Der Coup der Veteranen: N.Y.D. - New York Detectives Kriminalroman

Hans-Jürgen Raben

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.

Inhaltsverzeichnis

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Der Coup der Veteranen: N.Y.D. – New York Detectives

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Die Hauptpersonen des Romans:

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About the Publisher

Der Coup der Veteranen: N.Y.D. – New York Detectives

Krimi von Hans-Jürgen Raben

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Ein Goldraub, von dem die Polizei nichts wissen darf, wird mit militärischer Präzision durchgeführt. Der Bankier, besorgt um seinen guten Ruf, engagiert den Privatdetektiv Bount Reiniger. Doch was der herausfindet, gefällt weder dem Bankier, noch den Leuten vom Syndikat, die eigentlich nur ihr Geld waschen wollten. Doch der Ex-Captain Payne hat noch mehr vor und aktiviert seine alten Kameraden. Der Privatdetektiv steht vor einem schweren Fall, denn die Ex-Soldaten gehen über Leichen.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Die Hauptpersonen des Romans:

Thomas Payne – Der Ex-Captain hat sein Geschäft in Vietnam gelernt, und jetzt führt er seinen eigenen Krieg.

Bob Patterson – Der ehemalige Sergeant geht über Leichen, wenn sein Captain es will.

Sam Collins – Er opfert sein Leben, weil er immer noch den Befehlen gehorcht.

Carlos und Franco Oliveira – Sie töten, ohne darüber nachzudenken.

Sandra Woods – Sie ist tief in schmutzige Geschäfte verstrickt, und das bringt ihr fast den Tod.

Snyder junior – Der Bankier hat ein paar merkwürdige Methoden, um Geld zu verdienen.

June March – unterstützt Bount Reiniger bei seinen Ermittlungen.

Bount Reiniger – ist Privatdetektiv.

1

Der schlanke, blonde Mann mit den kurzgeschnittenen Haaren setzte den Feldstecher ab und ging leicht in die Hocke. Er drehte den Kopf zu dem zweiten Mann. In seinen wasserblauen Augen lagen Härte und Intelligenz.

„Sie kommen“, sagte er leise.

Der andere Mann nickte. Er war kleiner und untersetzter. Sein Haar wurde bereits schütter und grau, obwohl er noch nicht alt war, vielleicht Mitte Dreißig – wie sein Partner.

Er hob das unförmige Bazooka-Rohr mit leichtem Griff auf die Schulter und stützte sich gegen den Erdwall, hinter dem sich die beiden versteckt hatten. Vor ihnen lag eine wenig befahrene Straße, die sich an dieser Stelle in sanftem Bogen krümmte. Immerhin war die Kurve so lang, dass alle Wagen die Geschwindigkeit herabsetzten.

Sie waren nur an einem einzigen Wagen interessiert, und der musste gleich hier sein.

Der Mann mit der Bazooka visierte einen Punkt auf der Straße an und richtete die Zieloptik ein. Seine Hand krampfte sich um den Abzug der Panzerabwehrwaffe. Sein Atem ging flach und ruhig. Nervosität war ihm nicht anzumerken.

Der Blonde sah wieder durch den Feldstecher, der ebenso wie die Bazooka aus Militärbeständen stammte. Er regelte die Entfernung nach, bis das Bild wieder scharf war. Der gepanzerte Transporter kam mit mäßigem Tempo näher.

Sie hatten den Wagen bereits zweimal beobachtet und sämtliche Zeiten gestoppt. Sie wussten, wie lange er noch brauchen würde, bis er in der Zielvorrichtung der Bazooka erschien.

„Wir haben Glück“, sagte der Blonde leise. „Kein anderer Wagen weit und breit.“

„Sie nehmen immer diese Abkürzung. Es spart eine halbe Stunde Fahrzeit. Aber es ist nicht erlaubt.“ Der zweite Mann nahm den Blick nicht von der Straße, während er sprach.

Der Transporter bog in die weite Kurve ein. Die Lippen des Schützen bewegten sich, als er lautlos die Sekunden zählte.

Dann tauchte der Wagen in der Ziellinie auf. Ohne zu verreißen, zog er den Abzug sanft durch.

Fauchend schoss das panzerbrechende Geschoss aus dem Rohr, einen langen Flammenstrahl hinter sich lassend. Es brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis es sein Ziel erreichte.

