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WAS SIE DAMIT ERREICHEN KÖNNEN:
ARUNA MEIKE SIEWERT
ist Heilpraktikerin und Dozentin an einer Heilpraktikerschule in Berlin
»Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier und erwacht im Menschen.«
(ANGELUS SILESIUS)
Überall um uns herum lauern Krankheitserreger – unser Immunsystem hat alle Hände voll damit zu tun, ihnen zu trotzen. Wenn es uns »erwischt« hat und wir mit einer Infektionskrankheit kämpfen, greifen wir schnell zum chemischen Antibiotikum. Doch viel seltener als oft gedacht ist dies sinnvoll. Die Medikamente schwächen das Immunsystem und bergen das Risiko, dass die Erreger resistent werden. In diesem Buch lesen Sie, was Antibiotika sind und wie sie wirken. Außerdem erfahren Sie, welche Fragen Sie beim Arzt stellen sollten, wenn er ein Antibiotikum empfiehlt. Ein Extra-Kapitel zeigt Ihnen, wie Sie nach einer nötigen Antibiotikabehandlung mithilfe von Heilpflanzen und gesunder Ernährung Ihr Immunsystem wieder aufbauen.
Der Hauptteil des Buches widmet sich den Kräften altbewährter Heilpflanzen und zeigt Ihnen, wie Sie leichtere Infekte mit pflanzlicher Hilfe ohne Nebenwirkungen behandeln können. Pflanzliche Mittel wirken dabei – im Gegensatz zu chemischen Antibiotika – nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen Viren und Pilze. Mit antibiotisch wirksamen Heilpflanzen unterstützen Sie Ihr Immunsystem, statt es zusätzlich zu schwächen, und gehen aus jedem Infekt gestärkt hervor. Auf diese Weise sind Sie beim nächsten Infekt gewappnet. Sie werden schneller wieder gesund und seltener krank.
Dieses Buch hilft Ihnen auch dabei, zu erkennen, wann Sie zum Arzt gehen sollten, um Komplikationen zu vermeiden. Ich will Sie jedoch grundsätzlich ermutigen, den Pflanzen und den Selbstheilungskräften Ihres Körpers zu vertrauen! Je mehr Erfahrung Sie damit gewinnen, umso wirkungsvoller können Sie sich und Ihrer Familie selbst helfen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Nachschlagen und Lesen – und viel Gesundheit!
SEIT WANN GIBT ES EIGENTLICH ANTIBIOTIKA, WER HAT SIE ENTDECKT? WIE WIRKEN SIE, WANN BRAUCHEN WIR SIE, UND WAS MÜSSEN WIR BEI DER ANWENDUNG BEACHTEN? DAS ALLES LESEN SIE IN DIESEM KAPITEL.
Wahrscheinlich haben auch Sie schon einmal oder mehrmals vom Arzt ein Antibiotikum verschrieben bekommen. Hier lesen Sie, was es mit diesen Mitteln auf sich hat.
Wie bei vielen Medikamenten gilt für Antibiotika: Was unser Leben retten kann, nützt uns das andere Mal wenig oder schadet sogar.
Aber beginnen wir am Anfang: Der Name Antibiotikum setzt sich zusammen aus dem griechischem »anti«, was so viel wie »gegen« oder »anstelle« bedeutet, und »bios«, also »Leben«. Die Mittel sollen also Lebewesen bekämpfen, welche dem Körper schaden können. Die Geschichte der Antibiotika beginnt weit vor der Zeit des Bakteriologen Alexander Fleming (1881–1955), der allgemein als ihr Entdecker gilt.
Bereits im Jahr 1893 isolierte der italienische Arzt und Mikrobiologe Bartolomeo Gosio (1863–1944) einen Stoff aus eine m Schimmelpilz, der den Erreger für die gefürchtete Infektionskrankheit Milzbrand am Wachstum hindern konnte.
