Loredana Meduri & Alessandro Spanu

Die Dolce-Vita-Strategie

Wie Sie die neue Arbeitswelt mit
Souveränität und Leichtigkeit meistern

Mit E-Book inside

Inhaltsverzeichnis

Grußwort: Erfolgreiche Menschen sind Träumer

Vorwort: Auf der Suche nach der anderen Hälfte

Einleitung

Italienische Lebensart

Was das Leben reich macht

Kapitel 1   Die Elastizität der Spaghetti

Leidenschaft statt Kompromisse

Ende der Unliebsamkeit

Fakten, Fakten, Fakten waren gestern

Wir statt Ich

Die Rolle der anderen

Kapitel 2  In der Wurzel pocht die Kraft

Stress will dosiert sein

Der Olivenbaum: keine Chance für die Jammerfliege

Genießen im eigenen Stil

Kapitel 3  Der Held in mir darf nicht sterben

Die Bindung zählt

Mammonis unter uns

Traum geplatzt, und nun?

Helden brauchen Freiheit

Kapitel 4  Manche Türme sind schief

Aus Fehlern lernen

Das Spektrum der Emotionen

Kein Platz für Neid

Das Faktische der Schönheit

Kapitel 5  Espresso für den Erfolg

Die Gedanken fliegen lassen

Spendierte Impulse

Lachen erlaubt

Kapitel 6  Die Empathie des Lieblingsitalieners

Der richtige Mix

Gastfreundschaft als Erfolgsfaktum

Stufe um Stufe gemeinsam steigen

Der Wert der Empathie für den Unternehmenserfolg

Was Stanford verschweigt

Kapitel 7  Zeitmanagement auf Italienisch

Das Ticken der Zeit

Ruhe suchen

Schraffierte Flächen für Träume

Hommage an Pareto

Interview mit Alberto Alessi: Das Reifen der Reben oder vom Übertreten der Borderline

Kapitel 8   Die Dosis macht die Leichtigkeit

Die Farbe der Leichtigkeit

Kein Leid trainieren!

Gleichgewicht halten

Kapitel 9   Was passiert, hat einen Sinn

Resilienz

Muster im Gehirn

Leise Zeichen einer Krise

Stark für die Zukunft

Wo Zitronen blühen

Spuren des Alltags

Schlusswort: Ciao con un occhiolino – mit einem Augenzwinkern

Danke

Über die Autoren

Grußwort: Erfolgreiche Menschen sind Träumer

Michael O. Schmutzer – Unternehmensgründer & CEO Design Offices

Wir leben in sehr aufregenden Zeiten. Durch die Digitalisierung verändert sich die Welt um uns jeden Tag immer schneller. Diese atemberaubenden Entwicklungen bringen unendliche Chancen mit sich. Doch bei allem Fortschritt: Manche Dinge drohen auf der Strecke zu bleiben. Viele empfinden unsere durchdigitalisierte Arbeitswelt als zu kalt. Die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen scheinen weniger Platz zu haben. Ein Mangel ist besonders eklatant: In unseren eng getakteten Timelines bleibt eindeutig zu wenig Platz zum Träumen. Wirklich große Ideen stammen dabei nie von Technokraten und Spezialisten – wir verdanken sie Menschen, die zu träumen verstehen.

Solch ein Bekenntnis aus dem Mund eines Unternehmers mag den einen oder anderen vielleicht überraschen. Besonders wenn man weiß, wie viel Zeit ich auf empirische Studien verwandt habe, bevor ich mit meinem Unternehmen Design Offices an den Start gegangen bin. Doch die Triebfeder für mein akribisches Vorgehen war immer die Verwirklichung meines Traums: die Arbeitswelt von morgen zu gestalten.

Mittlerweile stellt Design Offices den Vertretern der New Work in deutschen Metropolen richtungsweisende Abeitslandschaften zur Verfügung, in denen sie ihre Ideen von der neuen Arbeitswelt verwirklichen können. Man kann sich vorstellen, dass mir das Tagesgeschäft nicht viel Zeit zum Träumen lässt. Aber Gott sei Dank laden wir immer wieder spannende Menschen zu uns ein, die uns mit wichtigen Impulsen versorgen.

