Ich spüre ihre Angst.
Sie durchströmt mich, als wäre es meine eigene Empfindung. Zerreißt mich, weil ich wusste, dass es passieren würde. Sie wusste es. Und sie hat alle davor gewarnt, doch niemand wollte auf sie hören.
Ich bilde mir ein, den Rauch riechen und die Schreie hören zu können, die von der Stadt aus hoch zum Palast dringen. Aber hier, eingesperrt in meiner Welt, in der sie nicht existiert, ist es nichts weiter als eine Halluzination. Ich bin ein Gefangener, unfreiwillig zurückgeschickt ins Exil, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als an ihrer Seite zu bleiben und kämpfend zu sterben.
Es ist erst drei Tage her, seit sie mich verstoßen hat, doch mir kommt es bereits wie eine Ewigkeit vor. Ich wandele in den Schatten meiner sterbenden Welt – in der Hoffnung, irgendein Schlupfloch zu finden, das mich zu ihr zurückbringt, obwohl ich genau weiß, dass es eine solche Hintertür nicht gibt. Nur durch einen besiegelten Pakt kann ein Wesen wie ich die Welt der Menschen betreten. Manchmal jedoch sind die Übergänge zwischen unseren Welten so dünn, dass ich kurze Blicke auf sie erhaschen und mich ihr nahe fühlen kann.
So wie heute Nacht.
Ich sehe sie an ihrem Fenster stehen, die Hände um den Sims verkrampft, während sie nach draußen starrt. Der hereindringende Nachtwind zerrt an ihrem braunen Haar, das offen über den Rücken fällt, und bauscht das schlichte weiße Schlafgewand um den Körper. Ihr Gesicht ist beinahe so bleich wie der Stoff an ihrem Leib – und in ihren Augen, in denen für gewöhnlich Neugier und Wissen gleichermaßen aufblitzten, schwimmen Tränen. Beim Anblick der puren Verzweiflung, die sie ausstrahlt, zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich will zu ihr, will bei ihr sein in dieser schweren letzten Stunde, doch wann immer ich die Hand nach ihr ausstrecke, greife ich durch sie hindurch, als wäre sie nichts weiter als ein Trugbild.
Aber die Jahre, die ich an ihrer Seite verbracht habe, geben mir die Gewissheit, dass sie keine Illusion ist. Ich weiß, dass sie dort an ihrem Fenster steht, wie sie es so oft zuvor getan hat – nur eine Armlänge, doch gleichzeitig Welten von mir entfernt.
Ich will mir nicht einmal vorstellen, was gerade in ihr vorgehen muss, während sie dabei zusieht, wie ihre Stadt brennt und von Eroberern heimgesucht wird. So hat sie es prophezeit. Sie wusste es … Und sie tat alles, um ihrer Stadt und deren Bewohnern dieses Schicksal zu ersparen. Sie hat ihre Brüder und ihren Vater mehrmals gewarnt, doch sie haben die Warnungen als das Geschwätz einer unwissenden Frau abgetan. Nur ich glaubte ihr. Ich hätte ihr alles geglaubt. Als ihr Familiar war ich ein ums andere Mal Zeuge ihrer Visionen, die sie in letzter Zeit immer häufiger und vehementer heimsuchten.
Tränen rinnen ihr über die Wangen und hinterlassen eine im Mondlicht glitzernde Spur. Ich strecke die Hand aus, um die Tränen wegzuwischen, doch greife erneut durch sie hindurch.
Plötzlich wird die Tür zu ihrem Gemach abgestoßen. Sie wirbelt herum und greift dabei nach einem goldenen Dolch, der auf dem Fenstersims liegt. Nicht eine Sekunde lang flackert Angst in ihrer Miene auf, als sie das Kinn reckt und die drei Männer, die ihr Gemach betreten, niederstarrt.
Meine stolze, furchtlose Prinzessin …
Wie von selbst stelle ich mich zwischen die Männer mit den gezückten und mit Blut besudelten Schwertern und meine Herrin, doch keiner von ihnen nimmt Notiz von mir. Wie könnten sie auch? Ich bin nicht mehr ein Teil ihrer Welt, bin nichts weiter als ein wandelnder Schatten, der immer wieder nach den dünnen Übergängen sucht, um wenigstens in der Illusion zu existieren, dass sie noch bei mir ist.
Im Moment würde ich alles dafür geben, den Männern das anzügliche Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Die dunkle, pulsierende Wut, die durch mich hindurchrauscht, lässt mich kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Ich will ihre Schreie hören, wenn ich ihnen mit meiner Magie die Augen herausbrenne, damit sie nie wieder eine Frau auf diese Weise anschauen.
Das ist die schlimmste Strafe, die das Schicksal sich für mich hätte ausdenken können … Ich muss dabei zusehen, wie meine Herrin allein einer Übermacht gegenübersteht. Ihr ist klar, dass sie nicht gewinnen kann. Selbst wenn es ihr gelänge, die drei Männer wie durch ein Wunder zu überwältigen, wird sie niemals heil aus der brennenden Stadt fliehen können. Sie wird sterben. Und sie weiß es. Dennoch hält sie den Kopf oben und den Rücken gerade und lässt sich nach außen hin ihre Angst nicht anmerken.
Trotz der Wut und Panik, die zu gleichen Teilen in meiner Brust toben, bin ich in diesem Augenblick unsagbar stolz auf sie.
Den Griff des Dolches fest umklammert weicht sie keinen Schritt zurück, als die Männer sich ihr grinsend und feixend nähern. Jeder anzügliche Blick, den sie an ihrem Körper auf- und abgleiten lassen, schürt in mir den Drang, die Eindringlinge auf der Stelle zu zerfetzen. Ich würde jeden Handel, jeden Pakt eingehen, um diese Möglichkeit zu erhalten. Doch ich kann nichts weiter tun als zuzusehen.
Ich war so lange an ihrer Seite, dass ich genau weiß, was sie in diesem Augenblick denkt. Sie will sterben, sucht bewusst den Tod im Kampf, denn die Alternative wäre für sie viel schlimmer. Als Prinzessin der Stadt gilt sie in den Augen der Eroberer als Trophäe. Sie würden sie zu einer Sklavin machen, sie erniedrigen und sich an ihr vergehen, wann immer ihnen der Sinn danach stünde. Lieber stirbt sie jetzt, als einem Leben in Unterdrückung entgegenzusehen.
Ich wünschte, sie hätte mich nicht zurückgeschickt. Ich wünschte, ich könnte in ihrer letzten Stunde Seite an Seite mit ihr kämpfen. Wir könnten den Krieg nicht gewinnen, aber ich würde jeden töten, der es auch nur wagt, ihr ein Haar zu krümmen.
Ein Teil von mir ist dankbar darüber, dass der Riss zwischen unseren Welten plötzlich verschwimmt und ich nicht weiter mit ansehen muss, was mit ihr geschieht. Ich wüsste nicht, was schlimmer ist: Ihren toten und womöglich geschändeten Körper vor mir zu sehen oder in ihre glanzlosen Augen schauen zu müssen, während sie in einem fernen Königreich auf Knien den Boden schrubbt – der Blick leer nach endlosen Demütigungen und ohne jedwede Hoffnung auf Rettung.
