Holzhausen am Hünstein
Ein Dorf macht Karriere
ehemaliges Gaumusterdorf-1936
wird 1975 Bundessieger
im Wettbewerb
„Unser Dorf soll schöner werden“
mit Bilddokumentation 750 Jahre
Holzhausen am Hünstein 2001
Books on Demand
Der Autor
Fritz Runzheimer, Jahrgang 1940, verheiratet, wohnhaft in Dautphetal-Holzhausen am Hünstein, entdeckte schon in junggen Jahren seine besondere Liebe zur Heimat und zu seinem Dorf. In seinem Ruhestand hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die jüngere Geschichte seines Dorfes aufzuarbeiten und darüber eine zweibändige, reichlich bebilderte Dokumentation zu erstellen. Im Blickpunkt der beiden Bände steht die lange Tradition der Dorfverschönerung, beginnend mit der „Auszeichnung“ als Gaumusterdorf 1936, bis zum Erreichen einer Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1975. Der zweite Band dokumentiert die zeitgleiche Entwicklung des Fremdenverkehrs.
Text übernommen aus der Urkunde über die Verleihung der Ehrentafel der Gemeinde Dautphetal, im Dezember 1989:
„Nach der Gebietsreform 1974 übernahm Fritz Runzheimer ehrenamtliche Tätigkeiten für die neu gegründete Großgemeinde Dautphetal. In den Jahren 1975 bis 1989 war er ehrenamtlicher Beauftragter für den Fremdenverkehr. Darüber hinaus hat er sich im Bereich der Dorfverschönerung besondere Verdienste erworben.
Neben seiner tatkräftigen Mitwirkung haben seine Ideen motorisch auf die Entwicklung gewirkt, die 1974 als Landessieger und 1975 ihren Höhepunkt mit dem Bundessieger im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ fand. Sein Engagement für die Dorfverschönerung und den Fremdenverkehr hat über weite Strecken hinweg den Grad einer ehrenamtlichen Tätigkeit überschritten.
Auf Grund seiner hohen Sachkompetenz wurde sein Rat auch über Gemeindegrenzen hinweg gern in Anspruch genommen. Im Vorstand des Fremdenverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf hat er nachhaltig zur Entwicklung des Fremdenverkehrs beigetragen.“
Immer dann, wenn es gilt, das Wissen um die eigene Geschichte zu bewahren und das Bewusstsein und den Stolz der Bürger auf ihr Heimatdorf zu stärken.
Ich melde mich zu Wort, weil ich mich in der Pflicht sehe:
Die Leistung der Bürger im Rahmen der größten freiwilligen Bürgerinitiative, die es je in diesem Lande gegeben hat, darf nicht in Vergessenheit geraten!
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben die Bürger und das durch ihre Aktivitäten geprägte Dorf in höchstem Maße gelobt.
Die Bundesbewertungskommission beurteilte die Gemeinschaftsleistung der Bürger: „Großartig und weit über dem Bundesdurchschnitt liegend.“
Die Teilnahmen an den Wettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“ haben zu einer positiven Ortsentwicklung beigetragen und verhindert, dass durch Fremdeinflüsse das eigentümliche Gesicht des Dorfes verloren gegangen ist.
Es waren die Bürger des Dorfes, die Vereine, Verbände und die Straßengemeinschaften, die in der aktiven Dorfverschönerung Anlagen und Einrichtungen geschaffen haben, die von der Kommune personell und auch finanziell nie realisierbar gewesen wären.
Ich melde mich zu Wort, damit die Namen der Leute nicht vergessen werden, die uneigennützig Großartiges für die Allgemeinheit und für ihr Dorf Holzhausen am Hünstein geleistet haben.
Solange in einer Gemeinde Menschen wohnen, die bereit sind füreinander einzustehen und Arbeiten für die Allgemeinheit zu erbringen, so lange hat sie auch eine Zukunft.
Der krönende Abschluss einer Bürgerinitiative, die über viele Jahre in unermüdlicher Arbeit zielgerichtet Holzhausen am Hünstein verschönert und ne u gestaltet hat, war die Verleihung der Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ im Jahre 1976.
Es war ein erhebendes Gefühl auf der Bühne zu stehen und stellvertretend für die vielen fleißigen Hände die Auszeichnung in Empfang nehmen zu dürfen. Die allgemeine Anerkennung und Bewunderung waren groß über das von der Dorfgemeinschaft Geschaffene. Die mit Wirkung vom 1. Juli 1974 neu gebildete Großgemeinde Dautphetal konnte nur unterstützende Hilfen gewähren.
