Wirtschaft
Was sind Bitcoins? | Ab wann ist man reich? Wie entsteht eine Inflation?
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Originalausgabe
1. Auflage 2022
© 2022 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Redaktion: Judith Engst
Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch
Umschlagabbildung: Shutterstock.com/Iconic Bestiary, Nadiinko
Satz: reinsatz. Roman Heinemann
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-1856-5
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1572-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1573-8
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VORWORT
HISTORISCHES
GELD UND BANKEN
WIE WIRTSCHAFT FUNKTIONIERT
BEKANNTE THEORIEN UND PERSÖNLICHKEITEN
RUND UM DIE WELT
ZÖLLE UND HANDEL
EUROPA UND DER EURO
DER STAAT UND DIE WIRTSCHAFT
UNTERNEHMEN
AN DER BÖRSE
RUND UM DEN JOB
DIE ZUKUNFT
VERZEICHNIS
Wahrscheinlich kommt jeder von uns Tag für Tag mit wirtschaftlichen Begriffen und Abläufen in Kontakt – ob beim Einkaufen, während des Lesens von Zeitung oder Newsfeeds oder beim Blick auf das eigene Bankkonto. Für viele ist es ein ganz normales oder sogar berufliches Feld – für andere ein wahres Minenfeld an Unverständnis.
Da gibt es beispielsweise die Banken und Börsen. Dazu kommen die unfassbaren Weiten der globalen Wirtschaft – und manchmal ist es auch nur ein kleiner Begriff, der uns vor ein Rätsel stellen kann. Denn was um alles in der Welt sind »Spacs« oder »Token«? Oder, um beim Börseneinmaleins, anzufangen – was sind Derivate und Devisen? Selbst wenn man nicht an der Börse unterwegs ist, macht man ganz schnell und automatisch Bekanntschaft mit einigen wirtschaftlichen Begriffen. Von diesen kennt man den ein oder anderen dann bereits oder hat zumindest schonmal davon gehört. Doch auch da: Sobald es ins Detail geht, stellt man nicht selten fest, dass man die Begriffe zwar vom Hörensagen kennt, aber eigentlich nicht wirklich weiß, was dahintersteckt und wie das große Ganze funktioniert. Wie kommt es zur Inflation? Seit wann gibt es Geld? Was sind GATT, WTO und ESM? Warum kann man auf einmal mit Emissionen handeln – und was zur Hölle passiert mit uns beim Neuromarketing?
Genau an diesem Punkt setzt dieses Buch an. Es soll denjenigen, die sich von der manchmal allzu fernen Welt der Wirtschaft nicht ins Boxhorn jagen lassen wollen, wirtschaftliche Abläufe und Begriffe erklären. Denn zu verstehen ist alles, man muss sich nur damit auseinandersetzen und Erklärungen zur Hand haben, die nicht gleich nach dem ersten Satz zum Aufgeben verleiten.
In diesem Sinne hoffe ich, ein paar Dinge aufklären, beziehungsweise erklären zu können. Und vielleicht auch wieder die Freude an der Neugier zu wecken.
Viel Spaß beim Lernen, Entdecken und Verstehen!
Ihre
Petra Cnyrim
Natürlich kennt jeder den Begriff »Hansestadt« und genauso sicher kann auch beinahe jeder eine dieser Städte benennen. Da wären zum Beispiel Hamburg, Bremen oder Lübeck. Doch dann wird es meist schon schwieriger – was genau hatte es mit dieser »Hanse« denn auf sich?
Die »Hanse« war im Mittelalter eine Vereinigung von Kaufleuten. Wozu diente diese Vereinigung genau und was hat das mit den Städten zu tun?
