LEIERFISCHE

IM MEERWASSERAQUARIUM

PFLEGE UND NACHZUCHT

Wolfgang Mai

Bildnachweis

Bild Seite 1: Neosynchiropus stellatus, Paar

Fotos ohne Bildnachweis vom Autor

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2. Auflage 2013

eISBN: 978-3-86659-355-8

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Inhalt

Vorwort

Verbreitung und Lebensweise

Mandarinfisch (Pterosynchiropus splendidus)

LSD-Fisch (Pterosynchiropus picturatus)

Ocellus-Leierfisch (Neosynchiropus ocellatus)

Sternen-Leierfisch (Neosynchiropus stellatus)

Aquarienpflege

Paarbildung und Balz

Nachzucht

Das Auffangen der Brut

Der Larvenquirl

Aufzuchtaquarium für die weitere Entwicklung

Von der Fischlarve zum Jungfisch

Nahrung

Algenkulturen

Ernährung der Fischlarven

Zooplankton

Copepoden und Wimpertierchen

Frei schwimmende Copepoden

Brachionus

Artemien

Artemia-Schlupfmethoden

Anreichern der Nahrung

Futterstoffe zum Anreichern und Aufwerten von Zooplankton

Artemien-Anreicherung

Brachionus-Anreicherung

Literatur

Ein Pterosynchiropus-splendidus-Männchen stellt im Aquarium imponierend die Flossen auf.

Vorwort

„Das ist aber ein interessanter Fisch, der sieht ja aus wie ein Drache! Schau mal, diese Froschaugen, die wunderschönen Farben, und wie er seine Flossen bewegt – so etwas habe ich ja noch nie gesehen!“ Solche und ähnliche Ausrufe höre ich meist, wenn interessierte Betrachter vor meinem Aquarium stehen und einen der Leierfische entdecken. Es zeigt sich immer wieder, dass die auf den ersten Blick kaum ins Auge springenden Aquarienbewohner eine viel größere Anziehungskraft besitzen als zu vermuten wäre. Es müssen also nicht immer die auffälligen, großen, offen umherschwimmenden Fische sein, die ein Aquarium interessant machen. Die kleineren, teilweise im Verborgenen lebenden Fische zu beobachten, kann ebenso reizvoll sein. Bei näherem Hinsehen wird man bei den LSD- und Mandarinfischen neben den wunderschönen bunten Punkt- und Labyrinthzeichnungen auch schnell interessante Verhaltensweisen bemerken.

Diese Arten brauchen jedoch mindestens so viel Aufmerksamkeit bei der Pflege wie große Fische, die im Gegensatz zu den Leierfischen auch immer zuerst am Futter sind und den langsameren Beckenbewohnern das Leben etwas schwerer machen.

Neosynchiropus ocellatus, Kopfporträt beim Fressen eines Cirratulidae-Ringelwurms

Foto: D. Schauer

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen dabei helfen, Leierfische im Aquarium artgerecht zu versorgen und zu halten. Wir müssen uns immer wieder die Frage stellen, ob wir alles Nötige für das Wohlbefinden unserer Pfleglinge tun, denn es handelt sich ja bei unseren Aquarien um einen Lebensraum, in dem alle Lebewesen von unserer Fürsorge und unserem Wissen abhängig sind.

Richtige Pflege, gute Wasserqualität und gesunder Ernährung werden uns die Fische durch ein langes Leben danken. Eine gute Beobachtungsgabe ist nötig, um Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Dazu wünsche ich allen Aquarianern die nötige Aufmerksamkeit, Einsicht und Geduld.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Frau, ohne deren großartige Unterstützung und Hilfe mir die Aquaristik in dieser umfassenden Form ebenso unmöglich wäre wie das Schreiben von Nachzuchtberichten und Manuskripten, bei dem sie mir ebenfalls tatkräftig unter die Arme greift.

Mönchengladbach, im Herbst 2009

Wolfgang Mai

Ocellus-Leierfisch (Neosynchiropus ocellatus)

Foto: E. Thaler

Verbreitung und Lebensweise

Leierfische werden in 18 Gattungen und etwa 130 Arten aufgeteilt. Im Handel werden aber nur wenige regelmäßig angeboten. Viele sind bisher zwar wissenschaftlich beschrieben, aber noch nie in Aquarien gepflegt worden. Sie sind über den gesamten indopazifischen Raum verbreitet. Auch in anderen Weltmeeren gibt es Vertreter der Leierfische, sogar im Mittelmeer und im Schwarzen Meer kann man sie entdecken. Die schönsten Arten aber findet man nur im weit entfernten Indopazifik um Malaysia und Neuguinea.

Der Mandarinfisch (Pterosynchiropus splendidus) und der LSD-Fisch (P. picturatus) zählen wegen ihrer ausgefallenen Farben sicher zu den beliebtesten Leierfischen und stehen darum auch im Mittelpunkt dieses Buchs. Aber auch Neosynchiropus stellatus und Neosynchiropus ocellatus sind interessante Aquarienbewohner, die Beachtung finden sollten. Was die Pflege und Aufzucht angeht, gibt es bei den einzelnen Arten nur unbedeutende Unterschiede, und die hier geschilderten Beobachtungen und Hinweise gelten darum eigentlich für alle Leierfischarten.

Die schuppenlosen Leierfische hüllen sich nachts zum Schutz in eine giftige Schleimhülle, die morgens in kürzester Zeit wieder biologisch abgebaut wird und im Aquarium normalerweise keinen Schaden anrichtet. Schon aus offensichtlichen Gründen wie ihrem Sauerstoff- und Platzbedarf wird ein umsichtiger Händler nicht mehrere Fische gemeinsam in denselben Transportbeutel setzen. In einen Plastikbeutel oder in ein anderes enges Gefäß, in dem der Aquarianer – aus welchen Gründen auch immer – mehrere Fische gleichzeitig transportieren will, gehören auf keinen Fall Leierfische! Der unter Stress abgesonderte Schleim ist hochgradig toxisch und schädigt oder tötet im selben Behältnis sitzende andere Aquarienbewohner in kürzester Zeit. Wer also beim Umzug oder größeren Umbaumaßnahmen an seinem Miniriff Fische aus dem Aquarium nehmen muss, ist gut beraten, LSD- und Mandarinfische separat zu setzen.

Mandarinfisch (Pterosynchiropus splendidus)

Leierfische sind Bodenbewohner, die den freien Schwimmraum selten nutzen. Sie schwimmen immer mit dem Bauch dem Substrat zugewandt und sind ständig auf der Suche nach Würmern und Krebsartigen als Nahrung. An Felsüberhängen und in Höhlen sieht man sie darum oft auch kopfüber schwimmend.