Wer mit offenen Augen durch Holzhausen am Hünstein geht, stellt fest, dass die Bürger ein besonderes Verhältnis zu ihrem Ort haben. Durch liebevolle Arbeiten an den Häusern und Gärten sowie eine Fülle von Blumenschmuck wird alljährlich eine anheimelnde Dorfatmosphäre geschaffen, die eine Freude für die Augen der Betrachter ist. Nutznießer dieser dörflichen Entwicklung waren über viele Jahre die Beherbergungsbetriebe und die Geschäfte des Dorfes. Durch die Öffnung der Grenzen im Jahre 1989 und die Unterbringungsnotwendigkeit hunderttausender Übersiedler und Aussiedler gingen die vorhandenen Gästebetten für den Fremdenverkehr verloren. Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg.
Es wäre zu wünschen, dass das in Holzhausen am Hünstein vorhandene Potential für den Fremdenverkehr wieder nutzbar gemacht werden würde, damit daraus wirtschaftliche Vorteile für die Dorfgemeinschaft gezogen werden können.
Die Dokumentation über die Bürgerbewegung „Unser Dorf soll schöner werden“ in Holzhausen am Hünstein ist ein Stück Dorfgeschichte, die damit vor dem Vergessen bewahrt wird. Ich gratuliere dem Herausgeber zu seinem Werk und wünsche der örtlichen Gemeinschaft, dass sich immer wieder Menschen bereit finden, um sich für sie einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Hauswirth, Bürgermeister
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Sie das zweibändige Werk des Autors sorgfältig studieren, werden Sie bald feststellen, dass F. Runzheimer mit großem Fleiß und ungeheurer Genauigkeit an die Arbeit ging, um die jüngere Geschichte seiner Gemeinde zu vermitteln. Er hat es ausgezeichnet verstanden, diesen umfassenden Stoff sprachlich geschickt zu verpacken, damit Sie dennoch Freude und Kurzweil an der Lektüre haben. Sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für das Dorf ist in allen Passagen „spürbar“ und man merkt ganz einfach, dass er für und mit „seinem“ Dorf lebt.
Besonders am Herzen liegt dem Autor die lange Tradition der Dorfverschönerung in Holzhausen am Hünstein, einem Dorf, dessen Erscheinungsbild von den attraktiven Fachwerkhäusern mit Kratzputz und – nicht weniger bedeutend – von dem hohen Gemeinschaftssinn seiner Bürger und Bürgerinnen geprägt ist. Darunter sind dankenswerterweise viele verantwortliche Bewohner, die es verstanden haben, mit Fachkompetenz und Überzeugung die Dorfentwicklung in die richtige Richtung voranzutreiben. Dabei blieb auch diese bei diversen anspruchsvollen Dorfwettbewerben ausgezeichnete Gemeinde nicht von den Problemen der jungen Geschichte unseres Landes verschont. Heute können alle engagierten Holzhäuser stolz auf ihre Leistungen sein, wenn sie die lange Liste der Medaillen und Ehrungen betrachten, die das 750 Jahre alte Dorf aufzuweisen hat.
Als Präsidentin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. freue ich mich sehr über das aktive Gemeindeleben, das zu den tollen Entwicklungen führte – und über das Erscheinen der reich bebilderten und liebenswerten Dokumentation von Fritz Runzheimer. Sie wird dafür sorgen, dass auch nachfolgende Generationen stolz auf ihr Dorf sein können, von dem Graf Lennart bereits 1976 in Berlin ausrief: „Vergleichbares findet sich in ganz Europa nicht wieder!“
Ihre
Gräfin Sonja Bernadotte
Präsidentin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.
Gräfin Sonja Bernadotte D-78465 Insel Mainau
Landrat Robert Fischbach
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger von Holzhausen!
„Ein Buch ist ein Garten, den man in der Tasche träg.“ So sagt es ein arabisches Sprichwort.
Durch diesen Gedanken möchte ich deutlich machen, dass wir durch das vielfältige, interessante und informative Buch die Geschichte unseres schönen Dorfes Holzhausen am Hünstein greifbar haben. Hierfür möchte ich mich bei dem Verfasser herzlich bedanken und ihm gleichzeitig dazu gratulieren.
In diesem Buch werden die geschichtlichen Höhepunkte des Dorfes aufgezeigt. Spätestens hier wird dem Leser klar, dass unser Holzhausen erst durch das großartige ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in der Dorfverschönerung zu einem außergewöhnlichen Dorf herangewachsen ist. Als Landrat bin ich natürlich besonders stolz darauf, dass mein Heimatdorf weit über die Kreisgrenzen hinaus großes Ansehen erlangen konnte.
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal das besondere Fest im Juni 2001 erwähnen: Das 750-jährige Ortsjubiläum. Auch hier konnten wir dank des großartigen Einsatzes der Holzhäuser Bürgerinnen und Bürger eine einzigartige Präsentation des Dorfes und zehn wundervolle Festtage erleben.
