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KIRSTEN HANSER

NEUSTART MIT ASTROLOGIE

MIT ASTROCOACHING DIE PERSÖNLICHKEIT ENTWICKELN

Für Vincent

INHALT

Vorwort

ICH BIN VIELE

Die Zusammenstellung eines Horoskops

Häuser und Lebensbühnen

Wichtige Begriffe in Verbindung zur Astrologie

FAMILIÄRE PRÄGUNGEN UND UNSER PLATZ IN DER GESELLSCHAFT

Das 4. und 10. Haus im Horoskop:
Wo komm ich her und wo will ich hin?

IC und MC – die zwölf Achsen

DIE SONNE IN DEN VERSCHIEDENEN ZEICHEN

Astrocoaching für jedes Sternzeichen

Widder

Stier

Zwillinge

Krebs

Löwe

Jungfrau

Waage

Skorpion

Schütze

Steinbock

Wassermann

Fische

BUNTE IDENTITÄTEN

Die Sonne im Bündnis mit anderen Planeten

Sonne und Mond – der Identitätskokon

Sonne und Merkur – Denken und Sein

Sonne und Mars – Energie und Kampf

Sonne und Jupiter – das Beste ist grad gut genug

Sonne und Saturn – mit dem Kritiker unterwegs

Sonne und Uranus – anders sein und Identitätsverlust

Sonne und Neptun – schöne heimliche Welt

Sonne Und Pluto – Identität und Intensität

DER ASZENDENT – DER KOSMISCHE ASSISTENT

Wie gehe ich raus in die Welt?

Aszendent und was nach außen zu sehen ist

Der Unterschied von Aszendent und Sonnenzeichen

Kurzbeschreibung der Aszendenten

ME, MYSELF AND I

Kurzbeschreibungen der Sonne in Verbindung zum Aszendenten

Last, but not least

Danksagung

Weiteres zur Astrologie von Kirsten Hanser

Register

VORWORT

Neustart mit Astrologie ist nun mein zweites Buch, das Sie noch tiefer in das umfangreiche Wissensgebiet der Astrologie einsteigen lässt. Gleichzeitig können Sie dieses Wissen praktisch erproben in Form von Übungen. Ich stelle den Kosmos und die Persönlichkeit in Zusammenhang und zeige Ihnen, wie astrologische Perspektiven unsere Identität beeinflussen.

Das Sonnensystem, mit dem die Astrologie arbeitet, besteht aus zehn Gestirnen. Diese zehn Gestirne stellen Symbole für Charaktereigenschaften dar, die jeder von uns mitbringt und im Leben braucht. Meistens kennen wir nur unser sogenanntes Sternzeichen, manchmal auch den Aszendenten. Mit diesem Buch lernen Sie die verschiedenen Planeten als Symbol Ihrer Persönlichkeit kennen und erfahren mehr über die Kombination aus Sternzeichen und Planet sowie Aszendenten. Die Übungen und Anleitungen laden Sie zum kreativen Ausprobieren ein und zaubern dadurch einiges auf Ihre Lebensbühne, was vorher vielleicht nur in Ihnen schlummerte.

Im Unterschied zu vielen anderen Ratgebern werden Sie sich nicht zusätzlich gestresst fühlen, weil ich Sie nicht zur Selbstoptimierung animieren möchte. Es geht lediglich darum, einiges aus sich herauszulocken, was Sie als Horoskop mit auf den Weg bekommen haben.

Meine jahrzehntelange Arbeit mit Klienten hat mir gezeigt, das Wissen allein oft nicht reicht, um etwas zu verändern. Auch die Klarheit, die bei persönlichen Gesprächen entstand, war bisweilen nur von kurzer Dauer. So fing ich an, mit meinen Klienten praktisch zu experimentieren. Je nach Horoskop, nach der inneren Landkarte eines jeden Menschen, wurden meine Beratungen zum Beispiel zu Coachingerfahrungen, Hypnoseausflügen oder inneren Reisen. Dieses Wissen vermittelt Ihnen das Buch. Viele von uns möchten sich selbst besser kennenlernen und verstehen – oder das Verhalten anderer Menschen. Neustart mit Astrologie lädt Sie zu einer Reise ein, bei der es nicht nur um Ihr persönliches Sonnen- beziehungsweise Sternzeichen geht: Jede Übung ist für jeden geeignet, um zu forschen und zu experimentieren.

