Inhalt:

Einleitung

Die deutsche Frau und ihre Rolle im Nationalsozialismus

I. Das nationalsozialistische Frauenbild

Bevor Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Partei 1933 in Deutschland an die Macht kamen, beschrieb er die Weltordnung als von den Männern dominiert. Sein Weltbild beinhaltete die Entmündigung der Frau, die bereits nach der biblischen Schöpfungsgeschichte das unterworfene und dienende Geschlecht war, während Adam, der für das männliche Geschlecht stand, über die Frau bestimmen konnte und ihr übergeordnet war. Weiter erklärte Hitler, dass Frauen keinen Anteil an der Weltgeschichte hatten, da die Politik allein den Männern vorbehalten war, „aber es darf nicht ungesagt bleiben, dass Dinge, die dem Mann gehören, dem Mann auch verbleiben müssen. Und dazu gehört die Politik und die Wehrhaftigkeit eines Volkes“ , und dass der Begriff der „Emanzipation“ von den Juden erfunden worden sei, um die vorbestimmte Geschlechterordnung zu zerstören, „das Wort von der Frauenemanzipation ist ein nur vom jüdischen Intellekt erfundenes Wort. Wir empfinden es nicht als richtig, wenn das Weib in die Welt des Mannes eindringt, sondern wir empfinden es als natürlich, wenn diese beiden Welten geschieden bleiben.“

Erst nachdem im März 1932 Hindenburg und nicht Hitler zum Staatsoberhaupt gewählt worden war, änderten die Nationalsozialisten ihre offizielle Meinung zur Rolle der Frau, da ihre politischen Gegner die weiblichen Wählerinnen davor gewarnt hatten, dass die Nationalsozialisten sie bei einem Wahlsieg zu gehorsamen Dienerinnen degradieren wollten. Daher begannen sie die Frau als Geschlechts- und Arbeitsgenossin darzustellen, die dem Mann helfend zur Hand gehen sollte.

Die Aufgaben des Mannes und der Frau wurden sehr genau verteilt. Vor allem die Rolle als Mutter war für die Frau ausschlaggebend. Während der Mann als der Versorger und Beschützer der Familie charakterisiert wurde, bestand die „natürliche“ Aufgabe der deutschen Frau darin, möglichst viele Kinder zur Welt zu bringen und damit der Volksgemeinschaft zu dienen, indem die Kinder zur Ausbreitung der „arischen Rasse“ beitrugen, „die Frau hat die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen. Dafür sorgt der Mann für die Nahrung und wehrt den Feind ab.“

Die Rolle der Frau im Nationalsozialismus wurde auf die Mutterschaft reduziert, die fortdauernd als ideologisches Idealbild verherrlicht wurde. In der Propaganda des Dritten Reiches erschien der einzige Existenzgrund der Frau der zu sein, als sorgende und liebevolle Mutter die zukünftige Generation der deutschen, „arischen“ Rasse zu gebären und nach nationalsozialistischer Gesinnung aufzuziehen.

Dieses Idealbild der Frau als Mutter, das von den Nationalsozialisten verbreitet wurde, wurde auch durch den damaligen Antisemitismus und durch Grundzüge der Lebensraumpolitik des Dritten Reiches beeinflusst. In ihren Augen konnte nur die deutsche Frau mit einer erstklassigen „arischen“ Abstammung dafür Sorge tragen, dass die deutsche „Rasse“ fortgesetzt wurde. Deutsche Nachkommen wurden für das „Tausendjährige Reich“ benötigt, um den Osten zu besiedeln und an das Deutsche Reich anzugliedern, außerdem sicherte ein Geburtenanstieg auch spätere Soldaten, die für den Krieg besonders wichtig waren.