Höhepunkt der Dorfverschönerung, bei der auch ich mit großer Freude sehr aktiv war, sollte im Jahr 1975 der Sieg beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ und die Auszeichnung mit der Goldmedaille sein. Weitere Erfolge in der Dorferneuerung, wie beispielsweise die Ehrung mit dem Sonderpreis aus der „Töpfer-Stiftung“, konnten verbucht werden.
Doch ohne den unermüdlichen Einsatz der vielen fleißigen Helferinnen und Helfer hätte man diese Ergebnisse nicht erzielen können. Daher sei an dieser Stelle allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön gewiss.
Ich bin mir sicher, dass die Bürgerinitiative das Flair unseres Dorfes auch in Zukunft weiter gestalten und vor allem erhalten möchte, dafür möchte ich auch weiterhin viel Erfolg wünschen.
Ihr
Robert Fischbach, Landrat
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Holzhausen,
zur Fertigstellung dieser sehr gelungenen Chronik gratuliere ich Ihnen herzlich.
Die jüngere Geschichte von Holzhausen wurde hier in mühevoller Arbeit aufbereitet und wird noch vielen Generationen ein eindrucksvolles Bild der großartigen Entwicklung Ihres Heimatortes in den zurückliegenden Jahrzehnten vermitteln. Ich erinnere mich gerne an zahlreiche Besuche in Ihrem Ort, die ich als Landrat früher und jetzt als Landtagabgeordneter in Holzhausen verbringen durfte.
„Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes - also der Boden auf dem wir stehen und bauen“, sagte einst der Theologe Hans Keler. In diesem Sinne leistet das vorliegende Buch einen wichtigen Beitrag zur Identität Ihrer dörflichen Gemeinschaft und zum Verständnis des Heute aus dem Gestern.
Das überwältigende Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung Ihres Heimatortes Holzhausen wurde in der Vergangenheit schon mit zahlreichen überregionalen Auszeichnungen bedacht. Ohne diese ehrenamtliche Mitwirkung könnten unsere Gemeinden heute nicht mehr auskommen. Die Wirksamkeit der kommunalen Selbstverwaltung steht und fällt mit der Bereitschaft der Bürger, sich am öffentlichen Leben aktiv zu beteiligen und bei der Erfüllung kommunaler Aufgaben persönlich mitzuwirken. Die Bürger müssen selbst die Initiative ergreifen, um die kommunalen Probleme zu lösen. Das Gebot der Stunde heißt:
Weg vom „Staatskunden“, hin zum mitdenkenden, mitgestaltenden und mittätigen Bürger mit der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für sich und andere.
Ich hoffe und w ünsche Ihnen, dass die vorliegende Dokumentation den kommunalen Geist und die Heimatverbundenheit weiter stärkt und dass Sie mit Stolz auf Ihre Geschichte Ihre Zukunft erfolgreich gestalten.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Dr. Christean Wagner
Bilanz einer Bürgerinitiative
Die Auflistung von erzielten Erfolgen in den Wettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“ zeigt deutlich, dass aller Anfang schwer ist. Entschlossenheit und Ausdauer sind wichtige Garanten für den Erfolg, der sich oft erst sehr viel später einstellt, wenn die vielen Einzelmaßnahmen der Verschönerung das Gesamtbild deutlich verändert haben. Und nicht nur die große freiwillige Arbeitsleistung der Bevölkerung ist dabei ausschlaggebend, sondern auch die geschickte Präsentation des Dorfes durch die Offiziellen. Vieles muss zusammenkommen - die richtigen Personen zur richtigen Zeit, die sich mit Leidenschaft der Sache verschreiben und Vorbildfunktion bei der Bevölkerung einnehmen. Holzhausen war immer in der glücklichen Lage, solche Idealisten unter den Dorfbewohnern zu haben, die sich einer gezielten Entwicklung des Dorfes als Aufgabe verschrieben hatten.
Einer, der großen Anteil an den Erfolgen des Dorfes hatte, war Bürgermeister Ludwig Damm. In einer Zeit, die durch den Existenzkampf geprägt war, hatte er schon über den Zaun hinweg gesehen und mit den Bürgern gemeinsam für eine bessere Zukunft die Voraussetzungen geschaffen. Er wollte damals schon, in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, durch Dorfverschönerung die Lebensqualität der Bürger steigern und zusätzlich die Voraussetzungen für den Fremdenverkehr schaffen, um auf diese Weise die Einkommenssituation der Bürger zu verbessern. Die Dorfverschönerung in den zwanziger Jahren hat dem Dorf dann zu unvorhergesehenem Ruhm verholfen. Holzhausen wurde zum Gaumusterdorf auserwählt. Bürgermeister Damm hatte sicher andere Ziele verfolgt, aber sein herausgeputztes Dorf konnte sich dem Einfluss der Naziobrigkeit nicht entziehen. Vorzeigedorf für ausländische Gäste zu sein ist schließlich mit Abstand betrachtet, keine Schande. Dem Bürgermeister hat es dennoch persönlich unangenehme Folgen beschert.
