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Holger Fröhner

DAS LETZTE PROTOKOLL




J.K.Fischer-Verlag
 
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Originalausgabe
März 2017
  
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ISBN  978-3-941956-32-2 

  
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Es bedarf heutzutage eines mutigen Mannes, um furchtlos die Wahrheit zu sprechen, verbunden sogar mit persönlichen Risiken und Kosten. Das Gesetz verbietet es nämlich, die Wahrheit zu sagen, außer unter Zwang, bei Gericht und unter Strafandrohung wegen Meineids. Wurden öffentlich und gedruckt Lügen über dich erzählt, bist du machtlos, um deinem Verleumder den Mund zu stopfen, außer du bist wohlhabend; nenne Tatsachen und du wirst ein Verleumder; hüte deine Zunge bei einer Ungerechtigkeit, die in deiner Gegenwart begangen wird, und deine Freunde werden dich als Ihresgleichen ansehen. Das Äußern seiner ehrlichen Meinung ist unmöglich geworden in diesem, unseren Zyklus.
 
Helena Petrovna Blavatsky


I. DIE SCHÖNE NEUE WELT

Propaganda

„Ladies and Gentleman, your Captain speaking. Unfortunatelly we have been advised by air traffic control that there are currently no free slots. We expect a delay of at least 30 Minutes. I will come back to you as soon as we have any updates.”
Die Ansage des Flugkapitäns ließ mich aufwachen. Ich befand mich auf dem Rückflug von einer Konferenz, die ich besuchte, und ich hatte versucht, etwas zu schlafen. Der Herr rechts neben mir schien keine Ruhe mehr zu haben: „Verdammt, schon wieder eine Verspätung. Wann landet diese Airline denn nur mal pünktlich?!“ Mit einem Kopfschütteln vertiefte er sich wieder in sein Magazin, in welchem er wohl schon eine Weile las. Auf dem Cover konnte ich Wladimir Putin sehen, der unter der reisserischen Überschrift „Putin greift an“ in einem Kampfjet dargestellt wurde. Ich erinnerte mich sofort an ein anderes Magazin, welches Putin erst vor kurzem in Terminator-Aufmachung als „Weltpolizisten“ darstellte, der sich aus machtpolitischen Gründen in die Belange anderer Staaten einmischte. Ja, unsere „Qualitätsmedien“ sind sich schon sehr einig in ihrer gleichgeschalteten Propaganda, die in den letzten Jahren die letzten Schranken unabhängiger journalistischer Maßstäbe völlig hinter sich gelassen hat und sich nur noch als willfähriges, meinungsbildendes Instrument in politischem Auftrag erweist. Und auf diesem Weg haben sich die Leitmedien mittlerweile auf ein Niveau der Berichterstattung begeben, welches zwischen gebetsmühlenartig vorgetragenen Falschbehauptungen, staatlich gesteuerter Propaganda und purer Lächerlichkeit schwankt. Immer weniger konnte ich mittlerweile die Menschen verstehen, die sich auf solche (Des)Informationsquellen verließen, dafür sogar noch bezahlen und völlig unreflektiert die ihnen vorgegebenen Meinungen verinnerlichen. 
Der Mann neben mir, der das Topthema aufmerksam studierte, schien sich über Formulierungen in dem Artikel zu echauffieren. In der Hoffnung, dass sich doch noch gesunder Menschenverstand und dadurch begründete Zweifel an der Berichterstattung bei ihm finden lassen, fragte ich ihn: „Was gibt es denn Neues aus Russland zu berichten?“
Der Mann drehte den Kopf zu mir, sah mich kurz an und erwiderte: „Es ist unglaublich, was sich dieser Putin anmaßt! In 24 Stunden wurden 53 Angriffe auf Syrien geflogen. Was mischt sich denn dieser Putin dort ein? Er will wohl mit aller Macht eine neue Weltmacht begründen – koste es, was es wolle?!“ 
Meine Hoffnung zerplatzte sofort wie eine Seifenblase. 
„Ja, die Einmischung fremder Mächte in die Angelegenheiten souveräner Staaten – auch und gerade durch das Mittel des Krieges – und die damit verbundene Durchsetzung industrieller und kapitalistischer Interessen ist wohl einer der schlimmsten Auswüchse unserer Zeit und mittlerweile völlig normal geworden. Beinahe täglich gibt es im Frühstücksfernsehen neue Kriegsherde zu entdecken und die Menschen sehen ganz einfach darüber hinweg“, entgegnete ich, und der Mann nickte zustimmend: „Genau, und es wird langsam Zeit, dass diesem Putin Einhalt geboten wird. Schließlich ist der Kalte Krieg und die große Zeit der Russen längst vorbei.“
Ich merkte, dass der Mann mich nicht verstanden hatte, und gab einen neuen Anstoß: „Und immer wieder bezahlen Unschuldige dafür, wenn es zu neuen Kriegen kommt. Wenn ich da an Afghanistan denke oder an den Irak, wo es in den letzten 15 Jahren Hunderttausende von Toten gab…“ „Aber das war doch etwas ganz anderes!“ entgegnete mein Sitznachbar nun leicht aufgebracht. „Was ist denn an einem Krieg anders als an einem anderen?“ „In Afghanistan und dem Irak ging es darum, Terroristen zu bekämpfen, und dagegen musste etwas getan werden!“ „Tut denn Putin im Moment in Syrien nicht genau dasselbe?“ „Das behauptet er, aber er hat sicher ganz andere Ziele! Alles nur russische Propaganda!“
Jetzt hatte ich meinen Gesprächspartner an dem Punkt, wo ich ihn haben wollte: „Ist Propaganda nicht immer der erste Schritt vor einem Kriegseintritt? Was war denn mit der Behauptung, der Irak hätte Massenvernichtungs- und auch chemische Waffen und wäre in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt gewesen? Beides hat sich hinterher als dreiste Lüge der US-Administration heraus gestellt, die George Bush Jahre später in einem Interview mit den Worten kommentierte „The biggest regret of all the presidency has to have been the intelligence failure in Iraq“ (Am meisten an meiner gesamten Präsidentschaft bedauere ich den Fehler der Geheimdienste im Irak.). Und ich möchte auch an die gefälschten Bilder erinnern, die zwar schon von 1991, der Zeit des ersten Golfkrieges, stammten und damals von der PR-Firma Hill & Knowltown hergestellt wurden und zeigten, wie plündernde irakische Soldaten in Kuwait Brutkästen aus Krankenhäusern gestohlen und insgesamt über 300 Frühgeborene auf dem Fußboden zurückgelassen haben, wo sie schließlich starben. Das Ziel dieser Propagandalüge, die vor dem zweiten Irakkrieg erneut aufgewärmt wurde, war es, zweifelnde Politiker und insbesondere auch die Bevölkerungen in den USA und anderen Staaten von der Notwendigkeit eines Waffenganges am Golf zu überzeugen. Und die Propaganda hat abermals gewirkt…“ 
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Der Mann, welcher links neben mir saß, berührte mich am Arm und sagte: „Entschuldigen Sie, dass ich mich so einfach einmische, aber ich konnte nicht umhin, Ihrem Gespräch zuzuhören, und möchte zu dieser nach wie vor unglaublichen Story mit den Brutkästen gern noch etwas ergänzen: Es gab seinerzeit am 19. Oktober 1990 sogar ein Hearing vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, bei welchem ein 15-jähriges Mädchen namens „Nayirah“, die man als geflüchtete kuwaitische Schwesternhelferin und Augenzeugin vorstellte, aussagte, sie selbst habe im al-Adan Hospital in Kuwait City beobachtet, wie irakische Soldaten 15 Babys aus Brutkästen nahmen und „auf dem Steinboden sterben ließen“. Die Vorsitzenden des Ausschusses, Tom Lantos und John Edward Porter, baten während des Hearings um Verständnis dafür, dass der Ausschuss Nayirahs wahre Identität verheimlichen müsse, um deren Familie in Kuwait vor Repressionen zu schützen. 
Der US-amerikanische Publizist und Herausgeber des hochangesehenen Harper’s Magazine, John MacArthur, berichtete später Folgendes über das Hearing.”
Der Mann griff zu seinem iPad, öffnete eine Datei und las vor:
„Kein Teilnehmer des Hearings, auch kein Reporter, fragte: ‚Nayirah, das ist eine schreckliche Geschichte, und ich bin den Tränen nahe. Aber was hast Du getan? ... Hast Du Hilfe gerufen? Was ist dann geschehen?‘ 
Die elementarsten Fragen, die ein Reporter stellen sollte, wurden nicht gestellt. Nayirah war ein fantastischer Propagandaerfolg. Hill & Knowlton produzierten einen brillianten Nachrichtenfilm über das Hearing und verteilten ihn weltweit. Millionen Menschen sahen das Video in den NBC Nightly News. ... Das war der Beginn, die Kampagne ‚bekam Beine‘, wie wir im Public Relations- und Nachrichtengeschäft sagen.”
  