Damit war die Frau in der nationalsozialistischen Propaganda die „Quelle der Nation“, auf deren Schultern die Zukunft des Deutschen Reiches ruhte. Die deutschen Frauen wurden öffentlich mit Charaktereigenschaften wie Selbstlosigkeit, Treue, Pflichtbewusstsein und auch Opferbereitschaft versehen, während ihnen eine bedeutende Rolle im Aufstieg des Dritten Reiches zugesprochen wurde, was ihr eigenes Selbstbewusstsein enorm steigerte, „was der Mann an Opfern bringt im Ringen seines Volkes, bringt die Frau an Opfern im Ringen um die Erhaltung dieses Volkes in den einzelnen Zellen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein ihres Volkes.“

Im Nationalsozialismus hatte die Mutterrolle im Leben einer guten deutschen, bzw. „arischen“ Frau höchste Priorität. Sie sollte das Kinderkriegen und die Erziehung der Kinder zu ihrem gesamten Lebensinhalt machen.

(Quelle: http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de)

Hitlers Aushängeschilder-Frauen im Licht der Macht

Eleonore Baur

* 7. September 1885 in Kirchdorf a.H. bei Bad Aibling

† 18. Mai 1981 in Oberhaching

Eleonore Baur, geborene Mayr , genannt Schwester Pia, war eine fanatische deutsche Nationalsozialistin der ersten Stunde und persönliche Freundin Adolf Hitlers. Baur hatte im Konzentrationslager Dachau dieselben Privilegien wie ein SS-Oberführer. In ihrem privaten Wohnhaus in Deisenhofen bei Oberhaching war zeitweise ein Außenkommando des KZ Dachau zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Von spärlichen Angaben abgesehen, ist über das Leben von Baur bis 1919 fast nichts bekannt, viele Daten stützen sich auf ihre eigenen Aussagen in richterlichen Vernehmungen.

Ihrer eigenen Aussage zufolge hatte Eleonore Baur eine schwere Kindheit. Die Mutter sei kurz nach ihrer Geburt verstorben, ihr Vater habe etwa sechs Jahre später wieder geheiratet. Von der Stiefmutter fühlte sie sich schlecht behandelt, sie musste täglich um kurz nach vier Uhr morgens aufstehen und in München Milch austragen. Sie habe bis 1898 sieben Jahre die Volksschule besucht und im Alter von 14 Jahren am Tag der Schulentlassung eine Stelle als Dienstmädchen bei einer Hebamme annehmen müssen. Einen Beruf hatte sie nicht erlernt. Da der Lohn gering war, habe sie bei Privatfamilien und Gasthäusern Gelegenheitsarbeiten angenommen. Sechs Jahre später sei sie mit einer befreundeten Krankenschwester nach Ägypten gefahren und dort in einem deutschen Krankenhaus zur Krankenschwester ausgebildet worden.

1905, im gleichen Jahr, brachte sie einen Sohn namens Wilhelm zur Welt. Diesen übergab sie vor Reiseantritt der Obhut ihrer Stiefmutter. Der Vater des unehelichen Sohnes war ihren Angaben zufolge ein Jurastudent, der 1938 tödlich verunglückte.

Sie blieb zwei Jahre in Ägypten. Danach habe sie in München als private Krankenschwester gearbeitet und von dem „Gelben Kreuz“, einer Vereinigung von Krankenschwestern, den Namen „Schwester Pia“ erhalten. 1908 oder 1909 heiratete sie den Maschineningenieur Ludwig Baur. Die „reine Versorgungsehe“ wurde nach fünf oder sechs Jahren geschieden. An genaue Jahreszahlen konnte Eleonore Baur sich während dieser Aussage aber nicht erinnern. In späterer richterlicher Vernehmung gab sie an, sie habe während des Ersten Weltkriegs in ihrer Münchner Wohnung Kranke gepflegt. Über politische Tätigkeit ist bis zu diesem Zeitpunkt nichts bekannt.

Ihr unehelicher Sohn Wilhelm Baur (* 1905; † 1945) wurde von ihrem Ehemann adoptiert. Er machte später Karriere als Leiter des Zentralverlags der NSDAP, Vizepräsident der Reichsschrifttumskammer und ab 1934 Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, er fiel 1945 während der Schlacht um Berlin.