Um das »Echtsein« dreht sich dieses Buch, darum, sich selbst zu erkennen und etwas dafür zu tun, um mit sich im Einklang zu sein, im kreativen Schöpfungsprozess, den wir »Leben« nennen.

Wenn wir uns in Selbsterkenntnis üben, lösen wir uns aus kompensatorischen Verhaltensweisen, also aus Ersatzhandlungen. Wir erkennen Projektionen und können mitfühlender und ehrlicher in Kontakt mit anderen gehen. Wenn wir anfangen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, ohne ständig zu verurteilen, zu bewerten oder unsere Vorstellungen darüberzustülpen, entstehen Klarheit und ein Erwachen. Wir können füreinander da sein – und gemeinsam an ein Miteinander glauben und Veränderungen anpacken. Wir können gemeinsam so träumen, dass wir Zukunft gestalten.

Es geht darum, die Fülle wiederzuentdecken und uns aus dem Mangelbewusstsein zu lösen. Astrologie ist ein Schlüssel zu unseren inneren Räumen: Wir können sie mithilfe astrologischer Betrachtungen öffnen, erkennen und reinigen, indem sie uns bewusst werden. Und wir können uns mit dem Universum verbunden fühlen, egal, was wir im Leben gerade erleben.

Sobald Sie dieses Buch lesen, wird sich Ihnen die Komplexität der Astrologie besser erschließen. Lesen Sie nicht nur das, was Sie selbst betrifft. Wir alle haben alle Planeten in unserem Horoskop, aufgeteilt auf zwölf verschiedene Zeichen, in verschiedenen Häusern, in unterschiedlichen Aspekten. Wir sind alle eins. Nur die Verteilung ist unterschiedlich. Astrologie ist ein wunderbarer Wegbereiter, um das, was in uns steckt, auszuleben und zu entfalten.

Ich wünsche Ihnen schöne Aha-Erlebnisse, viel Motivation und dass dieses Buch zu einer wohltuenden Verbindung wird. Damit wir uns wieder als Teil eines großen Ganzen sehen können. Damit wir andere besser verstehen und wir schließlich dazu beitragen können, neue Gesellschaftsformen zu entwickeln, denen es weder an Respekt für die Natur noch an Akzeptanz der universellen Prinzipien mangelt. Wenn wir spirituelles Wachstum dem materiellen irgendwann vorziehen, könnten wir uns zu der empathischen Gesellschaft entwickeln, die sich viele von uns wünschen. Seien Sie neugierig und gehen Sie mit meinem Buch auf Entdeckungsreise!

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

DIE ZUSAMMENSTELLUNG EINES HOROSKOPS

Um ein Horoskop zu erstellen, brauchen wir das Datum, den Ort und die genaue Uhrzeit der Geburt. Mit diesen Angaben wird der Zeitpunkt der Geburt zu Papier gebracht und es entsteht die sogenannte Radix, auch Kosmogramm genannt. Dieser kosmische Kreis, der Tierkreis, ist aufgeteilt in zwölf verschiedene Zeichen. In diesem Buch benutze ich häufig den Begriff »Matrix«, der in der Astrologie nicht verwendet wird. Aber mir erscheint er sehr passend. Wir sind manifestierte Zeitqualität: Mit unserer Geburt wird das, was am Himmel stattfand, als unser innerer Bauplan, unsere Matrix, auf die Erde und ins Leben gebracht. Wir sind deshalb unser Leben lang mit dieser Matrix unterwegs, die vom Außen beeinflusst wird. Natürlich bewegen sich die Planeten weiter und auch wir entwickeln uns.