Der Mann legte das iPad ab und fuhr fort: „Am 27. November 1990 wiederholte Nayirah ihre Schilderungen sogar vor dem UN-Sicherheitsrat, gemeinsam mit einem weiteren Augenzeugen, der als Chirurg Dr. Behbehani vorgestellt wurde und nach eigenen Angaben einem Begräbnis von 40 Babys beigewohnt hatte, die auf die gleiche Weise ermordet worden waren. Und der Coup gelang: Diese Horrorstory beeinflusste die Debatte über eine militärische Intervention in den nächsten Monaten nachhaltig, und sogar Amnesty International übernahm die Geschichte und prangerte die Verbrechen der irakischen Besatzungsarmee in Kuwait an. Nach John MacArthur hatte keine der vielen Anschuldigungen gegen Saddam Hussein mehr Einfluss auf die öffentliche Meinung in den USA, als die von den ermordeten Babys in Kuwait City. Als der US-Senat am 12. Januar mit einer äußerst knappen Mehrheit die Kriegsresolution der Bush-Administration befürwortete, gaben sechs Senatoren an, die Brutkasten-Geschichte sei der ausschlaggebende Grund für ihre Entscheidung gewesen, einem Krieg zuzustimmen. 
Der ABC-Reporter John Marti war schließlich der erste Journalist, der nach der Befreiung Kuwaits den Behauptungen über die Ermordung kuwaitischer Babys nachging. Er interviewte Krankenhausärzte, die während der irakischen Besetzung im Land geblieben waren und niemand von ihnen konnte Nayirahs und Dr. Behbehanis Behauptungen bestätigen. Auch verschiedene Menschenrechtsgruppen forschten nach und konnten ebenfalls keine Hinweise darauf finden, dass die „Brutkasten-Story“ einen realen Hintergrund hatte. Amnesty International distanzierte sich anschließend von der Geschichte.
Wie sich später herausstellte, war Dr. Behbehani ein Zahnarzt und kein Chirurg, der nach dem Krieg offen zugab, dass er gelogen hatte. Bei Nayirah, das fand John MacArthur heraus, handelte es sich in Wirklichkeit um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, Saud Nasir al-Sabah. Wo sie sich im August und September 1990 aufgehalten hatte, konnte MacArthur damals nicht ermitteln. Die kuwaitische Botschaft reagierte auf seine Nachfragen schroff; sie verweigerte jegliche Stellungnahme und schirmte Nayirah vor der Presse ab.
MacArthurs Recherchen über die Hintergründe der „Brutkasten-Lüge“ förderten nicht nur zutage, dass der Vizepräsident von Hill & Knowlton, Gary Hymel, direkt an der Vorbereitung des Kongress-Hearings mit Nayirah im Oktober 1990 beteiligt war, sondern auch, dass die beiden Kongressabgeordneten Tom Lantos und John Edward Porter, die Nayirah vor den Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses geladen hatten, enge Verbindungen zu H&K und ihrem Auftraggeber „Citizens for a Free Kuwait“ pflegten.
Insgesamt ist dieser Fall eines der perfektesten Propagandabeispiele der jüngeren Militärgeschichte.”
Ich war beeindruckt von den Detailkenntnissen meines linken Sitznachbarn und fragte ihn, woher er denn diese genauen Kenntnisse hätte, da sich ja nicht jeder normale Mensch mit solchen Themengebieten beschäftige, geschweige denn, nach 15 Jahren noch solche genauen Erinnerungen daran hätte. Er stellte sich als Militärhistoriker vor und richtete anschließend auch einige Worte an meinen rechten Sitznachbarn, die ich nicht unerwähnt lassen möchte: 
„Im Moment sehen wir in den deutschen Leitmedien eine im Tenor absolut übereinstimmende antirussische Propaganda, welche versucht, jegliche Handlungen der russischen Seite als völkerrechtswidrig darzustellen, während die gleichen Handlungen der amerikanischen Seite als legitim betrachtet werden. Da muss jeder normal denkende Mensch doch einfach mißtrauisch und auch ein wenig kritisch werden!“ Mein rechter Sitznachbar erwiderte: „Denken Sie nicht, dass ich nicht kritisch wäre! Ich informiere mich sehr umfassend!“ Der Histotiker deutete auf das Magazin, welches mein Nachbar noch immer in der Hand hielt, und fragte: „In solchen Magazinen?“ Mein Nachbar begann eine Verteigungshaltung einzunehmen: „Ich sehe mir darüber hinaus natürlich auch Nachrichten und Reportagen an.“ „Auch über die Brutkastenlüge gab es Reportagen“, erwiderte der Historiker. „So sendete beispielsweise das ZDF im Februar 2003, als längst bekannt war, dass es sich bei der Geschichte um einen Fake handelte, ein Doku-Drama mit dem Titel „Live aus Bagdad“ und erneuerte diese Lüge für das deutsche Publikum nochmals. Was soll man denn von einem Sender halten, der mit offensichtlichen Lügen versucht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen?!“
„Und das ist bei weiten nicht das einzige Beispiel bei den öffentlich-rechtlichen Medien, welches man in diesem Zusammenhang erwähnen sollte“, fügte ich hinzu. „Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, wie z.B. Beiträge des ZDF, in welchen Greueltaten in Syrien belegt werden sollten und ältere Filmsequenzen aus dem Irak als Belege für diese Behauptungen verwendet wurden. Dank des Internets ist dies einigen aufmerksamen Menschen aufgefallen und in der Folge aufgedeckt worden. Gibt man z.B. „ZDF fälscht Berichte“ bei Google ein, stößt man sofort auf Filmbeiträge, die keine Fragen offen lassen.“
Mein Nachbar rang nach einer passenden Erklärung und sagte: „Kein Mensch ist unfehlbar. Und vielleicht kann das ZDF ja nicht jeden eingereichten Beitrag prüfen. So passieren dann auch mal Fehler…“
Der Historiker schüttelte den Kopf, nahm wieder sein iPad zur Hand und erwiderte: „Da muss ich Ihnen leider deutlich widersprechen, da es sich hier eben nicht um Einzelfälle handelt und die gesamte Berichterstattung der Leitmedien längst dem politischen Willen folgt. So war es früher Ahmadinedschad und der Iran, gegen den fast täglich Stimmung gemacht wurde, und nun ist es eben Putin, gegen den massiv vorgegangen wird, um durch die Berichterstattung ein gewisses Bild in der Bevölkerung zu erzeugen. Diese Art der Berichterstattung hat mit unabhängigem Journalismus schon lange nichts mehr zu tun, und ich kann absolut verstehen, dass ein Großteil der Bevölkerung, dem diese Tatsachen auffallen, bei den Leitmedien nur noch verächtlich von „Lügenpresse“ spricht. Nur noch vereinzelt findet sich in einigen etablierten Medien Kritik daran, wie z.B. im Handelsblatt:
 