Walter Helfrich hat später als Bürgermeister nach dem Kriegsgeschehen an diese Entwicklung des Dorfes zum Fremdenverkehrsort von Bedeutung angeknüpft. Mit Hilfe des Wettbewerbes „Unser Dorf soll schöner werden“ konnte er bedeutende Erfolge erzielen und schließlich wurde Holzhausen im Jahre 1974 das Prädikat „staatlich anerkannter Luftkurort“ verliehen. Der Dorfverschönerungswettbewerb war anfangs nur ein Hilfsorgan, um mit der freiwilligen Arbeitsleistung der Bürger unbezahlbare Strukturverbesserungen als Voraussetzung für den Fremdenverkehr zu erreichen. Die anfänglichen Platzierungen im Wettbewerb in den sechziger Jahren - mehrmals Bezirkssieger und ein dritter Platz auf Gebietsebene, - fanden nicht die ganz große Beachtung. Ein paar Urkunden zeugen von diesen Erfolgen; größere Aufzeichnungen sind nicht mehr aufzufinden.
Erst in den siebziger Jahren gelang der ganz große Durchbruch. 1973 wurde Holzhausen Bezirkssieger, Gruppensieger, und ein dritter Platz auf Landesebene eröffnete Holzhausen überraschend die Teilnahme am Bundeswettbewerb. Eine Silbermedaille krönte dieses erfolgreiche Wettbewerbsjahr. Nun war das Erfolgsfieber richtig ausgebrochen. Die Beteiligung der Bevölkerung an der Dorfverschönerung brach alle Rekorde und die Begeisterung war riesengroß. Dennoch war eine Steigerung möglich. 1974 war das Jahr der ganz großen Ereignisse für das nun schon erfolgsgewohnte Dorf. Schon im Januar gab es den ersten Höhepunkt - die Silbermedaille wurde in Berlin mit einer großen Delegation abgeholt. Und dann ein glatter Durchmarsch auf allen Wettbewerbsebenen: Bezirkssieger, Gebietssieger und Landessieger mit dem besten Punkteergebnis aller am Landesentscheid teilnehmenden Gemeinden. Dies hatte zur Folge, dass das Landessiegerfest in Holzhausen ausgerichtet wurde. Es wurde das bisher größte Fest für den neuen Dautphetaler Ortsteil Holzhausen. Tausend Gäste aus nah und fern waren zu Gast beim großen Fest der Hessen in Holzhausen.
Noch war ein Ziel nicht erreicht: ein Bundessieg im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Fast hätte es nicht mehr geklappt mit dem Bundessieg, denn wie es sich herausstellte, hatte Holzhausen einen Erfolg zu viel in dem Jahr 1974 eingefahren - das Prädikat „staatlich anerkannter Luftkurort“. Haben wollten wir es ganz dringend, aber es hinderte uns jetzt, nach den Regeln des Bundeswettbewerbes an dem Bundesentscheid teilzunehmen.
Ausschluss - ohne die Krone zu erhalten - welch bittere Enttäuschung breitete sich im Dorf aus. Langes Grübeln und Nachdenken der Verantwortlichen und dann schließlich doch die Lösung des Problems: Die Berechtigung zur Teilnahme am Bundeswettbewerb 1975 war schon vor der Prädikatverleihung Luftkurort erfolgt. Dies wurde von höchster Stelle akzeptiert und der Hessische Minister für Landwirtschaft und Umwelt übermittelte der Gemeinde: „Die Teilnahme am Bundeswettbewerb ist gesichert.“ Der krönende Erfolg: „Bundessieger 1975“ stellte sich, zur großen Freude des ganzen Dorfes, ein.
Mit über hundert Personen wurde die Goldmedaille im Januar 1976 in Berlin abgeholt.
Weitere Ehrungen wurden dem Dorf Holzhausen am Hünstein zuteil:
Doch der größte Erfolg - über Jahrzehnte gefestigt - ist der Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung des Dorfes.
Besucher und Gäste von Holzhausen am Hünstein stellten oft die Frage: „Woher kommt eigentlich dieser enorm ausgeprägte Stolz der Bürger auf ihr Dorf?“ Andere, beeindruckt von den gemeinschaftlich erbrachten Arbeitsleistungen der Bürger, verbunden mit großen Erfolgen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, zeigten sich beeindruckt von dem sauberen Dorf mit den schönen kratzputzverzierten Fachwerkhäusern. Und immer wieder wurde es in den Gesprächen mit den Gästen deutlich zum Ausdruck gebracht: Man kann über alles streiten, aber auf unser Dorf lassen wir nichts kommen.