Ein Horoskop setzt sich aus zehn unterschiedlichen Planeten zusammen, die ich als Persönlichkeitsanteile unserer Matrix beschreibe. Zehn verschiedene Planeten befinden sich in zwölf verschiedenen Zeichen, diese sind zusätzlich harmonisch oder herausfordernd miteinander verbunden. Je nachdem, in welchen Zeichen und in welchem Aspekt sie zueinander stehen, können sie miteinander kommunizieren, sich ignorieren, sich unterstützen oder blockieren. Manche streiten innerlich miteinander, stellen sich tot oder gären so vor sich hin. Alles, was wir nicht leben, führt ein starkes Eigenleben »im Untergrund« – und zieht uns Energie ab, die wir für unser bewusstes Leben gut brauchen könnten. So komplex sieht es in uns aus.

Außerdem gibt es in der Radix zwölf verschiedene Häuser, die unterschiedliche Größen haben und nicht identisch sind mit den immer gleichbleibend großen Tierkreiszeichen. Diese Häuser sind unsere Lebensbühnen, auf denen wir handeln. Sie haben alle mehr oder weniger miteinander zu tun. In den Kapiteln über IC, MC und die familiäre Prägung (ab hier) sowie über die Aszendenten und wie wir in die Welt gehen (Kapitel »Der Aszendent – der kosmische Assistent«) beschreibe und erläutere ich Ihnen die Achsen dieser Häuser näher und ausführlicher.

»Ich bin viele« heißt dieses Kapitel und das bedeutet: Wir verfügen über verschiedene Persönlichkeitsanteile, die durch die Planeten repräsentiert werden. So steht Merkur dafür, wie wir kommunizieren, Mars symbolisiert, wie wir handeln, Venus versinnbildlicht, wie wir lieben, und Mond ist ein Wegweiser zu unseren Bedürfnissen … Ausführlich habe ich die Planeten bereits in meinem letzten Buch Kosmos und Körper beschrieben.

Doch der Kern des Ganzen, gleich unserem Universum, ist die Sonne. Unsere Identität, um die sich alles dreht. Unsere Persönlichkeit bildet sich durch das Zusammenspiel all unserer Persönlichkeitsanteile, und diese können sehr konträr voneinander sein, sich ergänzen oder im Widerspruch zueinander stehen. Doch die Sonne ist das Zentrum, um dieses Zusammenwirken zu koordinieren. Um diesen Kern geht es in diesem Buch, im Sinne der Selbsterkenntnis, der Erweiterung, der Akzeptanz, der Förderung von Mitgefühl und Liebe, im Verständnis für uns und die Menschen um uns herum. Die Astrologie hilft uns, die Vielfalt eines jeden Einzelnen kennenzulernen und anzuerkennen.

HÄUSER UND LEBENSBÜHNEN

Die Häuser sind unsere Lebensbühnen, hier ist der Ort der Entfaltung der verschiedenen Persönlichkeitsanteile. In diesen Lebensbereichen fällt es uns besonders leicht, die Energie zur vollen Entfaltung zu bringen.

1. Haus

Auftreten und Selbstausdruck. Körper und Körperlichkeit. Das Sichtbare, Unmittelbare. Spontane Herangehensweise in unbekannten Situationen. Selbstdarstellung. Persona, unser »Kostüm«, das wir der Umwelt immer zeigen. Optische Erscheinung, physische Gestalt. Der Aszendent ist der Eckpunkt für das erste Haus. Das erste Haus hat eine Widder-Qualität und wird ihm zugeordnet.

2. Haus

Selbstwert, mitgebrachte Talente, Körperlichkeit und Empfinden. Der Ort der Ressourcen, um sich in der eigenen Kraft zu fühlen. Direkter Zugriff auf körperliche Kraft. Der Körper als Tempel. Körperlichkeit als Materie. Selbstempfinden. Sinnliches Empfinden. Umgang mit Werten. Das zweite Haus entspricht dem Zeichen Stier und wird diesem Zeichen zugeordnet.

3. Haus

Der Ort der Begegnung. Alltagsdynamik. Lernen und Informationsaustausch. Das dritte Haus verrät etwas darüber, wie wir am besten lernen. Je nachdem, welches Zeichen hier steht, repräsentiert es die Themen, die uns am meisten interessieren. Beziehung zu Geschwistern. Geistige Beweglichkeit, körperliche Beweglichkeit. Wie wir in Kontakt gehen und mit Informationen umgehen. Was unsere Neugier weckt. Das dritte Haus entspricht dem Zeichen Zwillinge.

