Trish Morey
JULIA BEST OF BAND 206
IMPRESSUM
JULIA BEST OF erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
| Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
| Geschäftsführung: | Ralf Markmeier |
| Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
| Produktion: | Jennifer Galka |
| Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,
in der Reihe: JULIA BEST OF, Band 206 – 2018
© 2005 by Trish Morey
Originaltitel: „For Revenge…Or Pleasure?“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Trixi de Vries
Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 1729
© 2011 by Trish Morey
Originaltitel: „The Heir From Nowhere“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Rita Koppers
Deutsche Erstausgabe 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 2009
© 2007 by Trish Morey
Originaltitel: Origina„The Boss’s Christmas Baby“ltitel
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Emma Luxx
Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA EXTRA, Band 289
Abbildungen: GettyImages_thekopmylife, KatarzynaBialasiewicz, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733710736
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Das waren die oberen Zehntausend? Loukas Demakis hatte sich auf das Mezzanin begeben, um dem größten Getümmel zu entgehen, und ließ den Blick über die Stars und Sternchen im Ballsaal unter ihm gleiten. Wer sich alles in dieser Prachtvilla in Beverly Hills eingefunden hatte! Er unterdrückte ein abfälliges Lächeln, als er die Megastars, die Möchtegernberühmtheiten und die Reichen und Schönen betrachtete, die sich gegenseitig die Show zu stehlen versuchten mit ihren Designerroben, Designerkörpern und Juwelen, die um die Wette funkelten.
Und nichts davon war echt!
Gelangweilt wandte er sich ab. Das hier war nicht seine Welt. Je eher er gehen konnte, desto besser.
Doch zuerst musste er etwas erledigen. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wider: „Hol sie da raus! Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber sie muss da raus!“
Er musste nur daran denken, was mit Zoë passiert war, um aktiv zu werden. Auf gar keinen Fall würde er zulassen, dass einer von diesen Leuten seine Schwester in die Finger bekäme! Das musste unbedingt verhindert werden! Koste es, was es wolle, er würde alles für ihre Sicherheit tun.
Die Menschenmenge teilte sich, um eine Gasse für eine Frau zu bilden, die jetzt zum Podium schritt. Es waren sogar zwei Frauen. Loukas drängte sich an die Balustrade und umfasste angespannt das Geländer.
Das mussten sie sein! Die Zauberin und ihr Lehrmädchen.
Stürmischer Applaus brandete auf, als Dr. Grace Della-Bosca vorgestellt wurde. Eine Frau in goldfarbener Robe ging zum Mikrofon. Er musterte sie. Für jemanden jenseits der fünfzig hatte Tutenchamuns Braut im Designerkleid sich bemerkenswert gut gehalten. Aber die ewige Jugend war ja auch ihr Geschäft.
Er hörte zu, was sie zu sagen hatte, bis die andere Frau sich lächelnd dem Publikum zuwandte. Loukas stockte der Atem.
Jade Ferraro.
Ihretwegen war er hier. Er hatte einige Fragen an sie. Dort unten stand sie also in natura. Und die Natur hatte es wirklich sehr gut mit ihr gemeint.
Della-Boscas Haut war straff, als hätte sie sich liften lassen, wohingegen das Gesicht der jüngeren Frau eben und makellos und von klassischer Schönheit war. Klare blaue mandelförmige Augen, die strahlten, und ein großer, sinnlicher Mund. Honigfarbenes Haar, das sie mit elegantem Schwung hochgesteckt hatte. Die Frisur betonte ihren schlanken Hals.
Und das Kleid! Offensichtlich hatte man sie in den schimmernden wasserblauen Stoff eingenäht, denn das Kleid saß hauteng und schmiegte sich um ihre Brüste, die schmale Taille und den flachen Bauch.
Bei diesem Anblick juckte es Loukas in den Fingern, die Frau aus ihrem Kleid zu schälen. Die Reaktion seines Körpers ärgerte ihn.
Natürlich war die Frau so attraktiv. Zweifellos hatte Dr. Grace Della-Bosca, die Hohepriesterin der Schönheitschirurgie, sie unter dem Messer gehabt und verkörperte die Talente der Hexe mit den magischen Händen.
Das Ende der Rede wurde mit Beifall begrüßt. Die jüngere Frau wandte sich kurz dem Podium zu, zögerte, die Hände zum Klatschen zusammengeführt, dann wandte sie sich um, ließ den Blick über die Menge gleiten und sah direkt in Loukas Augen.
Er bemerkte ihre Überraschung. Offensichtlich versuchte sie, ihn irgendwo unterzubringen. Er bildete sich sogar ein, die Aufregung zu spüren, die sie gerade verspürte. In diesem Moment entschied er sich für eine andere – sehr viel befriedigendere – Taktik. Lächelnd nahm er zur Kenntnis, dass sein Körper von diesem Plan begeistert war.
Zwar hatte er es sich nicht ausgesucht, den Abend unter Leuten zu verbringen, die er verachtete, aber da er nun schon mal hier war, wollte er das Beste draus machen. Warum sollte er sich darauf beschränken, Fragen zu stellen, wenn er viel mehr Spaß haben konnte? Was hielt ihn davon ab herauszufinden, aus welchem Holz Jade Ferraro geschnitzt war?
„Du entkommst mir nicht, Jade Ferraro“, sagte er leise vor sich hin, als sie sich abwandte und hinter den vielen Fans verschwand, von denen die berühmte Schönheitschirurgin umringt wurde.
Als jemand ihr ein Glas Champagner in die Hand drückte, war Jades erster Impuls, sich das Glas kühlend an die erhitzten Wangen zu halten. Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war, doch der intensive dunkle Blick dieses Mannes hatte sie aus der Fassung gebracht.
Kurz darauf begann das Orchester zu spielen, und Paare strömten aufs Parkett, um zu tanzen. Jade wurde es plötzlich zu heiß, zu laut und viel zu eng im Ballsaal.
Sie sah auf, als ihr Name gerufen wurde. „Wie fandest du meine Ansprache?“, fragte Grace ungeduldig, als würde sie die Frage nicht zum ersten Mal stellen.
„Ganz wunderbar“, versicherte Jade ihr und küsste ihre Lehrmeisterin auf beide Wangen. Die Rede der Frau, die sie mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt bewunderte, musste einfach wunderbar gewesen sein, auch wenn Jade sich nur an den Teil erinnerte, in dem Grace sich bei allen für die Teilnahme am Wohltätigkeitsball bedankt hatte. Jade hatte alles um sich her vergessen, als sie plötzlich das Gefühl gehabt hatte, beobachtet zu werden, und dann in die Augen des Mannes gesehen hatte, bei dessen Blick ihr ganz heiß geworden war.