„Zum wiederholten Mal gerät der öffentlich-rechtliche Rundfunk wegen seiner Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt in die Kritik. Nachdem der neunköpfige ARD-Programmbeirat bemängelte, die Berichte der ARD-Redaktionen würden teilweise den Eindruck der Voreingenommenheit erwecken und seien ‚tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen‘ gerichtet, wird nun Kritik am ZDF laut.
Im ZDF-Fernsehrat ist es deshalb am vergangenen Freitag sogar zum Eklat gekommen. Chefredakteur Peter Frey wollte kritische Nachfragen der Linksfraktions-Abgeordneten Gesine Lötzsch zu einem Bericht über die Ost-Ukraine, in dem Kämpfer mit Hakenkreuz und SS-Rune am Stahlhelm gezeigt werden, nicht beantworten. Das geht aus einem Brief von Lötzsch an Frey hervor, der dem Handelsblatt (Online-Ausgabe) vorliegt…“
 
Und nun sagen Sie mal ehrlich, ob Ihnen bei unserer Medien nicht auch schon die einseitige Berichterstattung hinsichtlich Rußland aufgefallen ist?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ergänzte der Historiker noch: „Es gab kürzlich eine Bundespressekonferenz, bei der die Modernisierung des russischen Atomwaffenarsenals thematisiert wurde. Auf die Frage eines jungen Journalisten, ob man in dem Zusammenhang nicht auch die erneute Stationierung noch weiterer amerikanischer Atombomben auf deutschem Boden ansprechen und hinterfragen sollte, antwortete der Pressesprecher, dass man dies nicht vergleichen könne. Die Wahrheit dahinter ist, dass die deutsche Seite auch überhaupt kein Mitspracherecht darüber hat, was die Amerikaner für Waffen in Deutschland lagern und einsatzfähig halten. Mehr noch: Gemäß Artikel 120 des Grundgesetzes müssen wir Deutschen sogar die Kosten dafür tragen! Und weil deutsche Tornadopiloten im Ernstfall mit amerikanischen Atombomben fliegen und diese abwerfen sollen und dafür regelmäßig trainieren, bricht diese Vorgehensweise sogar internationales Recht, was eine Sprecherin des russischen Außenministeriums kürzlich mit folgenden Worten kommentierte:
 
„Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben, und zwar im Rahmen der Nato-Praxis der Nuklearen Teilhabe. Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen.“
 
Was ich damit eigentlich sagen will, ist, wenn die russische Seite ihre Nuklearwaffen modernisiert, dann ist dies für unsere Medien ein aggressiver Akt. Wenn aber der Amerikaner sogar offen mit seinen Atomwaffen, von denen er sehr viele auch in Deutschland stationiert hat, internationales Recht bricht, dann wird dies nicht mal kommentiert. Verstehen Sie nun, warum man nicht von unabhängigen Medien sprechen kann?!“
Mein Nachbar wurde immer ruhiger. Er merkte wohl langsam, dass ihm, wenn er sich regelmäßig in den deutschen Leitmedien informiert, durch diese doch nur mit einer vorgefassten Meinung indoktriniert wurde.
Ich war durch die geäußerten Ansichten des Historikers wieder beeindruckt, kannte ich doch auch Historiker, die der öffentlich beabsichtigten Meinung nur allzu beflissen dienten und, wie die Medien, längst ihre Unabhängigkeit verloren hatten. Diesen Zufall des Kennenlernens wollte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen und später unsere Kontaktdaten tauschen.
Zum Thema der gesteuerten und manipulierten Medien wollte ich aber auch noch etwas beitragen und sagte: „Als ich mich aus Recherchegründen mal etwas eingehender damit befasste, wie Medien Meinungen erzeugen, fand ich bei Google auch Filme, die belegen, dass Wunschbeiträge einfach mit Schauspielern besetzt und nach Drehbuch gedreht werden. So fanden auch hier aufmerksame Nutzer Filme, in denen die immer gleichen Darsteller mal als Opfer eines Anschlages, mal als Flüchtlinge, mal als Widerstandskämpfer in ganz unterschiedlichen Ländern zur Verfügung standen und die jeweils gewünschten Aussagen tätigten. 
 