Ist es der Begriff „Heimat“ als eine bewusste Zugehörigkeit zu einem Ort mit ganz spezifisch naturbedingten und historisch gewachsenen Merkmalen, der das Bewusstsein der Bürger so eindrucksvoll prägt?
Aber nicht nur Anerkennung bewirkt diese ungewöhnliche Verbundenheit mit dem Dorf, auch die Neider bleiben da nicht aus und äußern sich spöttisch über die Selbstgefälligkeit der Holzhäuser Leute.
„Holzhäuser Luft“ spötteln die Bürger benachbarter Dörfer und wollen zum Ausdruck bringen: „Ihr Holzhäuser seid so von euch eingenommen, ihr glaubt sogar, eure Luft sei etwas Besonderes.“
Welch eine Ironie, Holzhäuser Luft ist etwas Besonderes, sozusagen amtlich verbrieft von besonderer Reinheit, als therapeutisch einsetzbar qualifiziert, so steht es im Klimagutachten von 1974.
Eine bekannte Journalistin, Helene Schreiber, die in zahlreichen deutschen Zeitungen ihre Artikel veröffentlichte und 1979 Holzhausen einen Besuch abstattete, spöttelte in einem Reisebericht über die Selbstgefälligkeit der Holzhäuser: „Berliner, die angeblich immer ihre Nase vorne haben, schätzen Herzhausen seit langem als Ziel für den dörflichen Familienurlaub. Das Schönste von Herzhausen, meinen zwar die Spötter des westlich der B 453 liegenden Nachbardorfes, sei sowieso der Blick auf Holzhausen. Und dererlei Selbstgefälligkeit wurde durch mancherlei Auszeichnungen in Schönheitswettbewerben unterstützt, besonders aber im Denkmalschutzjahr bekräftigt, damals heimste Holzhausen einen Preis für seine malerischen Kratzputzhäuser ein.“
Wer Helene Schreiber diesen Spruch zugeflüstert hatte, ist uns unbekannt geblieben.
Warum sind die Holzhäuser Bürger so stolz auf ihr Dorf? Die Ursache muss doch ein bisschen tiefer liegen, in der Geschichte des Dorfes verborgen. Auf Spurensuche findet man sehr viel Vergleichbares mit anderen Dörfern der nahen und weiteren Umgebung. Fast alle Dörfer in der Region haben die gleiche Entwicklung genommen – bedingt durch die gleichen wirtschaftlichen Voraussetzungen und Gemeinsamkeiten auch in der Kirchengeschichte. Kriege und Politik haben sehr oft auf unterschiedliche Weise eine Ära geprägt, in der ganzen Region, nicht nur in Holzhausen. Seuchen, Krankheiten und Armut haben in frühen Jahrhunderten viele Menschenleben gekostet und großes Leid in der Bevölkerung ausgelöst. Holzhausen ist auch davon nicht verschont geblieben. Ein Ereignis in der Geschichte, als Auslöser für das Besondere, ist nicht aufzufinden. Wo also wurden die Weichen gestellt für die ganz spezifisch dorfeigene Ausstrahlung, die den Stolz der Bürger auf ihr Dorf so nachhaltig geprägt hat?
Mit einer Journalistin, die eine ganzjährige Serie über die jüngere Holzhäuser Geschichte verfasste, haben wir lange über dieses Thema in einer Gesprächsrunde diskutiert. Begegnungen von Menschen, auch wenn sie schöne und unvergessliche Erinnerungen bei den Betroffenen bewirken – Würdenträger, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, erfolgreiche Geschäftsleute – sie alle können im Geschichtsbuch des Dorfes einen würdigen Platz einnehmen und hätten dennoch keinen bedeutenden Einfluss auf die Ausstrahlung eines Dorfes.
Ich erinnerte mich an die Worte von Graf Lennart Bernadotte, der bei der Ankündigung von Holzhausen, zum Anlass der Verleihung der Goldmedaille in Berlin 1976, Folgendes aussprach: „Vergleichbares findet man in ganz Europa nicht wieder.“ Ein außergewöhnliches Lob aus dem Munde eines bedeutenden Menschen. Und worauf bezog Graf Bernadotte seine Aussage? Es waren die Fachwerkhäuser mit Kratzputz, die nirgends in einer solchen Vielfalt und Vielgestaltigkeit vorkommen, eine Besonderheit, die seit Jahrhunderten das Dorfbild von Holzhausen prägt. Das müsste es sein, was Holzhausen heraushebt aus den vielen ansonsten vergleichbaren Dörfern der Region.