Einige Jahre später wunderte sich der französische Militärarzt Ernest Duchesne (1874–1912) darüber, dass die Pferdesättel des Militärs mit Absicht in dunklen, feuchten Räumen aufbewahrt wurden, wo sich Schimmelpilze auf den Sätteln bildeten. Die Begründung der Stallburschen für diese besondere Aufbewahrungsart ließ ihn aufhorchen: Die Scheuerwunden der Soldaten, die durch das Reiten hervorgerufen wurden, würden durch die von Schimmelpilz befallenen Sättel besser abheilen!
Erste wissenschaftliche Versuche
Duchesne begann nun, diese Erkenntnisse in seine Forschung zu integrieren, und bereitete eine Lösung aus Schimmelpilzen zu, die er kranken Versuchstieren injizierte. Die Tiere gesundeten. 1897 schrieb Durchesne seine Doktorarbeit über die antimikrobielle Wirkung von Schimmelpilzen. Vielleicht war er mit seinen gerade 23 Jahren zu jung, vielleicht war er einfach seiner Zeit zu weit voraus, auf jeden Fall wurde die Doktorarbeit damals abgelehnt. Es dauerte noch eine ganze Zeit, bis das Wissen um die bakterienzerstörende Wirkung des Schimmelpilzes anerkannt wurde.
Penicillin: eine Zufallsentdeckung
1921 isolierte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming (1881–1955) in seinem Labor ein Lysozym – so nannte er das Enzym, das in der Lage ist, die Zellwände von krank machenden Bakterien zu zerstören und somit das Bakterium abzutöten. Dieses Enzym kommt natürlicherweise in unseren Körperflüssigkeiten vor, besonders in den Schleimhäuten, somit in Tränen, Speichel und so weiter. Es unterstützt unser körpereigenes Immunsystem dabei, Krankheitskeime zu bekämpfen, sofern diese nicht zu gehäuft auftreten.
1928 entdeckte Fleming eher zufällig einen Pilz, der in der Lage war, Staphylokokken aufzulösen – gefährliche Bakterien, die bis heute für zahlreiche schwere Erkrankungen verantwortlich sind. In einer in Vergessenheit geratenen Petrischale mit den Krankheitserregern hatte sich – wahrscheinlich aus einer hygienischen Unachtsamkeit heraus – ein Schimmelpilz gebildet. Fleming erkannte, dass dieser Pilz offensichtlich in der Lage war, die Staphylokokken aufzulösen. Der Pilz heißt Penicillium chrysogenum (früher P. notatum). Alexander Fleming isolierte erfolgreich den keimtötenden Stoff aus dem Pilz – das Penicillin war geboren!
Ohne die Gründe der Heilwirkung benennen zu können, hatten also bereits Duchesnes Stallburschen (siehe links) mithilfe antibiotisch wirkender Substanzen krank machende Bakterien erfolgreich bekämpft!
So ging es weiter
Nicht immer gelang es, mit dem neuen Wirkstoff die Keime abzutöten. Damals war es noch nicht möglich, eine Substanz mit den Eigenschaften des Penicillins chemisch herzustellen. Man brauchte die Pilze und musste daraus immer erst die bakterientötende Substanz isolieren. Deshalb konnte der Einsatz des antibiotischen Stoffes in größeren Mengen beim Menschen noch nicht erfolgen. Im Anschluss an Flemings Entdeckung bedurfte es daher vieler weiterer Forschungen und Bemühungen von Bakteriologen wie Gerhard Johannes Paul Domagk (1895–1964), Biochemikern wie Sir Ernst Boris Chain (1906–1979) und Pathologen wie Howard Walter Florey (1898–1968), bis es 1942 endlich so weit war: Mitten im Zweiten Weltkrieg konnte Penicillin erstmals beim Menschen in größeren Mengen heilbringend eingesetzt werden. Mit dem großflächigen Einsatz von Antibiotika konnte bei schwer verwundeten Soldaten den drohenden Infektionen entgegengewirkt und somit viele Leben gerettet werden.
