Mal verboten, mal geadelt: das Marionettentheater Toone
Brüssels Modebranche hat Rückenwind
Tim, Struppi, Lucky Luke und bunte Hausfassaden
Abstecher an den Kanal
Schokolade und Buttercreme, Suchtgefahr mit zartem Schmelz
Die Musik spielt in Brüssel
Ein früher Meister des Absurden – Pieter Bruegel der Ältere
Europa-Info per Mausklick, am Telefon und vor Ort
Ein Blick hinter die Kulissen
Monumentale Symbole für Belgiens erste Verfassung
Jacques Brel – die Stimme aus Schaerbeek
Brüsseler Mühlenmuseum in Evere
Brüssel & Belgien kompakt
Begehrte Spitze und Webereien
Peter Paul Rubens – Malerfürst mit Sinn für Teamwork
Glanzlichter der Malerei in Uccle
Das Kuckucksei René Magrittes
Belgische Pommes
Street Food für Gourmets: Miekes Meeresschnecken
ABC des belgischen Biers
Anne Teresa De Keersmaeker, Tänzerin und Choreografin
Bestsellerautorin aus Ixelles
Sommerhits
Kunst in der Metro
Die Sprache der Kleinbürger
Kartenverzeichnis
Tour 1: Brüssels historisches Zentrum
Tour 2: Von St-Géry nach la Monnaie
Tour 3: Rund um den Kunstberg
Tour 4: Die Marollen
Tour 5: Sightseeing rund um die EU-Institutionen
Tour 6: Ixelles
Tour 7: Saint-Gilles
Tour 8: Schaerbeek
Tour 9: Anderlecht
Laeken
Übernachten in Brüssel
Die Zunfthäuser an der Grand Place
Zeichenerklärung
Übersicht von Brüssel
Metroplan
Unterwegs mit Petra Sparrer
Petra Sparrer arbeitet als freie Journalistin, Verlagslektorin und Übersetzerin (Französisch, Englisch) in Köln. Sie hat weitere Städtereiseführer zu Lyon, Toulouse, Montpellier, Réunion, Palma de Mallorca, Brügge, Antwerpen, Gent, Lissabon, Porto und London geschrieben. Nach Brüssel kehrt sie immer wieder gern zurück und es gehört nach wie vor zu ihren Lieblingsstädten. Und das kam so:
Als ich 1992 das erste Mal für eine Hospitanz im ZDF-Studio für ein paar Monate nach Brüssel kam, hatte ich mich gegen ein zeitgleich angebotenes Praktikum bei der EU entschieden. Die journalistische Arbeit faszinierte mich viel mehr. Und die Stadt? Naja, zuerst vermisste ich Paris, wo ich während des Studiums ein Auslandssemester verbracht hatte, aber heute ist das multikulturelle Brüssel für mich eher so etwas wie mein Nabel der Welt. Dank der dort lebenden Menschen unterschiedlichster Nationalitäten - insgesamt 183 - ist Brüssel bereichernd vielfältig.
Und zugleich sehr belgisch, ebenso surrealistisch-kreativ wie traditionell. In Brüssel kann man es sich gut gehen lassen und viel Ungewöhnliches erleben -die Tiersegnung der Franziskaner in den Marollen, die Partystimmung auf den Caféterrassen des afrikanischen Matongé, progressives Theater, lebhafte Festivals und tolle Konzerte. Ich habe auf dem Weihnachtsmarkt Meeresfrüchte gegessen, beim Salsatanzen in einem brasilianischen Restaurant Manneken Pis als Skulptur auf dem Tresen fotografiert, in der Metrostation Rogier eine Kirche gesehen, ich habe chinesischen Touristen geholfen, einzeln Pralinen auszusuchen, applaudierte Italienern beim Karaoke-Singen. Eine total verrückte Mischung! Kontraste. Begegnungen mit Menschen, die genießen können. Verblüffende Möglichkeiten. Das macht Brüssel einzigartig. Es bietet spannende Museen, große Ausstellungen, ein trubeliges Nachtleben und unglaublich viele Restaurants für Schlemmer. Viel Spaß bei Ihren Entdeckungen!
Orientiert in Brüssel
Stadt und Stadtviertel
Brüssel liegt in der hügeligen Landschaft des Senne-Tals zwischen Brabant und Flandern. Das Herz der City ist inzwischen für den motorisierten Verkehr fast tabu. Dafür haben es Fußgänger gut. Von der Grand Place und der Börse über den breiten Boulevard Anspach bis zur Rue de Flandre säumen Bars, Restaurants und kreative Boutiquen und Geschäfte den Weg.