Das Wort »Hanse« bedeutet so viel wie Gefolgschaft, oder Gruppe. Ungefähr um das Jahr 1150 herum wurde die erste Hanse von norddeutschen Kaufleuten ins Leben gerufen. Anfangs galt die Vereinigung der »Hanse« nur den Kaufleuten an sich, die einzelnen Städte kamen erst später dazu. Der Hauptgrund, warum sich die Kaufleute damals zusammenschlossen, war die Sicherheit. Denn zu diesen Zeiten war das Reisen nicht wirklich angenehmen und schon gar nicht sicher. Es gab noch keine richtig organisierte Polizei, die Dieben, Räubern und sonstigen Verbrechern das Handwerk hätte legen können. Gerade die wertvollen Waren oder das Geld, das Kaufleute immer mit sich führten, waren für Räuber eine gefundene Beute. Da erschien es ihnen ratsam, nicht allein loszuziehen, sondern in Gruppen, beziehungsweise entsprechende Bündnisse zu schließen. Später stießen auch die Städte dazu, um dadurch eine noch größere Gemeinschaft zu gründen. Die Gauner sollten es nicht mehr so leicht haben, ihre Beute zu machen. Das passierte um das Jahr 1350 herum.
Wenn eine Stadt Mitglied in der Hanse werden wollte, musste sie etwas zahlen – dadurch erhielten ihre Händler dann den Schutz und konnten somit mehr Umsatz machen. Das gezahlte Geld hieß auch »Hanse«. Trotzdem war das Bündnis der Hanse relativ leger geregelt. Denn im Grunde gab es weder Regeln dazu, was die Hanse genau zu tun hatte, noch war genauestens dokumentiert, wer dazu gehörte. Deshalb weiß man heute auch nicht mehr ganz genau, welche Städte wirklich dabei waren.
Da viele der Hansestädte in der Nähe der Nord- oder Ostsee lagen, waren sie auch für die Sicherheit der Handelsschiffe zuständig. Dafür legten die Kaufleute und die Städte ihre Mittel zusammen und machten den Seeweg auf diese Weise sicherer, zum Beispiel durch die Bekämpfung von Piraten. Zu diesem Zweck wurden von den Hansestädten extra Schiffe gebaut, die im Notfall sogar in den Krieg zogen. Das war zum Beispiel 1361 im sogenannten Waldemarkrieg der Fall. Damals erklärten die deutschen Hansestädte dem dänischen König (Waldemar IV.) den Krieg, weil er den Vitalienbrüdern, einer gefürchteten Gruppe von Piraten und Freibeutern, Schutz geboten hatte.
Auch heute kommt die Hanse wieder immer mehr in Mode, wenn auch nicht mehr zu dem Zweck der Verteidigung, sondern eher, um die Zusammenarbeit der Städte zu fördern. Das Ganze heißt dann »Neue Hanse«.
Der Begriff »Hanseat« hat sich allerdings gehalten. Ein Hanseat ist ein Mensch, der sich wie damals die Kaufleute auch, für andere Länder und deren Sitten interessiert. Gleichzeitig ist er aber auch sehr mit seiner Heimatstadt verwurzelt.
Die Weltwirtschaftskrise – auf Englisch: »Great Depression« – ist ein Schlagwort, das wahrscheinlich jeder Erwachsene schon einmal gehört hat. Und wahrscheinlich weiß auch jeder, dass es dabei wirklich um einen weltweiten Einbruch der Wirtschaft ging. Aber wann war das genau und wie kam es überhaupt dazu? Und wie lange hat diese Krise denn eigentlich gedauert? Das alles sind die Fragen, die sich stellen, wenn man etwas besser Bescheid wissen möchte. Hier sind die wichtigsten Fakten dazu:
Zuerst einmal muss man wissen, dass es sich zunächst um eine Finanzkrise handelte, die am Ende die Wirtschaft der gesamten Welt schwerst beeinträchtigte. Wie kam es zu dieser Krise?