Später wurde das »Wundermittel« auch in der Zivilbevölkerung eingesetzt. Wirksam bekämpfte man damit bis dahin oft tödlich verlaufende Infektionserkrankungen wie Wundinfektionen, Blutvergiftung, Lungenentzündung, Gehirnhautentzündung, Tuberkulose und andere.
Alexander Fleming entdeckte das Penicillin, das er aus einem Schimmelpilz gewann, durch Zufall in seinem Labor.
ÄMTER UND WÜRDEN
Ein beispielloser Siegeszug der Wissenschaft über die Bakterien hatte durch einen Zufall seinen Anfang genommen. Alexander Fleming wurde für seine Entdeckung geadelt, war Ehrendoktor an verschiedenen Universitäten in Europa und Amerika. 1945 erhielt er zusammen mit Howard Walter Florey und Ernst Boris Chain (siehe oben) den Nobelpreis für Medizin.
Der Einsatz von Antibiotika im Zweiten Weltkrieg siehe > zeigte es erstmals: Sie können bei schweren bakteriellen Erkrankungen lebensrettend sein. Die Entdeckung des Penicillins und die Entwicklung der weiteren antibiotischen Substanzen bedeuteten einen Siegeszug der Medizin gegen viele lebensgefährliche Krankheiten und Epidemien. Erkrankungen, die früher in den meisten Fällen tödlich verliefen, heilen heute mithilfe von Antibiotika oft komplikationslos siehe >.
Erreger töten, Körperzellen verschonen
Bis heute werden Antibiotika auch aus natürlichen Stoffen gewonnen, die teilweise chemisch verändert werden. Es gibt aber auch viele Antibiotika, die komplett synthetisch hergestellt werden.
Die Ausgangssubstanzen von Antibiotika sind die Stoffwechselprodukte von Organismen wie Pilzen, die in niedrigen Dosierungen Krankheitserreger entweder in ihrem Wachstum hemmen (bakteriostatisch) oder aber sie töten (bakterizid), indem sie die Auflösung ihrer Zellwand bewirken (bakteriolytisch). Antibiotika (von griechisch »anti« = »anstelle, gegen« und bios = »Leben«) wirken also gegenüber bestimmten Zellen tödlich, während sie die gesunden Zellen des menschlichen Organismus zwar beeinflussen, aber nicht dauerhaft zerstören. Das liegt daran, dass die Zellwände von Bakterien anders beschaffen sind als die von menschlichen Zellen: Während die äußere Schicht der menschlichen Zelle aus einer Plasmamembran besteht, die eine Zelle von der anderen abgrenzt, besteht die Zellwand eines Bakteriums aus einer Schicht von Zucker-Aminosäuren-Molekülen, auch Murein (von lat. murus = Mauer) genannt. In der Bakterienzelle sind mehr Teilchen als außerhalb. Wird die Zellwand beschädi gt, strömt durch den Druckunterschied Wasser in die Zelle und zerstört sie.
Manchmal findet man, wonach man gar nicht gesucht hat.
ALEXANDER FLEMING
DIE ABWEHR UNTERSTÜTZEN
Antibiotika wirken also nach dem gleichen Prinzip wie das körpereigene Lysozym siehe >. Unser Immunsystem ist in der Lage, mit Bakterien fertigzuwerden. Sind es allerdings zu viele, braucht der Körper Unterstützung von außen durch Stoffe wie Penicillin, die Wachstum und Vermehrung der Bakterien eindämmen.
TIPP
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
Leider besteht das Risiko, dass Erreger gegen Antibiotika unempfindlich werden, also Resistenzen entwickeln (mehr dazu lesen Sie ab >). Zudem werden auch Bakterien, die für die Gesundheit wichtig sind siehe > , häufig Opfer einer Antibiotikatherapie, was langwierige Folgen haben kann. Auch kann es zu schweren Durchfällen kommen, suchen Sie in einem solchen Fall umgehend den Arzt auf.
