Dritte Auflage, neu überarbeitet und erweitert.

Titel der ersten Auflage: Hüte Dich vor mächtigen Menschen, denn sie wissen nicht was sie tun!

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Text: Peter Lay
Abbildungen: Emil Johannes Pfautsch
Editor: Peter Lay

Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-8448-7723-6

Inhaltsverzeichnis

1.Einleitende Frage

2.Vorwort des Autors zur ersten Auflage

3.Vorwort des Autors zur dritten Auflage

4.Zum Geleit I

5.Zum Geleit II

6.Einleitende Worte

7.Sein Leben

8.Seine Heimat

9.Sein Hilferuf

10. Die Würde des Menschen

11. Menschenrechte

12. Problemfall Psychiatrie

13. Weitere Fallbeispiele

14. Psychopharmaka

14.1 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 1

14.2 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 2

14.3 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 3

14.4 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 4

14.5 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 5

14.6 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 6

14.7 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 7

14.8 Steckbrief Psychopharmakon Nr. 8

14.9 Seine Medikamente

15. Elektroschocktherapie

16. Problemfall Psychologie

17. Wo gibt es Hilfe?

17.1 Kontaktstelle I

17.2 Kontaktstelle II

17.3 Kontaktstelle III

17.4 Kontaktstelle IV

18. Der Erfinder Emil Johannes Pfautsch

19. Sein treuer Freund Herr Heymann

20. Der Fall Möhrke

21. Appell an die Gesellschaft

22. Sein Brief an mich und diese Welt

23. Ein Wort an meinen treuen Freund

24. Botschaften seiner Seele

25. Schlußwort des Autors

26. Zwei Lebensweisheiten

27. Literaturverzeichnis I

28. Literaturverzeichnis II

29. Literaturverzeichnis III

30. Literaturverzeichnis IV

31. Kontaktmöglichkeiten

32. Abschließende Bitte

1. Einleitende Frage

Was habe ich euch getan?

2. Vorwort des Autors zur ersten Auflage

Ausgrenzung, Entmündigung, Justiz, Psychiatrie und Drogenfolter, das war das Leben des deutschen Erfinders Emil Johannes Pfautsch. Sie werden ihn wahrscheinlich nicht kennen und er wird Ihnen auch vielleicht völlig gleichgültig sein, so wie den meisten seiner Mitmenschen. Bis vor ein paar Jahren wußte auch ich noch nichts über ihn; auch wußte ich nur sehr wenig über so manche unseriöse Machenschaften (nicht in weit entfernten Ländern, sondern hier im Sozialstaat Deutschland).

Eines Tages nahm er durch einen kurzen Brief mit mir seinen Erstkontakt auf. Es folgten ein paar Jahre intensiver brieflicher Kommunikation. Das Themenspektrum erstreckte sich von persönlichen Erlebnissen, über religiöse Themen und Politik bis hin zu rein technischen Projekten. Während dieser Zeit hat sich daraus eine tiefe Freundschaft entwickelt. So erfuhr ich manches über seine Erlebnisse. Genauso erfuhr er auch manches über mich. Wir beide lernten uns dadurch immer näher kennen, wenngleich auch zunächst nur auf Distanz. Mehr noch, wir lernten uns gegenseitig zu vertrauen.

Er war mein Freund und ich war sein Freund. Was das bedeutet, kann nur jemand verstehen, der Ausgrenzung und Verachtung schon einmal erlebt hat.

So kam es dann auch, daß er mich eines Tages in einem seiner Briefe um Hilfe bat. Ich spürte förmlich den Schmerz in seinem Herzen. Niemand war da, den er um Hilfe bitten konnte, nur ich. In so einer Situation spürt man erst den Wert von wahrer Freundschaft.

Er bat mich um Hilfe und die Öffentlichkeit einzuschalten. Als erste Reaktion darauf kontaktierte ich Amnesty International Germany und die Fernsehsendung Report. Tage und Wochen vergingen. Doch ich wartete vergebens auf eine Antwort. Da nicht einmal Amnesty International Germany und die Fernsehsendung Report auf meine Anfrage hin reagierten, und auch einige weitere Anstrengungen fehl schlugen, bot ich ihm an, seine Biographie zu schreiben.

