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DEEPAK CHOPRA, M.D., FACP, Gründer der Chopra-Stiftung und Mitbegründer des Chopra Center for Wellbeing and Jiyo, ist ein weltweit anerkannter Pionier auf dem Gebiet der ganzheitlich ausgerichteten integrativen Medizin und der persönlichen Transformation. Er ist ein staatlich geprüfter Arzt für innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, und Ehrenmitglied des American College of Physicians, klinischer Professor in der Abteilung für Familienmedizin und öffentliche Gesundheit an der University of California, San Diego, Forscher für Neurologie und Psychiatrie am Massachusetts General Hospital und Mitglied der American Association of Clinical Endocrinologists. Bei einer globalen Internetbefragung der WorldPost und The Huffington Post belegt Dr. Chopra Platz 17 bei den einflussreichsten Denkern der Welt und Platz 1 in der Medizin. Chopra hat mehr als 85 Bücher verfasst – viele davon New York Times-Bestseller –, die in 43 Sprachen übersetzt worden sind. Das Time Magazine zählt Dr. Chopra zu den 100 herausragenden Köpfen des 20. Jahrhunderts.

Deepak Chopra

META

HUMAN

Das Erwachen

eines neuen Bewusstseins

Aus dem amerikanischen Englisch

von Claudia Callies

Copyright © 2019 by Deepak Chopra

This translation published by arrangement with Harmony Books, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC

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© 2020 der deutschsprachigen Ausgabe by Irisiana Verlag,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-25841-2
V001

INHALT

Eine persönliche Vorbemerkung: Darüber hinausgehen

Überblick: Metahuman ist eine Entscheidung fürs Leben

TEIL EINS – Die Geheimnisse der Metawirklichkeit

1 Wir sind in eine Illusion verstrickt

2 »Ich« erzeugt Illusionen

3 Das unbegrenzte menschliche Potenzial

4 Metawirklichkeit bietet absolute Freiheit

5 Geist, Körper, Gehirn und Universum sind bearbeitetes Bewusstsein

6 Existenz und Bewusstsein sind eins

TEIL ZWEI – Erwachen

7 Die Erfahrung kommt zuerst

8 Über alle Geschichten hinausgehen

9 Der direkte Weg

TEIL DREI – Metahuman sein

10 Den Körper befreien

11 Wiedererlangung des Gesamtgeistes

12 Nicht-selektives Gewahrsei

13 Ein Leben

MONAT DES ERWACHENS: Das 31-Tage-Programm

Schlusswort

Danksagung

Eine persönliche Vorbemerkung

DARÜBER HINAUSGEHEN

Dieses Buch lädt Sie ein, herauszufinden, wer Sie wirklich sind. Beginnen wir mit zwei einfachen Fragen: In Momenten, in denen Sie sich sehr glücklich fühlen, beobachten Sie sich da selbst beim Glücklichsein? Wenn Sie wütend werden, ist ein Teil von Ihnen dann völlig frei von Wut? Sollten Sie beide Fragen mit »ja« beantworten, können Sie aufhören zu lesen. Dann sind Sie bereits angekommen und über das alltägliche Gewahrsein hinausgegangen. Ein solches Darüberhinausgehen (Transzendieren) ist nötig, um zu wissen, wer Sie wirklich sind. Selbsterkenntnis ist Ihr ständiger Begleiter. Mit der Zeit – oder vielleicht gerade jetzt – werden Sie sich selbst im Licht der Erkenntnis betrachten. Wie der große bengalische Dichter Rabindranath Tagore können Sie sagen: »Dass ich existiere, ist eine ständige Überraschung.«

Es wäre faszinierend, Sie persönlich zu treffen, denn Ihre Existenz ist zweifellos ziemlich ungewöhnlich – man könnte sogar sagen, dass Sie einzigartig sind. Sie sehen sich um und bemerken, dass die allermeisten Menschen einfach glücklich sind, wenn sie glücklich sind, und wütend, wenn sie wütend sind. Aber nicht Sie. Sie sehen mehr.