Dazu gehören schon lange Loredana Meduri und Alessandro Spanu. Die beiden wissen, wie man Menschen bewegt. Von ihren Dolce-Vita-Seminaren und ihren Vorträgen werde ich jedes Mal aufs Neue inspiriert. Sie vermitteln den Zuhörern, wie sie zur inneren Ruhe finden und sich von allem Druck von außen freimachen. Vor allem entfachen sie mit dem Lebensgefühl, das sie verbreiten, die pure Freude an den Aufgaben, die der Job einem täglich stellt. Die beste Voraussetzung, um fantastische, vielleicht ganz ungewöhnliche Lösungen zu finden. Nach jedem ihrer Impulse nehmen meine Gedankengänge viele neue Richtungen – und nur so kommt man auf neue, aufregende Ideen. Loredana Meduri und Alessandro Spanu wissen eben, wie man die Voraussetzungen schafft, um große Träume zu träumen. Und damit nicht genug. Auch wenn man im Zeitalter der Digitalisierung schnell den Eindruck gewinnen kann, dass wir nur den richtigen Algorithmus brauchen, um alles erreichen zu können, vergessen viele, wie entscheidend menschliche Beziehungen bleiben. Ein erstklassiges Netzwerk ist längst wertvoller geworden als der Abschluss an einer Eliteuniversität.

Ich selbst war schon immer ein ganz passionierter Netzwerker. Bei Design Offices ist Networking daily business. Trotzdem kann ich auch bei diesem Thema von beiden immer noch dazulernen. Sie zeigen uns, wie wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen stärken und mit deren Hilfe unsere Ziele erreichen. Während wir bei Design Offices der neuen Arbeitswelt ihren äußeren Rahmen geben, eröffnet die Dolce-Vita-Strategie innere Räume und Kapazitäten bei den Menschen, die hier arbeiten. So ergänzen wir uns auf kongeniale Weise.

Mein Job lässt mir nicht allzu viel Zeit zum Lesen, schon deshalb wähle ich meine Lektüre sehr sorgfältig aus. Die Dolce-Vita-Strategie kann ich Ihnen nur sehr ans Herz legen – lesen Sie und lernen Sie, wieder Ihren Träumen zu folgen.

Ihr

Michael O. Schmutzer

Vorwort: Auf der Suche nach der anderen Hälfte

Dr. Heinz-Joachim Fischer – Schriftsteller und Publizist, ehemaliger Korrespondent für Italien und den Vatikan
Sen.-Red. Frankfurter Allgemeine Zeitung

Es müssen ziemlich glückliche Menschen sein, die Loredana und Alessandro uns in diesem Buch vorstellen. Zumindest sollen und können die Leser es werden. Wenn sie, die nördlich der Alpen leben, sich nur ein paar Hinweise dieser beiden charmanten Ratgeber zu Herzen nehmen.

Denn eines ist sonnenklar: Den Deutschen würde etwas fehlen, wenn es Italien und die Italiener nicht gäbe. Das Verhältnis der »Tedeschi« – das sind für die Italiener eigentlich alle aus dem Norden – zu allem Italienischen ist nicht zufällig so eng. Es ist nicht nur belebende Verzierung für Freizeit und Ferien. Die Verbindung der Nordländer zur langgestreckten, sonnenverwöhnten Halbinsel jenseits der Alpen und ihren lebensgewandten Bewohnern ist so fest, dass Dichter schwärmten: zwei Teile des Menschen, die nur zusammen ein Ganzes bilden.

Geschichte und Gegenwart bestätigen es: Zu allen Zeiten blickten die arbeitsernsten Deutschen auf der Suche nach ihrer anderen, lebensfrohen Hälfte nach Süden und zogen dorthin. Es kann angesichts der Autokolonnen, die sich in den Ferienmonaten über die Alpenpässe nach Italien ergießen, so scheinen, als sei diese Unruhe nur von Nord nach Süd gerichtet. Doch das erweist sich als unvollständig. Gewiss, die Touristenströme verlaufen, von der Sonne und der Aussicht auf südliche Lebensgenüsse angezogen, in Massen vom mittleren Europa zur Apenninenhalbinsel.

Umgekehrt ist es ein nicht unbeträchtliches, doch vergleichsweise geringes Reiserinnsal. Doch wenn sich Italiener für ein Volk interessieren, dann sind es die »germanischen« Stämme. Aber was den Italienern im Vergleich zu den Nordländern fehlt, steht auf einem anderen Blatt. Man kann es Tag für Tag in den Klagen der Medien und der Leute im Alltag finden.

