Roland Allen, Kerstin Hack, Andrea Kioulachoglou:
Gemeinden gründen. Dynamisch und stabil – von Paulus lernen
Quadro Nr. 9
© 2009 Down to Earth · Laubacher Str. 16 II · 14197 Berlin
Gestaltung: www.michaelzimmermann.com
E-Book Erstellung: Stefan Böhringer, eWort www.ewort.de
Fotos: photocase.com - jala (1), KONG (6), rebekkaw (14), Janine Wittig (23), huesu (30)
Lektorat: MatMil Berlin
ISBN: 978-3-935992-22-0; ISBN E-Book: 978-3-86270-293-0
Bibeltexte sind nach der Luther-Übersetzung und »Hoffnung für alle« zitiert und wurden aus Platzgründen z. T. gekürzt. Bitte im Kontext nachlesen.
Zitate stammen aus der Zitate-Sammlung »Gut gesagt«, Down to Earth Verlag, 2008.
Impulshefte, Quadros und Bücher als Apps für Smartphones: www.textunes.de
Mehr von Kerstin Hack und weitere Quadros gibt es unter
www.down-to-earth.de und www.meinquadro.de
Sechs Grundsätze
Zusammenfassend kann man sehen, dass Paulus beim Gründen von Gemeinden einige wenige Prinzipien befolgte:
Klare, einfach Lehre
Die Lehre muss so klar und verständlich sein, dass jeder sie begreifen, behalten, umsetzen und anderen vermitteln kann.
Schlanke Organisation
Die Organisation sollte unkompliziert und einfach zu handhaben und der Größe sowie den finanziellen und praktischen Mitteln der Gemeinde angepasst sein. Menschen müssen die notwendigen Strukturen verstehen, damit sie sich einbringen wollen und können.
Finanzielle Eigenständigkeit
Finanzen sollten so organisiert werden, dass die Gemeindeglieder alles selbständig und unabhängig vom Gründer regeln können. Die Gemeinde soll alle notwendigen Gelder selbst aufbringen und von anderen Gemeinden, Organisationen oder Finanzquellen unabhängig sein.
Gegenseitige Verantwortung
Christen sollen von Anfang an lernen, dass alle Mitglieder einer Gemeinde Verantwortung füreinander tragen. Das muss in der Genetik der Gemeinde verankert sein. Nicht einzelne »Hauptamtliche«, sondern die gesamte Gemeinde trägt Verantwortung für die ganze Gemeinde. Das beinhaltet Taufe, Einsetzen von Diakonen und Ältesten, aber auch Korrektur von Gemeindegliedern.
Aktiver Einsatz von Geistesgaben
Die Ausübung von geistlichen Gaben sollte mit möglichst wenig Einschränkung verbunden sein. Selbst junge Christen sollen sie ausüben. Nichts, was Christen stärkt und geistliches Wachstum fördert, soll zurückgehalten werden.
Glauben
Paulus konnte so mutig sein, weil er Glauben hatte. Nicht an die natürlichen Fähigkeiten der jungen Christen, sondern großen Glauben an den Heiligen Geist in ihnen. Ohne diesen Glauben helfen auch alle guten Methoden nichts.
Woche 1 — Der Hintergrund
Einleitung
Was geschieht, wenn zwei tote Männer und zwei lebendige Frauen gemeinsam ein Buch entwickeln? Man kann erwarten, dass etwas Ungewöhnliches dabei entsteht. Die Grundlagen für dieses Quadro stammen von Roland Allen und wie er Paulus verstand.
Der Apostel Paulus hat mehr Gemeinden gegründet als sonst jemand im Neuen Testament. In ungefähr zehn Jahren (etwa 47-57 nach Christus) gründete er in vier Provinzen des Römischen Reiches (Galatien, Mazedonien, Achaja und Asien) Gemeinden, vorher gab es dort keine. Er brachte sein Lebenswerk zu einem erfolgreichen Abschluss. Das bedeutet nicht, dass die Gemeinden nicht später durch Schwierigkeiten und Probleme gingen. Aber er hatte die Gemeinden so stabil etabliert, dass er sich anderen Regionen im Westen Europas zuwenden konnte, ohne befürchten zu müssen, dass die entstandenen Gemeinden ohne seine Anwesenheit und Unterstützung wieder eingehen würden.
Auch wenn Paulus klaren Prinzipien folgte, verließ er sich nicht so sehr auf Methoden, sondern hatte großes Vertrauen sowohl in das Wirken des Heiligen Geistes als auch in das Wirken Jesu in den jungen Christen. Er vertraute ihnen und gab den jungen Gemeinden ein großes Maß an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von sich selbst. Die Gemeinden, die er gründete, waren keineswegs perfekt – das kann man an den Briefen sehen, die Paulus ihnen schrieb. Er hatte ihnen jedoch ein derart solides Fundament gegeben, dass sie leben, wachsen, ihre Probleme lösen und Gefahren von innen und außen überwinden konnten. Sie waren lebendig und strahlten in die Umgebung aus.
Wir hingegen sind schon so an Probleme, Unsicherheiten und Versagen bei unseren Gemeindegründungsversuchen gewöhnt, dass es uns erstaunt, wie Paulus Gemeinden so schnell und so dauerhaft gründen konnte – das ist weit entfernt von unserem Erfahrungshorizont.
1.1 Vorgehen wie Paulus?
Es kommt beim Lernen von etwas Neuem nicht so sehr darauf an, dass man etwas kopiert, sondern dass man es kapiert.
—Autor unbekannt
Kann man das Vorgehen von Paulus einfach in die heutige Zeit übertragen? Kritiker verneinen dies. Sie behaupten,
1. dass die Unterschiede zwischen uns und den Menschen, mit denen wir arbeiten, größer sind als zur Zeit der Apostelgeschichte.
2. dass die jüdischen Jesus-Nachfolger die Heidenchristen vor Irrwegen bewahren konnten. Da es in unseren Gemeinden kaum oder keine messianischen Juden gibt, fehlt uns diese Basis.
Auf diese Argumente kann man erwidern,
1. dass christliche Lehre heute ebenso oder sogar noch stärker von Unmoral und Vermischung mit weltlicher Philosophie oder esoterischem Gedankengut bedroht ist wie im 1. Jahrhundert. Und dass vielleicht gerade deshalb die Vorgehensweise des Paulus heute genauso angemessen oder sogar noch relevanter ist.
2. dass sich der Bruch zwischen den Juden und Heidenchristen schon sehr bald zeigte und Paulus auch früh Gemeinden gründete, die unabhängig von den Synagogen waren – ohne jüdisches Erbe, das sie vor Irrwegen geschützt hätte.
3. dass selbst dort, wo Juden Mitglieder der Gemeinden waren (z. B. in Korinth, Galatien und Ephesus), nicht alle Gefahren abgewendet werden konnten.
4.
- Denk mal
Warum ist es sinnvoll, von Paulus zu lernen?
- Mach mal
Nimm dir Zeit und lies den Bericht über Paulus erste Gemeindegründungsreise (Apostelgeschichte 13-14). Am besten in einer Übersetzung, die neu für dich ist.