Aussichtspunkte
Einen schönen Blick über die Stadt bieten das Café des Musikinstrumentemuseums, Place Royale und Place Poelaert vor dem Palais de Justice, die Porte de Hal und das Dach des Parkhauses Super GB in der Rue des Halles. Etwas außerhalb locken der Blick vom Atomium und von der Aussichtsplattform der Basilika von Koekelberg.
Zwei Mauerringe
Das mittelalterliche Brüssel umfasste die Place St-Géry, den ersten Siedlungskern, der schnell durch die Gassen rund um die Grand Place erweitert wurde, die Kirche Sts-Michel-et-Gudule (heute die Kathedrale) und die Burg am Coudenberg. Von der ersten Stadtmauer (um 1100) ist nichts mehr erhalten. Von der zweiten Stadtmauer aus dem 14. Jh. sind noch Türme übrig, so die Tour Noire an der Kirche Ste-Catherine, die Tour de Villers in der Rue des Alexiens, die Tour d’Angle (Anneessens) und die Porte de Hal. Im 19. Jh. ersetzen mehrspurige Boulevards den zweiten Mauerring. Sie bilden ein Fünfeck, weswegen die Innenstadt als Pentagon bezeichnet wird.
Der unsichtbare Fluss
Ursprünglich floss die Senne quer durch die Stadt und am alten Hafen am Fischmarkt im heutigen Viertel Ste-Cathérine wurden Sand, Kohle und andere Waren abgeladen. Ab dem 19. Jh. überdeckelte man den Fluss: Dabei entstanden die Achsen der Boulevards du Midi und Anspach. Aber Brüssel blieb Binnenhafen und hat bis heute eine schiffbare Wasserstraße, den Kanal nach Charleroi und Willebroek, auf dem auch Bootstouren möglich sind.
Ober- und Unterstadt
Am Mont des Arts, dem Kunstberg mit einem Garten im Stil einer französischen Esplanade, überbrücken viele Treppenstufen die 80 Meter zwischen der Unterstadt um die Grand Place und der Oberstadt mit dem Königspalast und der Place Royale. Das repräsentative architektonische Ensemble des königlichen Platzes, die Visitenkarte der Oberstadt mit der größten Dichte an Kunstmuseen in der Stadt, legten die Habsburger nach klassizistischen Vorbildern aus Wien und Paris an.
Hang zum Monumentalen
Aus der Regierungszeit von König Leopold II. (1835-1909) stammen Brüssels überdimensionierte Prunkbauten - die Arkaden im Parc du Cinquantenaire, der Justizpalast und die Basilika am Koekelberg. Geklotzt wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren auch im EU-Viertel, allerdings aus anderen Gründen. Hier im alten Leopoldviertel entstanden administrative Gebäude, um Platz für die EU-Institutionen zu schaffen. Der letzte spektakuläre Architektenstreich ist der 2017 neu bezogene Europarat.
Die Stadtviertel im Überblick
Brüssel besteht aus 19 Gemeinden. Verwirrend, denn jede hat ihren eigenen Bürgermeister und neben dem Rathaus an der Grand Place gibt es noch 18 weitere. Sehenswert sind die von Schaerbeek und St-Gilles, wo sich ein Streifzug auch deshalb lohnt, weil hier sehr viele Jugendstilhäuser erhalten sind.
Jedes Viertel hat sein eigenes Gesicht: Im noblen Sablon-Viertel, das nach dem sandigen Untergrund benannt ist, auf dem hier einst gebaut wurde, residieren Galeristen und Antiquitätenhändler um die Place du Grand Sablon und in den Marollen. Anziehungspunkt des traditionellen Arbeiterviertels ist der tägliche Trödelmarkt auf der Place du Jeu de Balle, direkt nebenan kann man sich ein Beispiel frühen sozialen Wohnungsbaus ansehen. An das EU-Viertel grenzt das bürgerliche Wohnviertel Etterbeek mit der Place Jourdan. In Ixelles, dem Uni- und Afrikanerviertel, bilden afrikanische Läden und Jugendstilvillen eine sehenswerte Mischung.