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Eine der Krönungen dieser Inszenierungen ist wohl der Beitrag des Einmarsches der US-Truppen in Bagdad, die dort von einer jubelnden Menschenmenge auf beiden Straßenseiten empfangen wurden. Ein ehemaliger ARD-Korrespondent, der seinerzeit bei den Dreharbeiten mit vor Ort war, erzählte mir später, dass diese jubelnden Menschen mit 50 Dollar pro Kopf für ihre Bereitschaft zuerst gecastet und dann bezahlt wurden. So schaffen Medien Realitäten in unseren Köpfen, die mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun haben!”
Der Historiker nickte zustimmend. Er nahm wieder sein iPad zur Hand und zeigte mir darauf ein Foto, auf welchem ein Mann und eine Frau abgebildet waren, die mit einem Kind auf dem Arm durch eine Stadt liefen. Diese Szene hatte nichts Bedrohliches und war etwas ganz normales an einem sonnigen Tag in irgendeiner Stadt. Dann zeigte er mir ein Foto einer Zeitung, auf welchem ich das Paar sofort wiedererkannte. Nur dieses Mal sah man im Hintergrund zerbombte Häuser. Sofort veränderte diese Montage die Bildaussage, da man sofort assoziierte, dass hier Menschen vor Gewalt auf der Flucht waren – und das Kind auf dem Arm des Mannes dramatisierte diese Aussage noch. Nur hatte dies mit der Wahrheit nichts zu tun, da diese Szene so niemals stattfand!
 
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Die reisserische Schlagzeile „Assads Armee rollt mit Panzern zur Mutter aller Schlachten“ zeigte, worum es hierbei ging: Dem deutschen Leser sollte vermittelt werden, dass Assad ein Verbrecher ist, der seine Bevölkerung unterdrückt, ihre Heimat mit Panzern zerbombt und es überall Flüchtende gibt, die durch die Strassen irren und kein Zuhause mehr haben.
Mein erster Eindruck dieser gefälschten Bilder war, dass diese wohl tatsächlich beim Erreichen einer solchen gewollten Meinungsbildung in der Bevölkerung hilfreich waren. Und ich erinnerte mich an die Schilderungen aus Afghanistan und wie dort die Menschen von den Taliban unterdrückt wurden. Ich erinnerte mich an die Schilderungen aus dem Irak und über Saddam Hussein, der immer wieder als schlimmer Despot dargestellt wurde. Und ich erinnerte mich daran, dass dies seinerzeit alles auch auf mich wirkte und ich damit rechtfertigte, dass es ja richtig wäre und sein müsse, dass endlich mal jemand den Menschen in Afghanistan und dem Irak hilft und diese von der Unterdrückung befreit. Ja, ich habe mich belügen lassen und geglaubt, was mir die Medien vorgaukelten. Heute weiß ich, dass dies alles Lügen waren und niemand das Recht hat, in souveräne Staaten einzufallen – auch wenn die dortigen Verhältnisse einem nicht gefallen. Diese zu ändern, ist einzig und allein die Angelegenheit des dort lebenden Volkes.
Heute ist mir natürlich auch klar, dass die Amerikaner nicht nach Afghanistan und in den Irak gegangen sind, um den Menschen dort ein besseres Leben zu ermöglichen und sie von Unterdrückung zu befreien. Der Amerikaner hatte geostrategische Beweggründe. Und diese spielten auch beim so genannten „Arabischen Frühling“ eine Rolle, in welchen die amerikanischen Geheimdienste involviert waren, um in den betroffenen Regionen destabilisierend zu wirken, Revolten zu schüren und zu unterstützen, um dann anschließend eine gewisse Kontrolle über nachfolgende und oft selbst eingesetzte Regierungen auszuüben. Dies funktioniert leider viel zu oft und ist mittlerweile ein fester Bestandteil amerikanischer Aussenpolitik, was von den USA selbst auch immer wieder bestätigt wird. So bezeichnete Barack Obama die Entwicklungen des „Arabischen Frühlings“ im Mai 2011 als „historische Gelegenheit für die USA“. 
Der Orientalist Hans-Peter Raddatz meldete bei einem Radio-Interview mit dem Deutschlandfunk insbesondere in Bezug auf Ägypten Zweifel an, ob als Resultat dieser Revolutionen tatsächlich Demokratien entstünden. Er sagte, eine Demokratie könne nicht auf dem Reißbrett skizziert werden, und fügte hinzu, der Islam sei ohne Säkularisierung nicht mit der Demokratie westlicher Prägung kompatibel.
Im Verlaufe des Jahres 2013 wurden schließlich Medienberichte häufiger, die die Arabischen Revolutionen für gescheitert erklärten und einen Arabischen Winter proklamierten. Und mittlerweile ist für jeden erkennbar, dass auch der „Arabische Frühling“ keine Verbesserung für die Menschen in den betroffenen Regionen gebracht hat. Es haben sich nur die Machtstrukturen verschoben, und nun sind eben neue Herren im Land.
Ich war noch in diesen Gedanken versunken, als mir der Historiker weitere Bilder zeigte, die von den Medien mehrfach und mit verschiedenen Aussagen genutzt wurden.
Das erste Bild zeigte einen von einer Bombe getroffenen LKW. Das war erst einmal nichts Aussergewöhnliches und kam bei kriegerischen Auseineindersetzungen durchaus regelmäßig vor. Dann zeigte er mir dieses Bild aber mit verschiedenen Bildunterschriften und unterschiedlichen Aussagen. Und so wurde daraus einmal eine russische Bombe, die in der Ukraine einschlug – ein anderes Mal eine ukrainische Bombe, die in Russland einschlug – und schließlich noch eine israelische Bombe, die in Gaza niederging. Bei einer solchen vereinfachten, qualitativ hochwertigen und unabhängigen Berichterstattung – zusammengebastelt aus internationalen Archiven – fragt man sich doch unwillkürlich, wie „Journalisten“ heutzutage noch ruhig schlafen und ihren Mitmenschen in die Augen schauen können.
 