4. Haus

Unsere Heimat, das Zuhause. Das ist der Ort, in den wir hineingeboren werden, die tiefste Stelle eines Horoskops. Die Atmosphäre unserer Kindheit. Unser Unbewusstes. Das vierte Haus ist unser Fundament des Lebens. In späteren Jahren verrät es viel darüber, wie wir wohnen und was wir brauchen, um uns zu Hause und geborgen zu fühlen. Ein Rückzugsraum. Das vierte Haus entspricht dem Zeichen Krebs und wird diesem Zeichen zugeordnet.

5. Haus

Das Haus der Kreativität, der Lust und Liebe, auch des schöpferischen Selbstausdrucks. Hier wird viel darüber erzählt, wie viel Spielfreude wir mitbringen, unser Verhältnis zu Kindern und dem eigenen Kindsein, in seiner spielerischen Ausdrucksform. Im fünften Haus experimentieren wir mit uns selbst und probieren, wie auf einer Bühne, verschiedene Rollen aus. Deshalb wird es auch der Lust und der Liebe zugeordnet, den Liebesverhältnissen und wie wir uns dort ausleben. Das fünfte Haus entspricht dem Zeichen Löwe und wird ihm zugeordnet.

6. Haus

Dieses Haus symbolisiert unseren Alltag. Die wiederkehrenden Tätigkeiten, auch unseren Beruf und unsere Gesundheit. Das sechste Haus erzählt viel darüber, was wir täglich brauchen, um uns wohl- und gesund zu fühlen. Ein wichtiges Haus in der Astromedizin. Es erzählt auch viel darüber, welche Rituale uns heilig sind, die wir brauchen, um in eine gewisse Ordnung zu finden und stabil zu sein. Es wird dem Zeichen Jungfrau zugeordnet.

7. Haus

Das Haus der Begegnung. Der Deszendent gegenüber dem Aszendenten. Es erzählt viel über unsere Partnersuchbilder, auch darüber, wer uns begegnet, was wir anziehen. Da es dem Aszendenten gegenüberliegt, empfinden wir das siebte Haus auch oft als Projektionsfläche. Das siebte Haus erzählt viel darüber, was wir uns in der Partnerschaft wünschen und was in unsere Persönlichkeit integriert werden will.

Es gehört zu Waage und wird diesem Zeichen zugeordnet.

8. Haus

Das achte Haus symbolisiert unsere gemeinsamen Werte. Es ist der Ort der Intimität, erzählt auch etwas darüber, wie wir Sexualität erfahren und welche Rolle Sexualität, Nähe und tiefes partnerschaftliches Empfinden in unserem Leben spielen. Es repräsentiert auch die Werte der anderen, des Partners und wie wir mit den Mitteln anderer umgehen, auch mit dem gemeinsamen Geld zum Beispiel. Außerdem spiegelt es übernommene Rollenmuster der Eltern wider. Es wird dem Zeichen Skorpion zugeordnet.

9. Haus

Das Haus des Wissens und der Weisheit. Gleich einer Universität des Lebens. Oder auch der tatsächlichen Wahl eines Studiums. Wie wir reisen und unseren Horizont erweitern. Welchen Glauben wir haben oder suchen. Es ist auch das Haus der gemeinsamen Erkenntnisse, die aus den Erfahrungen des siebten und achten Hauses gezogen werden. Es erzählt etwas darüber, wie wir Informationen nutzen und daraus Glaubenssätze bauen.

Hier spiegelt sich auch unser Verhältnis zum Ausland und zu allen anderen Kulturen wider. Es wird dem Zeichen Schütze zugeordnet.

10. Haus

Es ist der Ort der Berufung und unser Platz in der Gesellschaft. Wie wir Gesellschaft wahrnehmen, wo wir uns selber sehen und welche Rolle wir im System, in den Systemen einer Kultur anstreben. Es erzählt auch etwas darüber, welche Ziele wir verfolgen und was wir brauchen, um uns einbringen zu können. Hier erfahren wir, wie wichtig uns der Einsatz unserer Talente, der erlernte Beruf, unsere Erfahrungen sind, um daraus etwas zu gestalten. Das zehnte Haus gehört zum Zeichen Steinbock.