Vielfalt auch am Stadtrand
Molenbeek-St-Jean, St-Josse-ten-Noode, Schaerbeek und Anderlecht sind die Wohnviertel mit dem höchsten Anteil an Immigranten. Molenbeek, das gilt entlang des Kanals am Ende der Rue Antoine Dansaert inzwischen als hip. Die Halles de Schaerbeek sind ein kultureller Anziehungspunkt. In Uccle und Woluwe-St-Pierre weiter außerhalb logiert die Upperclass, es gibt viele Grünflächen und nur vereinzelt Einrichtungen von touristischem Interesse. Auch Randgemeinden wie Watermael-Boitsfort, Auderghem, Evere, Ganshoren, Berchem-Ste-Agathe und Forest sind in erster Linie Wohnviertel. In Jette zieht das Musée René Magritte, einst Wohnhaus des Künstlers, Touristen an. In Koekelberg steht die große Sacré-Cœur-Basilika. In Laeken residiert das belgische Königshaus. Diese grüne Gemeinde verfügt mit den einmal jährlich geöffneten königlichen Gewächshäusern und dem Atomium gleich über zwei internationale Besuchermagneten.
Sightseeing-Klassiker
Alle Wege in Brüssel führen zur Grand Place und zum Manneken Pis. Zu entdecken gibt es aber auch zahlreiche Jugendstilhäuser. In einem ist das belgische Comicmuseum untergebracht. Berühmt ist Brüssel für das Atomium. Kunstliebhaber erwartet die umfangreichste Sammlung des surrealistischen Malers René Magritte und eine Menge weiterer großer Kunstmuseen.
Manneken Pis
Ein echter Brüsseler „Klassiker“ an der Ecke Rue de l’Étuve/Rue du Chêne: die rekordverdächtig häufig fotografierte bronzene Brunnenfigur Manneken Pis.
UNESCO-Welterbe
Die Grand Place im pulsierenden Stadtzentrum: der originalgetreu restaurierte Platz mit seinen barocken Fassaden, dem Rathaus und den Zunfthäusern.
Art nouveau: Die Häuser des Jugendstilarchitekten Victor Horta und das Stoclet (→ Wiener Sezessionsstil) Dank der vielen Sorten ist das belgische Bier ebenfalls Weltkulturerbe, gut zu probieren im Moeder Lambic, Mort Subite und Brewdog.
Wahrzeichen
Das Rathaus, das Stadtmuseum mit der Garderobe des Manneken Pis und die Zunfthäuser säumen die Grand Place, Brüssels Vorzeigeplatz, Bühne für große Events wie den Ommegang und den Blumenteppich und abends effektvoll beleuchtet. Hier findet man sonnige Terrassen und alle Brüsselklischees auf engem Raum: Bier, Pralinen, Spitze. Und natürlich muss jeder Erstbesucher mit der Rolltreppe zu den glitzernden Kugeln des Atomiums hinauffahren, das als Symbol des Fortschritts 1958 für die Weltausstellung erbaut wurde und heute als Schlüsselanhänger ein ebenso beliebtes Souvenir ist wie der Maneken-Pis-Korkenzieher.
Art nouveau - Wohnwelt und Lebenskultur
In wenigen Städten sind so viele Jugendstilhäuser erhalten wie in Brüssel. Alle Häuser des Architekten Victor Horta sind Weltkulturerbe, darunter drei Museen: sein Wohnhaus und Atelier, das Musée Horta, sowie zwei heute für Comicfans spannende Museen, das Maison Autrique und das belgisches Comic-Museum Musée de la BD (Bande Dessinée) in einem eleganten ehemaligen Warenhaus eines reichen Tuchhändlers.
Das Bozar, der Palast der Schönen Künste, ebenfalls ein Werk von Victor Horta, ist Sitz der Philharmonie und bietet jährlich über 300 Konzerte, einige große Kunstausstellungen, Lesungen und Filmvorführungen. Kunsthandwerk und Jugendstilmöbel zeigen die Sammlungen des Musée du Cinquantenaire und des Musée Fin de Siècle.
Den prunkvollen Bau mit vielen Glasfenstern für das ehemalige Kaufhaus Old England konzipierte der Jugendstilarchitekt Paul Santenoy. Heute beherbergt er das Musikinstrumentemuseum am Mont des Arts. In St-Gilles und in Ixelles begeistern ganze Straßenzüge mit Häusern aus der Zeit des Art nouveau, so ist die Rue Vanderschrick gesäumt von den Häusern des Jugendstilarchitekten Ernest Blérot. Um die Ecke liegt das Jugendstilcafé La Porteuse d’Eaux.