Als ich vor dreißig Jahren anfing, Bücher zu schreiben, war Glück eben Glück und Wut war Wut, das zusätzliche Element der Selbstbeobachtung war weitgehend unbekannt. Ein Wort wie Achtsamkeit lag noch nicht in der Luft; Meditationen ebenso wie die Frage nach einem höheren Bewusstsein kamen in der Welt eines Durchschnittsmenschen nicht vor. Ich war ein junger Arzt aus Boston mit einer größer werdenden Familie, und verbrachte meine Tage mit Arbeit, der Betreuung zahlreicher Patienten und dem Pendeln zwischen zwei oder mehr Krankenhäusern.

Als ich mich darüber freute, dass ein Patient mit einer Schilddrüsenerkrankung gesund wurde, beobachtete ich mich dann selbst, wie ich froh war? Ganz sicher nicht. Wenn ein leichtsinniger Apotheker das falsche Medikament ausgab, war dann ein Teil von mir nicht verärgert und betrachtete die Situation wie ein stummer Zuschauer? Nein. Wie alle anderen, die ich kannte, war ich glücklich oder wütend, ohne dies irgendwie weiter zu hinterfragen. Allerdings war ich in Indien aufgewachsen und konnte auf meine Kindheit zurückgreifen, um Hinweise auf einen anderen Seinszustand zu erhalten. Nach einer alten Upanishad ist der menschliche Geist wie zwei Vögel, die auf einem Ast sitzen. Einer der Vögel frisst die Früchte des Baumes, während der andere liebevoll zusieht.

Da ich einige Jahre lang eine Schule besuchte, die von katholischen Ordensbrüdern geleitet wurde, erhielt ich weitere Hinweise, wie zum Beispiel von Jesus, der seinen Jüngern sagte, sie seien »in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt«. Wenn Sie diesen Satz googeln, werden Sie eine Fülle von Interpretationen finden. Im Kern bedeutet er aber, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Glauben an das weltliche Leben und dem Nicht-Daran-Glauben. Wenn man sich nicht auf das weltliche Leben einlässt, lehrt Jesus, ist man irgendwie bei Gott.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass all diese Hinweise auf ein höheres Bewusstsein mich schon früh fasziniert und mein weiteres Leben geprägt haben. Dem ist aber nicht so. Ich speicherte sie im Hinterkopf ab, ohne sie in meinem geschäftigen, stressigen Alltag jemals abzurufen. In mir keimte noch kein Gewahrsein für die absolute Wahrheit auf, die besagt, dass ich und alle anderen auf der Welt das Geheimnis der Existenz verkörpern. Dies ist letztlich der Grund, warum Tagore immer wieder überrascht war. Wer zur Wirklichkeit erwacht, stellt sich dem Geheimnis der Existenz: Ohne einen selbst könnte es kein Geheimnis geben.

Ich habe gerade ein paar ziemliche Gedankensprünge gemacht, ich weiß. Es gibt eine große Kluft zwischen den Dingen, die die Menschen jeden Tag tun müssen, also aufstehen, anziehen, zur Arbeit gehen und so weiter, und dem Geheimnis der Existenz. Eine Gesellschaft, die auf Vernunft und Wissenschaft basiert, blickt skeptisch auf Vorstellungen wie in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein, oder auf den Begriff der absoluten Wahrheit. Wir leben alle in einer Wirklichkeit, die die Regel »Was du siehst, ist, was du bekommst« verinnerlicht hat. Die physische Welt stellt uns vor Herausforderungen, die wir schließlich bewältigen; und während der rationale Verstand dem dunklen Unbekannten auf den Grund geht, fördert er dadurch immer mehr neue Fakten und Daten zutage, und nicht ein Gefühl des Staunens, dass wir überhaupt existieren.