Politische Laufbahn

Im Frühjahr 1919, in den Wochen der Räteherrschaft in München, habe sie in den Kampftagen eine improvisierte Rettungsstation für Verwundete eingerichtet. Am 19. Februar 1920 traf sie ihrer eigenen Aussage nach in der Tram auf die Zivilisten Anton Drexler und Adolf Hitler. Sie hatte ihre Station überfahren und sollte nachzahlen. Da sie kein Geld dabei hatte, zahlte Drexler hilfsbereit den Betrag für sie. Durch diesen Vorfall kam sie mit „der Bewegung“ in Berührung, besuchte von da an Versammlungen im Sterneckerbräu, wurde bald Mitglied der Partei DAP (Vorläuferin der NSDAP). Ihre Mitgliedsnummer war 511 oder 559. Ob ihre Aussage Nummer 511 zutreffen kann, ist nicht völlig klar. Hitlers Ausweis trägt die Nummer 555 und ist auf den 1. Januar 1920 datiert. In einem späteren amerikanischen Fragebogen gab Baur ihre Nummer mit 559 an.Am 11. März 1920 kam es auf der Theresienwiese zu Demonstrationen von Frauen gegen die Polizei. Baur kam zufällig vorbei und rief den Demonstrantinnen zu, sie sollten nicht die Polizei beschimpfen, sondern diejenigen, die an allem Unglück schuld seien: „Acht Pfund Weizenmehl und ein Pfund Zucker bekommen die Juden, und wir bekommen einen Dreck.“ Die Leute sollten sich bei den Juden etwas holen, die Lebensmittel sogar speichern könnten. Baur wurde der „Aufreizung zum Klassenhass“ angeklagt, das Gericht sprach sie frei. Sie habe in unverantwortlicher Weise gegen Juden gehetzt, aber ihr sei ferngelegen, die Menge zur Begehung von Gewalttätigkeiten gegen die Juden und deren Eigentum aufzufordern.

Als Sanitäterin nahm sie an den Kämpfen des Freikorps Oberland – eines 1919 im Umfeld der rechtsextremen Thulegesellschaft entstandenen und 1921 als „Bund Oberland“ neu gegründeten freiwilligen militärischen Verbandes, der zum Umfeld der Hitlerbewegung zählte – in Schlesien teil und wurde am 21. Mai 1921 am Oberschenkel verwundet.

Am 9. November 1923 war sie aktiv am Hitler-Ludendorff-Putsch beteiligt – sie marschierte angeblich in der vierten Reihe – und hatte als erste die Verwundeten geborgen, wie sie später aussagte. Angeblich schützte sie Hitler mit ihrem Körper davor, von Kugeln getroffen zu werden.

Nach dem Verbot der NSDAP bis zur Machtübernahme im Jahr 1933 habe sie sich eigenen Angaben zufolge nicht mehr um die Politik gekümmert. 1923 heiratete sie zum zweiten Mal, den zehn Jahre jüngeren Hoteldirektor Sponseil. Die Ehe wurde 1933 geschieden. In den letzten Jahren der Ehe versuchte sie, ein Hautöl zu vermarkten; das Rezept hatte sie aus Ägypten mitgebracht. Ein Hamburger Pharmaunternehmen kaufte ihr das Rezept für 10.000 RM ab. Himmler stellte sie 1934 als „Fürsorgeschwester in der Reichsführung SS“ mit Privilegien einer SS-Oberführerin ein. Baur rühmte sich später ihrer guten Kontakte zum Reichsführer SS, nannte ihn „meine schwarze Perle“. Am 8. November 1934 verlieh Hitler ihr den Blutorden für ihre Teilnahme beim Marsch auf die Feldherrnhalle. Bei dieser Verleihung habe Hitler sie gefragt, ob sie einen Wunsch habe, und gestattete ihren Wunsch, als Krankenschwester im KZ Dachau tätig zu sein.