Diese Handwerkskunst, von Maurern und Malern ausgeübt, in der Technik und farblichen Gestaltung in den vergangenen Jahrhunderten verfeinert, prägt heute noch das Dorfbild. So manches alte Fachwerkhaus wurde inzwischen abgerissen. Dafür entstanden an anderer Stelle neue Häuser, die, mit Kratzputz der jüngeren Generation verziert, das Dorfbild schmücken.
Diese Kunst lebt weiter und bis heute finden sich geschickte Handwerkskünstler, die diese Tradition fortführen. Erst in der jüngeren Zeit, insbesondere durch die zahlreichen Dorfverschönerungswettbewerbe, ist der Kratzputz über die Region hinaus bekannt geworden. Ein wenig erstaunt waren wir, als wir erfuhren, dass die Bewerter der Landes- und Bundesjury bis dahin nie etwas von Kratzputz gehört und gesehen hatten. Aber dann, in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, durch die zahlreichen Berichterstattungen in den Medien und viele Publikationen, ist die Bekanntheit enorm gestiegen.
In der hohen Zeit des Fremdenverkehrs, von 1975 bis 1989, zählte man in der Spitze 40.000 Übernachtungen in Holzhausen. Gäste und Besucher haben zu einer großen Bekanntheit des Kratzputzdorfes Holzhausen beigetragen. Inzwischen haben die kratzputzgeschmückten Fachwerkhäuser sogar in einigen Fernsehsendungen eine Hauptrolle gespielt.
Die Einbeziehung der Menschen, ob jung oder alt, in die gemeinschaftliche Gestaltung und Entwicklung eines Dorfes vertieft das Zugehörigkeitsgefühl der Dorfbewohner zu ihrem Ort. Die Liebe zur Heimat wird zum großen Teil getragen vom Wissen um die Kraft des Gemeinschaftssinnes. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon in einer Benediktinerregel heißt es: „Wenn du etwas Wichtiges erreichen und entscheiden willst, rufe alle zusammen…“ Dabei sollen auch die Jüngsten der Gemeinschaft nicht ausgeschlossen werden, denn so lautet die Regel weiter: „Es kann sein, dass der Herr die Gnaden der Erkenntnis auch den Jüngsten zuteilwerden lässt.“
Der hessische Staatsminister Gustav Hacker schrieb 1966 zum Thema Dorfverschönerung – Bilanz einer Aktion:
„Wir alle leben in einer ständig sich wandelnden Welt. Aber die rasante Entwicklung der Wissenschaft – von der Entfesselung der Atomkraft bis zur Weltraumfahrt – entbindet den Menschen nicht, die kleine Welt, in der er täglich leben muss, so zu ordnen, dass sie ihm lebenswert erscheinen kann.“
Die kleinste dieser kleinen Welten ist das Dorf. Jede Generation sollte dafür Sorge tragen, die Entwicklung unserer Heimat so zu gestalten, dass sie auch für die Nachkommen eine Zukunft bietet.
„Holzhäuser Luft“ sollte auch in Zukunft von hoher bioklimatischer Reinheit den Menschen beste Lebensvoraussetzungen bieten, aber auch in der Tradition der Dorfgeschichte ihr Selbstwertgefühl und die Verbundenheit mit ihrem Dorf stärken.
47.000 Dörfer müssen schöner werden
In jedem Gau ein Musterdorf – Olympiagäste kommen als Besucher – Kein Dorf mit Schandfleck
Auszug aus der Presse
Der Fremdenverkehr: Nr.12 vom 18.Juli 1936
Das Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes hat die Bürgermeister der sieben zu Musterdörfern erklärten Gemeinden um Bildmaterial zu diesem Aufsatz gebeten, damit gezeigt werden kann, in welcher Weise sich selbst kleinste Gemeinwesen der Verschönerung ihres Ortes annehmen.
Wohl bei keinem Volk ist die Bindung des Menschen an die Heimat so stark ausgeprägt wie gerade bei den Deutschen. Dieses Heimatempfinden drückt sich unter anderem darin aus, dass der deutsche Mensch in allen Zeitaltern bestrebt war, seiner Heimat ein würdiges Ansehen zu geben. Aller Gestaltungswille in der Baukunst, in der Malerei, in der Schnitzerei sah eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, Haus und Heimat zu schmücken und zu verschönern. Schönheitsbedürfnis und Schönheitsempfinden sind wesentliche Charaktermerkmale des germanischdeutschen Menschen; sie bedeuten für ihn Lebensfreude, Lebenswillen und Lebenskraft.