Als ich mich dazu entschlossen hatte, stellte ich zunächst ein kurzes Exposé zusammen und schickte es ihm zu, damit er dazu Stellung nehmen konnte. Ich wartete eine Woche, doch es kam keine Antwort zurück. Auch nach zwei Wochen kam keine Antwort. Ich dachte, er müsse sich das ganze noch einmal überlegen und brauche entsprechend Zeit dazu. Deshalb wartete ich noch einige Wochen, ohne Ergebnis.

Meine Vermutung war zunächst, daß mein Exposé abgefangen wurde; ganz abwegig ist diese Spekulation nicht, wie Sie noch sehen werden. So vergingen ein paar Monate, ohne jegliche Antwort. Deshalb dachte ich, daß aus diesem Projekt nichts werden würde und befaßte mich nicht mehr damit.

Doch dann am 09.02.2008 erhielt ich schließlich doch noch eine Antwort von ihm. Er war froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der sich seines Problems annahm und ihn als seinen Nächsten akzeptierte, so wie es die heilige Schrift von Christenmenschen verlangt. Also kramte ich meine Unterlagen wieder heraus und begann mit dem Projekt.

In den folgenden Monaten lernten wir uns noch intensiver kennen. Ich war froh, seine Biographie doch noch schreiben zu dürfen, denn wie kann ein einfacher Mensch gegen die Staatsgewalt und ihr mächtiges Instrumentarium, z.B. in Form der etablierten Wissenschaft, ankämpfen? Doch nur durch die Unterstützung der Öffentlichkeit. Deshalb stelle ich hier seinen Leidensweg vor, den Leidensweg des deutschen Erfinders Emil Johannes Pfautsch.

Wenn Sie jetzt meinen, mit der Biographie irgendeines Erfinders nichts anfangen zu können, dann irren Sie gewaltig, denn sein Leidensweg kann Ihre Zukunft vielleicht genauer beschreiben, wie Sie es sich jetzt in diesem Moment noch vorstellen können.

Peter Lay, Wüstenrot 2009

3. Vorwort des Autors zur dritten Auflage (neu überarbeitet und erweitert)

Es war etwa ein Jahr her nachdem die zweite Auflage erschienen war, da kam der Wunsch auf, das Kapitel über die Menschenrechte noch weiter auszubauen. Außerdem lehrt die Erfahrung, daß ein Großteil der Bevölkerung den Inhalt und die Bedeutung der Menschenrechte noch nicht genügend kennt.

Die Freundschaft zwischen Herrn Emil Johannes Pfautsch und mir währt nun schon ein paar Jahre und wir kennen uns mittlerweile sehr gut. Mir sind seine Probleme ausführlich bekannt und ich habe ein sehr großes Mitgefühl für ihn und seine Leidensgenossen entwickelt. Wir sind in ständigem Kontakt. Er kam vor einiger Zeit mit der Bitte auf mich zu, die zweite Auflage zu erweitern. Für diesen Zweck überreichte er mir einen 50-seitigen Brief. Einen Großteil davon habe ich in diese dritte Auflage übernommen; nur einige ganz persönliche Dinge habe ich weggelassen.

Den früheren Titel „Hüte Dich vor mächtigen Menschen, denn sie wissen nicht was sie tun!“ wollte ich ursprünglich beibehalten, da er eine wesentliche Kernaussage dieses Buches beinhaltet. Ich mußte jedoch sehr schnell feststellen, daß durch die Formulierung viele potentielle Leserinnen und Leser abgeschreckt wurden. Leider müssen sowohl Autoren ihre Worte wohlüberlegt abwägen, als auch die Leserschaft bei der Auswahl eines Buches sehr vorsichtig sein, denn zu leicht kann man in eine Schublade gesteckt werden, in die man beim besten Willen nicht hineinpaßt.

Ich bete zu Gott, daß es Menschen (wahre Menschen) geben wird, die dieses Buch lesen und dadurch mehr Mitgefühl, Achtung und Hilfe Herrn Emil Johannes Pfautsch und all den anderen Betroffenen entgegenbringen werden.

Peter Lay, Wüstenrot 2011

4. Zum Geleit I

Im Text sind einige Internetlinks als Quellen angegeben. Da sich der Inhalt von Websites ändern kann, habe ich zusätzlich zu jedem Internetlink auch noch das Datum angegeben, an dem ich auf die jeweilige Seite zugegriffen habe; es ist also nicht das Datum, an dem der Websitebetreiber den Inhalt veröffentlicht hat.

5. Zum Geleit II

Im Text gehe ich auch auf Vereinigungen wie die KVPM und andere ein, die von der Church of Scientology gegründet worden sind.

Alle 17 Innenminister von Bund und Ländern haben die US-Sekte als verfassungsfeindlich und damit nicht mit dem Grundgesetz vereinbar empfunden. Auch ich bin kein Anhänger der Scientology Kirche, sondern ein bodenständiger Christ mit evangelischer Konfession. Ebenso bekomme ich auch kein Geld oder sonstige Vergünstigungen dafür, daß ich die genannten Vereinigungen in diesem Buche erwähne.

Der Grund, weshalb ich dennoch diese Vereine hier besonders hervorhebe, liegt darin begründet, daß es leider nur ganz wenige Organisationen gibt, die sich wirklich um die Psychiatrieopfer kümmern. In dieser kalten Gesellschaft in der es nur noch darum geht, sich durchzusetzen, sich hochtrabend zu präsentieren, sich über seinen Nächsten zu erheben, in der es praktizierte Nächstenliebe nicht mehr gibt, in der man sich regelrecht über das Pech und Unglück des anderen Menschen lustig macht, eine Gesellschaft die in zunehmenden Maße nach Blut lechzt, von wo soll in einem solchen „liebenswerten und sozialen“ Umfeld Unterstützung für Hilfesuchende herkommen?

Die Justiz kann (oder will) nicht gegen Psychiatriemißbrauch vorgehen, da die Opfer meist per Richterspruch in die Psychiatrie abgeschoben werden. Für Richter ist es schließlich nur ein kleiner Schritt, einen Verurteilten in die Psychiatrie zu schicken; es ist eben nur eine reine Formsache.

Vielleicht aus dem gleichen oder aus einem anderen Grunde können (oder wollen) verschiedene Menschenrechtsorganisationen nicht eingreifen. Welche Möglichkeiten gibt es aber dann noch? Leider nur ganz wenige.

Die Sorge um die Sicherheit der Opfer hat für mich absolute Priorität. Deshalb habe ich die genannten Organisationen in diesem Buch so ausführlich erwähnt, weil sie sich aktiv für die Opfer einsetzen.

Die psychiatriekritische Bewegung, die hier in diesem Lande leider nur ein Schattendasein hat, wird von einflußreichen Stellen mit allen Mitteln geschwächt. Solange ein so großes Kräfteungleichgewicht besteht, gilt es diese Schwächung durch einflußreiche Organisationen zu unterbinden.

6. Einleitende Worte

Jedes Jahr der Menschheitsgeschichte enthält eine Fülle von Ereignissen, schöne und weniger schöne. Meistens liest man in den Geschichtsbüchern über Kriege, Revolutionen, Verfolgungen, Völkerwanderungen, Folter und Menschenverachtung. Man sollte eigentlich meinen oder zumindest hoffen, daß der Mensch aus der Geschichte gelernt hat, doch die Erfahrung lehrt etwas anderes. Auch in der jüngeren Geschichte mußten Menschen gegen Unterdrückung und Folter ankämpfen. Stellvertretend hierfür sei kurz ein koreanischer Freiheitskämpfer erwähnt.

Kim Ku (* 29. August 1876; † 26. Juni 1949) engagierte sich als ein führender Kämpfer in der Unabhängigkeitsbewegung gegen die japanische Kolonialherrschaft in Korea. Während einer mehrjährigen Freiheitsstrafe und trotz unbarmherziger Folter durch die japanische Polizei versuchte er den Vernehmern zu erklären, was an den Handlungen der japanischen Imperialisten falsch ist. Nach der Befreiung wurde eine provisorische Regierung gegründet, bei der Kim Ku einen großen Beitrag leistete und verschiedene hohe Posten übernahm. Er betonte aber immer wieder, daß er schon mit der niedrigsten Aufgabe zufrieden wäre, solange er nur in einer echten unabhängigen Regierung Koreas arbeiten könnte. Schließlich wurde er zum sechsten und letzten Präsidenten der provisorischen Regierung Koreas ernannt. Danach führte die damalige Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion zur Teilung Koreas.