Loredana Meduri und Alessandro Spanu, beide aus italienischen Familien und in Deutschland aufgewachsen, beschreiben unaufdringlich, was hier fehlt und dort aufzunehmen ist. Heiter und beschwingt, wie sie selbst sind, gut gelaunt und fröhlich. Leicht und locker ist die Botschaft. Kein erhobener Zeigefinger. Ihr Blick nach Süden auf die italienische Lebensart weckt Sehnsucht. Auch die, zu Hause wie in der Fremde ein wenig anders zu sein.

Die Nördlichen schauen auch voll Bewunderung über die Alpen. Was die im Süden bei aller geschickten Lebenskunst so alles zustande gebracht haben! Einst waren die alten Römer im unvergleichlichen Imperium der Antike Herrscher und Lehrmeister der Welt in vielen Bereichen. Und später schufen die stolzen Bürger der berühmten Städte, die Päpste in Rom – statt der religiösen Reformation vor genau 500 Jahren – etwas, was die Welt bis dahin nicht gesehen hatte.

Die Kunstwerke der Renaissance und des Barock, die wiederentdeckten Zeugen der Antike, das alles gab es nur in Italien, und dazu noch mehr. Was italienische Maler, Bildhauer und Baumeister mit scheinbarer Leichtigkeit schufen, was Archäologen wieder ans Licht holten und Musiker komponierten – die Deutschen liebten es von allen Nationen Europas am meisten. Nun verzücken Italiens Architekten – innen und außen –, Modeschöpfer, Designer, Luxushandwerker, Weinmacher alle Welt. Dafür reicht nicht pure Arbeitswut, dazu braucht es auch Talent, Begabung zum Schönen.

Dem entspricht, dass gerade die Deutschen die willigsten Abnehmer für italienische Produkte sind. Mit Abstand rangiert die Bundesrepublik auf dem ersten Platz unter den Exportländern Italiens. Für die deutsche Wirtschaft insgesamt ist Italien nicht ganz so wichtig; für Süddeutschland nimmt es jedoch wieder eine besondere Stellung ein. Aber nicht die ökonomischen Daten beleuchten das Verhältnis. Immer stärker besetzt Italienisches den Lebensstil in Deutschland selbst.

Ob Mode oder Design an allen Dingen, ob das Essen »beim Italiener« oder die Rezepte all’italiana, ob die Autos mit dem besonderen Flair oder die schicken Klamotten aus Mailand oder Neapel, nicht mehr die feine englische Art oder das Leben wie Gott in Frankreich scheint die »Deutschen« zu faszinieren, sondern die lockere Art aus dem Süden, die den Ernst im Norden wohltuend ergänzt. Auch Dank Loredana und Alessandro.

Dr. Heinz-Joachim Fischer

Einleitung

Sie sind methodensicher. Sie denken und handeln lösungsorientiert. Sie sind fachlich top, und genau deshalb sind Sie an dem Platz, an dem Sie heute wirken. Aber Sie wollen weiter. Die nächste Stufe im Blick und die nächste Strategie im Kopf, so sprinten Sie durch die Tage, Monate, Jahre. »Keine Zeit«, rufen Sie Ihrer Familie und Ihren Freunden zu. Nur wer sich bewegt, kommt ans Ziel. Nur wer die nächste Etappe kennt, erreicht den Gipfel. Aber Sie merken auch: Die Luft wird dünner, die Kraft lässt nach. Überhaupt fällt Ihnen zunehmend die Blässe in Ihrem Gesicht auf und die Augen glänzen nicht mehr. Wo früher Enthusiasmus war, ist heute Routine.

Weil Sie als Führungskraft, als Coach, als Trainer, als Mensch ein Meister der Selbsthilfe sind, greifen Sie in Ihren Methodenkoffer. Irgendwo zwischen Erlerntem und Erfahrenem muss es ein Tool geben, das Ihnen das Lächeln zurückgibt, mögen Sie denken. Vielleicht wirkt Reflexion? Oder der Wechsel der Perspektive? Oder Autosuggestion? Also formulieren Sie einen positiven Satz: »Ich bin zufrieden und glücklich. Mir geht es bestens.« Dabei straffen Sie die Schultern, recken das Kinn in die Luft. Sie sagen sich, dass die Gedanken zu Worten und die Worte zur Haltung werden. Aber sobald Sie sich wieder am Schreib-, Besprechungs-, Verhandlungstisch befinden, sobald Sie mitten in Ihren Herausforderungen stecken, sacken die Mundwinkel wieder ab, und das alte Mantra schallt durch den Kopf, durch den Körper, durch den Raum: »Keine Zeit!«. Statt des Lächelns um die Mundwinkel zeichnet sich die Steilfalte zwischen die Augen.

Kein Wunder, denn Sie haben sich Muster angeeignet, die Sie in die Lage versetzen, punktgenaue Entscheidungen zu treffen, Analysen zu abstrahieren, Ratschläge zu geben, Ihr Team zu motivieren … Sie haben sich auf den Unternehmenserfolg, auf Ihren Erfolg fokussiert. Wunderbar. Genau deshalb, weil es weitblickende, stärkenorientierte Personen wie Sie gibt, ist die deutsche Wirtschaft an der Weltspitze. Die Sache hat allerdings einen Haken: Sobald Sie eine Spur derart trainieren, dass diese im Gehirn zu einer dicken Synapse wird, bewegen Sie sich mit Vorliebe genau auf dieser »Autobahn«. Sie pflegen Ihre Kultur der Karriere. Sie tragen diese Art der Lösungsfindung, der Kommunikation, der Zeitknappheit, der Methoden und Techniken in alle Bereiche des Alltags, und damit verkümmert die andere Kulturseite in Ihnen, nämlich die der schönen, leichten, unwissenschaftlichen, emotionalen, süßen Momente: jene, die in der neuen Arbeitswelt auf einmal unentbehrlich ist. Und genau an dieser Stelle beginnt unser Buch.

Italienische Lebensart

Wir wollen Sie auf den nächsten Seiten verführen, »Dolce Vita« für Ihr Unternehmen und Ihre Unternehmungen zu entdecken. Wir wollen Ihnen Kunst, Genuss und helle Emotionen wieder näherbringen, denn wir haben eine Strategie entwickelt, die den Sauerstoffgehalt in Ihren Zellen erhöht und die Ihre Sinne streift. Diese Strategie ist über viele Jahre gewachsen. Sie beruht auf der Einsicht, dass die Zeit, die wir auf diesem Planeten verbringen dürfen, zu kostbar ist, um sie in Stress und Ärger zu tauchen. Dabei halten wir Ihre Karriere im Blick, weil wir das Erreichen von Zielen lieben. Wir wollen Ihre Karriere und Ihr Glück! Der Schlüssel dazu ist der Flirt mit der italienischen Lebensart.

Die Idee zu unserem Buch blinkte erstmals auf, als uns die Härte der Sprache, die kurzen Projekttakte und die mangelnde Kreativität innerhalb der Führungsetagen in deutschen Unternehmen auffielen. Wir arbeiteten beide mit Leidensdruck. Alles nach Plan, alles nach Vorgabe, selten bereit zum Risiko. Fehler wurden nur schwer verziehen. Boni waren der Motor für Leistung. Was dabei auf der Strecke blieb, war das Leuchten in den Augen, das Glück in den Poren, genau an dem Platz zufrieden zu sein, an dem wir waren. Mehr und mehr, so war unsere Ahnung und auch unsere Wahrnehmung, würden sich die Führungskräfte und Mitarbeiter an Vorgaben entlanghangeln und darüber ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten vergessen. Denn außergewöhnliche Fähigkeiten können erst wachsen, wenn man ihnen einen großen Spielraum eröffnet und sie mit Sonne bescheint.

Wir sagten uns, dass es gar nicht viel bedürfe, den Alltag zu versüßen:

  • ein kleines freies Zeitfenster täglich im Kalender

  • Achtsamkeit für unerwartet wunderbare Augenblicke

  • ein wenig mehr Stolz auf die eigenen Fähigkeiten

  • ein Quäntchen Fantasie in den Methoden

  • ein Genießen mit einem Schuss Humor in allen Bereichen

  • das Wertschätzen der eigenen Leistung und der Leistung der anderen

Kurzum: Wir sollten die Dolce Vita jeden Tag ein bisschen in unser Leben lassen. Wir erinnerten uns an die Sonne Italiens, an die Lebenslust der Menschen dort, an die Gelassenheit, wenn Probleme übergroß wurden.

So ist die Intention unseres Buches, Ihnen kleine, wohlerprobte Gedanken und Werkzeuge aufzuzeigen, die das italienische Lebensgefühl versprühen, und die Ihnen helfen, Ihren Alltag besser, leichter und lustvoller zu meistern.

Was das Leben reich macht

Sie werden von uns auf den folgenden Seiten keine Methoden lesen, die Ihrer Karriere eine weitere Effizienz hinzufügen. Das überlassen wir anderen. Was Sie jedoch finden werden, das sind Inspirationen, die Ihre Fantasie für die schönen Dinge im Leben wecken. Business und Leichtigkeit gehören für uns untrennbar zusammen; das eine bedingt das andere. Wir gehen sogar weiter und behaupten: Ohne gute Gefühle, ohne die intuitive Weitsicht, ohne Pause und Genuss bleibt jede Karriere hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das wurde uns umso klarer, als wir einen Vorzeige-Italiener für unser Buch interviewten: Alberto Alessi.

Seine Story zeigt, dass Business wie Poesie sein sollte, dass Aufgaben zur Kunst werden können. Der Erfolg seiner Design-Zitruspresse drückt genau dies aus: Auf einer Serviette entstand der mittlerweile über 30 Jahre alte Weltbestseller. Alberto Alessi ist wie wir der Meinung, dass jede Idee groß werden kann, wenn sie Zeit zum Reifen, zum Ernten, zum Verbreiten erhält.

So richtet sich unser Plädoyer in diesem Buch auch gegen die Rasanz der Zeit: Überlaufen Sie Ihre Glücksmomente nicht! Bleiben Sie hin und wieder stehen, gönnen Sie sich schöne Worte, sammeln Sie Geschichten und Begegnungen. Sie machen das Leben reich.

Fangen wir an.

Ihre

Dolce-Vita-Strategen

Loredana Meduri und Alessandro Spanu

Kapitel 1  Die Elastizität der Spaghetti

Leidenschaft statt Kompromisse

Nichts ist unangenehmer als ein laues Lüftchen in Unternehmen. Es weht leise durch das Fenster, breitet sich über die Flure, über die Etagen aus, zieht unter den Türspalten durch und setzt sich fest in den Büros. Dort staut es sich in den Ecken, den Schränken, legt sich nieder auf die Stapel unerledigter Dinge. Ein laues Lüftchen ist nicht kalt und nicht heiß, es stürmt nicht, verursacht weder Freude noch Überraschung noch Wut. Lediglich ein vages Frösteln ruft es hervor. Die Reaktion der Mitarbeiter ist meist das Schließen der Fenster und Türen. Aber diese Maßnahmen – Sie ahnen es – lindern das Frösteln nicht. Also nehmen sie hin, was nicht änderbar scheint. »Halb so schlimm«, mögen die Mitarbeiter denken, ein Lüftchen ist kein Sturm und sowieso keine Gefahr. Damit wenden sie ihren Blick wieder auf die Zahlen. Die zu erhöhen ist ihre Aufgabe, dafür beziehen sie ihr Gehalt. Fokussieren, konzentrieren, immer auf der Leistungslinie geradeaus, das ist das Motto, dafür gibt es Boni und vielleicht ein Lob.

Täglich widmen sich in Deutschland rund 44 Millionen Menschen ihrer Arbeit in den unterschiedlichsten Unternehmen. Sie verbringen 68 000 Stunden und mehr mit Aufgaben, Zielen und Zahlen, um ihr Leben zu finanzieren. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Mensch 85 Jahre auf diesem fantastischen Planeten Erde seine Spuren setzen darf, dann sind das knapp ein Zehntel seiner Ressource Zeit. Wir finden: Jede einzelne Stunde sollte emotionsreich sein. Damit meinen wir nicht ein Dauerlächeln im Gesicht und schon gar nicht eine Autosuggestion, indem Sie sich einreden, das Leben sei prima, auch wenn Ihnen gerade zum Heulen zumute ist. Nein! Mit Emotionsreichtum meinen wir die gesamte Palette der Regungen aus Wut, Trauer, Überraschung, Freude und Glück. Wir möchten, dass Sie nach Ihrem Temperament handeln, dass Sie authentisch sind und den Alltag mit Farbe füllen. Aus diesem Grunde schreiben wir dieses Buch.

Dabei wissen wir sehr wohl, dass Sie manchmal Druck empfinden. Das wollen wir nicht zerreden. Im Gegenteil. Wir wollen, dass Sie den Druck nicht als Dilemma empfinden, sondern ihn als das nehmen, was er ist: unvermeidlich. Denn Druck hat auch gute Eigenschaften: Er verändert einen Zustand, er kann ein Leistungstreiber sein. Nur darf er nicht übermäßig hoch und dauerhaft drücken. Es kann sein, dass Sie Streit, Stress, Niederlage empfinden. Dann erhöht sich dieser Druck für eine Weile. Niemand ist vor Schicksalsschlägen gefeit. Dann kann es sein, dass Sie eine Phase der Ruhe benötigen, um Ihre Mitte wiederzufinden, um Ihr Adrenalin wieder auf ein Normalniveau zu bringen. Tun Sie es! Auch wir sind schon heftig gestolpert, haben unsere Schrammen mit Pflaster zugeklebt und uns gefragt: Wie können wir regulieren? Wie können wir uns wieder sammeln, neu erfinden? Wie können wir uns wieder spüren? Auch davon erzählen wir in unserem Buch.

Was wir ablehnen, sind Kompromisse, jenes laue Lüftchen, das unsere Gedanken nicht mehr bewegt, das unsere Emotionen nicht mehr streift. Wer Kompromisse im Job eingeht, der ist bereit, sich unliebsame Aufgaben schönzureden. Dann verlangsamt er die Tage, bis sie in Langeweile ertrinken. Er schaut auf die Digitaluhr auf dem Bildschirm und seufzt: »Fünf Stunden noch, dann ist Feierabend.« Er empfindet seine Aufgaben als Pflicht und nicht als Freude, weil Kompromisse bleiben, was sie sind: ein von Leidenschaft befreiter Zustand. Und dieser Zustand köchelt in vielen Menschen auf einem gefährlichen Niveau. Unentwegt. Ohne Pause. Ein subtiler Stress entsteht, der der Nebenniere befiehlt, mehr und mehr Noradrenalin zu pumpen. Ins Blut. Ins Herz. Ins Gehirn – und dort arbeitet es gegen die hellen Emotionen. Freude, Zufriedenheit, Zuversicht werden blass, weil das Noradrenalin der Gegenspieler der Glückshormone ist. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann sollten Sie jetzt tief ein- und ausatmen und sich fragen: Liebe ich das, was ich tue, und tue ich das, was ich liebe?

Ein Italiener fragt sich das jeden Tag, bevor er mit dem Aufwachen die Füße auf den Holzboden stellt. Er will ein helles freundliches Pling im Herzen vernehmen und zudem die Vorfreude auf Leistung, Diskussion und Engagement spüren. Er will die Launen in seinen Tag einladen. Dazu zählt die Freude ebenso wie das Diskutieren und die Bereitschaft, das zu ändern, was ihn stört. Er lässt sich nicht verführen von den warmen Worten des Chefs: »Ich zähle auf Sie! Weiter so.« Nein, ein Italiener weiß, dass ein »Weiter so!« oft ins Mittelmaß führen kann – und da will er keinesfalls hin. Er will selbst definieren, was für ihn Erfolg ist. Er will auf die Uhr am Computerrand sehen und sich sagen: »Verdammt, schon so spät. Ich muss im Flow gewesen sein. Ich habe die Zeit völlig vergessen.«

Ende der Unliebsamkeit

Wir haben festgestellt: In Deutschland ertragen die Mitarbeiter lange, was sie stört. Man könnte sagen, sie trainieren das Schweigen. Sie haben sich über viele Jahrzehnte angewöhnt, nicht zu ändern, was angeblich nicht zu ändern ist. Dabei finden wir: Aphorismen dieser Art sind schädlich für die Seele und für den Arbeitstag. Sehen wir einmal genauer hin, was passiert, wenn Mitarbeiter unliebsame Aufgaben erledigen und dabei die Gefühle der Abwehr unterdrücken: Sie richten sich ein in einer Situation, die ihnen schadet. Sie lernen die Hilflosigkeit. Sie verlieren ihre Energie. Sie werden traurig. Sie erzeugen keine Resonanz mehr.

Davon erzählen jährlich diverse Studien, allen voran der deutsche Engagement-Index des Gallup-Instituts. 2016 wird festgestellt, dass nur 15 Prozent der Arbeitnehmer mit Hand, Herz und Verstand bei der Arbeit sind und eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitnehmer aufweisen. Die große Mehrheit aber, nämlich 70 Prozent der Beschäftigten, machen lediglich Dienst nach Vorschrift, und 15 Prozent haben innerlich bereits gekündigt. Diese Zahlen sind beeindruckend, aber doch sind es nur Zahlen. Wir wollen weitergehen und versuchen, hinter den Zahlen das Schicksal der Mitarbeiter zu erkennen. Denn Mitarbeiter, die sich innerlich von ihren Aufgaben verabschieden und äußerlich den Schein wahren, die riskieren das Sterben der Emotionen und landen damit am Ende in einer Erschöpfungsdepression und manchmal sogar in einem Burnout. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich Zeit ihres kostenbaren Lebens davon nie wieder in Gänze erholen werden. Nach einer langen Odyssee durch Therapien, Meditationen, Medikamente wagen sie den Zweifel: »Hat sich das gelohnt?« Nein! Das hat es nicht.

Irgendwann begann sich das Hamsterrad zu drehen. Die Vorgaben stiegen. Die Überstunden folgten. Das Lob der Vorgesetzten blieb aber aus. Ganz nach dem Motto: Nicht geschimpft ist Lob genug. Unliebsame Aufgaben wurden widerspruchslos übernommen. Es wurde genickt, gearbeitet, gestrampelt, zusammengebrochen. Die unsägliche Spirale, in der sich jährlich etliche Millionen Menschen verfangen, entsteht nach einem immer gleichen Muster: Zuerst steigt der Druck, dann verblassen die Emotionen. Keine Frage: Die Diagnose Depression gehört in die Hände von Medizinern und Psychotherapeuten. Was wir jedoch glauben, ist Folgendes: Es gibt Tausende kleiner Hinweise, bevor eine solche Spirale sich nach oben schraubt. Bevor Menschen das Opfer von Druck, Stress und unliebsamen Aufgaben werden, können sie Barrieren errichten, um die Lebensfreude zu retten.

Tipps

→ Unser Tipp

Sobald Sie bemerken, dass sich Ihre Emotionen davonschleichen, sobald Ihnen Motivation und Aufmerksamkeit abhandenkommen, sollten Sie sich fragen:

  • Bin ich gerade dabei, in Gleichgültigkeit und Langeweile zu versinken?

  • Habe ich das ungute Gefühl, dass die anderen nicht anerkennen, was ich mache und wie ich bin?

Beides sind Signale, die Sie aufhorchen lassen sollten. Nehmen Sie sie ernst!

Fakten, Fakten, Fakten waren gestern

Unternehmer streben nach Kennzahlen, die jährlich steigen. Das ist ihr Profit und zudem die Sicherung eines Spitzenplatzes am Markt. Auch Mitarbeiter erfüllt der Unternehmenserfolg mit Stolz. Auch sie treten täglich an, um daran mitzuwirken. Nur wollen sie nicht hinter Zahlen verschwinden, sondern gesehen werden als das, was sie sind – ein bedeutsamer Teil des Ganzen, ein talentierter Mitspieler im Orchester, ohne dessen Einsatz die Erfolgsmelodie schräg würde. Damit sind die Zahlen für den Mitarbeiter nur das Resultat. Für den Unternehmer hingegen ist es oft die Essenz. Und durch diese unterschiedlichen Perspektiven klafft der Gap, der Führungskräfte von Mitarbeitern trennt.

Auf der einen Seite müssen die Führungskräfte Rechenschaft gegenüber der Geschäftsführung ablegen, warum Ziele nicht erreicht wurden, warum Zahlen stagnieren. Sie sollen Schwachstellen im System aufheben, und zwar schnell. Für langwierige Gespräche, überhaupt für Emotionen, bleibt keine Zeit, denn der Markt ist mittlerweile digitalgetrieben. Ein Fehler von heute kann die Pleite von Morgen sein. Der disruptive Angriff kommt meist über Nacht. Also rein in die Sachlichkeit: Warum ist der Mitarbeiter hinter seinem Leistungspotenzial zurückgeblieben? Wo zeigt der Mitarbeiter Schwächen? Wo gibt es noch Luft für mehr Leistung? Diese Fragen stellen sich Führungskräfte, wenn sie auf die Fakten blicken. Für Wertschätzung, ein individuelles Planen der nächsten Schritte bleibt meistens keine Zeit. Alles ist Standard – genau nach den Regeln der Betriebswirtschaftslehre, alles ist richtlinienkonform.