Unter den Häftlingen im Lager Dachau kursierte die Meinung, sie habe den Rang einer SS-Oberführerin, da sie im Lager die Sonderstellung hatte, jederzeit und ohne Begleitung von Wachpersonal das Konzentrationslager Dachau betreten und verlassen zu können. Die SS-Wachen hatten ihr Meldung zu erstatten, die Gefangenen und die SS-Dienstgrade mussten sie grüßen. Sie selbst bestritt später, eine SS-Oberführerin gewesen zu sein, es sind auch keine historischen Dokumente hierzu vorhanden. In Uniform der braunen Krankenschwestern besuchte sie das Lager, sie ließ durch ihren SS-Chauffeur Rudolf Wirth Lebensmittel aus der Lagerküche mitnehmen, auch in den kargen Kriegsjahren, angeblich auch für ihre beiden Hunde. Dinge wie Bettwäsche und Häftlingswäsche nahm sie aus den Vorräten mit. Das Personal hielt sie nicht davon ab. Als persönliche Freundin Hitlers hatte sie Einfluss, ob jemand befördert oder an die Ostfront versetzt wurde.

Zu Weihnachten verteilte sie kleine Pakete mit Keksen; es ist nicht bekannt, ob diese von ihr selbst finanziert wurden. Bei ihren Besuchen ermahnte sie die politischen Häftlinge, dem Führer Treue zu halten, belehrte und beschimpfte sie. Hitler hatte ihr eine Villa mit Garten in Oberhaching geschenkt. Diese war teils mit Gegenständen aus den Werkstätten des KZ Dachau ausgestattet.

Ein eigenes Arbeitskommando von zwei bis vier Häftlingen war ihr für die Villa unterstellt. Sie ließ sich eine Garage, einen Schuppen, ein Badehaus und einen Bunker bauen. Einem der jungen Häftlinge, Max Leopold, an dem sie Gefallen fand, obwohl er jüdisch war, versprach sie, er werde zu Weihnachten entlassen. Doch dieser wandte sich, als er aus dem Lager entlassen war, dem Dienstmädchen aus der Villa zu. Bald darauf kam er zu Tode. Ein weiterer Häftling ihres eigenen Arbeitskommandos kam ähnlich zu Tode, nachdem er ihre Zudringlichkeit nicht erwiderte. Er wurde angeblich „auf der Flucht erschossen“

Gerichtsverfahren

Baur wurde am 5. Mai 1945 verhaftet und kurz darauf wieder freigelassen. Das Counter Intelligence Corps der US-Army nahm sie am 12. Juli erneut fest. Im August 1949 wurde gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zum Mord eingeleitet. Baur gestand dreimalige Teilnahme an Raschers Unterkühlungsversuchen, die oft tödlich endeten. Das Landgericht hörte etwa 100 Zeugen. Die Anklage basierte größtenteils auf Walter Neffs Aussage, er selbst habe sie zweimal bei Versuchen angetroffen. Die Ärzte Holzlöhner und Finke hätten zuvor vorgeschlagen, eine leichte Narkose zu verabreichen. Sie habe protestiert, sich eingemischt und Rascher unterstützt. Raschers Versuche seien dann ohne Narkose durchgeführt worden. Darauf soll Finke gesagt haben, sie habe hier nichts zu suchen, und sie habe den Raum dann verlassen. Die 1. Strafkammer des Landgerichts München kam zu dem Schluss, dass „die Beweise für eine Beihilfe zu einem Verbrechen des Mordes, der Körperverletzung mit Todesfolge oder der gefährlichen Körperverletzung als ungenügend“ zu erachten sind.