In seiner Autobiographie ist zu lesen: „Ich möchte daß mein Vaterland das schönste Land aber nicht das reichste Land auf der Welt wird. Weil wir unter der japanischen Kolonialherrschaft gelitten haben möchte ich nicht, daß mein Vaterland in andere Länder eindringt. Mein Land möge nur so reich sein, daß das ganze Volk in bescheidenem Wohlstand leben kann und mein Land möge nur so stark sein, daß es sich gegen den Einfall anderer Mächte verteidigen kann. Das einzigste, das ich meinem Vaterland grenzenlos wünsche ist nur eine hochentwickelte Kultur.“ [1]

Heute gehört Kim Ku zu den von den Koreanern am höchsten respektierten Persönlichkeiten aus der koreanischen Geschichte. Seine Lebensphilosophie und damit die Liebe zu seinem Vaterland basierte auf Redlichkeit. „Er wies immer darauf hin, dass jemand der andere betrügt ein sehr niederträchtiger Mensch sei, der auch sich selbst betrügt. In diesem Glauben betonte er immer Aufrichtigkeit und Fleiß im Alltagsleben.“ [1]

Sein größter Wunsch war es, daß er noch die Wiedervereinigung von Korea erleben durfte. Leider konnte ihm dieser Wunsch nicht erfüllt werden, denn am 26. Juni 1949 wurde er durch ein Attentat getötet.

Was geschah noch alles im Todesjahr des Freiheitskämpfers Kim Ku? Alles hier aufzuzählen ist unmöglich, deshalb lasse ich jetzt nur eine kleine Auswahl an wichtigen Meilensteinen der Menschheitsgeschichte aus dem Jahre 1949 Revue passieren (nach [3]):

•     Am 04.04.1949 wurde das westliche Militärbündnis NATO gegründet.

•     Am 12.05.1949 ging die Berliner Blockade zu Ende.

•     Am 23.05.1949 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet. (Über den tieferen Sinn dieses Grundgesetzes werde ich weiter hinten noch eingehen.)

•     Am 14.08.1949 gewinnt die CDU die erste Bundestagswahl.

•     Am 12.09.1949 wird Theodor Heuss zum Bundespräsidenten ernannt.

•     Am 01.10.1949 ruft Mao die Volksrepublik China aus.

•     Am 07.10.1949 erfolgt die Proklamation der DDR.

Ich möchte nun einen Tag aus diesem Jahr, und zwar einen ganz besonderen Tag, herausgreifen, nämlich den 26. Juni 1949, den Todestag Kim Kus. Was geschah noch an diesem Tag, das ausgerechnet diesen Tag als etwas Besonderes herausstellt? Hier ist ein Auszug aus meiner Recherche:

(i)   Bei den Parlamentswahlen in Belgien erhält die Christlich-Soziale Partei 105 der 212 Sitze. Die Sozialisten bekommen 66, die Liberalen 29 und die Kommunisten zwölf Mandate. (nach [4])

(ii)  Husni Az Zaim, der am 30. März durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist, wird zum Staatspräsidenten von Syrien ernannt, nachdem er bei einer Volksabstimmung am Vortag als einziger Kandidat über 99% der abgegebenen Stimmen erhalten hat. (nach [4])

(iii) Die beiden letzten Bischöfe der römisch-katholischen Kirche in Rumänien werden verhaftet. (nach [4])

(iv) In Frankfurt am Main endet die Internationale Woche für Neue Musik, in deren Rahmen u.a. Klavierkonzerte von Paul Hindemith und Ernst Krenek uraufgeführt wurden. (nach [4])

(v)  Der deutsche Mathematiker und Physiker Arnold Johannes Wilhelm Sommerfeld (* 5. Dezember 1868; † 26. April 1951) schrieb einen Brief an den deutschen Mathematiker Werner Romberg (* 16. Mai 1909 in Berlin; † 2003) mit der Nachricht, daß er die allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins im Prinzip für richtig hält. (nach [5])

Es gäbe noch viele Ereignisse aufzuzählen, die an diesem Tag geschehen sind, aber das würde zu sehr vom eigentlichen Thema dieses Buches ablenken. Deshalb möchte ich abschließend lediglich feststellen, daß all die genannten und nicht zu vergessen die vielen ungenannten Menschen ihren ganzen individuellen Beitrag zum Ablauf der Geschichte geleistet haben. Viele, leider zu viele, waren der Menschheit nicht gerade wohl gesonnen. Trotzdem ließ man sie bewußt oder unbewußt, aus welchen Gründen auch immer, ihre negative Kreativität frei entfalten.

