weicher noch ein harter Stil. Im Laufe der Unterrichtseinheiten werden aber Schnelligkeit und Beweglichkeit verbessert, sowie kraftvolle und präzise Techniken erlernt.
Darüber hinaus gehören Durchsetzungsvermögen in den Techniken und die Fähigkeit aus der Verteidigung heraus unmittelbar zum Gegenangriff überzugehen ebenso zu den Grundprinzipien unserer Kampfkunst, wie der gleichberechtigte Einsatz von Händen und Füßen.
Außerdem wird in unserem Kumakan-Karate ein großer Wert auf die geistige und seelische Weiterbildung unserer Kampfkunstschüler gelegt, daher runden asiatische und westliche, ritterlich-preußische Tugend- und Wertebegriffe unseren Kampfkunststil im Bereich der geistigen Wertevermittlung harmonisch ab.
Kumakan-Karate ist somit eine effektive Selbstverteidigungsmethode und eine aktive Lebensschule.
Leider ist diese Aussage heute für viele moderne Kampfsportarten nicht mehr selbstverständlich. Viel zu häufig ist die Kampfkunst zu Gunsten des Sportes zu einer reinen Wettkampfform verkommen. Mit dem Erfolg, daß die erlernten und geübten Techniken dann häufig in einer echten Selbstverteidigungssituation nahezu nicht mehr zu gebrauchen sind.
Die ursprünglichen Kampfkünste des Shaolin- Klosters, das Okinawa- Karate und die philippinische Kampfkunst waren und sind jedoch ausschließlich zur Selbstverteidigung konzipiert. Griff- und Haltetechniken, sowie bestimmte Druck- und Schlagtechniken zeichnen sie aus.
Auch unser Kumakan-Karate verfügt über eine Vielzahl dieser sehr effektiven Techniken und schon die Grundschule unseres Stils beinhaltet viele wirkungsvolle Anwendungen.
Aus diesem Grunde ist unsere Kampfkunst auch nicht für den Wettkampf geeignet, sondern ausschließlich zur Selbstverteidigung vorgesehen.
Kumakan-Karate ist Lebensschule.
Neben den kämpferischen Aspekten beinhaltet unsere Kampfkunst aber auch einen reichen Schatz an philosophischen Werten und lebensnahen Tugenden.
Die buddhistischen Lehren des Shaolin sind hierbei nur eine Quelle aus der wir schöpfen, die umfangreiche asiatische Lebensanschauung, aber auch die ritterlichpreußischen Werte und Tugenden gehören gleichberechtigt zu unserem Unterrichtsprogramm dazu und tragen so zu einer umfangreichen Lebens- und Charakterschule bei.
Hierdurch schaffen wir auf einzigartige Weise eine Brücke zwischen den Lehren der alten asiatischen Kampfkunstmeister und den tugendprägenden Wertevorstellungen des abendländischen Westens.
Lieber Leser, sicher sind Ihnen auch schon die häufig auf den Karateanzügen angebrachten Abzeichen aufgefallen.
Aber haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt warum wir überhaupt Zeichen und Symbole auf unseren Anzügen tragen?
Nun, die symbolhaften Bemalungen der Schilder mittelalterlicher Ritter kennt heute sicherlich noch immer jedes Kind.
Aus diesen symbolhaften Bemalungen entwickelte sich im Laufe der Zeit dann später das bekannte Wappenwesen (wissenschaftlich Heraldik genannt), welches noch heute im Bereich der Familien- und Kommunalwappen weltweit Anwendung findet.
Wie bei den europäischen Rittern, so war es seinerzeit auch bei den asiatischen Kriegern üblich, ein derartiges Wappen, in Japan „Mon“ genannt nach außen hin sichtbar auf der Oberbekleidung zu führen.
Ähnlich der Wappenröcke mittelalterlicher Ritter trugen insbesondere die japanischen Samurai ihr „Mon“ nach außen hin deutlich sichtbar auf ihrer Bekeidung oder Rüstung.
Dies war besonders im Kampf von großer Bedeutung, um so im Getümmel der Schlacht leichter Freund und Feind auseinander halten zu können.
Da Okinawa nachhaltig von der japanischen Kultur beeinflußt wurde, hielt auch hier das japanische Wappenwesen Einzug. Viele okinawanische Familien verfügen seither über ein eigenes Familien-Mon, welches sie noch heute oft als Clanwappen führen.
Diese Clanwappen (Mon) findet man heute dann auch häufig auf den Karateanzügen traditionsbewußter Kampfkunstmeister wieder. Heutzutage hat es sich außerdem eingebürgert, daß auch die Schüler eines solchen Meisters dessen Mon auf ihrem Karateanzug führen und somit ihre Zugehörigkeit zum jeweiligen Meister nach außen hin sichtbar zeigen dürfen.
Vielfach werden diese Abzeichen heute von den Schülern mit großem Stolz getragen, kann man doch hiermit zeigen, daß man zum auserwählten Kreis der Schüler dieses wappenführenden Meisters gehört.