Unabhängig davon wurde nach dem „Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus“ im Rahmen der Entnazifizierung eine zweite Anklage gegen sie erhoben. Die Hauptspruchkammer hörte 44 Zeugen. Aus den Aussagen ergab sich ein widersprüchliches Bild. Sie habe keine aktiven Verbrechen begangen, aber die Arbeitskraft der Häftlinge in ihrer Villa stark ausgenutzt. Sie war eine glühende Nationalsozialistin und Antisemitin und habe ihre Beziehungen zu den höchsten Parteikreisen dazu benutzt, Nachbarn und Bekannte in Angst zu versetzen. Eine Nachbarin, Maria Hohenester, kam denunziert in siebenwöchige Untersuchungshaft. Aussagen beschrieben ihren Charakter mehrheitlich als unberechenbar, launisch, hysterisch. Ein Zeuge beschrieb, wie sie an den Malaria-Experimenten von Schilling teilnahm. Ein anderer Zeuge, Alois Siegl, beschrieb sie als „selten edle und gütige Frau“, da sie den Kapo Deiner, welcher zuvor Siegl niedergeschlagen hatte, in die Schranken verwies. Zudem habe sie sich im Jahre 1943 oder 1944 bei Himmler dafür starkgemacht, dass der SS-Lagerführer Kampe abgelöst werde, da er zu roh gewesen sei. Dies geschah, Himmler habe ihr aber danach den Zutritt zum Lager verboten. Der SS-Mann Rudolf Wirth, der ihr von Ende Februar als Chauffeur zugeteilt war, bestätigt, dass sie ab etwa dem Jahr 1943 das Lager nicht mehr habe betreten dürfen. Er gab als Grund an, Baur habe versucht, Briefe weiblicher Gefangener hinauszuschmuggeln. Ein anderer Zeuge gab an, Baur sei mit den meisten SS-Führern per Du gewesen und im Führerkeller habe ein Bild von ihr gehangen, mit der Aufschrift „Schwester Pia, unser bester SS-Mann“. Ihre Haushälterin Carolina Neulein berichtete, dass häufig SS-Führer im Haus zu Besuch waren, teilweise auch die SS-Kapelle musizierte, auch, dass Baur gern sagte: „Es gibt nur einen Friedrich den Großen, es gibt nur einen Adolf Hitler, es gibt nur eine Schwester Pia.“ Die meisten positiven Zeugenaussagen kamen von deutschen und österreichischen Geistlichen. Diese gaben an, dass sie durch ihre Machtposition einigen Häftlingen, größtenteils deutschstämmigen Pfarrern, geholfen habe. Sie habe ihnen Brot gebracht und sich bei einigen um Freilassung bemüht. Davon ausgenommen waren polnische Geistliche.

Sie wurde am 26. August 1949 im Rahmen der Entnazifizierung zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, was die schärfste Strafe im Entnazifizierungsgesetz war, ebenso zum Verlust ihrer bürgerlichen Rechte und zur Beschlagnahme ihres Besitzes bis auf einen Restbetrag von 1.000 DM. Sie legte Berufung ein. Die Berufungskammer reduzierte das Strafmaß am 20. Februar 1951 auf acht Jahre, was keine Konsequenzen mehr hatte. Bereits im Juni 1950, acht Monate nach dem Urteilsspruch, war sie aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen worden. Sie gelangte wieder in den Besitz ihrer Villa. Später stellte sie einen Antrag auf Kriegsgefangenenentschädigung. Ob dies gewährt wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich.

Über dreißig Jahre später verstarb sie 1981 im Alter von 95 Jahren. Im Münchner Merkur erschien eine Todesanzeige der Kameradschaft Freikorps Oberland/Bund Oberland mit dem Spruch „Ihre Ehre hieß Treue – Ihr Leben galt Deutschland“. Die Anzeige unterzeichnete stellvertretend Fridolin von Spaun. Auf ihrem Grabkreuz in Deisenhofenstand geschrieben: „Schwester Pia, Ein Leben für Deutschland“.

Eva Anna Paula Braun

* 6. Februar 1912 in München;

† 30. April 1945 in Berlin

Die Eltern von Eva Braun, Friedrich (genannt „Fritz“, * 1879) und Franziska Katharina Braun (geb. Kronberger, * 1885), überlebten ihre Tochter. Sie starben am 22. Januar 1964 bzw. 13. Januar 1976 in Ruhpolding (Oberbayern) und sind dort auf dem neuen Bergfriedhof begraben. Der Vater war von Beruf Gewerbestudienrat und Kunstschreiner.