Glücklicherweise gab es aber auch Positivmenschen, die für das Wohl der Menschheit gekämpft haben. Manche von ihnen haben eine besonders angenehme Karriere gemacht, während andere vielfach unangenehme Erfahrungen gesammelt haben. Diese Menschen werden so auch in den Geschichtsbüchern erwähnt. Alle? Nein, bei weitem nicht alle, denn es gab auch etliche warmherzige Menschen, denen das Schicksal nicht so wohlgesonnen war. Einen von ihnen, der mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist, will ich im folgenden vorstellen und seinen Leidensweg ausführlich schildern. Die meisten werden ihn nicht kennen. Es existiert nicht einmal ein kleiner Eintrag über seine Leistungen in einem Lexikon, denn dort erscheinen ja bekanntlich nur anerkannte Persönlichkeiten.

7. Sein Leben

Es war das Jahr 1949, gerade einmal vier Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Deutschland lag vielerorts noch in Schutt und Asche, und wurde allmählich mit viel Mühe, Schweiß, Ehrgeiz und Hoffnung auf ein besseres Leben wieder aufgebaut.

Nach den Archivdaten des Meteorologischen Instituts der Freien Universität Berlin fiel in Europa der Monat Juni des Jahres 1949 deutlich zu kalt aus. Die Durchschnittstemperatur lag um 1,1°C unterhalb des Durchschnittswerts, der aus den Temperaturen zwischen 1760 und 1970 ermittelt wird (nach [6]).

Zu kalt? Kälte kann man auch im Übertragenen Sinne verstehen, denn eine besondere Persönlichkeit kam gerade in dieser kalten Zeit auf diese von Haß und Neid geprägte Welt.

Am Sonntag, den 26. Juni 1949 wurde Herr Emil Johannes Pfautsch geboren. In Großlangheim, einem kleinem Dorf in Unterfranken, erblickte er als ein Sonntagskind das Licht der Welt. Der Volksmund sagt, Sonntagskinder seien etwas ganz besonderes, was in diesem Fall auch mit Sicherheit ganz besonders zutrifft. Er war das dritte Kind, das Gott dem Schreiner Fritz Pfautsch und seiner Ehefrau Maria, geborene Endres, geschenkt hat.

Ebenfalls an einem 26. Juni wurden noch einige weitere Persönlichkeiten geboren, darunter auch die beiden folgenden (nach [7] und [8]):

1.   Willy Messerschmitt (1898-1978) war ein bekannter deutscher Flugzeugkonstrukteur. Er entwickelte u.a.:

•     Messerschmitt Bf 108: viersitziger, einmotoriger, freitragender Kabinentiefdecker aus Ganzmetall-Duraluminium mit einziehbarem Hauptfahrwerk und festem Spornrad.

•     Messerschmitt Bf 109: einsitziges deutsches Jagdflugzeug der 1930er und 1940er Jahre.

•     Messerschmitt Me 209: Rekordflugzeug, reines Rennflugzeug aus dem Jahre 1938

•     Messerschmitt Me 262: das erste serienproduzierte Militärflugzeug mit Turbinen-Luftstrahl-triebwerk, es wurde als Jäger (Schwalbe) und als Jagdbomber (Sturmvogel) während des Zweiten Weltkriegs produziert

•     Messerschmitt Me 210: zweisitziges, zweimotoriges Kampfflugzeug der Klasse Zerstörer, wurde von der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg eingesetzt

2.   Pearl S. Buck (1892-1973) war eine bekannte US-Autorin. Sie erhielt 1938 den Nobelpreis für Literatur für ihre epischen Schilderungen des chinesischen Bauernlebens und für ihre biographischen Meisterwerke. Sie erhielt sechs Jahre zuvor den Pulitzer-Preis für ihren Roman „Die gute Erde“. Einige ihrer Werke wurden auch verfilmt. Hier eine kleine Auswahl ihrer Werke:

•     East wind, west wind (Roman von 1930; deutsche Übersetzung 1934: Ostwind – Westwind)

•     The good earth (Roman von 1931; deutsche Übersetzung 1933: Die gute Erde; wurde 1937 verfilmt)

•     The mother (Roman von 1934; deutsche Übersetzung 1934: Die Mutter)

•     The exile (Biographie von 1936)

So viel Glück wie diese beiden hatte Emil Johannes Pfautsch nicht in seinem Leben. Er wurde weder ein bekannter Flugzeugkonstrukteur, noch ein bekannter Buchautor. Sein Leben ist auf eine ganz andere Art geprägt worden.