11. Haus

Das Haus der Freunde und Freundschaften, der Gleichgesinnten und Gruppen, denen wir uns im Laufe eines Lebens anschließen. Das elfte Haus erzählt viel darüber, wie wir uns in Gruppen bewegen, welche Rolle wir dort einnehmen, wie wichtig uns Freundschaften sind und was wir selber einbringen, um den Zusammenschluss zu fördern. Sobald wir uns in einer Gruppe oder Gemeinschaft aufhalten, befinden wir uns im elften Haus. Es wird dem Zeichen Wassermann zugeordnet.

12. Haus

Das zwölfte Haus ist ein verborgenes. Sobald wir uns in einen sogenannten inneren Raum begeben, in den Rückzug mit dem Sein, befinden wir uns im zwölften Haus. Es ist neben dem achten Haus auch eines der Geheimnisse – die wir anderen nicht zeigen, selber nicht kennen oder nur erahnen, bisweilen auch der Ort des blinden Flecks. Planeten, die sich hier befinden, erzählen häufig etwas über Persönlichkeitsanteile, die wir nicht leben konnten und die deshalb verloren gingen. Wir nehmen nur über den stillen Rückzug wieder Kontakt dazu auf. Der Ort unserer Ahnen und Träume. Häufig wird es auch im Zusammenhang mit geschlossenen Einrichtungen wie dem Kloster oder einem Krankenhaus genannt. Dies ist als Symbol zu verstehen. Das zwölfte Haus gehört zum Zeichen Fische.

WICHTIGE BEGRIFFE IN VERBINDUNG ZUR ASTROLOGIE

Sie finden in diesem Buch immer wieder Begriffe, die wir im Alltag häufig benutzen, wenn es um uns geht. Jedoch gibt es feine Bedeutungsunterschiede, wenn dieselben Worte im astrologischen Zusammenhang auftauchen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, erkläre ich die zentralen Begriffe im Folgenden kurz.

Identität

Identität bedeutet völlige Übereinstimmung mit dem, wie wir sind beziehungsweise wie wir handeln oder von außen gespiegelt werden. Es bedeutet, dass wir uns vollständig damit identifizieren können. In Verbindung mit der Astrologie erwähne ich den Begriff »Identität« häufig, wenn ich von der Sonne als Kernpunkt spreche. Dennoch identifizieren wir uns auch häufig mit Charaktereigenschaften, die wir gern hätten, unser Selbstbild ist zeitweise verzerrt. Wir brauchen andere ehrliche Menschen, die uns spiegeln, und auch eine gesunde Selbstreflexion, um unsere Identität auszubilden, um zu sein, wer wir wirklich sind, und um zu uns zu stehen. Nur dann können wir echt sein.

Um herauszufinden, was die Identitätsebene ausmacht, reicht es bisweilen schon, aufmerksam auf Sätze zu achten, die mit »Ich bin« beginnen. Identität gibt uns das starke Gefühl, in der Welt verankert zu sein. Identität bedeutet auch die Konfrontation mit unserem Ego. Es gibt feste Rollen, mit denen wir uns vollkommen identifizieren, zum Beispiel Mutter zu sein. Oder auch Berufungsebenen, wie zum Beispiel Astrologin zu sein.

Individualität

Die Individualität ist die Summe der Eigenschaften, die uns zu etwas Besonderem werden lässt. Hier entsteht eine Eigendynamik, mit der wir uns von den vorgegebenen Werten oder Normen abheben beziehungsweise diese überwinden. Im astrologischen Kontext bringt ein jeder seine Individualität mit, denn jedes Horoskop ist anders.

Ein Horoskop erzählt auch viel darüber, ob wir überhaupt einen ausgeprägten Wunsch danach haben, individuell zu sein, und wie wir ihn nach außen tragen. Hier spielt das Zusammenspiel von Sonne und Aszendent eine tragende Rolle sowie gleichzeitig die Betonung der Elemente. Meiner Erfahrung nach sind zum Beispiel feuerbetonte Menschen besonders an Individualität interessiert und betonen dieses Bedürfnis auch öfter als andere.

WARUM STREBEN WIR ÜBERHAUPT NACH INDIVIDUALITÄT?

Meiner Ansicht nach befinden wir uns am Ende der Ära, in der der Individualität ein besonderer Stellenwert zukommt. Astrologisch gesehen wird unser Gemeinschaftssinn zunehmen und das Wohl der Gemeinschaft wichtiger werden. Wir werden mehr Befriedigung und Wärme durch die Zugehörigkeit erfahren. Unsere jahrzehntelange Beschäftigung mit Individualität wird nachlassen, sodass der Gruppenzusammenhalt mehr Bedeutung gewinnt.

Persönlichkeit

Im alltäglichen Verständnis des Wortes entwickelt sich unsere Persönlichkeit in einem Reifeprozess, der Zeit braucht. Astrologisch betrachtet aber ist die Persönlichkeit die Summe all dessen, was wir mitbringen. Insofern sind wir bereits eine Persönlichkeit zum Zeitpunkt der Geburt, doch bevor sich diese zeigen kann, braucht es Entwicklung und Transformation.

Unser Horoskop in seiner ganzen Spannbreite, inklusive aller Planeten und Planetenanteile, ist der Ausdruck der Persönlichkeit, mit allen Licht- und Schattenanteilen. Oder anders gesagt: Persönlichkeit ist die Gesamtheit unserer Matrix, die Entwicklung und letztlich die Verwirklichung all dessen, was wir als Eigenschaften bezeichnen können.

Mithilfe eines Horoskops können wir unserer Persönlichkeit Sprache verleihen, ganz besonders ihren bisher nicht gelebten und ihren unbewussten Anteilen. Astrologie liest die einzelnen Anteile heraus und kann somit zur Entwicklung beitragen. Eine Persönlichkeit zu sein beziehungsweise zu werden bedeutet also auch, dass wir uns über die Vielfalt in uns und unsere Gegensätze bewusst werden und Ausdrucksmöglichkeiten sowie Lebensbühnen finden, um zu einer Gesamtheit zu finden.

Selbst

Das Selbst ist nicht das Ich. So zumindest waren meine ersten Überlegungen dazu, als ich zum ersten Mal in den Zustand von Selbst kam. Es war in einer Meditation und hat sich fortgesetzt. Das Selbst ist sozusagen ein Zustand, der sich von einem Horoskop abhebt, wir verlassen die Konzepte und unterschiedlichen Betrachtungen. Lösen uns von der denkerischen Ebene und treten in Verbindung zu etwas, das größer ist als wir.

Für das Selbst spielt es keine Rolle mehr, mit was wir uns identifizieren, was uns besonders macht oder einzigartig. Auch die unterschiedlichen Eigenschaften und unsere Gesamtpersönlichkeit lösen sich auf, sind nebensächlich. Ich würde das Selbst astrologisch betrachtet mit Neptun in Verbindung bringen sowie dem Zeichen Fische. Hier ist der Tierkreis zu Ende. Wir verlassen ihn und gehen einerseits in die Verbindung, andererseits in die Ablösung. Das Selbst ist ein Zustand, für den alles oben Genannte, also Identität, Individualität und Persönlichkeit, keine Rolle mehr spielt. Wir können auch von dem Zustand der Erleuchtung sprechen, des vollkommenen Seins.

DAS 4. UND 10. HAUS IM HOROSKOP:
WO KOMM ICH HER UND WO WILL ICH HIN?

Ein Horoskop hat zwölf Tierkreiszeichen, die auf zwölf sogenannte Häuser aufgeteilt sind. Diese Häuser haben unterschiedliche Größen und beschreiben die unterschiedlichen Bühnen, auf denen wir unsere Persönlichkeitsanteile leben. Diese Anteile werden symbolisiert durch die zehn Planeten.