Dennoch hämmere ich mit beiden Fäusten gegen die Barriere, die unsere Welten voneinander trennt, und schreie und schreie und schreie, bis meine Stimme versagt. Immer wieder rufe ich ihren Namen, flehe um Verzeihung und verfluche sie gleichzeitig dafür, dass sie mich fortgeschickt hat.
Ich versinke in Dunkelheit, die mich vergessen lässt, wer oder was ich bin. Die mir jegliches Gefühl für Raum und Zeit nimmt. Was bleibt, sind Erinnerungen und die Gewissheit, dass ich versagt habe. Ich habe sie im Stich gelassen, als sie mich am dringendsten gebraucht hat. Ich wechsele zwischen meinen Gestalten hin und her, bis ich selbst vergesse, wer oder was ich bin.
Von Zeit zu Zeit höre ich den Ruf eines Mediums, das meine Hilfe verlangt, und spüre das Ziehen, das von meinem Dasein Besitz ergreift und mich zurück in die Welt der Menschen holen will. Doch ich ignoriere jedes Rufen, denn kein Licht ist so strahlend wie das meiner Herrin, die ich vor langer Zeit verloren habe.
Und bis ich dieses Licht wiederfinde, werde ich in der Dunkelheit und im Exil bleiben.
Felicity
Ich hasse den Sommer.
Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen.
Die beste Lösung ist es, mich für die nächsten Monate irgendwo einzuschließen. Auf einer einsamen Insel oder so. Ganz weit weg, wo ich keine andere Menschenseele zu Gesicht bekommen muss.
Stöhnend lasse ich den Kopf auf die Theke vor mir sinken und ignoriere die Tatsache, dass meine Wange daran festklebt. Wenn ich die Augen ganz fest zukneife und mir vorstelle, ich wäre irgendwo in der Antarktis, bin ich für ein paar Sekunden schmerzfrei. Allerdings vergehen diese viel zu schnell, denn das Pulsieren im Kopf wird fast augenblicklich durch das hohe, einem Tinnitus ähnlichen Fiepen abgelöst, das sogar das Stimmengewirr um mich herum übertönt.
Ich hätte zu Hause bleiben sollen … Warum habe ich mich auch nur von meiner besten Freundin dazu überreden lassen, heute ins Café zu kommen? Wahrscheinlich, weil ich Sehnsucht nach ihr hatte … Sie ist so ziemlich der einzige Mensch auf dem Planeten, der ansatzweise Verständnis für mich hat. Ich habe sie schon seit fast einer Woche vernachlässigt, also habe ich meine Sachen geschnappt und bin in die Stadt gefahren. Wahrscheinlich hätte ich sie doch bitten sollen, zu mir zu kommen … Denn diese verdammten Kopfschmerzen bringen mich noch um …
»Hier«, sagt Katie, meine beste Freundin, und stellt einen großen Erdbeershake vor mir ab. »Als Wiedergutmachung. Geht aufs Haus.«
Ohne auf meine Reaktion zu warten, huscht sie weiter, um die Bestellung eines Gastes anzunehmen. Viele haben sich an einem tollen Tag wie heute im Café eingefunden und vertilgen riesige Eisbecher oder schlürfen mit ihren Freunden ein paar kühle Getränke.
Nur kurz verfolge ich Katie aus den Augenwinkeln. An den meisten anderen Bedienungen sehen die knallroten, nicht einmal knielangen Outfits mit den weißen Schürzen, die hier alle weiblichen Angestellten tragen müssen, lächerlich aus, aber nicht an Katie. Sie könnte einen blauen Müllsack angezogen haben und würde trotzdem alle Blicke auf sich ziehen. Ihre Haltung, ihre Bewegungen, ihr Lächeln – alles strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Und das kommt nicht von ungefähr. Katie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Erscheinung – dank ihrer Gabe; gemeinhin wird sie als »schöner Schein« bezeichnet und ist ziemlich weit verbreitet. Sie kann damit das Licht um sie herum brechen und ihre Gestalt auf diese Weise geringfügig verändern; jedenfalls hat sie mir das so erklärt. Dadurch sieht sie immer aus wie aus dem Ei gepellt, wobei sie auch ohne die Gabe dank ihrer blonden Haare, der leuchtend blauen Augen sowie der zierlichen Figur ein Hingucker wäre.
Ich hingegen bin zwar nicht hoffnungslos entstellt, aber ich besitze nicht diese Schönheit, die fremde Leute dazu veranlasst, sich auf der Straße nach mir umzudrehen. Durchschnittliche Statur und Größe – etwas zu klein vielleicht –, weiche Formen, straßenköterbraune Haare, die mir bis zur Mitte des Rückens reichen. Allerdings fehlt mir das Gespür für Mode und das Händchen für Frisuren, weshalb ich immer in bequemen Sachen und mit Pferdeschwanz unterwegs bin. Nur meine grünen Augen mit der dunkleren Umrandung um die Iris mag ich, aber auch sie lassen mich nicht aus der Masse herausstechen, denn um sie zu sehen, müsste man sehr nah an mich herankommen.
Und das ist etwas, was ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Vor allem wenn es sich dabei um einen Jungen handelt. Selbst bei meinen beiden älteren Brüdern springt der Fluch, den ich in mir trage, an, sobald sie in meine persönliche Komfortzone eindringen. Dann sind die Kopfschmerzen – eine Mischung aus Hämmern, Pulsieren und dem Gefühl, dass ein glühender Nagel in meine Schläfen gerammt wird – nicht mehr auszuhalten.
Was würde ich nur dafür geben, auch wie Katie über den »schönen Schein« zu verfügen …? Nicht weil ich unbedingt anders aussehen will. Mir wäre jede verdammte Gabe recht, solange ich dadurch auf meine verzichten könnte. Die verdient übrigens den Titel »Gabe« nicht im Geringsten; vielmehr ist sie ein Fluch. Ein nutzloser obendrein.
Ich hebe den Kopf, verziehe kurz den Mund, als es an der Wange ziept, und angele mit der Zunge nach dem Strohhalm des Shakes, während ich starr auf die unbesetzte Theke vor mir schaue. Wenn ich all die Menschen hinter mir nicht ansehe, sind die Kopfschmerzen auszuhalten. Doch ein nervöses Kribbeln im Nacken, gepaart mit dem verhassten Fiepen, sagt mir, dass wieder welche von ihnen hier sind. Das ist kein Wunder, schließlich sind sie überall, aber nur ich kann die Disharmonien sehen.
Katie kommt zurück und lässt sich auf dem Hocker neben mir nieder, wobei sie eine Strähne ihres blonden Haares aus der Stirn pustet. Immer in ihrer Nähe schwirrt eine Fee, die kleiner als meine Handfläche ist und einen so unaussprechlichen Namen besitzt, dass ich es aufgegeben habe, ihn korrekt wiedergeben zu wollen. Als sie bemerkt, dass ich sie anstarre, steckt mir die Kleine die Zunge heraus. Am liebsten würde ich sie dafür in dem Erdbeershake ertränken. Wir zwei kamen noch nie gut miteinander aus – sie ist ein schlimmerer Quälgeist als Tinkerbell –, aber sie ist nun mal Katies Familiar, ob ich sie nun leiden kann oder nicht. Im Grunde habe ich nichts gegen die Kleine; es ist vielmehr der Umstand, dass Katie einen Familiar besitzt, ich aber keinen habe.
