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© 2020 Carrie A. Cullen (Pseudonym)

Impressum: Nadine Fritz

Erich-Kanebley-Hoff 2b

21629 Neu Wulmstorf, D

Umschlag / Covergestaltung: Catrin Sommer
www.rausch-gold.com
Bildmaterial: Shutterstock_195045341 u. _1333439783

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH,
Norderstedt

ISBN 978-3-7504-7868-8

Für alle, denen Liebe wichtiger ist.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Ava

5 Jahre später. Sommer 2014. Newport.

»Ich will aber, dass Daddy mir die Schuhe anzieht!«

Ich atmete tief ein und stand auf, um den Schuh einzusammeln, den AJ soeben durch den Flur geworfen hatte. »Der ist mit Onkel Matthew draußen.«

»Ich will zu Daddy!«, jammerte mein Sohn und versuchte aufzustehen, als ich mich vor ihn hockte und seinen Fuß in die Hand nahm.

»Dafür musst du dir vorher deine Schuhe anziehen«, erklärte ich ihm geduldig.

»Aber das soll Daddy machen!«

»AJ, hör damit auf!«, ermahnte ich ihn, als er erneut nach dem Schuh griff.

Ich kämpfte schon den ganzen Morgen mit ihm. Erst wollte er sein Müsli nicht essen, weil er gesehen hatte, dass Magda Kuchen für nachmittags buk. Natürlich wollte er dann viel lieber davon ein Stück essen. Dann hatte er keine Lust, seine Zähne zu putzen und rannte immer wieder davon. Das nächste Theater gab es bei der Kleiderwahl. Denn er bestand darauf, sein Feuerwehrmann-Kostüm anzuziehen. Als ich ihm erklärte, dass das heute aber nicht möglich war, warf er sich auf den Boden und fing an zu schreien. An jedem anderen Tag wäre das für mich kein Problem gewesen. Ich kannte seine Wutanfälle mittlerweile nur zu gut. Aber ausgerechnet heute deutete alles darauf hin, dass meine Migräne im Anmarsch war. Mein Nacken fühlte sich steif an, meine Schläfen pochten und das helle Licht draußen tat mir in den Augen weh. Da Aiden gestern erst sehr spät nach einer langen Woche aus New York zurückgekehrt war, hatte ich ihn heute Morgen länger schlafen lassen. Er und Daniel hatten ein neues Projekt an Land gezogen und sich mit Geschäftspartnern getroffen, um die finalen Details zu besprechen.

»ICH WILL ZU DADDY!«, schrie AJ und warf sich so heftig zurück, dass er mit dem Kopf auf dem Marmorboden aufgekommen wäre, wenn nicht Ian, Matthews Freund, im letzten Moment eingegriffen hätte.

»Hey, du Räuber! Wieso schreist du hier so rum? Ist deine Mommy etwa schwerhörig?« Ian warf AJ in die Luft und fing ihn gleich wieder auf. »MÜSSEN WIR ALLE SO MIT IHR REDEN, WEIL SIE UNS SONST NICHT VERSTEHT?«, rief er extra laut und brachte AJ damit gleich wieder zum Lachen.

»Weiter, Onkel Ian! Noch mehr!«, rief er.

»Danke«, flüsterte ich erleichtert und spürte mein Herz wild in meiner Brust schlagen.

Ian hielt AJs Fuß fest, damit ich ihm endlich den zweiten Schuh anziehen konnte. Blitzschnell flitzte AJ durch das Wohnzimmer raus auf die Terrasse. Matthew drehte sich zu meinem Sohn um, als dieser laut nach ihm rief und schon eine Sekunde später in seine Arme sprang. Matthew klemmte sich AJ wie einen Sack Mehl unter den Arm und lief mit ihm durch den Garten.

AJs aufgeregtes Lachen drang bis ins Haus. »Daddy, hilf mir!«, kreischte er laut.

Aiden lief lachend hinter den beiden her und versuchte, Matthew einzuholen.

Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu Ian um. »Hi«, begrüßte ich ihn.

»Hey, Babe«, antwortete Ian und gab mir einen Kuss auf die Wange.

»Wann seid ihr gestern angekommen?«, erkundigte ich mich und ging in die Küche.

Ian folgte mir und setzte sich auf den Barhocker vor der Kochinsel. »Gegen Mitternacht.«

»Oh, so spät erst?« Ich holte zwei Gläser und schenkte uns Eistee ein, den Magdalena frisch zubereitet hatte.

»Wir waren vorher bei Matts Mom.«

Mein Glas schwebte vor meinem Mund und ich sah Ian mit großen Augen an. »Und?«, hakte ich nach und stellte das Glas wieder ab.

Er zuckte mit den Schultern. »Er hat sich nicht getraut.«

Ich sah ihm die Enttäuschung an und legte meine Hand auf seine. »Das tut mir leid, Ian. Soll ich nicht doch mal mit ihm reden?«

»Nein, ist schon gut, Süße«, wiegelte er ab. »Er wird es machen, wenn er so weit ist. Ich will nicht, dass er sich zu irgendetwas gedrängt fühlt, das er hinterher dann bereut.«

Ich ließ Ians Hand wieder los und massierte mir die Schläfen. Die Symptome meiner Migräne wurden immer penetranter. »Das verstehe ich. Aber er sollte es nicht ewig vor ihr geheim halten.«

Ian und Matthew waren seit vier Jahren ein Paar und planten noch diesen Sommer zu heiraten. Außerdem wünschten sie sich eigenen Nachwuchs und dachten ernsthaft über die Option einer Leihmutterschaft nach. Alle wussten Bescheid. Fast alle. Denn Matthews Mom ahnte noch nicht einmal, dass ihr Sohn schwul war.

Ich war die Erste, die davon erfuhr, und fiel aus allen Wolken. Dass Matthew schwul war, hatte ich nie im Leben erwartet. Er bat mich, dabei zu sein, wenn er es den anderen erzählte. Die Jungs saßen minutenlang schweigend auf dem Sofa und starrten ihren besten Kumpel mit offenen Mündern fassungslos an. Die Stille wurde immer unangenehmer, bis Carter sich endlich ein Herz fasste und den ersten Schritt machte. Er nahm Matthew in die Arme und versprach ihm, dass sich absolut nichts ändern würde. Nachdem das Eis gebrochen war, überließ ich die Jungs ruhigen Gewissens sich selbst.

Matthews Eltern hingegen waren extrem konservativ eingestellt und hielten nichts von homosexueller Liebe. Matthew brachte es in all den Jahren nicht über sich, seinen Eltern Ian als seinen Lebensgefährten vorzustellen. Sie kannten ihn nur als Geschäftspartner ihres Sohnes, mit dem er in Oregon eine äußerst erfolgreiche Brauerei führte. Es brach mir das Herz, dass seine Eltern ihren Sohn nicht so lieben konnten, wie er nun einmal war.

Vergangenes Jahr starb Matthews Dad nach einem Schlaganfall. Wir ermutigten ihn daraufhin, sich endlich seiner Mom zu offenbaren und ihr zu zeigen, wie glücklich er mit Ian war. Aber er brachte es nicht über sich. Die Angst, deswegen auch noch seine Mom zu verlieren, hatte sich tief manifestiert.

»Babe!«, rief Matthew und kam ins Haus gelaufen.

AJ war ihm dicht auf den Fersen.

»Hey, du!«

Matthew wirbelte mich im Kreis und als er mich wieder absetzte, legte er seine Lippen auf meine und gab mir einen dicken Schmatzer.

»Hey, Pfoten weg von meiner Frau!« Aiden zog Matthew von mir weg und wischte mit seinem Ärmel über meinen Mund. »Nur, weil du schwul bist, bedeutet das noch lange nicht, dass du meine Frau jedes Mal auf den Mund küssen darfst!«, knurrte Aiden und legte seine Arme beschützend um mich.

»Sorry, Bruder. Aber wer kann diesen Lippen schon widerstehen?«, fragte Matthew und zwinkerte mir zu.

»Ich?!«, antwortete Ian.

Sofort drehte Matthew den Kopf zu seinem Freund. »Ich mach doch nur Spaß. Ich liebe es einfach, den Pisser auf die Palme zu bringen«, flüsterte er und gab ihm einen Kuss.

»Ich will auch!«, rief mein Sohn und zog sich an Aidens Bein nach oben.

Aiden griff unter seine Achseln und hob ihn zu sich auf die Hüfte. »Komm her, du Knutschmonster«, sagte er und übersäte unseren Sohn mit Miniküssen.

»Iiiiih! Nein, Mommy soll mich küssen. Du kratzt!«, kreischte AJ und streckte seine Arme nach mir aus.

Lachend nahm ich ihn entgegen und sofort schlang AJ seine kleinen Ärmchen um meinen Hals. Ich gab ihm einen Kuss auf seine unwiderstehliche Pausbacke und biss sanft hinein. »Mommy hat Hunger auf etwas Süßes und du bist weit und breit das leckerste Ding, das ich finden kann«, flüsterte ich an seinem Ohr und sofort zappelte AJ und wollte wieder heruntergelassen werden.

»Ist Onkel Steven schon wach?«

Ich sah auf die Uhr. Es war schon halb zehn. »Geh rauf und schau nach. Aber!«, mahnte ich ihn. »Erst klopfen und warten, bis er oder Tante Billie dir Bescheid geben, dass du reingehen darfst, okay Buddy?«

AJ verdrehte die Augen und rannte zur Treppe.

»Was macht dein Kopf?«, erkundigte sich Aiden und massierte mir den Nacken.

Ich stöhnte und ließ den Kopf nach vorn fallen. »Ich hoffe, dass ich die Tablette rechtzeitig genommen habe«, sagte ich und drehte mich zu Aiden. Ich hob das Kinn, damit er mich küsste.

»Mir gefällt es nicht, dass du in letzter Zeit so häufig Migräne hast. Wir sollten zu Evelyn fahren, damit sie dich noch einmal durchcheckt.«

»Sie wird nur wieder sagen, dass es am Stress liegt und ich ein paar Gänge runterschalten soll.«

»Dann mach das endlich!«, erwiderte er genervt.

»Wir stehen kurz davor, Aiden. Noch zwei, höchstens drei Wochen, dann sind wir marktreif.«

Aiden schüttelte missbilligend den Kopf. »Wenn deine Migräne dieses Mal wieder eine Woche andauert, blase ich alles ab. Dann muss sich Taylor allein darum kümmern.«

Er sagte dies mit einer solchen Endgültigkeit, dass ich wusste, es würde nur wieder in Streit ausarten, wenn ich ihm widersprach. Ich hob die Hand an seine Wange und stellte mich auf die Zehenspitzen. »Ich verspreche dir, dass ich es selbst absage, wenn es wieder so schlimm wird, okay?«, flüsterte ich an seinen Lippen und sah ihm tief in die Augen.

»Wir müssen in zehn Minuten los«, verkündete Matthew und sah von seiner Uhr auf.

»Ich habe AJs Getränkefasche in den Rucksack gesteckt. Magda hat euch ein paar Lunchpakete gepackt.«

»Ich liebe diese Frau! Hoffentlich gibt es Chicken-Sandwiches. Magda?« Matthew machte sich auf die Suche nach unserer Haushälterin.

In Providence fand heute ein Foodtruck-Festival statt, das er und Ian besuchten, um sich nach den neuesten Trends zu erkundigen. Sie nahmen AJ mit, weil sie ihm versprochen hatten, hinterher mit ihm ins Jumping House zu fahren, wo sie dann Carter, Anna und deren Tochter Hannah trafen. Ich drehte mich lachend um und ging raus auf die Terrasse.

»O Gott, diese Schwangerschaft macht mich fertig!« Billie stöhnte laut, als sie auf die Terrasse kam und sich in den Sessel mir gegenüber fallen ließ.

»Immer noch so schlimm?«, fragte ich.

»Ich reihere mir seit einem Monat jeden Morgen die Seele aus dem Leib. Dabei mag ich Kotzen nicht einmal.«

»Ich fühle mit dir, Süße. So ging es mir damals auch. Ab dem vierten Monat wird es besser«, versprach ich, um ihr ein bisschen Mut zu machen.

»Wehe, wenn nicht. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen muss.«

»Trink morgens gleich als Erstes einen Ingwertee. Der hat mir damals geholfen.«

»Steven!«, brüllte Billie plötzlich laut und wandte sich zum Haus.

»Ja?«, antwortete er.

»Kennst du jemanden in Südamerika?«, rief Billie.

»Wieso?« Steven kam auf die Terrasse und brachte einen Berg Rührei und Bacon mit.

»Ich brauche eine Containerladung absolut reinem und nicht gepanschtem Ingwer. Und zwar pronto!«

»Bitte was?«, fragte Steven irritiert.

Billie rollte mit den Augen. »Ingwer, Baby. Ich brauche Ingwer!«

Fragend sah Steven zu mir und ich zwinkerte ihm zu. »Hilft gegen ihre Launen am Morgen«, erklärte ich lachend.

Daraufhin holte er sein Telefon hervor und tat so, als riefe er tatsächlich irgendwen in Südamerika an. In sehr schlechtem Spanisch orderte er einen Container voll mit zerbrochenen Glühbirnen. Ich lachte laut los und Steven steckte das Telefon grinsend zurück in seine Hosentasche.

Er gab Billie einen Kuss auf den Scheitel und setzte sich neben sie. »Hunger?«, erkundigte er sich und erntete prompt ein lautes Schnauben. »Sorry, ich beeile mich ja schon«, antwortete er schmunzelnd und füllte ihr Rührei und Bacon auf.

Billie fng sofort an zu essen und mit jedem Bissen, den sie herunterschluckte, besserte sich ihre Laune.

»Was hab ich dir gesagt, Jenkins? Hörst du denn nie zu?« Aiden kam ebenfalls zu uns und brachte Bagel und einen Obstsalat mit.

»Was hast du gesagt?«, fragte Steven und schob sich eine Portion Rührei in den Mund.

»Raubtiere, wie deine Frau, müssen rund um die Uhr gefüttert werden. Ich empfehle, stets Erdnussbutter und Corndogs dabei zu haben. Wann immer es wird wie das da«, Aiden deutete auf Billie, die ihre Augen zu schmalen Schlitzen verzog, »stopf ihr den Mund und schon hast du wieder deine Ruhe«, setzte er unbeirrt fort.

»Ich stopf dir gleich dein Maul, wenn du meinem Mann weiterhin so beknackte Ratschläge gibst!« Billie funkelte Aiden wütend an.

Doch der lachte nur und setzte sich zu mir.

Nach dem Frühstück verbrachten wir den Tag mit Billie und Steven am Strand und abends trafen wir uns mit Aidens Eltern und unseren Freunden am Hafen zum Essen. Morgen war AJs großer Tag, auf den er sich seit Wochen freute. Sein allererster Kindergartentag. Aiden und ich sahen dem Ereignis mit gemischten Gefühlen entgegen. Es würde komisch werden, ihn nicht mehr die ganze Zeit um uns herum zu haben. Wir hatten uns schon vor seiner Geburt dazu entschieden, hier in Newport zu bleiben, bis AJ in die Schule kam. Dann wollten wir zurück nach Boston, weil uns die Schulausbildung dort besser gefiel. Aiden und ich arrangierten uns. Einer blieb immer bei AJ, wenn der andere beruflich unterwegs war. Anfangs funktionierte dieses Konzept, doch seit einigen Monaten bekamen Aiden und ich es nicht mehr hin, Zeit für uns einzubauen.

Als Aiden abends aus dem Badezimmer kam und das Licht ausschaltete, rieb er sich stöhnend über den Kopf. »Mir wird kotzübel, wenn ich an morgen denke.«

»Wir müssen uns zusammenreißen. Er freut sich wahnsinnig darauf.«

Aiden setzte sich neben mich ins Bett und schaltete seinen Laptop ein.

»Was machst du?«, fragte ich.

»Ich muss kurz eine E-Mail schreiben.«

»Schon wieder?«

»Das geht schnell«, antwortete er.

»Du hast doch gestern schon die halbe Nacht gearbeitet«, entgegnete ich frustriert.

Aiden kam erst spät nach Hause und nachdem er sich kurz zu AJ ins Bett gelegt hatte, um mit ihm zu kuscheln, verschwand er danach in sein Arbeitszimmer im Erdgeschoss und kam erst gegen fünf Uhr ins Bett. Ich durfte mich mit einem kurzen Hallo und einem Schmatzer auf den Mund begnügen.

»Ich weiß, Ava«, antwortete er seufzend.

Ava. So nannte er mich in letzter Zeit oft. Meine Kosenamen Engel oder Baby kamen ihm nur noch äußerst selten über die Lippen.

»Abu Dhabi ist uns acht Stunden voraus. Die brauchen die Daten jetzt, damit sie anfangen können. Es geht wirklich schnell«, versprach Aiden und sah mich dabei nicht einmal an.

Wortlos griff ich nach dem Buch, das ich derzeit las. Doch egal, wie lange ich auf die Seiten starrte, kein einziges Wort blieb in meinem Gedächtnis hängen. Genervt schlug ich das Buch wieder zu und setzte mich auf. Ich drehte mich zu Aiden, der über seinen Laptop gebeugt saß und konzentriert einen langen Text schrieb. Er bekam nicht einmal mit, dass ich aufstand und das Schlafzimmer verließ. In der Küche holte ich mir etwas zu trinken und beschloss zum Strand zu gehen. Die Luft fühlte sich angenehm warm an und der Mond schien so hell, dass meine Silhouette einen Schatten auf den Rasen warf. Der Party-Service hatte bereits alles für das Fest morgen aufgebaut. Ich fing an zu lächeln, als ich mir AJs Gesicht vorstellte, wenn er die große Hüpfburg entdeckte, die neben dem Pool stand. Ich lief über das feuchte Gras ans Ende unseres Grundstückes und blieb vor dem kleinen Gedenkstein an der Treppe stehen. Ich hockte mich davor und schob die Blütenblätter beiseite, die AJ hier abgelegt hatte.

Diego *31.07.2000 †08.08.2013

Bester Freund

Bester großer Bruder

Seelenhund

Für immer in unseren Herzen

Diego starb vergangenes Jahr im Alter von dreizehn Jahren. Aiden und AJ hatten ihn mit zum Strand genommen und während meine beiden Männer im Wasser plantschten, schlief unser geliebter Hund friedlich für immer ein. Es hatte uns allen das Herz gebrochen und wir vermissten ihn seither schmerzlich. Ich atmete tief durch, stand wieder auf und ging zurück ins Haus.

Ich deckte AJ zu, der sich im Schlaf freigestrampelt hatte, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schlich mich leise aus dem Raum. Ich ließ die Tür einen Spalt offen und blieb vor unserem Schlafzimmer stehen. Ich konnte hören, dass Aiden noch immer am Laptop saß. Frustriert, da ihm die Arbeit offensichtlich wichtiger war als ich, stieg ich die Stufen zum Dachboden hoch. Ich schloss die Tür leise hinter mir und atmete seufzend ein. Mir wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn ich mein altes Zimmer betrat. Es hielt so viele schöne Erinnerungen, weshalb ich es nie verändert hatte. Noch immer gab es das weiße Sofa, den Schreibtisch, mein Bücherregal sowie das alte Himmelbett. Genau dort zog es mich hin. Ich öffnete die Fenster, damit die frische Meeresluft hereinströmen konnte, und legte mich auf das Bett. Ich zog ein Kissen unter der Tagesdecke hervor, rollte mich auf die Seite und schaute solange hinaus aufs Meer, bis mir die Augen zufielen und ich einschlief.

Kapitel 2 - Ava

»Hey.«

Ich öffnete die Augen und entdeckte Aiden, der neben mir auf der Bettkante saß. »Hi«, antwortete ich mit belegter Stimme.

»Was machst du hier oben?«, wollte er wissen und strich mir eine verirrte Locke aus der Stirn.

»Ich konnte nicht schlafen.«

»Danach sah das jetzt aber nicht aus.« Aiden lachte und hob meine Hand an seinen Mund.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte.

»Komm zurück ins Bett.«

Aiden zog an meiner Hand, doch ich zögerte.

Fragend runzelte er die Stirn. »Ist alles in Ordnung?«

Ich atmete tief ein und ließ die Luft langsam wieder ausströmen. »Ich möchte lieber hierbleiben«, antwortete ich und entzog ihm die Hand.

»Wieso?«

»Ich kann nicht schlafen, wenn du neben mir sitzt und arbeitest.«

»Ich bin schon lange fertig, Ava. Ich bin eben aufgewacht und hab mich gewundert, wo du bist.«

Mir blieben die Worte im Hals stecken. Dass Aiden eingeschlafen war, ohne zu bemerken, dass ich nicht neben ihm im Bett lag, fühlte sich wie ein Stich mitten ins Herz an. Ihm schien es vollkommen gleichgültig zu sein, ob ich da war oder nicht. Ungeweinte Tränen verstopften mir den Hals und ich brachte nur ein heiseres »Okay« hervor. Ich räusperte mich ein paarmal. »Ich bin hier oben. Du kannst also wieder ins Bett gehen.« Ich schloss die Augen und presste meine Lippen fest aufeinander, damit ich nicht anfng zu weinen.

»Ava?«

»Hm?«

»Ist irgendwas?«, hakte Aiden nach.

»Ich hab Kopfschmerzen und möchte lieber hier oben schlafen wegen der frischen Luft«, antwortete ich und gab ihm damit eine lahme Ausrede.

Da er mittlerweile aber nicht einmal mehr Wert darauf legte, neben mir einzuschlafen, sollte es ihm egal sein, wo ich abblieb.

»Brauchst du deine Tabletten?«, fragte er und streichelte mir über die Schulter.

»Ich hab heute schon zwei genommen«, antwortete ich kopfschüttelnd. »Im Moment ist es erträglich. Ich brauche nur etwas Schlaf«, fügte ich hinzu und drehte mich wieder auf die Seite.

Aiden blieb eine Weile unschlüssig neben mir sitzen. Dann stand er auf und ging wortlos zur Tür. Es war dunkel im Zimmer, sodass er nicht sehen konnte, dass ich ihn beobachte. Ich presste mir die Hand auf den Mund und fing an zu weinen, als er die Tür leise hinter sich zuzog.

Wie konnte es mit uns nur so weit kommen? Wann hatten Aiden und ich den Bezug zueinander verloren? Lag es daran, dass wir uns zu sehr auf unsere Karrieren konzentrierten? Immerhin hatten wir gemeinsam mit Daniel eines der erfolgreichsten Start-up-Unternehmen Amerikas gegründet und wuchsen jedes Jahr stetig weiter. Aiden pendelte alle zwei Wochen zwischen Boston und New York hin und her. Außerdem reiste er als gefragter Architekt ständig um den halben Globus, um die Wünsche seiner Kunden zu erfüllen.

Ich fühlte schon länger, dass wir in eine Schieflage gerieten. Doch ich hatte mich auf Aiden verlassen, wenn er mir versicherte, dass alles gut sei und er ganz bald wieder mehr Zeit für uns hätte. ›Nur noch dieser Auftrag, Ava, dann machen wir einen langen Urlaub. Nur du, AJ und ich, versprochen.‹ Leere Worte. Denn nach jedem Auftrag gab es gleich drei neue, die auf ihn warteten.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und setzte mich auf. Meine Kehle war trocken und ich trank im Bad einen Schluck Wasser. Als ich mein Spiegelbild entdeckte, schnappte ich erschrocken nach Luft. Ich sah grässlich aus. Mein Shirt war löchrig und übersät mit kleinen braunen Flecken von AJs Kakao. Mein Gesicht war vom Weinen aufgedunsen, ansonsten blass und fahl und meine Augen gerötet und trüb. Selbst meine Locken sahen matt aus. Ein Friseurbesuch war längst überfällig, genauso wie eine vernünftige Mani- und Pediküre. Und wann ich das letzte Mal beim Waxing war, erinnerte ich überhaupt nicht mehr. Kein Wunder, dass mein Mann keine Lust mehr auf mich hatte. Ich sah aus wie eine ungepflegte Obdachlose. Neue Tränen kündigten sich an, die ich mit dem Saum meines Shirts wegwischte. Dabei erhaschte ich einen sauren Geruch und rümpfte die Nase. Na toll. Ich sah nicht nur aus wie eine Obdachlose, ich roch auch noch wie eine. Wann hatte ich zuletzt geduscht? Gestern? Heute Morgen? Ich zog das Shirt aus und warf es auf den Boden. Als Nächstes stieg ich aus meiner Unterhose und als ich diese in die Luft hielt, fing ich gleich wieder an zu heulen. Ja, ich trug eine Unterhose. Keinen Tanga oder sexy String, sondern eine Baumwollunterhose. Wer hatte schon Lust, mit einer ungepflegten, Baumwollunterhosen tragenden Obdachlosen zu schlafen? Aiden jedenfalls nicht. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Denn er sah noch immer anbetungswürdig aus. Ein Körper wie Adonis, volles Haar, goldbraune, makellose Haut. Er duschte und rasierte sich täglich und legte, ganz im Gegensatz zu mir, großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Selbst die kleinen Fältchen um seine Augen und den Mund wirkten sexy und anziehend. Während er mit den Jahren immer attraktiver wurde, verkam ich nach und nach zur Pennerin. Meine Tränen nahmen mir die Sicht und ich tastete mich blind bis zur Dusche vor. Zischend schnappte ich nach Luft, als eiskaltes Wasser auf meine verschwitzte Haut niederprasselte. Ich griff nach einem Schwamm und Seife und rasierte mich im Anschluss von Kopf bis Fuß. Ich ließ eine Kur für Locken einwirken und stützte mich mit den Händen an den Fliesen ab, während mir das Wasser über den Nacken lief. Doch selbst diese Wärme schaffte es nicht, die Anspannung in mir zu lösen. Das Drücken in meinem Brustkorb verstärkte sich dermaßen, dass ich das Gefühl bekam, zu ersticken. Ich öffnete die Augen und drehte mich um. Erschrocken schrie ich auf, als ich Aiden entdeckte, der direkt vor der Duschkabine stand. Ich stellte das Wasser ab und als ich die Glastür öffnete, merkte ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Seine ganze Haltung wirkte schmerzverzerrt. Er zitterte und kaute auf der Unterlippe.

»Aiden?«, fragte ich und griff nach seiner Hand. »Ist alles in Ordnung? Ist dir nicht gut?«

Aiden schwieg weiter und der panische Ausdruck in seinen Augen verursachte mir eine Höllenangst.

»Baby, was ist?«, hakte ich erneut nach und legte meine Hand auf seine Wange.

Sofort drehte Aiden den Kopf und küsste meine Handfläche.

Mein Herz fing an zu rasen. »Aiden, du machst mir Angst«, flüsterte ich mit zittriger Stimme und überlegte fieberhaft, was passiert sein konnte. Wenn mit AJ etwas gewesen wäre, würde er nicht untätig hier herumstehen.

»Ich vermisse dich«, flüsterte er und presste die Augen fest zu. »Gott, ich vermisse dich so unendlich. Ich hab das Gefühl, dass ich dich verliere. Und das macht mir eine Scheißangst.«

Eine einzelne Träne rollte über seine Wange und sofort krampfte sich mein Herz zusammen. »Du wirst mich nicht verlieren, Aiden. Niemals«, antwortete ich mit belegter Stimme und streichelte über seine Wange.

Aiden schüttelte den Kopf und schloss mich in seine Arme. »Wie konnte es nur so weit kommen?«, fragte er und vergrub das Gesicht an meiner Halsbeuge.

»Aiden, es ist alles in Ordnung«, versicherte ich ihm, obwohl ich selbst nicht daran glaubte.

»Ich hab auf der Treppe gesessen und gehört, wie du geweint hast«, flüsterte Aiden und wurde von einem neuen Schluchzer erschüttert. »Gott, ich bin so ein Arschloch.«

Er hatte also doch bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer flackerte in meiner Brust. »Rede nicht so von dir, Aiden. Du weißt, dass ich das nicht mag.« Ich lehnte mich ein Stück zurück, um ihm in die Augen zu sehen.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er müde und erschöpft aussah. Sein Gesicht wirkte ebenso fahl wie meines, und unter seinen Augen erkannte ich dunkle Schatten, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren. Ich streichelte über sein Gesicht und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. Er legte seine Hände an meinen Hintern. Ich zog mich an seinem Nacken hoch und schlang die Beine um seine Taille. Aiden öffnete die Lippen und als sich unsere Zungen berührten, durchfuhr mich ein Blitzschlag. Ich drängte mich dichter an ihn, vertiefte unseren Kuss. Ich kreiste um seine Zunge, leckte über seinen Mund, biss in seine Lippen. Aiden stöhnte auf, legte die Hände auf meinen Po und drückte fest zu. Ich zerrte an seinem Shirt und als er verstand, was ich wollte, setzte er mich auf dem Waschtisch ab und griff nach hinten, um es sich über den Kopf zu ziehen. Sofort fuhr ich mit den Händen über seine breite, warme Brust und genoss jede Erhebung seines trainierten Oberkörpers. Aiden war neunundzwanzig und in der Form seines Lebens. Ich bekam einfach nicht genug von ihm.

Leider war dies mittlerweile wortwörtlich zu verstehen. Regelmäßig mit Aiden zu schlafen ging schon deswegen nicht, weil wir uns in letzter Zeit kaum sahen. Und wenn wir an den Wochenenden Zeit miteinander verbrachten, widmeten wir uns voll und ganz unserem Sohn und der Familie. Leidenschaft und Sex spielten schon lange keine wirkliche Rolle mehr bei uns. Wie auch, wenn AJ fast jede Nacht bei uns im Bett schlief, weil er mal wieder schlecht geträumt hatte.

Aiden störte unser nicht vorhandenes Sexleben kein bisschen. Er hatte sich deswegen jedenfalls noch nie bei mir beschwert. Meine soeben entfachte Leidenschaft kühlte mit einem Schlag wieder ab. Egal, wie sehr ich mir und Aiden einreden wollte, dass zwischen uns alles gut war, das war es eben nicht. Ich ließ die Hände wieder sinken und blickte auf den Haufen Kleidung zu unseren Füßen.

»Was ist?«, wollte Aiden wissen und legte seine Hand um mein Kinn.

Wir sahen uns eine Weile an. Während er versuchte, in meinen Augen zu lesen, versuchte ich es bei ihm. Doch ich konnte nicht mehr sagen, was in ihm vorging. Aidens Blick wirkte zurückhaltend und wachsam. Als wollte er gar nicht, dass ich zu tief zu ihm vordrang. Neue Tränen stiegen auf und versperrten mir den Blick. Ich sprang vom Waschtisch, nahm mir ein Handtuch und ging zurück in unser altes Schlafzimmer. Aiden folgte mir wenig später und als er sich neben mich aufs Bett setzte, fiel mir auf, dass er seine Boxershorts wieder angezogen hatte. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah auf meine rechte Hand. Mein Ehering, einst poliert und schimmernd, hatte seinen Glanz verloren. Genau wie unsere Beziehung.

Wir hatten es bisher nicht einmal geschafft, unsere Hochzeit nachzuholen. Weil jedes Jahr wieder irgendetwas dazwischenkam.

Aiden griff nach meiner linken Hand, hob diese an seinen Mund und wartete. Ich drehte den Kopf und sah zu ihm. Mein Herz blutete, als ich den tieftraurigen Ausdruck in seinen Augen sah. Er beugte sich vor, ohne den Blick von mir zu lassen, und küsste jeden einzelnen Finger. Bei meinem Verlobungsring hielt er kurz inne und fuhr dann an meiner rechten Hand fort. Als er meinen Ehering erreichte, rollte ihm eine weitere Träne über die Wange. Er presste die Augen fest zu und rutschte vom Bett. Zwischen meinen Beinen ließ er sich nieder, vergrub das Gesicht in meinem Schoß und fing leise an zu weinen.

»Ich liebe dich, Ava. Ich werde niemals aufhören, dich zu lieben. Bitte verlass mich nicht. Bleib bei mir«, flehte er mich an.

Geschockt starrte ich ihn an. »Was redest du da?«, fragte ich und schob ihn von mir.

Er schüttelte den Kopf und drängte sich wieder dicht an mich.

»Aiden, sieh mich an!«, befahl ich, doch er weigerte sich. Ich zog und zerrte an seinen Armen, die er um mich geschlungen hatte, bis er schließlich locker ließ. Dann rutschte ich ebenfalls vom Bett und setzte mich auf seinen Schoß. »Hey, sieh mich an.« Ich legte meine Hände sanft um sein Gesicht und streichelte mit den Daumen über seine Wangen.

Zögerlich hob er den Kopf. Seine Augen waren blutunterlaufen und tränenverschleiert. Das Leuchten in ihnen war erloschen und die eisblaue Iris trüb und dunkel.

Ich küsste die Spuren seiner Tränen weg. »Ich werde dich nicht verlassen, Aiden. Allein die Idee ist absurd«, flüsterte ich. »Wir kriegen das hin. Was auch immer gerade bei uns los ist, wir schaffen das. Okay?«, versprach ich und wartete, bis meine Worte zu ihm durchdrangen.

Sein Kinn zitterte und noch mehr Tränen quollen aus seinen Augen.

Ich schmiegte mein Gesicht an seinen Hals, meinem absoluten Lieblingsort. »Halt mich, Aiden«, bat ich. »Halt mich fest und lass mich nie mehr los.«

Sofort schlang er seine Arme um mich und zog mich so fest an sich, dass ich keine Luft mehr bekam.

»Ich liebe dich. Ich werde nie damit aufhören«, flüsterte ich und küsste seine wild pochende Halsschlagader. »Du bist mein Leben. Wir lieben uns. Wir schaffen das«, versicherte ich und schob die Arme unter seinen hindurch, um ihn fest an mich zu ziehen.

»Ich darf dich nicht verlieren. Das packe ich nicht. Ich brauche dich. Ich kann ohne dich nicht leben«, hauchte Aiden mit gebrochener Stimme.

»Du verlierst mich nicht, Baby. Niemals. Ich gehe nicht weg.« Ich legte meine Hand auf Aidens Brust und spürte, wie sein Herz aufgeregt dagegen schlug. »Dir gehört mein Herz, Aiden. Nur dir«, flüsterte ich und küsste sein Kinn.

Sofort senkte er den Kopf und suchte meinen Mund. Zärtlich küsste ich seine Lippen. Ich ließ meine ganze Liebe für ihn in diesen Kuss einfließen.

Allmählich fiel die Anspannung von ihm ab. Er fuhr mit den Händen über meine Arme, drängte sich an mich. »Mein Engel«, hauchte er und wanderte küssend an meinem Hals herab. »Ich brauche dich.«

Ich stöhnte, als er mich sanft biss, zitterte, als er über meine Kehle leckte, erschauderte, als er den Knoten meines Handtuches löste und es mir vom Körper streifte. Sofort fanden seine Hände meine Brüste und ich holte zischend Luft, als die Spitzen seiner Finger zart um meine Brustwarzen kreisten.

»Aiden«, stöhnte ich und bohrte die Fingernägel in seinen Nacken.

»Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben«, wisperte er. »Du hast keine Ahnung, wie groß meine Liebe für dich ist.«

»Doch, habe ich«, antwortete ich. »Weil ich dich auf die gleiche Weise liebe«, fügte ich hinzu und zog seinen Mund wieder zu mir.

Aiden umfasste meinen Po, drängte mir seinen Schoß entgegen und ließ mich spüren, wie hart er für mich war. Ich erschauderte vor Lust und ließ meine Hand zum Bund seiner Boxershorts wandern. Als ich seinen Penis umschloss und die lange Härte massierte, ließ Aiden den Kopf nach hinten gegen das Bett fallen und keuchte laut.

»Fuck. Ich werde nie genug von dir haben. Niemals«, stöhnte er und rollte meine Brustwarzen sanft zwischen seinen Fingern.

In einer geschmeidigen Bewegung stand er mit mir in seinen Armen auf. Er legte mich in die Mitte des Bettes und küsste mich sanft. Ich bekam eine Gänsehaut, als er von getriebener Lust zu unendlicher Zärtlichkeit wechselte. Mit dem Zeigefinger fuhr er über meinen Nasenrücken, küsste meinen Mundwinkel und streichelte seitlich an meinem Busen entlang. Dann tanzten seine Fingerspitzen federleicht über meinen Bauch. Ich hielt die Luft an und wand mich, als er meine empfindliche Seite berührte. Ich war noch immer schrecklich kitzlig, doch sobald er meine Hüfte erreichte, spannte er die Hand an und verstärkte den Griff.

»Du bist wahnsinnig sexy, Ava«, flüsterte Aiden und sah mir wieder in die Augen.

Ich lächelte ihn an und zog sein Gesicht zu mir. Ohne die geringste Spur von Eile küssten wir uns. Wir berührten uns, streichelten uns, erkundeten jeden Zentimeter Haut. Seine Berührungen hinterließen eine brennend heiße Spur auf mir. Rasch wurde aus unserer Gelassenheit wieder Ungeduld. Ich musste ihn in mir spüren. Ich drehte mich auf die Seite und drängte meinen Po gegen Aidens Erektion. Sofort schob er den Arm unter mich hindurch und umfing meine Brust. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Hals, fühlte, wie er mit der Zunge um mein Ohrläppchen kreiste und dann sanft hineinbiss. Ich keuchte auf, als er über meinen Venushügel streichelte und dann an der Innenseite meines Oberschenkels hinunter bis zu meinem Knie fuhr. Eine wohlige Wärme durchfuhr mich. Aiden wanderte küssend über mein Kinn und ich drehte den Kopf zur Seite. Ich öffnete den Mund und befeuchtete meine Lippen. Er tauchte mit der Zunge durch sie hindurch. Meine Atmung wurde schwerer. Ich presste die Schenkel zusammen, als er meine Schamlippen berührte. Aiden war nur noch wenige Zentimeter von meiner glühenden Mitte entfernt. Alles in mir schrie nach Erlösung, aber ich wollte diese mit ihm gemeinsam finden. Ich erhob mich und Aiden drehte sich auf den Rücken. Ohne unseren Kuss zu unterbrechen, setzte ich mich rittlings auf ihn, umfasste seinen Penis und dirigierte ihn zu meinem feuchten Eingang. Unendlich langsam ließ ich mich auf ihn nieder. Ich atmete tief ein, erhob mich gleich und senkte mich etwas schneller wieder auf ihn. Aber das ließ Aiden nicht zu. Er hielt mich an den Hüften fest und bestimmte das Tempo. Sanft drang er in mich ein und glitt ebenso geduldig wieder aus mir heraus. Mein Puls schnellte dennoch in die Höhe, meine Atmung wurde facher, und mir raste das Herz in der Brust. Mir wurde heiß. Ich schmeckte das Salz auf seiner Oberlippe und stöhnte wohlig auf. Unsere Ekstase stieg immer weiter an. Ich spürte, wie Aiden in mir zuckte, wie sein Penis anschwoll, und gab mich dem Gefühl völlig hin, das er in mir auslöste. Gemeinsam erreichten wir nach nur wenigen Minuten unseren Höhepunkt.

Eng umschlungen blieben wir liegen, küssten uns, streichelten uns, sahen uns tief in die Augen. Endlich spürte ich wieder die Verbindung zu Aiden. Er griff hinter sich und deckte uns beide, noch immer miteinander verbunden, zu. Ich drängte mich an seinen Hals, atmete seinen vertrauten Duft ein und schloss glücklich die Augen.

»Schlaf gut, mein Engel. Ich liebe dich.«

Kapitel 3 - Aiden

Ich lag die halbe Nacht wach und beobachtete meine Frau. Gott, ich vermisste sie. Dabei lag sie direkt in meinen Armen. Die letzten Wochen und Monate hatten stark an unserer Beziehung gezerrt. Avas neuestes Projekt stand kurz vor der Marktreife und wenn alles wie geplant lief, wäre ADA Energy Inc. in wenigen Monaten weltweiter Marktführer im Bereich erneuerbarer Energien. Sie verbrachte jede freie Minute am Telefon, wenn sie nicht in Boston in der Hauptzentrale von ADA sein konnte, und stimmte sich mit ihrem Chef-Ingenieur Taylor Kenedy ab.

Doch sie war nicht das Problem. Es lag an mir. Meine Projekte nahmen überhand. Ich hatte den Überblick verloren. Obwohl ich um nichts in der Welt meine Ehe zu Ava jemals gefährden wollte, war genau das passiert. Wir hatten nur noch selten Zeit für uns. Dabei gab es niemand Wichtigeres in meinem Leben als meine Frau. Sie und AJ standen immer an erster Stelle. Trotzdem bekam ich es nicht hin. Den Plan, unsere längst überfällige Hochzeit in diesem August endlich nachzuholen, mussten wir erneut auf Eis legen. Dabei hatten wir bereits alles geplant und organisiert. Dann kam jedoch die Anfrage aus Abu Dhabi. Ich lehnte ab, weil ich die Enttäuschung in Avas Augen einfach nicht mehr ertrug. Wenn wir uns sonntags voneinander verabschiedeten, brach mir ihr Anblick jedes Mal aufs Neue das Herz. Ich vermisste sie und würde am liebsten zu Hause bleiben. Klar gab es Facetime, Sprachnachrichten oder WhatsApp. Aber das alles befriedigte das Verlangen und die Sehnsucht nach meiner Frau nicht im Geringsten. Ich musste bei ihr sein, sie fühlen, riechen, schmecken.

Abu Dhabi hätte nicht nur bedeutet, dass ich für mehrere Wochen von zu Hause fort gewesen wäre, sondern auch, dass wir die Hochzeit wieder einmal verschieben hätten müssen. Das konnte und wollte ich nicht mehr zulassen. Also erzählte ich Ava nichts von der Anfrage aus den arabischen Emiraten und plante weiter mit ihr die Hochzeit. Aber natürlich hatte Ava es rausbekommen. Wie, war mir ein Rätsel. Es gab Streit. Sie bestand darauf, dass ich den Auftrag annehme. Sie versprach mir hoch und heilig, dass es ihr nichts ausmachen würde, die Hochzeit ein letztes Mal zu verschieben. Sie flehte mich regelrecht an, das Projekt anzunehmen. Der Auftrag war die Erfüllung meiner Träume als Architekt. Ein neuer Hotelkomplex auf einer künstlich aufgeschütteten Insel. Er bedeutete meinen internationalen Durchbruch. Tagelang lag sie mir in den Ohren. Hielt mir meine Entwürfe vor die Nase und drohte mit Sexentzug, wenn ich den Auftrag nicht annahm. Insgeheim gab ich ihr sogar recht. Trotzdem hatte ich nicht vor, ihn anzunehmen. Weil ich bereits ahnte, was dabei herauskommen würde. Am Ende bestätigte sie dann den Auftrag heimlich hinter meinem Rücken. Fucking Ava Prince.

Jetzt zerrte der Job an unserer Beziehung. Wir bekamen uns kaum noch zu Gesicht. So oft wollte ich sie entführen, mit ihr in unser Haus nach Vancouver flüchten, um dort ein paar Tage ganz allein mit ihr zu verbringen. AJ wäre entweder bei meinen Eltern untergekommen, oder einer der Jungs hätte ihn genommen. Doch Ava lehnte ab. Sie wollte nicht, dass wir ihn noch mehr allein ließen. Wir verbrachten so schon viel zu wenig Zeit zu dritt. Diesem Argument konnte ich nichts entgegenbringen und so gab ich am Ende auf. Ich vertraute ihr.

Ich versuchte, so wenig Arbeit wie möglich mit nach Hause zu bringen, um mich ganz ihr und AJ zu widmen. Manchmal ließ sich das aber leider nicht verhindern, weshalb ich es in diesen Fällen vorzog, nachts zu arbeiten, wenn beide schliefen. Ava war gestern Abend sofort erschöpft eingeschlafen. Ich wollte nicht wieder allein in meinem Arbeitszimmer sitzen und arbeitete daher vom Bett aus. So konnte ich wenigstens bei ihr sein. Irgendwann schlief ich über dem Laptop ein und wurde erst durch AJs Rufen wach. Dabei stellte ich fest, dass Ava nicht im Bett lag. Ich suchte sie im ganzen Haus und als ich sie schließlich in unserem alten Schlafzimmer auf dem Dachboden fand, wollte ich, dass sie zurück ins Bett kam. Ich brauchte sie bei mir, in meinen Armen. Als sie meine Bitte ablehnte, bekam ich augenblicklich Herzrasen. Ich fragte sie nach dem Grund und sie reagierte distanziert und schob ihre Migräne vor. Das verunsicherte mich. Sie litt in letzter Zeit vermehrt unter ihrer Migräne. Ich konnte nicht einschätzen, ob es auch dieses Mal stimmte, weil sie sich von mir wegdrehte. Schließlich ging ich, weil ich ihrem Wort vertraute. Wenn Ava Migräne hatte, wollte sie allein gelassen werden. Sie brauchte dann Schlaf und absolute Ruhe. Schweren Herzens ließ ich sie zurück, doch kaum fiel die Tür ins Schloss, hörte ich ihr leises Schluchzen. Ich hielt erstarrt inne. Sie hatte gelogen. Es waren nicht ihre Kopfschmerzen, die sie nach hier oben vertrieben hatten.

Ich verspürte die allzu bekannte Angst, die sich um mein Herz legte und schmerzhaft zudrückte und ließ mich auf der Treppe nieder. Ich hätte alles verlieren können. Alles. Aber nicht meine Frau. Nicht Ava.

Letzte Nacht wurde mir bewusst, dass der Preis des Erfolgs zu hoch war. Ich nahm mir vor, gleich am nächsten Morgen mit Jack zu sprechen, damit er meine Entwürfe an Constantin, einen weiteren Architekten seines Bauunternehmens, weiterleitete. Ich ahnte, dass es deswegen höllischen Stress mit Ava geben würde, aber den nahm ich in Kauf. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, mich gänzlich aus dem Architekturgeschäft zurückzuziehen und nur noch auf die Geschäftsführung von ADA zu konzentrieren. Es war Avas Baby und ich war so verdammt stolz auf meine Frau. Sie hatte es wirklich geschafft, die Welt zu verändern. Wie es ihr Chester schon damals prophezeit hatte.

Am nächsten Morgen drehte ich mich auf die Seite und zog Avas warmen Körper dicht an meinen. Ich vergrub das Gesicht in ihrer wilden Lockenpracht und sog gierig ihren Duft ein. Eine tiefe Ruhe kam über mich, wie ich sie nur verspürte, wenn ich Ava in meinen Armen hielt. Sie gab mir Kraft, war mein Antrieb. »Baby, wir müssen aufstehen«, flüsterte ich leise und küsste sie unterhalb ihres Ohres.

Avas Atmung veränderte sich, als sie langsam wach wurde. Ich streichelte über ihre Taille und küsste ihre Schulter. Sie drehte sich in meiner Umarmung und schmiegte das Gesicht an meinen Hals.

»Guten Morgen, mein Engel«, murmelte ich und küsste ihre Stirn.

»Migräne«, antwortete Ava leise und drängte ihren Körper dicht an meinen.

Ich verzog das Gesicht. »Schon wieder?«

Sie nickte kurz.

»Bleib liegen. Ich hole dir schnell deine Tabletten.« Ich stand vorsichtig auf und deckte sie wieder zu. Dann schloss ich die Außenjalousien und verließ leise den Raum.

Als ich die Treppe herunterstieg, hörte ich die aufgeregte Stimme meines Sohnes. Eigentlich war es viel zu früh für ihn. Er schlief morgens immer recht lange, doch sein erster Tag im Kindergarten hielt ihn seit Tagen auf Trab. Neugierig öffnete ich die Zimmertür. AJ lag in seinem Bett und ließ sich von Matthew, der davor auf dem Fußboden saß, aus seinem Lieblingsbuch vorlesen.

»Daddy!«, rief AJ aufgeregt, als er mich entdeckte und sprang in meine Arme.

»Hey Superman, nicht so stürmisch«, lachte ich und zog ihn zu mir hoch.

Sofort schlang er seine kleinen Ärmchen um meinen Nacken und klammerte sich an mich. »Ist Mommy schon wach? Können wir jetzt losfahren? Muss ich heute Zähne putzen?«

»Morgen«, lachte Matthew und stand vom Fußboden auf.

»Wieso seid ihr schon so früh wach?«, erkundigte ich mich. AJ zappelte in meinen Armen und ich ließ ihn wieder runter.

»Der Scheißer hat euch gesucht und als er euch nicht finden konnte, ist er zu mir und Ian ins Bett gekrochen«, erklärte Matthew und stellte das Buch über Dinosaurier zurück ins Regal.

»Wann war das?«, wollte ich wissen und öffnete die Fenster.

»So gegen fünf.«

»Fünf?«, wiederholte ich überrascht. So früh war AJ zuletzt wach gewesen, als er ein Baby war.

»Ich weiß. Eine unchristliche Zeit. Ian hat uns rausgeworfen und seitdem sind wir hier und haben so ziemlich jedes Buch gelesen, das er besitzt«, erklärte Matthew herzhaft gähnend.

Ich lachte leise. »Gewöhnt euch schon einmal dran«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter.

»Was? Wieso?«, wollte er wissen.

Ich ging in AJs Ankleidezimmer und suchte seine Sachen zum Anziehen zusammen. »Wenn ihr euren eigenen Schreihals zu Hause habt, ist es vorbei mit Ausschlafen.«

»Deswegen nutzen wir jetzt jede Gelegenheit dazu.«

»Glaub mir, man kann weder vorschlafen noch verlorenen Schlaf nachholen.«

Wenn ich mich an unsere Anfangszeit erinnerte, bekam ich graue Haare. Das kleine Stinktier hielt uns die ersten eineinhalb Jahre jede Nacht auf Trab. Wenn er uns mal drei Stunden am Stück schlafen ließ, durften wir uns glücklich schätzen. Erst nachdem AJ anfng zu laufen, schlief er auch endlich durch. Ab da war er nicht mehr zu bremsen. Er war ständig auf den Beinen, kletterte überall hinauf und sprang ohne Furcht auch wieder überall hinunter. Mit zwei Jahren stand er das erste Mal auf dem Eis und im gleichen Jahr im Sommer wollte er unbedingt mit Ava surfen gehen. Zum Glück hatte er die Intelligenz meiner Frau geerbt, denn mit seinen viereinhalb Jahren konnte er bereits lesen und schreiben. Ich wollte jedes Mal losheulen, wenn mir bewusst wurde, wie verdammt cool unser Sohn war.

»Für jedes Mal, das ich Ian länger schlafen lasse, wenn AJ bei uns ist, übernimmt er eine Nachtschicht, wenn das Baby schreit«, erklärte Matthew, als ich wieder zurück ins Zimmer ging.

»Und du führst darüber Buch?« Ich schubste Matthew zur Seite.

»Verdammt richtig«, antwortete er und klang verrückterweise todernst.

Ich hob die Augenbraue und schüttelte den Kopf. »Du gönnst ihm aber auch wirklich nichts.«

»Korrekt.«

»Hat er dir irgendwas getan?«, fragte ich und suchte gleichzeitig meinen Sohn, der spurlos verschwunden war.

»Das ist meine Rache, weil der Wichser mich das komplette erste Jahr in Dublin nur verarscht hat.«

Fragend sah ich ihn an.

Matthew zuckte mit den Schultern. »Er hat meinen Wecker verstellt, sodass dieser jedes Mal eine Stunde früher klingelte. Dann hat er den Kaffee gegen koffeinfreien ausgetauscht. Ich hab ein Jahr gebraucht, um dahinter zu kommen. Ich dachte, dass die Europäer nicht in der Lage wären, vernünftigen Kaffee zu machen.«

Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fing laut an zu lachen. »Fuck, Kent, du bist so ein Loser!«

»Was bedeutet fuck, Daddy?«

Natürlich wählte AJ diesen Moment, um zurück ins Zimmer zu spazieren. Fuck.

Matthew grinste. »Viel Spaß, Ava nachher zu erklären, woher der Kleine das Wort hat.«

Ich grummelte vor mich hin, als Matthew zurück in sein und Ians Zimmer ging und mich mit dem Problem allein ließ.

»Daddy! Was ist fuck?« AJ zupfte an meinen Boxershorts.

Ich griff unter seine Achseln und hob ihn zu mir hoch. »Komm, wir schauen nach, ob Magda schon da ist.«

»Wo ist Mommy?«

Ach, Shit! Ich wollte ihr doch Tabletten bringen. »Okay, AJ, hör gut zu. Mommy hat Kopfschmerzen. Und was müssen wir dann machen?«

»Ich will zu Mommy!«, jammerte AJ und wurde lauter.

Ich brachte ihn zurück in sein Zimmer und schloss die Tür hinter uns. »Was habe ich eben gesagt?«, fragte ich und hockte mich vor ihn, sodass wir auf Augenhöhe waren.

»Mommy hat Kopfschmerzen und ich muss leise sein«, antwortete AJ kleinlaut. »Heißt das, sie kann nachher nicht mit in den Kindergarten kommen?«

Ich gab ihm einen Kuss und drückte ihn an mich. »Natürlich kommt Mommy mit«, versicherte ich und zog ihn zu mir auf den Schoß.

Als Baby hatte AJ sich angewöhnt, mit seinen Händen in Avas Locken zu wühlen, wenn sie ihn stillte. Diese Angewohnheit hatte er beibehalten, sobald man mit ihm kuschelte. Auch jetzt wanderte seine Hand in meinen Nacken und er spielte gedankenverloren mit meinen Haaren.

»Immer wenn Mommy Kopfschmerzen hat, muss ich zu Pops und Nana, weil sie dann schläft und schläft und schläft. Wie ein Murmeltier«, flüsterte AJ und lehnte sich mit seinem vollen Gewicht an mich.

Ich küsste seine Stirn. »Aber nicht heute, Buddy. Heute ist Mommy kein Murmeltier«, versprach ich. »Los, kletter auf meinen Rücken und dann gehen wir zusammen zu ihr. Aber du musst mir versprechen, dass du ganz leise bist, okay?«

AJ kletterte sofort auf meinen Rücken. Ich holte Avas Migränetabletten und ging zurück in unser altes Schlafzimmer.

»Warum schläft Mommy hier?«, flüsterte AJ viel zu laut, weshalb ich mir den Finger an den Mund hielt.

»Ab jetzt müssen wir ganz leise sein, okay?«

AJ nickte und tat so, als schließe er seinen Mund ab. Ich küsste seine kleinen Finger, die auf meiner Brust lagen und lächelte. Im Bad holte ich ein Glas Wasser und ging dann leise um das Bett herum.

»Hier, Baby, deine Tabletten«, flüsterte ich und beugte mich zu Ava.

AJ kletterte von meinem Rücken und legte sich zu ihr. Er kuschelte sich ganz dicht an sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Mommy, Daddy und ich haben deine Tabletten mitgebracht.«

Ava regte sich. Ihr Arm tauchte unter der Decke hervor und sie zog AJ an sich. »Guten Morgen, mein Liebling«, flüsterte sie leise und gab ihm einen Kuss.

»Du kannst heute kein Murmeltier sein, weil doch heute mein erster Tag im Kindergarten ist!«, erklärte AJ und fasste in Avas Haare, um damit zu spielen.

Ich griff nach seiner Hand und zog sie vorsichtig zurück. »Wir lassen Mommy in Ruhe wach werden. Komm mit Buddy, wir wecken Onkel Steven«, schlug ich vor und sofort sprang AJ aus dem Bett und rannte zur Treppe.

Ich beugte mich zu Ava, gab ihr einen Kuss und wollte AJ folgen, doch dann griff sie nach meiner Hand und hielt mich fest. Ich blieb sitzen und sah sie an.

»Ich kann nicht«, flüsterte sie.

»Was kannst du nicht, Baby?«, fragte ich und streichelte über ihre Hand.

»Mein Kopf. Ich kann nicht.«

»Fuck! Echt jetzt?« Ich hob die Decke an und legte mich zu ihr.

Ava rutschte sofort an meine Seite, als ich meinen Arm um sie legte.

Ich küsste ihre Stirn und griff nach der Tablette. »Mund auf.« Ava trank das ganze Glas leer und kuschelte sich sofort wieder an meine Seite.

Ich hob ihre Hand an den Mund und küsste ihre Fingerspitzen. »Wir müssen erst in zwei Stunden los. Vielleicht wirkt die Tablette bis dahin«, flüsterte ich.