Permakultur im Naturgarten und auf dem Balkon

 

Gemüse und Kräuter nachhaltig anbauen als Selbstversorger – im Garten oder vertikalen Hochbeet auf dem Balkon

 

 

 

 

 

Autor: Wolfgang Sonnscheidt

 

 

 

 

 

 

 

 

Einleitung

 

Die Welt wird von Lebewesen bewohnt, von Lebewesen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die uns eine wunderbare Vielfalt auf unserem Planeten schenken. Sie reichen vom primitiven Einzeller im Wasser bis hin zum hochentwickelten Menschen Wenngleich alles Leben auf der Erde seinen Ursprung im Meer, besser gesagt im „Urmeer“ fand, entwickelten wir Menschen uns im späteren Verlauf vom Menschenaffen zum Homo sapiens. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende konnten wir uns deutlich von anderen Lebewesen abgrenzen, insbesondere was unsere Lebensweise, Entwicklung, Sozialisierung und Kulturalisierung betrifft. Lange Zeit betrachteten wir Menschen uns gar als überlegen gegenüber der Natur mit all ihren Pflanzen und Tieren. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden wir uns bewusst, wie wichtig eine intakte Natur zum Überleben der Menschheit ist, aber auch wie fragil diese gleichzeitig ist. Daraus reifte die Erkenntnis, dass uns mehr als alles andere daran gelegen sein muss, den momentanen Status nicht zu verschlimmern, sondern vielmehr eine Umkehr zu erreichen und unsere sensiblen Ökosysteme zu schützen. Der momentane Status schadet vor allem Pflanzen, Tieren und dem gesamten Umweltsystem. Ein bewusster Umgang mit unseren Mitbewohnern auf der Erde wird unerlässlich sein, um zu überleben und unseren künftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Vor allem der respektvolle Umgang mit der Natur spielt hierbei eine wichtige Rolle, die so gut wie jeder Mensch einnehmen kann. Denn Hand auf's Herz: Insbesondere die letzten Generationen haben stark dazu beigetragen, dass die Ökosysteme beträchtlichen Schaden genommen haben – ein Umdenken ist also unumgänglich. Hierfür eignet sich das Konzept der Permakultur sehr gut, um persönlich und individuell einen kleinen Beitrag zu leisten, der sich in Summe durchaus positiv auf unsere Umwelt auswirken kann.

 

Geprägt wurde der Begriff von zwei Australiern, Bruce Charles Mollison und seinem Schüler David Holmgren, die in den 70er Jahren einige Zeit mit australischen Ureinwohnern verbrachten. Dabei fiel ihnen auf, dass sich bei den Ureinwohnern ein faszinierender Rhythmus etabliert hat, der einen respektvollen Umgang mit der Natur voraussetzt. Mollison und Holmgren nahmen aus dieser Zeit vor allem mit, dass die Wahrung unserer Ressourcen und die Erhaltung der natürlichen Kreisläufe der Natur oberste Priorität haben muss. Diese kommen heute auch in der Permakultur zur Geltung. 1978 gründete Mollison schließlich das „Institut für Permakultur“ in Tasmanien. Dies war ein wichtiger Schritt zur Verbreitung der Idee auf der ganzen Welt, was durch den Erhalt des „Alternativen Nobelpreises“ (Right Livelihood Award) im Jahre 1981 noch unterstützt wurde.

 

Permakultur ist ein Kofferwort, welches sich aus den beiden englischen Begriffen „permanent“ und „(agri)culture“ zusammensetzt und folglich für „dauerhafte Landwirtschaft“ steht. Grundsätzlich bedeutet Permakultur die Entwicklung und Erhaltung vernetzter, nachhaltiger und multifunktionaler Ökosysteme. Diese künstlich angelegten Gärten sind der Natur nachempfunden und haben somit große Ökosysteme, wie beispielsweise Auenlandschaften oder Wälder als Vorbild. Um solch ein System im Kleinen zu schaffen und folglich auch im eigenen Garten oder gar auf dem eigenen Balkon umzusetzen, ist es elementar, mit größter Sorgfalt mit der Erde und ihren Ressourcen umzugehen.

 

Denkt man Permakultur groß, so fordert sie eine regionale und völlig selbst erwirtschaftete Versorgung durch Nahrungsmittel, was uns heutzutage im stressigen Alltag sicherlich schwer fällt und was wohl nur wenige von uns umsetzen. Die Ressourcen, die einem unter diesen Kriterien zur Verfügung stehen, sollen dabei effizient genutzt werden, da auch das Klima eine immer wichtigere Rolle spielt und ein großer Faktor bei der Fragilität unserer Ökosysteme darstellt. Der Energieverbrauch muss also gesenkt und der Verbrauch von Konsumgütern reduziert werden.

 

Möchten Sie sich also mit Permakulturen beschäftigen, so sollten Ihnen drei Dinge besonders klar sein: Tragen Sie Sorge für die Erde! Tragen Sie Sorge für die Menschen! Teilen Sie fair und setzen Sie Grenzen für den Konsum!

 

Permakultur-Gärten sind weiterhin die Lösung für Sie, aktiv am Klimaschutz mitzuwirken und sich ein wunderbares Örtchen im Grünen zu errichten. Lassen Sie sich in diesem Buch inspirieren von grünen Landschaften und ertragreichen Pflanzen, die sie nahezu über das ganze Jahr begeistern werden und planen Sie Ihren eigenen Permakultur-Garten. Je genauer Sie hinschauen, desto mehr können Sie von der Natur lernen.

 

Der Garten

 

Geschichte

Grundsätzlich ist die Geschichte des Gartens beinahe so alt wie die sesshafte Menschheit selbst. Somit kann man bereits in der Steinzeit erste Spuren von Gärten entdecken, wobei sich seitdem natürlich einiges an der Ausgestaltung und der Idee verändert hat. Egal, ob Sie sich mit antiken Hochkulturen wie den Griechen oder auch den Ägyptern befassen oder ob Sie etwas kürzer in der Historie der Menschheit zurückschauen, wie beispielsweise in die Renaissance – Gärten hatten zu jeder Zeit verschiedene Bedeutungen, verschiedene Ausmaße und natürlich auch verschiedene Gestaltungen.

 

Nicht ganz klar ist hierbei, aus welchen Gründen Gärten entstanden. Zunächst wurde vor etwa 7.800 Jahren Ackerbau betrieben, mit dem höchstwahrscheinlich durch Hunger und Not experimentiert wurde. Hier wurden zunächst vor allem Feldfrüchte angebaut und verzehrt. Ein anderer Grund für die Anlegung solcher Ackerflächen kann die Entdeckung der Gärung von Bier sein, der die Menschen damals von Gärten überzeugte. Was jedoch klar ist, ist dass Nutzen der Gärten für Ernährung und Schutz durch den Menschen am Beginn des Gartenbaus stand. Erst im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Garten auch zum Erholungsort, der Entspannung mit sich bringt und ästhetisch gestaltet werden kann.

 

Die Landwirtschaft und der Ackerbau blieben dann über Jahrhunderte hinweg die einzige sinnvolle Erklärung für einen Garten. Erst mit der Entwicklung des Humanismus und der Entdeckung des Individuums im 15. Jahrhundert spiegelte sich dies dann auch in den Gärten wider. Vor allem die Gartengestaltungen der Renaissance begründete beispielsweise den Eingang zum Haus, welcher oft terrassenförmig angelegt war. Auch die Stadtbilder änderten sich durch Blumenrabatte und Wasserspiele auf Flaniermeilen der großen Städte. Eine Erweiterung dieses Bewusstseins entwickelt sich schließlich in den französischen Barockgärten, die sich als weitläufige Grünanlagen kennzeichnen und wenig übrig hatten für Nutzpflanzen. Der berühmteste Vertreter dieser Gattung ist sicherlich der Park von Versailles.

 

Doch wie schon erwähnt, befindet sich die Wahrnehmung für Gärten seit jeher in einem Wandel und so charakterisiert sich der Garten zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch mehr und mehr ökologische, ökonomische und agrar- und forstwirtschaftliche Aspekte. Aus dieser Zeit stammt auch ein heute noch bekanntes Phänomen: Der Schrebergarten. Von Leipzig aus entwickelte sich die Idee des Orthopäden Moritz Schreber als sogenannte Kleingartenanlage, in denen Kinder und auch Erwachsene unweit der Stadt frische Luft atmen und sich bewegen können.

 

Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch tatsächlich fungierten Gärten in Deutschland nach den beiden Weltkriegen als Lebensretter. Im Laufe der Jahre und mit Anstieg des Wohlstands verschwinden Gärten als Nutzfläche immer weiter, da der Garten einen hohen Freizeitwert haben und dabei nicht unbedingt zu viel Arbeit machen soll. Mit Einführung der Bundesgartenschau in Deutschland 1951 informiert diese alle zwei Jahre in einer ausgewählten Stadt über aktuelle Trends der Park- und Gartengestaltung.

 

Durch das Aufkommen der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsdebatte sind heute Themen wie Urban Gardening oder eben Permakulturen in aller Munde. Am besten schmeckt es eben noch aus dem eigenen Garten, wodurch eine gewisse Rückentwicklung zum Nutzgarten wahrgenommen wird. Neben dem Geschmack spielt auch eine Rolle, dass hierbei die Pestizidbelastung gleich null ist und eine Auslaugung der Böden vermieden wird. Seit dem zweiten Weltkrieg haben europäische Böden einen Zinkmangel um 95 % erlitten. Auch dürfen Stoppelfelder in der industriellen Landwirtschaft nicht mehr angezündet werden, was den Zinkmangel nur noch drastischer werden lässt. Darüber hinaus vermeidet die Permakultur im eigenen Garten Transportwege und es kommt zu keiner Oxidation der Pflanzen, wenn man frisch und zeitnah aus dem eigenen Garten isst. Schließlich kommt auch noch ein energetischer Aspekt zum Tragen: Das selbst angebaute Gemüse und Obst wird nicht durch Scanner an der Supermarktkasse seiner Informationen beraubt und die Informationen der Pflanzen sind wichtige Faktoren für unsere Zellen.