»Wie läuft es bei der Jobsuche?«, fragt Katie und tut so, als hätte sie die Entgleisung ihrer Fee nicht bemerkt.
Missmutig stochere ich mit dem Strohhalm im Shake herum und murmele etwas Unverständliches. Noch ein Thema, um meine Laune langsam, aber sicher dem Nullpunkt entgegenschlittern zu lassen.
»Immer noch nicht besser?«
Ich zögere, schüttele dann aber den Kopf. Es bringt nichts, es vor ihr verheimlichen zu wollen, denn sie weiß, warum ich mich so schwertue. Hin und wieder jobbte ich hier im Café, zumindest so lange, bis mich Katies Chef hochkantig rausschmiss, weil ich zum wiederholten Male Getränke über Gäste gekippt hatte. Nicht absichtlich … Na ja, es war absichtlich, aber ich hatte einen guten Grund! Nur leider will den niemand hören …
»Brauchst du überhaupt einen Job?«, fragt Katie. »Ich meine, deine Eltern waren steinreich und deine Brüder sind so berühmt, dass sogar ich Poster von ihnen über dem Bett hängen habe.«
Ich verziehe angewidert den Mund. Das ist einer der Gründe, warum ich Katies Wohnung meide wie die Pest. Poster, auf denen meine Brüder mit blankem Oberkörper und Zahnpasta-Lächeln abgebildet sind, zählen nicht zu den Dingen, die ich ständig sehen muss. Mir reichen schon ihre angezogenen Varianten, vielen Dank.
Schnell verdränge ich den verstörenden Gedanken, was Katie beim Anblick der Poster wohl schon alles gemacht hat, und komme zum eigentlichen Thema zurück. »Ich will aber Geld verdienen«, halte ich dagegen und verschränke die Arme vor der Brust. »Am liebsten würde ich eher heute als morgen daheim ausziehen.«
Katie runzelt die Stirn. »Nimmst du es deinen Brüdern immer noch übel, dass sie dir verboten haben, einen Familiar zu bekommen?«
Mein Blick huscht zu ihrer Fee, bevor ich wieder geradeaus starre. Gefühlt jeder mit einem Fitzelchen Magie in sich besitzt einen verdammten Familiar! Nur ich nicht. Ich weiß bis heute nicht, warum sich meine Brüder so dagegen sträuben, und mittlerweile glaube ich, dass es keinen besonderen Grund dafür gibt, sondern sie mich einfach nur ärgern wollen. Oder weil sie mir klarmachen wollen, dass ich eben nur die kleine Schwester der berühmtesten Meister-Magier bin. Ich seufze innerlich über diese Gedanken. Nein, so sind meine Brüder nicht. Sicher, wir geraten öfter mal aneinander, aber welche Geschwister tun das nicht? Aus reiner Bosheit würden sie mir keinen Familiar verweigern, doch den wahren Grund kenne ich nicht.
»Nicht nur das«, sage ich auf Katies Frage hin. »Ich bin es so leid, mir jeden Tag ansehen zu müssen, zu was sie fähig sind, während ich …« Ich zucke hilflos mit den Schultern.
Meine beiden großen Brüder Zachary und Calvin sind die bekanntesten Meister-Magier unseres Landes. Es heißt, dass nur die Erwähnung ihrer Namen die abtrünnigen Magier, die wir auch gemeinhin kurz als »Abtrünnige« bezeichnen, vor Angst erzittern lassen. Die magischen Gaben meiner Brüder sind so ausgeprägt und dadurch ihre Familiare so mächtig, dass es niemanden gibt, der es mit ihnen aufnehmen könnte. Egal, wie stark der Abtrünnige ist, der sich ihnen entgegenstellen würde, sie besiegen ihn. Ohne nennenswerte Probleme. Und so haushoch, dass die Zeitungen und sozialen Medien die nächsten Tage über von nichts anderem sprechen. Die Klatschpresse ist voll mit Interviews und exklusiven Fotos der beiden, die für ihre – vornehmlich weiblichen – Fans auch gerne mal mehr von sich preisgeben. In regelmäßigen Abständen erscheinen sogar ganze Ausgaben, die nur ihnen gewidmet sind. Inklusive lebensgroßem Sonderdruck meiner halb nackten Brüder. Würg.
Zac, der Älteste von uns dreien, vermag es, die Luft um sich herum so zu beeinflussen, dass er fliegen kann, und für einen gewissen Zeitraum funktioniert das auch bei anderen Menschen und Gegenständen. Wenn er einen besonders guten Tag hat, kann er sogar einen Tornado beschwören, aber dazu benötigt er sehr viel Kraft. Damit diese Kraft in seinem Körper nicht überhandnimmt und ihn von innen heraus zerstört, steht an seiner Seite ein Familiar, der das Gegenstück zu seiner Kraft darstellt. Terra ist ein Erd-Familiar und so mächtig, dass sie nicht nur zwei Gestalten beherrscht, sondern sogar Erdbeben verursachen kann. Vor allem wenn sie wütend ist. Was ziemlich oft vorkommt und unsere armen Gärtner reihenweise dazu veranlasst zu kündigen.
Cal, der Mittlere von uns, hat die Macht über Eis und Schnee; beides kann er nach Lust und Laune hervorrufen und nach seinem Willen formen. Du möchtest Schnee zu Weihnachten haben? Dann engagiere meinen Bruder für deinen Wohnort! Er kriegt das auf jeden Fall hin. Inklusive des sprechenden Schneemanns, wenn er besonders dick auftragen will.
Doch Macht ist ein zweiseitiges Schwert, wie es in unserer Familienchronik so schön heißt. Auf der einen Seite gibt es das Licht – die strahlende Magie meiner Brüder, mit der sie Großes vollbringen können –, auf der anderen Seite hat diese ausgeprägte Magie auch ihren Preis.
Um das Eis und die Kälte in Cals Körper einzudämmen, kam für ihn nichts anderes als ein Feuer-Familiar infrage: Lumia kann die Gestalt eines Phönix annehmen und ist dann buchstäblich Feuer und Flamme. Aber meistens laufen sie und Terra in ihren menschlichen Formen herum, die jedoch nicht weniger eindrucksvoll sind als ihre wahren Gestalten.
Ich wünschte, ich hätte auch einen so coolen Familiar … Selbst mit einer so klitzekleinen Fee, wie Katie sie hat, würde ich mich mittlerweile zufriedengeben. Aber gar keinen? Das ist echt nicht fair! Nicht nur, dass ich über keine herausragende Magie verfüge, ich bekomme nicht einmal einen Familiar und bin somit in den Augen der anderen nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch … Geht es noch erbärmlicher? Ich schätze, nicht.
»Kam denn mittlerweile mal eine Antwort von der Magier-Allianz?«, fragt Katie, während sie mit einem Handtuch nachlässig über die Theke wischt.
Ich schüttele den Kopf. »Sie ignorieren meine Briefe, E-Mails und Anrufe. Seit dem einen Brief, in dem sie mir klar und deutlich gesagt haben, dass ich unbedeutend bin, stellen sie auf Durchzug.«
Ja, okay, vielleicht habe ich es auch ein bisschen übertrieben. Die täglichen E-Mails hätten echt nicht sein müssen. Aber ich war verzweifelt, verdammt! Und anstatt nur zu jammern und die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben, wollte ich die Sache selbst in die Hand nehmen und etwas erreichen. Ich bin die Einzige in der Familie, die nicht mit einer coolen Magie auftrumpfen kann und die noch nicht mal eine Einladung der Magier-Allianz zu den Prüfungen bekommen hat. Natürlich würde ich mit Pauken und Trompeten durch die Tests rasseln, aber darum geht es nicht! Vielmehr darum, dass ich ein Mal – nur ein einziges verdammtes Mal! – auch dazugehören und zumindest eine Chance haben will.
»Wie viel Zeit bleibt dir noch?«, will meine beste Freundin wissen.
Lustlos stochere ich mit dem Strohhalm im Milchshake herum. »Weniger als drei Monate.«
Nur noch drei Monate … Da werde ich fünfundzwanzig und meine Chance, eine Meister-Magierin zu werden, ist dahin. Dann gehöre ich zum alten Eisen und kann mich gleich einsargen lassen. Mir muss dringend etwas einfallen, wie ich bis zur Deadline noch zu den Prüfungen zugelassen werden und sie bestehen kann! Doch ohne eigenen Familiar? Ausgeschlossen!
Seit vor gut einhundert Jahren die ersten Magiebegabten geboren wurden, gibt es einen regelrechten Hype auf alles, was mit Magiern zu tun hat. Jeder will einer sein, am besten noch ein Meister-Magier, aber dazu muss man die Prüfungen der Magier-Allianz bestehen. Und die sind nicht ohne, habe ich gehört, denn aus Erfahrung kann ich ja nicht reden … Ja, auch ich wäre gern einer von ihnen. Schließlich gehört es in meiner Familie zum guten Ton, kraftvoll und berühmt zu sein. Dummerweise bin ich beides nicht. Ich bin nicht mal besonders intelligent und kann demnach keine hohe Laufbahn einschlagen. Im Grunde bin ich ein Totalausfall.
Doch bekannt und berühmt zu sein, hat nicht nur Vorzüge. Aufgrund der Bedrohung durch die abtrünnigen Magier, gehen viele Meister-Magier dazu über, nur noch maskiert und mit Decknamen in Erscheinung zu treten. Dennoch haben es meine Brüder schon vor Jahren aufgegeben, ihre wahre Identität zu schützen. An den Wochenenden werde ich regelmäßig von kreischenden Groupies geweckt, die unsere Villa belagern und um Autogramme der beiden betteln oder einen Blick auf sie erhaschen wollen, wenn sie gerade im Pool schwimmen. Dummerweise genießen meine Brüder die Aufmerksamkeit in vollen Zügen und denken gar nicht daran, Security oder so was einzustellen, um der Meute Herr zu werden. Sonntagmorgens um acht Uhr stehen Zac und Cal bereits grinsend vor dem Zaun, der unser Grundstück umgibt, schwingen die Signierstifte und lassen geduldig Selfies mit sich machen.
Aber ich schweife ab. Und nein, ich bin nicht neidisch darauf! Okay, vielleicht ein bisschen …
»Und wenn du auf eigene Faust zum Medium gehst und um einen Familiar bittest?«, schlägt Katie vor.
Ich schnaube. Als ob ich daran nicht schon selbst gedacht hätte! Nicht nur einmal habe ich mir die Schuhe angezogen und nach der Jacke gegriffen, um das Medium aufzusuchen, das in der Nähe des Hafens lebt und für unsere Stadt zuständig ist, doch jedes Mal habe ich einen Rückzieher gemacht. Im Nachhinein fallen mir die Gründe dafür nicht mehr ein, aber ich habe es nie geschafft, einen Fuß über die Türschwelle zu setzen. Es war, als hätte sich aus dem Nichts eine unüberwindbare Mauer vor mir aufgetan.
Es gibt verschiedene Studien, die untersucht haben, wie viele Menschen tatsächlich Magie in sich tragen. Laut diesen Studien besitzt einer von hundert latente magische Kräfte, die jedoch nicht ausreichen, um einen Familiar zu bekommen. Einer von tausend hat genug in sich, um einen Familiar versorgen zu können. Einer von zehntausend verfügt über genügend Magie, um ein Meister-Magier werden zu können. Und einer von hunderttausend bekommt einen so mächtigen Familiar zugeteilt wie meine beiden Brüder.
Statistisch gesehen stehe ich also nicht allein da, dennoch kratzt es an dem kümmerlichen Rest des Selbstwertgefühls, das ich mir über die Jahre bewahrt habe.
Seufzend schiebe ich das leere Glas von mir. »Da ich keine herausragende magische Kraft habe, tauge ich nicht zu einem Meister-Magier. Vielleicht sollte ich auf die andere Seite wechseln und ein Abtrünniger werden«, murmele ich.
»Das würdest du nur machen, um deinen Brüdern eins auszuwischen«, sagt Katie mit einem Glucksen in der Stimme.
Ich nicke. »Wahrscheinlich. Aber das würde nicht ausreichen, um sie für die Schul-Sache von damals büßen zu lassen. Dafür muss ich mir noch etwas richtig Perfides ausdenken.«
Dass sie mir verboten haben, auf die Magier-Akademie zu gehen, war das Schlimmste, was sie mir je angetan haben. Es ist ja nicht so, dass ich gar keine Magie in mir habe! Da ist etwas … Allerdings manifestiert es sich nicht in den Elementen wie bei meinen Brüdern oder in sonst etwas, was man sehen oder anfassen kann. Trotzdem ist es da! Aber egal, wie oft ich auch versuche, es Zac und Cal verständlich zu machen – mehr als ein mitleidiges Lächeln und ein paar halbherzig dahergesagte aufmunternde Worte haben sie nicht für mich übrig.
Katie klopft mir auf die Schulter, ehe sie sagt: »Ich sehe schon, du bist nicht in der Stimmung, um etwas mit mir unternehmen zu wollen. Dabei habe ich doch gleich Feierabend! Und nach einem Schwimmbadbesuch, um uns bei der Hitze etwas abzukühlen, muss ich dich erst recht nicht fragen.«
Ich schüttele so stark den Kopf, dass meine braunen Haare hin und her fliegen. Wenn es etwas gibt, was ich noch mehr hasse als den Sommer an sich, dann sind das Schwimmbäder und Umkleidekabinen. Jeder Ort, an dem ich leicht bekleidete Menschen sehen muss, löst bei mir sofort einen Fluchtinstinkt aus.
»Aber wie wäre es mit Kino?«, schlägt Katie vor. »Dieser neue Liebesfilm soll ganz gut sein.«
»Mich würde eher der Zombie-Film interessieren«, sage ich sofort.
Ein Kinobesuch liegt noch im Bereich des Möglichen – am besten zu unmenschlichen Uhrzeiten und dann ganz vorn in der ersten Reihe, wo so gut wie nie jemand sitzt.
Katie seufzt. »Von mir aus. Ich hole dich um halb sieben ab, in Ordnung? Aber irgendwann musst du deine Abneigung gegen alles, was mit Liebe zu tun hat, ablegen, sonst kriegst du nie einen Freund. Oder Freundin. Oder was auch immer.« Sie erhebt sich und zupft an dem kurzen Rock herum.
»Deswegen hast du mich hierherzitiert?«, frage ich entrüstet. »Um dich mit mir fürs Kino zu verabreden?«
Ich freue mich darüber, dass Katie etwas mit mir unternehmen will, aber das hätte sie mir auch als Nachricht schreiben können! Dafür hätte ich nicht extra in die Stadt gemusst …
Katie mustert mich kurz, dann verzieht sie die vollen Lippen zu einem Lächeln. »Nein, nicht nur. Eigentlich wollte ich dir erzählen, dass ich jemanden getroffen habe, an den du dich vielleicht erinnerst.«
Im ersten Moment bin ich verwirrt. Bis auf Katie habe ich keine Freunde und mit den Leuten aus der Schulzeit habe ich nichts zu tun. Wen könnte sie also meinen?
Als es mir endlich dämmert, dass nur eine Person infrage kommen könnte, um sie so grinsen zu lassen, wird mein Mund staubtrocken. »Wen?«, hauche ich.
Sie beugt sich nach vorn und flüstert mir ins Ohr: »Justin Harper.«
Mein Herz macht einen Satz und ich schnappe nach Luft. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass sie diesen Namen sagen würde, aber ich hätte nicht einmal im Traum damit gerechnet!
»Wo?«, will ich wissen.
Mehr als ein Wort am Stück bekomme ich nicht zustande; dafür dreht es sich in meinem Kopf zu sehr.
Mit einem wissenden Grinsen deutet Katie auf den hinteren Bereich des Cafés, dem ich bis eben keinerlei Beachtung geschenkt habe. Nur zögerlich folge ich dem Wink, entdecke seinen blonden Haarschopf jedoch sofort. Ein aufgeregtes Kribbeln breitet sich ausgehend vom Bauch im restlichen Körper aus. Ein Gefühl, das ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gespürt habe und mich an Ort und Stelle erstarren lässt.
»Ich wollte erst abwarten, wie du heute drauf bist. An manchen Tagen stehst du völlig neben dir, aber gerade scheint es einigermaßen zu gehen. Also … Willst du ihn nicht ansprechen?«, fragt Katie, als sie sieht, dass ich mich nicht vom Fleck rühre.
»Ich … Was? Nein! Bist du verrückt?«, zische ich ihr zu.
Nicht in einhundert Millionen Jahren könnte ich genug Mut aufbringen, um hinüber zu seinem Tisch zu gehen und ihn aus heiterem Himmel anzusprechen! Schließlich habe ich während der ganzen Schulzeit nicht viel mehr als ein gekrächztes »Hi« ihm gegenüber herausgebracht. Und selbst danach musste ich mich fast vor Aufregung übergeben. Na schön, habe ich auch … Zählt nicht gerade zu meinen ruhmreichsten Erinnerungen.
Ich reibe mir mit beiden Händen übers Gesicht. Herrgott, er hält mich bestimmt immer noch für einen Freak! Wenn er mich überhaupt erkennt, was ich stark bezweifele. Schließlich habe ich während meiner katastrophalen Schulzeit nahezu alles Erdenkliche dafür getan, um so unauffällig wie ein Schatten zu werden.
Katie rammt mir den Ellenbogen in die Seite. »Jetzt geh schon hin und sag Hallo wie ein zivilisierter Mensch! Er ist ohne Begleitung hier und hat sich nur einen Kaffee bestellt. Allerdings drückt er schon seit fast zwei Stunden auf seinem Handy herum. Das ist deine Chance!«
Chance? Es wäre mein Untergang! Wenn er mich ansehen und nicht erkennen würde … Oder wenn ich mich wieder übergeben müsste! Ich würde vor Scham im Boden versinken! Nein, dann könnte ich mir wohl gleich die Kugel geben.
Als ich zur Seite blicke, um Katie zu sagen, dass ich auf keinen Fall zu Justins Tisch gehen werde, ist sie verschwunden. Suchend huscht mein Blick durch das Café, während ich mit aller Kraft die aufflammenden Kopfschmerzen niederkämpfe, die mich sofort befallen, wenn ich eines der ungleichen Pärchen flüchtig ansehe. Als ich Katie entdecke, verschlucke ich mich fast an der eigenen Spucke. O nein, das macht sie nicht wirklich! Oder?! Bitte, lass sie das nicht wirklich machen!
Sie steht leicht über Justins Tisch gebeugt, während sie lächelnd mit ihm redet. Natürlich kann ich nicht hören, was sie sagt, aber die Handbewegung, die sie in meine Richtung macht, ist Hinweis genug, dass es sich bei dem Gespräch um mich dreht.
Man möge mir eine Schaufel reichen, damit ich mir hier und jetzt mein eigenes Grab buddeln kann.
Hastig greife ich nach Jacke und Handtasche und will so schnell wie möglich aus dem Café verschwinden, doch Katie steht bereits wieder neben mir, hakt sich unter und zerrt mich zu Justins Tisch. Dabei ignoriert sie geflissentlich meine Stolper-Aussetzer und die gezischten Verwünschungen, die ich ihr an den Kopf werfe, wenn sie mich nicht augenblicklich loslässt. Hier im hinteren Bereich ist es so voll und stickig, dass mich der misstönende Klang, den ich in Gegenwart von vielen Menschen höre, schier um den Verstand bringt.
»Ich will nicht!«, murre ich leise und versuche mich von ihr loszumachen. Leider ohne Erfolg.
»Du erinnerst dich bestimmt an meine Freundin Felicity, oder, Justin?«, fragt sie liebenswürdig, als wir den Tisch erreicht haben.
Mein Hals ist wie zugeschnürt und ich befürchte, dass ich mich jede Sekunde auf meine Schuhe übergeben muss. Nur Justins himmelblaue Augen bewahren mich davor, völlig die Nerven zu verlieren. Sie sind so klar und hell, dass ich am liebsten darin versinken würde. Mein Herz macht einen Satz, als sich sein Blick auf mich legt. Atmen, Feli! Und am besten den Mund geschlossen lassen, sicher ist sicher.
Ein freundliches, aber distanziertes Lächeln umspielt Justins Mund. »Natürlich erinnere ich mich an Ferdinande«, sagt er und reicht mir die Hand.
»Felicity«, verbessert Katie ihn, weil ich keinen Ton herausbekomme. Kann es sein, dass ich meine Zunge verschluckt habe?
»Felicity«, spricht ihr Justin schnell nach und überspielt so seinen Patzer. Da ich sie nicht ergreife, lässt er die Hand sinken, lächelt mich aber weiter an. »Schönes Wetter heute, nicht wahr?«
»Ja, ich mich auch«, antworte ich stockend.
Katie haut sich mit der freien Hand vor die Stirn und murmelt etwas, was ich lieber nicht genau verstehen will.
»Ich … ich meine«, versuche ich es erneut, »du siehst auch toll aus.«
Verdammt, was rede ich da eigentlich? Wie war die Frage noch mal?
Justins schönes Gesicht nimmt einen mitleidigen Ausdruck an. Okay, das war’s! Ich bin erledigt. Am besten wäre es, wenn ich in die Antarktis auswandere und mich dort auf einer einsamen Scholle einquartiere, wo ich nie wieder einem anderen Menschen über den Weg laufen muss … Dann treibe ich aufs Meer hinaus und sterbe dort und niemand wird mich je vermissen.
»Bleibst du noch länger in der Stadt?«, fragt Katie.
Justin konzentriert sich auf sie und nickt. »Für zwei Wochen – dank meiner neuen Arbeitsstelle.«
Er neigt den Kopf, als würde er über etwas nachdenken. O Gott, er sieht so verdammt gut aus! Und so intelligent, wenn er den Kopf auf diese Weise neigt. Ich muss mich dazu zwingen, nicht zu sabbern, und mich stattdessen auf die Worte konzentrieren, die seinen Mund verlassen, damit ich mich nicht noch mehr blamiere als bereits geschehen.
»In fünf Tagen gebe ich eine Party, um meinen Job zu feiern und die neuen Kollegen kennenzulernen. Wollt ihr nicht auch kommen? Schließlich kennen wir uns ja von früher. Ein paar andere aus der Abschlussklasse sind auch da. Wir könnten es als eine Art inoffizielle Klassenfeier ansehen.«
Sein Blick huscht kurz zu mir, dann wendet er sich wieder Katie zu, die für uns beide antwortet.
»Das ist aber nett«, höre ich meine beste Freundin sagen. »Wir kommen natürlich sehr gerne!«
Justin grinst. »Gibst du mir deine Nummer? Dann schicke ich dir Datum und Ort als Nachricht.«
Natürlich stellt er Katie diese Frage, nicht mir. Wahrscheinlich denkt er, dass ich im Moment nicht in der Lage wäre, meinen eigenen Namen auszusprechen, geschweige denn die Telefonnummer aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Und dummerweise hat er recht damit. Katie setzt ihr strahlendstes Lächeln auf und nennt Justin ihre Nummer, die er schnell auf die Serviette kritzelt. Dann verabschieden sie sich voneinander und Katie zerrt mich hinter sich her zurück zum Tresen.
»Was war das denn gerade?«, fragt sie, nachdem ich mich seufzend auf dem Barhocker niedergelassen habe. »Hast du dein Gehirn im Milchshake versenkt, als ich dich abgeholt habe?«
Ich ziehe mit dem Zeigefinger imaginäre Linien auf dem klebrigen Tresen nach und weiche dadurch ihrem stechenden Blick aus. »Nein«, nuschele ich. »Du weißt ganz genau, dass ich mich in Gegenwart von anderen nicht so wohlfühle. Du hast mich … überfordert.«
Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Egal, ist nun nicht mehr zu ändern. Aber immerhin haben wir eine Einladung zu seiner Party. Da will ich mehr Einsatz von dir sehen, hast du gehört, Feli? Einsatz! Du wirst dir etwas Nettes anziehen, das dir nicht bis zum Kinn reicht und sämtliche Haut bedeckt, dir etwas Farbe ins Gesicht hauen, lächeln und vor allem zuhören. Zuhören! Klar so weit?«
»Glasklar«, murmele ich und senke den Blick. »Auf den Schock brauche ich dringend frische Luft. Willst du mitkommen?«
Doch Katie schüttelt den Kopf. »Ich muss wieder an die Arbeit, gut eine Stunde habe ich noch vor mir. Wir sehen uns heute Abend und gehen gemeinsam ins Kino.«
Ich will protestieren, hebe aber die Hand und nicke. Sie muss arbeiten und kann sich nicht die ganze Zeit über mit mir unterhalten. Ich schaue auf meine Füße, als ich mir einen Weg aus dem überfüllten Café bahne. Um diese Uhrzeit sind bereits viele Gäste da; einige Familiare, die die Gestalt von Hunden oder Katzen angenommen haben, liegen neben den Tischen. Ich schlage den Kragen meiner Jacke hoch, die eigentlich viel zu dick für diese Jahreszeit ist, und verlasse das Gebäude, ohne mit jemandem Blickkontakt aufzunehmen.
***
Draußen winke ich mir sofort ein Taxi herbei, das mich schnurstracks nach Hause fahren soll. Ich habe Glück: Im selben Moment, als ich die Hand hebe, hält bereits ein Wagen vor mir, ohne dass ich länger als ein paar Sekunden inmitten fremder Menschen zubringen muss.
Als ich dem Fahrer meine Adresse nenne, dreht er sich im Sitz zu mir um und zieht eine Augenbraue hoch, nachdem er mich gemustert hat. »Gehören Sie auch zu den Fans von Ice King und Air Master?«
Ich verdrehe die Augen. Erwähnte ich schon, dass meine Brüder die Ausgeburten der Bescheidenheit sind? Und ja, ihre Magier-Namen haben sie sich selbst gegeben. Wie viele Groupies der Taxifahrer wohl schon zu unserem Haus gefahren hat? Es wundert mich, dass die Villa noch nicht ein Haltepunkt auf der Stadtrundfahrt ist und sie die kreischenden Meuten mit Doppeldeckerbussen zu uns karren …
Der Fahrer schaut wieder nach vorn und lässt den Motor an, bevor er sich in den fließenden Verkehr einfädelt.
»Meine Tochter spricht von kaum etwas anderem als den beiden bekanntesten Meister-Magiern, die es zurzeit gibt«, redet er weiter. Ich wünschte, er würde den Mund halten. »Haben Sie den Kampf gegen Dead Sniper verfolgt? Bestimmt haben Sie das, der wurde schließlich tagelang in den Nachrichten gezeigt und sogar live im Internet übertragen. Das war ein Kampf! Hab selten so was Episches gesehen!«
Er plappert noch weiter, doch ich lehne den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe und versuche keines seiner Worte wahrzunehmen.
Meine Brüder sind toll. Sie sind sogar mehr als toll. Das, was sie leisten, ist großartig. Nur mich … Mich kennt niemand, und ich habe es satt, weiterhin in unserer Villa zu wohnen, ohne selbst etwas beitragen zu können. Ich will arbeiten oder eine Meister-Magierin werden oder irgendetwas mit meinem Leben anfangen, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht über die endlosen Steine auf meinem Weg klettern kann. Der erste Schritt wäre, zu Hause auszuziehen, damit ich nicht ständig meine in jeder Hinsicht perfekten Brüder vor der Nase habe. Vielleicht könnte ich dadurch etwas Abstand gewinnen und mich darauf konzentrieren, was ich will und schaffen kann.
Aber wohin sollte ich? Und womit soll ich meinen Lebensunterhalt bestreiten? Ich könnte einfach etwas von dem Erbe meiner Eltern nehmen und verschwinden. Doch was dann? Wie lange würde ich durchhalten? Auf keinen Fall will ich wieder angekrochen kommen … Manchmal verfluche ich meinen verdammten Stolz.