Wenn die Klarheit dieses Formwillens in den letzten Jahrzehnten manche Einbußen erlitten hat, so lag das einmal an der fremden Überwucherung unseres Kulturlebens seit der Zeit vor dem Weltkriege und zum anderen an der wirtschaftlichen Notlage der Nachkriegszeit. In diesen Jahrzehnten haben leider manche Dörfer – wie auch so manche Stadt – ihr eigen geartetes Aussehen und ihren landschafts- und stammgebundenen Charakter verloren. Überspitzungen und Fehlentwicklungen der Zivilisation zerschlugen die Kultur. Lächerliche Großmannssucht achtete die alten ehrwürdigen Bauernhäuser nur noch gering und setzte an ihre Stelle Steinklötze, wie sie eine entartete Bauweise in der Stadt schon geschaffen hatte. Man vergaß die von unseren Vorfahren sorgsam geachtete Blumenpflege; man glaubte in einer gewissen Großzügigkeit über die vielen kleinen Dinge des Alltags hinwegsehen zu können und merkte dann gar nicht, wie die Missachtung vieler kleiner Einzelheiten dazu führte, dass das eigene Haus, oftmals leider auch das ganze Dorf, an äußerem Ansehen von Tag zu Tag verlor.
War eine solche Entwicklung in der Zeit kulturellen und wirtschaftlichen Niedergangs nicht verwunderlich, so ist sie jedoch ganz und gar unmöglich in der Zeit neuerwachter Schaffenskraft des ganzen Volkes. Wie es im nationalsozialistischen Deutschland schon bei so manchen Dingen ging – so ging es auch hier: Die Aufgabe wurde erkannt – und rücksichtslos in Angriff genommen! Das Amt „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ hat in der Verbindung mit dem Reichsnährstand, den Gliederungen der Bewegung und den Dienststellen des Staates zur „Verschönerung des deutschen Dorfes“ aufgerufen.
Die deutschen Dörfer sollen wieder wie einst die schönsten der Welt sein.
Bei der Dorfverschönerungsaktion soll erreicht werden, dass jeder einzelne Volksgenosse sich des Charakters seiner Heimat bewusst wird und dass er mit allen Mitteln hilft, diese Eigenart seiner Heimat zu erhalten und wieder aufs Neue zu verschönern.
Das neue Bad des Musterdorfes Holzhausen im Kreise Biedenkopf
Da es mit den vorhandenen Kräften nicht ohne weiteres möglich war, die 47.000 deutschen Dörfer auf einmal zu erfassen, ist erst einmal für jeden Gau ein Dorf herausgestellt worden, das in jeder Beziehung zu einem Musterdorf ausgestaltet werden soll.
Im nächsten Jahr wird dann die Aufgabe gestellt, in jedem Kreis ein Musterdorf durchzubilden, und so werden nach und nach sämtliche deutschen Dörfer aufgerufen, alles zu tun, um dem möglichen Idealbild des Dorfes, soweit wie es irgend geht, zu entsprechen.
Diese Verschönerung des deutschen Dorfes gewinnt im Olympiajahr insofern Bedeutung, als dafür gesorgt worden ist, möglichst vielen ausländischen Gästen diese vorbildlichen deutschen Dörfer zu zeigen, wie jetzt mitgeteilt wird, hat auch die Organisationsleitung des Weltkongresses für Freizeit und Erholung den Entschluss gefasst, den ausländischen Teilnehmern des Kongresses Fahrten zu den deutschen Musterdörfern zu ermöglichen.
In wenigen Wochen ist vom deutschen Landvolk schon eine ungeheure Arbeit geleistet worden. Bauern, Landwirte, Landarbeiter und Handwerker, vor allem die Jugend des Dorfes, haben sich mit allen Mitteln eingesetzt, um die gesteckte Aufgabe zu erreichen. Da wurden Häuser gestrichen und ausgebessert; Gärten, Straßen hergerichtet und zum Teil neu eingelegt; Zäune wurden ausgebessert, Hecken, Bäume, wo eben möglich, in der Hauptsache Obstbäume und Ziersträucher ge pflanzt; Sportplätze, Schwimmbadanlagen, Dorfplätze zur Durchführung von Gemeinschaftsfeiern neu geschaffen oder ausgebaut; und jedes Fenster erhielt Blumenschmuck.
Vielverheißend hat die Aktion zur Verschönerung des deutschen Dorfes begonnen. Das Werk wird Jahre hindurch weitergeführt werden, bis aus allen Dörfern jene Schandflecke verschwunden sind, die in der Zeit des wirtschaftlichen und kulturellen Niederganges sich bilden konnten.