Was mich zuerst dazu brachte, mich dem Geheimnis des Lebens zu stellen, war die Medizin. Ich hatte mich auf die Endokrinologie spezialisiert, die mich faszinierte, weil Hormone ganz einzigartige Substanzen sind. Sie können uns träge und stumpf machen, wenn wir an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden; sie machen uns bereit zu kämpfen oder zu flüchten, wenn wir mit einer Bedrohung konfrontiert werden.

Wir sind es so gewohnt, den chemischen Ursprung von Verhaltensweisen zu akzeptieren, dass wir jugendlichen Autorasern automatisch einen »zu hohen Testosteronspiegel« zuschreiben. Und auch wenn der Sexualtrieb durch unsere Kultur etwas im Zaum gehalten wird, ist er doch nie wirklich gezähmt, so wie das Verlieben nie rational ist. Wenn ich damit zufrieden gewesen wäre, die Lehrmeinung über den Zusammenhang zwischen Hormonen und ihren Auswirkungen zu akzeptieren, wäre dies das Ende der Geschichte gewesen.

Die Hormonsache – und nicht nur diese – hat jedoch einen gewaltigen Haken, der die Wirklichkeit selbst möglicherweise infrage stellt. Im Gehirn wird ein Hormon namens Oxytocin produziert, das auch als »Bindungshormon« bezeichnet wird, weil das Vorhandensein größerer Mengen davon eine Person liebevoller und vertrauensvoller macht. Aber diese von der Hypophyse abgegebene Substanz ist viel komplexer. Mütter von Neugeborenen haben einen sehr hohen Oxytocinspiegel, weil dies eine enge Bindung zum Baby fördert. Wenn Sie Ihren Hund für eine Weile streicheln, steigt der Oxytocinspiegel sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrem Hund an. Oxytocin lässt das Herz mancher Menschen beim Anblick ihrer Nationalflagge höherschlagen, während ihnen die Flaggen anderer Länder gleichgültig sind. Bei Frauen, nicht jedoch bei Männern, ist Oxytocin während der sexuellen Erregung in erhöhtem Maße nachweisbar und sorgt dafür, dass sie eine emotionale Bindung zu ihrem Sexualpartner aufbauen.

Das ist doch alles irgendwie merkwürdig, oder nicht? Und doch erschüttern diese komplexen Erkenntnisse die meisten Endokrinologen in ihrem Glauben nicht. Bei mir war es anders. Was mir auffiel, war, dass das Verhalten nicht vom Oxytocin diktiert wird, sondern nur eintritt, wenn der Geist mitzieht. Eine Frau wird keine größere Zuneigung zu einem Sexualpartner haben, wenn sie während des Sexualaktes abgelenkt wird oder Sie dazu gezwungen wird. Der Oxytocinspiegel steigt nicht, wenn jemand einen Hund tätschelt, den er gar nicht sonderlich mag. Sie werden der Flagge Ihres Landes keine positiven Gefühle entgegenbringen, wenn Sie von einem autoritären Regime gezwungen werden, davor zu salutieren.

Ich erkannte die brisante Auswirkung der Geist-Körper-Verbindung. Es schien, als wären wir zwei Wesen: zum einen ein Roboter, der von Chemikalien programmiert werden kann, zum anderen ein frei denkender, erwägender und entscheidender Geist. Diese beiden sind scheinbar unvereinbar. Sie haben keinen offensichtlichen Grund, zu koexistieren, und doch tun sie es, wie es sich im Aufbau unseres Nervensystems widerspiegelt. Ein Teil funktioniert automatisch und ermöglicht es Ihnen, dass Sie leben können, ohne darüber nachdenken zu müssen. Sie müssen nicht daran denken, weiter zu atmen oder Ihr Herz schlagen zu lassen. Aber Sie können bewusst die Kontrolle übernehmen, und das willkürliche (somatische) Nervensystem erlaubt es Ihnen, die Atmung zu verändern und sogar, mit ein wenig Übung, die Herzfrequenz zu verlangsamen.

