Umschlagbilder:

Vorderseite: Wappen des Abtes Ferdinand de Koeler (1691-1734) über dem Hauptportal der ehemaligen Benediktinerabtei Mettlach (siehe S. →)
Rückseite: „Altes Kloster“ in Tünsdorf, von 1912 bis 1954 Domizil der Schwestern vom Heiligen Geist (siehe S. →)
Innentitelseite: Klosterkreuz des ehemaligen Kapuzinerklosters Wadern (siehe S. →)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Copyright: © 2020 Arthur Fontaine, Fasanenweg 3, 66663 Merzig

Gesamtgestaltung: Arthur Fontaine

Herstellung und Verlag: BOD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

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ISBN 978-3-7519-4740-4

Inhaltsverzeichnis

  1. Beckingen
    • 1.1 Deutschherren-Orden
    • 1.2 Franziskanerinnen von Waldbreitbach
    • 1.3 Salvatorianerinnen
  2. Brotdorf
    • Schönstätter Marienschwestern
  3. Düppenweiler
    • Schönstätter Marienschwestern
  4. Hilbringen
    • Schwestern vom Heiligen Geist
  5. Konfeld
    • Kreuzschwestern auf dem Binger Rochusberg
  6. Losheim am See
    • Franziskanerinnen von Waldbreitbach
  7. Merzig
    • 7.1 Augustiner-Chorherren
    • 7.2 Prämonstratenser-Chorherren
    • 7.3 Borromäerinnen
    • 7.4 Schönstätter Marienschwestern
    • 7.5 Franziskus-Schwestern
  8. Mettlach
    • 8.1 Benediktiner
    • 8.2 Borromäerinnen
    • 8.3 Missionarinnen Christi
    • 8.4 Hospitalschwestern der hl. Elisabeth
  9. Nunkirchen
    • Salvatorianerinnen
  10. Orscholz
    • 10.1 Kreuzschwestern auf dem Binger Rochusberg
    • 10.2 Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe.
  11. Perl
    • Schwestern von der göttlichen Vorsehung Mainz
  12. Reimsbach
    • Salvatorianerinnen
  13. Schwemlingen
    • Steyler Missionsschwestern
  14. St. Gangolf
    • Kapuziner
  15. Tünsdorf
    • 15.1 Schwestern vom Heiligen Geist
    • 15.2 Maristenschwestern
  16. Wadern
    • 16.1 Kapuziner
    • 16.2 Tertiaren des Ordens des hl. Franziskus
    • 16.3 Franziskanerinnen von Waldbreitbach
    • 16.4 Franziskus-Schwestern
  17. Wadrill
    • Töchter der göttlichen Liebe
  18. Weiskirchen
    • Kreuzschwestern auf dem Binger Rochusberg

Vorwort

Die Darstellungen in diesem Buch beschäftigen sich mit den Ordensniederlassungen auf dem Gebiet des Kreises Merzig-Wadern in seinen heutigen politischen Grenzen durch die Jahrhunderte. Dabei werden alle klösterlichen Einrichtungen erfasst, die im Lauf der Zeit hier nachweislich bestanden haben, ob sie von überörtlicher Bedeutung waren oder ob ihr Wirken auf den Klosterort und vielleicht noch dessen nähere Umgebung begrenzt war.

Ziel des Buches ist die Erarbeitung eines Gesamtüberblicks, ebenso die Beschreibung im Einzelnen. Letzteres erhält hier ein besonderes Gewicht für die kleinen Klöster, weil die Kenntnis von ihrer Existenz, den Umständen ihres Bestehens und ihrer oft großen Bedeutung für die Menschen in diesen kleineren Lebensräumen zu bestimmten Zeitabschnitten mehr und mehr in Vergessenheit gerät und so verloren zu gehen droht.

Die Quellenlage ist erwartungsgemäß sehr unterschiedlich. Zu den alten, herausragenden, in der Französischen Revolution untergegangenen Klöstern liegen mehr oder weniger umfassende wissenschaftliche Forschungsergebnisse vor, auf die zurückgegriffen werden kann. Anders bei der Vielzahl der jüngeren, kleineren und nur örtlich bedeutsamen Niederlassungen. Hier stehen im besten Fall, oft jedoch lückenhaft, Dokumente der Orden in Mutterhäusern oder Zentralen sowie handgeschriebene Orts-Chroniken der einzelnen Klöster zur Verfügung. In manchen Fällen liefern allgemeine Darstellungen örtlicher Geschichte sowie anlassbezogene Zeitungsberichte Informationen oder weiterführende Hinweise. Eine wichtige ergänzende Quelle sind mündliche Berichte von Zeitzeugen und direkt Beteiligten. Dies alles macht Tatbestände von unterschiedlicher Breite und Tiefe zugänglich, was bei den Darstellungen im Einzelnen zu Unterschieden in Umfang und Dichte führt.

Das Buch ist nach Klosterorten in alphabetischer Reihenfolge gegliedert. Auf diese Weise kann, wenn an einem Ort verschiedene Niederlassungen gegründet worden sind, die Klostergeschichte dieses Ortes geschlossen dargestellt werden. Dabei sind die traditionellen Ortsnamen verwendet, ohne den Zusatz ihrer heutigen politischen Zugehörigkeit zu einer Gemeinde oder Stadt, denn die Klostergründungen erfolgten, bis auf eine Ausnahme, zu einer Zeit, als die Ortschaften noch eigenständige politische Einheiten waren.

Als letztes Kapitel wird mit der Anfangsgeschichte der Sozialstationen im Kreis Merzig-Wadern in einer Querbetrachtung verdeutlicht, wie in der Endphase etlicher Ordensniederlassungen im Kreis Merzig-Wadern deren Kompetenz und Fachkräfte auf dem Gebiet der Kranken- und Altenpflege zum Aufbau einer neuen Versorgungsstruktur zusammengeführt und eingebunden wurden.

Im Folgenden wird die Bezeichnung Orden für religiöse, nach bestimmten Regeln lebende Gemeinschaften benutzt, unabhängig von ihrer kirchenrechtlichen Stellung oder ihrer Organisations- und Lebensform. Die Mehrzahl der Orden siedelt sich an verschiedenen Orten an, gründet Niederlassungen. Hierzu benötigen sie gebäuliche Anlagen, Klöster, als Wohnung, wo Ordensmitglieder gemeinschaftlich in Vollzug ihres Glaubens leben. Klöster von Frauenorden werden mancherorts als „Schwesternhaus“ oder „Schwesternheim“ bezeichnet. Für die Verwendung der Begriffe „Niederlassung“ und „Kloster“ spielen im Folgenden deren Alter, Größe, Bedeutung oder Bestandsdauer keine Rolle. Die Bezeichnung Konvent wird hier auf die in einem Kloster lebende Gemeinschaft als Ganze bezogen. Ein Ordensmitglied lebt im Externat, wenn es aufgrund der Art der zu erfüllenden Aufgabe außerhalb eines Konvents wohnen muss.

Auf ein Orts- und Namensverzeichnis wurde verzichtet. Durch die im Inhaltsverzeichnis ersichtliche Gliederung des Buches nach alphabetisch geordneten Klosterorten und die Angabe der jeweils zugehörigen Ordensniederlassungen wird eine effektive Suchfunktion geliefert. Zudem lassen die kompakten, rein ortsbezogenen Darstellungen das Bedürfnis und die Notwendigkeit einer weiteren Suchmöglichkeit als nicht gegeben erscheinen.

Ich danke denjenigen, die für Informationsgespräche zur Verfügung gestanden haben, ebenso allen, die in sonstiger Weise bei der Entstehung dieses Buches hilfreich waren. In diesen Dank sind auch die Bildgeber und die Geber von Bildabdruckrechten eingeschlossen. Namentliche Nennungen erfolgen in den Anmerkungen und den Quellenverzeichnissen.

Der Autor

Einleitung

Die erste Klostergründung auf unserem Betrachtungsgebiet war die des Benediktinerklosters Mettlach. Es bestand nach herkömmlicher, aber bestrittener Ansicht spätestens im 10. Jahrhundert. Sein Einfluss auf die Entwicklung der Gegend an der unteren Saar und im Hochwaldraum in religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht war über Jahrhunderte von erheblicher und prägender Bedeutung.

In zeitlicher Folge ist die Errichtung eines Klosters der Augustiner-Chorherren von Springiersbach (Eifel) in Merzig um 1150 zu verzeichnen. Sie hatten die Seelsorge im Pfarrbezirk Merzig auszuüben.

Bereits 1182 wurden die Merziger Augustiner auf bischöfliche Intervention durch Prämonstratenser-Chorherren in der Seelsorge abgelöst. Die Abtei Wadgassen hatte zu diesem Zweck eine Niederlassung mit dem Status einer Propstei in Merzig gegründet.

Spätestens 1282 schenkte der Ritter Gerhard von Beckingen sein Vermögen dem Deutschherren-Orden. Auch sein Bruder Jakob von Beckingen übereignete seine Güter in Beckingen diesem Orden. Damit war die materielle Grundlage für die Errichtung einer Komturei der Deutschherren in Beckingen geschaffen. Ihre Existenz ist für 1303 belegt. Die Komturei hatte weit über den Ort hinaus Bedeutung.

1769 bezog der Kapuziner-Orden ein von Graf Josef An ton von Oettingen-Soetern auf Schloss Dagstuhl angestrebtes und gefördertes Kloster in Wadern.

Die Abtei Mettlach, die Propstei Merzig, die Komturei Beckingen und das Kloster Wadern gingen infolge der Französischen Revolution unter. Die vor allem durch die Französische Revolution eingetretenen Erschütterungen und tiefgreifenden Veränderungen im allgemein-gesellschaftlichen wie im kirchlichen Leben verhinderten in den folgenden Jahrzehnten die Neugründung von Klöstern. Erst die Verfassung von 1848 gestattete es der katholischen Kirche, sich in Preußen freier zu entfalten. Der Trierer Bischof Arnoldi nutzte dies, um eine Vielzahl von Ordensgemeinschaften in seinem Bistum wieder anzusiedeln. Auch auf dem Gebiet des heutigen Kreises Merzig-Wadern wurden im Zug dieser Bemühungen neue Klöster gegründet.

Der Kulturkampf in Preußen beschnitt ab 1872 die öffentliche Arbeit der religiösen Orden erheblich. Oft blieb nur noch die ambulante Krankenpflege als genehmigte Tätigkeit übrig. Weitere Klostergründungen setzten daher erst nach der Aufhebung der Sanktionen ein, in unserem Betrachtungsraum um 1900. Dabei entstand im Lauf der Jahrzehnte ein recht dichtes Netz von Niederlassungen, auch in kleineren Orten.

Die Blüte dieser kleinen Klöster ging mit den gesellschaftlichen Veränderungen spätestens zu Anfang der 1970er-Jahre langsam dem Ende zu. Überalterung der Konvente und Nachwuchsmangel führten zur allmählichen Aufgabe mancher Tätigkeitsgebiete der Niederlassungen und zu ersten Schließungen von Standorten.

Für die Bevölkerung machte sich der Wegfall von Krankenpflegestationen in den Schwesternhäusern besonders schmerzlich bemerkbar. Dies stellte sich vor allem im ländlichen Raum als ernsthaftes Problem heraus. Die Antwort darauf war die Einrichtung kirchlicher Sozialstationen, auch im Kreis Merzig-Wadern. Hierbei wirkten die bis dahin verbliebenen Ordenskrankenschwestern wesentlich mit, als Leiterinnen und Mitarbeiterinnen. Aber auch ihre Zahl verringerte sich in der Folge ständig und versiegte um 1995 vollständig.

Eine statistische Betrachtung der Klostergeschichte im Kreis Merzig-Wadern ergibt folgendes Bild:

1 Beckingen

1.1 Deutschherren-Orden

Dieser Ritterorden wurde 1198 in Palästina als geistlicher Orden gegründet. Seine Mitglieder kamen stets aus Deutschland oder dem deutschen Kulturkreis.1 Sein Zweck war, wie bei den Ritterorden der Templer und der Johanniter, die Pilger zu den heiligen Stätten der Christen im Heiligen Land zu schützen, bei Erkrankungen zu pflegen und bei Bedarf zu unterstützen sowie die heiligen Orte gegen die Mohamedaner zu verteidigen. Ein Hochmeister stand an der Spitze des Ordens.2

Im 13. Jahrhundert wandte sich der Orden dem Osten Europas zu, vor allem der Missionierung der Preußen, und breitete sich auch in ganz Deutschland rasch aus.3 Der Orden gliederte seine Besitzungen in Balleien, zwölf in Deutschland, unter der Gesamtleitung des Deutschmeisters. Die einzelnen Balleien unterstanden einem Landkomtur und waren in Komtureien (Kommenden, Deutschherrenhäuser) aufgeteilt, die von einem Komtur geleitet wurden. Besondere Bedeutung hatten die Komtureien durch ihre Krankenhäuser. Die Ordenstracht war ein weißer Mantel mit einem großen schwarzen Kreuz.4

Das Deutschherrenhaus in Beckingen wurde als Tochterkomturei der Komturei Trier gegründet. Voraussetzung für diese Gründung war die Schenkung der Ritter-Brüder Gerhard und Jakob von Beckingen. Sie überließen alle ihre Güter in Beckingen und Pachten der Komturei in Trier, spätestens im Jahr 1282. Das Bestehen der Beckinger Komturei ist 1303 bekannt und wird 1320 erstmals urkundlich erwähnt.5

Hermann Niederkorn ist der Ansicht, dass Gerhard von Beckingen um 1300 selbst als Ordensritter bei den Deutschherren eintrat und „als Begründer der Deutschherren-Komturei Beckingen angesehen werden darf“6.

Durch Kaufund Schenkungen vergrößerte sich im Lauf der Jahrzehnte der Besitz der zur Ballei Lothringen gehörenden Beckinger Komturei stetig. In Beckingen besaß der Orden die gesamte Gerichtsbarkeit (Grund-, Mittel- und Hochgericht). Ihre Einkünfte bezog die Komturei hauptsächlich aus den Abgaben und Leistungen seiner auf dem Grundbesitz des Ordens lebenden Untertanen in schließlich 67 Orten von Trier bis Nancy und von Metz bis Saargemünd.7

Der allgemeine Niedergang des Ordens in religiöser, disziplinärer und wirtschaftlicher Hinsicht machte sich im 15. Jahrhundert auch in Beckingen bemerkbar. Haus und Güter verarmten. Einem Visitationsbericht von 1451 zufolge, umfasste der Beckinger Konvent zu diesem Zeitpunkt nur noch drei Ordensleute. Um die Niederlassung zu erhalten, war man auf weltliche Personen angewiesen.8

Was die Gebäulichkeiten der Beckinger Deutschherren betrifft, geht Hermann Niederkorn wohl mit Recht davon aus, „daß der Ritter Gerhard damals, als er sein Vermögen dem Orden schenkte und in denselben eintrat (um 1300), sein Ritterschloss zum Deutschordenshaus machte.“9

Der Dreißigjährige Krieg und die kriegerischen Ereignisse des 17. Jahrhunderts machten das Schloss fast unbewohnbar. Erst 1755 begann ein Erneuerungsbau des Schlosses mit Kapelle in großzügiger Weise. Der Neubau war 1758 vollendet. Die Anlage bestand nun aus dem Hauptgebäude, dem zwei Seitenflügel in Hufeisenform gegenüberlagen und die mit dem Hauptbau durch Rundbogentore verbunden waren. Westlich grenzten Gartenflächen an, nördlich befanden sich die Wirtschaftsgebäude. Die der hl. Elisabeth geweihte Schlosskapelle war nördlich an das Hauptgebäude angefügt.10

Lageplan der Deutschherren-Komturei Beckingen im Jahr 1773

Die Französische Revolution brachte das Ende der Komturei Beckingen. 1793 kaufte ein Metzer Geschäftsmann das Schloss mit Kapelle und verkauft es 1798 an den Notar Marschal aus Saarlouis weiter. Dieser ließ 1803 alles bis auf einen Rundbogen abreißen. Die Wirtschaftsgebäude wurden 1798 versteigert und gelangten so in den Besitz der Beckinger Familie Nikolaus Tiné. 1852 erwarb Landgerichtsrat Weygold das Schlossgelände und ließ auf Fundamentresten des abgebrochenen Deutschherrenschlosses ein neues Gebäude, das so genannte „neue Schloss“, errichten. 1863 kam das Weygold′sche Anwesen in den Besitz des Merziger Landrats Knebel, nach dessen Tod an die Firma Schraubenwerke Karcher. Sie ließ 1911 die noch verbliebenen ursprünglichen Schlossreste zur Erweiterung des Firmengeländes abreißen, sodass das alte Schloss völlig verschwunden ist.11

Einiges aber erinnert auch heute noch in Beckingen an die Zeit der Komturei: u. a. ein barocker Brunnen, das Zehnttor, Wirtschaftsgebäude, einige Wappensteine, vor allem aber die Marzellus-Kapelle in der Talstraße.

Torpfeiler des Zehnttores der Komturei Beckingen und Brunnen von 1771 aus dem Bereich des ehemaligen Deutschherrenschlosses (Herrenbergstraße 1)

Wappen des Deutschherren-Landkomturs der Ballei Lothringen und Komtur in Trier und Beckingen Lothar Braun von Schmidtburg (1646-1687) vom Portal des ehemaligen Deutschherrenschlosses in Beckingen, heute im Giebel des Anwesens Talstraße 13 (Beschreibung des Wappens bei Niederkorn, S. →)

Marzellus-Kapelle in Beckingen (Talstraße), 1634 vom Deutschordens-Landkomtur der Ballei Lothringen und Komtur zu Trier und Beckingen, Philipp Arnold von Ahr (1624-1634), erbaut

Die Marzellus-Kapelle ist 1634 vom Landkomtur der Ballei Lothringen und Komtur zu Trier und Beckingen Philipp Arnold von Ahr im Stil der Spätrenaissance erbaut worden. Dies geht aus der Inschrift auf dem Schlussstein des Portalbogens der Kapelle hervor. Renovierungsarbeiten 1914/15 veränderten den Stil ins heutige Neugotische.12

Schlussstein über dem Eingangsportal der Beckinger Marzellus-Kapelle mit dem Wappen ihres Erbauers, des Deutschherren-Komturs Philipp Arnold von Ahr (Beschreibung des Wappens bei Niederkorn, S. →)

Im Zug der Französischen Revolution war die Kapelle 1793 an Metzer Bürger versteigert worden. Einer von ihnen verkaufte sie dann an den Schlossgärtner Nikolaus Tiné aus Beckingen. Da dieser nicht gleich zahlen konnte, setzte sich der damalige Beckinger Pastor unter einem Vorwand in den Besitz der Kapelle. Über mehrere Folgebesitzer gelangte sie schließlich 1858 durch Kauf an die Beckinger Kirchengemeinde.13


1 Jacobs, Wolfgang, S. 22.

2 Niederkorn, S. 35

3 Jacobs, Wolfgang, S. 22.

4 Ebd., Niederkorn, S. 35f.

5 Jacobs, Wolfgang, S. 24, 27.

6 Niederkorn, S. 37.

7 Jacobs, Wolfgang, S. 27ff.

8 Ebd., S. 29-31.

9 Niederkorn, S. 38.

10 Jacobs, Wolfgang, S. 60f.; Niederkorn, S. 41.

11 Ebd.

12 Jacobs, A. [Alois], S. 58.

13 Nach dem Beckinger Pastor Leidinger, mitgeteilt von A. Jacobs, S. 59.

1.2 Franziskanerinnen von Waldbreitbach

Dem Beckinger Pastor Toelke gelang es kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert, Franziskanerinnen von Waldbreitbach in den Ort zu holen. Sie sollten die Betreuung in dem 1898/99 von der Firma Karcher, Schraubenwerke in Beckingen, erbauten Firmenkrankenhaus mit 30 Betten übernehmen. Dies war am 15. Januar 1898 zwischen dem Unternehmen und der Generalleitung der Schwestern vertraglich vereinbart worden. Das Krankenhaus wurde am 1. März 1899 eröffnet.

Fünf Schwestern übten anfangs ihren Dienst unter der Aufsicht des Fabrikarztes aus. Ihr Kloster mit Klausur befand sich im Dachgeschoss des Krankenhausgebäudes. Mit der Arbeit im Krankenhaus übernahmen die Franziskanerinnen auch die Betreuung des neu erbauten Mädchenwohnheimes mit angegliederter neugotischer Kapelle. In diesem Heim konnten auswärtige Fabrikarbeiterinnen von Oktober bis April Unterkunft erhalten.

1898/99 von der Beckinger Firma Karcher-Schraubenwerke errichtetes Krankenhausgebäude (Bildmitte) und Mädchenwohnheim mit angebauter Kapelle (rechts im Bild). Franziskanerinnen von Waldbreitbach, die im Dachgeschoss des Krankenhauses ihre Klausur hatten, betreuten die Einrichtungen.

1906 richteten die Schwestern eine Haushaltungsschule ein. Etwa 1907 war im Mädchenheim eine Kindererholungseinrichtung mit 160 Betten geschaffen worden, die ebenfalls von den Schwestern betreut wurde. Schließlich eröffneten sie 1913 eine „Kinderverwahrschule“ in Räumen, die von der Firma Karcher zur Verfügung gestellt worden waren.

Die Franziskanerinnen eröffneten 1913 in Beckingen eine „Kinderverwahrschule“. Das Foto stammt vom Anfang der 1930er-Jahre.

Während des Ersten Weltkrieges war das Karcher-Krankenhaus als Reserve-Lazarett ausgewiesen, weshalb weitere Schwestern nach Beckingen beordert waren. Kurz vor dem Krieg war das Mädchenheim geschlossen worden, wahrscheinlich im Hinblick auf die Errichtung des Lazaretts. 1927 waren sieben Schwestern in der Krankenpflege, eine Schwester war in der Kinderverwahrschule tätig.

1939 ging der gesamte Gebäudekomplex, Krankenhaus und Mädchenheim, an die Gemeinde Beckingen. Bereits vorher war der Kindergartenschwester von den NS-Machthabern gekündigt und am 1. Februar 1938 der Kindergarten von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt übernommen worden (NSV-Kindergarten). Daran änderte auch der Widerspruch von Pastor Braun nichts.

Damit war aber der NS-Druck auf die Beckinger Schwesternniederlassung nicht beendet: Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten die Schwestern ihr Kloster, dessen Gebäude nun Eigentum der Gemeinde war, verlassen. Man spricht davon, dass sie regelrecht vertrieben worden sind. In dieses Bild passt der Umstand, dass ihnen nach der ersten Evakuierung die Rückkehr in die Gemeinde verweigert wurde. Nach dem Krieg kehrten die Schwestern nicht wieder nach Beckingen zurück.14

Gedenktafel an die in Beckingen verstorbenen Franziskanerinnen auf dem Beckinger Kirchhof


14 Pitzer, S. 345f.; Rauch, Fest erinnert; Ollinger, Klaus, S. 15.

1.3 Salvatorianerinnen

In Beckingen war der Wunsch nach einer Ordensniederlassung auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch wach. Pastor Braun ergriff die Initiative und suchte zunächst nach einem geeigneten Schwesternhaus. Die Pfarrgemeinde kaufte zu diesem Zweck das 1831 von der Zivilgemeinde in der Talstraße erbaute und nun für diese Verwendung nicht mehr benötigte Schulhaus, direkt gegenüber dem Pfarrhaus.

Der eingeleitete Umbau für ein neues Kloster dauerte mehrere Jahre. Es sollte neben der Schwesternwohnung Räume für einen Kindergarten, ein Altenheim, eine ambulante Krankenpflegestation und eine Nähschule geschaffen werden.

Ehemaliges Schwesternhaus der Beckinger Salvatorianerinnen in der Talstraße, das „Pius-Haus“, Zentrum der Schwesterntätigkeit im Ort

Als das Haus fertig war, waren immer noch keine Schwestern gefunden, obwohl sich Pastor Braun sehr bemüht hatte. Pastor Stammer setzte die Bemühungen fort und hatte Erfolg. Im Februar 1958 zogen Salvatorianerinnen vom Horrem bei Köln unter der Leitung von Schwester Oberin Cassilda in das Haus ein.

Es wird berichtet, dass nach und nach alles zweckgerecht vollendet und verschönert werden konnte. Der große Garten wurde Spielplatz für den Kindergarten und bekam eine Lourdesgrotte. Die dem hl. Papst Pius X. geweihte Hauskapelle war der Mittelpunkt des Klosters.

Aus der umfangreichen Tätigkeit der Schwestern seien genannt: Gemeindeseelsorge, Religionsunterricht in der Schule, Pflegedienst im Altenheim, ambulante Krankenpflege in der ganzen Pfarrgemeinde, Leitungsfunktion in zwei Kindergärten, Unterricht in der Nähschule, Jugendarbeit, Betreuung der Borromäus-Bücherei, Paramentenpflege, Sorge um die Kirchenwäsche.

Das Kloster erhielt schon bald den Namen „Pius-Haus“. In der „Blütezeit“ waren sechs bis sieben Schwestern im Haus tätig. Nachwuchsmangel zwang die Schwestern 1983, Beckingen zu verlassen. Sie hinterließen eine von der Pfarrgemeinde schmerzlich empfundene Lücke. Im Ort erinnert man sich noch an manchen Schwestern-Namen, z. B. Cassilda, Thadäa, Paula, Alfonso (beide Kindergärtnerinnen), Damasia (ambulante Krankenpflege), Hildeburg (Hausverwaltung), Gisela, Otilia, Ermlinde (Jugendarbeit). Schwester Damasia war seit der Gründung der Sozialstation Losheim-Beckingen im Jahr 1974 bis zum Weggang der Beckinger Schwestern 1983 als Krankenschwester in dieser Sozialstation tätig.

Der heutige Beckinger Pius-Kindergarten weist mit seinem Namen und seinem Standort auf das ehemalige Salvatorianerinnen-Kloster in der Gemeinde hin.

Die Salvatorianerinnen hatten in Ihrem Garten diese Lourdes-Grotte errichtet. Sie ist heute noch ein letztes - etwas verlorenes - Erinnerungszeichen an die Ordensleute in Beckingen.

1986 wurde das Haus vorübergehend als Pfarrhaus und Pfarrbüro genutzt. Dann wurden Wohnungen im Gebäude an privat vermietet. In der Folge griff man immer wieder auf das Haus zurück: 2003 während des Pfarrhausumbaus als Pfarrbüro, in der ersten Etage gab es zeitweise einen Gruppenraum für die Pfarrjugend, Wiedereröffnung der Borromäus-Bücherei, ab 2005 als Domizil der Bastelgruppe der Katholischen Frauengemeinschaft, schließlich als Räumlichkeit für den Kultur- und Heimatverein Beckingen.

Im Laufe der Zeit verschlechterte sich jedoch der bauliche Zustand des Pius-Hauses immer mehr und es war offensichtlich keine Rettung für das Gebäude in Sicht. So wurde es 2011 abgerissen. Das Gelände ist heute Vorplatz des katholischen Pius-Kindergartens.15


15 Auskünfte Pfarramt Beckingen; Skript, Das Pius-Haus; Skript, Bücherei und Bastelgruppe.

2 Brotdorf

Schönstätter Marienschwestern16

1934 gelang es dem damaligen Brotdorfer Pastor Peter Klein eine Schwesternstation im Ort zu begründen. Am 11. November 1934 kamen drei Schönststätter Marienschwestern in Brotdorf an und wurden hier herzlich willkommen geheißen. Es waren dies die Schwestern M. Alberta, M. Edeltraud und M. Imelda.

Sie bezogen für eine gewisse Zeit eine provisorische „Notwohnung“ im Bereich des Glockenturms der 1932 neu erbauten Pfarrkirche. Wie lange genau sie dort untergebracht waren, ist nicht mehr zu ermitteln. Um diesen unbefriedigenden Zustand zu beenden, baute die Pfarrgemeinde das Nebengebäude des 1800 errichteten Pfarrhauses, die so genannte Zehntscheune, zu einem Wohnhaus um, in das die Schwestern einzogen. Neben den Wohnräumen, gab es hier auch einen kleinen Ambulanzraum.