Nach dem ersten Weltkrieg boomte die Wirtschaft in Amerika. Die Menschen lebten in den »Goldenen Zwanzigern« und einfach alles befand sich im Aufbau oder Aufschwung. Das brachte viele amerikanischen Bürger dazu, an der Börse zu spekulieren. Deswegen wurden die Aktien immer teurer, denn sie waren heiß begehrt – die Aktienkurse »gingen durch die Decke«. Irgendwann war aber das Verhältnis des Preises der Aktien zu ihrem wahren Gegenwert nicht mehr gegeben. Aktien (s. Was sind Aktien und wie funktioniert der Aktienhandel?) sind einfach Anteilsscheine an einem Unternehmen. Und wenn die Summe aller Aktien irgendwann weit mehr wert ist als das betreffende Unternehmen, dann ist das ein Problem. Also fingen die Menschen an, ihre Aktien wieder zu verkaufen, damit sie nicht am Ende darauf sitzen bleiben würden. Das taten dann aber beinahe alle Aktionäre auf einmal. Dadurch verloren die Aktien extrem an Wert, denn der Preis einer Aktie kommt an der Börse zustande durch Angebot und Nachfrage. Keiner wollte mehr Aktien besitzen oder gar kaufen. Letztlich bekamen die Anleger irgendwann weniger zurück, als sie anfangs für die Aktien bezahlt hatten, von einem Gewinn konnte keine Rede mehr sein. Die Firmen, deren Aktien auf einmal nichts mehr wert waren, bekamen daraufhin relativ schnell Finanzierungsprobleme. Das eine bedingte das andere. Der 29. Oktober 1929 ging als »Black Thursday«, also »Schwarzer Donnerstag« in die Geschichte ein (in Deutschland heißt es übrigens »Schwarzer Freitag«, wegen der Zeitverschiebung). An jenem Tag fielen die Aktien in New York so extrem, dass alle an der Börse gelisteten amerikanischen Unternehmen zusammen innerhalb eines Tages 11 Milliarden Dollar verloren. Das waren damals ganze 1,5 Prozent des gesamten Bruttosozialprodukts, also der gesamten Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten! Die Aktien verloren dadurch bis zu 90 Prozent ihres ursprünglichen Wertes. Amerika steckte in einem Börsencrash. An diesem Tag gingen über 9000 Banken und mehr als 100 000 Firmen pleite! Die amerikanischen Banken holten sich nun geliehenes Geld zurück, indem sie von jetzt auf gleich Kredite kündigten, die sie zuvor großzügig vergeben hatten. Das betraf nicht nur die amerikanischen Bürger, sondern die ganze Welt. Denn die Banken holten sich auch das Geld wieder zurück, das sie ins Ausland verliehen hatten. Von diesem Zeitpunkt an steckte die ganze Welt mit in der Krise – es entwickelte sich besagte Weltwirtschaftskrise. Die Banken konnten ab jetzt die Firmen nicht mehr mit unterstützen, deshalb mussten so viele Unternehmen Konkurs anmelden (s. Was heißt »Konkurs anmelden« und »Insolvenz anmelden«?). Das wirkte sich wiederum auf die Menschen aus – sie verloren ihre Arbeit. Die US-Regierung versuchte, die eigene Wirtschaft durch Abschottungsmaßnahmen vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen. Aber das bremste die Wirtschaft – nicht nur in den Vereinigten Staaten – erst recht aus, weil der zwischenstaatliche Handel unterblieb und dadurch die Nachfrage einbrach. Plötzlich hatten mehrere Millionen Menschen auf der ganzen Welt keine Arbeit mehr. Sie konnten kaum mehr etwas kaufen, weil das Geld fehlte. Dadurch wiederum kamen immer mehr Unternehmen in Bedrängnis, weil sich für ihre Produkte kaum mehr Käufer fanden. Sie mussten Arbeiter entlassen – und noch mehr Menschen wurden arbeitslos. Die Länder konnten die vielen Arbeitslosen nicht mehr unterstützen und viele Menschen stürzten in die Obdachlosigkeit. Zu jener Zeit war jede zweite Familie von der Krise betroffen. Aus dieser Krise entstand dann auch noch eine politische Krise, weil die Menschen immer unzufriedener wurden und das politische System ihres Landes dafür verantwortlich machten. Der Weg war geebnet für radikale Parteien, wie zum Beispiel in Deutschland die NSDAP (Nationalsozialistische Arbeiterpartei).