Eva Braun hatte zwei Schwestern, Ilse (1908–1979) und Margarete (1915–1987; genannt „Gretl“). Ilse war dem Nationalsozialismusgegenüber sehr skeptisch eingestellt. Sie hielt sich weitestgehend von Hitlers Umgebung fern und besuchte ihre Schwester nur selten auf dem Obersalzberg. Im Lauf der Jahre hielt sie Eva oft vor, immer arroganter und oberflächlicher zu werden. Gretl gehörte zum ständigen Kreis um Eva auf dem Berghof; sie heiratete am 3. Juni 1944 den aufstrebenden SS-Offizier Hermann Fegelein (1906–1945), einen Verbindungsoffizier Heinrich Himmlers. Fegelein versuchte im April 1945 zu fliehen, wurde jedoch gefangengenommen. Da Hitler ihn verdächtigte, mit dem vorangegangenen Kapitulationsangebot Himmlers an die Alliierten in Verbindung zu stehen, ließ er ihn am 29. April 1945 im Hof der Neuen Reichskanzlei erschießen. Selbst Eva konnte den Diktator nicht davon abhalten. Sie setzte sich zunächst für ihren Schwager ein, beendete aber ihre Bemühungen, als sie feststellte, dass Fegelein ihre Juwelen gestohlen und seine schwangere Frau betrogen hatte. Gretl Fegelein war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger und brachte am 5. Mai 1945 eine Tochter zur Welt, die sie in Erinnerung an ihre Schwester „Eva“ nannte.

Weg zu Hitler

Eva Braun wurde an der Kloster-Handelsschule in Simbach am Inn ausgebildet und nach dem Schulabschluss in München als Fotolaborantin bei Heinrich Hoffmann, dem späteren Fotografen Hitlers, angestellt. Dort lernte sie 1929 mit 17 Jahren Adolf Hitler kennen und wurde von ihm in den folgenden Jahren häufig zum Essen oder zu einem Getränk eingeladen sowie ins Kino ausgeführt. Nach dem Suizid von Hitlers Nichte Geli Raubal intensivierte sich ab 1932 der Kontakt zwischen Braun und Hitler, der 23 Jahre älter als sie war.

Hitlers Geliebte

In den folgenden Jahren bestand zwischen Eva Braun und Hitler ein intensives Verhältnis, das vor der Öffentlichkeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs geheim gehalten wurde. Hitler zeigte sich fast nie öffentlich mit ihr und gab sie selbst im engsten Kreis des Berghofs, wo Braun und Hitler ab 1936 gemeinsam lebten, als Wirtschafterin aus, obgleich die Beziehung einem engeren Kreis von Vertrauten bekannt war. Hitler behauptete häufig, keine Zeit für eine Ehe zu haben. Er sei mit Deutschland verheiratet, daher würde eine Heirat niemals in Frage kommen. Tatsächlich hatte er in der Zeit vor dem 30. Januar 1933 gelernt, dass er einen Teil der Zustimmung der weiblichen Wähler der Tatsache verdankte, dass er als lediger Mann für Projektionen geeignet sei. Hinzu kam, dass Hitler aufgrund seiner pathologischen Struktur in seinem Leben keine einzige als normal zu bezeichnende Beziehung zu einer Frau hatte (siehe auch Sexualität Adolf Hitlers).

Am 10. oder 11. August 1932 unternahm Eva Braun einen ersten Suizidversuch, indem sie sich mit der Pistole ihres Vaters in die Brust schoss. Historiker werten dies als einen Versuch, Hitler näher zu kommen, ohne dabei tatsächlich suizidale Absichten zu verfolgen. Schon während der Genesung zeigte sich, dass der Versuch die beiden stärker zusammenschweißte als je zuvor. Möglicherweise galt Hitler dieser erste, vermeintliche Suizidversuch als Beweis absoluter Treue. Am 1. November 1932 schoss sie sich mit einer 6,35er Pistole in den Hals; sie fühlte sich von Hitler, der vor der Reichstagswahl am 6. November 1932 oft auf Wahlkampfreisen war, vernachlässigt.