Wie Sie unerwünschte Nachwirkungen einer Antibiotikatherapie mit natürlichen Mitteln verringern können, lesen Sie ab >.
Welche Arten von Antibiotika gibt es heute, und wie wirken sie jeweils? Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir etwas tiefer in die Materie eintauchen. Je nachdem, wo und gegen welche Art Bakterium die einzelnen Antibiotika wirken, werden sie in verschiedene Gruppen unterteilt. Der Arzt muss von Fall zu Fall genau prüfen, welches Mittel den größten Nutzen verspricht.
Aminoglykosid-Antibiotika
In erster Linie werden diese Medikamente bei bakteriellen Infektionserkrankungen als Injektion eingesetzt, etwa bei Hirnhaut-, Herzklappen- oder Knochenmarkentzündung. Nur wenn, zum Beispiel bei bevorstehenden Operationen, im Darm weitgehende Keimfreiheit gewünscht ist, werden sie als Tablette verabreicht. Aminoglykoside vernichten eine große Zahl verschiedener Erreger. Sie binden sich in der Zelle an die Ribosomen – Zellorgane, die für die Herstellung von Eiweißen zuständig sind. Dadurch werden die Eiweiße funktionsunfähig, das Bakterium stirbt. Das funktioniert vor allem bei aeroben Bakterien, die Sauerstoff zum Leben brauchen. Bei den verbreiteten Streptokokken sowie bei manchen anaeroben Bakterien wirken die Mittel nicht. Vor allem bei der Einnahme treten Nebenwirkungen wie Nierenschäden und Schäden im Innenohr auf, ebenso Störungen der Blutbildung und Sehstörungen. Während der Schwangerschaft oder bei schweren Nierenerkrankungen sollte man auf Aminoglykoside verzichten.
Zu der Wirkstoffgruppe gehören unter anderem Gentamicin, Tobramycin, Streptomycin und Amikacin.
ß-Lactam-Antibiotika
Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist der Wirkstoff aus dem von Alexander Fleming entdeckten Schimmelpilz Penicillinum notatum. Die Antibiotika wirken bakterizid, also bakterienzerstörend: Will das Bakterium sich teilen und somit vermehren, braucht es ein bestimmtes Enzym zum Aufbau einer stabilen Wand. ß-Lactam-Antibiotika blockieren dieses Enzym und hemmen so die Vernetzung des Mureins. Dadurch entstehen Löcher in der Zellwand, Wasser fließt in die Zelle, und sie wird zerstört. Dieser Prozess findet allerdings nur im sich vermehrenden Bakterium statt. Ein Bakterium, das nicht mit Vermehrung und Teilung beschäftigt ist, bleibt davon unberührt. Von diesen inaktiven, die Antibiotikatherapie überlebenden Bakterien können Krankheitsrückfälle ausgelöst werden. Es gibt inzwischen zudem viele Krankheitserreger, die gegen ß-Lactam-Antibiotika resistent geworden sind siehe >.
Antibiotika dieser Gruppe sind für uns relativ gut verträglich, weil der Vorgang des Zellaufbaus der Bakterien sich von dem unserer Körperzellen unterscheidet. Viele Menschen reagieren aber auf Penicillin mit einer Allergie. Diese kann im schlimmsten Fall zu einem anaphylaktischen Schock führen, einer Überreaktion des Immunsystems, die tödlich verlaufen kann. Häufiger sind Beschwerden wie Hautirritationen und juckende, rote Pusteln. Zeigen sich während der Einnahme Hinweise einer solchen Allergie, ist eine sofortige Krankenhauseinlieferung zur Beobachtung angezeigt.
Zu dieser Gruppe gehören Penicilline wie Amoxicillin, Benzylenicillin und Oxacillin; Cephalosporine wie Cefamandol und Cefotaxim sowie viele weitere Stoffe.