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag Deutschland mehr oder weniger in Schutt und Asche – es war eine Zeit des Neuanfangs und des Wiederaufbaus. Doch zwei wichtige Voraussetzungen, die man für einen Neuanfang braucht, waren damals gegeben: der Wille, wieder von vorn anzufangen (beziehungsweise der Druck, wieder auf die Beine zu kommen, um zu überleben) und reichlich Arbeitskräfte. Also fingen die Deutschen an, sich an die Arbeit zu machen – und das mit Erfolg. So war der erste Schritt in Richtung Wirtschaftswunder gemacht. Das Ganze funktionierte aber nicht ohne Hilfe. Diese Hilfe kam aus den USA – es war der sogenannte Marshall-Plan. George C. Marshall war zu dieser Zeit Außenminister der USA und der Begründer eines Hilfskonzepts für Deutschland. Der Marshall-Plan wurde zunächst nicht aus reiner Hilfsbereitschaft erarbeitet. Denn ursprünglich sollten die Deutschen ihre Strafen für den verursachten Krieg, die »Reparationen« oder auch »Wiedergutmachungen«, leisten. Außerdem sollte Deutschland dabei helfen, die anderen europäischen Staaten wiederaufzubauen. Das ging aber nur, indem man das Land erst einmal stärkte und am Aufbau half. Der Marshall-Plan sorgte dafür, dass ganz Westeuropa mit Krediten versorgt wurde, sodass die Menschen vor Ort genug Geld hatten, um einen Neustart zu wagen. Dank dem Marshall-Plan verbreitete sich eine neue Stimmung im Land – die Menschen packten an und richteten ihren Blick voller Hoffnung auf die Zukunft. Ihr Tatendrang wurde befeuert, indem die Alliierten immer wieder wirkungsvoll Werbung für den Aufschwung machten.
Doch es war nicht nur der Marshall-Plan, der Deutschland ins Wirtschaftswunder führte. Ein anderer, sehr wichtiger Part war eine Währungsreform. Das Geld aus Kriegszeiten, die »Reichsmark«, war nichts mehr wert. Ludwig Erhard, der spätere Bundesminister für Wirtschaft, war zu jener Zeit Wirtschaftsexperte für Deutschland. Er kam auf die Idee, dass man all das viele wertlose Geld einfach am besten verknappen beziehungsweise einziehen sollte, um am Ende wieder ein wertvolles Zahlungsmittel zu erhalten. Denn alles, was selten ist, ist wertvoller als etwas, das es in Hülle und Fülle gibt. Das fanden auch die Alliierten gut und deshalb begannen sie, fast das ganze Geld aus dem Umlauf zu entfernen. Gleichzeitig druckten sie neues Geld – die Deutsche Mark, kurz D-Mark, kam in den Umlauf. Am 20. Juni 1948 wurde dann die Währungsreform veranlasst. Damals bekam jeder Bürger 40 Mark und der Rest des Guthabens in Reichsmark wurde dann umgerechnet. Bereits Ende der 50er-Jahre herrschte in Deutschland wieder Vollbeschäftigung (das heißt, es gab fast gar keine Arbeitslosen mehr)! Das Land und die Gesellschaft boomte regelrecht – die Menschen arbeiteten hart und mit größter Motivation. Sie begannen zu reisen und sie konnten sich Dinge wie Autos, Haushaltsgeräte oder neue Möbel leisten. Das Wirtschaftswunder war in vollem Gange.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag ein Großteil Europas in Schutt und Asche. Nicht nur, dass die einstigen Städte in Trümmern lagen; auch das Wirtschaftssystem der einzelnen europäischen Länder war zerstört. In Deutschland kam noch hinzu, dass das Land von den Kriegsgewinnern, den Alliierten besetzt war und die Deutschen in dieser Zeit der Umstellung mit ganz unterschiedlichen Kulturen zu tun hatten. Den Höhepunkt aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte Deutschland dann im Winter 1946/1947 erreicht. In diesem Winter brach die angeschlagene Wirtschaft völlig zusammen. Die Menschen konnten sich oft keine Nahrung mehr beschaffen. Es gab kaum noch Verkehr und am Ende funktionierte dann auch die Energieversorgung plötzlich nicht mehr. Eigentlich sollte ja Deutschland, laut Plan der Alliierten, dem Rest Europas finanziell wieder auf die Beine helfen, indem es Reparationsleistungen an die anderen Länder zahlen sollte. Ab diesem Moment war jedoch klar, dass Deutschland das nicht schaffen würde und dass damit der Bankrott des Landes drohte. Daher musste ein neuer Plan her. Denn Deutschland war auch in dieser Phase immer noch wichtig und interessant für Siegermächte, weil es ein wichtiger Handelspartner war. Also überlegten die USA, wie sie es schaffen könnten, dass Deutschland und damit auch ganz Europa nicht als Handelspartner verloren ginge.
