TIM DAVISON

Aktiv mitsegeln

Basiswissen
für Einsteiger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Delius Klasing Verlag

 

 

 

 

 

Besonderer Dank geht an Laser Performance, Northshore Yachts und Arcona Yachts.

INHALT

Einführung

1. ERSTE SCHRITTE

Was soll ich mitnehmen?

Hausaufgaben

Die Teile einer Yacht

An und von Bord gehen

Die Einweisung durch den Skipper

2. UNTER MOTOR

Fahren unter Motor

Verkehrsregeln auf See

3. UNTER SEGELN

Wie segelt ein Boot?

Verkehrsregeln für Fahrzeuge unter Segeln

Winschen

Segel setzen

Einstellen der Segel (Segeltrimm)

Windfäden (»Telltales«)

Reffen

Wenden

Halsen

Segel bergen

Spinnaker

Gennaker

4. »MAYDAY« UND »MENSCH ÜBER BORD« (MOB)

MAYDAY

Mensch über Bord (MOB)

5. NAVIGATION

Was die Seekarte dir sagt

Zeichen in Seekarten

Der Kompass

Betonnung

Das Logbuch

Lichter, Signalkörper und Schallsignale

Schallsignale

Fachbegriffe

Einführung

Wenn du das erste Mal mitsegelst, kann dir eine Yacht durchaus Angst einflößen. Überall hängen Leinen herum, das Klo scheint ein Eigenleben zu führen und die Decke neigt sich manchmal bis dahin, wo eigentlich die Wände sein sollten. Dann wird dir wahrscheinlich auch noch ein wenig unwohl und du machst dir Sorgen, weil es gerade ein Starkwindwarnung gegeben hat …

Aber keine Angst! Jeder fühlt sich am Anfang so. Aktiv mitsegeln will dir das Grundwissen vermitteln, das dir hilft, mit dem Boot zurechtzukommen, auf deine Sicherheit zu achten, Spaß zu haben – und wieder zum Mitsegeln aufgefordert zu werden. Ich benutze von Anfang an und durchgehend die korrekten Fachbegriffe, und diese werden in der Liste der Fachbegriffe (ab S. 130) erklärt. Mit diesem Buch in der Tasche wirst du hoffentlich viele glückliche Stunden und viel Spaß auf dem Wasser haben.

Wenn du schon öfter mitgesegelt bist, kann dieses Buch dir eine hilfreiche Gedächtnisstütze zur Wiederholung und Festigung der Grundkenntnisse sein und dir auch vielleicht noch einiges Neue zeigen. Wenn du all das, was hier vorgestellt wird, beherrschst, wirst du überall als Crewmitglied willkommen sein und jeder Skipper wird sich freuen, mit dir zusammen seine wunderbare Yacht zu den schönsten Plätzen zu segeln!

Wenn du schon ein Skipper bist, wirst du merken, dass die Leute, die zu dir an Bord kommen, sofort zu einer Crew werden. Von Anfang an müssen sie beim Ablegen, Knotenmachen, Segelsetzen, Bedienen der Winschen und auch beim Steuern helfen. Es ist unmöglich, dass du bei der Einweisung auf jede Kleinigkeit eingehst, und alles Wissen, das sie schon mitbringen, ist ein Segen. Dieses Buch ist dazu gedacht, es einer Crew aus Neulingen zu lesen zu geben, bevor sie an Bord kommen. Wenn du Glück hast, haben sie schon abends am Kamin ihre Knoten geübt und das Aufschießen und Werfen einer Leine im heimischen Garten ausprobiert. Wenn ihr dann unterwegs seid, können sie auf diese Vorkenntnisse zurückgreifen und sie unter deiner Anleitung verfestigen und verfeinern.

Dieses Buch ist all denen gewidmet, mit denen ich über viele Jahre das Glück hatte zu segeln.

Tim Davison

1. ERSTE SCHRITTE

Was soll ich mitnehmen?

Du bist also zum Segeln eingeladen worden. Super! Wie wir alle wirst du unausweichlich von diesem Sport gefesselt sein und den Rest deines Lebens damit verbringen, Törns zu planen, Ausrüstung zu kaufen und von schnittigen Yachten zu träumen.