Chinolone
Chinolone, früher auch Gyrasehemmer genannt, greifen in die Erbsubstanz des Erregers ein, verhindern so die Herstellung wichtiger Eiweiße und lassen das Bakterium absterben. Sie werden synthetisch hergestellt und kommen oft bei Nieren- und Harnwegsinfektionen zum Einsatz, aber auch bei anderen Erkrankungen. Es kann zu vielen unerwünschten Nebenwirkungen kommen, etwa zu Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Erbrechen. Auch Kopfschmerzen, Schwindel, Depressionen, Psychosen, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen und eine Senkung des Blutzuckerspiegels sind beobachtet worden. Wegen möglicher Knorpelschäden dürfen Schwangere und Kinder die Medikamente nur in seltenen Ausnahmefällen einnehmen.
Zu den Wirkstoffen dieser Gruppe gehören unter anderem Levofloxacin, Ciprofloxacin, Ofloxacin und Norfloxacin.
Glykopeptid-Antibiotika
Die Zerstörung des Bakteriums verläuft bei Glykopeptiden ähnlich wie bei ß-Lactam-Antibiotika: Das sich teilende Bakterium wird im Aufbau der Zellwand gehemmt, die Wand wird durchlässiger, durch den Druckunterschied zwischen innen und außen läuft Wasser in die Zelle, und diese wird zerstört.
Glykopeptide gehören zu den sogenannten Reserveantibiotika: Sie kommen vor allem dort zum Einsatz, wo sich bereits Resistenzen gegen andere Arten entwickelt haben siehe >. Um Resistenzen gegen diese wichtigen Antibiotika möglichst zu vermeiden, sollten sie nur sehr bedacht eingesetzt werden.
Zu dieser Gruppe gehören die Wirkstoffe Vancomycin und Teicoplanin. Sie werden etwa bei multirestistenten Enterokokken- oder Staphylokokken-Stämmen eingesetzt.
Makrolid-Antibiotika
Sie werden häufig bei Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie sich in den Ablauf der Eiweißproduktion des Bakteriums einschalten und so die lebenswichtige Eiweißsynthese blockieren. Sie hemmen also vor allem stoffwechselaktive Bakterien. Makrolide haben eine lange Wirkdauer, weil sie von ihren Trägerstoffen nur langsam freigesetzt werden und zudem nur langsam vom Körper abgebaut werden. Der Nachteil der Stoffe ist, dass die Bakterien relativ schnell gegen sie resistent werden. Zudem verlangsamt der Wirkstoff ein Enzym in der Leber, das für den Abbau anderer Stoffe verantwortlich ist, die etwa in Herzmedikamenten und Gerinnungshemmern enthalten sind. Diese Medikamente wirken dann stärker und länger als gewünscht.
Zu dieser Gruppe gehören Stoffe wie Erythromycin, Roxithromycin, Clarithromycin oder Azithromycin. Sie wirken sowohl bei grampositiven als auch bei einigen gramnegativen Erregern siehe >, aber auch bei Chlamydien und Spirochäten.
Polypeptid-Antibiotika
Diese Mittel werden nur bei äußerlichen Infektionen lokal eingesetzt und heißen deshalb auch Lokalantibiotika. Eine Einnahme hätte schwere Nebenwirkungen wie Schädigungen des Nervensystems oder der Nieren zur Folge. Die Mittel wirken nur gegen wenige Bakterienarten und werden daher oft in Kombination mit anderen Lokalantibiotika und Medikamenten wie Kortison eingesetzt.
Das Einsatzgebiet der lokalen Antibiotika sind Haut und Schleimhäute. Dabei muss man unbedingt darauf achten, dass die Hautschichten intakt sind, sonst kann zu viel Wirkstoff über die Blutbahn in den Organismus eindringen.
Zu der Wirkstoffgruppe gehören Bacitracin, Gramicidin und Tyrothricin.
Sulfonamide
Diese auch als Folsäure-Antagonisten (Gegenspieler des Vitamins Folsäure) bezeichneten Mittel gibt es seit den 1930er-Jahren.
Deshalb haben viele Bakterienstämme bereits Resistenzen gebildet siehe >, die Antibiotika werden nur noch selten eingesetzt. Ihre Haupteinsatzbereiche sind Harnwegsinfektionen, aber auch Atemwegsinfekte oder Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Die Wirkung dieser Antibiotika beruht darauf, dass sie das Bakterium hindern, Folsäure aufzubauen. Die Zelle braucht aber Folsäure, um ihre DNA herzustellen – ohne intakte DNA gibt es weder Wachstum noch Vermehrung. Unsere Körperzellen brauchen ebenfalls Folsäure, der Organismus muss sie aber nicht selbst herstellen, sondern deckt seinen Bedarf aus der Nahrung ab.
Zu den Nebenwirkungen gehören unter anderem eine mögliche Veränderung des Blutbildes, allergische Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, erhöhte Lichtempfindlichkeit und Gelenkschmerzen.
Sulfonamide bekämpfen zum Beispiel Strepto- und Pneumokokken sowie Chlamydien. Die Wirkstoffe sind unter anderem Trimethoprim und Sulfamethoxazol.
Tetrazykline
Diese Stoffgruppe hatte früher ein breites Wirkspektrum, das heute durch zunehmende Resistenzen immer kleiner wird. Tetrazykline hemmen das Wachstum von grampositiven und gramnegativen Bakterien siehe > sowie von Bakterien ohne Zellwände wie Mykoplasmen, Chlamydien siehe >, Spirochäten und Borrelien.
Antibiotika dieser Gruppe machen leider auch vor unseren nützlichen Bakterien nicht halt: Sie schädigen die Darmflora, was Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber zur Folge haben kann. Auch die Scheidenflora wird stark in Mitleidenschaft gezogen, was häufig in vaginalen Pilzinfektionen endet siehe >. Weitere Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Hautjucken und Übelkeit sein. Bei hoher Dosierung sind Leberschädigungen und Bauchspeicheldrüsenentzündung seltene, aber mögliche Folgen. Auch wird die Wirkung der Antibabypille abgeschwächt.
Schwangere und Stillende dürfen Tetrazyklin nicht einnehmen, denn der Stoff kann zusammen mit Kalzium in den Zähnen und Knochen des Kindes eingelagert werden. Ebenso sollten Kinder unter 12 Jahren die Mittel nicht einnehmen.
Zu dieser Stoffgruppe gehören Doxycyclin und Minocyclin.
WICHTIG
BEIM KINDERARZT
Die Krankenkassenstatistik zeigt: Noch häufiger als für Erwachsene stellen Ärzte ein Antibiotikarezept für Babys und Kleinkinder aus, oft weil die besorgten Eltern dies fordern. Doch ein guter Arzt, am besten ein Kinder- und Jugendarzt, wird Nutzen und Risiken. > und > gut abwägen – und bei der sorgsam getroffenen Entscheidung für ein Antibiotikum genau ermitteln, welches am besten wirkt.
Wer sind nun eigentlich die Erreger, die wir mit Antibiotika bekämpfen? Allgemein geht man davon aus, dass Bakterien zu den frühesten Lebensformen gehören. Sie sind sehr anpassungs- und widerstandsfähig.
Das Wort Bakterie kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Stäbchen«. Viele haben tatsächlich die Form kleiner Stäbchen. Dagegen sind beispielsweise Kokken kugelförmig, Spirochäten wurmartig und spiralig.
Außerdem gibt es Bakterien mit Stielen und Anhängseln, in Kugel- oder Stäbchenketten, röhrenförmig, flächig und verzweigte Fäden bildend. Bakterien sind so klein, dass wir sie mit bloßem Auge nicht wahrnehmen. Sie können sich relativ problemlos an die vorhandenen Bedingungen anpassen – wichtig ist aber bei der Auswahl eines Medikaments, zu unterscheiden, ob ein Bakterium Sauerstoff zum Leben braucht (aerob), ob es von Sauerstoff getötet wird (obligat anaerob) oder ob es mit und ohne Sauerstoff gleichermaßen überleben kann (aerotolerant).
Außerdem können Bakterien in zwei weitere Gruppen eingeteilt werden: Der Däne Hans Christian Gram (1853–1938) hat eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, Bakterien durch Einfärben zu unterscheiden. Je nach Zellwandaufbau sind grampositive Bakterien färbbar,gramnegative Bakterien haben dagegen eine Lipidschicht um die Mureinwand, die den Farbstoff nicht so gut aufnehmen kann. Grampositive Bakterien erscheinen dunkelblau, gramnegative dagegen rot. Diese Gram-Färbung ist wichtig für die Diagnose bei Infektionskrankheiten, weil die Bakterien unterschiedlich auf Antibiotika reagieren.
Auf und in einem Menschen leben rund 100 Billionen Bakterien, etwa 10-mal so viele, wie wir Körperzellen haben! Sie bilden eine Art kleines Ökosystem und leben teilweise in Symbiose, profitieren also voneinander. Ohne sie wären wir nicht lebensfähig.
Viele leben auf den Schleimhäuten von Mund, Magen, Vagina, Dick- und Dünndarm und sind uns wohlgesinnt. Sie ernähren sich von den Abfallprodukten unseres Stoffwechsels und bauen die unverzichtbaren, aber auch unverdaulichen Ballaststoffe aus unserer Nahrung ab.
Manche »Bewohner« unserer natürlichen (=physiologischen) Bakterienflora schützen uns auch vor unliebsamen Kollegen und sind somit ein wichtiger Teil unseres Immunsystems. Der Lactobacillus bifidus beispielsweise erschwert die Ansiedlung krankmachender Erreger im Darm.
Die individuelle Bakteriengemeinschaft
Die genaue Zusammensetzung der nützlichen Bakterien ist bei jedem Menschen individuell verschieden. Wodurch diese Unterschiede zustande kommen, ist noch nicht abschließend geklärt, im Gespräch sind unter anderem die Ernährung sowie die genetische Disposition, also das »gesundheitliche Erbe«, das wir in die Wiege gelegt bekommen haben.
Auch die Bakteriengemeinschaften der unterschiedlichen Schleimhäute unterscheiden sich stark voneinander. Allein in unserer Darmflora sind mehrere Hundert verschiedene Bakterienarten zu Hause. Das Gleichgewicht der natürlichen »Bakterienflora« (ein früher üblicher Begriff) in unserem Organismus ist ein wesentlicher Faktor für unsere Gesundheit.
Um einen kleinen Überblick zu bekommen, welche Bakterien oftmals für unsere Krankheiten verantwortlich zeichnen, finden Sie hier eine Übersicht der am häufigsten vorkommenden Arten.
Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes)
Einige Unterarten der grampositiven, kugeligen und meist in Ketten angeordneten Streptokokken leben natürlicherweise auf den Schleimhäuten von Darm, Mund und Vagina. Kommt dagegen die krank machende Unterart des Bakteriums mit unseren Schleimhäuten in Berührung, vermehrt dieses sich rapide. Wenn das körpereigene Immunsystem nicht stark genug ist, lösen A-Streptokokken beispielsweise häufig Rachenentzündung, Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung und Scharlach aus. Auch bei Hautinfektionen wie zum Beispiel der Wundrose handelt es sich um A-Streptokokken. Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) ist kurz, sie beträgt etwa ein bis drei Tage. Gelingt es nicht, das Bakterium in seinem Wachstum einzudämmern und zu vernichten, können weitere schwere Folgeerkrankungen und Komplikationen auftreten. Dazu gehört unter anderem das rheumatische Fieber, aber auch eine akute Form der Nierenentzündung.
Diese Bakterienart spricht in der Regel gut auf Antibiotika an.
INFO
ANSTECKUNGSWEGE
Krank machende Bakterien werden vor allem auf zwei Wegen übertragen:
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae)