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© 2018; 2., überarbeitete Auflage

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Ketschau, A.

Das kleine Buch vom Deutschen Spitz

ISBN 9783744808514

Alle Rechte vorbehalten.

Bildmaterial + Texte: A. Ketschau

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INHALT

Geschichte, Erscheinung und Charakter

Spitze zählen zu den ältesten Haushundformen. Schon früh traten sie auf, ohne dass der Mensch züchterisch eingriff. Eine frühe Abbildung zeigt spitzartige Hunde auf Darstellungen um 400 v. Chr. Ursprünglich bewachten die intelligenten Vierbeiner Weinberge, Haus und Hof. Obwohl der Deutsche Spitz keinen Jagdtrieb hat, hält er auf den Höfen Ratten und Mäuse kurz. Er bewachte seit jeher Hab und Gut seiner Menschen, egal ob das ein Haus war, ein Hof, ob es über Flüsse schipperte oder ob es als Fuhrwerk über die pommer’schen Straßen rollte. Auch Weinberge wurden von Spitzen bewacht. Und obwohl der Spitz nicht aggressiv ist, verteidigt er bei Gefahr seine Menschen und sein Heim bis zum Letzten. Häuser, von denen bekannt ist, dass sie Deutsche Spitze beherbergen, werden von Einbrechern meist gemieden. Spitze sind unberechenbare Gegner, die listig kämpfen, besonders wenn sie zu mehreren auftreten. Außerdem können sie einen Höllenlärm veranstalten. Die Beliebtheit der Spitze schwankte in der Vergangenheit sehr. Mal waren sie begehrte Modehunde, dann wieder gerieten sie in Vergessenheit. Die Deutschen Mittel- und Großspitze sind heute stark in ihrem Bestand gefährdet. Die Reinzucht und Entwicklung der verschiedenen Schläge erfolgte ab 1882. Die Bezeichnung Spitz etablierte sich ebenfalls erst im 19. Jahrhundert, wobei nicht geklärt ist, woher die Bezeichnung stammt. Vielleicht geht sie auf die spitze Schnauze und die spitzen Ohren zurück, oder aber auf den mutigen und schneidigen Charakter des Spitzes. Die Spitze waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa weit verbreitet. Die dichtbepelzten Spitze waren vornehmlich im Nordwesten (Holland und Belgien eingeschlossen) verbreitet und wurden hauptsächlich als Begleit- und Wachhunde geschätzt. Man nannte die Deutschen Spitze früher auch Mistbeller, weil sie häufig auf dem warmen Misthaufen thronten und alles meldeten, was sich näherte. Man bezeichnete sie auch als Köter, was aber nicht abfällig gemeint war, sondern sich auf das Bewachen einer Kate, also einer einfachen Hütte, bezog. Den genauen Ursprung des Spitzes kann man nicht mehr ermitteln. Möglicherweise sind die Nordischen Spitze (nordische Schlittenhunde, Jagdspitze, Hütespitze usw) älter und die Vorfahren des Europäischen Spitzes. Früher ging man davon aus, dass die spitzartigen Rassen auf den Torfhund oder Torfspitz zurückgehen, doch wird dies heute von einigen Experten bezweifelt. Die Deutschen Spitze wurden früher vornehmlich von Bauern und einfachen Leuten gehalten. Sie galten von jeher als intelligent und gewieft, doch blieben sie stets die Hunde der kleinen Leute. Bevor der Verein für Deutsche Spitze gegründet wurde, betreute man die Spitze im Verein für Schäferhunde und Spitze Phylax, da man die Spitze aufgrund ihrer Verwendung auf Bauernhöfen zu den Schäferhunden zählte. 1899 riefen Charles Kammerer und Dr. v. Uhden in Ebersfeld den Verein für Deutsche Spitze ins Leben. Zur selben Zeit existierte schon der Frankfurter Spitzklub. 1910 schlossen sich beide Vereine zum Klub für Deutsche Spitze zusammen. Es gab einen regelrechten Spitzboom, aber dieser ist inzwischen deutlich rückläufig. Die Deutschen Spitze unterscheiden sich hauptsächlich in Farbe und Größe. Körperbau und Wesen sind beinahe identisch. Spitze sind leicht erziehbar (vom Eindämmen der Bellfreudigkeit einmal abgesehen – aber auch das ist möglich). Obwohl Spitze keine Marathonläufer sind, machen sie ausgedehnte Spaziergänge mit (für Zwerg- und Kleinspitz ggfs etwas kürzer wählen). Sie lieben Nasenarbeit, Apportieren, Dogdancing, Trickdogging und vieles mehr mit. Auch als Reitbegleithund sind sie geeignet, ebenso laufen sie neben dem Fahrrad. Kleinere Spitze kann man dabei in das Körbchen oder in einen Anhänger setzen, die „Großen“ halten auch längere Touren durch. Während großer Hitze sollte man auf längere Touren natürlich verzichten. Das Fell ist selbstreinigend, es sollte ca. einmal wöchentlich gebürstet werden. Totes Haar wird von den festsitzenden Haaren z.T. festgehalten. Deshalb findet man weniger Haar in der Wohnung. Kurz- und Stockhaarhunde haben meist weit mehr. Allerdings muss der Spitz trotzdem ordentlich gebürstet werden. Sein Fell könnte sonst verfilzen. Außerdem ist es für den Hund angenehmer, wenn totes Haar ausgebürstet wird und die Hautdurchblutung wird angeregt. Der Spitz ist anpassungsfähig, kann in einer Stadtwohnung genauso gehalten werden wie auf dem Land oder am Waldrand. Er ist leicht erziehbar, verschmust und anhänglich zu vertrauten Menschen, zu Fremden kann er zurückhaltend sein und sie auch verbellen. Er ist robust und durch die unterschiedlichen Größen der verschiedenen Schläge ist es einfach, die geeignete Schulterhöhe zu wählen, sofern man keine Riesenrasse halten möchte. Von Zwerg (Zwergspitz, um 20 cm) bis mittelgroßer Hund (Wolfsspitz, bis 60 cm) ist alles dabei. Zudem werden Spitze in vielen verschiedenen Farbschlägen gezüchtet; lediglich der Wolfsspitz ist wolfsgrau/silber und beim Großspitz sind nur die Farben weiß, schwarz und braun zugelassen, wobei die schwarzen und braunen Großspitze selten geworden sind. Spitze sind intelligent und lernen u.a. durch Nachahmung, d.h. sie beobachten ihre Umwelt und auch ihre Menschen und verhalten sich entsprechend.

Der Zwergspitz oder Pomeranian ist der kleinste Vertreter der Deutschen Spitze mit einer Schulterhöhe von 18-22 cm und einem Gewicht von rund 2 kg. Er ging aus immer kleiner gezüchteten Kleinspitzen hervor. Diese kamen vor mehr als 200 Jahren von Pommern nach England und wurden dort Pomeranian genannt. Früher nannte man auch die größeren Spitze Pomeranian, aber heute ist damit nur noch der Zwergspitz und gelegentlich noch der Kleinspitz gemeint. Die ersten Pomeranians kamen um 1970 zurück nach Deutschland. Erst von da an wurden sie in den Standard aufgenommen. Anfangs waren die Zwergspitze oft zu groß oder es ergaben sich aufgrund der geringen Größe Probleme in der Zucht, aber inzwischen hat sich das stabilisiert und die Zwergspitze sind die dritthäufigste Varietät des Deutschen Spitzes. Eine prominente Anhängerin und Züchterin des Pomeranian war Queen Victoria von Großbritannien und Irland. In England wurde der Pomeranian verkleinert und gleichzeitig vom Englischen Königshaus in alle Welt exportiert. 1970 brachte Joachim Weinberg den Pomeranian von einer Reise aus England zurück nach Deutschland. 1974 wurde der Deutsche Zwergspitz in den Standard aufgenommen. Es gibt bei den Zwergspitzen eine englische und eine amerikanischcanadische Linie. Beide werden nicht verpaart, weil wohl das Haarkleid darunter leidet. Zwergspitze sind häufig Orange, aber auch Schwarz, Braun, Weiß, Graugewolkt, Creme, Creme-Sable, Orange-Sable, Schwarz-Loh und Weiß-Gescheckt sind zugelassen. Der niedliche Kerl ist ein ganzer Hund mit entsprechenden Bedürfnissen! Er schmust zwar gerne und ist anhänglich, aber er braucht wie alle Hunde Auslauf und Beschäftigung und hat das gleiche „spitztypische“ Wesen wie die anderen Deutschen Spitze. Obwohl er ein wenig an einen Teddybären erinnert und ein niedliches Gesichtchen hat, muss man doch seine Bedürfnisse befriedigen – und dazu gehört u.a. auch genügend Auslauf und Beschäftigung, eine gesunde Ernährung und eine gute Grunderziehung. Wie alle Hunde braucht er Kontakt zu seinen Menschen und gehört nicht in einen Zwinger gesperrt! Das gilt auch für die anderen Spitze! Aufgrund ihrer „handlichen“ Größe eignen sie sich – der Leser möge diesen Satz bitte nicht falsch verstehen! – auch für ältere oder körperlich etwas „gehandicapte“ Menschen. Er ist eben ein richtiger Hund im Mini-Format! Wer körperlich etwas eingeschränkt oder weniger kräftig ist, kann einen Zwerg nun einmal besser händeln als einen großen, kräftigen Hund. Allerdings sind auch die größeren Spitze zuverlässige und anhängliche Begleiter, sofern sie ordnungsgemäß sozialisiert und gut erzogen wurden. Man kann jedem Spitz beibringen, sich gut zu benehmen und nicht dauernd an der Leine zu zerren.