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Mein rechter Nachbar nutzte die Gelegenheit, um einen letzten Versuch zu starten, sich für die deutschen Medien stark zu machen: „Unter den Bildern sind ja keine deutschen Unterschriften! Es könnte sich also durchaus auch um rein russische Propaganda handeln. Schließlich ist den Russen so etwas durchaus zuzutrauen, die in ihrem Staatsfernsehen sogar schon eine Menge antisemitischer Ausfälle gezeigt haben, und eine Verunglimpfung Israels passt da absolut ins Bild!“
Sofort reagierte der Historiker, jetzt auch schon etwas aufgebrachter: „Antisemitische Ausfälle im russischen Fernsehen? Ich bin mit einer Russin verheiratet und habe seit Jahren russisches TV und habe nie etwas Vergleichbares gesehen. Woher haben Sie denn nur so einen Unsinn? Aus Ihren Magazinen? Braucht man dort mittlerweile überhaupt keine Belege mehr fürs Dreckschleudern?“
Das saß. Meinem Nachbarn gingen wohl die Argumente aus, und er beschloss, diese Debatte vorerst doch nicht weiter fortzuführen, hörte aber trotzdem interessiert den weiteren Ausführungen des Historikers zu. Dieser zeigte ein weiteres Beispiel, was in dem aktuellen Geschehen rund um Syrien wohl für entsprechende Stimmung sorgen sollte.
 
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Er zeigte ein Bild einer größeren Halle, in der aufgereihte Tote lagen. Über diese Reihen sieht man ein Kind springen. Dieses Foto wurde 2003 im Irak aufgenommen, was die BBC aber nicht daran hinderte, das gleiche Bild zu benutzen, um damit ein angebliches Massaker in der syrischen Stadt Houla im Jahr 2012 zu belegen. Und weil es so einfach und zeitsparend ist, alles Vorgegebene ungeprüft und unreflektiert zu übernehmen – wie z.B. seinerzeit auch die amerikanischen Berichte über die Tötung von Osama Bin Laden – haben sich deutsche Medien abermals dieser „Berichterstattung“ angeschlossen.
In die Richtung meines rechten Nachbarn schauend, fragte der Historiker: „Verstehen Sie jetzt?“ Dieser nickte stumm. Fast schon konnte man den Eindruck gewinnen, er schäme sich für seine anfängliche Sorglosigkeit und Naivität den Medien gegenüber. Er würde, wenn er beginnt, offiziellen Mainstream anzuzweifeln, sicher noch über vieles nachzudenken haben, wofür ich ihm innerlich viel Geduld und Einsicht wünschte.
„Da absehbar ist, dass wir nun wohl bald landen werden“, führte der Historiker weiter aus, „erlauben Sie mir vorher noch, Sie auf etwas sehr Ärgerliches aufmerksam zu machen. Ich finde es äußerst verwerflich, wenn Menschen, die sich Historiker nennen, dabei helfen, eine bestimmte Meinung im Volk zu verbreiten, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten. Ich schäme mich oft … nein, ich ärgere mich oft über solche Vertreter meines Berufsstandes, die sich einfach an zahlende Auftraggeber verkaufen und Karriere machen, egal, ob sie dafür geschichtliche Tatsachen verdrehen müssen oder sonst irgendwie der Heuchelei behilflich sein können. Mich überkommt regelmäßig der Ekel, wenn ich an Menschen wie Guido Knopp denke, denen die Leute offensichtliche Lügen mittlerweile einfach abkaufen, weil sie sie für kompetent halten. Einer meiner Kollegen, mit dem ich in dem Punkt Guido Knopp absolut übereinstimme, hat ihm mittlerweile die Seriosität abgesprochen und schon zahlreiche Falschaussagen belegt. Ich lese dazu mal einige Interviewpassagen von ihm vor:
 
„Angesichts der neuen Äußerungen von Herrn Knopp im Rahmen seiner neuen Dokumentation „Die Deutschen, ein Jahrtausend deutscher Geschichte“ müssen bei jedem einigermaßen historisch bewanderten Menschen erhebliche Zweifel an der Seriosität und damit an der Arbeit von Herrn Knopp erwachen, ja sogar deutlich ins Auge springen.”
 
„So erklärte Herr Knopp, dass seiner Ansicht nach der Friede von Brest-Litowsk vom 3. Mai 1918 schlimmere Auswirkungen hatte als der Frieden von Versailles (28. Juni 1919). Durch diese der Wahrheit zuwider laufenden Aussage, gehüllt in einen wunderschönen Mantel pseudowissenschaftlicher Arbeit, für den Zuschauer untermauert durch die Kultur- und Geschichtsredaktion des ZDF, soll, so erweckt es zumindest den Anschein, der deutschen Bevölkerung verdeutlicht werden, dass allein das deutsche Volk für die beiden Weltkriege verantwortlich sei. Tatsache ist hingegen, diese These wird weltweit von der Masse der ernsthaft arbeitenden Historiker als nicht mehr haltbar betrachtet.”
 
Um auch Ihnen mal einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln, wie der Vertrag von Versailles schon damals, zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses, von führenden Persönlichkeiten verschiedener Länder bewertet wurde, möchte ich noch einige Zitate nennen, die zweifelsfrei als dokumentierte und damit gesicherte historische Quelle herangezogen werden können.
In den Memoiren des früheren italienischen Ministerpräsidenten aus dem Jahre 1923 ist beispielsweise zu lesen: 
 
„… Ich musste in Paris die Bestätigungs-Urkunde des Versailler Vertrages unterschreiben… Ich kannte von Grund auf diesen fluchwürdigen Vertrag und betrachtete ihn als den Ruin Europas…, da er aus dem Geiste der Gewalt, der Lüge und des Raubes entstanden war. …“
 
Herbert Hoover, US-Präsident von 1929-1933, beurteilte den Versailler Vertrag in seinen Memoiren wie folgt:
 
„… Ich war zutiefst beunruhigt. Der politische und der wirtschaftliche Teil waren von Hass und Rachsucht durchsetzt. … Es waren Bedingungen geschaffen, unter denen Europa niemals wieder aufgebaut oder der Menschheit der Frieden zurückgegeben werden konnte. …“
 
Selbst Winston Churchill hielt in seinen Memoiren unter anderem fest:
 
