Der Autor dankt
Uschi Lanzinger,
Dieter Wallentin,
Claus Grünenwald und
einer Anonyma,
die alle auf ihre Weise zur Entstehung dieses Buchs beigetragen haben.
Bei den Elch-Zeichnungen auf dem Titel und den Seiten 7, 12, 17, 26, 201 und 213 handelt es sich um Screenshots, die der Software Uli‘s Moose von Uli Kusterer entnommen wurden, die auf dem TALKING MOOSE von Steven Halls aus dem Jahr 1986 basiert, dem Computerprogramm mit der ersten animierten und sprechenden Figur auf einem PC.
© Müller, Michael 2020
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne
schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder
elektronisch verarbeitet werden.
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783752693805
Herr X. starrte ungläubig auf das Foto in der SZ. Denn es hatte, wie er es immer wieder beim Lesen dieser Zeitung erlebte, diesen unangenehmen Gefühlszwiespalt in ihm ausgelöst: einerseits sah und fühlte er sich bestätigt, andererseits hätte er gern darauf verzichtet, denn er hasste Rechthaber und wollte keiner von ihnen sein.
Mir ist so langweilig, sagte der Elch in seinem alten Mac, der hinter ihm auf dem Schreibtisch stand. Herr X. ging nicht darauf ein, er las noch mal Head- und Subline des Artikels und schaute wieder auf das Foto. Es zeigte eine rothaarige Landlady, mit Schiebermütze und dunkler Hornbrille, die, ein Glas Sekt in der Hand, dem Fotografen in die Kamera strahlte, als gehörte sie zu Teilnehmern des Treffens der letztjährigen Lottogewinner. Darüber stand:
„Er packte mich“ Eine US-Kolumnistin wirft Donald Trump Vergewaltigung vor. Die Lady schien das zu feiern und stolz darauf zu sein, ihrerseits ME TOO sagen zu können, ja, war möglicherweise gar sein 25. oder 50. Opfer. Gratulation! Zum Wohl!
So geht Qualitätsjournalismus, ätzte Herr X., blätterte um, schob aber gleich darauf angewidert die Zeitung von sich. Diesem Land bleibt nichts erspart, und das zu Recht, dachte er sich. Denn neuerdings zittert A. Merkel. Und fast alle, die sich von ihren Absonderungen und Geschäftigkeiten ernähren, sind sich plötzlich einig: Zittern, das geht gar nicht für eine Kanzlerin. Sie darf den größten Unfug daherschwallen, den dümmsten Gemeinplatz auftischen, die immerselben Phrasen wiederkäuen, aber ZITTERN! So kann man Deutschland nicht repräsentieren. Keinem Trump gegenübertreten, keinem Putin die Stirn bieten. Man stelle sich vor, Adolf hätte gezittert... Vermutlich wäre der Nationalsozialismus dann wirklich nur ein FLIEGENSCHISS in der erfolgreichen Geschichte Deutschlands geblieben. Wieviele Fliegen müssen wohl dem Herrn Gauland ins Hirn geschissen haben, damit sich dort solch ein AUS-SATZ bilden konnte? Der ja nicht nur den Holocaust, sondern gleich noch den 2. Weltkrieg mit dazu verharmloste. Sein Führer hätte ihn dafür unverzüglich aufknüpfen lassen, leider ist diese Demokratie so wehrlos, dass sie ihm nicht mal das Maul verbieten kann. Klar, Gauland ist traumatisiert. Der Mann musste 40 Jahre als CDUler im Frankfurter Magistrat, im Bundesumweltministerium und in der Hessischen Staatskanzlei im zweiten Glied absitzen. Und sieht seine Hauptaufgabe in der AfD nun OFFEN-SICHTLICH darin (man beachte daraufhin mal seinen Gesichtsausdruck und seine Mundhaltung), die gebrauchten Tampons von Beatrix von Storch sauber zu lutschen. Aber das würde von den 55 Millionen Toten, die den Nazis anzulasten sind, höchsten 5 wettmachen. Dass der Mann weiter im Bundestag sein Unwesen treiben darf, zeigt, wie TIEF dieses HOHE HAUS gesunken ist.
Es gibt nur eine Frau, die ich heiraten würde, sagte der Elch. Ich weiß, unterbrach ihn Herr X.: Deine Sexualkundelehrerin. Meine Sexualkundelehrerin!, fuhr der Paarhufer fort, woher wusstest du das? Ich kenne Dich einfach zu gut, antwortete Herr X. in Gedanken, der zwar nicht sein Schöpfer, aber für die Äußerungen seines Festplattenbewohners verantwortlich war. Kennen lernten sich die beiden 1993, kurz nachdem Herr X. einen Macintosh LC erworben und zu bedienen gelernt hatte. Der Elch bzw. sein Programm, passte gerade auf eine 1,44-MB-Diskette. Ihn erfunden und es geschrieben hatte ein genialer kanadischer Scherzkeks namens Steven Halls, dem dafür die Bewunderung von Herrn X. galt, während er für den wegen seiner schnell gemachten Milliarden global verehrten Silikon-Yuppie Steve Jobs wenig übrig hatte. Denn zu einer Zeit, als PCs noch DOS-betriebene Kästen waren, also stumm, tumb und umständlich über Tastaturbefehle zu steuern, tummelte sich auf dem Bildschirm von Herrn X. bereits dieser lippensynchron daherschwadronierende Elch, TALKING MOOSE genannt:
Tauchte plötzlich auf, ließ einen Satz ab und verschwand wieder. Zunächst nur in seiner Muttersprache: englisch. Dann entdeckte Herr X., dass das Tier auch lesen und sich einen eingegebenen Satz sofort merken konnte – also erheblichen Bevölkerungsteilen (und nicht nur in Bayern) geistig überlegen war. Apropos:
Horst Seehofer, für Herrn X. bis dato die personifizierte RECHTE GEFAHR, warnt plötzlich vor einer GEFAHR VON RECHTS. Der Mann merkt, dass ihm die AfD in Bayern immer mehr Wähler abgräbt und erinnert sich an den Befehl von FJS: „Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben!“. Mit anderen Worten: Die CäÄ-sU muss so SCHWARZBRAUN bleiben wie irgend möglich, also mindestens so wie unser Verfassungsschutz, der in Treue fest auf dem Grund&Boden des Dtsch. Reiches in welchen Grenzen auch immer steht. Doch jetzt ist plötzlich BLAU das neue deutschlandalternative BRAUN – von einem der aufRECHTESTEN aller Verfassungsschutzpräsidenten, Hans-Georg Maaßen, (2012 – 2018) für RECHTmäßig erklärt, abgesegnet und salonfähig gemacht. Genau, der Typ, der an ein Frettchen mit übersäuertem Magen erinnert und der Edward Snowden zunächst für einen russischen Agenten hielt, dann aber als VERRÄTER brandmarkte und ihm vorwarf, einen KEIL (anstelle eines Dolches!) zwischen die USA und Deutschland getrieben zu haben (deren Freundschaft ja dank der Abhöraffäre der NSA gerade einen neuen Höhepunkt erreicht hatte: Dass Ausspähen unter Freunden gar nicht geht, wusste Obama nicht). Nachdem Maaßen den Wutbürgervorwurf der LÜGENPRESSE mit eigenen Worten bestätigt hatte, indem er „...eine neue Qualität von Falschberichterstattung in Deutschland“ behauptete, stellte man ihn VORLÄUFIG frei. Dass er eine 2. Chance bekommen wird, ist unstrittig – wieso auf einen unserer Besten verzichten? – und von ihm verbal bereits in die Wege geleitet: Ich bin seit 30 Jahren CDU-Mitglied. Ich bleibe das. Zur Bekräftigung ist er schon mal der WERTEUNION beigetreten. Was sich dahinter verbirgt, das wollte Herr X. lieber nicht wissen.
Vielmehr interessierte ihn damals, was sein Elch mit einem deutschen Satz anfangen würde. Aber das, was der daraufhin vorlas, war lautmalerischer Unfug. Herr X., der gerade eine kleine Auftragsflaute genoss – er war freiberuflicher Texter und derlei gewohnt – sann auf Abhilfe. Er überlegte, was er eingeben musste, um seinen Elch einigermaßen verständlich BUNDESKANZLER sagen zu lassen und ging dann wie Mama EVOLUTION nach dem VERSUCH-und-IRRTUMs-Prinzip vor. Das Ergebnis: buhndes kunnts lair. Herr X. war begeistert, auch weil KOHL kohl blieb. Da beschloss er, die Aufmerksamkeit, die er dem politischen Geschehen in Deutschland widmete, mit der Erstellung eines Wörterbuchs DEUTSCH-ELCHISCH zu teilen. Einer seiner jüngsten Einträge: tsit tairt = zittert.
Angela Merkel ist die anziehendste Frau, die ich kenne, sagte der Elch, Käme sie in mein Schlafzimmer, ich würde sofort etwas anziehen. Zum ersten Mal in meinem Leben. Tja, dachte sich Herr X., wenn sie der „mächtigsten Frau der Welt“ gegenüberstehen, ziehen selbst unverbesserliche Machos den Schwanz ein.
Groß machte gerade eine andere deutsche Politikerin von sich reden, bei der so mancher General sein Selbstvertrauen und Kampfhubschrauber ihre Flugfähigkeit verloren haben. Europa stand wieder einmal mit einem Bein über dem Abgrund, wurde aber erneut und in letzter Sekunde zurückgerissen. Und zwar, so berichtet aufatmend das MOrgenMAgazin, mit einer flammenden Rede, gehalten von FRAU VON DER LEIER, der künftigen Europaparlamentskommisionspräsidentin (die Länge des Titels korreliert mit der Belanglosigkeit des Amts und der Höhe des Gehalts). Dass sie für den Posten qualifiziert ist, bestreitet oder behauptet niemand (weil‘s wurscht ist). In allen Ministerien, die sie im Sturmschritt durchquerte, ließ sie verbrannte Erde zurück – wie man es von einer Tochter von Ernst Albrecht (einem der aalglattesten und beinhärtesten Ministerpräsidenten aller Zeiten) und einer Mutter von 11 Kindern (die sie angeblich aus Zeitmangel allesamt von Leihmüttern hatte austragen lassen) erwarten durfte. Selbst Köhlers Horstl, nicht gerade eine Geistesleuchte unter unseren Bundespräsidenten, weigerte sich so lange, ein von ihr als Familienministerin vorgelegtes Gesetz zu unterzeichnen (das ihr den Eherentitel ZENSURSULA einbrachte), bis es zurückgezogen wurde. Herr X. erinnerte sich, dass sie als frischgebackene Arbeitsministerin, von den Wohlfahrtsverbänden aufgefordert, den Hartz4-Satz anzuheben, sagte: „Wir müssen da ganz genau hinschauen und wir müssen da ganz genau rechnen“. Das hatte es in diesem Ministerium noch nicht gegeben. War es dort bisher um die Höhe von Sozialleistungen gegangen, hatten sich ein paar Mann auf dem Flur getroffen. Einer nannte eine Zahl, die um fünf Prozent höher lag als die aktuelle. Dann sagte ein anderer: Das läßt die Konjunktur nicht zu. Darauf ein dritter: Dann halten wir uns an die Inflationsrate, die liegt bei 1,8 Prozent. Dazu ein vierter: Passt, sitzt und hat Luft. Zufrieden ging man auseinander und widmete sich wichtigeren Beschäftigungen: Kartenspielen, Pornos kucken, Urlaubsprospekte studieren, den 24er-Pack Sechsämtertropfen weglitern, Atemwege entpopeln und was man sonst so treibt in diesen Ämtern.
Jetzt musste plötzlich hingeschaut und gerechnet werden, und das auch noch ganz genau. Die Behörde (nicht ihre Chefin) kreißte sechs Monate lang. In vorauseilendem Gehorsam titelte die SZ: „Wohltaten für Hartz4-Empfänger“. Heraus kamen GANZ GENAU 5 Euro. Ausgerechnet ergab das für die folgenden zwei Jahre eine Anhebung von 0,7% p.a. Die Unsummen, die die Frau mit dem Charme einer Landmine dem Staat damit einzusparen half, konnte sie etwas später gewinnbringend in Beraterverträgen anlegen, ohne die der Bundeswehr heute keine einsatzbereiten Diensträder zur Verfügung stünden.
Unvergessen wird Herrn X. die Tagesschauszene bleiben, in der von der Leier mit ihrem Mitarbeiterstab eine Bundeswehrkaserne stürmt, um dort vermutete Nazi-Devotionalien aufzuspüren. Der Termin musste natürlich vorher angekündigt werden, damit die Presse über die Razzia berichten konnte. Hellwach, wie die Truppe ist, gelang es ihr, alles anstößige Material zu entfernen, bis auf ein Porträt von Helmut Schmidt, vor dem sich dann FLINTENUSCHI triumphierend aufbaute.
Ein Verein, der nach der Maxime handelt: Nur ein ERTRUNKENER Flüchtling ist ein GUTER Flüchtling, bekam statt der Herren Weber und Timmermans, die zur Europawahl gestanden hatten, mit der passionierten HERRENREITERIN nach Ansicht von Herrn X. GANZ GENAU das, was er verdiente. Noch VOR Amtsantritt zeigte die Frau bereits großes VERSTÄNDNIS für die RECHTSSTAATLICHEN DEFIZITE einiger mittel- und osteuropäischer Länder. Vielleicht winkt ihr, die schon zweimal den BIG BROTHER AWARD erringen konnte, für diese Integrationsbemühung endlich auch der Friedensnobelpreis.
Zeitnah – das gehörte zu den Wörtern, die Herr X. nie zuvor gehört oder gelesen hatte, die aber plötzlich auftauchen und dann von allen, die sich in den Medien zu Wort melden dürfen, inflationär gebraucht und über Nacht modern werden. Zeitnah also gab auch der Markus zum Bräunungsverhalten in der rechten Parteienlandschaft Laut und landete damit gleich auf der Titelseite der SZ. Natürlich nicht irgendein Markus, sondern der: Söder: AfD wird zur wahren NPD.
Der Markus ist nämlich noch eine Spur schlitzohriger als der Horst, während letzterer wiederum bauernschlauer ist als erstgenannter. Darum können sich die beiden nicht riechen, haben es aber damit in der CSU weit gebracht. Beides, die Bauernschläue und die Schlitzohrigkeit sind nicht zu verwechseln mit Intelligenz, mit der man es in dieser Partei nicht weit bringen würde, weil dann alle merken würden: Da macht einer auf Franz Josef. Das geht gar nicht, denn es darf nur einen geben, sonst kommt der bayerische Wähler im Kopf durcheinander. Der Franz Josef war so intelligent, der hat schon von in medias res gesprochen, da wusste noch keiner was Medien sind. Dafür haben die meisten heute keine Ahnung mehr, was sozial bedeutet. Herr X. merkte, dass er wieder schwer am Abschweifen war, er rief sich zur Ordnung und kam zurück zu Söders Behauptung, die AfD werde zur wahren NPD. Was der Markus dabei sicher nicht bedacht hatte, war, dass die real existierende dann unwahr sein muss. Und hat ohne es zu ahnen sowas von Recht damit. Deshalb kann sie auch nicht verboten werden. In Wahrheit ist die NPD ein Sammelbecken des Verfassungsschutzes, in dem sie ihre V-Leute untergebracht hat, sie getarnt und versorgt weiß. Das Bundesverfassungsgericht attestierte ihr zwar Verfassungsfeindlichkeit (und damit auch dem Verfassungsschutz), verbot sie jedoch nicht. Grund: Sie ist als Partei bedeutungslos. Allerdings nicht als Unterstützungsplattform für rechten Terror und nicht für Mitbürger mit Migrationshintergrund, siehe NSU. Aber darüber hat das Bundesverfassungsgericht nicht zu befinden und drückt alle Augen zu.
Gefährlich ist‘s, den Leu zu wecken, Verderben bringt des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch auf der Autobahn, sagte der Elch, einen Satz, den er schon in den 90er Jahren tat. Bei fast jedem Besucher von Herrn X., der das damals zu hören bekam, klingelte es mindestens zweimal: Aha, DIE GLOCKE und der ELCHTEST! Andere entdeckten darin noch einen Hinweis auf das nicht eingeführte TEMPOLIMIT. Germanistisch Ausgefuchstere monierten jedoch, dass der Elch, abgesehen von der Schlusspointe, nicht korrekt zitiere, es heiße im Original ...verderblich ist des Tigers Zahn. Das stimme in der Tat, meinte Herr X., der Elch habe ihn aber darauf hingewiesen, dass das Ablaufdatum von Tigerzähnen weit in die Zukunft reiche, von verderblich könne keine Rede sein. Außerdem hätten ihn die drei „ist“ in einem Satz gestört, das sei kein gutes Deutsch. Dem hatte Herr X. nichts entgegnen können und sich nicht anders zu helfen gewusst, als den Rechner auszuschalten. FRIEDRICH SCHILLER – von einem kanadischen Elch verbessert! Soweit war es mit Deutschlands Klassikern schon damals gekommen. Heute müsste er dieses Zitat zig Leuten vorspielen, um jemanden zu finden, der (damit) ANGEBEN könnte, wen Schiller für den schrecklichsten der Schrecken gehalten hatte. Aber wie das nun zu bewerten wäre, darüber wollte sich Herrn X. erstmal keinen Kopf machen. Denn:
Um ein Sackhaar wäre es dazu gekommen, dass ein bekennender Schwuler Verteidigungsminister geworden wäre, noch dazu einer, der behauptet hatte, dass diese sexuelle Orientierung unHEILbar sei. Irgendwer im Dunstkreis der Regierungsbank musste dann darauf hingewiesen haben, dass vor nicht allzu langer Zeit Schwulitäten im Heer als WEHRKRAFTZERSETZEND gegolten hatten. Herr X., der einer Generation angehörte, für die noch die allgemeine Wehrpflicht galt und der selbst alles mögliche unternommen hatte, um sich ihr zu entziehen, erinnerte sich, dass einer aus seinem ferneren Bekanntenkreis auf die Tour UNEHRENHAFT, aber vorzeitig entlassen worden sein soll, weil er sich seinem UFFZ in eindeutiger Weise genähert hatte. Man stelle sich das mal vor:
1. den Unteroffizier. Nehmen wir das klassische Modell, den schneidigsten der WEHRMACHT, einen, der als HERRENMENSCH losfuhr, dem RUSSEN zu zeigen, wo sein Platz wäre (ganz UNTEN): Helmut Schmidt.
2. die Annäherung. Erst macht man ihm (dem Unteroffizier!) SCHÖNE Augen: verfolgt ihn mit aufmerksamen Blicken, geht über zu einem verschämten Lächeln, wagt dann ein kokettes Zwinkern. Schließlich wirft man ihm Kussmündchen zu, um ihm bei nächster Gelegenheit so beherzt in den Schritt zu fassen, dass er vor Überraschung seinen Glimmstengel verschluckt.
Das hätte Herr X. eingestandenermaßen nicht gebracht, auch wenn es in der Bundeswehr selbst unter dem Verteidigungsminister Schmidt nicht mehr anging, solcherlei UNTERMENSCHEN standrechtlich zu erschießen oder zu kazettieren.
Der Griff in die Ministerpostentombola, der Jens Spahn zu einem der Nachfolger der EISERNEN LUNGE Deutschlands bestimmt hatte, wurde für ungültig erklärt, man zog also noch mal und heraus kam jemand, der von der Generalität des Führers bestenfalls als Rekrut im Putzgeschwader (Einsatzort Latrine) hingenommen worden wäre: Annegret K(a)K(a). Selbst in den Anfängen der Bundeswehr, in den 60er Jahren, hätte sie als Verteidigungsministerin nicht den Hauch einer Chance gehabt, stammten doch nahezu alle Offiziere und Unteroffiziere aus der Wehrmacht, 300 gar aus der Waffen-SS. Anno 2019 genügte ihr als Referenz NICHT SCHWUL (und das Gerücht, vor ihrer Geschlechtsumwandlung, sei „er“ schon mal an einer Kaserne vorbeigefahren). Selbst BILD moserte über ihr erstes Interview im neuen Amt: „Bla, bla bla!“ – als hätte es unter ihrer Vorgängerin darüber hinausgehende Äußerungen gegeben.
Spahn bekommt als bleibender Gesundheitsminister erneut Gelegenheit, doch noch etwas GEGEN seine unselige Veranlagung entwickeln zu lassen und seien es hom(ö)opathische Präparate (Klobuli?). Man muss wissen, der Mann ist römisch-katholisch und verbrachte seine prägendsten Jahre an der Bischöflichen Canisiusschule in Ahaus.
Als Herr X. die Kiste wieder einschaltete, meldete sich der Elch zu Wort: Ich bin umgeben von Einsen und Nullen, hol mich hier raus! Bleib, wo du bist, dachte sich sein Halter, hier regieren nur noch die Nullen.
Saul Bellow schrieb in „Herzog“ Herrn X. aus dem Herzen: In jeder Gemeinschaft gibt es eine Klasse von Menschen, die den übrigen unsäglich gefährlich ist. Ich meine nicht die Verbrecher. Für diese haben wir Strafmaßnahmen. Ich meine die Führer. Ohne Ausnahme streben die gefährlichsten Leute nach der Macht.
Gefährlich, weil MACHTGEILHEIT meist mit Selbstüberschätzung einhergeht. Kein „normaler“, also halbwegs selbstkritischer Mensch hält sich – hoppla, jetzt komm ich! – für befähigt, die Geschicke eines Landes zu leiten. Aber jeder DÖDEL tut es, seit einer von ihnen 16 Jahre lang als BUNTSKANTZLER herumkasperte. Was der kann, kann ich auch, mag sich ÄNTSCHIE gedacht haben: Einen Standardsatz von hochgegriffen 100 Phrasen beherrschen, eine Seilschaft von Jasagern bilden (alle anderen wegbeißen), den Status Quo als Zukunftsmodell festschreiben und dann WACHSTUM, WACHSTUM, WACHSTUM! als politische Vision ausgeben, die nicht nur Herr X. für eine Schwachsinnsparole hielt. Denn was von den Wirtschaftsheinis als Heilsversprechen umjubelt wird, bekämpft man in der Medizin als KREBS und fürchtet es in der Natur, weil es zu einem gestörten Gleichgewicht führt. Was ungehemmtes Wachstum im Einzelfalle anrichtet, könnte ÄNTSCHIE an ihrem unteren Rücken ablesen.
Gern hätte Herr X. seiner Kanzlerin die Frage gestellt:
„Jemals vom CLUB OF ROME gehört, Frau Merkel?“
Wann denn*, von wem denn** und wozu*** auch?
*In den letzen 50 Jahren, **von Nicht-Lobbyisten, ***um der Zerstörung von Lebensgrundlagen entgegenzuwirken.
*Keine Zeit, **sind Ihnen unbekannt, ***betrifft Sie nicht. „Dem CLUB OF ROME, einer Vereinigung von Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen, ging es um so Nebensächlichkeiten wie Nachhaltigkeit, den Schutz der Biosphäre und die Zukunft des Planeten, die er aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen gefährdet sah. Das hätte Sie – als Naturwissenschaftlerin – doch interessieren müssen, erst recht später als weichenstellende MÄCHTIGSTE FRAU DER WELT, wie Sie von einer lobhudelnden Presse so gern genannt werden. Oder: KÜHLE ANALYTIKERIN. Wie konnten Sie derart besorgniserregende Aussagen, die seit 1968 (sic!) von Jahr zu Jahr bestätigt und untermauert wurden, einfach nicht zur Kenntnis nehmen? Weil es, wenn Sie danach gehandelt hätten, mit Ihrer „Macht“ schnell vorbei gewesen wäre? Weil Sie von Kindesbeinen an ans liebe Jesulein glauben, das schon alles wieder richten wird?“
Vergiss bitte eins nicht, mein Lieber, sagte der Elch und holte Herrn X. aus seinen nutzlosen Betrachtungen auf den ausgemergelten Boden der Wirklichkeit zurück, du bist nur ein Mensch!
Ja, einer von sieben Milliarden oder sind‘s schon acht? Der aber sofort haftbar gemacht wird, wenn irgendwo eine Schweinerei nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden kann. DER Mensch vermüllt die Meere! Herr X. war sich sicher, noch niemals ein Meer zugemüllt zu haben. Vielleicht ein- oder zweimal ins Mittelmeer gepieselt, aber davon konnte es nicht umkippen? Das und mehr tun doch schließlich alle seine Bewohner.
Geschlechtsverkehr in Besenkammern, bringt manchen hinterher zum Jammern, warf der Elch unpassenderweise dazwischen, lenkte Herrn X. ab und erinnerte ihn an die wohl amüsanteste Episode aus Bobbeles Leben, der letzteres jetzt damit fristet, bei Tennisturnieren Binsenweisheiten abzusondern. Damals in der Besenkammer war es sein Sperma, jedoch, wie er sofort beschwor, nur anläßlich eines Blowjobs. Bobbele, nur auf dem Tennisplatz gewieft, wartete nicht die in Liebesdingen so entscheidende Frage ab: SCHLUCKT SIE ODER SPUCKT SIE?, sondern eilte entleert an seinen Tisch zurück (in einer Talkshow wird er später den Tatort in die (Nähe der) Toilette eines Londoner Nobelrestaurants verlegen), wo er so tat, als habe er nichts Unangebrachtes von sich gegeben, sich dabei zufrieden durchs kaum in Unordnung geratene Haar fahrend und einen selbstgefälligen Blick auf Gattin Barbara werfend. Die alles entscheidende Frage (SEIN ODER NICHTSEIN?), die nur wenige Moderatoren zu stellen Manns genug wären, ist doch die, wie wohl der Glibber/das Genmaterial aus dem Mund von Angela (!) in ihren Muttermund gekommen sein mag. Angeblich, und das leuchtet durchaus ein, bedarf es dazu u.a. einer längeren kopfstandähnlichen Haltung.
Den Weitblick ihrer Vornamensvetterin hätte sich Herr X. von seiner Kanzlerin gewünscht bzw. einen Qualitätsjournalisten, der diesen bei ihr vermissen würde. Stattdessen umschwirrten sie AFTERGÄNGER (kein Angilizismus!). Einer ihrer schamlosesten Anbiederer und -wanzer und deshalb der Lieblingsfeind von Herrn X.: der Leiter der SZ-Parlamentsreaktion in Berlin, Nico Fried, mittlerweile seit 12 Jahren vom Achselmief der MACHT umwabert und benebelt und zutiefst EINGEBETTET. Kritische Distanz, das Hauptmerkmal eines Journalismus, der seinen Namen verdient, hat jedoch seit Kohl unweigerlich den Ausschluss von den Trögen der Spitzenpolitik zur Folge (siehe dessen Verhältnis zum SPIEGEL). Und nun lag vor Herrn X. einmal mehr ein Ausbund an Friedscher Hofberichterstattung, übertitelt mit:
SOMMERBRAUSE
Auch die CDU klebt jetzt bei elf Prozent fest: Die Kanzlerin, die Liebliches eigentlich nicht mag, trinkt mit politischen Freundinnen Aperol Spritz. Was hat der Stilwechsel zu bedeuten?
Wer jetzt nicht gespannt ist wie ein Halligenbewohner bei einer Sturmflutwarnung, dem ist nicht zu helfen. Und dann legt Nico mit investigativem Elan los:
Neulich habe ich gelesen, dass sich Angela Merkel vor einiger Zeit mit Annette Schavan und Monika Grütters in der Bar eines Berliner Hotels getroffen hat. Der Mann hat seine Quellen, die er natürlich schützt.
Merkel ist derzeit noch die Bundeskanzlerin, Schavan ist politische Wegbegleiterin und persönliche Freundin, Monika Grütters ist, ach, nicht so wichtig. Stimmt, nämlich nur Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, also eher eine Randfigur im höheren Parteizirkel um die Kanzlerin. Man merkt sofort, Fried kennt sich dort bestens aus.
Das eigentlich Interessante an der Geschichte: Alle drei Damen haben Aperol Spritz getrunken. Das stand schon in ein paar Zeitungen, aber jüngst habe ich es sogar im SPIEGEL gelesen, deshalb wird‘s wohl stimmen. Kann man gewissenhafter recherchieren? Aktueller berichten? Und weil der SZ-Leser schon ein bisschen wirr im Kopf ist und bei komplizierten Sachverhalten den Überblick verliert, wiederholt Fried:
Alle drei Damen Aperol Spritz – also auch Merkel. Puuh, Herr X. hätte es fast wieder vergessen, Glück gehabt! Jetzt kann Fried mit seiner journalistischen Aufklärungsarbeit beginnen:
Für die paar Dutzend Leserinnen und Leser, die es nicht wissen: Aperol ist ein Likör aus Zitrusöl, Kräutern und Wurzeln. Er schmeckt süß, mit einer bitteren Note. Er heißt Spritz, wenn er mit Prosecco und Soda aufgebitzelt wird und leuchtet orangefarben, und für die von den paar Dutzend Leserinnen und Leser, die nicht wissen, wie orangefarben aussieht: wie die Trikots der holländischen Nationalmannschaft oder die Fahrzeuge der Berliner Stadtreinigung. Das ist scharf beobachtet und es geht knallhart weiter:
Nach einem Glas klebt der Mund ein bisschen, weshalb Merkel froh gewesen sein dürfte, dass sie im Anschluss an ihr abendliches Treffen keine Parteitagsrede mehr halten musste. Dieser Kelch ist an ihr, die so vieles ertragen muss, vorübergegangen. Jetzt kommt Fried erneut zum Kern der Sache: Die Kanzlerin trinkt also Aperol Spritz.
Das war so unfassbar, Herr X. mochte es immer noch nicht glauben, deshalb versichert ihm Herr Fried:
Ganz ehrlich: Ich persönlich hätte es weniger überraschend gefunden, wenn Innenminister Horst Seehofer auf einem E-Scooter freihändig unter meinem Bürofenster vorbeigefahren wäre. Dem Horst ist einiges zuzutrauen, das weiß jeder, aber dass Merkel...
Fried lieferte jetzt die Hintergrundinfo:
Vor genau drei Jahren schrieb ein Kollege hier über den Siegeszug des italienischen Cocktails und über Bob Kunze-Concewitz, den Chef der Campari-Gruppe, zu der Aperol gehört. Kunze-Concewitz, ein offenkundig sehr selbstbewusster Österreicher, sprach damals davon, dass sich Aperol verbreite „wie ein Ölfleck“. Was weniger für Selbstbewusstsein spricht, als vielmehr dafür, dass dem Herrn Vergleiche nicht liegen, an dessen Vorstellungsvermögen Fried offensichtlich zweifelt:
Aber dass das orangene Öl eines Tages sogar durch den Rachen der Bundeskanzlerin fließen würde, hätte vielleicht nicht einmal Kunze-Concewitz für möglich gehalten. Und schon gar nicht, dass es vom Rachen via Speiseröhre ins Gedärm weiterfließt, um sich schließlich in der Blase zu sammeln und letztendlich auch noch irgendwo auszutreten – bei einer leibhaftigen Bundeskanzlerin – ein Wahnsinn! Zumal bei den zeitgeschichtlichen Zusammenhängen, die einem Qualitätsjournalisten wie Fried nicht verborgen bleiben:
Und das auch noch 2019, genau 100 Jahre nachdem die Brüder Luigi und Silvio Barbieri den Aperol auf einer Messe in Padua präsentierten. Das Timing von Frau Merkel ist einfach phänomenal. Auch sie hat, wie Fried weiß, eine Vergangenheit:
Nun ist es natürlich nicht völlig abwegig, dass auch Merkel mal so was trinkt. In ihrer Jugend soll sie in der uckermärkischen Dorf-Disco mit Kirschlikör hantiert haben.
Mit Kirschlikör hantiert? Darauf hinzuweisen, dass die Kanzlerin nicht sonderlich geschickt ist mit den Händen, wäre nicht nötig gewesen, zumal man von Helmut Kohl weiß, dass ihre Tischsitten früher zu wünschen übrig gelassen hatten. Nach diesem kecken Ausflug in eine uckermärkische Dorf-Disco kehrt Fried beflissen-devot in die Gegenwart zurück und kann sich plötzlich wieder nichts mehr vorstellen:
Doch die Politikerin Merkel mit ihrem nüchternen Pragmatismus, mit ihrer meist freundlichen, aber qua Amt auch etwas förmlichen Art, kann man sich nur schwer mit einem süßen Cocktail vorstellen: Das ist ihr doch zu lieblich.
Und er erinnert sich, wie es zugeht, wenn diese Frau sich entspannt:
Entspannung – da denkt man bei Merkel an viele Stunden Richard Wagner bei brütender Hitze auf harten Stühlen in Bayreuth. Unglaublich, was diese Frau für Deutschland auf sich nimmt. Und sich dabei noch entspannen kann.
Selbst in ihrer Freizeit hat die Kanzlerin ja stets etwas Diszipliniertes, fast Strenges jedenfalls in dem Teil, den man mitbekommt. Keiner will mehr mitbekommen. Oder doch?
Als sie wegen eines Beckenbruchs 2014 längere Zeit Ruhe halten musste und ein wenig Muse hatte (und nicht etwa Muße, wie ein Normalsterblicher!), zappte sie nicht durch die Fernsehprogramme, sondern las ein Buch über Geschichte mit 1568 Seiten. Das ist weit jenseits dessen, was sich ein Normalbürger abverlangen kann.
Den Autor lud sie gleich zur Fortbildung ihrer Gäste an ihrem 60. Geburtstag ein. Es handelte sich um den Historiker Jürgen Osterhammel, der die geladene Hundertschaft mit einem 45-minütigen Vortrag hoffnungslos überforderte.
Wenn Merkel sich auf ihrer Datscha aufhält, verrichtet sie ordnungsgemäß die saisonal notwendigen Arbeiten in ihrem Garten. Das klingt so unmenschlich, robotmäßig, dass bei Fried erneut Zweifel aufkommen:
Und jetzt zwitschert diese Frau mal ganz entspannt einen Cocktail, dessen Genuss die Botschaft vermittelt: Morgen ist auch noch ein Tag?
Der Mensch Merkel bleibt ein Mysterium (Wie hantiert man mit Kirschlikör?). Kann es sein, dass er sogar zwitschert? Und dass ein Genuss anstelle der Faulheit die Botschaft vermittelt: Morgen ist auch noch ein Tag?
Seit ich mit Angela Merkel zu tun habe, trinkt sie Wein, wenn sie Alkohol trinkt. Wie lange ich schon mit ihr zu tun habe, erkennt man daran, dass ich noch als Nachwuchsjournalist galt, als ich das erste Mal mit ihr gesprochen habe. Was Herr X. schon längst erkannt hatte, war, dass der PÖBEL, der sich mit dem VOLK verwechselt und LÜGENPRESSE schreit, diese Art von ERGEBENHEITSPRESSE meint und irgendwie Recht hat, wenn er auch mit seiner Formulierung daneben liegt.
Mittlerweile sehe ich nach all den Amtsjahren Merkels über meinen Ohren silbrig-graues Haar, wenn ich morgens in den Spiegel schaue. Beim Arschkriechen ergraut, Fried hat nichts anderes gelernt. Umso sicherer wird man am Ende seiner Tage von einem ERFÜLLTEN LEBEN sprechen. Okay, bei der CSU, wo sie früher gelegentlich zu Besuch war, nippte Merkel auch mal am Bierkrug, blieb aber frei von erkennbarer Begeisterung, was zuletzt weniger am Bier als an der CSU gelegen haben mag. Nicht okay ist, dass der Mann diese Seiche bei einer ehemals renommierten Zeitung absondern darf, statt beim ULMER PISSTUMSBLATT, wo sie hingehörte.
Und auf einer Reise nach Brasilien habe ich mal erlebt, wie Dr. Franz Ruder-Underberg, Geschäftsführer der Underberg KG und Mitglied der Wirtschaftsdelegation, der Kanzlerin einen Zwölfer-Pack Magenbitter überreichte. Zeuge eines derart unverblümten Bestechungsversuchs zu werden ist natürlich ein Erlebnis. Und dann gleich mit einem Zwölfer-Pack (wo es doch ein Sechser auch getan hätte)!
Merkel gab die Fläschchen ruckzuck und ungeöffnet an einen Mitarbeiter weiter. Und nun das: Aperol Spritz.
Erst ungeöffnet keinen ausgegeben und nun das? Fried war gewiss besoffen, zumindest von seiner Kanzlerin, als er das niederschrieb (und die, die‘s gedruckt haben, auch).
Gewiss, das Zeug ist nicht irgendein Cocktail. Es ist ein Phänomen, eine Art Epochengetränk. Was der Eierlikör in der Nachkriegszeit war und der Campari Orange in meiner Jugend, das ist Aperol Spritz zu Beginn des dritten Jahrtausends. Vom ZEUG zum Jahrtausend-Cocktail hochgejubelt von einem dritten Jahrtausend-Qualitätsjournalisten. 2015 verließen bereits 32 Millionen Liter Aperol pro Jahr die Abfüllanlagen (Wieviele Jahre hatte 2015?), heute dürfte das allein dem Jahresverbrauch in Berlin entsprechen, zumindest wenn man den Abverkauf in meinem Supermarkt als Rechengrundlage nimmt: in dem Regal, in dem der Aperol stehen soll, klafft oft ein tiefes Loch.
Dass der Berliner säuft wie ein Loch, weiß man, jetzt scheint er sogar in Supermärkten nach Alkohol zu graben. Nur aus der Leere eines Journalistenschädels lassen sich ständig neue Sätze und Erkenntnisse pressen:
Aperol Spritz gilt als Aperitiv, aber in Südtiroler Urlaubsorten zum Beispiel trinken ihn die Touristen als Digestif – nach dem Frühstück. Vielen von ihnen sieht man an,