Die Achse des Horoskops von Aszendent und Deszendent sagt etwas darüber aus, wie wir in die Welt hinausgehen und was auf unserer Begegnungsfläche als Gegensatz dazu auftauchen kann. Darauf gehe ich im Kapitel »Der Aszendent – der kosmische Assistent« ausführlich ein. In diesem Kapitel geht es zunächst um die Achse zwischen Imum Coeli (IC) und Medium Coeli (MC), die sich im vierten und im zehnten Haus gegenüberliegen. Diese beiden bilden die wichtige Achse in – wie ich es gern nenne – unserer Homezone, in die wir hineingeboren wurden.

Es geht also um unsere Herkunft, unser Elternhaus und die damit verbundenen Prägungen, und als Pendant dazu, wie wir uns in der Welt positionieren.

IC – unser Zuhause

Der IC, Imum Coeli, das vierte Haus, sagt viel über den unmittelbaren Zustand unserer Familie aus, in die wir hineingeboren wurden. Gleichzeitig ist der IC die tiefste und damit die unbewusste Stelle unserer Matrix, unseres inneren Bauplans. Auf der astromedizinischen Ebene drückt der Imum Coeli etwas darüber aus, wie wir in die Ruhe finden und was die Basis für unser Fundament im Leben ist.

Die Lebensbühne IC wird später zu dem Symbol für unser Zuhause. Da wir hier auch den Bereich von Prägung, Unbewusstem und Konditionierungen vorfinden, ist das vierte Haus bei einer Horoskopbetrachtung besonders spannend. Auf dem vierten Haus baut schließlich alles auf. Was auch immer wir nach außen leben, letztlich benötigen wir ein stimmiges und unserer Matrix entsprechendes Fundament dazu. Um dies herauszufinden, brauchen wir den Einblick in unsere unbewussten Anteile. Welche Tankstellen stehen uns zur Verfügung? Was hilft uns, um in die Kraft zu finden? Natürlich ist es für uns alle unerlässlich, die Kindheit zu reflektieren, um zu wissen, wo wir herkommen. Welche unserer frühen Erfahrungen sind gut und heute noch nützlich?

MC – unser Platz in der Gesellschaft

MC, Medium Coeli, das zehnte Haus, beschreibt unseren Platz in der Gesellschaft. Da sich IC und MC gegenseitig bedingen, sind unsere Prägungen entscheidend dafür, was wir in der Welt wollen. Ob wir eher autonom etwas kreieren wollen, uns politisch engagieren oder in die Menge untertauchen und mitmachen. Ob die Welt für uns ein friedlicher Ort ist oder ein Haifischbecken.

In meinen Beratungen habe ich es sehr oft erlebt, dass Menschen so stark in ihrer Berufswahl von zu Hause geprägt waren, dass sie kaum in den Zustand von Suchen, Experimentieren oder Nachspüren kamen, sondern vor allem dem Rat der Eltern folgten. Doch eine gewisse Orientierungslosigkeit gehört meiner Ansicht nach dazu, um eine eigene Ausrichtung zu finden.

Unser Beruf, die Position, die wir in der Gesellschaft einnehmen, verändert sich im Laufe eines Lebens, doch der Urgrund bleibt gleich. Der Ursprung dessen, was uns ganz besonders entsprechen würde. Eltern wünschen sich für ihre Kinder Sicherheit nach dem Motto »Hauptsache, ein Beruf«. Das Ergebnis passt oft nicht zur eigenen Persönlichkeit – und früher oder später im Leben macht sich das unangenehm bemerkbar.

Innerhalb unseres Familiensystems lernen wir zunächst, eine Position einzunehmen. In dieser Position lernen wir den Umgang mit Autorität kennen, werden in unseren Fähigkeiten gefördert, das Thema Verantwortung kommt in unser Leben. Familie stellt die kleinste Form einer Gesellschaft dar – mit Regeln und Gesetzen, Anforderungen, Konflikten, Zusammenspiel, Werteaufbau und Verwirklichung. Hier lernen wir im geschützten Feld das, was wir später auf der Berufungsebene in die Realität umsetzen können. Das wäre das Optimum.

Viele von uns fühlen sich jedoch nicht unbedingt unterstützt und gefördert. Manchmal sind wir lange damit beschäftigt, den Weg freizuschaufeln, um uns überhaupt als aktives Mitglied einer Gesellschaft zu fühlen. Um Freiräume auch nutzen zu können.