„Die wirtschaftlichen Bestimmungen des Vertrages (von Versailles) waren so bösartig und töricht, dass sie offensichtlich jede Wirkung verloren. Deutschland wurde dazu verurteilt, unsinnig hohe Reparationen zu leisten. Diese Diktate drückten sowohl die Wut der Sieger aus, wie den Irrtum ihrer Völker, die nicht begriffen, dass keine besiegte Nation oder besiegte Gemeinschaft die Kosten des modernen Krieges ersetzen kann. … Die siegreichen Alliierten versicherten nach wie vor, dass sie Deutschland ausquetschen würden, bis die Kerne krachen. Das alles übte auf das Gedeihen der Welt und auf die Stimmung des deutschen Volkes gewaltigen Einfluss aus. …“
 
Der britische Labour-Abgeordnete J. W. Kneeshaw sagte 1920 auf einem Parteitag in Scarborough:
 
„... Wären wir das besiegte Volk und hätten solche Bedingungen auferlegt bekommen, so würden wir, statt uns ruhig auf sie zu verpflichten, in unseren Schulen und Heimen begonnen haben, unsere Kinder auf einen Vergeltungskrieg vorzubereiten, der das unerträgliche Joch der Eroberer abschüttelt. Diese Bedingungen waren nicht nur ein Anschlag auf Deutschland, auf Österreich und andere besiegte Nationen, sie waren auch ein Anschlag auf das ganze Gewebe der Zivilisationen. …“
 
Der Herausgeber der „English Review“, Austin Harrison, führte in einem Beitrag aus:
 
„… Deutschland mit der alleinigen Verantwortung für den Krieg zu belasten, ist nach dem, was wir bereits wissen – und es wird noch mehr ans Licht kommen – ein Unsinn. Einen Vertrag auf einen lächerlichen Unsinn aufzubauen, ist eine Ungerechtigkeit. In menschlicher, moralischer und geschichtlicher Hinsicht steht der Vertrag von Versailles verurteilt da, ganz abgesehen von seinen wirtschaftlichen Ungeheuerlichkeiten. …“
 
Diese Aussagen und geschichtlichen Wahrheiten unterschlägt Guido Knopp ganz einfach, weil es in Deutschland eben politischer Wille ist, für immer das Volk der Täter zu sein. Weil das aber falsch ist, hat mein Kollege Herrn Knopp aufgefordert, wenn er denn von seinen Äußerungen bezüglich der Wirkung des Vertrages von Brest-Litowsk überzeugt ist, vergleichbare Wirkungen dieses Vertrages aufzuzeigen und vor allem auch historisch seriös zu belegen. 
Guido Knopp verleugnet mit seinen getätigten Äußerungen nämlich die zahlreichen Bemühungen vor und während des Ersten Weltkrieges seitens der Mittelmächte, einen Krieg zu verhindern bzw. einen Friedensvertrag herbeizuführen. Als ein anhand sachlich fundierter Tatsachen und Dokumente arbeitender Historiker kann Herr Knopp daher nicht bezeichnet werden. Den Anspruch, als solcher beachtet und anerkannt zu werden, hat er selbst verwirkt.
Guido Knopp findet sich mit seinem Verhalten in der Tradition einer antideutschen Propaganda wieder, die erst zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte, verteidigt trotz besseren Wissens den Versailler Vertrag als gerechten Frieden und verurteilt ein ganzes Volk, sein eigenes, das deutsche Volk, zu einem Volk von Tätern. Im gleichen Atemzug spricht er alle anderen Nationen von jeglicher Schuld und Verantwortung frei. Die Kriegsverbrechen an Deutschen bewertet er, von einem Standpunkt verklärter Sinneswahrnehmung und umnebelten Geistes, als gerecht, obwohl mittlerweile weltweit, über alle politischen Richtungen hinweg, ein ganz anderes, auf Fakten basierendes Bild gezeichnet wird.
Daher bleibt für mich unverständlich, wie ein von öffentlichen Gebühren finanzierter Sender, wie das ZDF, seinen Zuschauern einen solchen Mann als „Geschichtspapst“ präsentieren kann. In keinem Augenblick seiner Medienauftritte kritisch betrachtet und hinterfragt, so scheint es, darf Guido Knopp behaupten, was er will, und es wird als wahr dargestellt.
Dies legt doch den Schluss nahe, dass keiner der Verantwortlichen aus Versailles gelernt hat. Denn einen dauerhaften und auf Verständigung beruhenden und damit stabilen Frieden kann es nicht geben, wenn eine Nation, ein Volk als alleiniger Täter die Schuld aller auf sich nehmen muss. Und deshalb sagt mein Kollege auch ganz deutlich:
 
„Wir als Deutsche stehen zu unserer Vergangenheit, bekennen uns zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit über alle Jahrhunderte hinweg, die von Deutschen begangen wurden. Wir lehnen es jedoch entschieden ab, dass die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der anderen Nationen nicht benannt werden dürfen, den Abermillionen von getöteten Deutschen nicht die Würde gelassen wird, die ihnen als Menschen nach dem Bekenntnis des Grundgesetzes und der Charta der Vereinten Nationen zusteht. Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen, egal von wem es begangen wurde. Hierfür kann und darf es keine zweierlei Maßstäbe der Bewertung geben.“
 
Damit beendete der Historiker seine Ausführungen, und ich ergänzte: „Ich selbst habe Herrn Knopp bei passenden Gelegenheiten schon einen Geschichtsvereinfacher genannt und kann Ihren Ausführungen daher nur vorbehaltlos zustimmen!“ Der Flugkapitän unterbrach just in diesem Moment jedoch den weiteren Wortwechsel: „Ladies and Gentleman, your Captain speaking. We have started our descent and will be landing shortly. Please go back to your place and switch of all electronic equipment until we have reached our final parking position.”
Ich schaute nach rechts und sah, wie mein Nachbar gedankenversunken sein Magazin ansah. Der Historiker wandte sich nochmals versöhnlich an ihn und sagte: „Nehmen Sie es nicht so schwer, denn Propaganda hat es schon immer und zu allen Zeiten und in allen Systemen gegeben. Immer gibt es eine herrschende Kaste, die ihre Interessen durchsetzen will und dafür ein Umfeld schafft, in welchem sie ungestört handeln kann. Dabei darf die Masse der Menschen nicht stören, und deshalb schafft man diesen eine Umgebung, in welcher sie sich wohlfühlen und abgelenkt sind. Und dabei nutzt eben auch die BRD das Mittel der Propaganda, welches aber schon andere vor ihr perfektioniert haben. Vielleicht noch einmal ein Zitat dazu: 
 
„Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorzustellen vermag.“
 
Finden Sie denn nicht auch, dass diese Aussage ganz genau beschreibt, was wir derzeit in unseren Medien beobachten können, die immer wieder gezielt Begriffe mit Menschen und Handlungen verknüpfen und sie dann gebetsmühlenartig wiederholen?“ „Ja, das kann man eigentlich sagen, wenn man näher darüber nachdenkt“, antwortete mein Nachbar gedankenversunken und fragte weiter: „Von wem ist denn dieses Zitat?“ 
„Adolf Hitler!“ 
Dann setzte das Flugzeug zur Landung an.