 

Es lohnt sich also aus verschiedenen Gründen zu Hause selbst anzubauen. Um dabei die Rhythmen und Regeln der Natur nicht außer Acht zu lassen, sollten Sie sich also genauer mit der Thematik der Permakulturen beschäftigen.

 

Nutzung des Gartens

Zunächst sollten die drei Hauptaussagen der Permakultur noch genauer erläutert werden. Wie also die Erde pflegen, den Menschen pflegen und die Ressourcen gerecht teilen? Mit der Erde sind hierbei der Boden und das Wasser gemeint, welche durch Flora und Fauna noch ergänzt werden, die wiederum den Boden und das Wasser bewohnen. Der Grundgedanke dabei ist, dass jegliche Lebensform elementar für das Leben auf der Erde ist, da sie ein Teil eines großen Systems ist. Dieses System nennt sich terrestrische Biosphäre. Schlussfolgernd lässt sich also sagen, dass diese Biosphäre und der Mensch samt seiner Aktivitäten im Einklang sein muss, um dieses System nicht zu zerstören. Hierfür muss die Erde gepflegt werden, sodass auch mit den Ressourcen nachhaltig und vernünftig umgegangen wird. Neben der Erde soll Permakultur auch den Menschen pflegen, immerhin ist er Teil der terrestrischen Biosphäre. Das Pflegen beinhaltet den Zugang zu den Ressourcen, die jeder Mensch zum Leben benötigt. Permakultur ist also nicht nur für Flora und Fauna da, sondern sie soll auch die Bedürfnisse des Menschen befriedigen, damit sich sein Geist und seine Schaffenskraft frei entfalten können. Um die Ressourcen, die uns die Erde zur Verfügung stellt, gerecht zu teilen, fordert Permakultur den Menschen auf das abzugeben, was er nicht verwenden kann. Mit Ressourcen sind hier natürliche Ressourcen gemeint, aber auch die Ernte und die Erfahrung. Bedenken Sie bei Permakulturen vor allem, dass das Anlegen solcher eben nicht auf maximalen Konsum ausgelegt ist und nicht ständig steigendem Wachstum unterstellt ist. Permakulturen basieren auf Zusammenarbeit zwischen Menschen und der Natur.

 

Welche Vorteile ergeben sich nun aus einer Permakultur in Ihrem Garten? Die Vorteile sind nicht immer auf einen Blick zu erkennen, dennoch haben sie für Sie als Nutzer des Gartens große Bedeutung. Denn kein Mensch will sich viel Arbeit machen, ohne einen gewissen Ertrag dabei zu erlangen. Hier wären wir auch schon beim ersten Punkt. Viel Arbeit? Das hängt natürlich immer davon ab, wie sehr Sie sich mit Ihrem Garten beschäftigen und wie viel Arbeit Sie in diesen investieren. Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass Permakulturen vergleichsweise weniger arbeits- und energieintensiv sind. Es ist beispielsweise in einem Garten mit Permakultur nicht üblich für einen Bereich für Gemüse den Boden zu pflügen. Der Grund hierfür ist wiederum eine zentrale Aussage der Permakultur: Die natürliche Fauna muss erhalten werden. Das Pflügen ist hier also nicht nötig, da der Boden durch eben diese natürliche Fauna, wie beispielsweise Insekten oder kleine Säuger, aufgelockert wird. Durch motorisierte Geräte wird die natürliche Fauna meist größtenteils zerstört.

 

In Zeiten des Klima- und Umweltschutzes ist ein nachhaltiger Lebensstil sehr erstrebenswert. Durch viele neue Angeboten auf Märkten und in Biosupermärkten ist das Bio-Produkt immer erfolgreicher geworden und erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Dass diese Lebensmittel nicht für jeden erschwinglich sind, steht auf einem anderen Blatt. Dass Sie sich darum jedoch mit einem Permakultur-Garten gar keine Gedanken machen müssen, ist dieser geschuldet. Die Produkte der Permakulturen sind nämlich biologisch. Um die Funktionsweise der natürlichen Ökosysteme zu erhalten, verzichtet man bei einer Permakultur auf Entlaubungsmittel, Pestizide oder Kunstdünger. Zur Erhaltung der Artenvielfalt kommen demnach nur natürliche Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Durch die Permakultur autoreguliert sich die Natur so ganz von allein und opfert zusätzlich einen Teil der Produktion Schädlingen. Ganz biologisch also.