Jetzt atmete sie tief durch, versuchte, sich zusammenzureißen und die Fragen zu ignorieren, die sich ihr stellten: Wer war der Mann? Warum hatte er sie beobachtet?
Vielleicht würde sie später eine Antwort erhalten. Zunächst musste sie sich auf die weltberühmte Dr. Della-Bosca und die neu gegründete Stiftung konzentrieren, die ihren Namen trug.
Jade lächelte herzlich. „Der Abend ist ein überwältigender Erfolg, und du bist der Star. Das Geld, das heute Abend gespendet wird, bildet eine gute Grundlage für die Stiftung.“
„Ja.“ Lächelnd bedankte Grace sich für das Kompliment, zog eine perfekt modellierte Augenbraue hoch und ließ den Blick über den von so vielen Berühmtheiten besuchten Ballsaal gleiten. „Wir müssen eine ganze Menge eingenommen haben.“
„Und das ist allein dir zu verdanken, Grace“, sagte ein Mann mit schroffer Stimme hinter ihnen. „Unsere Stadt könnte mehr solcher Mitbürger brauchen.“
„Guten Abend, Herr Bürgermeister.“ Hocherfreut begrüßte Grace Bürgermeister Goldfinch und ließ sich seine herzliche Umarmung nur zu gern gefallen. „Und ich dachte schon, unser Lieblingskurator hätte heute Abend keine Zeit für uns.“
„Ich musste einfach kommen. Schließlich weiß ich doch, wie sehr Ihnen dieser Wohltätigkeitsball am Herzen liegt.“
Jade zog sich diskret zurück. Die beiden hatten sowieso nur Augen füreinander. Es war kein Geheimnis, dass der verwitwete Bürgermeister wieder auf Freiersfüßen wandelte. Er sah gut aus und hatte es mit Immobiliengeschäften zu erheblichem Reichtum gebracht, an möglichen Kandidatinnen als neue Frau an seiner Seite mangelte es daher nicht. In den Gazetten war Grace am häufigsten an seiner Seite abgebildet. Was auch immer er genau für sie empfinden mochte, Grace erwiderte seine Gefühle.
Grace hat so hart gearbeitet, dachte Jade und tauschte den Champagner gegen ein Glas Mineralwasser, das sie vom Tablett eines Kellners nahm. Sie hat es verdient, einen Partner zu finden und glücklich zu sein.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Hauch roter Seide und das üppige Dekolleté von Rachel Delaney. Sie war eine einundzwanzigjährige Schönheit aus dem Süden der USA und hatte die Della-Bosca-Klinik schon häufig von innen gesehen. Während der vergangenen zwei Jahre hatte Rachel sich zum Star einer Seifenoper gemausert. Jetzt wollte sie endlich in der ersten Liga spielen und hoffte, der Regisseur, den sie zum Ball begleitet hatte, würde ihr und ihren kürzlich vergrößerten Brüsten, die fast aus dem Ausschnitt des freizügig geschnittenen Kleides quollen, zum ganz großen Ruhm als Filmschauspielerin verhelfen.
Viel Glück, dachte Jade und trank einen Schluck Mineralwasser. Rachel hatte viel Geld in ihr Aussehen investiert – sich die Lippen aufspritzen, den Augenschnitt verändern, die Brüste vergrößern lassen. Jade konnte alle Verschönerungen auswendig nennen.
„Ist Ihnen nicht nach feiern zumute?“
Sie brauchte sich gar nicht umzudrehen. Der heiße, erwartungsvolle Schauer, der ihr über den Rücken lief, sprach für sich. Die tiefe Stimme passte perfekt zu den dunklen Augen, mit denen der Mann sie vorhin so durchdringend angeschaut hatte, dass ihr fast schwindlig geworden war.
Jade bemühte sich um Selbstbeherrschung. Der Mann sollte nicht merken, wie aufgewühlt sie war. „Was geht Sie das an?“, fragte sie kühl, obwohl ihr schon wieder heiß wurde. Sie wusste nicht, wer der Mann war, doch sie hatte keine Eile, sich wieder so durchdringend von ihm anstarren zu lassen.
Sie konzentrierte sich darauf, Rachel zu beobachten, als hinge ihr Leben davon ab. Das Starlet stellte ihre Verbindung zur Wirklichkeit dar, ihre Entschuldigung, sich nicht umzudrehen und ihren instinktiven Schutz vor dem merkwürdigen Gefühl, in der Nähe des Fremden den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Plötzlich wurde ihr der Blick verstellt. Der Mann hatte sich einfach vor ihr aufgebaut!
Jade stockte der Atem. Der breitschultrige Mann stand unmittelbar vor ihr und blickte ihr starr in die Augen. Wieder wurde ihr heiß. Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch zu flattern. Sie witterte Gefahr, gleichzeitig fühlte sie sich von dem Blick dieser braunen Augen magisch angezogen.
„Kennen wir uns?“, fragte sie und hob herausfordernd das Kinn. Natürlich hatte sie den Mann noch nie zuvor gesehen, weder in der Klinik noch sonst irgendwo. Da sie selbst die Einladungsliste zusammengestellt hatte, wusste sie auch, dass er nicht darauf stand. Dann hatte er offensichtlich jemanden begleitet.
Die Glückliche!
Der Mann sah phantastisch aus mit seinem dunklen Haar, dem gut geschnittenen Gesicht, das wie gemeißelt schien, dem sinnlichen Mund und einem Körper, der genauso vielversprechend war.
Jetzt lächelte ihr Gegenüber. „Noch nicht, aber es wird Zeit, das zu ändern.“
Vergeblich wartete sie jedoch darauf, dass er sich vorstellte. Er sah sie einfach nur an.
„Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen würden, Mr. Unbekannt. Ich muss mich um die geladenen Gäste kümmern. Ich habe keine Zeit für Ihre Spielchen.“
Sie wandte sich zum Gehen, blieb bei seiner nächsten Bemerkung jedoch stehen.
„Und wenn Sie Zeit hätten?“
Jade blinzelte und drehte sich halb um. „Wie bitte?“
„Wenn Sie Zeit hätten, würden Sie dann mit mir spielen?“, fragte er mit samtweicher Stimme.
Warme Wogen durchfluteten sie. Was machte diesen Mann so unwiderstehlich? Seine erotische Stimme oder seine verheißungsvollen Worte? Alles, wenn sie ehrlich war.
„Ich spiele nicht“, behauptete sie und zog eine Augenbraue hoch.
„Schade, das ist eine echte Verschwendung“, sagte er.
„Kaum“, antwortete sie und hob das Kinn, siegesgewiss, dass sie das letzte Wort haben würde. „Wenn ich mit etwas spiele, dann will ich es behalten.“
Mit einem triumphierenden Lächeln wandte sie sich um. Die Begegnung hatte ihr Spaß gemacht. Zuerst hatte er sie aus der Fassung gebracht, doch dann war sie entzückt gewesen, die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich gezogen zu haben, der so ganz anders war als die Männer in Hollywood, die sich nur für Menschen interessierten, die ihnen nützlich sein könnten.
Sie hatte sich kaum zwei Schritte von ihm entfernt, da hörte sie hinter sich sein herzliches Gelächter und wandte sich wieder um.
Selbstbewusst und siegesgewiss sah er sie an. „Wunderbar“, sagte er mit einem atemberaubenden Lächeln. „Dann wollen wir loslegen.“
Bevor Jade reagieren konnte, war er schon an ihrer Seite und hielt ihre Hand. Die sanfte Berührung nahm ihr den Atem. Ein erregendes Prickeln durchlief ihren Körper. Der Griff der perfekt geformten Hand war sanft, doch Jade spürte, dass diese Hände auch zupacken konnten.
Ohne den Blick abzuwenden, führte der schöne Unbekannte ihre Hand an den Mund. Jade erwartete einen kurzen – herrlich altmodischen – Handkuss. Gleichzeitig stellte sie sich vor, wie seine Lippen sie berühren würden, wie der warme Atem sie streicheln würde. Doch in diesem Moment drehte der Mann ihre Hand um und presste einen heißen Kuss auf die Innenseite.
Heiße Wellen durchliefen sie und weckten verschüttet geglaubte Sehnsüchte. Als er nun ihre Hand auch noch mit der Zungenspitze liebkoste, wurde es Jade vor Verlangen schwindlig. Sie schwankte, und hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie zu Boden gesunken.
Sie schmeckte noch besser, als sie aussah. Der Auftrag seines Vaters begann Loukas Spaß zu machen – sehr viel Spaß.
Die Frau war jetzt schon Wachs in seiner Hand. Er hatte Leidenschaft in ihrem Blick gelesen, sie würde eine wunderbare Geliebte sein. Der leicht geöffnete Mund verriet ihm, dass sie sich nach weiteren Zärtlichkeiten sehnte, und die erregten Brustspitzen, die sich unter der engen Robe abzeichneten, sprachen für sich. Noch heute Abend würde er diese Frau besitzen.
Und danach würde sie ihm alles erzählen, was er wissen musste, um seine Schwester zu retten.
Er würde Dr. Della-Bosca vernichten und ihre Klinik dem Erdboden gleichmachen, und wenn er das Gebäude eigenhändig Stein für Stein abtragen musste!
Loukas unterdrückte sein heftiges Verlangen nach Jade und gab langsam und widerstrebend ihre Hand frei.
„Wer sind Sie?“, fragte sie fast flehend.
Lächelnd deutete er eine Verbeugung an und umfasste erneut ihre Hand. „Loukas Demakis. Ich bin entzückt, Sie kennen zu lernen, Dr. Ferraro.“
Gebannt beobachtete er ihr Mienenspiel. Sie zog die Brauen zusammen, dann kam ihr offensichtlich die Erleuchtung. Nun hatte sie wohl die Verbindung zwischen ihm und seiner Schwester Olympia hergestellt, die kürzlich geheiratet hatte. Aber wusste sie auch, weshalb er hier war?
„Demakis?“, wiederholte sie. „Wie der Senator, der sich um die Präsidentschaft bewirbt und ins Weiße Haus will?“
„Das ist mein Vater“, erklärte er. Alle Achtung, sein Opfer schien sich auszukennen! „Sie haben von ihm gehört?“
Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick und zog ihre Hand weg. „Überrascht Sie das? Ich versuche, mir stets einen Überblick über das Tagesgeschehen zu verschaffen. Halten Sie mich für blöd, weil ich den ganzen Arbeitstag mit schönen Menschen zusammen bin?“
„Ganz im Gegenteil! Es wäre dumm von mir, zu so einer Fehleinschätzung zu kommen. Das ist doch klar.“
Sie lächelte triumphierend. „Das ist doch klar.“ Jade ahmte ihn nach. Offensichtlich war ihr bewusst, dass er sie zunächst unterschätzt hatte.
Das darf mir nicht wieder passieren, schwor er sich. Es stand zu viel auf dem Spiel. Er konnte es sich nicht leisten, sich von Della-Boscas Spießgesellinnen austricksen zu lassen.
Sie ist nur eine von Della-Boscas Spießgesellinnen. Das durfte er nicht vergessen. Er zwang sich, ihren perfekten, schimmernden Teint, ihre weiblichen Kurven unter dem hautengen Kleid zu ignorieren. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er darauf brannte, sie zu besitzen. Insgeheim stellte er sich vor, wie es sich anfühlen würde, von ihrem hinreißenden Körper umschlungen zu werden.
Lächelnd ließ er den Blick über sie gleiten. Sie würde eine wunderbare Geliebte sein, das verriet ihm seine eigene körperliche Reaktion. In diesem Punkt habe ich sie jedenfalls nicht unterschätzt, dachte Loukas.
Er atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen, doch als er Jades frischen, würzigen, verführerischen Duft wahrnahm, war es mit der Ruhe dahin.
„Es wird meinen Vater freuen zu hören, dass ihm sein Ruf vorauseilt.“
„Dann richten Sie ihm bitte aus, ich würde mich freuen, ihn im Weißen Haus zu sehen.“
Diese Bemerkung missfiel Loukas. Sein Vater war nicht auf die Unterstützung dieser Leute angewiesen, die sich die Unsicherheit anderer zunutze machten.
„Würden Sie ihn wirklich gern als den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten sehen?“
Sie musterte ihn kühl. „Ist das so schwer zu glauben? Freuen Sie sich nicht, jemanden gefunden zu haben, der die Politik Ihres Vaters unterstützt? Offensichtlich nicht. Ich fände es jedenfalls nur gerecht, wenn Ihr Vater die Wahl gewinnen würde.“
„Wie meinen Sie das?“
Ihre blauen Augen funkelten selbstbewusst. „Griechenland ist schließlich die Wiege der Demokratie. Wenn Ihr Vater Präsident wird, schließt sich der Kreis.“ Sie lächelte herausfordernd.
„Übrigens habe ich einiges über Ihren Vater gelesen. Seine Großeltern kamen als arme Einwanderer in den zwanziger Jahren her und haben aus dem Nichts einen florierenden Schiffswerftkonzern aufgebaut. Wirklich sehr beeindruckend. Sie müssen sehr stolz sein auf Ihre Familie.“
War er das? Darüber hatte er in letzter Zeit nicht nachgedacht, auch die Geschäfte hatte er vernachlässigt, weil er Wichtigeres zu tun hatte. Seine Halbschwester hatte einen unnützen amerikanischen Darsteller einer Reality-Show geheiratet, umgab sich nur noch mit selbsternannten Berühmtheiten und rannte in ihr Unglück. Sein Vater verlangte, dass man ihr Einhalt gebot, bevor sie seine politische Karriere oder ihr Leben gefährdete – oder beides.
Er, Loukas, würde jetzt dafür sorgen, dass nichts passierte.
Jetzt blickte er auf Jade herab, getrieben von Rachegelüsten und tiefer Sorge um seine Schwester. „Wollen Sie es auch auf die Schnelle zur Millionärin bringen?“
Ihr Blick wurde kühl und abweisend. „Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, Mr. Demakis. Ich würde ja gern sagen, es hat mich gefreut, aber …“ Dabei beließ sie es, drehte sich um und mischte sich unter die Gäste.
„Wie fühlt man sich denn als Australierin in Beverly Hills?“, rief er ihr nach.
Jade blieb stehen. Gerade als sie sich entschlossen hatte, ihren Weg zwischen den Spendern hindurch fortzusetzen, fügte Loukas hinzu: „Macht es Ihnen nichts aus, so weit weg von Ihrer Heimat zu sein?“
Erstaunt wandte sie sich wieder um. „Haben Sie meinen Akzent erkannt?“ Sie kam wieder näher. „Den meisten Leuten fällt er gar nicht auf.“
„Man hört ihn heraus.“ Das war eine glatte Lüge. Hätte er nicht Erkundigungen über sie eingeholt, um herauszufinden, welchen Platz sie in der Della-Bosca-Hierarchie einnahm, hätte er sie niemals für eine gebürtige Australierin gehalten.
Die Arbeit an der Klinik hatte sie vor drei Jahren aufgenommen, offensichtlich wegen des Geldes und des Lebens im Rampenlicht. Mit der Stelle bei Della-Bosca war sie auf eine Goldmine getroffen. Zudem konnte Jade sich im Ruhm ihrer Chefin sonnen, als deren Nachfolgerin sie bereits gehandelt wurde. Sie half der Natur nach und leistete dem Schönheitswahn Vorschub.
„Warum wollen Sie Ihren Akzent denn verbergen?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
„Er war zu ausgeprägt. Es ist einfacher, akzeptiert zu werden, wenn man nicht dauernd erklären muss, woher man stammt.“
Selbst der Akzent ist unecht, dachte er. Wie alles an ihr.
Sie sah zu ihm auf. „Mr. Demakis …“
„Bitte sagen Sie Loukas“, bat er mit samtweicher Stimme. Er hatte schon zu viel Zeit verschwendet und beschloss, die Unterhaltung fortzusetzen. Noch einmal wollte er Jade nicht entkommen lassen.
Sie schien einen Moment über seine Bitte nachzudenken und biss sich auf die glänzende Lippe. „Also gut, Loukas“, sagte sie schließlich. „Was hat Sie eigentlich auf diese Wohltätigkeitsgala verschlagen? Ich habe Ihren Namen gar nicht auf der Gästeliste gelesen. Haben Sie jemanden begleitet?“
Ihr Interesse amüsierte ihn. Also hatte sie ihm gar nicht entkommen wollen. Sie war neugierig, wollte mehr über ihn erfahren und fühlte sich genauso zu ihm hingezogen wie er sich zu ihr. Das würde die Sache erheblich vereinfachen. „Nein, ich bin ohne Begleitung hier.“
Jade schaute ihn fragend an. „Und was verschafft uns die Ehre?“
„Das ist ganz einfach“, behauptete er, nahm ihr das Glas ab und reichte es einem vorbeieilenden Kellner. Dann nahm er Jades rechte Hand, hob sie auf Schulterhöhe und verschränkte seine Hand mit Jades Hand. Interessiert beobachtete er, wie sie den Blick zu den verschränkten Händen gleiten ließ, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. „Aber es ist ein sehr guter Grund.“
„Tatsächlich?“, fragte sie leise und sah ihn fasziniert an. „Verraten Sie ihn mir?“
Ihr leicht würziger Duft verwirrte ihm die Sinne. Verlangend ließ er den Blick über diese erregende Frau gleiten. Blaue Augen, hohe Wangenknochen, eine honigblonde Strähne, die sich aus der eleganten Hochfrisur gelöst hatte, umschmeichelte ihren Hals.
Loukas unterdrückte ein Stöhnen. Er sehnte sich danach, sie zu küssen, den Hals, den süßen, sinnlichen Mund, jeden Zentimeter ihres Körpers, bis sie um Erlösung flehte. Die wollte er ihr nur zu gern geben.
„Kannst du ihn nicht erraten?“, fragte er, legte den Arm um sie und begann, mit ihr zu tanzen. „Ich bin hier, um dich kennen zu lernen.“
Das war die falsche Antwort.
Er hätte behaupten müssen, die Stiftung unterstützen zu wollen, all den Kindern mit Gesichtsverletzungen und verletzten Seelen neuen Lebensmut geben zu wollen. Er hätte auch einfach sagen können, er wolle die ausgezeichnete Arbeit einer hervorragenden Ärztin sowie ihr neues Hilfsprojekt durch seine Anwesenheit anerkennen.
Jedenfalls war es nicht die Antwort, die sie von dem gefährlich, gelegentlich verärgert und herausfordernd wirkenden Mann erwartet hatte. Hinter seinen braunen Augen mit dem undurchdringlichen Blick lauerte etwas anderes. Weshalb ist Loukas Demakis wirklich gekommen?, überlegte Jade.
Als er sie jetzt fest im Arm hielt und sie geschickt übers Tanzparkett führte, konnte sie sich der magischen Anziehungskraft des geheimnisvollen Mannes nicht entziehen. Ihr Körper sehnte sich nach noch mehr Nähe, während der Verstand ihr riet, sich in Sicherheit zu bringen.
Körper und Seele reagierten angeregt auf Loukas’ Worte. Mit jedem Schritt entfernte Jade sich weiter von ihrem gewohnten Leben. Mit jeder Drehung wurde sie weiter von ihrer Arbeit als Ärztin davongewirbelt. In seinen Armen fühlte sie sich übermütig und wild und ausgesprochen gut.
Es war ihr ganz recht, dass Loukas beim Tanzen keine Konversation machte, wahrscheinlich hätte sie sowieso keinen halbwegs vernünftigen Satz herausgebracht. Das hinreißende Gefühl, in den Armen des bestaussehenden Mannes im Saal zu liegen, war überwältigend.
Sein Atem kitzelte sie am Ohr, Loukas zog sie enger an sich. Ihre Körper schienen eins zu sein, der sinnliche Tanz brachte Jade fast um den Verstand. Der erregende Duft des Aftershaves war wie eine Einladung zu erforschen, wo Loukas es überall aufgetragen hatte.
Jade schloss die Augen und gab sich ganz hin. Die Musik, die knisternde Spannung, die Nähe seines Körpers – das alles war berauschend.
Als er zärtlich ihr Ohr liebkoste, legte Jade den Kopf schief, um sich der prickelnden Berührung ganz hinzugeben.
„Du bist wunderschön“, sagte er leise an ihrem Ohr. Eine heiße Woge durchlief sie und nahm ihr den Atem.
Es war ihr nicht verborgen geblieben, wie anziehend er sie fand. Sein Blick mochte undurchdringlich sein, doch sein Körper sprach eine eigene Sprache. Aus Loukas’ Mund Komplimente zu hören war allerdings fast ebenso erregend.
Auf diesem Ball wimmelte es von Schönheiten. Jede Frau hier konnte mit einer Anfrage des „Playboys“ für Nacktaufnahmen rechnen. Jeder Körper war perfekt geformt, die Zähne weiß und ebenmäßig. Und ausgerechnet mir macht er ein solches Kompliment, dachte Jade.
Er ließ die Hand, die locker auf Jades Taille lag, höher gleiten, bis er den tiefen Rückenausschnitt erreicht hatte, und streichelte die nackte Haut. Die heiße Berührung löste heftiges Verlangen bei Jade aus. Ein loderndes Feuer schien in ihr zu brennen.
Dieser Mann ist der geborene Verführer, dachte sie, selbst erstaunt, dass sie überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie stand ganz im Bann dieser Verführungskünste.
„Ich möchte mit dir schlafen.“
Jade verschlug es den Atem. Loukas steuerte tatsächlich direkt auf sein Ziel zu. Einerseits schockierte sie das, andererseits war sie hingerissen. Sie war nur zu bereit, sich mit ihm zu vereinen, obwohl sie mit dem Verstand nicht begreifen konnte, was mit ihr geschah.
Was sollte sie tun? Die Beleidigte konnte sie nicht spielen, denn ihr Körper sehnte sich danach, eins mit seinem zu werden. Ein erwartungsvoller Schauer durchlief sie.
Loukas hatte wieder begonnen, ihr Ohr zu liebkosen, bevor er heiße Küsse auf Jades Hals regnen ließ. Sie bog sich ihm entgegen, ihre Brustspitzen drängten sich vor Erregung an den dünnen Stoff ihrer verführerischen Robe.
Verträumt nahm Jade wahr, dass die Musik verstummte und die Pärchen die Tanzfläche verließen.
„Und?“, flüsterte Loukas an ihrem Ohr. Seine tiefe Stimme war die reinste Verführung, eine weitere Liebkosung. „Schlaf mit mir, Jade. Heute Nacht, jetzt gleich.“
Die Art, wie er ihren Namen aussprach, ließ sie dahinschmelzen. Sie war ihm wehrlos ausgeliefert. Das Versprechen, das er ihr zu geben schien, war unwiderstehlich.
Er wollte mit ihr schlafen. Die Worte allein machten sie schwindlig. Es war eine wundervolle Vorstellung, sich mit diesem Mann zu lieben. Sie konnte es kaum erwarten.
Warum sollte sie dieser tiefen Sehnsucht nicht nachgeben? Ihr leidenschaftliches Verlangen wollte gestillt werden. War das ein Fehler?
Wäre sie bei klarem Verstand gewesen, hätte sie tausend Gründe aufzählen können, die gegen ein Liebesabenteuer sprachen. Doch Gefühle hatten den Verstand ausgeschaltet, und so fiel ihr nicht ein einziges Argument ein, nicht mit Loukas zu schlafen. Außerdem fühlte sie sich wie im siebten Himmel. Das sprach doch für sich, oder?
Jade hob den Kopf und sah Loukas tief in die Augen. In seinem Blick spiegelte sich das leidenschaftliche Verlangen, das auch sie empfand. Sie konnte und wollte diesem Mann nichts vormachen. Und doch hielt sie etwas zurück. Ihre gute Erziehung verbot ihr, mit einem Fremden ins Bett zu gehen. So eine war sie nicht. Trotzdem …
„Du hast eine unglaubliche Ausstrahlung“, sagte sie. Und das ist noch untertrieben, fügte sie im Stillen hinzu. „Ich gestehe, dass ich mich zu dir hingezogen fühle.“
„Aber?“
„Aber ich bin nicht geschützt.“ Das war die ehrlichste Antwort, die ihr unter den gegebenen Umständen einfiel.
Seine Augen leuchteten auf. Offensichtlich gefiel ihm diese unschuldige Antwort, ja, sie erregte ihn sogar noch mehr.
Er ließ den Arm über ihren Rücken gleiten, dann umfasste er Jades Hand. „Darum werde ich mich kümmern“, versprach er.
Ihr wurde kalt, als er sie aus seinen Armen entließ, doch das war nur von kurzer Dauer. Bei der Vorstellung, bald mit diesem temperamentvollen Mann eins zu sein, wurde ihr wieder heiß. Alles an ihr bebte in freudiger Erwartung.
Jetzt führte Loukas sie zu einem abgelegenen Raum, wo sie sich lieben konnten.
Das Tempo war atemberaubend. War es richtig gewesen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und Loukas die Führung zu überlassen?
Geschickt lotste er sie an den vielen Menschen vorbei. Jade, die allen höflich zulächelte, passte sich seinem schnellen Schritt an. Inzwischen hatte sich die Menge etwas verlaufen, die Gäste waren nach draußen gegangen. Zweifellos boten spärlich bekleidete junge Damen ihre Dienste an.
Die Gäste hatten sich dafür geschützte Plätzchen im Garten gesucht, manche waren auch weniger geschützt. Mit dieser Seite des Luxuslebens von Beverly Hills hatte Jade sich nie anfreunden können. Doch war sie selbst ein Deut besser? Auch sie suchte nach einem lauschigen Plätzchen, wo sie sich mit einem Fremden vergnügen konnte. Wollte sie sich wirklich darauf einlassen?
Loukas schien ihre plötzliche Unsicherheit zu spüren, denn er drückte Jade unvermittelt an eine Holztür und begann, sie leidenschaftlich zu küssen.
Seine Lippen waren warm und verführerisch. Bei den sinnlichen Liebkosungen wurde es Jade noch heißer. So einen Gefühlssturm hatte sie noch nie erlebt. Leidenschaftliches Verlangen nie gekannten Ausmaßes durchströmte sie. Dagegen war sie machtlos. Sie hatte nicht einmal geahnt, zu so starken Empfindungen fähig zu sein.
Er umfasste ihren Po und zog sie fest an sich. Es war nur zu offensichtlich, wie erregt er war – und wie groß. Bald würde sie ihn in sich spüren. Sie konnte es kaum erwarten und bog sich ihm entgegen. Sie schmolz einfach dahin. Was er mit seinen Händen, seinen Lippen machte, brachte sie schier um den Verstand.
Jetzt beendete er vorübergehend den Kuss und fragte atemlos: „Wohin führt diese Tür?“ Seine Stimme war rau vor Verlangen.
„Das ist die Tür zur Bibliothek“, erklärte Jade leise. „Aber sie müsste abgeschlossen sein.“
Loukas betätigte probeweise die Türklinke. Die Tür öffnete sich. Trotz der Dunkelheit konnte Jade sehen, dass er triumphierend strahlte, als hätte er einen Preis gewonnen. Dann wurde ihr bewusst, dass sie der Preis war. Er begehrte sie, und bald würde er sie besitzen.
Die Vorstellung, dass er sie mindestens so sehr begehrte wie sie ihn, war ausgesprochen erregend.
Heute Abend werden wir eins, dachte sie.
Wieder küsste er sie, dieses Mal zärtlich und behutsam und sehr einfühlsam. Als er die Zungenspitze über ihre Zähne gleiten ließ, schmiegte Jade sich an ihn. Dieser Mann wusste genau, was sie wollte.
Loukas drehte sie um und schob sie vor sich her in die Bibliothek, wo er sie sanft an eine Wand lehnte und die Tür schloss.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Jade gab sich ganz dem Gefühl hin, das sein leidenschaftlicher Kuss in ihr entfesselte. Die Liebkosungen seiner Lippen, seiner Zunge waren heiß und überwältigend. Mit gleicher Leidenschaft erwiderte sie den tiefen Kuss. Er schmeckte so gut, alles war so perfekt, sehnsüchtig drängte sie sich an Loukas und erforschte seinen Mund. Sie konnte gar nicht genug bekommen von seinen köstlichen Zärtlichkeiten.
Loukas zog sie noch enger an sich. Die andere Hand ließ er über ihren Rücken gleiten. Das war so erregend, dass sie sich ihm entgegenbog und leise stöhnte, als sie seinen festen Körper spürte.
Auch Loukas stöhnte unterdrückt, als er ihre Reaktion bemerkte, dann ließ er eine Hand über Jades Brüste gleiten, bevor er begann, ihre Brustspitzen zu streicheln, die sich unter dem dünnen Kleiderstoff abzeichneten.
Ihr stockte der Atem. Wie ein elektrischer Schlag traf sie die Erkenntnis, dass sie vor lauter magischer Erregung gar nicht weiter gedacht hatte. Eigentlich hatte sie überhaupt nichts gedacht. Was nun?
Was würde passieren, wenn er es sehen würde?
Niemals hätte sie sich in diese Situation bringen dürfen! Sie könnte es nicht ertragen, noch einmal so erniedrigt zu werden.
Du bist wunderschön, hatte er gesagt. Warum konnte ihr das nicht genügen? Aber nein, sie hatte ja nur an Sex gedacht, war von ihrer eigenen Lust so überwältigt worden, dass sie eins außer Acht gelassen hatte: Niemals würde Loukas sie begehren, wenn er Bescheid wüsste. Und er würde sie nicht mehr für wunderschön halten.
Mit dem Mund liebkoste er ihren Hals, ihren Nacken, und Jades Herz raste. Doch in die Erregung hatte sich jetzt auch Furcht gemischt.
Sie vernahm ein unterdrücktes Stöhnen. Merkwürdig, das war von weiter her gekommen, und Loukas war ihr ganz nah. Als sie das Geräusch wieder hörte, zuckte sie zusammen.
Außer ihnen war noch jemand im Zimmer!
Jade machte die Augen auf und blickte über Loukas’ Schulter. Die große Bibliothek lag im Dunkeln, sie konnte nur die Umrisse der Regale erkennen. Etwas Außergewöhnliches fiel ihr nicht auf. Wahrscheinlich hatte sie sich geirrt. Gerade wollte sie sich wieder Loukas’ leidenschaftlichen Berührungen hingeben, als sie erneut das Geräusch hörte.
Wieder ein unterdrücktes Stöhnen und ein leises Seufzen. Jetzt wurden die Geräusche lauter, das Stöhnen schneller. Sie hörte, wie sich zwei Körper aneinander rieben. Das war unverkennbar. Das Tempo nahm zu.
Entsetzt machte Jade die Augen wieder zu und wünschte, sie könnte die Geräusche verstummen lassen. Sie hatte Angst, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Es waren noch zwei Menschen in der Bibliothek! Zwei Menschen beim Liebesspiel, und Loukas und sie waren in ihr Stelldichein geplatzt!
Wie sollte sie das ignorieren? Die Geräusche erinnerten sie daran, weshalb sie mit Loukas in diesem Raum war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Eigentlich hätten sie diese Geräusche machen, die gleiche Erfüllung finden sollen.
Loukas beendete den Kuss, lehnte sich zurück und lauschte, als ihm bewusst wurde, was da passierte. Dann legte er Jade einen Finger auf den Mund, zog sie schützend an sich und versuchte, sich zu orientieren. Wir müssen hier raus, dachte er.
Doch bevor sie den Entschluss in die Tat umsetzen konnten, ertönte wieder ein Geräusch, und Jade sah eine Bewegung. Jetzt wusste sie, wo das Liebespaar sich versteckt hatte.
In der Mitte des Raums stand eine lange Couch, und dahinter hatten die beiden Menschen sich ihrer Lust hingegeben. Sie waren zu vertieft gewesen zu merken, dass sie nicht mehr allein waren.
Jade wollte gerade ihr Gesicht abwenden, als der Mann sich halb erhob.
Der Bürgermeister!
Kein Wunder, dass die Tür unverschlossen gewesen war, Grace hatte Mr. Goldfinch offensichtlich hergeführt.
Wir müssen hier so schnell wie möglich raus, dachte Jade verzweifelt. Es wäre undenkbar, Grace in dieser Situation gegenüberzutreten. Diese Peinlichkeit musste sie ihr ersparen. Niemals durfte sie erfahren, dass sie beim Liebesakt beobachtet worden war.
Verzweifelt versuchte Jade, Loukas zur Tür zu ziehen, doch offensichtlich hatte er es nicht eilig. „Warte einen Moment“, flüsterte er.
Aber sie wollte keine Sekunde länger bleiben! Sie wollte nichts mehr hören. Es war ihr schrecklich peinlich, ein anderes Paar beim Liebesspiel überrascht zu haben. Und dass es sich bei der einen Person um Grace handelte, machte die Sache nur noch schlimmer. Trotzdem zwang sie sich, ruhig in Loukas’ Armen zu bleiben, bis das Paar wieder völlig vertieft zu sein schien.
