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Inhaltsverzeichnis
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Prolog
 
 
 
 
Wie ungerecht behandeln sich jene, die der Sonne den Rücken zuwenden und nichts sehen als die Schatten, die ihre Körper auf die Erde malen.
Khalil Gibran
 
 
 
 
Bewusst habe ich mit diesen Zeilen von Khalil Gibran begonnen, um gleich zu Anfang klarzustellen, dass wir uns in diesem Buch nicht den langen Schatten der Lebensabend-Philosophie ab 50 zuwenden werden, die ihren Ausdruck in dem Satz: »Das ist der Anfang vom Ende«, hat.
Wenn Sie also einen Ratgeber zum Thema Menopause erwarten, dann war dies der Griff ins falsche Regal! Ich werde hier auch nichts über die finanzielle Absicherung des Lebensabends schreiben oder darüber, welche Baumaßnahmen Sie demnächst für altersgemäßes Wohnen berücksichtigen sollten. Genauso wenig wird dieses Buch ein beruflicher Ratgeber für Frauen um die 50 unter dem Druck der Kündigungsgesetzgebung sein.
Verstehen Sie mich richtig, alle diese Themen sind wichtig und haben ihre volle Daseinsberechtigung. Das Gute ist: Darüber ist schon ausreichend geschrieben worden, so dass jedem dieses Wissen zur Verfügung steht, der sich dort hineinvertiefen möchte. Mir wiederum gibt dies die Chance, ganz anders an das Thema der weiblichen Lebensmitte heranzugehen. Ich will Ihnen nämlich vermitteln, was für unsere Generation die Lebensqualität unserer nächsten Lebensjahrzehnte entscheidend bestimmen wird: die Erkenntnis und das Bewusstsein, anders zu sein als die Generationen davor. Wir sind anders, weil es so etwas wie uns noch nie gab! Wir sind die jüngsten Fünfzigjährigen in der Menschheitsgeschichte! Wir haben ab 50 mehr Zeit zu leben als alle anderen vor uns!
Deswegen möchte ich Sie mit diesem Buch zu der Freiheit inspirieren, ohne vorgegebene und beschränkende Altersvorgaben, also völlig unvoreingenommen, wieder Sie selbst zu sein. Nur mit dieser inneren Freiheit können wir diese historische Chance für uns annehmen. Tatsächlich existieren ja für so lange vitale Lebensspannen noch keinerlei Entwürfe und Ideen. Deswegen werde ich Sie zu drei Punkten ermutigen:
• Aufzuhören, die Frau sein zu wollen, von der Sie vielleicht schon lange glauben, sie sein zu müssen!
• Auf keinen Fall die Frau zu sein oder zu werden, die man von Ihnen laut Alter in der Geburtsurkunde erwartet!
• Die Frau zu sein, die Sie eigentlich sind! Sie können sie ab jetzt wirklich sein!
Ich möchte Ihnen eine interessante Reise zu sich selbst und einen intensiven Flirt mit dem Leben anbieten. Dazu werde ich Ihnen Szenarien, verschiedene Übungen und Geschichten, auch aus meinem eigenen Leben, vorstellen. Die Geschichten und Episoden aus meinem Leben habe ich hier bewusst hineingebracht, weil ich sie besonders aus der Erfahrung der letzten Jahre für authentischer und ehrlicher ansehe, als wenn ich Ihnen zur Verdeutlichung meiner Sichtweisen Geschichten meiner Klientinnen, die ich zudem wegen der Vertraulichkeit hätte verfremden müssen, angeboten hätte.
Dieses Buch ist ein sehr persönliches Buch geworden. Dies liegt mit an der Brustkrebsdiagnose, die ich, kurz nachdem ich dieses Buchkonzept entwickelt und dem Verlag erfolgreich angeboten hatte, bekam. »Ich lasse die Prinzessin wirklich gründlich sterben!«, schrieb ich damals unter dem Eindruck der ersten Chemotherapie an den Verlag.
Ich hätte vorher einen viel sachlicheren und auch andere Lebensbereiche stärker umfassenden Ratgeber geschrieben. Nun wurde mir durch die Lebensbedrohlichkeit der Krankheit wieder wesentlich bewusst, dass in unseren entscheidenden Stunden nur unser Verhältnis zu uns selbst und zu den Menschen, die wir lieben, zählt. So wählte ich die persönlichere Schreibform einer direkten Anrede. Ich wollte Ihnen, liebe Leserin, wie in einem persönlichen Gespräch begegnen. Inhaltlich rückte ich die Beziehungen der Königin neben der begeisternden Idee für eine Wiedergeburt in ein zweites Leben, eine zweite Lebenshälfte, in den Mittelpunkt dieses Buches.
Ich weiß aus der Erfahrung jener Monate, dass wir manchmal mit dem Körper unserer seelischen Entwicklung vorauseilen – wie in der Geschichte vom Indianer am Wegesrand. Er wurde gefragt, warum er dort sitzt und wartet. Er antwortete: »Ich war zu schnell unterwegs und muss jetzt auf meine Seele warten, damit sie mich einholen kann.« Manches Mal ist es aber auch umgekehrt, dann ist die Seele dem Körper in der Entwicklung vorausgeeilt.
Bitte nehmen Sie sich während des Lesens und für die Übungen, ganz besonders jedoch für die Verarbeitung und Umsetzung Ihrer Resultate, die entsprechende Zeit. Ich kann Ihnen das für Ihre persönliche Ganzwerdung, Ihre Vervollständigung nur empfehlen. Mit der vielen Zeit, die wir noch vor uns haben, können wir die Hast und Ungeduld, den Stress der frühen Jahre, wirklich hinter uns lassen. Die kluge Königin in diesem Buch weiß das.
Für die Lektüre der nun folgenden Kapitel möchte ich Ihnen die schöne Weisheit eines schlauen griechischen Philosophen mit auf den Weg geben:
 
 
 
 
Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. Demokrit

Willkommen in »Happy-Magic-Fifty«!
 
 
 
 
Gleich zu Beginn lade ich Sie zu einer fantastischen Reise ein. Vielleicht wird es eine Herausforderung, vielleicht nur Spaß, vielleicht eine Inspiration. Machen Sie einfach mit! Los geht’s!
Wie wäre es, wenn in einer Gesellschaft der 50. Geburtstag das wichtigste Datum und der entscheidende Meilenstein im Leben der Menschen wäre?
Stellen Sie sich Folgendes vor und lassen Sie sich darauf ein:
Alle Menschen, egal ob Männer oder Frauen, erwarten, sobald sie denken können, sehnlichst ihren 50. Geburtstag. Die Jahre vor diesem Datum dienen der Vorbereitung auf die entscheidende zweite Lebensphase. Denn mit dem Erreichen des 50. Geburtstags beginnt das eigentliche Leben! Schule, Ausbildung, Familiengründung und Erziehung von Kindern, Karriere und Fortbildung – alles das ist nur der Vorlauf für das eigentliche Leben. Danach erst folgen die vielen lebendigen und erfüllten Jahrzehnte eines freien und selbstbestimmten Lebens.
Der 50. Geburtstag ist dann eine große, glückliche und wichtige Feier. Das »Geburtstagskind« bekommt an diesem Tag sehr viel Anerkennung, Liebe und Aufmerksamkeit. Es ist die Zuerkennung des Meistergrades nach der Lehrzeit und den Gesellenjahren. Für viele eine wirkliche Initiation. So feiern manche das Erreichen dieses Alters mit verschiedenen Festen den ganzen Geburtstagsmonat hindurch.
Jetzt kann der 50-jährige endlich voll autorisiert alles in seinem Leben frei wählen und entscheiden. Dies gilt nicht etwa nur für politische Wahlen. Wesentlich für die Lebensqualität sind vor allen Dingen natürlich die Entscheidungen, die die eigene Person betreffen.
Wie gefällt Ihnen diese Vorstellung? Lassen Sie sich weiter auf die Geschichte ein:
Zunächst ist es noch wichtig zu wissen, dass Menschen ab 50 das Schönheitsideal der Gesellschaft bestimmen. Nicht kindliche Glattheit, sondern lebendige, ausdrucksstarke, individuell geprägte Gesichter, die eine erfahrene Persönlichkeit widerspiegeln, werden angestrebt.
Auch Körper und Haare können Ausdruck von Charakter und Einzigartigkeit sein. Viele unterstreichen deshalb ihr Äußeres zusätzlich durch sehr individuelle Kleidung und einen ganz persönlichen Stil. Endlich sind sie frei und unabhängig von genormten Trends und dem Anpassungsdruck, der in früheren Jahren ihr Leben mitbestimmt hat. Die starke Kreativität der Modemacher über 50, die zuhören können und sich auf die Lebensbedürfnisse ihrer Kunden gut einstellen, gibt den individuellen Persönlichkeiten viele Möglichkeiten im eigenen Ausdruck.
Die Menschen ab 50 werden als lebendige Gesamtkunstwerke anerkannt und geschätzt. Wirkliche Schönheit beginnt eben erst ab 50!
Nun zu den persönlichen Entscheidungen: Ab 50 können die Menschen frei ihren Wohnort und die Art ihres Wohnens bestimmen. Sie müssen nicht mehr wie zuvor wegen ihrer Familien in den dafür geeigneten Wohnungen, Häusern und Umgebungen mit Schulen, Kindergärten, eben der entsprechenden Infrastruktur, leben. Jetzt können sie frei entscheiden, welche Art des Wohnens ihrem inneren Lebensgefühl entspricht.
Natürlich können sie auch in ihren alten Wohnungen bleiben. Doch sie haben die Freiheit, an das Meer zu ziehen, die Künstlerwohnung im Dachgeschoss zu bewohnen, die Stadtvilla am Park oder das Penthouse zu wählen, ein Kutscherhäuschen allein zu beziehen oder mit dem Lebenspartner und sogar auch mit einer Gruppe von Freunden oder Familienmitgliedern zusammen in einem Mehrfamilienhaus oder auf einem Hof auf dem Lande zu leben. Alles ist möglich.
Jede Frau, jeder Mann haben nun ein oder mehrere eigene Zimmer, oftmals eigene Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer, auf jeden Fall endlich eigenen Raum zur ganz individuellen Gestaltung. Besonders für die Frauen, die oft in den Lebensjahrzehnten zwischen Anfang 20 und 50 kein wirklich eigenes Zimmer hatten, ist dies nun die Zeit, sich selbst einen oder mehrere eigene persönliche, harmonische Räume zum Zurückziehen zu schaffen. Der gelebte Anspruch auf ein eigenes Territorium ist ein zutiefst wichtiges Grundbedürfnis, das jetzt voll befriedigend erfüllt wird.
Frauen und Männer ab 50 können nun auch ihren Partner ganz frei wählen. Es geht nicht mehr darum, ob der Mann ein zuverlässiger Familienvater mit einer einträglichen beruflichen Laufbahn sein wird und kann beziehungsweise ob die Frau verlässlich und treu und eine gute und liebevolle Mutter sein wird. Ab dem 50. Geburtstag kann der Partner frei und unabhängig gewählt werden. Liebe und gegenseitige Anerkennung sind nun die Basis von lebendigen, teilweise sehr erotischen und fröhlichen Beziehungen, in denen sich die Partner gegenseitig unterstützen und fördern, sich Geborgenheit schenken, sich begehren und sich Freiheiten geben. Beide genießen die Lebensqualität ihrer Beziehung wie ein gegenseitiges Geschenk.
Da die Männer und endlich auch die Frauen ab 50 unabhängig von ihrem Familienstatus als eigenständige Persönlichkeiten geschätzt und respektiert werden, sind sie ein wichtiger Teil im sozialen und gesellschaftlichen Leben. Sie werden eingeladen, gestalten Veranstaltungen, sie sind in jeder Hinsicht engagiert, unabhängig davon, ob sie in einer Partnerschaft, allein oder mit ihren alten oder wechselnden neuen Partnern leben. Die Einzigartigkeit jedes Menschen ist von nun an bedeutsam.
Frauen ab 50 werden besonders begehrt (häufig von jüngeren Männern), weil sie oft nicht mehr schwanger werden und erotisch erfahren und genießerisch sind. Die meisten Frauen jedoch bevorzugen die gelebte Erfahrung, Ebenbürtigkeit und geistige Freiheit eines Partners ab 50. So steht für beide das gemeinsame Genießen und die gemeinsame Weiterentwicklung auf der Basis des schon Erreichten im Vordergrund.
Ein äußerer Ausdruck des neuen Denkens ab 50 ist oftmals die Wahl eines eigenen Autos, wenn ein Auto gewählt wird. Wenn sich ein Mann oder eine Frau nun für ein Auto entscheidet, stehen ganz andere Möglichkeiten zur Wahl: Sie kaufen fröhliche Cabrios, kleine Flitzer, Sportwagen und Traumautos, eben Fahrzeuge, die ihrem neuen und freien Lebensgefühl entsprechen. Nicht mehr die Familienautos und Kleintransporter für Kinder, Freunde der Kinder, Angehörige und die großen Mengen im alltäglichen Familienbedarf werden jetzt gefahren, sondern die Autos, die man oder frau schon lange fahren wollte, aber nie konnte. Ein zusätzlicher Spaß und Genuss! Wenn für irgendwelche Anlässe größere, transportfähige Wagen benötigt werden, stellen die Jüngeren, unter 50-jährigen, ihre Wagen gern zur Verfügung.
Beruflich stehen nun ebenfalls alle Möglichkeiten offen. Menschen ab 50 haben den Status »selbstständig«. Das bedeutet, sie können jeder Art von Tätigkeit, Beruf, Geschäft, ehrenamtlicher und freiwilliger Arbeit und Initiative, wann und wo sie wollen, nachgehen. Ihre Arbeit und ihr Input an Erfahrung wird überall gern angenommen und hoch geschätzt.
Je mehr sich die Menschen ab 50 entwickeln, entfalten und zum Ausdruck bringen, desto mehr Respekt wird ihnen entgegengebracht. Besonders die Beiträge der Frauen ab 50 haben einen hohen Stellenwert, weil sie mit ihren Erfahrungen und ihren Soft Skills, die sie in den früheren Jahren mit der Familie und den Kindern und den oft so wichtigen alltäglichen Herausforderungen, die in den Tagesabläufen einer Familie eine große Rolle spielen, erworben haben, quasi eine zusätzliche Sonderausbildung mitbringen.
Für alle gilt, dass Karrierestress und testosteronhaltige Vergleichswettkämpfe nun der Vergangenheit angehören. Ab 50 bringen alle die eigene einzigartige Fähigkeitenkombination und das eigene, ganz individuelle Begabungsprofil als Beitrag zum größeren, gemeinsamen Ganzen in die Gesellschaft und die Welt ein. Dies hat auch eine neue, auf die Lebensqualität positiv wirkende Befriedigung bei der Arbeit zur Folge. Arbeit wird nun immer stärker als Ausdruck des einzelnen Menschen gesehen und genossen. Durch diese Atmosphäre, die Anerkennung und Wertschätzung, werden eine sehr hohe Produktivität, ein intensiver persönlicher Einsatz des Einzelnen und sehr viel Kreativität freigesetzt. Dabei ist Qualität viel entscheidender als Quantität. Ein Gewinn für alle Beteiligten! Viele Firmen und Unternehmen halten deswegen ihre wirklich wichtigen und interessanten Jobs frei für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der zweiten Lebensphase...
... und diese Geschichte geht in allen Lebensbereichen immer so frei, kraftvoll und fröhlich weiter.
Nachdem Sie nun dieses Gesellschaftsbild gelesen haben – was wäre, wenn dies Ihr Leben beschreiben würde? Und bevor Sie intellektuell, also aus dem Kopf heraus, antworten: Spüren Sie mal, wie wäre Ihr Lebensgefühl in so einer Gesellschaft? Was wäre anders in Ihrem derzeitigen Leben? In einer Gesellschaft, die Sie so ehrt und anerkennt, nachdem Sie endlich Ihren 50. Geburtstag feiern durften – würden Sie sich da nicht wahrhaft königlich fühlen? Wie die Königin Ihres eigenen Lebens?
Und damit sind wir mitten im Thema: Werden Sie die Königin in Ihrem eigenen Leben!
Doch bevor Sie dies angehen, gilt es, noch einige Punkte zu klären.

Eine kleine Bestandsaufnahme

Sie werden vielleicht während des Lesens meiner Zukunftsvision an der einen oder anderen Stelle gedacht haben, dass dies ja bereits in Ihrem jetzigen Leben zutrifft. Das stimmt sicherlich. Doch ich habe das Bild zusätzlich überzeichnet, vor allem, was die allgemeine Umgangsweise mit dem Alter betrifft. Leider gilt heute der Mensch ab 50 in unserer Gesellschaft noch nicht oder zumindest nicht allzu oft als Leitbild für Schönheit, Erfahrung, Attraktivität und Kompetenz.
Die Möglichkeiten der freien Entscheidung und der Wahl haben wir jedoch schon heute! Aber warum nutzen wir sie eigentlich nicht oder nur selten? Warum leben wir in Wohnungen und Häusern, die oft nicht mehr unserem aktuellen Lebensgefühl entsprechen? Warum leben wir zwischen Möbeln, die zwar einen Wert verkörpern mögen, aber oft auch die alten Energien früherer Lebensabschnitte gebunden haben und uns damit quasi festhalten? Warum quälen wir uns in Jobs und mit Arbeiten, die wir heute so nicht mehr wählen würden? Warum versuchen wir eine Partnerschaft, die ihren Schwung verloren hat, entweder mit großem Energieaufwand neu zu beleben oder mit ebenso aufwändigem Energieverbrauch fatalistisch zu ertragen? Warum sind wir inzwischen so oft in einer Art Durchhalte-Modus?
Vor allen Dingen: Warum stehen wir nicht endlich zu unseren Sehnsüchten und Lebensträumen, die wir schon seit so langer Zeit mit uns tragen und zum Teil in uns vergraben haben? Sind wir es uns nicht endlich wert, unser Leben in seiner ganzen Fülle zu leben? Wenn nicht jetzt, wann dann?
Es gibt doch in uns unsere eigenen Naturgesetze, die endlich erfüllt werden wollen. Wir haben in den ersten 50 Jahren unseres Lebens unsere Aufbauarbeit geleistet. Die Lehr- und Gesellenjahre haben wir absolviert. Jetzt liegen die Jahre der Meisterschaft vor uns! Schauen Sie sich die Menschen in der Lebensmitte an, die diese Herausforderung und Chance für sich persönlich positiv angenommen haben. Schauen Sie sich ihre Kraft und Ausstrahlung an! Sie sind anders als die Menge der grauen Gesichter, die im Durchhalte-Modus leben. Sie haben sich freigeschwommen! Wäre das nicht auch etwas für Sie? Zu welcher Gruppe wollen Sie jetzt und zukünftig gehören?
Wieso haben diese Menschen, und vor allen Dingen diese Frauen, so eine kraftvolle Ausstrahlung?

Warum die Königlichen Hoheiten?

Ich glaube, ab jetzt können wir zu einem vertraulicheren Du übergehen. Wir sind ja alle mehr oder weniger im gleichen Alter, wir hätten die Schule, Berufsschule, Universität oder den Freundeskreis, die Firma, die Nachbarschaft gemeinsam haben können. Wir sind also unter uns und würden uns wahrscheinlich sowieso duzen. So handhabe ich es auch meist in meinen Seminaren. Ich hoffe, du bist damit einverstanden.
Warum rede ich nun von Königinnen und Prinzessinnen? Nun, sie haben etwas Besonderes an sich. Wahrscheinlich haben diese beiden Damen, die ja den Titel dieses Buches bilden, sogar soweit dein Interesse geweckt, dass du dieses Buch zur Hand genommen hast.
Wie war es in deiner Kindheit? Gab es bei dir viele Prinzessinnen beim Kinderfasching? Vielleicht warst du selbst eine. Und wie sehr hat es dich gefreut, wenn dich jemand »Prinzesschen« oder »Prinzessin« nannte. Bestimmt hast du dich bei den Märchen und den Märchenfilmen auch mit der Prinzessin identifiziert, und später hast du dann mit Interesse die Geschichten über Lady Diana und die anderen Prinzessinnen gelesen. Und manches Mal vielleicht sogar gedacht, du wärest gern an ihrer Stelle. Ja, die lebendigen und die fiktiven Prinzessinnen aus den Märchen faszinieren uns. Dies hat etwas mit Archetypen zu tun, mit denen wir uns später noch genauer beschäftigen werden.
Jetzt schauen wir uns zunächst die Prinzessinnen genauer an. Wie ist eine Prinzessin? Zunächst einmal ist sie jung! Jung und schön! Dass dies in der Realität in den Königshäusern nicht immer zutrifft, übersehen wir großzügig. Unser Idealbild stammt aus den Märchenbüchern, und da sind die Prinzessinnen immer wunderschön und begehrenswert, fast immer blond und eben jung.
Eine alte Prinzessin, wie zum Beispiel Prinzessin Margaret von England, die Schwester der Queen, war, als sie älter wurde, eine tragische Figur und passt überhaupt nicht in unser Idealbild. Deswegen nehmen wir die älteren Prinzessinnen, wie jetzt auch die Schwester von Prinz Charles, einfach nicht mehr wirklich wahr. Die Regenbogenpresse gibt diesen Prinzessinnen auch nur im Falle eines Skandals oder einer negativen Schlagzeile Raum. Ältere Prinzessinnen existieren eigentlich nicht.
Zurück zur idealen jungen Prinzessin. Sie darf erröten, unsicher und schüchtern sein. Sie steht für gutwillige Unerfahrenheit und braucht Unterstützung, Anleitung und Verständnis und ab und zu eine kleine Rettung. Die guten Prinzessinnen in den Geschichten, unsere Lieblingsprinzessinnen, mit denen wir uns so wunderbar identifizieren können, sind dazu noch barmherzig und warmherzig, gütig und edel, so bescheiden und dabei so schön reich. Und obendrein bekommen sie immer den schönsten und edelsten und strahlendsten Prinzen, der später ein guter König wird. So lebt die Märchenprinzessin in uns weiter. Wenn dann irgendwann eine schöne, blonde und liebreizende Prinzessin wie Diana von Wales in der Wirklichkeit erscheint, spricht uns dies in unserem Inneren direkt an.
Was macht nun bei all dieser Herrlichkeit den Unterschied zur Königin? Die Königin ist zunächst einmal älter. Junge Königinnen sind ungewöhnlich. Bis heute, wo Elisabeth von England schon über 80 Jahre alt ist, wird immer noch erwähnt, wie ungewöhnlich und hart es für sie war, bereits mit Mitte 20 Königin werden zu müssen. Elisabeth saß von Anfang an allein auf ihrem Thron. In anderen Monarchien hat die Königin ja meist ihren König zur Seite oder wird durch die Krönung ihres Mannes, des neuen Königs, zur Königin. Auch in diesem Fall sind sowohl König als auch Königin älter.
Die Königin verkörpert Erfahrung und Klugheit, sie steht für Verantwortung und Gerechtigkeit, ist fair und großzügig. Wir sprechen auch hier natürlich von einer guten Königin. Ein weiterer Unterschied zwischen Prinzessin und Königin ist der Partner an ihrer Seite. Eine Prinzessin ist entweder in der Warteschleife zum Heiraten oder gemeinsam mit ihrem angeheirateten Prinzen, der auch nichts zu sagen hat und keine Macht besitzt, in der Warteschleife für den Thron. Die Königin dagegen hat den Thron und die Macht, sie bestimmt, wo es langgeht und was in ihrem Reich geschieht, und sie hat meist noch dazu einen wirklichen König an ihrer Seite.
Wenn du Prinzessinnen und Königinnen bei einem offiziellen Anlass nebeneinander siehst, kannst du auch sofort erkennen, welche von den beiden die Herrscherin ist: nämlich die mit der größeren Krone, den prunkvolleren Juwelen und dem glanzvolleren Kleid, die in der ersten Reihe steht und um die sich alles dreht. Die Prinzessin mag vielleicht die Träume vieler Mädchen, junger Frauen und bestimmt auch vieler junger Männer verkörpern, doch sie wartet, ist in der Ausbildung und ohne eigenes Reich. Sie steht am Rand. Die Königin lebt ihren Traum. Sie ist mitten im Leben und mitten in ihrem Reich. Sie ist das Zentrum.
Nun, was passt für dich? Wo stehst du jetzt, und wo willst du in den kommenden Jahren stehen? Ist die junge Prinzessin noch immer die für dich und, wie du vielleicht glaubst, für andere attraktivere? Oder spürst du die Kraft der Königin in dir?
Wenn ja – dann: Lang lebe die Königin!

Weibliche Hoheiten bevorzugt!

Jetzt möchte ich erst einmal erklären, warum ich hier über und für Frauen schreibe. Warum nur Frauen, Prinzessinnen und Königinnen und keine Prinzen und Könige?
Wegen des in diesem Zeitraum einsetzenden hormonellen Wandels spüren Frauen die Lebensmitte direkt körperlich und damit anders als Männer, für die vielleicht der Ausstieg aus dem aktiven Berufsleben einen wesentlicheren Einschnitt darstellt. Der Generationswechsel, der durch die eigenen Kinder gleichzeitig spürbar wird, gibt oftmals den Frauen rund um den 50. Geburtstag zusätzlich das Gefühl, alt zu sein. Deswegen, glaube ich, ist dieses Buch besonders für Frauen wichtig.
 
Lesen können es selbstverständlich auch Männer – und ich hoffe, dass es viele von ihnen tun werden. Es ist für einen Mann auf jeden Fall interessant, über die von mir angebotene Art der Entwicklung von Frauen in der Lebensmitte möglichst viel zu erfahren. Und viele der beschriebenen Phänomene und Entwicklungsschritte treffen auf Männer in diesem Alter genauso oder zumindest teilweise zu. Ja, auch Männer werden einen Vorteil für sich darin sehen, wenn sie sich mit den Fragen und Übungen, die dieses Buch zur Lebensmitte anbietet, bewusst und offen auseinandersetzen.
Doch nun zu uns Frauen. Da kann noch so viel geforscht und erklärt werden, den Männern eine Ähnlichkeit ihrer Midlife-Crisis zu unserem Hormonumschwung bescheinigt werden, es sind wir Frauen, die tatsächlich körperlich und psychisch in die sogenannte Menopause gehen. Sie bringt uns neben teilweise unangenehmen Begleiterscheinungen immerhin auch die Freiheit, nicht mehr ungewollt schwanger werden zu können. Damit ist uns ein neuer Lebensabschnitt einschneidend bewusst gemacht.
Nicht nur, dass die Menopause immer noch ein Synonym für »alte Frau« zu sein scheint, wir entdecken in diesem Alter auch, dass man, oder besser gesagt Mann uns unser Alter immer mehr ansieht. Die Falten und Fältchen werden immer mehr, und die Schwerkraft fordert ihren Tribut an Wangen, Busen, Oberarmen und Po. Dies ist bei der einen mehr und bei der anderen weniger der Fall, aber im Vergleich mit Jüngeren nicht zu übersehen.
Schmerzhaft wird das, wenn der eigene Partner, an dem der Zahn der Zeit ebenso nagt, dies mit Beziehungen zu eben diesen Jüngeren kompensiert. Männer können vor der Erkenntnis des Alterns mithilfe von jüngeren Frauen, erheblich jüngeren Frauen, flüchten. Frauen tun dies auch mithilfe jüngerer Männer, aber noch lange nicht so selbstverständlich. Vor allen Dingen ist es in den Augen der Gesellschaft noch lange nicht so selbstverständlich. Somit bedeutet der Eintritt in die zweite Lebenshälfte für uns Frauen, was die Schönheit und die Attraktivität betrifft, eine weitaus größere Herausforderung.
Wenn wir Kinder haben, ist es natürlich auch für die Väter eine Zäsur, wenn der Nachwuchs aus dem Haus geht. Doch für uns Mütter, die wir die Kinder in die Welt hineingeboren, gestillt und oft über Jahre im Alltag begleitet haben, die ihren Beruf dafür aufgegeben oder ihre Karriere eingeschränkt haben, ist dies wiederum ein deutliches Zeichen und ein tiefes persönliches Erleben, wenn dieser Lebensabschnitt nun durch den Auszug der Kinder zu Ende geht. Dies gilt ebenso für die Hochzeiten und die Geburten, besonders bei den Töchtern. Hier bekommen wir besonders spürbar den Generationenwechsel verdeutlicht – und damit unseren eigenen Übergang in den nächsten Lebensabschnitt.

Prägungen für die Prinzessin – Aussichten für die Königin

Zurück zu unserem Szenario, der Gesellschaft, in der das eigentliche Leben mit dem 50. Geburtstag beginnt. Zurück zu dem damit verbundenen Lebensgefühl. Was davon hat dich angesprochen? Vielleicht hast du ja bei dem einen oder anderen Punkt gedacht: »Das habe ich längst«, oder: »Das mache ich schon.« Doch darum geht es nicht. Es geht um die Teile der Geschichte, die dich provoziert haben. Ja, ich habe einiges überzeichnet und wollte provozieren.
Vielleicht gibt es auch Leserinnen, die jetzt sagen: »Ich bin eigentlich ganz zufrieden, ich möchte nichts ändern.« Doch lass uns ehrlich sein: Wenn du so fraglos zufrieden wärst, hättest du dieses Buch nicht erworben, es nicht zur Hand genommen und nicht so weit gelesen! Du hast Fragen – und es ist gut, Fragen zu haben. Und besonders wichtig ist es, für die Fragen, die das Leben an uns hat, offen zu sein. Jetzt, in dieser Zeit, die in die Mitte unseres Lebens fällt, stellt das Leben viele Fragen an uns!
Dass wir in der Mitte eines immer turbulenter werdenden Wertewandels leben, ist uns bewusst. Dies zeigt sich auch im rasanten Wandel der Ehe- und Familienwerte.
Auf der einen Seite sind durch Veränderungen in den Gesetzen die Abhängigkeiten in der Ehe für uns Frauen erheblich gelockert worden und wir können heute sehr viel freier und selbstbestimmter leben als noch unsere Mütter. Auf der anderen Seite ist damit auch die Verbindlichkeit der Ehe für die Männer gelockert worden, was sich darin zeigt, dass insgesamt das Zueinanderstehen und Füreinandersorgen, auch im Zusammenhang mit den Kindern, an Wert verloren hat. Dies gilt in der Folge nicht nur für die Ehe, sondern natürlich ebenso für die nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
Die Jugendämter hatten noch niemals zuvor so viele Verfahren, in denen sie für die verlassenen Kinder die Unterhaltsansprüche bei den getrenntlebenden Vätern einzuklagen versuchen. Die Unterhaltsregelungen für getrennt lebende und geschiedene Frauen, die teilweise ja gemeinsam mit dem Kindsvater entschieden hatten, auf die Berufstätigkeit zu verzichten und für die Kinder da zu sein, sind zwischenzeitlich auch nicht mehr ohne Weiteres durchzusetzen.
Weil die getrennten Partner häufig neue Verbindungen eingehen und oftmals auch wieder Kinder in diesen Beziehungen geboren werden, ist es unter diesen modernen Umständen nicht mehr so einfach, allgemein verbindliche und gerechte Regelungen zu schaffen. Dadurch müssen die meisten Frauen parallel zur Sorge um ihre Kinder verstärkt ihre eigene wirtschaftliche Existenz aufbauen, absichern und bis in das höhere Rentenalter hinein aufrechterhalten.
Die Alternative ist der bewusste Verzicht auf eine Familie und auf Kinder. Ob dies eine wünschenswerte Veränderung ist und inwieweit sie das gesamte Eheverständnis beeinflussen kann, möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Fest steht, dass diese Entwicklung Auswirkungen auf die Gestaltung der Lebenswege von Frauen und auch auf ihre Eigenständigkeit in der zweiten Lebenshälfte hat. Viele von uns sind schon jetzt davon betroffen.
Was es in unserem Zusammenhang so bedeutsam macht, ist der darin enthaltene Bruch mit den alten Rollenmustern für Frauen, Mütter und Ehefrauen. Selbst wenn viele von uns schon immer oder teilweise berufstätig waren, sind wir doch auf der anderen Seite von unseren Müttern durch deren Vorleben anders geprägt und durch unsere Kultur und Gesellschaft anders programmiert worden.

Wie sah es aus bei unseren Müttern und Großmüttern?

Meine Eltern waren bei meiner Geburt 22 und 26 Jahre alt, meine Großmutter war knapp 50. Verglichen mit den heute 50-jährigen war sie damals eine typische ältere bis alte Frau, auch wenn sie innerhalb ihrer Generation noch frisch und vital war. Ich war als kleines Mädchen viel bei meiner Großmutter, die sehr aktiv und trotzdem eine typische Großmutter und Hausfrau war, mit der entsprechenden Figur und Kleidung, den Hüten, Taschen, Schuhen und der Schürze in der Küche – mit all dem, was die typische Frau ab 50 in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts so getragen hat.
Sie hatte ihre Hobbys und Fähigkeiten, aber nichts davon fiel aus dem Rahmen für Frauen ihres Alters. Sie war Ehefrau, Hausfrau, Mutter und Großmutter, erfüllte ihre Aufgaben zuverlässig und fraglos. Sie füllte ihren Platz dort aus, wo das Leben sie hingestellt hatte. Ihre Identität ergab sich aus der Identifikation mit den Rollenbildern, die die Gesellschaft ihr vorgegeben hatte. Und sie hatte ihren Frieden damit. Veränderungen oder Infragestellung durch eine Trennung oder Scheidung oder die Wiederaufnahme einer Berufstätigkeit existierten nicht innerhalb ihrer Welt.
Dies war eines der Leitbilder meiner Kindheit, eine Art Drehbuch für Frauenleben. Meine Großmutter, meine Großtanten, deren Freundinnen und die Nachbarinnen waren die Leitbilder für 50-Jährige Frauen in meiner Kindheit. Diese Bilder haben mich unbewusst geprägt.
Auch meine Mutter, deren Freundinnen und Bekannte, alle eine Generation jünger, lebten und handelten nicht so, als ob sie dieses übernommene Bild total verändern oder umgestalten wollten. Als meine Mutter sich Anfang der Siebzigerjahre, als ich 16 Jahre alt war, von meinem Vater trennte und wieder eine Ausbildung absolvierte, um in ihren Beruf zurückkehren zu können, war dies sogar im modernen West-Berlin dieser Zeit eher selten, für das persönliche Umfeld fast skandalös, also alles andere als die Norm.
Entscheidend aber war, dass meine Mutter trotz ihres für damalige Verhältnisse recht unkonventionellen Weges in die zunächst mittellose Eigenständigkeit davon ausging, nun als Enddreißigerin auch nur noch wenige Jahre vor sich zu haben, bevor sie eine alte Frau sein würde. Natürlich lag ihre Hauptsorge in einer entsprechenden Altersabsicherung. Sie sorgte dann jedoch auch damals schon für eine Sterbeversicherung und einen geordneten Ablauf nach ihrem Tod – der übrigens hoffentlich noch sehr lange aussteht.
So gab mir auch meine Mutter, obwohl dies nicht mehr so sehr in meine unbewusst prägenden Jahre fiel, keinerlei positiv-aktives Bewusstsein für ein Leben nach dem 50. Geburtstag. Auf keinen Fall ein Bewusstsein für die mögliche Länge der Zeitspanne nach 50 und die darin enthaltenen Möglichkeiten.
Als mein Mann und ich uns trennten, war ich 43 Jahre alt. Die Sorge meiner Mutter und auch einiger Freundinnen war, dass ich nun schnellstens einen neuen Partner suchen und finden müsste, weil das ab 50 kaum noch möglich sei. Die Überzeugung, dass Frauen ab 50 auf dem »Partnermarkt« nur noch Ladenhüter sein können, hält sich besonders bei den Älteren noch immer hartnäckig.
Das soll nun nicht heißen, dass die Frauen der Generation meiner Mutter und meiner Großmutter nicht wunderbare Jahre, Freude, vielleicht sogar neue Lieben und Erfüllung gehabt haben können. Doch wenn sie es hatten, dann nahmen sie es eher als Zufall denn als Normalität an. Es gehörte nicht zu ihrem Erwartungshorizont. Ihr Lebensweg lag weitestgehend voraussehbar und festgelegt vor ihnen.
So leben und leiden wir heute in unserer neuartigen Zeit unter einer gewissen Schizophrenie unserer Leitbilder. Da sind auf der einen Seite Bilder und Fotos von Frauen um 50 und älter, die wir in unserer Kindheit in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Dazu gehören unsere Großmütter, Tanten und ihre Zeitgenossinnen.
Dazu gehört auch eine Doris Day, ein Idol unserer Mütter, die in ihren weltberühmten Filmen zwar die fesche und kecke berufstätige Frau gab, aber immer nur so lange, bis Cary Grant oder Rock Hudson sie als strahlende Retter erobert und zum Traualtar geführt hatten. Dann hatte sie ihr Ziel erreicht, wurde Ehefrau und Mutter … selbstverständlich glücklich … Großmutter … und tot. Die letzten drei Kapitel wurden als allgemein gültig vorausgesetzt und deswegen nicht mehr gezeigt.
Da gibt es diese Szene, in der Doris Day während des Kennenlernens für Rock Hudson kocht. Nach dem Abendessen möchte er ihr helfen und das Geschirr mit in die Küche bringen. Sie lehnt dies ab mit der Begründung, er möge sitzen bleiben, weil das doch Frauenarbeit sei. Dies muss einer der Filme aus den Sechzigerjahren gewesen sein – die Zeit unserer Kindheit. Und glaube mir, diese harmlosen Filme haben uns bewusst oder unbewusst mit ihren Wertvorstellungen geprägt.
Prägende Bilder
Mache jetzt kurz eine kleine Pause beim Lesen und schau einmal in deinen persönlichen Fotoalben, Bilderkisten oder gerahmten Fotos nach. Vielleicht findest du ja Bilder von deiner Großmutter, von Tanten oder auch von deiner Mutter, als sie im Alter zwischen 45 und 55 Jahren waren. Schau sie dir genau an, ihre Gesichter, ihre Haltung, ihre Figur und Kleidung und vor allem ihren Gesichtsausdruck und ihre Haltung.
Falls du keine Bilder aus deiner eigenen Familie hast, greife zu Bildbänden und Dokumentationen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren für die Generation deiner Großmutter, und aus den Siebziger- und Achtzigerjahren für die Generation deiner Mutter. Dort findest du sicher Bilder von Frauen um die 50.
Betrachte sie genau. Du wirst erstaunt sein.
002
Queen Mum, die Mutter von Königin Elisabeth II, 1951 im Alter von 50 Jahren. Was für ein Unterschied zu den heute 50-Jährigen!