Der Mittelspitz misst ca. 30-38 cm. Er ist wie der Großspitz stark gefährdet. In den früheren Jahrhunderten war er wohl die häufigste Varietät der Deutschen Spitze. Man traf ihn früher auf vielen Höfen und in vielen Häusern als Begleit- und Wachhund an. Er galt seit jeher als typischer Deutscher Spitz und wurde auf vielen Gemälden und Illustrationen festgehalten. Viele klassischen Dichter schrieben über ihn, nur leider nicht immer im positiven Sinne. Lange Zeit wurde der Mittelspitz recht stiefmütterlich behandelt und erst 1969 in den Standard aufgenommen. Er war schon immer als Wachhund beliebt, und er war der „Hund der kleinen Leute“. Er bewachte Hab und Gut seiner Menschen, hielt Stall und Haus frei von Mäusen und Ratten, obwohl er keinen Jagdtrieb hat. Auf dem Kutschbock des Fuhrwerks saß er und bewachte dieses. Er war genügsam, sodass sich jedermann seine Haltung leisten konnte. Als er Einzug in Literatur und Kunst hielt, wurde er nicht immer positiv dargestellt. Sein Ruf als Kläffer hängt ihm noch heute an. Man wird einem Deutschen Spitz sein Gebell nicht verbieten können – man kann es jedoch durch entsprechende Erziehung und Auslastung in erträglichen Rahmen lenken. Dennoch kann der Spitz geräuschempfindlichen Menschen schon einmal auf die Nerven fallen. Der Mittelspitz ist ein Feld-, Wald- und Wiesenhund, der sich auf dem Land wohlfühlt. Bei ausreichender Beschäftigung und genügend Auslauf kann er Dank seiner Anpassungsfähigkeit wie die anderen Spitze gut in einer Stadtwohnung gehalten werden. Ideal wäre aber ein Häuschen mit Garten am Waldrand oder in ländlicher Umgebung. Bei guter Erziehung und Sozialisierung sind alle Deutschen Spitze kinderlieb und auch als Besuchs- und Therapiebegleithunde geeignet.

Der Großspitz misst ca. 42 bis 50 cm. Er ist der seltenste der Deutschen Spitze und wird als stark gefährdet betrachtet. Er wird als Familien-, Begleit-, Wach-, Schutz- und Therapiebegleithund gebraucht. Der weiße Großspitz war bei der High Society, selbst in englischen Adelskreisen beliebt. Als German Spitz wurde er von deutschen Einwanderern und deren Nachkommen bis zum Ersten Weltkrieg in Nordamerika gehalten und gezüchtet. Aufgrund des schlechten Ansehens der Deutschen benannte man ihn irgendwann in American Eskimo Dog um, doch wurden hier wohl noch nordische Spitze wie Samojeden eingekreuzt und es werden nur weiße, cremefarbene und bisquitweiße American Eskimo Dogs gezüchtet. Der Deutsche Großspitz wird hauptsächlich in weiß gezüchtet, doch versucht man auch vermehrt, die selten gewordenen braunen und schwarzen Großspitze wieder zu züchten bzw wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Die braunen Großspitze galten vor ein paar Jahren bereits als ausgestorben, doch gelang es zum Glück, eine braune Mittelspitzhündin und einen schwarzen Großspitzrüden zu kreuzen, woraus neue braune Großspitzwelpen entstanden. Trotzdem ist der braune Großspitz weiterhin gefährdet. Ein einzelner Wurf rettet leider keine ganze Rasse bzw Variante. Diese ersten Versuche, den braunen Großspitz zu erhalten, lassen allerdings hoffen. Bereits seit 2003 wird der Deutsche Großspitz bei der Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen (GEH) auf der Roten Liste als extrem gefährdet geführt. Engagierte Züchter versuchen, die Rasse zu retten. Bereits im Mittelalter waren die dunklen Großspitze als zuverlässige Wachhunde auf jedem Bauernhof zuhause. Neben ihrer Genügsamkeit kam ihnen ihre Vielseitigkeit zu Gute. Sie sind und waren Fremden gegenüber misstrauisch, meldeten alles Fremde, und sie zeigten Ratten und Mäusen, dass sie auf dem Hof und im Haus nichts zu suchen hatten. Der Spitz ist anhänglich und liebt seine Familie. Nur mit Fremden schließt er nicht so leicht Freundschaft. Neben Bewegung braucht er auch mentale Auslastung – Nasenarbeit zum Beispiel. Nicht nur der braune, auch der schwarze und der weiße Großspitz gelten als stark gefährdet. Hier sind auch die Vereine und die Züchter gefragt, den Großspitz wieder in ein positives Licht in der Öffentlichkeit zu rücken.

Da die Zuchtbasis aufgrund der wenigen vorhanden Großspitze in Deutschland sehr eng ist, werden auch Hunde aus dem Ausland in die bestehenden Linien eingekreuzt. Meines Wissens werden auch American Eskimo Dogs in die deutschen Großspitzlinien eingekreuzt, um den Genpool zu erweitern. American Eskimo Dogs werden nur in weiß, weiß-bisquit und creme gezüchtet. Aber das sich weiß sowieso gegen alle anderen Farben rezessiv vererbt, stellt das kein großes Problem dar. Der American Eskimo Dog stammt ursprünglich aus alten Linien Deutscher Großspitze ab.

Der Kleinspitz misst 23-29 cm an der Schulter. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er vornehmlich in Pommern gezüchtet, was ihm und dem Zwergspitz den Beinamen Pomeranian einbrachte. Ursprünglich wurden jedoch auch die anderen Varietäten Pomeranian oder Keeshond genannt. In Pommern schätzte man den Kleinspitz als Wächter auf den Booten der kleinen Küstenschiffahrt. Die schwarzen Kleinspitze haben ihren Ursprung in Baden-Württemberg. Auch hier waren sie auf Lastkähnen und Schiffen, aber auch auf Fuhrwerken und in den Weinbergen im Einsatz. Lange Zeit wurde der Kleinspitz nur in Europa gezüchtet, inzwischen findet man ihn in ganz Europa und in den USA als „German Kleinspitz“. In den 1950er Jahren war er die dominierende Variante des Deutschen Spitzes. Eine Zeitlang gingen die Welpenzahlen zurück, doch seit 2005 rangiert er noch vor dem Wolfsspitz. Allerdings ist der weiße Kleinspitz gefährdet. Er braucht Auslauf und liebt Kopfarbeit und Schnüffelspiele. Auch anderes wie Agility macht er gerne mit.

Der Wolfsspitz (Keeshond) ist hierzulande der zweithäufigste Deutsche Spitz. Möglicherweise ist er die Stammrasse aller Deutschen Spitze. Mit einer Schulterhöhe von 43-55 cm (bei typvoller Erscheinung bis 60 cm erlaubt) ist er der größte der Deutschen Spitze. Der Name Wolfsspitz geht auf seine wolfsähnliche Färbung zurück. Im Ausland wird er Keeshond genannt. Der Name geht auf einen „Kees“ genannten, niederländischen Revolutionär zurück, der stets in Begleitung eines Wolfsspitzes auftrat. Der unbestechliche Keeshond wurde in den Niederlanden zum Sinnbild der patriotischen Revolution. Die Rutenunterseite, Hosen und Mähne sind heller gefärbt, während sein Deckhaar wolfs- bis silbergraue Farbe mit schwarzen Spitzen aufweist. Der Fang und die Ohren müssen dunkler sein. 1880 wurde auf einer Berliner Hundeausstellung der erste Standard für Wolfsspitze aufgestellt, 1901 die Farbe festgelegt. Der erst 1933 in den Niederlanden aufgestellte Standard für den kleineren und zierlicheren Keeshond wurde von der FCI nicht anerkannt. In der FCI sind der Keeshond und der Wolfsspitz eine Varietät innerhalb einer Rasse. Lange gab es Streitigkeiten, ob man hier eine oder zwei verschiedene Rassen bzw Varietäten vor sich hat. Erst 1997 wurden Keeshond und Wolfsspitz unter einem Standard zusammengefasst. Wolfsspitze werden weltweit gezüchtet. Sie haben einen quadratischen Körperbau und dichtes, silbergraues bis wolfsgraues Haar. Wolfsspitze sind im Ernstfall äußerst wehrhaft, aber nicht unbeherrscht aggressiv oder angriffslustig ohne Grund. Der Wolfsspitz ist ein kinderlieber Familienhund, vorausgesetzt, er ist gut erzogen und sozialisiert, hat genügend Beschäftigung und darf bei seinen Menschen im Haus sein. Er ist nervenstark und loyal zu seinen Menschen, bedroht jemand seine Familie, sein Heim oder „seine“ Haustiere, ist mit ihm jedoch nicht gut Kirschen essen. Bei guter Erziehung und Sozialisierung ist er ein gern gesehener Besuchs- und Therapiebegleithund in Kitas, Seniorenheimen und Kliniken. Er wird zwar nicht hysterisch, sollte sein Spaziergang einmal ausfallen, doch braucht er Auslauf und Beschäftigung. Er ist auch als Reitbegleithund beliebt, ebenso wird er als Schutzhund ausgebildet. Wie alle Deutschen Spitze hat er keinen ausgeprägten Jagdtrieb, was Spaziergänge in der Natur angenehm macht. Wandern, Joggen, Reitbegleitund, Fährte, Agility…. Der Spitz macht vieles begeistert mit.