Eine Idee dazu hatte der damalige Außenminister der USA George C. Marshall: Er stellte am 05.06.1947 das sogenannte »European Recovery Programm«, das man später dann den Marshall-Plan nannte, vor. Dieser Plan hatte drei Hauptsäulen: 1. Die Ankurbelung der europäischen Wirtschaft mithilfe der USA. Denn letztendlich sollte der Marshall-Plan auch einen wirtschaftlichen Zusammenbruch in den USA verhindern, der bei einer Pleite der europäischen Länder unweigerlich eingetreten wäre. 2. Die Eindämmung des Kommunismus. 3. Hilfe für die notleidende Bevölkerung. Auf diese Ziele einigten sich dann 16 der westeuropäischen Länder im Jahr 1947. Die osteuropäischen Staaten lehnten eine Zusammenarbeit ab und beteilitgen sich nicht am Marshall-Plan.
Der Marshall-Plan sollte für vier Jahre, also von 1948 bis 1952, beim Aufbau helfen. In diesem Zusammenhang stellten die Vereinigten Staaten eine finanzielle Unterstützung von 14 Milliarden Dollar zur Verfügung. Dafür gründeten sie sogar eine eigene Behörde, die »Economic Corporation Administration«, kurz ECA. Außerdem wurde in diesem Zug dann auch die OEEC, der Vorgänger der heutigen OECD gegründet (s. Wann und wie ist die OECD entstanden?), zu deren Beitritt die 16 am Marshall-Plan beteiligten Länder verpflichtet wurden.
Der Marshall-Plan verhalf der europäischen Wirtschaft tatsächlich zu einem Aufschwung. Im Nachhinein ließ sich feststellen, dass der Plan für 3 Prozent des gesamten europäischen Wirtschaftswachstums verantwortlich war. Abgesehen davon wurden auf diese Weise die Verbindung zu den USA und der wechselseitige Handel nachhaltig gestärkt. Das hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Und nicht zuletzt hatte der Marshall-Plan überhaupt maßgeblich dazu beigetragen, den Menschen in den europäischen Ländern wieder Mut und Kraft zu geben, von vorn anzufangen und mit dem Aufbau zu beginnen.
Für uns ist es ganz selbstverständlich, dass wir alles, was wir erwerben wollen, mit Geld bezahlen. Sei es in Form von Scheinen oder Münzen – oder mittlerweile immer mehr mit Karten (Kreditkarte, EC-Karte, elektronisch …). Dabei vergessen wir oft, dass diese Art von Handel, Geld gegen Ware, eine Erfindung der Menschen ist. Wenn man auf die gesamte Menschheitsgeschichte schaut, gibt es sie noch gar nicht so lange. Denn zu Zeiten der Steinzeitmenschen war man noch weit davon entfernt, über Zahlungsmethoden nachzudenken. Warum? Weil es damals schlicht nicht angebracht beziehungsweise notwendig war. Zu dieser Zeit jagten die Menschen ihre Beute gemeinsam in Gruppen und das, was sie erlegten, haben sie einfach untereinander aufgeteilt.
Das änderte sich erst, als die Menschen anfingen, Unterkünfte zu bauen, um an einem Ort zu bleiben, sie wurden sesshaft. Von diesem Moment an begannen sie, Felder zu bestellen und Ernten einzufahren. Folglich hatte der eine mehr von etwas als ein anderer. Der Bauer A hatte zum Beispiel Mais, der Bauer B Getreide. Weil aber jeder von allem etwas gebrauchen konnte, aber nicht alles selbst anbaute, entstand der Tauschhandel. Das legte sozusagen den Grundstein für unser gesamtes heutiges wirtschaftliches Tun.
Bald wurden Werkzeuge und Felle gegen Essbares oder Nutztiere getauscht – der Tauschhandel blühte. Doch kam man dummerweise immer nur dann ins Geschäft, wenn man zum Tauschen auch genau das hatte, was der andere für seine Ware wollte. Da das nicht immer der Fall war oder man manche Ware einfach nicht lange genug aufheben konnte (Fleisch, Fisch usw.), musste man sich etwas einfallen lassen, um den Tausch zu ermöglichen. Das Tauschgut sollte überall gleich viel wert sein und nicht verderblich sein. Die Idee war einfach: Man nahm seltene Steine, Muscheln und Perlen, um einen Gegenwert zu schaffen. Diese Dinge eigneten sich perfekt, da sie weder verderben konnten noch so häufig vorkamen, dass sie wertlos gewesen wären. Außerdem konnte niemand diese einzigartigen Gebilde der Natur nachmachen, um sich somit einen Vorteil zu verschaffen und mehr als andere zu haben. Die ersten Zahlungsmittel der Menschheit waren erfunden!
Das Ganze passierte schon einige tausend Jahre vor Christi Geburt. Im 4. Jahrtausend vor Christus lösten Edelmetalle wie Gold, Silber oder Kupfer die natürlichen Zahlungsmittel ab. Sie hatten den Vorteil, dass sie nicht beschädigt werden konnten und dass man sie »herstellen« konnte. Denn Zahlungsmittel wurden immer gefragter.
650 vor Christus wurden dann die ersten richtigen Münzen in der heutigen Türkei geprägt; die Menschen benutzten Geld! Diese Zahlungsform setzte sich schnell durch, da Münzen viel einfacher handzuhaben waren als Metallstückchen, die früher eingesetzt worden waren. Denn diese mussten noch abgewogen und passend zerkleinert werden, während die Münzen immer das gleiche Gewicht und die gleiche Größe hatten. Das heißt, man konnte zählen statt wiegen und das war ein riesiger Schritt in der Entwicklung. Münzen haben sich daher als Zahlungsmittel bis heute gehalten.
Irgendwann wurde die Herstellung, also die Prägung der vielen Münzen schwierig. Denn die Edelmetalle zum Prägen der Münzen waren nicht in rauen Mengen vorhanden. Silber war selten, es gab weit mehr von dem nicht so wertvollen Kupfer. Wenn man aber mit einer Kupfermünze denselben Wert wie bei einer Silbermünze erreichen wollte, musste sie entsprechend schwer sein. Dadurch waren manche Münzen bis zu 20 Kilogramm schwer sein! 1660 kam in Europa dann erstmals in Schweden eine Bank auf die Idee, die unhandlichen Kupfermünzen ganz einfach durch leichte Scheine aus Papier zu ersetzen. (In China kannte man Geldscheine dagegen schon seit dem 11. Jahrhundert!) Den Menschen war das damals sehr recht. Letztendlich hatte niemand Lust, immer einen schweren Beutel mit Münzen herumzuschleppen, wenn man den gleichen Wert auch in Scheinen haben konnte. Es schlossen sich immer mehr Länder an und jedes produzierte seine eigenen Geldscheine. In Deutschland fanden die ersten Geldscheine im 18. Jahrhundert ihren Weg in die Wirtschaft. Die Einführung der Banknoten führte zwar einige Male in Europa zu kleinen und größeren Inflationen, also Geldentwertungen (s. Wie war das nochmal mit Inflation und Deflation?), Geldscheine setzten sich aber – wie wir wissen – dauerhaft als Zahlungsmittel durch. Fraglich ist allerdings, wie lange es das Bargeld in unserer heutigen Zeit, in der meistens mit Karten oder elektronisch bezahlt wird, noch geben wird.
Es ist kein Zufall, dass viele Begriffe wie »Giro«, »Konto«, »Saldo«, die man mit einer Bank verbindet, italienisch klingen. Denn die ersten Banken sind tatsächlich in Italien entstanden. Italien war im Mittelalter einer der Hauptumschlagplätze für Waren aller Art. Das lag zum einen an der geografischen Lage: Mehr oder weniger alles, was weltweit gehandelt wurde, kam früher oder später in Italien an. Das waren Handelsgüter aus dem Orient, aus Mittel- und Osteuropa, Skandinavien und dem Baltikum. Zum anderen spielte der unermessliche Reichtum der katholischen Kirche eine Rolle, die auch damals schon ihren Sitz in Rom hatte.
Anfangs (etwa im 14. Jahrhundert) begnügten sich die italienischen Kaufleute mit Marktständen, den sogenannten »Banchi«, in der Einzahl: »Banco«. Dort wurden sämtliche Finanzgeschäfte abgewickelt. Mit der Zeit aber kamen bestimmte Probleme auf sie zu, die gelöst werden wollten. Denn mit dem regen Handel kam auch reger Betrug. Das viele Geld, das die Kaufleute mit sich herumtrugen, zog immer mehr Diebe und Betrüger an. Zudem kamen immer neue betrügerische Maschen auf. So sahen zum Beispiel manche Münzen nur aus, als wären sie aus Gold oder Silber; in Wirklichkeit jedoch bestand ihr Kern aus weitaus weniger wertvollen Metallen. Er wurde nur mit Edelmetallen überzogen. Außerdem gab es durch die Vielfalt der Kaufleute aus aller Herren Länder auch eine kaum überschaubare Vielfalt an Währungen. Da war es gar nicht so einfach herauszufinden, was die betreffenden Münzen jeweils in heimischer Währung wert waren.
Also kam man auf die Idee, eine neue Zahlungsart einzuführen, mit der man all dem aus dem Weg gehen konnte. Der »Wechsel« war erfunden! Von nun an bekam der Verkäufer einen Brief vom Käufer. Darin wurde der Preis aufgeschrieben, auf den die beiden sich geeinigt hatten. Mit diesem Brief konnte sich der Verkäufer dann an einer Bank, »Banco«, das war damals ein einfacher Tisch, den Gegenwert in Münzen abholen. Die Entstehung der Banken ist also eng verknüpft mit der Erfindung und Nutzung von Wechseln.
Zinsen gibt es, wie wir wissen, auch heute noch. Sie sind eines der wichtigsten wirtschaftlichen Mittel im Bereich des Geldwesens. Aber sie sind keine Erfindung der modernen Welt – ganz im Gegenteil! Ihre Erfindung liegt beinahe genauso lange zurück wie die Entstehung der ersten Banken. Und auch die Zinsen haben ihre Geburtsstätte in Italien.
Als Zinsen bezeichnet man den Preis, den man zahlt, wenn man sich bei jemand anderem (z.B. bei einer Bank) eine bestimmte Geldsumme leiht. Ab dem 13. Jahrhundert bemerkten die italienischen Kaufleute, dass sich ja auch mit Geld selbst Geld verdienen kann. Sie begannen damit, Kredite zu vergeben – also Geld zu verleihen. Für das verliehene Geld nahmen sie Zinsen. Auf diese Weise bekamen sie letztendlich mehr zurück, als sie verliehen hatten. Genau so funktioniert das auch heute noch. Zu jener Zeit war es allerdings noch von Seiten der Kirche verboten, Geld zu verleihen und dafür Zinsen zu nehmen. Aber den findigen italienischen Geschäftsleute fielen schnell diverse Tricks ein, um dieses Verbot zu umgehen. Sie nutzten dazu zum einen verschiedene Währungen und sorgten zum anderen für eine Rückzahlung an anderen Orten. Das heißt, das geliehene Geld wurde nicht in der Währung zurückgezahlt, in der es ausgehändigt worden war, und meistens auch nicht in derselben Stadt, in der der Kredit aufgenommen worden war. Mit dieser List wurde es mehr oder weniger unmöglich nachzuvollziehen, ob der Verleiher irgendwelche Zinsen für seinen Kredit genommen hatte oder nicht.