Ende 1932 begannen sie, größtenteils geheim, eine Liebesbeziehung. Oft soll Eva die Nacht in Hitlers Münchner Wohnung verbracht haben, wenn er in der Stadt war. Hitler unterhielt offiziell keine Liebschaft und verbot Eva Braun, sich in der Öffentlichkeit als Frau an seiner Seite zu zeigen. Im Berghof lagen beider Zimmer nebeneinander und waren miteinander verbunden. Braun unternahm Ende Mai 1935 mit Tabletten einen weiteren Suizidversuch, wahrscheinlich um sich erneut Hitlers Zuneigung zu vergewissern; auch dieser Suizidversuch wird überwiegend als Appellationssuizid angesehen, der also nicht zum Tode, sondern zu mehr Beachtung führen sollte. Hitler ließ sich vom behandelnden Arzt versichern, dass es sich nicht um eine Vortäuschung gehandelt habe. Nach dem Suizidversuch schenkte Hitler ihr eine Villa in der Wasserburger Straße 12 (heute Delpstraße) in Münchens vornehmen Stadtteil Bogenhausen im Wert von 30.000 Reichsmark. Sie ging auch nicht mehr bei Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann zur Arbeit, wurde aber auf dessen Lohnliste bis zum Kriegsende mit monatlich 450 Reichsmark geführt.

Häufig lud Eva Braun Freunde und Verwandte auf den Obersalzberg ein, um dort im Kreise des Diktators, seiner Vertrauten und Adjutanten Zeit zu verbringen. Bei offiziellen Anlässen auf dem Obersalzberg, wie Besuchen von ausländischen Politikern, NSDAP-Mitgliedern oder hohen Militärs, mussten sich Braun und ihre Begleitung meist zurückziehen. Dies änderte sich in gewissem Umfang erst mit der Heirat ihrer Schwester mit Hermann Fegelein, Verbindungsoffizier der Waffen-SS beim Führer; dadurch war Braun als Schwägerin des Fegelein mit einer Legende versehen, die ihren Aufenthalt auch vor jenen plausibel machte, die nach Hitlers Willen nichts von der Beziehung Hitler-Braun wissen sollten oder durften.

Zu ihrer Vorstellungswelt gehörte, offiziell zur ersten Frau im Staat aufzusteigen. Sie äußerte sich mehrfach dahingehend, dass sie sich Hitlers Willen unterordne. Die Beziehung zwischen Eva Braun und Hitler wurde von Zeitzeugen nicht als harmonisch bezeichnet; es sind zahlreiche Streitigkeiten und Demütigungen Brauns durch Hitler innerhalb der eng begrenzten Öffentlichkeit belegt, in der sie zugelassen war. Die Tiefe der gefühlsmäßigen Bindung Hitlers an Braun ist ebenso strittig wie der Umfang der sexuellen Komponente ihrer Beziehung.

Der Hitler-Biograf Joachim Fest schrieb: „Im Unterschied zu Geli Raubal war Eva Braun lediglich seine Mätresse, mit allen Ängsten, Demütigungen, die diese Stellung im Gefolge hat.“

Filmaufnahmen

Von einer gewissen historischen Bedeutung sind die von Eva Braun angefertigten Foto- und Filmaufnahmen, darunter in großem Umfang 16-mm-Farbfilmaufnahmen, die unter anderem viele nationalsozialistische Würdenträger im privaten Umfeld von Hitlers Berghof zeigen. Den Aufnahmen gab sie den Namen Die bunte Filmschau.

Heirat und Tod

Eva Braun kam am 7. März 1945[6] von München nach Berlin und zog Mitte April in ein Zimmer des Führerbunkers. Ob sie gegen den Willen Hitlers nach Berlin kam ist unklar. Trotz Aufforderungen aus ihrer Familie, Berlin wieder zu verlassen, blieb sie bis zum Ende dort. In der Nacht vom 29. April 1945 heirateten Eva Braun und Adolf Hitler. Die Eheschließung vollzog der Stadtrat und Gauamtsleiter Walter Wagner, Trauzeugen waren Joseph Goebbels und Martin Bormann.