Kunstberg - Mont des Arts
Kunstliebhaber finden hier die größte Dichte an Kunstmuseen. Highlights sind das Musée Magritte, das Bozar, in dem stets große Ausstellungen zu sehen sind, und die Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique mit der Sammlung alter Meister im Old Masters Museum. Das Musée BELvueverkauft auch die Eintrittskarten zur unterirdischen Ausgrabungsstätte mit den Überresten des Palasts Karl V. unter der Place Royale. Um die Ecke zieht der Königspalast ebenfalls neugierige Besucher an und der Parc de Bruxelles gegenüber ist Schauplatz für Feste und lädt zu Picknickpausen ein.
Wochenendflair, Antiquitäten und Märkte
Sonntags ist es in Brüssel Tradition, durch die Antiquitäten- und Designshops in der Rue Haute und der Rue Blaes zu bummeln, über den Flohmarkt an der Place du Jeu de Balle zu streifen und dann im Marollenviertel einzukehren. Auch Samstagvormittag gehen die Brüsseler gern auf ihre Märkte, so an der Gare du Midi, der Parvis de St-Gilles oder der Place Flagey. Samstags und sonntags bauen Antiquitätenhändler ihre Stände auf der Place du Grand Sablon auf.
EU-Viertel
Die Schaltzentrale der Macht in Europa ist im alten Leopoldviertel in Brüssel zu Hause, zwischen Place Schuman mit dem Berlaymont und dem Europarat an der Rue de la Loi und dem Europaparlament in der Nähe der Place du Luxembourg. Die kleine grüne Lunge dazwischen heißt Leopoldpark und hier gibt es das Haus der europäischen Geschichte zu entdecken.
Sightseeing-Alternativen
Ein Wochenende reicht oft nicht, um ausgiebig Brüsseler Luft zu schnuppern oder tiefer einzutauchen in die lokale Kultur. Schön ist, wenn Zeit bleibt sich auf Plätzen unter das Volk zu mischen, Parks zu durchstreifen oder sich in den Wohnhäusern und Ateliers von Künstlern umzuschauen.
Zu Besuch im Atelier
Die Künstlerin Karolin Soete bei der Arbeit an ihrem Projekt „Talking Walls“. Bei Wechselausstellungen begegnet man im Bozar manchmal den Künstlern persönlich, z. B. beim Art Truc Troc.
Pause im Grünen
Mal eine Pause einlegen: im Petit Sablon auf einer Bank zwischen den 48 Säulen mit Statuen von Fischhändlern, Perückenmachern, Zimmermännern und Polsterern. Sie repräsentieren die Handwerksgilden, die einst den Wohlstand der Stadt begründeten.
Plätze mit Flair
Gemütliche Plätze in den Vierteln laden im Sommer zum Draußensitzen ein, weit ab von der trubeligen Grand Place, mit netten Terrassen, beliebt bei den Bewohnern und einem Stammpublikum. Besonders stimmungsvoll der Place Rouppe, im Viertel St-Gilles die Parvis de St-Gilles und die Place du Châtelain, sowie der Place Fernand-Coq und der Place Flagey.
Parks zum Entspannen und Sightseeing
Brüssel ist eine grüne Stadt mit vielen herrlichen Parks, in denen die Bewohner Enten füttern, joggen, sich sonnen und sich erholen. Im Bois de la Cambre lädt im Sommer ein See zum Baden ein und die Durchfahrtsstraßen werden für Autos gesperrt, zur Freude der Radfahrer und Skater. Im April/Mai zieht es die Besucher in die königlichen Gewächshäuser des Parks von Laeken.
Der Parc de Tervueren birgt ein Schloss aus der Zeit Léopold II. Es beherbergt das Musée de l´Afrique, das 2013 wegen Renovierung geschlossen wurde. Für Mitte/Ende 2018 ist die Wiedereröffnung geplant, mit modernem Ausstellungskonzept, einem futuristischen Glaspavillon als Empfangshalle und neuem Innenhof mit einer Bühne für Open-Air-Theater.
Die Abbaye Rouge-Cloître im großen Stadtwald Forêt de Soignes in Auderghem ist ein beliebtes Ziel für Familienausflüge ins Grüne.
Ein Hauch altes Belgien im EU-Viertel
Im Brüsseler EU-Viertel gelangt man vom Europaparlament durch den Leopold-Park nach Etterbeek zur Place Jourdan. Mitten auf dem netten Platz steht die Maison Antoine, eine beliebte Frittenbräterei mit langer Tradition. Und im Parc du Cinquantenaire gibt es die historische Hallenarchitektur mit dekorativen Metallkonstruktionen, die zur Weltausstellung von 1857 errichtet wurden. Darin untergebracht ist heute z. B. das Oldtimermuseum Autoworld. Kunstliebhaber hingegen bekommen im Musée du Cinquantenaire das Ticket für den Pavillon Horta/Lambeaux.