Im 14. Jahrhundert brachten dann deutsche Geschäftsleute die italienischen Finanzmodelle nach Hause und führten dadurch das Bankwesen, inklusive der Kredite und Zinsen, auch hierzulande ein.
Das mit dem Herstellen von Geldscheinen ist nicht ganz einfach und das hat auch seinen Grund. Denn die Geldscheine, mit denen wir bezahlen, dürfen nur an ein paar ganz bestimmten Orten hergestellt werden: erstens in der Bundesdruckerei in Berlin und zweitens in ein paar anderen sogenannten »Sicherheitsdruckereien«. Da kommt man als normaler Mensch gar nicht hinein, damit alles geheim bleibt. Außerdem werden viele Sicherheitsmerkmale in jeden Schein eingearbeitet, damit das auch so bleibt. Denn sonst könnte ja jeder einfach seine eigenen Scheine drucken und wäre ziemlich schnell ziemlich reich. Das haben Fälscher auch immer wieder versucht – das Ergebnis war, dass sie deswegen jetzt im Gefängnis sitzen. Denn Geld selbst zu machen, ist streng verboten. Und damit jede Fälschung schnell identifiziert werden kann, haben sich die Macher der Scheine Einiges einfallen lassen, sodass man sehr schnell sehen kann, ob ein Schein echt ist oder nicht.
Aber warum darf man eigentlich nicht einfach sein eigenes Geld drucken? Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Wenn jeder auf einmal so viele Scheine drucken würde, wie er möchte, wäre die Welt bald mit Geldscheinen überflutet. Keiner würde mehr Geld für seine Waren und Dienstleistungen haben wollen – und es würde automatisch wertlos.
Auch das gab es schon einmal, in der Weimarer Republik. Damals waren allerdings keine Fälscher am Werk, sondern der Staat druckte Geld im Übermaß. Damals, im Jahr 1923, war Geld nichts mehr wert, weil es nichts mehr gab, was man sich davon hätte kaufen können. Denn durch den Krieg konnte nicht mehr alles einfach so hergestellt werden wie zuvor. Also bezahlte man zum Beispiel für einen Laib Brot gleich ein paar Millionen.
Das Geld muss also geschützt werden, damit es seinen Wert behält. Und dafür steht der Staat gerade oder – wie im Falle des Euro – die Mitgliedsstaaten im betreffenden Währungsraum. Um Euro-Banknoten als offizielles Zahlungsmittel auszuweisen, werden verschiedenen Sicherheitsmerkmale verwendet, die die Bundesdruckerei in die Scheine einarbeitet. Manche davon sind geheim, damit sie auch wirklich niemand nachmachen kann. Man munkelt, dass sich in einem Geldschein ungefähr 50 verschiedene Sicherheitsmerkmale verstecken. Ein paar davon können wir sehen, wie zum Beispiel das Wasserzeichen, den Metallstreifen der quer über den Schein verläuft oder den Farbwechsel bei der ausgewiesenen Wertzahl auf der Vorderseite von Smaragdgrün zu Tiefblau. Andere können nur von Maschinen erkannt werden. Das hast du vielleicht schon einmal beobachtet, wenn der Schein beim Einkaufen in ein schwarzes Kästchen gehalten wird. Das ist so eine Maschine. Andere Verkäufer haben ein spezielles Licht, mit dem entdeckt werden kann, ob die Merkmale vorhanden sind, die es eben nur auf echten Scheinen gibt. Die Druckereien haben dafür auch sehr strenge Sicherheitsvorgaben, damit unsere Scheine davor geschützt werden, dass sie niemand einfach so nachmachen kann.
In diesem Fall muss man unterscheiden – es gibt Banknoten, die im Umlauf sind und zurzeit den höchsten Wert haben. Und es gibt diejenigen, die aufgrund ihrer Seltenheit den höchsten Preis bei ihrem Verkauf erzielt haben.
Die zurzeit wertvollste Banknote im Umlauf ist der 10 000 Singapur-Dollar-Schein. Er hat umgerechnet einen Wert von über 6000 Euro!