Der Gau Kurhessen hat für seinen Bereich zur Verschönerung des Ortsbildes und der Landschaft einen sich jährlich wiederholenden Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich alle Orte und Kreise Kurhessens beteiligen können. Die Bedingungen und Aufgaben, die gelöst werden sollen, sind in einer Schrift zusammengestellt und erläutert, die das Amt für Kommunalpolitik des Gaues Kurhessen der NSDAP in Zusammenarbeit mit der LFP Hessen-Waldeck und den übrigen beteiligten Stellen nunmehr herausgebracht hat. Die in dieser Schrift für Kurhessen gestellten Aufgaben sind für ganz Deutschland beachtenswert. Die Schrift ist gewissermaßen ein Leitfaden für die Bestrebungen zur Pflege von Orts- und Landschaftsbild, der für jeden Fremdenverkehrsfachmann wertvoll ist.
Ende Auszug der Presseveröffentlichung
Der Größenwahn der Nazis macht auch vor dem kleinsten Dorf nicht halt.
„Die deutschen Dörfer, die schönsten der Welt“, mit dieser grenzenlosen Überheblichkeit sollten die ausländischen Gäste als Besucher der Olympiade 1936 beeindruckt und von der neu erweckten Schaffenskraft des deutschen Volkes überzeugt werden, so wollte es die Propaganda der Nationalsozialisten. Das Amt „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ wurde kurzerhand beauftragt, über alle Dienststellen des Staates zur „Verschönerung des deutschen Dorfes“ aufzurufen. Aufgabe erkannt - und rücksichtslos in Angriff genommen! Unter diesem Motto wurde die Dorfverschönerung der Nazis den Dörfern und der Bevölkerung befohlen.
Nicht durch einen Wettbewerb, sondern „ausgesucht und herausgestellt“ durch Naziobrigkeit. Ein schönes sauberes Dorf sollte es sein, dem Idealbild des deutschen Dorfes, soweit es irgend geht, entsprechend. Holzhausen war ein solches Dorf, das sich durch seine Lage, abseits von Hauptverkehrsstraßen und ein schönes, sauberes Ortsbild, geprägt durch die Fachwerkhäuser mit Kratzputz, von anderen Dörfern im weiten Umfeld deutlich absetzte. Das neu erbaute Waldschwimmbad war ein besonderes Kleinod und lockte viele Gäste aus der Umgebung an.
In einer Zeit, von wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit geprägt, war die Dorfverschönerung einzige Perspektive mit Hoffnung auf Arbeit und Brot. Der nationalsozialistische Hintergrund dieser unfreiwilligen Dorfverschönerung hat die Bevölkerung nicht davon abgehalten, mit großem Einsatz für ihr Dorf zu arbeiten. Davon war selbst Gauleiter Sprenger so beeindruckt, dass er in seiner Festrede 1939 im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung des Titels „Gaumusterdorf“ den besonders ausgeprägten Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung herausstellte. Von überall hagelte es Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit und das tat der geschundenen Seele gut. Die Bürger waren voller Stolz auf ihr verschönertes Dorf und die Sorgen des Alltags konnten für kurze Zeit verdrängt werden.
Hat das Dorf am Ende profitiert von den Ereignissen in Nazideutschland? Was ist hängen geblieben und Jahrzehnte danach noch als positive Erfahrung zu verbuchen? Ist es nur die Erfahrung im Umgang mit Wettbewerben, auch wenn sie nicht auf freiwilliger Basis erfolgten? Das gute Erbe sind das Erscheinungsbild des Dorfes, das noch aus dieser Zeit positiv geprägt ist, und der alles überragende Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung.
Das Erbe der Nazis für unser Dorf ist gar nicht so negativ einzuordnen, könnte man meinen, wenn da nicht noch die andere Seite der Medaille wäre. Die Wahnsinnsvorstellung der Nazis ging noch einen Schritt weiter, das schöne Dorf war ihnen nicht genug - „Musterdorf in jeder Beziehung“, mit „germanischdeutschen Menschen, dessen wesentliche Charaktermerkmale Schönheitsbedürfnis und Schönheitsempfinden sind; sie bedeuten für ihn Lebensfreude, Lebenswillen und Lebenskraft“.
Ein Musterdorf durchbilden, lautete die feine Umschreibung der Aufgabe für die nächsten Jahre nach 1936.
Ist Holzhausen davon verschont geblieben? Kein „Durchbilden“ mit oder auch ohne Druck für die Bürger?
…mit einer unglaublich langen Amtszeit, von 1924 bis 1945 und dann nach dem Zweiten Weltkrieg von 1949 bis 1956, hatte in dieser schweren Zeit Verantwortung für die Bürger und das Dorf zu tragen. Als gewählter parteiloser Bürgermeister war er kein fanatischer Anhänger der Nationalsozialisten, wurde aber von diesen als Amtsträger geduldet.