Abgesehen davon haben mir meine Brüder verboten, die Stadt zu verlassen, weil sie »da draußen« nicht mehr auf ihre kleine Schwester aufpassen könnten. Weil sie sich nie die Mühe gemacht haben, ihre wahren Identitäten geheim zu halten, wäre es theoretisch denkbar, dass abtrünnige Magier, die sich den dunklen Mächten verschrieben und noch ein Hühnchen mit meinen Brüdern zu rupfen haben, versuchen könnten, über mich an sie heranzukommen. Viele Fragezeichen, ich weiß, aber irgendetwas darüber hinaus lässt mich zögern. Wenn es wirklich jemand auf mich abgesehen hätte, gäbe es nichts, womit ich mich wehren könnte. Ich wäre die klassische Jungfrau in Nöten – und das meine ich durchaus wörtlich –, die auf die Hilfe ihrer ach so tollen Brüder angewiesen wäre, die mal wieder den Tag retten müssten.
Ich liebe meine Brüder – auch wenn ich ihnen in regelmäßigen Abständen die Hälse umdrehen möchte – und sie lieben mich. Sie vergöttern mich sogar regelrecht, und wenn sie könnten, würden sie mich in mehrere Lagen Watte packen und irgendwo hinter Stahltüren einschließen, um mich vor jedweder Gefahr zu schützen. Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel, vor allem, seit unsere Eltern gestorben sind. Doch jedes Mal, wenn sie ausziehen, um den Tag, die Stadt oder die ganze Welt zu retten, bleibe ich zurück und sehe ihnen nach. Nie weiß ich, ob sie zurückkommen werden. Ich kann nichts weiter tun als zu hoffen.
So gern würde ich einen Beitrag leisten, doch ich verfüge über keine Magie, die in einem epischen Kampf gegen einen Abtrünnigen etwas nützen würde.
Ich bin dazu verdammt, das nutzlose schwarze Schaf unserer Familie zu sein und ewig im Schatten meiner Brüder stehen zu müssen …
Felicity
Als das Taxi endlich vor unserer Villa hält, beeile ich mich, den Fahrer zu bezahlen und auszusteigen, bevor er mich erneut etwas fragen kann. Lauter als nötig werfe ich die Autotür hinter mir zu, schiebe die Hände in die Hosentaschen und stapfe auf den hohen Zaun zu, der unser weitläufiges Grundstück umgibt. Wenigstens wartet heute keine Horde Groupies vor dem Tor. Ich lege die Hand auf das Schloss; der Mechanismus gibt ein Piepsen von sich und das Tor öffnet sich automatisch im nächsten Augenblick.
Schon von Weitem sehe ich Lumias Feuerschein im hinteren Bereich des Gartens. Hoffentlich verbrennt sie nicht wieder sämtliche Pflanzen … Ich habe ihr und Cal schon hundertmal gesagt, dass sie in der Halle trainieren sollen … Aber wie immer hört niemand auf mich. Ich möchte nicht in der Haut unserer drei Gärtner stecken, die alles wieder auf Vordermann bringen müssen, nachdem Lumia jeden Grashalm zu Asche versengt hat. Kurz darauf spüre ich Cals Eismagie, die mir eine Gänsehaut beschert. Ein heftiger Windstoß trägt die Kälte seiner Kraft zu mir herüber und ich ziehe schnell die Jacke enger um mich. Ich verspüre keine Lust, den beiden beim Training zuzusehen, denn das würde mir nur wieder unter die Nase reiben, wozu ich nicht fähig bin und niemals fähig sein werde, deshalb schlage ich den Weg zum Haus ein.
Als ich weiterlaufe, komme ich am Pool vorbei, der links von unserer Villa angelegt ist.
»Hey Feli!«, ruft mein ältester Bruder Zac von einer der Liegen aus und winkt mir zu. »Wie war es in der Stadt?«
Nur flüchtig werfe ich einen Blick auf ihn und seinen Familiar. Terra steht viel zu nah neben ihm … Reibt sie ihn gerade mit Sonnencreme ein? Die Disharmonie, die ihr Pulsieren ausstrahlt, verursacht mir sofort Kopfweh, und ich muss die Zähne zusammenbeißen, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Schnell hebe ich die Hand als Zeichen, dass ich ihn gehört habe, eile ins Haus und anschließend die Treppen in den ersten Stock hinauf.
Als ich in meinem Zimmer angekommen bin, kicke ich die Schuhe von den Füßen, streife die Jacke ab und werfe mich mit einem durch das Kissen abgedämpften Uffz! bäuchlings aufs Bett.
Eine tolle Gabe habe ich da … Sogar der Anblick meines Bruders und seines Familiars verursacht mir Kopfschmerzen, dabei ist es doch logisch, dass die beiden keine Seelenpartner sein können. Ich meine, immerhin ist sie ein Familiar, eine Ansammlung von Energie und noch dazu ein Wesen aus einer anderen Welt. Warum sie überhaupt ein Glimmen abgibt, ist mir schleierhaft. Bei Katies Fee kann ich nichts wahrnehmen, aber wahrscheinlich sind die Familiare meiner Brüder stark genug, um ein Glimmen – und somit ein Herz im herkömmlichen Sinne – zu besitzen.
Jedes Herz – egal, ob es sich dabei um das eines Menschen mit oder ohne Magiebegabung handelt – strahlt ein einzigartiges Glimmen aus, das in einem von Herz zu Herz unterschiedlichen Abstand pulsiert. Farbe und Bewegung sind bei jedem Menschen anders; nur bei Seelenpartnern ist beides exakt gleich.
Ich kann dieses Glimmen und Pulsieren sehen. Es ist kein richtiges Licht, sodass es durch Kleidung verdeckt werden kann, doch jetzt im Sommer werde ich ständig damit konfrontiert. Das allein wäre noch kein Problem, aber wenn zwei Menschen ein Paar sind oder auch nur nah beieinanderstehen, deren Glimmen und Pulsieren nicht gleich ist, erzeugt das für mich eine solche Disharmonie, dass ich manchmal glaube, mein Kopf könnte vor Schmerz jeden Moment bersten.
Ich reagiere darauf, sobald tief greifende Gefühle im Spiel sind. Bloße Freundschaft verkrafte ich noch, aber alles, was darüber hinausgeht, wird für mich zur Tortur. Selbst platonische Geschwisterliebe wird mir zum Verhängnis, sodass ich nicht einmal längere Zeit neben meinen eigenen Brüdern stehen kann.
Es bereitet mir körperliche Schmerzen, völlig unterschiedliche Herzen gemeinsam auf engstem Raum sehen zu müssen. Im Gedränge der Innenstadt ist es besonders schlimm. Oder überall, wo sich Verliebte aufhalten.
Die meisten ihrer Herzen stoßen sich gegenseitig ab, versuchen verzweifelt voneinander wegzukommen, aber niemand außer mir bemerkt es.
Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als würden die Herzen um Hilfe schreien, weil ihre Menschen zu dumm sind, um selbst zu bemerken, wie falsch ihr Partner für sie ist. Die Disharmonie bei Menschen, die nah zusammenstehen, ist das erste Warnzeichen und nicht ganz so schmerzhaft, als wenn es sich um ein Paar mit tiefer greifenden Gefühlen als bloße Freundschaft füreinander handelt. Es ist nervig, aber auszuhalten, wenn ich mich auf etwas anderes konzentriere. Doch wenn Gefühle im Spiel sind – ganz gleich, wie stark diese sein mögen, ein freundschaftliches Verhältnis reicht bereits aus –, wird es nahezu unerträglich für mich.
Leider ist das keine Seltenheit, ganz im Gegenteil: Mir sind nur eine Handvoll Paare begegnet, deren Glimmen absolut synchron war. Bis an mein Lebensende werde ich nicht das alte Paar im Park vergessen, das Händchen haltend auf der Bank saß und den Sonnenuntergang beobachtete. Niemals zuvor habe ich eine solche Zufriedenheit in mir gespürt. Ich hätte ewig dort stehen und die beiden einfach nur beobachten können. Der Anblick aller disharmonischen Pärchen wird für mich jedoch zu einer Tortur, ganz gleich, wie glücklich sie sich nach außen hin geben. Ich sehe die Wahrheit. Sie mögen zwar glauben, dass sie glücklich sind, aber ihre Herzen sind anderer Meinung, denn sie suchen nach ihrer anderen Hälfte, die definitiv nicht neben ihnen steht.
Vor allem meine Zeit auf der weiterführenden Schule für Menschen ohne magische Begabung war die Hölle. Da ich über keine Magie verfüge, die sich nach außen hin in einer Form manifestiert – wie beispielsweise bei Cal, der Eis und Schnee hervorrufen kann, wann immer ihm danach ist –, waren meine Brüder der Meinung, dass es absolut ausreichen würde, mich auf eine gewöhnliche Schule zu schicken anstatt auf die Magie-Akademie, ein Internat für Magiebegabte und quasi die Eliteschule für alle angehenden Meister-Magier.
Dafür hasse ich meine Brüder heute noch. Abgesehen von der Schmach, als Einzige unserer Familie je eine solche Schule von innen gesehen zu haben, grenzte es an körperliche Folter, wenn ich durch die Gänge laufen musste, während die anderen Schüler knutschend und fummelnd in den Ecken standen. Nie, nicht ein einziges Mal, passte ihr Glimmen zueinander. Von allen Seiten prasselten die Disharmonien auf mich ein, bis ich kurz davorstand, mich vor Schmerzen auf dem Boden zu krümmen. Im Winter wurde es etwas besser, weil dann auch die Schulschlampen meistens keinen Ausschnitt bis zum Bauchnabel trugen und ihren neuesten Opfern in jeder Pause die Kleidung vom Leib rissen.
Es gab nur einen Lichtblick während der Schulzeit: Justin Harper. Ich schwärmte seit dem ersten Tag dort für ihn, doch leider beachtete er mich nie und ich war zu schüchtern, um ihn anzusprechen, bis auf ein dämliches »Hi«, als ich fast auf dem Schulflur in ihn reingerannt wäre. Schließlich war ich als Freak verschrien, weil ich mich stets aus allem raus- und von Partys fernhielt. Immer noch glaube ich fest daran, dass Justins Glimmen zu meinem passen muss, aber seit unserem Abschluss vor sechs Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen. Bis heute. Und – o Mann! – er sah noch heißer aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Wie es ihm wohl seit unserem Abschluss ergangen ist? Bestimmt hat er irgendwo studiert und arbeitet nun in einem bekannten Unternehmen. Ich brenne darauf, ihn auf der Party wiederzusehen, obwohl ich mich wahrscheinlich wieder wie der letzte Trottel aufführen werde. Aber ihm noch einmal gegenüberzustehen und von ihm angelächelt zu werden, ist es auf jeden Fall wert! Hoffentlich ist er nicht verheiratet … Trug er einen Ehering? Mist, darauf habe ich nicht geachtet, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, nicht zu hyperventilieren …
Dank meiner »tollen« Gabe beschränken sich meine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht darauf, was ich in Büchern gelesen oder in Filmen gesehen habe, aber das ist nicht weiter schlimm. Nahezu alles, was auch nur im Entferntesten mit Liebe zu tun hat, schreckt mich ab. Ich werde vor allem im Sommer den ganzen Tag damit konfrontiert, dass es so was wie die wahre Liebe nur in sehr, sehr, sehr wenigen Fällen tatsächlich gibt. Keine Ahnung, warum die meisten Menschen trotzdem so versessen darauf sind und es kaum ein Buch, einen Film oder sonst etwas gibt, wo Liebe keine Rolle spielt … Deshalb mag ich Splatter- oder Zombie-Movies. Da sterben wenigstens alle, auch die ach so Verliebten. Meistens müssen die sogar zuerst dran glauben.
Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus den Gedanken.
»Ja?«, rufe ich halb ins Kissen.
Lumia steckt den Kopf herein. »Störe ich dich?«
Ich setze mich auf. »Sehe ich so aus, als würdest du mich bei irgendwas stören?«
Sie betritt mein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Danach bleibt sie mitten im Raum stehen und wickelt sich eine Strähne ihres roten Haares um den Zeigefinger.
Als Familiar besitzt Lumia mehrere Erscheinungsformen: Zuerst wäre da ihre wahre Gestalt, die in ihrem Fall einen stets brennenden Phönix darstellt. Sobald ein Familiar einen Pakt mit einem Magiebegabten eingeht, erhält er außerdem eine weitere Form, um sich besser in unserer Welt bewegen zu können. Bei sehr mächtigen Magiern wie meinen Brüdern ist auch die zweite Gestalt ihrer Familiare etwas Besonderes, denn sie sehen fast so aus wie Menschen. Aber eben nur fast, denn auch in dieser Form würde jeder, der ihr gegenübersteht, sofort wissen, dass Lumia kein Mensch ist; spätestens, wenn er in ihre Augen schauen würde, in denen ein unablässiges Feuer tanzt. Im wahrsten Sinne des Wortes; ihre Iriden lodern in allen möglichen Rot-, Orange- und Gelbschattierungen.
Katies Familiar, die kleine Fee, besitzt jedoch keine andere Form als ihre ursprüngliche, da Katie über keine besonderen Fähigkeiten verfügt. Allgemein treten die Familiare in unserer Welt eher unscheinbar als Haustiere oder kleinere Begleiter in Erscheinung. Lumia und Terra bilden da eine Ausnahme, was nur noch mehr die Macht meiner Brüder hervorhebt.
Ist das nicht ätzend?
Auch wenn sie vielleicht so aussieht, ist Lumia keine Frau. Familiare sind empfindsame Wesen, aber sie verfügen nicht über die gleichen Gefühle wie wir Menschen. Sie sind eine Ansammlung von Elementarenergie und normalerweise leben sie in einer eigenen Welt. Nur dank eines Pakts mit einem Magiebegabten können sie in unsere Welt wechseln. Warum sie das überhaupt tun, weiß ich nicht. Ist mir auch egal, schließlich besitze ich keinen Familiar, deshalb versuche ich auch, mir so wenig Gedanken wie möglich über sie zu machen.