Plötzlich befinden wir uns an der Schwelle zu einem Geheimnis, denn etwas muss entscheiden, ob eine Handlung erforderlich ist. Dieses Etwas kann nicht das Gehirn sein, denn diesem ist es gleichgültig, welcher Teil des Zentralnervensystems (ZNS) zur Anwendung kommt. Das vegetative oder autonome Nervensystem, der unwillkürliche Teil des ZNS, erhöht die Herzfrequenz, wenn Sie einen Marathon laufen, aber Sie waren es, der oder die sich entschieden hat, den Marathon überhaupt in Angriff zu nehmen.

Wer ist nun aber dieses »Sie«, das entschieden hat?

Diese Frage bringt die Wirklichkeit durcheinander. Sie – das heißt, Ihr Selbst – entscheiden in jedem Moment, welcher Teil Ihres Nervensystems zum Einsatz kommen soll, und genau deshalb können Sie nicht die Schöpfung von einem dieser Teile sein. Wenn Sie diese einfache Tatsache erkennen, sind Sie auf dem Weg zur Selbstwahrnehmung. Sie können gleichzeitig glücklich sein und sich beim Glücklichsein betrachten. Sie beginnen sich ganz ohne Wut zu betrachten, auch wenn Sie Wut zeigen.

Der Grund für diese Veränderung ist einfach: Sie sind über die rein physische Seite des Lebens hinausgegangen. Sie sind sich darüber bewusst geworden, was Sie eigentlich sind: der Benutzer des Gehirns, nicht das Gehirn; der Reisende in einem Körper, nicht der Körper; der Denker der Gedanken, der weit, weit mehr als irgendein Gedanke ist. Wie ich auf den folgenden Seiten zeigen werde, befindet sich Ihr wahres Selbst jenseits von Zeit und Raum. Wenn Sie sich mit Ihrem wahren Selbst identifizieren, haben Sie das Diktum erfüllt, in dieser Welt zu sein, aber nicht von ihr. Das griechische Wort meta bedeutet »jenseits, nach«, also benutze ich es, um die Wirklichkeit zu beschreiben, die jenseits von »Was du siehst, ist, was du bekommst« liegt. Wenn Sie sich der Metawirklichkeit stellen, sind Sie metahuman.

Jeder Mensch befindet sich zumindest sporadisch in der Metawirklichkeit. Sie ist die Quelle aller Kreativität, aller Schöpferkraft, denn ohne ein Hinausgehen über das Alte und Konventionelle gäbe es keine neuen Gedanken, Kunstwerke, Bücher oder wissenschaftlichen Erkenntnisse. Egal, wie viele Gedanken Sie in Ihrem Leben schon hatten, es gibt noch unendlich mehr, was Sie denken können; egal, wie viele Sätze Schriftsteller schon geschrieben haben, es gibt noch unendlich viel mehr zu schreiben. Wörter und Gedanken werden nicht im Gehirn gespeichert wie Informationen in einem Computer, um mechanisch herumjongliert zu werden, wenn ein anderer Gedanke gebraucht wird. Shakespeare war nicht nur ein einfacher Jongleur seines elisabethanischen Vokabulars – er verwendete Wörter auf kreative Weise. Van Gogh kombinierte nicht einfach die Standardfarben auf seiner Palette, sondern er nutzte die Farben, um die Welt um ihn herum auf eine neue Art zu sehen.

Indem ein Mensch »darüber hinausgeht«, verleiht er dem Leben eine neue Bedeutung. Wenn Sie mehr wollen, als das Leben Ihnen bietet, ist es nicht Ihr Gehirn, das sich nach mehr Bedeutung sehnt. Das Selbst, das die Dinge aus einer höheren Perspektive betrachtet, entscheidet darüber. Das Selbst entscheidet auch, wen es lieben soll, was Wahrheit ist, ob es vertrauen soll und so weiter. Wenn eine Mutter bestimmt, dass eine launische Dreijährige ein Nickerchen braucht, ist sie über eine einfache Beurteilung dessen hinausgegangen, was das Kind tut und sagt.

Wenn sich das »Darüberhinausgehen« als so unerlässlich erwiesen hat, warum sind wir dann nicht schon metahuman? Es gibt keinen Grund, immer wieder die gleichen banalen, müden Meinungen zu wiederholen, den gleichen überholten gesellschaftlichen Konventionen zu folgen und sich dem konformistischen Denken zu ergeben. Sie alle sind voll Fallstricke, die zu noch mehr Konflikten, Kriegen, Rassenvorurteilen und häuslicher Gewalt führen. Wir entscheiden uns dafür, unsere eigenen Gefangenen zu sein. Dieses Paradoxon, gleichzeitig die Rolle des Häftlings und des Gefängniswärters zu spielen, hat der Menschheit ungeheures Leid zugefügt.

Um das ganze traurige Durcheinander zu beenden, ist eines nötig: vom humanen in den metahumanen Zustand überzugehen. Beide Zustände existieren hier und jetzt. Sie müssen nicht erst irgendwo hingehen, um die Metawirklichkeit zu erreichen. Wie die beiden in der Upanishad beschriebenen Vögel im Baum kosten Sie das Leben und betrachten sich gleichzeitig selbst dabei. Aber der betrachtende Part wird ignoriert, unterdrückt, übersehen und unterbewertet. Die Transformation, die Sie metahuman werden lässt, ist in den spirituellen Traditionen der Welt als »Erwachen« bekannt. Sobald jemand in den metahumanen Zustand aufgestiegen ist, scheint ihm das alte alltägliche Selbst wie ein Schlafwandler gewesen zu sein, der sich der unendlichen Möglichkeiten des Lebens kaum bewusst war.

Erwacht zu sein bedeutet, sich vollständig selbst wahrzunehmen. Viele andere Metaphern kommen mir in den Sinn. Metahuman ist wie die Einstellung auf den gesamten Funkbereich und nicht nur auf einen Kanal. Es ist wie eine Saite, die zu einer höheren Note schwingt. Es ist wie das Erblicken einer Welt in einem Sandkorn. Aber wie ist ein einschränkendes Wort. Das Echte ist unbeschreiblich und muss aus erster Hand erlebt werden, so wie das Sehen für jemanden, der blind geboren wurde, nicht zu beschreiben ist, aber doch offenbarend ist, wenn dieser Mensch später das Augenlicht erlangt.

Redakteure ermutigen Autoren, ihre Leser mit dem Versprechen von etwas Neuem und Anderem zu locken. Erwachen ist aber so alt wie das Menschsein. Es ist unmöglich, so etwas wie den Zustand des Erwachtseins zu versprechen, da er sowieso überhaupt nicht zu beschreiben ist. Wenn ich auf meine früheren Arbeiten zurückblicke, merke ich, dass ich etwas gehemmt war angesichts des geheimnisvollen Charakters des Erwachens. Diesmal aber habe ich tief durchgeatmet und alles auf eine Karte gesetzt. Ich vertraue darauf, dass meine Leser und Leserinnen nicht blind geboren wurden, dass ihnen das Sehen nicht völlig unbekannt ist. Mit ein wenig Vertrauen kann uns allen gezeigt werden, dass wir bereits metahuman sind und dass die Metawirklichkeit hier und jetzt existiert.

Ich weiß nicht, wer am Ende überzeugt sein wird und wer nicht. Letztendlich gehorcht das Geheimnis des Menschseins nur sich selbst. Aber an eine Sache glaube ich. Wenn Sie sich beim Lesen dieses Buches mit dem verbinden, was es bedeutet, zu erwachen, werden Sie die Wahrheit in viel kürzerer Zeit erkennen als in den dreißig Jahren, auf die ich zurückblicke. Je schneller das Metahumane in unserem Leben anbricht, desto besser.