Dieser alten Tradition fühlen wir uns im Kumakan-Karate ebenfalls verpflichtet, insbesondere da auch unsere Familie seit vielen Jahrhunderten ein eigenes Familienwappen führt.
Somit ist es wohl wenig verwunderlich, daß dieses alte Familienwappen der Familie Freiherr von Röhl in das von uns entwickelte Kumakan-Karate, als sichtbares Symbol der stilgründenden Familie Einzug gehalten hat.
Zum besseren Verständnis sei dieses Familienwappen hier kurz erklärt.
Der Familienname Röhl leitet sich von dem altburgundischen Wort „Roille“ab, welches übersetzt etwa „der Schrei des Bären“ bedeutet. Bildlich wurde der Familienname daher mit einem rot bewehrten, kampfbereit aufgerichteten, schreienden schwarzen Bären auf goldenem Grund dargestellt. Das Wappen ist mit einer Freiherrenkrone belegt. Die traditionellen Familienfarben sind hierbei Rot und Gold.
Im zuvor genannten Wappentier liegt auch die Begründung zur Namensgebung unseres Stils in „Kumakan-Karate“ verborgen, da der Bär auf japanisch „Kuma“ genannt wird und „kan“ Herrenhaus bedeutet, also den Wohnsitz eines Edelherren bezeichnet.
Das Abzeichen wird mit dem oben beschriebenen Wappen auf schwarzem Grund, oben mit den goldenen Kanji-Schriftzeichen für Kumakan-Karate und unten mit einem goldenen Schriftband „Kumakan-Karate - Familie Freiherr von Röhl Martial Arts System“ in lateinischer Schrift dargestellt.
Das Kumakan-Mon ist hierbei kreisrund. Gleich, wie ein Kreis oder Ring keinen Anfang und kein Ende hat, so stellt auch unser Mon den ewigen Fluß der Dinge dar, einen immerwährenden Kreislauf ohne Anfang oder Ende.
Es soll auch ein Symbol für das Leben sein, welches sich im steten Fluß befindet, immer wieder erneuert und ständig ändert.
Unser Kumakan-Mon wird auf der linken Seite des Karate-Gi´s, auf Höhe des Herzens getragen. Hier soll es uns stets daran erinnern, daß wir die Kampfkünste immer mit reinem Herzen und guter Gesinnung üben sollen und daß ein gutes Herz zu haben wichtiger ist, als gut zu kämpfen.
Die Geschichte der Kampfkünste ist beinahe so alt, wie die Menschheit selbst.
Demnach kann nach der heute geltenden wissenschaftlichen Lehrmeinung angenommen werden, daß die Ursprünge aller Kampfkünste, genauso, wie die Ursprünge der Menschheit selbst im heutigen Afrika zu finden sind.
Seit der Mensch denken kann hatte er schon immer Wege und Mittel gesucht, sich gegen Angriffe von Außen zu schützen und zur Wehr zu setzen.
Hierbei beobachteten die Menschen häufig auch das Verhalten der Tiere, welche im natürlichen Evolutionskampf um ihr Leben kämpften und dabei alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzten.
So entwickelten sich schon sehr früh zahlreiche Methoden der Selbstverteidigung und des Kampfes. Auch die Nutzung von Waffen und Hilfsmitteln aus der natürlichen Umgebung spielte seit Anbeginn der Menschheit eine gewisse Rolle in der Geschichte der Kampfkünste.
Im Laufe der vielen Jahrtausende der Menschheitsgeschichte entwickelte sich so eine Vielzahl von Kampfmethoden, mit teilweise sehr unterschiedlichen Aspekten.
Modernste wissenschaftliche Forschungen gehen derzeit davon aus, daß die Kampfkünste, welche für den asiatischen Raum später von größerer Bedeutung werden sollten, sich wohl im antiken Griechenland bildeten. Diesen Nachforschungen zufolge brachte Alexander der Große mit seinem Heer diese Kampfkünste nach Indien, wo sie sehr bald mit den dort bereits vorhandenen Kampfmethoden vereinigt wurden. Im weiteren Verlauf wurden diese Kampfmethoden dann an China weitergegeben.
Die Kampfkünste der alten Griechen lassen sich hierbei jedoch auf noch ältere Kampfmethoden zurückführen, die ihren Ursprung im heutigen Mittel- und Nordeuropa der frühen europäischen Megalithvölker fanden. Demnach kann man davon ausgehen, daß der frühe Ursprung der späteren asiatischen Kampfkünste seinen Anfang tatsächlich im heutigen Nordeuropa, also quasi vor unserer Haustür fand.
Zwar gab es zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt mehr oder weniger effektive Kampfmethoden, jedoch bleibt es wohl das unangefochtene Privileg der Asiaten, ihre Kampfformen nachhaltig zu kultivieren und bereits sehr früh mit vielen anderen Aspekten des Lebens zu verbinden.
Insbesondere hierdurch nahmen die Kampfkünste im asiatischen Raum im Laufe der Zeit äußerst effektive Formen an.
Im Unterschied zu vielen anderen Kampfsystemen fanden hier bereits sehr früh philosophische und andere lebensanschauliche Einflüsse Einzug in die vorherrschenden Kampftechniken und die mit ihnen zu verbindende Lebensanschauung.
Für die heute weit verbreiteten asiatischen Kampfkunstsysteme sind insbesondere die Ereignisse im frühen China von besonderer Bedeutung und sollen hier als Einleitung zur Geschichte des ursprünglichen Karate einmal näher beleuchtet werden.
Die erste Erwähnung einer frühen chinesischen Kampfmethode fand man bereits vor etwa 4600 Jahren, ca. um 2600 v. Ch. in einem Bericht über den gelben Kaiser (Hunagdi), welcher durch die Verwendung von rituellen Kampfbewegungen eine Schlacht gewonnen haben soll.
Weiterhin ist bekannt, daß es im 12. und 13. Jahrhundert vor Christus einen waffenlosen Ringkampf, genannt Xiangpu, in China gegeben haben soll. Ebenfalls weiß man, daß sich die chinesischen Adligen bereits ab dem 7. Jahrhundert vor Christus in verschiedenen Kampfmethoden übten, welche bereits auch schon von einigen esoterischen (geistigen) Elementen durchdrungen waren.
Jedoch sind diese frühen Zeugen einer asiatischen Kampfform noch lange nicht mit den ausgefeilten und durch eine tiefe philosophische Prägung ausgearbeiteten Formen der späteren asiatischen Kampfkünste vergleichbar.
Zahlreiche Überlieferungen sprechen in der Folgezeit ab dem 5. Jahrhundert nach Christus dem Shaolin- Kloster in der zentralchinesischen Provinz Henan eine entscheidende Rolle im Einfluß auf die asiatischen Kampfkünste zu.
Die Künste des Shaolin wiederum werden der Legende nach dem Begründer des Chan-Buddhismus, Bodhidharma zugeschrieben.
Bodhidharma war ein indischer Mönch, der als dritter Sohn des südindischen Königs Sughanda aus Kanchipuram, etwa im Jahre 470 n. Ch. geboren wurde. Als Angehöriger der Königskaste war er in den höfischen Sitten und den indischen Kampfkünsten ausgebildet.
Da er aufgrund der Erbfolge als dritter Sohn nicht für die Regierungsnachfolge in Frage kam, konnte er sich schon früh gänzlich seiner philosophischen Neigung widmen und den Chan (Zen)-Buddhismus studieren.
Der Legende nach versprach er seinem Zen-Lehrer am Sterbebett, den Chan (Zen)-Buddhismus hinaus in die Welt zu tragen.
Er begab sich daher auf den Weg und besuchte zahlreiche Klöster, bis er schließlich etwa um 510 n. Ch. im chinesischen Shaolin- Kloster in der Provinz Henan seßhaft wurde und die dortigen Mönche im Chan- Buddhismus unterrichtete.
Sehr bald stellte sich jedoch heraus, daß die Mönche durch den meditativ geprägten Chan- Buddhismus körperlich stark geschwächt und kränklich wurden. In diesem Zustand waren sie in der damaligen, unruhigen Zeit sicher auch ein häufiges und leichtes Ziel vagabundierender Banden.
Die Klöster wurden häufig Überfallen und die durch die Meditation geschwächten Mönche hatten den oft zahlreichen Angreifern nichts entgegenzusetzen.
Da Bodhidharma einem indischen Königshaus entstammte, war er im Laufe seiner Jugend mit größter Sicherheit auch in den indischen Künsten der Diamantenfaust, Vajra Mushti, unterwiesen worden.
Als sicher gilt jedenfalls, daß Bodhidharma den Mönchen verschiedene Übungen zur Stärkung des Körpers und der Gesundheit beibrachte, welche zum großen Teil auf die indischen Kampfkünste zurückgehen.
Bei den Shaolin- Mönchen wurden diese neuen Übungen, welche später als die 18 Hände des Lo- Han bekannt wurden, rasch als bewegliche Meditation in den Übungsalltag mit aufgenommen.
Schnell führten diese Übungen zur körperlichen Kräftigung und Gesunderhaltung der Klosterbrüder. Gleichzeitig eigneten sie sich aufgrund ihres kämpferischen Ursprunges auch hervorragend zur Verteidigung des Klosters gegen Übergriffe durch die bereits erwähnten Räuberbanden.
Sagenumwobene Berühmtheit erlangten die Shaolin- Mönche durch ihre außergewöhnlichen Kampftechniken, als sie ca. um 728 n. Ch. einem in Bedrängnis geratenen Kaiser der Tang- Dynastie beistanden.
Diese Begebenheit ist im Wald der Pagoden noch heute auf Steinstelen im Shaolin-Kloster nachzulesen und gilt als die Geburtsstunde der Shaolin- Kampfkünste. Ausgestattet mit zahlreichen kaiserlichen Privilegien war es den Mönchen von nun an erlaubt, ihre Kampfkunst öffentlich zu lehren.
Viele Mönche wurden daraufhin ausgesandt, um die Kampfkünste des Shaolin und den Chan- Buddhismus zu verbreiten.
In der Folge verbreitete sich die Kampfkunst der Shaolin im gesamten asiatischen Raum.