Unten findest du eine Liste der Dinge, die du mitnehmen solltest. Bedenke, dass der Platz auf einer Yacht begrenzt ist. Nimm nur so viel mit, dass du Kleidung zum Wechseln hast, wenn du nass wirst, etwas gegen Nässe und Kälte, wenn das Wetter schlecht wird, und etwas Leichtes für warme Sonnentage. In jeder Marina kannst du deine Klamotten waschen. Pack dein Zeug in eine weiche Tasche (KEIN Koffer!), die du zusammengelegt wegstauen kannst. Halte deine Sachen in deiner Kabine zusammen, verstreu sie nicht im Boot, das nervt die anderen und dann sind sie irgendwann weg – besonders wenn das Boot krängt.

Vergewissere dich über die Törnbedingungen: Gibt es an Bord Bettzeug, Reserve-Ölzeug, eine Rettungsweste für dich? Erwartet man, dass du Verpflegung mitbringst, und gibt es eine Bordkasse für Essen, Treibstoff und Liegegebühren? Wann und wo soll der Törn enden und wie ist der Plan B im Falle schlechten Wetters?

Schlafsack

Innenbezug für Schlafsack

Kopfkissenbezug, ggf. Kopfkissen

Handtücher

Waschutensilien

Sonnencreme/Sunblocker

Medikament gegen Seekrankheit

Feuchttücher

Plastiktüten

Taschenlampe

Batterien

Schreibzeug/-block

(Segler-)Messer

schwimmfähiger Anhänger am Schlüsselbund (!)

Mobiltelefon mit 12-V-geeignetem Ladegerät

MP3-Player (für Nachtwachen)

Kamera

Bücher und Spiele (für ggf. wetterbedingte Hafentage)

Geschenk für die Crew (Kuchen, »Fläschchen«)

Schuhe (2 Paar, Boots- und Landschuhe)

Gummistiefel mit rutschfester Sohle

Badeschlappen

Socken (Mikrofaser oder Fleece trocknet schnell)

lange Hosen

kurze Hosen

Unterwäsche

T-/Poloshirts

Pullover/Sweatshirts

Halstuch/Schal

Segelhandschuhe

warme Mütze

leichte Schirmmütze

Sonnenhut

Sonnenbrille

Schlechtwetter-Zeug

warme Unterzieh-Sachen

Badezeug

evtl. Taucherbrille und Schnorchel (oder ist das an Bord?)

Ausweis/Pass

Versicherungskarte

internationaler Krankenschein (E 111)

Führerschein

Geld und Kreditkarte(n)

ggf. Bahn- und/oder Flugtickets

Auf alles vorbereitet: Mütze unter der Kapuze, Rettungsweste, Schwerwetter-Anzug, Handschuhe und Gummistiefel.

So ist es schöner! Schirmmütze, Sonnenbrille, Sonnencreme, Shorts und Bootsschuhe.

Hausaufgaben

Dieser Abschnitt ist dazu gedacht, dir ein paar vorbereitende Aufgaben zu stellen, sodass du schon einige nützliche Vorkenntnissen mitbringst, wenn du ein Boot betrittst.

Würde es nicht Eindruck machen, wenn du schon einige Grundknoten beherrschtest, eine Leine aufschießen und die wichtigsten Teile des Bootes korrekt benennen könntest? Hier findest du einige Dinge, die du schon zu Hause lernen kannst, um dir einen Wissensvorsprung zu verschaffen.

Rundtörn mit zwei Halben Schlägen

Verwendung: eine Leine an einem Ring, einer Stange oder einem Pfahl festmachen.

1. Lege das Ende über den Gegenstand.

2. Lege es noch einmal ganz herum.

3. Führe das Ende über die feste Part, hinten um sie herum und zurück über sich selbst – das ist ein Halber Schlag.

4. Wiederhole das, und du hast den zweiten Halben Schlag.

5. Zieh den Knoten fest.

Webeleinstek

Verwendung: eine Leine an einem Ring, einer Stange oder einem Pfahl festmachen.

1. Lege das Arbeitsende über den Gegenstand …

2. … und zurück über die feste Part.

3. Führe das Arbeitsende hinten um den Gegenstand herum …

4. … und vorn unter sich selbst hindurch.