Der Wagen stoppte abrupt, als sei er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Die Vorderräder hoben sich einen halben Meter vom Boden, und dann explodierten Führerhaus und Motor.

Ein Flammenball stieg aus dem Wagen, und Tausende von Metallteilen flogen in alle Richtungen. Der Wagen fiel wieder auf die Räder, die unter ihm wegbrachen. Die Achse war durch das Geschoss zerstört worden. Dann stieg fettiger Qualm in die Luft. Der Wagen begann zu brennen. Weder Fahrer noch Beifahrer hatten eine Chance, dieser Hölle zu entkommen.

Der Blonde nickte befriedigt. „Volltreffer! Gehen wir, ehe die Kiste ausbrennt.“

Sie schwangen sich in einen ausrangierten Jeep der Army, der hinter ihnen parkte, und fuhren am Erdwall vorbei auf die Straße. Die Bremsen quietschten, als sie vor dem brennenden Transporter hielten. Rasch sprangen sie aus dem Jeep, jeder mit einem großen Feuerlöscher in der Hand.

Der Löschschaum zischte auf den Brand und erstickte die Flammen schnell. Der Rauch verlor sich bereits in der Luft.

Die beiden Männer bewegten sich zielstrebig. Sie brauchten sich nicht zu verständigen. Jeder wusste genau, was er zu tun hatte. Die Aktion war genau vorbereitet worden.

Der Bazooka-Schütze sprang wieder in den Jeep, setzte ein Stück vor und schob den Transporter langsam von der Straße. Der Motor heulte gequält auf, aber er schaffte es.

Langsam rutschte der gepanzerte Wagen über den Straßenrand, kippte vornüber und polterte über den Steilhang nach unten, genauso, wie sie es berechnet hatten.

Die Explosionstrümmer waren zwar über die ganze Straße verstreut, aber der Transporter war außer Sicht.

Sie fuhren einen schmalen Weg ebenfalls den Hang hinunter, bis sie die Stelle erreichten, wo der Transporter seinen Absturz beendet hatte. Er lag halb auf der Seite und war jetzt nur noch ein Trümmerhaufen. Der vordere Teil, wo das Geschoss explodiert war, war völlig zerstört. Der eigentliche Laderaum war relativ intakt, wenn man von der zerfetzten Außenverkleidung absah.

Sie schenkten den beiden Toten auf den vorderen Sitzen keinen Blick, sondern konzentrierten sich sofort auf die hintere Tür. Sie wussten, dass bei diesen Transportern kein weiterer Mann mehr im Laderaum war. Und wenn es diesmal doch der Fall sein sollte, dann hatte er diesen Angriff bestimmt nicht überlebt.

Der Blonde brachte eine Haftladung an der Tür an, schob den elektrischen Zünder hinein und ging in Deckung. Die Explosion war nicht besonders laut, aber die Tür flog auseinander.

Mit ein paar Schritten waren sie wieder da und starrten in den Laderaum. Er sah ziemlich verwüstet aus, und die Kisten und Säcke bildeten ein ziemliches Durcheinander. Aber das, was sie suchten, war durch die Explosion bestimmt nicht beeinträchtigt worden. Sie zerrten die schweren Kisten heraus und warfen sie in den Jeep, der merklich belastet wurde.

Dann prüften sie rasch den Inhalt der Säcke. Sie enthielten Münzen von niedrigem Wert, Halb und Vierteldollar.

„Das wird zu schwer“, entschied der Blonde. „Wir lassen sie liegen. Wir haben schließlich, was wir wollen.“

Der andere Mann hob nur die Schultern. „Wie Sie meinen, Captain. Sie wissen, was richtig für uns ist.“

Der Blonde nickte. „So war es doch schon immer. Und schließlich haben wir uns damals in Vietnam geschworen, dass wir zusammenhalten, und dass wir uns eines Tages holen werden, was uns zusteht. Das war heute erst der Anfang.“

„Das muss aber eine ziemliche Masse Gold sein“, sagte der andere. „Was meinen Sie, was es wert ist?“

Der Blonde hob die Schultern. „Keine Ahnung, aber ein paar hunderttausend Dollar dürften es schon sein.“

„Im Ernst?“ Der zweite Mann bekam vor Staunen kugelrunde Augen. „Und das soll erst der Anfang sein?“

„Genau. Jetzt brauchen wir die anderen von unserer alten Truppe. Ich habe noch große Pläne. Wir müssen sie zusammentrommeln. Ich bin sicher, dass sie dabei sind. Damals jedenfalls haben es alle versprochen.“

2

Mekong-Delta, Südvietnam.

Die Schlacht wütete schon seit drei Tagen, und es war immer noch keine Entscheidung abzusehen. Jede Seite warf Nachschub nach vorn, und das Dröhnen der schweren Artillerie hörte nicht auf.

Jagdbomber und Hubschrauber flogen unaufhörlich Angriffe, um die Stellungen der Vietcong zu zerstören, aber jeder wusste, dass sie gut verschanzt in ihren Erdlöchern saßen und aus dem Bombardement fast ungeschoren hervorgehen würden.

Für die Panzer war das Gelände zu schwierig. Nur die Infanterie konnte den Gegner aus den Stellungen werfen.

Captain Thomas Payne befehligte die Reste der B-Kompanie des Bataillons. Sie lagen seit acht Stunden unter schwerem Beschuss und hatten viele Verluste zu beklagen. Der ersehnte Gegenstoß der Verstärkungen blieb aus.

Ihr letztes Funkgerät war durch einen Granattreffer ausgefallen, und sie hatten keine Verbindung mehr mit dem Hauptquartier. Sie hatten sich in hastig ausgebuddelte Löcher verkrochen und steckten die Köpfe tief in den Schlamm.

Das unaufhörliche Pfeifen der Granaten zerrte an den Nerven, und Captain Payne wusste genau, dass manche Soldaten seiner Einheit nur schwerlich über ihre Lage hinwegkamen. Mittlerweile spielte es keine Rolle mehr. Die einzige Frage war, ob sie aus dieser Hölle herauskommen würden.

Er robbte zu dem benachbarten Maschinengewehrstand. Dort hielt Master Sergeant Patterson die Stellung. Er war der einzige des ganzen Trupps, der noch nicht verwundet war.

„Jetzt zeigen wir’s den Charlies aber, was Captain?“, rief er erbittert.

Payne winkte nur müde ab. „Wir stecken bis zum Hals im Dreck, und ich habe keine Ahnung, ob wir jemals hier herauskommen.“ Er nahm den Helm ab und wischte sich über das verklebte blonde Haar. In seinen wasserblauen Augen war die Erschöpfung zu erkennen.

Der bullig wirkende und schon grauhaarige Master Sergeant Bob Patterson starrte über den Lauf des schweren Maschinengewehrs auf den grünen Saum des Waldes. „Dort stecken sie drin, und wir werden sie erst sehen, wenn sie über uns sind. Aber ein paar werde ich noch mitnehmen. Ich habe den letzten Gurt eingelegt.“

„Wie sieht es rechts aus?“, fragte der Captain.

„Dort sind nur noch die Zwillinge. Der zweite Zug ist schon vor Stunden zurück gegangen. Wir kamen unter dem schweren Beschuss nicht aus den Löchern. Die Zwillinge sind unser ganzer rechter Flügel.“

„Sag ihnen, sie sollen hierher kommen. Wir versuchen, gemeinsam zurückzugehen. Nehmt nur das Notwendigste. Die Spritze bleibt hier. Ich hole den Rest von der linken Seite.“

Der Captain kroch wieder zurück, und was er sah, erschütterte ihn. Die Kompanie war praktisch ausgelöscht. Teile waren zurückgegangen und dem Inferno entkommen, aber von den Soldaten, die zurückgeblieben waren, lebte nur noch eine Handvoll.

Er entdeckte Sam Collins, den baumlangen Schwarzen, der immer zu einem Spaß aufgelegt war, schluchzend in einem Granattrichter.

„Was ist los, Sam?“

Der Dunkelhäutige blickte hoch. Sein schlammverkrustetes Gesicht wirkte grau und eingefallen. „Sie sind alle tot, Captain. Hier ist niemand mehr. Ich bin allein.“

„Komm mit! Wir schaffen es!“

Minuten später waren sie alle in der Maschinengewehrstellung versammelt. Captain Payne musterte seine Truppe. Der Master Sergeant starrte in den grünen Dschungel, ob sich dort etwas regte. Er war der beste Soldat der ganzen Kompanie. Payne konnte sich auf ihn verlassen.

Sam Collins hatte sich wieder zusammengerissen. Er umklammerte sein M 16 und duckte sich tief in die Deckung.

Und dann waren da noch die Zwillinge. Payne konnte sie inzwischen auseinanderhalten, aber für einen Fremden war das fast unmöglich. Carlos und Franco Oliveira. Sie stammten aus New York wie der Captain auch. Mit ihren 22 Jahren hatten sie eine Menge mitgemacht. Beide waren erfahrene Nahkämpfer und schon mehrfach ausgezeichnet worden. Payne wusste, dass sie sich ihre ersten Sporen bei Straßenschlachten in den Slums von New York geholt hatten. Der Krieg in Vietnam war für sie eine Art Fortsetzung.

Patterson grinste ihn an. „Sollen wir einen Gegenstoß führen, Captain? Mit einem Zangenangriff schmeißen wir Charlie glatt aus dem Wald.“

„Schön, dass du noch Sinn für Humor hast, Sergeant.“ Captain Payne blickte nach hinten, wo irgendwo die eigene Linie verlief. „Mit Verstärkung können wir nicht rechnen. Die Munition reicht noch für ein paar Minuten, und der Vietcong kann jeden Augenblick angreifen.“

„Eine brillante Analyse der militärisch strategischen Situation“, murmelte Sam Collins.

„Wir müssen über die ebene Fläche, bis wir in Deckung des Wäldchens sind. Das wird hart.“

„Es ist unmöglich“, knurrte Carlos Oliveira. Seine schwarzen Augen funkelten. „Das ist Selbstmord.“

„Hast du eine andere Idee?“

Doch die Diskussion wurde durch ein tiefes Orgeln in der Luft unterbrochen, und die ersten schweren Brocken schlugen in unmittelbarer Nähe ein. Riesige Dreckfontänen wurden in die Höhe gewirbelt, und die Luft verdunkelte sich. Die Erde bebte.

„Das sind unsere!“, brüllte Patterson. „Unsere eigene Artillerie beschießt uns!“ Seine Stimme kippte fast über. „Diese Schweine!“

„Halt die Klappe!“, schrie der Captain. „Sie schießen Sperrfeuer!“

„Aber das müssen sie doch nicht auf unsere Stellung machen, diese verdammten Idioten!“, rief Carlos.

„Sie haben uns abgeschrieben“, sagte Patterson ruhig. „Für die sind wir schon tot.“

„Wir werden durchkommen“, sagte der Captain nach einer langen Pause. „Und wenn wir dies überlebt haben, werden wir es ihnen zeigen.“

„Dem Vietcong?“, fragte Collins.

„Quatsch!“, knurrte Patterson. „Unseren Leuten natürlich. Habe ich recht, Captain?“

Payne nickte. „Genau daran dachte ich.“

„Ich bin dabei“, sagte Patterson.

„Ich auch“, ergänzte Collins.

Die Zwillinge nickten gleichzeitig. Fünf Arme bildeten die Speichen eines Rades, als sich die Hände ineinanderlegten.

„Wir schwören es“, sagte Payne.

„Das schwören wir“, murmelten die anderen, als das MG von einer Granate aus der Halterung gerissen wurde.

Die einschlagenden Geschosse wirbelten die Männer durcheinander, und sie krallten sich in den Boden fest. Der einzige Trost war, dass der Gegner bei diesem Feuer nicht angreifen würde. Ihre Chancen waren groß, dass die eigene Artillerie es eher schaffen würde.

Später hätten sie nicht sagen können, wie lange der Beschuss gedauert hatte.

Als nach drei Stunden ein Hubschrauber der Army landete und die Männer entdeckte, waren sie mehr tot als lebendig. Sie bluteten aus zahlreichen Wunden, und der Helikopter brachte sie sofort in das nächste Lazarett.

Damit war der Vietnamkrieg für sie zu Ende.

Aber ihren Schwur hatten sie trotzdem nicht vergessen.

3

Bount Reiniger schätzte diese erste Stunde im Büro sehr. Er konnte die Füße auf den Schreibtisch legen, einen Kaffee trinken und die Zeitung lesen.

June March, seine Assistentin, hatte sich längst daran gewöhnt, ihn um diese Zeit in Ruhe zu lassen.

Bount studierte nicht etwa die Berichte über Verbrechen irgendwelcher Art, sondern die Sportseiten.

Er trank den ersten Schluck Kaffee, schwarz und heiß, und steckte sich dazu eine Pall Mall an.