Das immer schnellere und lauter werdende Stöhnen verriet ihr, dass der Bürgermeister Grace genau da hatte, wo er sie kurz zuvor bereits gehabt hatte. Am liebsten hätte Jade sich die Ohren zugehalten. Die Geräusche machten ihr nur zu bewusst, worauf sie sich eingelassen hatte. Eigentlich hätte sie diejenige sein sollen, die jetzt lustvoll stöhnte. Sehnsüchtig schmiegte sie sich an Loukas, während das andere Paar sich vereinigte.
Wenigstens war Loukas jetzt auch bereit, das Zimmer zu verlassen. Er wollte gerade die Tür öffnen, als eine raue Stimme sagte: „Oh, Rachel, mein süßer Engel, du hast mir so gefehlt.“
Im ersten Moment glaubte Jade, sich verhört zu haben, der Bürgermeister hatte doch sicher Grace gesagt, oder? Doch dann bemerkte sie das rote Satinkleid auf dem Sofa und erinnerte sich an die junge Stimme, die so begeistert auf die Ermunterungen des Bürgermeisters reagiert hatte. Das war ja abstoßend!
Denn es handelte sich keineswegs um Grace, die Bürgermeister Goldfinch verwöhnte, sondern um Rachel Delaney!
Hätte Loukas ihr nicht geistesgegenwärtig den Mund zugehalten, hätte Jade schockiert aufgeschrien. Da das Paar wieder geräuschvoll zur Sache ging und abgelenkt war, öffnete er die Tür und schob Jade hinaus, bevor er die Tür leise hinter sich zuzog und tief durchatmete.
Jade befreite sich aus seinem Griff und rannte den Korridor entlang – nur schnell weg von dieser schmutzigen Szene!
„Jade!“, hörte sie ihn rufen. „Jade!“
Doch sie reagierte nicht, rannte einfach nur weiter. Am liebsten hätte sie sich oben in ihrer Suite verkrochen, doch dorthin wäre Loukas ihr gefolgt. Daher suchte sie Zuflucht im Ballsaal, der noch immer gut gefüllt war. Ob Grace ahnte, dass der Mann, von dem sie sich einen Heiratsantrag erhoffte, seine Lust mit einer der jungen Ballbesucherinnen stillte? Wusste sie, dass der Bürgermeister so ein Mistkerl war?
Ich muss hier weg, dachte Jade verzweifelt. Weg von Lug und Trug, weg von der billigen Affäre, auf die sie sich fast eingelassen hätte.
Loukas hatte gesagt, er wolle Liebe mit ihr machen, und sie hatte sich hinreißen lassen, doch das eben Erlebte, dieses heimliche Stelldichein, hatte mit Liebe nichts zu tun. Das war reiner Sex gewesen, pure, animalische Lust. Beinahe hätte sie sich selbst auf diese niedere Stufe begeben.
Diese Vorstellung war abscheulich!
Jemand umfasste ihren Arm und wirbelte sie herum. „Halt!“
Sie sah ihm in die Augen, wich jedoch gleich darauf seinem Blick aus. Es geht nicht, dachte sie. Ich muss an die Luft!
„Bitte lass mich los“, bat sie.
„Eben hat es dir in meinen Armen doch noch gut gefallen.“
„Ja, das war vorhin. Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte nicht mit dir gehen sollen. Ich hätte dir keine Hoffnungen machen sollen.“
„Hoffnungen? Wir wollten miteinander schlafen. Wir beide wollten und wollen es. Das kannst du doch nicht abstreiten.“
„Nein.“ Heftig schüttelte sie den Kopf, als wolle sie die eben erlebte Szene abschütteln, aus ihrem Gedächtnis vertreiben. Immer wieder spielte sich dieser hässliche Film vor ihrem geistigen Auge ab. „Nein, ich will das nicht. Nicht so. Das war keine Liebe zwischen den beiden da drinnen. Ich kann das nicht. Tut mir leid.“
„Dann komm mit. Wir verschwinden aus dieser Lasterhöhle und unterhalten uns.“
„Nein.“ Abwehrend hob sie eine Hand und wich zurück. Sie schämte sich in Grund und Boden und wollte das Erlebte nicht auch noch analysieren. „Tut mir leid, Mr. Demakis. Ich wüsste nicht, worüber wir uns unterhalten sollten.“ Sie wandte sich um und mischte sich unter die Gäste im Ballsaal.
„Wir sind noch nicht fertig!“, rief Loukas ihr nach.
Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Sie wollte nur noch fort von ihm. Er hatte sich die falsche Frau ausgesucht, das war alles. Weitere Erklärungen waren unnötig.
Wenn es ihm nur um ein schnelles Sexabenteuer ging, würde er im Ballsaal schnell fündig werden. Anderen Frauen machte es vielleicht nichts aus, ein Paar beim Liebesakt zu beobachten.
Bei seinem Aussehen hätte er leichtes Spiel. Schließlich war sie ihm ja auch fast verfallen. Wie hatte er das nur angestellt? Eigentlich mit einem einzigen Satz: „Ich bin hier, um dich kennen zu lernen.“ Von da an war sie Wachs in seinen Händen gewesen. Zum Glück hatte ihr Verstand sich noch rechtzeitig zurückgemeldet, sonst wäre sie jetzt mit Loukas in ihrer Suite.
Er wird sich schnell trösten, dachte sie. Mr. Loukas Demakis ist bereits Vergangenheit.
Die Erleichterung darüber war von kurzer Dauer, denn in diesem Moment kam eine Person auf sie zu, der sie lieber aus dem Weg gegangen wäre.
„Hallo, Jade“, sagte Grace und sah sich suchend im Ballsaal um. „Du hast nicht zufällig den Bürgermeister gesehen, oder?“
Jade hielt den Blick gesenkt.
„Ich wollte ihm die Pläne für den Erweiterungsbau der Klinik zeigen, aber Mr. Goldfinch ist wie vom Erdboden verschluckt.“
Bedauerlicherweise ist er das nicht, dachte Jade. „Tut mir leid, Grace“, erklärte sie stattdessen. Es brach ihr fast das Herz, die ältere Kollegin zu belügen. Doch es wäre grausam gewesen, ihr die Wahrheit zu sagen. Dann wäre nicht nur der schöne Abend, sondern wohl auch das Leben der erfolgreichen Schönheitschirurgin zerstört worden. „Hast du schon im Garten nachgesehen?“, fragte sie, hakte sich bei Grace ein und ging mit ihr zur Veranda – möglichst weit weg von der Bibliothek. Grace würde die betrügerischen Machenschaften des Bürgermeisters noch früh genug entdecken, es musste ja nicht an diesem Abend sein. Einerseits wünschte Jade sich, Grace die Augen zu öffnen, andererseits wollte sie ihre Mentorin aber vor der schmerzlichen Erkenntnis schützen, mit was für einem Mistkerl sie sich eingelassen hatte. „Komm, wir suchen ihn gemeinsam.“
Das junge Mädchen mit dem schwarzen Lidstrich sah hoffnungsvoll auf, als Jade das Sprechzimmer betrat. Höflich begrüßte Jade Grace und deren Patientin und ließ sich ihren Unmut nicht anmerken. Das schwere Make-up konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zierliche Blondine kaum über achtzehn Jahre alt war. Trotz ihres zarten Alters ließ Pia Kovac sich regelmäßig in der Klinik behandeln – viel zu oft für Jades Geschmack.
„Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, Dr. Ferraro“, sagte Grace, die in Anwesenheit von Patienten alle Kollegen siezte. „Pia hat uns gebeten, noch einige Kleinigkeiten an ihr zu korrigieren. Da auch Ihr Geschick mit dem Laser gefragt ist, hielt ich es für angebracht, Sie gleich dazu zu bitten.“
„Gern.“ Jade nahm auf einem der Samtsofas Platz, die um einen niedrigen Tisch herum platziert waren. Viel lieber hätte sie sich allerdings oben in ihrer Suite unterm Dach in einem heißen Schaumbad entspannt.
Wie macht Grace das nur?, überlegte sie, während diese erklärte, was Pia sich gedacht hatte. Grace wirkte taufrisch, heiter und gelassen, als hätte der Arbeitstag erst angefangen, statt sich dem Ende zuzuneigen. Die Frau war wirklich unglaublich!
Ein ausgesprochen anstrengender Tag lag hinter ihnen. Jade wusste kaum noch, wie viele Laseroperationen sie durchgeführt hatte. Der einzige Lichtblick war das einstündige Mittagessen mit Grace gewesen, bei dem sie sich über das finanzielle Ergebnis der Galaveranstaltung unterhalten hatten.
Der Abend war ein voller Erfolg gewesen, sowohl was die Einnahmen betraf als auch das Bekanntmachen der Stiftung. Die monatelange Planung hatte sich ausgezahlt. Langsam ließ die Anspannung der vergangenen Monate nach, in denen Jade den Wohltätigkeitsball bis ins kleinste Detail geplant hatte.
Gleichzeitig war sie enttäuscht. Seit dem Abend hatte sie nichts mehr von dem großen, geheimnisvollen Fremden gehört. Nur die Erinnerungen an die stürmische Begegnung waren ihr geblieben. Eigentlich war ja gar nichts zwischen ihnen passiert. Jedenfalls nichts verglichen mit dem, was hätte geschehen können.
Statt stolz darauf zu sein, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, selbst wenn das nur einem Bürgermeister auf Abwegen zu verdanken gewesen war, hatte Jade das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Sie war schrecklich enttäuscht, dass Loukas Demakis sich nicht bei ihr gemeldet hatte, statt dem Schicksal dankbar zu sein, dem temperamentvollen Mann entgangen zu sein.
Es fiel ihr schwer, sich auf Grace’ Ausführungen zu konzentrieren. Pia hatte eine lange Liste kosmetischer Korrekturen zusammengestellt, die Grace nun mit ihr durchging.
„Was halten Sie davon, Jade? Sollen wir in dieser Reihenfolge vorgehen?“, fragte Grace schließlich. „Sie übernehmen die kleinen Lasereingriffe, bevor ich mich um die Brustvergrößerung kümmere?“
Jade überspielte ihren Unmut und betrachtete das junge Mädchen. Sie sah einen hübschen Teenager mit gut entwickeltem Busen vor sich. Es war eine Sache, Menschen zu helfen, die jünger wirken wollten, als sie waren. Aber eine junge hübsche Frau umzugestalten, die kaum der Pubertät entwachsen war, konnte doch wohl kaum der Auftrag der Klinik sein.
„Sagen Sie mal, Pia, haben Sie sich das auch wirklich gut überlegt?“, fragte sie vorsichtig. „Eine Brustvergrößerung ist kein Spaziergang. Sind Sie sicher, dass Sie die wirklich brauchen?“
Pias Gesicht wurde lang und länger. „Aber ich muss doch etwas tun! Kurt hat gesagt, mir fehlt es an Oberweite, alles andere sei perfekt.“
Jade überflog ihre Notizen. „Und wozu dann die Fettabsaugung?“
„Kurt hasst Fett.“
Was hatte sie denn erwartet? Kurt hatte auch an Pias Nase und an ihren Lippen etwas auszusetzen gehabt. Die frisch gebackene Ehefrau eines Möchtegernpromis hatte einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex, als sie vor sechs Monaten das erste Mal die Klinik betreten hatte. Zweifellos hatte der gescheiterte Reality-Show-Kandidat auch darauf bestanden, dass Pia sich die Wangen auspolstern ließ.
„Und was möchten Sie, Pia? Was ist Ihnen wirklich wichtig?“
„Ich will Kurt behalten.“ Sie klang wie ein weinerliches Kind, dem man das Lieblingsspielzeug wegnehmen wollte. Genauso war ihr vermutlich wirklich zumute, denn wenn man Gerüchten glauben wollte, hatte Kurt schon genug von seiner jungen Ehefrau, die er in einer Nacht- und Nebelaktion in Las Vegas geheiratet hatte.
„Keine Sorge, das werden Sie“, sagte Grace beruhigend, warf Jade einen bösen Blick zu, setzte sich zu Pia aufs Sofa und streichelte besänftigend ihre Hand. „Und wir tun alles für Sie, was wir können. Nicht wahr, Jade?“
„Was sollte das eben?“
Jade hatte gerade ihren Blazer übergezogen und nach ihrer Handtasche gegriffen, als Grace ins Büro kam. „Es klang, als wolltest du Pia die Operationen ausreden.“
Müde strich Jade sich über die Stirn und befestigte eine Haarsträhne hinter dem Ohr. „Tut mir leid, Grace, aber ich finde, sie ist zu jung für alle diese Eingriffe. Außerdem hat sie überhaupt keine Schönheitsoperation nötig. Wenn dieser Kurt nicht wäre …“
„Kurt ist ihr Mann. Natürlich möchte sie es ihm recht machen. Unser Job ist es, die Patienten zu beraten und ihnen zu geben, was sie wollen, und nicht, ihnen die Operationen auszureden.“
„Aber sie ist noch so jung!“
„Das wird nicht ewig so bleiben. Wenn wir sie jetzt zufrieden stellen, wird sie unsere Dienste immer wieder in Anspruch nehmen.“ Vielsagend zog Grace eine Augenbraue hoch, was ihre hellen Augen betonte. „Lass dir das mal durch den Kopf gehen. Deine Zukunft hängt von Menschen wie Pia ab. Was du jetzt säst, kannst du dein Leben lang ernten.“
Jade schauderte es bei diesen Worten. War Grace schon immer so zynisch gewesen?
„Braucht die Klinik denn so dringend Geld, dass wir jetzt schon Teenager an Land ziehen müssen?“