Es bedarf wenig Fantasie, um festzustellen: Wer nur auf die Zahlen und Fakten sieht, wer nur an den Schwächen haftet, der bewegt sich im Schattenbereich. Der will ausbessern, nachbessern, antreiben – nach ISO-Norm. In dieser Weise wird ein Mitarbeiter niemals seine beste Performance liefern; selbst wenn er es versuchen würde, er bliebe unterhalb seines Potenzials. Die Leidenschaft würde fehlen. Mehr noch. Im Schattenbereich seiner Möglichkeiten schmilzt sein Selbstbewusstsein, bis es irgendwann den Nullpunkt erreicht. Erschöpfung ist die Folge.

Auf der anderen Seite des Gaps stehen die Mitarbeiter. Sie hoffen auf Wertschätzung und ein individuelles Lob. Sie sind bereit, ihre Grenzen zu verschieben und sich weit über die Standards hinaus einzubringen mit ihren Talenten. Sie würden gern ein Schild vor sich hertragen, auf dem die jeweiligen Stärken stehen, denn eines wissen sie genau: Würden Aufgaben und Stärken harmonieren, wären sie zufrieden, erfolgreich und emotional erfüllt. Sie bräuchten keine Stechuhr, keine Überstundenzettel, keine Boni, keinen Tadel, weil alles von leichter Hand und mit Freude im Herzen geschähe. Davon träumen sie – manchmal ein ganzes Arbeitsleben lang.

Sprung auf die Sonnenseite

Wir mögen weder Boni noch Incentives, noch ein Lob aus Taktik. Denn all diese sogenannten Instrumente der Motivation verhindern den Teamgedanken und auch den Spaß an der Arbeit. Was wir befürworten, ist die intrinsische Motivation, die immer dann entsteht, wenn ein Mitarbeiter mit Herz und Verstand und mit allen Farben seiner Gefühle bei der Sache ist.

Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie erkennen als Manager die Sonnenseite Ihres Mitarbeiters. Sie fragen sich: »Welche Aufgaben kann ich ihm vorschlagen, damit er glücklich ist?« Und nun stellen Sie sich bitte weiter vor, wie schnell sich dieses Glücklichsein eines Einzelnen im Team multipliziert und die gesamte Leistung beeinflusst? Ohne das Herumdoktern an den Schwächen, ohne eine betriebswirtschaftliche Methode zur Steigerung des EBIT werden Ihre Mitarbeiter eine innere Motivation spüren, um loszulaufen und sich gegenseitig bei diesem Ziellauf mitzunehmen. Nicht das eventuell höhere Gehalt treibt sie an, nicht ein Bonus in Form von Geld oder Freizeit, nein, einzig die Freude darüber, dass sie sein dürfen, wie sie vom Temperament her sind: dynamisch oder analytisch, gesellig oder visionär – das garantiert den Erfolg. Sobald Sie nicht mehr die Fakten in den Vordergrund schieben und stattdessen die Emotionen priorisieren, wird Ihr Team lebendig. Es lässt los von Neid und Missgunst, von Kritik an den anderen.

Wir statt Ich

Wir sind mit der italienischen und der deutschen Mentalität aufgewachsen. Unsere Eltern kamen bereits in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland, wollten ihren Beitrag zum Wirtschaftswunder leisten, und im Gepäck trugen sie die Kultur ihrer Heimat mit sich. Zum Glück haben sie diese nicht abgestreift, sondern haben uns fernab von der deutschen Idee »selbst ist der Mann« gelehrt, dass geteiltes Leid ein halbes Leid und geteilter Erfolg ein doppelter ist. Wir durften als Kinder weinen, wenn wir traurig waren, wir durften vor Freude stampfen, wenn uns im Spiel etwas besonders gut gelang. Emotionen gehörten zu unserem Alltag wie Sonne und Mond zum Himmel. Stets trat die gesamte Familie in unsere Kinderwelt ein, um zu trösten oder zu applaudieren, je nach Situation. Das gab uns das Gefühl, richtig zu sein.