In diesem Moment erschien das hübsche Köpfchen von June in der Tür. „Er lässt sich nicht abwimmeln“, sagte sie entschuldigend.

„Wer?“, knurrte Bount und ließ die Zeitung sinken.

„Ein Klient, nehme ich an. Er kam eine Minute nach dir und sagt, es sei furchtbar dringend. Er braucht unbedingt deine Hilfe, und es käme auf jede Minute an.“

„Ich kann Leute nicht ausstehen, die so früh am Morgen schon dringende Geschäfte haben. Aber gut, schick ihn rein!“

Der Mann, der ihm dann gegenüberstand, war etwa Mitte Fünfzig und ziemlich rundlich. Er trug einen maßgeschneiderten, dunkelblauen Nadelstreifenanzug und ein dazu farblich abgestimmtes Hemd sowie Krawatte.

„Mein Name ist Douglas Snyder“, sagte er. Bount bot ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an.

„Was führt Sie zu mir?“

Snyder räusperte sich. Sein Blick flackerte unruhig hin und her. Er rutschte auf dem Stuhl herum, als könne er sich nicht entscheiden, sein Anliegen vorzutragen.

Bount betrachtete ihn leicht belustigt. Er hatte schon so viele Klienten auf diesem Stuhl sitzen sehen, dass er sie leicht einschätzen konnte. Wer zu ihm kam, hatte ein Problem, und es war manchmal nicht ganz leicht für die Leute, darüber zu reden.

„Ich bin Mitinhaber einer Bank“, sagte der Besucher schließlich. „Es handelt sich um eine Privatbank. Snyder und Snyder.“

„Und welcher davon sind Sie?“

Der Mann war irritiert über die Unterbrechung. Er stutzte, als hätte er den Sinn der Frage nicht begriffen. „Ich bin der zweite. Der erste ist mein Vater. Die Bank hat eine lange Tradition. Wir machen unsere Geschäfte hauptsächlich in der Umgebung von New York, mit den Landwirten vor Allem. Aber wir besitzen auch eine Filiale in Manhattan.“

„Das klingt sehr interessant“, sagte Bount. „Aber ich bin bereits bei einer Bank in guten Händen, falls Sie mir empfehlen wollten, bei Ihnen ein Konto zu eröffnen.“

Jetzt war Snyder wirklich erschrocken. „Wo denken Sie hin! So etwas würde nie zu unseren Geschäftsmethoden gehören. Nein, ich bin bei Ihnen, weil wir wahrscheinlich Ihre Dienste in Anspruch nehmen wollen. Ein Bekannter hat mir Ihren Namen genannt und mir gesagt, dass Sie für Ihre Diskretion bekannt seien. Das war doch hoffentlich eine zutreffende Information?“

„Das ist durchaus richtig. Aber jetzt sagen Sie mir doch bitte, weshalb Sie gekommen sind.“

„Man hat uns beraubt“, sagte Snyder fest.

Bount nickte. „Ein Bankraub ist in diesem Land nicht so ungewöhnlich, wie Sie vielleicht denken. Im Übrigen ist es in jedem Fall üblich, die Polizei einzuschalten.“

Snyder nickte. „Das weiß ich alles. Und selbstverständlich kümmert sich die Polizei um den Fall. Aber ich möchte trotzdem die Hilfe eines guten Privatdetektivs in Anspruch nehmen.“

„Okay.“ Bount lehnte sich zurück. „Dann erzählen Sie mal.“

„Unsere ländlichen Filialen liegen ziemlich weit verstreut. Einmal in der Woche bringen wir die Gelder von den einzelnen Filialen in unsere Zentrale. Wir haben einen eigenen Transporter für diesen Zweck. Natürlich setzen wir ihn auch für alle möglichen anderen Zwecke ein, die mit Wertsachen im weitesten Sinn zu tun haben. Vor zwei Tagen wurde dieser Transporter überfallen. Die beiden Männer, die ihn fuhren, wurden dabei getötet. Erschreckend war dabei die unglaubliche Brutalität des Überfalls. Die Gangster stoppten den Wagen nämlich mit einer Panzergranate.“

Bount erinnerte sich dunkel, darüber in der Zeitung gelesen zu haben. Es musste gestern gewesen sein.

„Was ist den Banditen in die Hände gefallen?“, fragte er.