Foto: Sarah Schäfer @mehrgutezeit

Über die Autorin:

Tina Müller schreibt und liest Geschichten seit sie fünf Jahre alt ist. Sie hat u.a. 8 Jahre als Lektorin, Produktmanagerin und Online-Redakteurin in einem Verlag gearbeitet. Die bibliophile Betriebswirtin bloggt seit zehn Jahren über Bücher. Weitere Informationen finden sich in ihrem Buchblog: www.buchnotizen.de.

Für meine beiden Liebsten – Jakob und Stefan!

Vielen Dank für Eure Liebe, Euer Sein und
Eure Unterstützung!

- Einer für alle, alle für einen! –
- (Die drei Musketiere)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2017 TINA MÜLLER

Cover: Juliane Schneeweis, Tina Müller

Lektorat: Nadine Salentin, Tina Müller

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7448-4722-3

Inhaltsverzeichnis

  1. Schreiben ist Fühlen in Worten
  2. Schattenwand
  3. Ein Moment an der Algarve
  4. Das Haarmassaker
  5. Stiefmütterchen
  6. Flammende Liebe
  7. Zahn um Zahn
  8. Der Busfahrer
  9. Kein Tag wie gestern
  10. Der Mann, der zu viel wusste
  11. Die Nacht zum Tag
  12. Kindheitsträume
  13. Elfenbein
  14. Seelentröster

Vorwort

Liebe Leser,

ihr fragt Euch sicher, warum hat die liebe Tina ihr Buch wohl „Unplugged“ genannt? Ein Buch ist schließlich kein Musikstück und ich auch sicher nicht Eric Clapton (ihr erinnert Euch sicher an sein bekanntes Musikalbum mit eben diesem Titel wie meine Kurzgeschichtensammlung).

Unplugged gespielte Musik habe ich früher bei MTV schätzen und lieben gelernt. Dort wurden regelmäßig bekannte Bands eingeladen, ihre Musik nur mit akustischen Instrumenten zu spielen, quasi „ohne Stecker“ und elektronischen Firlefanz, also unplugged.

Für mich bedeutet „unplugged“ schreiben, gefühlsmäßig einfach mal die Hosen runterlassen und sich alles, was einen belastet, was man beobachtet hat, was einen beschäftigt, von der Seele zu schreiben.

Und da schreiben mich schon sehr lange begleitet (dies könnt ihr ganz gut in meiner ersten Geschichte „Warum ich schreibe“ nachlesen) ließ ich nach einer Lebenskrise alles ungebremst und unbewertet zu Papier fließen. Ich schrieb als gäbe es kein Morgen, schrieb mir „unplugged“ meine Seele frei – ohne Netz und doppelten Boden.

Die 14 Geschichten sind alle während meines Schreibstudiums in den Jahren 2010-2012 entstanden und wurden von mir nochmals bearbeitet und feingeschliffen.

Nun wünsche ich Euch von Herzen viel Freude beim Lesen und Eintauchen in meine Schreibwelt, seid herzlich willkommen!

gute Unterhaltung und herrliche Lese-Momente,

herzliche Grüße,

Eure Tina

01 Schreiben ist Fühlen mit Worten

„Schreiben heißt, sich selber lesen.“

Max Frisch

Lesen und Schreiben kann ich bereits seit meinem fünften Lebensjahr. Damals liebte ich es, neben meinem älteren Bruder zu sitzen und zuzuschauen, wie er Lesen und Schreiben übte und sich arg plagte. Mir fiel es leicht, ich lernte es, in dem ich einfach alles in mir aufsog, was meine Mutter ihm beizubringen versuchte.

Schwieriger ist es, einen Schreibanlass, ein stimmiges Motiv und auch einen guten Einstieg zu finden. Wie schreibe ich eine lebendige Geschichte, mit der ich andere begeistere? Wie schaffe ich es, mit Worten zu verzaubern? Meine Gefühle so in Worte zu kleiden, dass sie der Leser regelrecht spüren kann? Trotz diverser Anläufe fiel mir das private Schreiben nicht immer leicht. Beruflich schreibe ich viel, flüssig und schnell: Pressetexte, Onlinetexte, Klappentexte, Vorschautexte, Blog-Artikel, Gast-Beiträge, Konzepte, Berichte, etc. Von Kollegen, Verlagen und Autoren werde ich für meine blumigen E-Mails und Briefe (ja, die gibt es noch) gelobt.

All die Jahre verspürte ich einen inneren Drang und Wunsch, das Schreiben nie komplett aufzugeben. Ich verschlang alle Bücher, die auch nur annähernd mit diesem Thema zu tun hatten. Schrieb, wann immer ich konnte. Leider zu selten und nichts, was mir gefiel. Erst ein Schicksalsschlag brachte mich meinem Wunsch wieder näher: Seit einer Trennung im Juli 2008 ist das Schreiben wieder Thema. Ich schreibe Tagebuch wie früher, notiere Gedanken, Emotionen, Alltagssituationen, Impulse, meine kleinen Schritte nach vorne.

Auch jedes Wort und jede Geste meines inzwischen zwei Jahre alten Sohnes möchte ich für die Ewigkeit festhalten. Schreiben ist heilsamer Helfer in der Not und Tröster in der Einsamkeit. Schreiben bringt mich mir selbst wieder näher und fügt mich wieder zusammen. Schreiben schmerzt jedoch auch, vor allem wenn es um das eigene Ich geht. Lange Zeit hatte ich mich selbst verloren, im Schreiben habe ich mich wieder gefunden.

Mein Sohn lehrte mich, die Welt in vielen bunten Bildern zu sehen. Denn das wahre und authentische Glück liegt im Detail: der Schmetterling, der auf einer Blume sitzt und aus dem Blütenkelch trinkt; Steine, die auf dem Weg in einem bestimmten Muster liegen; Eichhörnchen, die uns begrüßen und uns vermeintlich zuzwinkern; in Kies gemalte Sonnen, die nur für uns scheinen....

Als ich klein war, habe ich gerne auf allen möglichen Materialien herum gekritzelt. Mit der Zunge zwischen den Zähnen malte ich hochkonzentriert nur für mich verständliche Zeichen auf liniertes Papier. Stundenlang. So entstand mein erstes Buch, das ich meiner Tante in Berlin zum Geburtstag schenkte. Es war in Feensprache geschrieben die natürlich nur ich lesen konnte. Also rief ich meine Tante und las ihr das Buch vor dem Wegschicken vor. Mit fünf Jahren schrieb ich auch mein erstes Kinderbuch mit dem Titel „Fred, die Libelle“.

Gerade schaue ich meinem kleinen Sohn beim Malen zu. Er liebt linierte Blätter und kritzelt eifrig - wie ich schon damals - die Zeilen voller "Buchstaben" (sagt er). Dann legt er den Stift weg, blickt mich aus seinen großen grün-braun-goldenen Augen an und sagt voller Inbrunst: "Mama, ich bin ein Kikiter (Kritiker)". Ich blicke ihn erstaunt an und frage, was denn so ein Kritiker mache. Er rollt mit den Augen und sagt: "Ich lese!".

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