5. Zieh den Knoten fest.

Achtknoten

Verwendung: Stopperknoten. Verhindert das Ausrauschen einer Leine aus einer Durchführung (Öse, Block, Klemme).

1. Lege eine Bucht.

2. Lege das Ende über die feste Part und forme so ein Auge.

3. Führe des Ende unter der festen Part hindurch.

4. Stecke das Ende durch das obere Auge.

5. Zieh den Knoten fest.

Palstek

Verwendung: Formt ein festes Auge in einer Leine.

1. Lege eine Bucht der gewünschten Größe in die Leine.

2. Lege in die feste Part ein kleines Auge

3. Führe das Arbeitsende von hinten durch das kleine Auge, …

4. … unter der festen Part hindurch …

5. … und parallel zu sich selbst wieder zurück durch das Auge.

6. Zieh den Knoten fest und achte darauf, dass das Arbeitsende lang genug aus dem Knoten herausragt.

Belegen auf einer Klampe

Verwendung: eine Leine vorübergehend festlegen.

1. Führe die Leine zur Klampe.

2. Lege sie ein Mal um die Klampe.

3. Beginne von unten her eine »8« um die Klampe …

4. … und vollende sie oben.

5. Lege noch einen 8-Törn …

6. … und dann noch einen einfachen Rundtörn.

7. Zum Schluss schießt du die Leine auf.

8. Stecke deine Hand durch die Buchten …

9. … und zieh eine Schlaufe hindurch.

10. Verdrehe sie zwei Mal.

11. Hänge die verdrehte Schlaufe über die Klampe.

12. Fertig – sicher und ordentlich.

Aufschießen einer Leine

Der Trick dabei ist, die Leine im Uhrzeigersinn in Buchten zu legen und sie bei jedem Törn leicht im Uhrzeigersinn zu verdrehen, so bilden sich keine Achten oder Kinken. Beende das Ganze mit zwei oder mehr Törns um die gelegten Buchten und stecke das Ende durch das Auge.

1. Nimm das Ende der Leine in deine linke Hand.

2. Verdrehe die Leine mit deiner rechten Hand leicht im Uhrzeigersinn und lege eine Bucht über deine linke Hand.

3. Ziehe mit deiner rechten Hand ein gleich langes Stück Leine heran.

4. Wiederhole die Schritte 2 und 3 ein paar Mal.

5. Führe dann das Arbeitsende um die Buchten …

6. … und lege zu deiner linken Hand hin mehrere Törns darum.

7. Stecke das Arbeitsende durch das Auge und zieh es fest.

Werfen einer Leine

1. Nimm ein Ende (wenn nötig, mit beschwerendem Gewicht) in deine linke Hand.

2. Lege etwa acht kleine Buchten.

3. Lege dann mit dem Rest der Leine größere Buchten. Stecke in das Ende einen kleinen Palstek.

4. Lege den Palstek über dein linkes Handgelenk, nimm die großen Buchten in die linke und die kleinen in die rechte Hand.

5. Wirf die kleinen Buchten.

6. Dann lass sie die großen Buchten von deiner linken Hand nachziehen.

Die Teile einer Yacht

An und von Bord gehen

Wenn das Boot längsseits an einem Steg liegt, ist das An- und Von-Bord-Gehen relativ einfach.

An Bord gehen beim Längsseitsliegen

Frage nach, ob du deine Schuhe ausziehen sollst. Reiche jemandem an Bord deine Tasche hinüber und geh zum Want. Halte dich nicht an der Reling fest.

1. Beuge dich vor und greife das Want, setze einen Fuß auf die Fußreling und zieh dich hoch.

2. Setze den anderen Fuß auf die Fußreling.

3. Hebe ein Bein über die Reling an Deck.

4. Dann führe das andere Bein nach.

Wenn mehrere Boote längsseits nebeneinander »im Päckchen« liegen und du über eins oder mehrere hinübergehen musst, um auf dein Boot zu gelangen, fordert es der Anstand, dass du um Erlaubnis bittest, das Boot betreten zu dürfen, und dann gehst du übers Vorschiff und nicht durch das Cockpit.

Von Bord gehen beim Längsseitsliegen