Für Fans zeitgenössischer Kunst
Brüssel bietet das ganze Jahr über Wechselausstellungen an Orten wie der Centrale for Contemporary Art, einem ehemaligen Elektrizitätswerk, dem ING Art Centre an der Place Royale und dem Wiels (Av. Van Volxem 354) in einem ehemaligen Brauereigebäude in Forest. Direkt nebenan zeigt die Fondation A. Stichting Fotoausstellungen. Besondere Ausstellungen sind auch regelmäßig in der Villa Empain zu sehen, einer Art-déco-Villa mit Swimmingpool, die einmal einem der reichsten Männer Belgiens gehörte.
Im Arbeitszimmer des Erasmus von Rotterdam
Bei einem Ausflug nach Anderlecht kann man sich im Musée de la Maison d´Erasme das Arbeitszimmer des gelehrten Humanisten ansehen: Erstausgaben und Übersetzungen seiner Werke, Skizzen von Holbein und Dürer, eine Gemäldesammlung, u. a. mit Werken von Hieronymus Bosch. Im Jahr 1521 verbrachte Erasmus fünf Monate im Gästehaus des Augustinerklosters von Anderlecht. Besucher des Museums können mit derselben Eintrittskarte auch den Klostergarten und den Beginenhof nebenan besuchen.
Zu Hause bei Meunier und Magritte
Er malte Kohlebergwerke, Grubenarbeiter und Grubenpferde, aber auch Krabbenfischer, Treidler und Mäher und schuf als Bildhauer großartige Skulpturen im sozial-realistischen Stil. In Ixelles ist das Wohnhaus und Bildhaueratelier von Constantin Meunier erhalten, René Magritte lebte und arbeitete in Jette, dort bekommt man noch einmal einen ganz anderen Eindruck als im Musée Magritte im Stadtzentrum.
Essen gehen
„Manneken Friss“, schrieb Gourmetkritiker Wolfram Siebeck einmal in einem Beitrag über die Brüsseler Küche. Gemeint ist: Die Brüsseler gehen gern aus. Sie lieben ihre gute Küche - sehr! Und deshalb finden Schlemmer in Brüssel eine Riesenauswahl traditionsreicher und auch trendiger Restaurants.
Ausführliches zu Brüsseler Spezialitäten lesen Sie ab hier. Restaurants, Cafés und andere Einkehrmöglichkeiten im jeweiligen Viertel finden Sie am Ende der einzelnen Stadttouren.
Eine Liste aller Lokale im Überblick bieten wir Ihnen ab hier.
Von der Gourmet-Küche bis zum Street Food
Das enorme Angebot allein spricht Bände: Die Zahl der Restaurants auf 161 m² Stadtfläche schwankt zwischen 1800 und 2000, da kann und will niemand mehr wirklich mitzählen. Die Highlights der kulinarischen Metropole, berühmt für fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte auf mehrstöckigen Eisplatten, sind Institutionen. Adressen, wo die moules et frites am besten schmecken oder wo man hervorragende Weine bekommt, werden per Mundpropaganda weitergegeben. Immer mehr Brasserien und Restaurants, insbesondere in der Rue de Flandre, bieten in zwanglosem Wohlfühlambiente gehobene und manchmal auch erfinderische menus gastronomiques.
Und wie überall eröffnen stets neue trendige Adressen, z. B. für Gourmet-Burger, in Concept Stores integrierte Cafés oder Bar-Restaurants, Konzeptküchen für traditionelle belgische Produkte, wo man zugleich auch kulinarische Souvenirs einkaufen kann. Foodies, Menschen, die gern gut essen, kommen in allen Preiskategorien auf ihre Kosten. Meeresfrüchte im Stehen von der Theke sind da nur eine Variante des Street Food und Food Trucks verkaufen längst mehr als belgische Fritten.
Was, wann und wo?
Mittags bieten fast alle Restaurants ihre Gerichte preiswerter an. Als süßer Snack für zwischendurch am Nachmittag schmecken die belgischen Waffeln (Gaufres) mit Sahne, Schokolade, Erdbeeren ... Die Tortenstücke und Quiches in vielen Cafés lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. In vielen beliebten Restaurants empfiehlt es sich, abends einen Tisch zu reservieren. Stilecht nimmt man vorher einen Aperitif, z. B. den Half en half aus Weißwein und Sekt. Die Essenszeiten am Abend sind im Grunde wie in Deutschland, ab 19 Uhr, Hochphase um 20 Uhr, und um 23.30 Uhr schließen die meisten Restaurants. Bedienung und Steuer sind auf der Rechnung mit aufgeführt, ein kleines Trinkgeld von 5 bis 10 % ist üblich. In Night-Shops bekommt man noch zu später Stunde Schokoriegel, indische Samosas und Getränke.