Aufgewachsen ist er in einer Großfamilie mit vielen Geschwistern. Neben seinen fürsorglichen Eltern, war seine Kindheit geprägt durch seine Schwestern Petra und Maria, seinen Bruder Roland und seine Halbschwester Renate. Petra war das Nesthäkchen in der Familie; zu ihr hatte er ein besonders gutes Verhältnis. Zu Maria war das Verhältnis nicht so gut, weil, wie er sagt, sein Vater ungerecht war und sie ihm immer vorgezogen hatte. Renate, die Halbschwester, war seine große, ältere Schwester, zu der er in der frühen Jugendzeit ein gutes Verhältnis hatte. Später jedoch, hat sie ihn fallengelassen, doch dazu später mehr. Sein Verhältnis zu Roland war harmonisch; er hat sein Leben nachhaltig verändert, wie später noch gezeigt wird.

Wie die meisten Kinder, so besuchte auch er den Kindergarten. Es war kein besonderer, aber doch ein auf seine Art einzigartiger Kindergarten. Ein katholischer Kindergarten, der von Nonnen geleitet wurde und Strenge vermittelte. „In der katholischen Religion wurde ich schon in frühester Jugend unterrichtet. Ich halte das, was die katholische Kirche vertritt für wahr, richtig und vernünftig.“, schreibt Emil Johannes Pfautsch in seinem Lebenslauf.

Im Alter von 6 Jahren geschah eines Tages etwas ganz furchtbares in seinem Leben. Er war mit seinem Bruder, Roland, in den Garten seines Vaters gegangen. Bis hierher ist das noch nichts Außerge-wöhnliches. Auch nicht, daß es in dem Garten zwei Brunnen gab.

Aber dann. Plötzlich hörte er ein Geräusch, dem er schnurstracks folgte. Doch es war bereits geschehen. Mit Entsetzen mußte er mit ansehen, daß sein Bruder in den Brunnen gefallen war. Wie jeder vernünftige Mensch, so holte auch der nur sechsjährige Emil Johannes Pfautsch Hilfe. Auf dem nahe gelegenen Acker waren Leute, die er um Hilfe bat. „Ich war damals 6 Jahre alt. Doch jede Hilfe kam zu spät. Mein Bruder war ertrunken. Ich entfernte mich von dem Unglücksort. Bis mir tränenüberströmt meine Mutter begegnet ist, sie nahm mich an die Hand, ich war schockiert.“, schreibt Emil Johannes Pfautsch darüber in seinem Lebenslauf.

Was mag wohl in ihm damals vorgegangen sein, und welche Empfindung mag er heute, viele Jahrzehnte danach, darüber haben? Verständnis für so ein Erlebnis kann nur jemand aufbringen, der oder die so etwas auch schon einmal erlebt hat. Bloßes Auswendiglernen und hochtrabendes darüber Nachdenken erzeugt noch keinerlei Verständnis. Deshalb können Psychologen und Psychiater darüber auch nur hochtrabende Reden halten, aber keinerlei ernstes Mitgefühl dafür aufbringen.

Dem Tod seines Bruders, Roland, ging ein besonderes Erlebnis voraus. Drei Tage vor dem Tode seines Bruders hatte er eine Vision, eine Art Vorahnung. In genau demselben Brunnen hatte er einen Dämon in Gestalt eines Rochens gesehen. Man kann darüber denken was man will. Schon viele Menschen haben Vorahnungen gehabt, die auch eingetroffen sind. Weil jemand eine Vorahnung hatte, ist es noch lange nicht gerechtfertigt, diesen Menschen durch Psychoterror oder sonst etwas zu verurteilen.

Rolands Tod hatte noch etwas anderes in seinem Leben verändert. Seither hatte er ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater. Das dauerte so lange an, bis sein Vater in den Postdienst eintrat und dadurch nach Velbert versetzt wurde.

Sachen, die mich wirklich interessiert hatten, durfte ich grundsätzlich nicht tun. Das Schwergewicht lag in dieser Schule auf Deutsch, Geschichte und Religion. Naturwissenschaftliche Fächer gab es in dieser Schule nicht.“