Der Deutsche Spitz gilt als ursprüngliche Hunderasse. Und der Verein für Deutsche Spitze möchte ihn als Kulturerbe erhalten. Leider werden die Fähigkeiten des Spitzes verkannt. Neben Familien- und Begleithunden gibt es unter ihnen auch Sport- und Therapiebegleithunde. Und auch prima Schutz- und Wachhunde geben sie ab. Dabei hat der Spitz viele Gesichter: er ist nie „nur“ Sport-, Begleit-, Wach- oder Familienhund: er kann alles! Und durch entsprechende Erziehung und Auslastung kann man auch unerträgliches Gebell vermeiden. Dennoch kann er geräuschempfindlichen Menschen schon einmal auf die Nerven fallen. Spitze sind zu vertrauten Menschen loyal und anhänglich, zu Fremden oft misstrauisch. Schon der Welpe muss sorgfältig auf Menschen jeden Alters und Geschlechts sozialisiert werden, damit es später keine Probleme gibt. Der Spitz ist keiner, der bei jeder neuen Bekanntschaft „schweifwedelt“. Aber wer sein Herz erobert hat, kann kaum einen treueren Freund finden. Auch die Sozialisierung auf Artgenossen von klein auf ist wichtig. Mancher Deutsche Spitz duldet fremde Hunde in seinem Heim nicht besonders gerne. Man muss ihn früh und sorgfältig sozialisieren, damit er später nicht ängstlich im Umgang mit Artgenossen ist oder sich zum Raufer entwickelt. Im Sommer braucht der Spitz aufgrund seines dichten Pelzes einen kühlen, schattigen Platz. Spaziergänge und sonstige Aktivitäten sollten im Sommer in die kühleren Morgen- bzw Abendstunden verlegt werden. Einige Hundehalter kürzen sogar den dichten Pelz ihres Spitzes im Sommer.

Der Vollständigkeit halber seien hier noch kurz der Volpino Italiano (Italienisches Füchschen, Italienischer Kleinspitz), der Seidenspitz und der Japan Spitz (Nihon Supittsu) erwähnt. Japan Spitz und Volpino Italiano sind als eigenständige Rassen von der FCI anerkannt. Aufgrund ihrer Anatomie und ihrer Abstammung vom Deutschen Spitz werden sie vom Verein für Deutsche Spitze mit betreutet. Der Volpino Italiano wird bei der FCI unter „Europäische Spitze“ geführt, der Japan Spitz unter „Asiatische Spitze und verwandte Rassen“. Japan Spitze kamen in den1970er Jahren nach Europa. Vermutlich gehören weiße Deutsche Mittel- und Großspitze zu ihren Ahnen. Wahrscheinich wurden auch nordische Spitze eingekreuzt. Der Japan Spitz erinnert mit seinen 30-38 cm Widerristhöhe stark an einen weißen Mittelspitz. Es werden nur weiße Japan Spitze akzeptiert. Im FCI-Standard werden sie ausschließlich als Begleithunde geführt. Im Standard ist vermerkt, dass der Japan Spitz „keinen Lärm machen darf“. Der Volpino Italiano ist etwa so groß wie der Deutsche Kleinspitz. Er wird ausschließlich in den Farben weiß und rot gezüchtet. Wahrscheinlich hat der „Italienische Kleinspitz“ oder das „Italienische Füchschen“ dieselben Vorfahren wie der Deutsche Spitz. Man geht davon aus, dass der Volpino sich aus einer Seitenlinie entwickelte und kein direkter Abkömmling des Deutschen Spitzes ist. Er ist ebenso alt wie der Deutsche Spitz. Er wird seit Urzeiten in Italien gezüchtet. Bereits bei den Römern war er als Wachhund ein geschätzter Begleiter. Der Adel umgab sich mit diesem Spitz ebenso wie das einfache Volk. Heute ist der Volpino Italiano in seiner Heimat leider selten geworden. Im 18. Jahrhundert entstanden in Deutschland durch die Kreuzung von Malteser und Zwergspitz sog. Seidenspitze. Die Hunde hatten langes, seidiges Fell, welches im Gegensatz zum echten Spitz kaum vom Körper abstand. Damit die kleinen Vierbeiner spitzähnlicher aussahen, verpasste man ihnen eine entsprechende Frisur mit der Schere. Um 1880 war der Seidenspitz in Deutschland selten geworden. Die Zucht war schwierig, da die Hunde nur eine geringe Fruchtbarkeit aufwiesen. Meist fielen nur 1-2 Welpen pro Wurf. Auch die Staupe, der man damals noch hilflos ausgeliefert war, erwischte viele Hunde. In den USA versucht man derzeit, die Seidenspitze erneut heraus zu züchten.

Prominente Spitzfreunde

Martin Luther (1483-1546) besaß einen Spitz namens „Belferlein“, mit dem sein Sohn Martin gerne spielte. Das Sternbild „Der kleine Hund“ wird 1603 als Fuhrmannsspitz dargestellt von J. Bayer (1572-1660). Fuhrmannsspitze waren jene Spitze, die als Wächter die Fuhrmannsleute auf ihren Fahrten begleiteten, die wertvolle Frachten an Bord hatten. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) widmete seinem Spitz „Bimperl“ eine Arie, die er leider nicht vollenden konnte, denn er starb früher. Am Tag nach Mozarts Tod fand man den verendeten Spitz unter dem Bett seines Herrn. Jean Paul (1763-1825) verfasste viele geist- und humorreiche Romane, die viele Bemerkungen über Hunde enthielten. Er besaß einen schwarzen Spitz mit dem Namen „Spitzius Hofmann“. Adrian Ludwig Richter (1803-1908) war Maler und Zeichner. Seine Bilder, die u.a. Landschaften zeigten, beherbergten auch Spitze als Symbol des treuen Begleiters und Wächters. Marie von Eber-Eschenbach (1830-1916), österreichische Dichterin, schrieb zwei Erzählungen, die vom Spitz handelten: „Der Fink“ und „Die Spitzin“. Wilhelm Busch (1832-1908) humoristischer Dichter, Maler und Zeichner, bedachte den Spitz häufiger in seinen Zeichnungen und Werken. So kam der Spitz in „Hans Huckebein“ und „Die fromme Helene“ vor. In „Max und Moritz“ dachte er wohl, dass Spitz und Spitzbube das Gleiche ist: „Alle Hühner waren fort, ‚Spitz!‘, das war ihr erstes Wort!“. Da ging es dem süßen Spitz an den Kragen, obwohl er verzweifelt versucht hatte, sein Frauchen Witwe Bolte auf die beiden Hühnerdiebe Max und Moritz aufmerksam zu machen. Das Verschwinden der gebratenen Hühner wurde fälschlicherweise dem kleinen Spitz angedichtet.

Traditionelle Zuchtgebiete

Deutschland ist das Ursprungsland des Deutschen Spitzes. Im FCI-Standard ist Deutschland als Ursprungsland angegeben. Nur wenige Rassen sind so variabel in der Größe und Farbe wie der Deutsche Spitz. Die Bezeichnungen der Schläge bzw Rasse weisen auf verschiedene Zuchtgebiete hin. Der Zwergspitz wird auch Pomeranian genannt. Pommer war früher ein verbreiteter Name für den Deutschen Spitz. Die Zoologen sprachen ebenso von einem „Canis pomeranus“. Die englische Bezeichnung „Pomeranian Dog“ und die französische Varianten „Lou Lou de Poméranie“ und „Chien de Poméranie“ deuten auf Pommern, die einstige Hochburg der deutschen Spitzzucht hin. Württemberg war traditionell das Zuchtgebiet des schwarzen Spitzes oder „Spitzer“. Württembergische Züchter präsentierten als erste ihre Spitze erfolgreich auf ausländischen Zuchtschauen des 19. Jahrhunderts. Schwarze Kleinspitze züchtete man bevorzugt im Stuttgarter Raum, besonders am unteren Neckar und um Mannheim. Man nannte sie „Mannheimer Spitze“. Die schwarzen Großspitze waren in den Weinbergen bei Winzern beliebt. Sie verscheuchten tierische und menschliche Diebe von den Trauben. Das „Urbandenkmal“ in Stuttgart erinnert an die Weinbergspitze. Auf dem hohen Sockel des Monuments blickt ein junger Winzer sinnend in das Schwabenland hinaus. Neben ihm wacht sein treuer „Weinbergspitz“. Der Wolfsspitz war auf dem Kuhhirtendenkmal in Bochum und dem Relief über dem Portal der Rheinischen Landesgenossenschaftskasse in Köln zu sehen. Beide wurden durch Kriegseinwirkung zerstört. Auch der Rheinfluss ist noch immer die Heimat des Wolfsspitzes: man trifft ihn zuweilen noch auf den Schleppkähnen an. Der Spitz bewacht alles zuverlässig und treu, was sein Mensch ihm anvertraut. In Norddeutschland sind besonders die weißen Spitze beliebt. Sie verrichten Wächterdienste auf den Flüssen und Kanälen. Früher bewachten weiße Spitze die Walfänger auf Grönlandfahrt und die Frachtboote im Handelsverkehr von Hafen zu Hafen in Nord- und Ostsee. Erst mit dem modernen Containerverkehr verschwanden die Schifferspitze. In früheren Zeiten wurden viele Planwagen von Spitzen bewacht. Die Spitze liefen neben oder unter dem Wagen, oder sie saßen obenauf neben dem Kutscher auf dem Bock. Immer verteidigte der Spitz das Hab und Gut seiner Menschen gegen Langfinger. Erst mit dem Durchbruch der Eisenbahn verschwanden die Spitze als Fuhrwerksbewacher. Als Aufpasser der Warenladungen der Kaufleute und des Gepäcks der Auswanderer kam der Spitz bis zu den Wolgadeutschen in Russland ebenso wie in die deutschstämmig besiedelten Regionen Amerikas. Da der Spitz ebenso genügsam wie nützlich ist, war er dort sehr beliebt. In den 1970er Jahren erlebte die Rasse eine wahre Renaissance. Doch heute sind die Welpenzahlen gerade beim Mittel- und Großspitz leider stark rückläufig.

Mittelspitz

Keeshond/ Wolfsspitz

Zwergspitz

Der FCI-Rassestandard

URSPRUNG: Deutschland
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL-STANDARDS:
25.01.2013 - FCI-Standard Nr. 97
VERWENDUNG: Wach- und Begleithund
KLASSIFIKATION Gruppe 5 Spitze und Hunde vom Urtyp
FCI: Sektion 4 Europäische Spitze
Ohne Arbeitsprüfung

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS: Deutsche Spitze sind Nachkommen des steinzeitlichen Torfhundes "Canis familiaris palustris Rüthimeyer" und späteren "Pfahlbauspitzes" und die älteste Hunderasse Mitteleuropas. Zahlreiche andere Rassen sind aus ihnen hervorgegangen. Im nicht deutschsprachigen Ausland werden die Wolfspitze auch Keeshond und die Zwergspitze Pomeranian genannt.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Spitze bestechen durch ein schönes Haarkleid, das reichliche Unterwolle abstehend macht. Besonders auffällig ist der sich um den Hals legende, starke, mähnenartige Kragen und die buschig behaarte Rute, die kühn über dem Rücken getragen wird. Der fuchsähnliche Kopf mit den flinken Augen und die spitzen kleinen engstehenden Ohren verleihen dem Spitz das ihm eigene charakteristische kecke Aussehen.

WICHTIGE PROPORTIONEN: Verhältnis von Widerristhöhe zur Länge des Hundes 1:1

VERHALTEN UND CHARAKTER (WESEN): Der Deutsche Spitz ist stets aufmerksam, lebhaft und außergewöhnlich anhänglich gegenüber seinem Besitzer. Er ist sehr gelehrig und leicht zu erziehen. Sein Mibtrauen Fremden gegenüber und sein fehlender Jagdtrieb prädestinieren ihn zum idealen Wächter für Haus und Hof. Er ist weder ängstlich noch aggressiv. Wetterunempfindlichkeit, Robustheit und Langlebigkeit sind seine hervorragendsten Eigenschaften.

KOPF

OBERKOPF: Der mittelgroße Spitzkopf erscheint von oben gesehen hinten am breitesten und verschmälert sich keilförmig bis zur Nasenspitze.

Stop: Mäßig ausgebildet bis betont, nie abrupt.

GESICHTSSCHÄDEL

Nase: Die Nase ist rund, klein und reinschwarz; bei allen braunen Spitzen dunkelbraun.

Fang: Der Fang ist nicht zu lang, weder grob noch zugespitzt und steht in proportional gefälligem Verhältnis zum Oberkopf. (Bei Wolfsspitz/Keeshond, Großspitz und Mittelspitz ca. 2:3, bei Klein- und Zwergspitz/Pomeranian ca. 2:4)

Lefzen: Die Lefzen sind nicht überfallend, liegen straff an und bilden keine Falten zum Lefzenwinkel. Sie sind bei allen Farbschlägen schwarz pigmentiert, bei allen braunen Spitzen braun.

Kiefer / Zähne: Die Kiefer sind normal entwickelt und zeigen ein vollständiges Scherengebiss mit 42 Zähnen gemäß der Zahnformel, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen. Bei Klein- und Zwergspitzen/Pomeranian werden geringe Prämolarverluste toleriert. Ein Zangengebiss ist bei allen Spitzen zulässig.

Backen: Die Backen sind sanft gerundet, nicht hervortretend.

Augen: Die Augen sind mittelgroß, mandelförmig, etwas schräg gestellt, von dunkler Farbe. Die Augenlider sind bei allen Farbschlägen, schwarz pigmentiert, dunkelbraun bei allen braunen Spitzen.

Ohren: Die kleinen Ohren sind relativ nahe beieinander hoch angesetzt und dreieckig zugespitzt; sie werden immer aufrecht mit steifer Spitze getragen.

HALS: Der mittellange Hals ist den Schultern breit aufgesetzt, im Nacken leicht gewölbt, ohne Wammenbildung und von einem mähnenartigen Haarkragen bedeckt.

KÖRPER:

Obere Profillinie: Die Oberlinie beginnt an der Spitze der aufrecht getragenen Stehohren und geht in sanftem Bogen in den kurzen, geraden Rücken über. Die buschige, geschwungene Rute, die den Rücken zum Teil überdeckt, rundet die Silhouette ab.

Widerrist / Rücken: Der hohe Widerrist fällt unmerklich ab in den möglichst kurzen, geraden, strammen Rücken.

Lende: Kurz, breit und kräftig.

Kruppe: Die Kruppe ist breit und kurz, nicht abfallend.

Brust: Die tiefreichende Brust ist gut gewölbt, die Vorbrust gut entwickelt.

Untere Profillinie und Bauch: Der Brustkorb reicht möglichst weit zurück, der Bauch ist nur mäßig aufgezogen.

RUTE: Die Rute ist hoch angesetzt, mittellang, gleich an der Wurzel aufwärts und nach vorne über den Rücken gerollt, fest auf dem Rücken liegend, sehr buschig behaart. Eine doppelte Schleife am Rutenende ist zulässig.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND

Allgemeines: Gerade, eher breite Front.

Schulter: Die Schulter ist gut bemuskelt und mit dem Brustkorb straff verbunden. Das Schulterblatt ist lang und liegt schräg zurück. Der etwa gleich lange Oberarm bildet zum Schulterblatt einen Winkel von ca. 90 Grad.

Ellenbogen: Das Ellenbogengelenk ist kräftig, dem Brustkorb anliegend und wird weder ein- noch ausgedreht.

Unterarm: Der Unterarm ist mittellang, im Verhältnis zum Rumpf stämmig und völlig gerade, an der Rückseite gut befedert.

Vordermittelfuß: Der kräftige, mittellange Vordermittelfuß steht in einem Winkel von ca. 20 Grad zur Senkrechten.

Vorderpfoten: Die Vorderpfoten sind möglichst klein, rund, mit gut aneinander liegenden und gut gewölbten Zehen, so genannte Katzenpfoten. Krallen und Fußballen sind bei allen Farbschlägen schwarz, dunkelbraun bei allen braunen Spitzen.

HINTERHAND

Allgemeines: