Erfolgreich erfolgreich werden
Wissenschaftlich fundiert und praxiserprobt
Books on Demand
Dr. Jens Kegel ist Kommunikations-Experte. Er studierte Germanistik, Geschichte, Pädagogik und Psychologie. Nach zwei Staatsexamen folgten ein Fernstudium „Werbetexten“ und ein Promotionsstudium im Bereich Germanistische Linguistik. Seit fünfzehn Jahren arbeitet er als Texter, Autor, Ghostwriter und Berater für verbale Unternehmenskommunikation. Er berät Personen und Unternehmen in den Bereichen Kommunikation und Vermarktung. Jens Kegel übersetzt für Praktiker die neuesten Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen und bereitet sie methodisch in Vorträgen und Seminaren auf.
www.jens-kegel.de
Erfolg ist für manche ein scheues Reh, für andere ein unüberwindbares Gebirge. Jeder wird Erfolg auch anders definieren. Männer orientieren sich aufgrund ihrer Natur eher an wirtschaftlichen Maßstäben und koppeln Erfolg an Karriere und viel Geld. Frauen binden den Begriff eher an soziale Komponenten. Was auch immer jeder darunter versteht – Erfolg kann man lernen und sein Gehirn darauf ausrichten. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, wie manche Erfolgstrainer behaupten. Sie suggerieren ihrem Publikum, dass der Weg zu Erfolg und Glück ganz leicht ist, wenn man nur die richtigen Regeln und Gesetze kennt. Wenn der hochmotivierte Erfolgslehrling diese anwendet und nach einem Jahr immer noch nicht erfolgreich und glücklich ist, breitet sich Frust aus.
Neurologen und Psychologen haben in den letzten Jahrzehnten in vielen aufsehenerregenden Versuchen einige unserer recht nebulösen Annahmen zu Erfolg und Glück widerlegen können. Sie untersuchten erfolgreiche und glückliche Menschen, beschäftigten sich mit ihren Ansichten, Motiven, Lebenswegen und entdeckten Erstaunliches. Mit diesen eindrucksvollen Ergebnissen beschäftigt sich dieses Buch. Es zeigt nicht nur die wichtigsten Erkenntnisse, sondern auch, wie jeder von uns sie täglich anwenden kann, ohne seine Individualität aufgeben zu müssen. Die wichtigsten Resultate vorab:
Erfolg ist keine Sache des Zufalls und schon gar nicht auf die scheinbar Begünstigten beschränkt. Alle Menschen können Erfolg mit Hilfe verschiedener Strategien lernen und sich selbst auf den Weg bringen. Ähnlich ist es mit dem sagenumwobenen Glück. Es ist weder an Geld noch an andere materielle Güter gekoppelt, sondern findet sich häufig in Dingen, denen wir die Fähigkeit absprechen, Glück auszulösen.
Das Buch basiert auf Erkenntnissen der Wissenschaftler, aber auch auf meinen eigenen Erfahrungen. Nur wenn diese die Forschungen bestätigen, habe ich sie eingebracht und für glaubwürdig empfunden – wohl wissend, dass der eigene Geist uns mehr als genug Streiche spielt und oftmals etwas vorgaukelt.
Etwas abseits des medialen Interesses wird seit einigen Jahren eine hitzige Debatte geführt. Sie betrifft nicht weniger als das Selbstbild, welches wir Menschen uns geschaffen haben. Die Diskussion zeitigt schon jetzt tiefgreifende Umwälzungen im Denken. Die Ergebnisse sind nicht etwa nebensächlich, sondern beeinflussen ganz wesentlich, wie man die beiden Zustände Erfolg und Glück erreichen kann. Dabei konkurrieren heute mehr als je zuvor verschiedene Menschenbilder miteinander, die gegensätzlicher nicht sein können.
Monotheistische Religionen, die einen Schöpfer voraussetzen, betrachten den Menschen als Ebenbild Gottes und demnach ihm zumindest in einigen wesentlichen Eigenschaften ebenbürtig. Diese Auffassung ist nicht veraltet, sondern feiert unter dem Begriff Kreationismus fröhlich ihre ständige Wiedergeburt. Das ist verständlich, denn in einer hochkomplexen und zunehmend undurchschaubar werdenden Welt brauchen Menschen Fixpunkte, feste Glaubensgrundsätze, auch wenn sich diese längst als widerlegt herausgestellt haben. Man weiß ja nie…
Die Aufklärung hat das Bild von einem Schöpfer bereits am Ende des Achtzehnten Jahrhunderts revidiert und den Menschen als Individuum gesehen, der seine Geschicke selbst in die Hand nehmen soll und demnach nicht von einer höheren Macht und ihrer Institution – der Kirche – gesteuert und gelenkt werden muss. Die Kernsätze der Aufklärer stammen von Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“
Wie aktuell diese beiden Sätze heute wieder sind, zeigt die allgemein um sich greifende Jammerei. Alle anderen haben Schuld an meiner Situation, die da oben tun nichts für mich. Wenn für die Aufklärer noch Religion und Kirche Ursache für die Unmündigkeit waren, dann können wir heute getrost unsere materiell eingestellte Industriegesellschaft und den Staat einsetzen. Uns wurde in mittlerweile mehreren Generationen anerzogen, zuerst einmal nach dem Staat oder der Gesellschaft oder wem auch immer zu rufen. Deutsche befinden sich in einer – zugegeben, äußerst bequemen – Unmündigkeit, aus der wir aber auch wieder in die Mündigkeit, in das selbstbestimmte Leben entlassen werden können. Nein, falsch formuliert… wir werden nicht entlassen, wir entlassen uns selbst. Genau hier liegt die erste und wichtigste Grundlage für Erfolg und Glück. Wer am Gängelband des Staats, der Firma, der traditionsreichen Familie („Bei uns sind schon immer alle Anwälte geworden.“) verharrt, tut genau das: verharren. Entwicklung ist nur in den vorgezeichneten Bahnen möglich, wirkliches Glück und selbst geschaffener Erfolg, die sich nicht an der Zahl der Status-Symbole messen lassen müssen, sind dabei fast automatisch ausgeschlossen.
Nun hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Wissenschaft stürmisch entwickelt und dabei ganze Weltbilder auf den Kopf gestellt, die Neurologie. Zwei der wichtigsten Erkenntnisse, die auch am heftigsten diskutiert werden, lauten: Der Mensch ist viel weniger rational und viel individueller. Noch vor wenigen Jahrzehnten konnte man sich nicht vorstellen, wie weit die einzelnen Menschen wirklich auseinanderdriften. Das bezieht sich auf körperliche Merkmale, viel stärker aber noch auf die Art und Weise, die Welt zu betrachten und mit ihr umzugehen. Darin liegt ein zentraler Schlüssel, der Erfolgreiche von Erfolglosen trennt. Um nun die wichtigsten Erkenntnisse über das Wesen des Menschen, welche sich auf Erfolg und Glück beziehen, nutzen zu können, fasse ich sie im Folgenden zusammen.
a) Wahrheiten sind relativ
Manch einer hat noch in der Schule die Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Realität gelernt. Heute weiß man, dass Menschen gar nicht in der Lage sind, alles um sich herum wahrzunehmen und damit eine Objektivität widerzuspiegeln. Mit anderen Worten: Menschen können nur einen Bruchteil der Welt sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen, weil uns Vieles entgeht oder wir schlicht keine Sinnesorgane dafür haben. Diese sind auch nicht dafür gemacht, um zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält… sie sind schlicht und einfach gemacht, um überleben zu können. Hiermit korrespondiert die Erkenntnis, dass mehr als fünfundneunzig Prozent aller Nervenzellen Interneurone sind, die über keinen Kontakt zur Außenwelt verfügen. Das Gehirn kommuniziert also zu großen Teilen mit sich selbst und verarbeitet die wenigen informellen Bruchstücke, welche die störanfälligen Sinnesorgane anliefern. Dietmar Hansch vergleicht diese Situation mit einem Kobold, der in einer Milchglaskugel sitzt und nur schemenhaft Elemente des Außen bemerken kann. Daraus ist zu schlussfolgern, dass Menschen ihre Umwelt individuell wahrnehmen und verarbeiten. Wenn wir dies auf Erfolgreiche beziehen, wird klar, dass sie die Welt anders sehen, anders wahrnehmen und mit den vorgefundenen Informationen anders umgehen müssen als andere. Die Frage stellt sich, wie sie das tun?
b) Veränderungen sind sein täglich Brot
Der Mensch ist – etwas abwertend gesprochen – nichts anderes als ein Zellhaufen, der in sich relativ abgeschlossen ist und sich organisiert. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen sich. Er wird nicht von außen, von anderen, von fremden Mächten strukturiert; er macht das allein. Die Fähigkeit komplexer Strukturen, sich selbst zu organisieren, existiert bereits auf der Ebene der Atome und Moleküle. Solche Systeme werden auch als synergetische Strukturen bezeichnet, weil alle Teile aufeinander einwirken und zugleich einen Nutzen aus diesem Miteinander ziehen. Synergetische Systeme besitzen folgende Eigenschaften:
Bezieht man diese Eigenschaften auf die synergetische Struktur Mensch, wird eines unmissverständlich klar: Wandel zum Erfolg wird nicht von außen an den Zellhaufen Mensch herangetragen; Wandel zum Erfolg entsteht in seinem Innern. Da trifft es sich natürlich ganz gut, dass diese Prozesse bereits gut erforscht sind und sich an vielen Beispielen belegen lassen.
c) Das Fell unter der Kleidung
Setzt man die Entwicklung des Menschen in evolutionsbiologische Verhältnisse, muss man ihn unweigerlich als Frischling bezeichnen. Gemessen an den riesigen Zeiträumen sind die Menschen heutiger Ausprägung erst wenige hunderttausend Jahre auf dem Planeten, tragen aber in ihren Gehirnen und Körpern all das evolutionäre Erbe ihrer Vorfahren mit sich herum. Unter dem dünnen Deckmantel der Zivilisation erkennt man viele Eigenschaften, die wir mit Tieren gemeinsam haben – das mühsam verborgene Streben nach Macht, Krieg mit Individuen der eigenen Art, sexuelle Dauerspannung, aber auch Empathie, Großzügigkeit und Sanftmut. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – das Bild von der Krone der Schöpfung ist nicht nur anmaßend, sondern grundfalsch.
Weil Menschen integraler Bestandteil des Tierreichs sind, verhalten sie sich auch so. Dies wird immer dann deutlich, wenn der dünne Firnis der Zivilisation weggeschwemmt wird und es ums nackte Überleben geht. Selbst in einer Schlange vor der Supermarktkasse oder im Straßenverkehr, wenn es bestimmt nicht um Sein oder Nichtsein geht, werden archaische Muster spürbar. Man kann diese Tatsachen ignorieren, man kann sie aber auch annehmen und versuchen, mit dem Körper und seinem evolutionär entwickelten Geist klar zu kommen, um das Beste draus zu machen.
d) Eine einzigartige Mischung
Die menschliche Spezies hat sich so erfolgreich entwickelt und über den ganzen Erdball verbreitet, weil sie Eigenschaften in sich vereint, die sie geradezu auf Erfolg programmiert. Menschen sind in höchstem Grade flexibel, wenn es darum geht, sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Sie leben in der Wüste und im ewigen Eis gleichermaßen. Menschen haben während ihrer Entwicklung ein einzigartiges Kommunikations-System entwickelt, das es ihnen ermöglicht, selbst über Sachverhalte zu sprechen, die erst in der Zukunft stattfinden oder nie Realität werden. Sie nutzen – wie andere Tiere nicht nur das, was sie in ihrer Umwelt finden, sondern gestalten und formen diese nach ihren Wünschen um. Das geht sogar so weit, dass sie bis in die atomare Ebene vorstoßen und die kleinsten Bauteile spalten. Zugleich besitzen sie ein System moralischer und ethischer Grundsätze, die ein Zusammenleben vieler Individuen erst ermöglichen – auch wenn dieses System oft nicht funktioniert.
Menschen haben ein Bewusstsein von sich selbst und anderen entwickelt, was es ihnen ermöglicht, die Außenperspektive einzunehmen und über sich selbst zu reflektieren. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für Veränderungen. Zugleich haben viele – zumindest in der westlichen Welt – Zeit, nicht mehr den ganzen Tag für Nahrungssuche und Brutpflege aufzuwenden. Wir können uns demnach Dingen zuwenden, die ästhetischer Natur sind und primär nicht dazu dienen, das Leben am Laufen zu halten.
Menschen sind weit entwickelte Tiere, die zwar ihr evolutionäres Erbe häufig nicht wahrhaben wollen, oft genug aber danach handeln. Dies bezieht sich auch auf den Bau unseres Gehirns. Es ist nicht gemacht, um die Welt zu erkennen, sondern in ihr bestmöglich zu überleben. Menschen nehmen ihre Umwelt unterschiedlich und individuell wahr. Darum besitzt jeder eine andere Wahrheit, die sich nach seinen Erfahrungen, Zielen, Gedanken und Emotionen richtet. Die wichtigste Erkenntnis lautet, dass sich nicht nur Körper, sondern auch Gehirne und mit ihnen Gedanken ändern – vor allem geschieht dies aber aus innerem Antrieb heraus. Der Grund liegt darin, dass Menschen synergetische Systeme sind, die in sich relativ geschlossen und demnach aus sich heraus wandelbar sind.
Andererseits haben wir uns im Laufe der Evolution sehr weit entwickelt, was uns viel ermöglicht. Wir können reflektierend denken, in die Zukunft schauen und gegebene Situationen bewusst verändern. Im Gegensatz zu vorherrschenden Meinungen sind Menschen also weniger von äußeren Einflüssen (und Einflüsterungen) abhängig, als uns dies oft weisgemacht wird. Wandel und der Antrieb dazu kommen demnach nicht von außen, sondern aus unserem Gehirn.
Jeder kennt diese Menschen, jeder hat mindestens einen im Bekannten- oder Freundeskreis. Man ruft an und hört sich mit Problemen, Ungerechtigkeiten, Zumutungen und anderen großen und kleinen Alltags-Schlamasseln konfrontiert: „Du glaubst ja gar nicht, was mir wieder passiert ist…“ Natürlich ist auch wahr, dass jeder Frust abbauen muss und sich Unangenehmes von der Seele reden möchte. Dabei ist ein wichtiger Unterschied zwischen Frauen und Männern zu beachten. Beide behandeln Sorgen und Probleme grundsätzlich in zwei Phasen. In der ersten geht es darum zu kommunizieren, andere einzubeziehen, Verständnis zu suchen und sich Luft zu verschaffen. In der zweiten suchen dann – im Idealfall – beide nach einer Lösung, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Wie die Neurologin Louann Brizendine feststellt, verharren die Damen jedoch viel länger in der ersten Phase, während die Männer sehr schnell zur Phase zwei wechseln. Das führt dann natürlich zu Missverständnissen. Sie berichtet noch ausführlich vom Sachverhalt und hofft auf Signale der Zustimmung, des Mitfühlens, während er bereits tief in der zweiten Phase steckt und eine Lösung sucht. Weil der Kerl dabei nur einsilbig antwortet und eher abwesend scheint, interpretiert sie dies als Desinteresse. Wenn sie ihn dann mit genau diesem Vorwurf konfrontiert, reagiert er fassungslos und beleidigt.
Zurück aber zu den Dauer-Problematisierern. Wenn Gespräche ganz überwiegend um Probleme kreisen, können geduldige Zuhörer fast sicher sein, einen Pessimisten an der Leitung zu haben. Dabei kann eine grundsätzlich pessimistische Lebenshaltung massive gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Pessimisten haben schneller Beschwerden als andere, auch, weil ihre Schmerzschwelle vermutlich tiefer liegt. Ihr Immunsystem arbeitet schlechter, was sie wiederum anfälliger für Krankheiten macht. Damit aber nicht genug. Pessimisten rappeln sich bei Niederlagen nicht hoch, sondern bleiben liegen (und bedauern sich selbst). Sie besitzen weniger Kraft durchzuhalten und sind auch weitaus anfälliger für eine Depression. Damit aber immer noch nicht genug der negativen Auswirkungen. Eine negative Lebenseinstellung kann sogar das Wachstum von Tumoren beschleunigen. Der US-amerikanische Psychologie-Professor Martin Seligman, der sich vor allem mit Depressionen auseinandersetzt und erforscht, fasst seine Erkenntnisse so zusammen: „Depression ist auf die Spitze getriebener Pessimismus“.