Die Macht der Bilder

Perfekt inszenierte Propaganda – dargestellt anhand der ZDF-Sendung „Berlin Direkt“ vom 9. März 2014
 
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Links: Putin steht im Mittelpunkt der Betrachtung
Rechts: Im Mittelpunkt die Aussage „Putin go home!“
 
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Links: Russland bzw. die russischen Streitkräfte werden mit Gewalt assoziiert
Rechts: Bewaffneter, vermummter russischer Soldat assoziiert Gewalt, Furcht und Angst
 
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Links: Putin mit Militärhubschrauber im Hintergrund assoziiert Gewalt, Furcht, Angst
Rechts: Merkel mit Antikriegsplakat im Hintergrund assoziiert „Frieden“ bzw. „friedliche Absichten“
 
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Links: Bildlaufrichtung von Merkel und „Frieden“ hin zu russischer Fahne und bewaffneten Soldaten
Rechts: Bildlaufrichtung von vermummten, bewaffneten Soldaten hin zu Wladimir Putin   
 
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Links: Russische LKW-Kolonne assoziiert einen widerrechtlichen Einmarsch (militärische Gefahr)
Rechts: Assoziierung der Krim-Fahne und bewaffneter Soldaten mit Russland und Wladimir Putin
 
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Links: Assoziierung von bewaffneten Soldaten mit Russland und Wladimir Putin
Rechts: Bildlaufrichtung von Wladimir Putin hin zu vermummten, russischen Soldaten
 
Insgesamt eine gelungene Sendung, wenn man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Und unterschwellig erreichen diese Bilder ihr Ziel – nämlich Ihre Wahrnehmung in dem Sinne zu beeinflussen, wie es die politische Führung beabsichtigt. Und somit wird Wladimir Putin schnell zum Bösen, und Sie werden es akzeptieren können, wenn Angela Merkel im amerikanischen Auftrag gegen ihn vorgeht. Und sollte es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommen, dann selbstverständlich auch mit deutscher Beteiligung. Und auch das werden Sie gutheissen, da Putin und die von ihm ausgehende Bedrohung ja nun endlich mal gestoppt werden müsse.
 
12 13Und wie kommt es denn zu Ihrem Glauben, Putin wäre der „Brandstifter“, der wiederholt gegen Völkerrecht verstößt und den Frieden gefährdet? Durch die ständige Wiederholung dieser Behauptungen, die Sie dann schließlich irgendwann als Realität wahrnehmen werden.
 
Vorsicht: Medien schaffen Realitäten!
Darum: Glauben Sie ihnen nicht!
 
Und auf konkrete Belege für die oft wiederholten Behauptungen legen die Medien keinen Wert. Beispiel SPIEGEL: Auf der Facebook-Seite des SPIEGEL fragte ein kritischen Leser nach: „Gibt es konkrete Beweise für die vom SPIEGEL verbreitete Meldung, russische Truppen hätten die Grenze zur Ukraine überschritten? Ich warte …“
Die lapidare Antwort des SPIEGEL war: „Gibt es eigentlich konkrete Belege, dass dem nicht so ist?“
Für ein – zumindest nach Eigendarstellung – seriöses Nachrichtenmagazin ist eine solche Antwort natürlich ein Offenbarungseid. Man spekuliert munter drauflos, überprüft Nachrichten nicht auf deren Wahrheitsgehalt, verbreitet mutwillig Hysterie und schürt damit das Feuer, das einen Krieg zwischen West und Ost entfachen könnte. 
Anstatt sich aber mit der legitimen Kritik an der gesteuerten Berichterstattung auseinanderzusetzen, suggerierte der SPIEGEL weiterhin, dass es vor allem ein von Russland organisierter Mob sei, der in der Ostukraine wüte. Nicht einmal die Missbilligung seiner Titelbilder durch den Presserat wollte der SPIEGEL seinen Lesern mitteilen.
Schon beinahe tragikomisch liest sich da das „Dementi“, dass SPIEGEL-Autor Christian Neef veröffentlichte. Darin rechtfertigt Neef in Grundzügen das Vorgehen seiner Kollegen (Agenturen und Onlinedienste titelten schließlich auch „Militärintervention in der Ukraine“), gesteht aber gleichzeitig ein, dass „so manche Mitteilung der Kiewer Militärs nicht stimmt“. Wie passt das zusammen? Wenn man doch weiß, dass Meldungen aus Kiew den Wahrheitsgrad einer Scripted-Reality-Show von RTL haben, dann ist dies doch erst recht ein Grund, Vorsicht walten zu lassen. Und sich dann mit „Das haben die anderen doch auch gemacht“ herauszureden, ist unwürdig und beschämend.
Im Krieg stirbt die Wahrheit immer zuerst. In einer demokratischen Gesellschaft sollte es jedoch Aufgabe der Medien sein, Lügen zu benennen und nicht Lügen zu verbreiten oder gar in Umlauf zu bringen. Der SPIEGEL scheitert an diesem Maßstab. Und nicht nur er allein.
Bei der „Tagesschau“ gibt es immerhin so etwas Ähnliches wie die Ahnung einer Andeutung von Selbstkritik. „Möglicherweise sind wir zu leicht dem Nachrichten-Mainstream gefolgt“, schrieb Chefredakteur Kai Gniffke. „Vielleicht hätten wir rechte Gruppierungen in der Ukraine früher thematisieren sollen ... Wir hätten evtl. die NATO-Position noch kritischer hinterfragen können.“ Er räumte sogar ein, dass man „eher“ ein anderes Wort für die dubiose Gruppe von westeuropäischen Militärs, die im April in der Ostukraine festgehalten wurde, hätte wählen können, als „OSZE-Beobachter“. 
Im Sommer hatte Gniffke in einer Antwort auf eine Programmbeschwerde diese irreführende Bezeichnung noch als „richtig“ bezeichnet, weil sie „im Einklang mit dem Wording von Nachrichtenagenturen und Qualitätszeitungen“ gestanden habe, was eine der traurigstmöglichen Rechtfertigungen ist und vielleicht ein guter Hinweis darauf, wo eines der Hauptprobleme des Medien-Mainstreams liegt.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf einen Leserbrief des Ltd. Regierungsdirektors a.D. Werner H. Könemann an die FAZ verweisen, welcher die Meinung einer mittlerweile immer größer werdenden Zahl von Menschen im Lande wiedergibt:
 