Bar oder Estaminet?
Bars servieren oft kleine Gerichte und haben am längsten geöffnet. Brasserien, nach französischem Vorbild geführt, sind volksnah oder schick, je nach Wirt und Gegend. Hier kann man sich in legerem Ambiente durch Alltagskost und Biersorten probieren und darf auch kommen, um nur zu trinken. Brasserien sind normalerweise größer als Bistros, haben eine ausführlichere Speisekarte und sind etwas formeller als Cafés oder Bars. Wo Petite Restauration angeschlagen steht, gibt es nur Sandwiches und Häppchen. Die urigen alten Brüsseler Tavernen mit meist deftiger Traditionsküche, großzügigem Bierausschank und häufig Öffnungszeiten, bis der letzte Gast gegangen ist, heißen Estaminets. Dort bekommt man dann Gueuze et tartine (Gueuze-Bier und eine Scheibe Brot mit Frischkäse) oder kanibaal (eine Scheibe Brot mit gewürztem Tartar) oder Käsewürfel mit Senf. Das Label Brusselicious wird von Food-Journalisten an die besten Adressen der Brüsseler Küche verliehen, darunter auch fritkots (Frittenbuden).
5 Tipps für 5 Abende
♦ Ancienne Poissonnerie - Art-Nouveau-Flair: Bis 1926 war hier ein Fischgeschäft. Heute wird gehobene italienische Küche serviert, mit einem Schwerpunkt auf Fisch- und Meeresfrüchten. → Tour 1
♦ Le Cercle des Voyageurs - kulinarische Reise nahe der Grand Place: An der Wand wecken die gestapelten historischen Koffer Reiselust. Dienstags gibt es Live-Musik. → Tour 1
♦ Le Selecto -für Foodies: gehobene Küche zu erschwinglichen Preisen und ungezwungenes Ambiente wie in einem Bistro. → Tour 2
♦ Quincaillerie - in einer ehemaligen Eisenwarenfabrik: Hunderte von Schubladen und eine Treppe mit schmiedeeisernem Geländer, die Einrichtung dieses Restaurants in St-Gilles ist ungewöhnlich und für Erstbesucher spektakulär. → Tour 7
♦ Au Vieux Spijtigen Duivel- alteingesessen und urig: Dieses Estaminet liegt abseits der beschriebenen touristischen Routen im Stadtteil Uccle. Das Ambiente und die Preise stimmen, zu den belgischen Spezialitäten zählen auch Kaninchen in Kriek (Kirchbier) bzw. Kalbsnieren mit zwei Senfsorten oder nach Lütticher Art, und Biere verkosten kann man hier auch.
Ausgehen
Brüssel ist eine Ausgehstadt: Einige Kneipen bieten fast jeden Abend Live-Musik, von Jazz bis zu Elektro. Rund um Grand Place und Halles St-Géry dreht sich alles um Bierverkosten, Live-Musik, Freunde treffen. Und noch dazu finden Kulturfans in Brüssel fast jeden Tag modernen Tanz, Theater, klassische Musik und Programmkino.
Ausführliches zu Theater, Oper und Konzerten lesen Sie im Kapitel Kulturleben ab hier.
Alle Bars, Live-Musik-Kneipen und Clubs finden Sie im Kapitel Nachtleben ab hier.
Apéro und spontan ins Konzert
Genießer fangen den Abend früh mit einem Aperitif an, mit einem Apérol-Spritz in einer der Bars um die Halles St-Géry oder mit einem Bier auf einer Terrasse an der Grand Place. Bis 17.30 Uhr ist es noch möglich, sich spontan über Link (www.arsene50.be) um 50 % ermäßigte Tickets für Konzerte, Theaterstücke oder Tanz für den selben Abend zu besorgen. Veranstaltungen im Théâtre de la Monnaie, dem KVS, den Halles de Schaerbeek und dem Konzertsaal L´Ancienne Belgique nur wenige Schritte neben der Börse sind meist erstklassig. Und das Bozar ist eine feste Größe des Brüsseler Kulturlebens. Nicht nur am Wochenende bieten alternativ viele Kneipen und Bars Live-Musik, vom Bonnefooi über das Archiduc bis zu dem Jazzclub The Music Village. Nach dem Konzert, Theater oder Kino ist noch immer genügend Zeit, in Cocktailbars und Bierpubs auszuschwärmen.
Im Zeichen des belgischen Biers
Für viele wird in Brüssel vielleicht auch dies eine der ersten Fragen sein: Wohin geht der Biertourist? Top-Adressen mit langer Tradition sind das A la Mort subite, A la Bécasse, das Moeder Lambic, das Houtsiplou oder die Brasserie Verschueren im Stadtteil St-Gilles. Aber Vorsicht: Was schnell gut schmeckt, ist häufig stärker, als man denkt, steigt leicht zu Kopf und kann einen schweren Kater verursachen. Blanche ist ein leichtes Bier, aber ein Leffe brun oder ein Trappistenbier sind eher etwas zum Verkosten.
Wenn es später wird
Ab 23 oder 24 Uhr beginnen die Leute in Bars zu tanzen. Brüssel hat eine große Salsa- und Tangoszene mit Veranstaltungen (siehe Internet), die gegen 23 Uhr anfangen, während sich die Discos erst später füllen. Einige haben nur freitags und samstags geöffnet, dann aber gleich bis zum frühen Morgen. Während manche Nachtschwärmer schon gegen 2 Uhr morgens ihren Absacker in einem der Sofas des labyrinthisch-märchenhaften Goupil Le Fol trinken, brechen andere dann erst in die Disco auf. Beliebt sind Le You und Fuse (beide Techno- und House) und Le Zodiak (Elektro). Im Madame Moustache (80er- und 90er-Jahre-Musik) geht es bereits vor Mitternacht los. Mit den Nachtbussen (Noctis), gekennzeichnet durch ein N, kommt man jederzeit zurück ins Hotel, aber vieles ist in Brüssel auch zu Fuß machbar.
5 Tipps für 5 Abende
♦ La Maschine: Cocktails, Bier und Live-Musik, bei gutem Wetter auf der Terrasse mit Blick auf die lebhafte Szene rund um die Halles St-Géry. Die Bar ist ein beliebter Treffpunkt im Steampunk-Stil.
♦ La Pharmacie Anglaise: Gediegen, dandyhaft oder total verrückt - das ist schwer zu entscheiden. Die alten Apothekerschränke aus Holz sind in dieser Bar noch erhalten. Ihre Cocktails sind professionell und die Auswahl an Gins riesig. Nicht ganz preiswert, aber außergewöhnlich! Man könnte sich fast vorstellen, dass hier Fledermäuse zu Hause sind. Am Mont des Arts um die Ecke vom Bozar.
♦ Moeder Lambic: Eine alteingesessene Adresse für Bierkenner und Bierfans und noch weniger bekannt als das ebenfalls unumgängliche La Mort Subite. Rund 300 belgische Biersorten gibt es hier zur Auswahl und dazu Käseteller und kleine Gerichte. Eine Filiale ist in St-Gilles, die andere an der Place Fontainas.
♦ Fuse: Ab Mitternacht wird der beliebte Techno- und House-Club lebhaft. Man kann hier die Nacht durchtanzen. Ab und zu Schauplatz der großen GaypartyLa Démence. Infos zu Terminen und Musik unter www.lademence.com.
♦ Café Maison du Peuple: Die Bar mit großer Terrasse ist ein beliebter Treffpunkt in St-Gilles. Hier oder in den anderen Etagen des Hauses wird häufig Kulturprogramm geboten - Live-Musik, Events und Theater. Sollte es voll sein, liegt am Platz neben der Kirche von St-Gilles auch noch die nette Art-déco-Kneipe Brasserie Verschueren.
Shopping
Mode, Pralinen und andere Kulinaria, Devotionalien wie Muscheltöpfe, belgische Biergläser und Maneken Pis in allen Erscheinungsformen, Spiegel mit Goldrahmen und andere Antiquitäten, originelle T-Shirts, Schmuck - Brüssel ist ein Einkaufsparadies. Und viele Shops öffnen auch sonntags.
Einkaufsmöglichkeiten im jeweiligen Viertel finden Sie am Ende der einzelnen Stadttouren.
Eine Liste aller Shopping-Adressen im Überblick bieten wir Ihnen ab hier.
Kulinarisches und Design
Auf der Grand Place und rundum finden Naschkatzen und Souvenirshopper ein riesiges Angebot, von Kitsch bis zum Luxusprodukt ist alles dabei und es macht auch Spaß, einfach nur in die Schaufenster zu schauen. Wenige Schritte von der Grand Place haben sich in den Galeries St.-Hubert, der 1837 eingeweihten Shoppingmall mit Glasdach, die kreativsten Pralinenshops und renommierte Marken angesiedelt. Hier findet man von Brüsseler Spitze über Ledertaschen und -handschuhe, Hüte, Kosmetik und Champagner sehr viel Luxus, nette Cafés und Restaurants und die schöne Buchhandlung Tropisme.
Vom Théâtre de la Monnaie bis zur Place Rogier verläuft die Fußgängerzone Rue Neuve mit vielen Ladenketten. Von hier kann man abbiegen in die schon weniger volle Passage du Nord, deren Architektur mit tragenden Frauenfiguren (Karyatiden) an die Belle Èpoque erinnert.
Brüssel hat im europäischen Vergleich eine der größten verkehrsberuhigten Innenstädte, seit auch der Boulevard Anspach ebenfalls Fußgängerzone ist. In Höhe der Börse findet man hier mit Brüsel einen empfehlenswerten Comicshop. Flämisch kreativ gibt sich die vergleichsweise ruhigere Rue de Flandre im Viertel Ste-Catherine mit Feinkostläden, Boutiquen und kleinen Concept Stores, die auf die Ideen belgischer Nachwuchsdesigner setzen.
Fashion Victims Augen auf
Gegenüber der Börse erstreckt sich die Rue Antoine Dansaert, ein Fashion Hotspot. Internationale Marken wie Marc by Marc Jacobs, Comptoir des Cotonniers, Zadig & Voltaire sind hier und in den Seitenstraßen ebenso vertreten wie belgische Modegrößen (→ Kasten) - Annemie Verbeke, Carine Gilson, Johanne Riss, Valérie Berckmans, Martin Margiela. Die Boutique Stijl gehört zu den Pionieren in dieser Modestraße. Die Mode- und Designplattform MAD in einem großen Gebäude ganz in der Nähe organsiert Ausstellungen und Mode-Events.
Brüssels Champs-Élysées für den Schaufensterbummel ist trotzdem die Avenue Louise in Ixelles, insbesondere in Höhe der Place de Stéphanie. Dominique Rigo, Delvaux, Essentiel, Chanel, Kenzo, Jimmy Choo, Tiffany sind hier vertreten. Natan (Nr. 158) und der Hutmacher Elvis Pompilio (Nr. 437), zu dessen Klienten Madonna und Mickey Rourke zählen, haben hier ihr Showrooms. BeiWolfers, einem der ältesten und renommiertesten belgischen Juweliere, kann man am Boulevard de Waterloo (Nr. 1) ins Schaufenster gucken. Der Shoppingbummel durch Ixelles setzt sich zwischen den Metrostationen Louise und Porte de Namur fort. In der afrikanisch geprägten Chaussée de Wavre bekommt man preiswerte Kosmetik, Perücken und bunte afrikanische Wax-Stoffe.
Concept Stores und Antiquitäten
Kleine Boutiquen und Feinkostläden zwischen netten Cafés und authentisches Flair - so etwas findet man in St-Gilles Rue du Baillie. Mittwochs ist auf der gemütlichen Place du Châtelain nebenan Markt, und auch hier gibt es nette Cafés und Boutiquen.
An der Place du Grand Sablon und weiter Richtung Marollen haben sich die meisten Brüsseler Galeristen und Antiquitätenhändler angesiedelt. Hier braucht man sich nur treiben zu lassen und entdeckt belgische Designerstücke sowie viel Kunsthandwerk aus Afrika und Asien. Oder man geht von Flamant zum Concept Store Atelier en Ville in den Marollen. Sonntags sind in der Rue Haute und der Rue Blaes alle Läden geöffnet.
Märkte und Museumsshops
Samstags vormittags lohnt sich ein Ausflug auf die Märkte an der Gare du Midi und etwas weiter an den Schlachthöfen von Anderlecht. Von der Lederjacke bis zu Oliven und Gewürzen findet man hier alles Mögliche, bis auf Luxus. Und vor allem kann man hier Atmosphäre schnuppern und die verschiedenen Gesichter der Stadt sowie ihre Menschen kennenlernen.
Wer gar nicht so große Lust zu weitläufigen Shoppingtouren hat, findet sein Mitbringsel oder Geschenk vielleicht in einem der vielen tollen Museumsshops der Stadt. So verkauft das Magritte-Museum Lampen, Magnete, Bücher und Fotos, der Shop der Musées Royaux de Beaux-Arts schöne Kunstdrucke und Poster und im Shop des belgischen Comic-Museums Musée de la BD werden Comicfans fündig.