„Meine Damen, meine Herren!
Der vorbezeichnete Beitrag fordert meinen energischen Widerspruch heraus. Der Satz: „Udo Ulfkotte hat ein Buch… geschrieben, dass aus dieser grenzenlosen Ablehnung Kapital schlägt und sie mit vielen Übertreibungen und Fehldarstellungen schürt“ ist eine typisch dümmliche und arrogante Formulierung, wie wir sie leider von den „Qualitätsmedien“ gewohnt sind. Ich habe mehrere Bücher des Herrn Ulfkotte gelesen, und auch das Buch „Gekaufte Journalisten“. Seine Beobachtungen stimmen mit meinen über Jahre gemachten Beobachtungen überein. Ich habe weder Fehler noch Übertreibungen erkennen können. Ich war allerdings über das Ausmaß der Korruption bei den Medien erschrocken, denn ein solches Maß an anrüchigen Geldtransfers an Journalisten hatte ich mir nicht vorstellen können.
Die 68er haben die Medien erobert und mit Schröder an der Spitze auch den Staat vereinnahmt. Mit Hilfe der Political Correctness – von Frau Merkel ungehindert fortgesetzt – haben sie mit der „Qualitätsjournaille“ ein Leichentuch über die Bundesrepublik Deutschland gelegt, durch das wahre Informationen nicht mehr durchdringen. Wer sich der Sprachregelung nicht unterwarf, wurde gnadenlos mit der journalistischen Keule gejagt und erschlagen. Beispiele dafür gibt es genügend: Martin Hohmann, Eva Herzog, Ernst Nolte, Bernd Rabehl, Gerd Schultze-Rhonhof, Junge Freiheit usw. Es wagt niemand mehr, etwas politisch Unkorrektes zu sagen. Die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit ist ausgehebelt. Über Jahrzehnte sind die Interessen und Vorstellungen von konservativ denkenden Menschen nicht behandelt bzw. diskreditiert worden.
Und da wundert es die mächtigen Journalisten, dass sich allmählich ein Wutstau gebildet hat, der sich entlädt? Es ist einfach so, dass ganz viele Menschen in diesem Land das Gesülze der Political Correctness nicht mehr hören wollen: Gendermainstream, Multikulturalismus, „Kampf gegen Rechts“ (wo bleibt der Kampf gegen Links?), Eurorettung, die nicht anerkannten Maßnahmen einer nicht demokratisch legitimierten links-rot-grünen Selbstbedienungs-EU-Administration, die ungebremste Einwanderung von Armutsflüchtlingen, die Verarmung der Menschen in diesem Land durch die Draghis und Co, die nicht enden wollenden Schuldzuweisung auch an die jetzige Generation, die Zuweisung der Alleinschuld am 1. Weltkrieg, die Verpflichtung der historischen Wissenschaft auf diese, die einseitige Unterrichtung unserer Kinder etc.
Die Wut wird sehr rasch steigen, wenn sich immer mehr herumspricht, dass die „Bundesrepublik Deutschland“ kein Staat mehr ist, sondern ein noch immer von den Amerikanern besetztes Land. Der von den Grünen und Roten so verehrte Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat am 5.6.2011 in Ramstein wörtlich erklärt: „Germany is an occupied country. And it will stay this way.“ 
Dieses Land ist bei der UNO als eine NGO gelistet, wohl eine Personen GmbH, die man wunderbar finanziell ausbeuten kann. Dafür sorgen schon die Bilderberger, die Trilaterale Kommission etc., in denen unsere hochrangigen Politiker vertreten sind, und die dafür sorgen, dass die amerikanischen Interessen in diesem Lande gebührend berücksichtigt werden. 
Was haben wir mit der Ukraine zu tun? Es geht doch nur darum, dass die USA ihre Machtbasis weiter ausdehnen. Dass da die deutschen Interessen verletzt werden, wie zum Beispiel durch ein unsägliches, uns schädigendes Embargo gegen Russland, das sich an die Verträge gehalten hat, interessiert die Besatzungsmacht doch nicht. Hat doch der „böse Putin“ noch im September 2013 erklärt: „… dass der Vertrag von Versailles, bei dem Russland keine Mitsprache hatte, den Grundstein für den darauffolgenden Zweiten Weltkrieg legte. Dieser Vertrag war eine Ungerechtigkeit und für Deutschland nicht tragbar. Da dies im Voraus abzusehen war, muss angenommen werden, dass es sich um Vorsatz handelte.“ 
Angesichts dieser prekären staatsrechtlichen Situation dieses Landes ist es für die sogenannten „Qualitätsmedien“ Selbstmord, an der Political Correctness festzuhalten. Wenn die Medien, auch die elektronischen Medien, an der Political Correctness festhalten, wird es sehr gefährlich. Ich kann nur zum beschleunigten Umdenken raten. Wenn das nicht geschieht, kann ich nur wünschen, dass die Zahlen der Abonnements weiter drastisch fallen.
Einen Ausweg sehe ich nur darin, dass die Medien endlich ihre verquaste Political Correctness in den Mülleimer kippen und sich auf korrekten Journalismus konzentrieren, wie sorgfältige Recherche, elegante Sprache und scharfe Trennung zwischen Tatsachen und Meinungen, wie es die FAZ in früheren Jahren, als sie noch mein Leib- und Magenblatt war, vorgeführt hat. Den Herrn Mueller-Vogg abzuservieren, war ein Kardinalfehler.
Ich bin mir im klaren darüber, dass man diese E-Mail ganz schnell wegklicken kann, wenn man sie überhaupt liest. Vielleicht ist sie aber auch eine Anregung, alle demokratischen Meinungsströmungen in der Gesellschaft zu beschreiben und zu einer umfassenden Diskussion aufzurufen. Mir scheint das umso dringender nötig zu sein, um den Ausnahmezustand, in dem sich Deutschland seit über 100 Jahren befindet, zu beenden und auf einen, wie mir bewusst ist, ganz schwierigen Friedensvertrag hinzuarbeiten.“
 
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen.