© 2017
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783744880633
Es gibt keine falschen Antworten,
nur Entscheidungen.
Es gibt keine falschen Entscheidungen,
nur Ergebnisse.
Ob man in den Bergen Kaschmirs Extremisten jagt oder in den Straßen Moskaus Waffenhändler, das Leben als Agent fordert seinen Tribut. Wenn die Auftragslage schlecht ist, muss man trainieren, sich gut ernähren und versuchen die Batterien wieder aufzuladen, denn man weiß nie, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Ähnlich wie bei einem Arzt in Rufbereitschaft gibt man die Kontrolle über den eigenen Terminkalender ab, nur dass die Notfälle immer 1000e von km entfernt sind. In vielerlei weiterer Hinsicht ist die Arbeit eines Agenten wie jeder andere Job. Man bekommt sein Gehalt, geht zu Besprechungen, erledigt Anrufe, und wenn man auf einmal von seinem Vorgesetzten in ein feines Lokal eingeladen wird, hat er entweder gute Nachrichten oder sehr schlechte. Man läuft aber nicht immer mit einer Pistole und einer Spionagekamera durch die Gegend. Wenn die Operation es erfordert, darf man auch ab und an im Sommer in der Innenstadt Madrids ohne Klimaanlage hocken und warten. Wenn man in einer staubigen Höhle in Afghanistan liegt und ein Ziel observiert, träumt man von Klimaanlagen, Pools und Eistee. Wenn man aber darauf warten muss, dass eine Dame der Gesellschaft ihr winziges Schoßhündchen einer Hundepflegerin übergibt, sehnt man sich nach der Höhle in Afghanistan. Es ist ein Klischee, dass Agenten im Einsatz immer einen Smoking tragen. Auch wenn es manchmal zutrifft, steht man damit selten mit am Bakkaratisch in Monte Carlo. Wenn man Abendkleidung trägt, geht es meistens um Stehempfänge, Wahlkampfspenden und Wohltätigkeitsauktionen. Nicht ganz so glamourös wie die Cote d´Azur, aber dafür sind die Getränke gratis.
Wenn man für verdeckte Organisationen arbeitet, ist man sehr vertraut mit Politik, Geld und Kriegen, den ganz großen Sachen. Deine Beziehung zu Menschen rostet allerdings ziemlich ein. Einem Agenten geht das Abschotten in Fleisch und Blut über. Informationen bekommt nur derjenige, der sie unbedingt braucht. Im Berufsleben schützt man sich damit. Im Privatleben allerdings, kann das sehr gefährlich sein. Darüber hinaus zählen bestimmte Aspekte des täglichen Lebens für einen nicht zum Erfahrungsschatz. Man kennt sich vielleicht in den Bergen Afghanistans aus, oder weiß wie man ein Maschinengewehr demontiert, aber dieses Wissen geht auf Kosten anderer Aktivitäten, die die meisten Menschen für normal erachten, z.B. sich in Sport auszukennen, gewisse Feinheiten der Rasenpflege oder auch der Umgang mit Babys. Man gewöhnt sich auch daran, dass die anderen im Flüsterton über einen reden. Es ist ein bisschen so wie in der Schule, aber wenn die Leute im Matheunterricht über einen tuscheln, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man hinterher umgebracht wird, geringer. Man muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass einen gewisse Leute tot sehen wollen. Ein alter Feind, ein unzufriedener Auftraggeber, ein verärgerter Kollege. Wenn man lange genug dabei ist, wird die Liste ziemlich lang, aber in die Luft gesprengt zu werden ist nichts, woran man sich gewöhnt. Wenn man beinahe umgebracht wird, zehrt das an den Nerven. Egal wieviel Erfahrung man hat, Begegnungen mit dem Tod sind wie Schneeflocken. Jede davon ist einzigartig und eiskalt.
Und wenn man übers Telefon das Geräusch einer 45er erkennt, ist man eindeutig zu lange im Geschäft!
Wenn man lange genug verdeckte Operationen durchführt, lernt man viel über sich selbst. Lügt man, um etwas Wichtiges zu erfahren, ja. Betrügt man, um einem größeren Ganzen zu dienen, vielleicht. Tauscht man das Leben eines anderen gegen die eigene Freiheit ein, die Antwort auf diese Frage kennt man erst, wenn sich diese Frage stellt. Als Agent verbringt man so viel Zeit seines Lebens mit Lügen, dass man sich immer wieder daran erinnern muss, dass man es für das Gemeinwohl tut. Es ist leichter zu glauben, dass die Leute die man belügt, der Feind sind. Es ist viel schwieriger, wenn man merkt, dass man vor den Menschen, die man liebt davon schleicht, um im Schutze der Nacht an einem geheimen Treffen teilzunehmen.
Agent zu sein ist einer der stressintensivsten Jobs überhaupt. Wie Soldaten, Notärzte und Astronauten auch, müssen Agenten längere Erholungspausen einplanen, um Druck abzubauen. Dauert der Stress zu lange an, übersieht man vielleicht wichtige Details, wie z.B. ein fremdes Paar Schuhe unter der eigenen Tür. Dummerweise können Agenten mit Freizeit nicht sehr viel anfangen. Ihre Vorstellung von einem Fronturlaub ist Aufklärung und Observierung. Ein paar freie Tage stehen nicht sehr hoch im Kurs, vor allem wenn es bedeutet auf den kleinen Bruder aufzupassen. Noch frustrierender ist es bei einer wichtigen Operation an der Seitenlinie zu stehen. Wenn man immer mittendrin war, ist es schwer auf einmal der Nebendarsteller zu sein. Ganz schlimm ist es, den Anderen beim Packen zu helfen.
Das schwierigste am Leben eines Agenten sind nicht die Feuergefechte. Wenn die Kugeln fliegen, hat man nie Zeit, um nachzudenken, aber wenn man dann Zeit alleine totschlagen muss, sind Gedanken das einzige, was einem durch den Kopf gehen. Agenten behalten normalerweise keine Andenken aus demselben Grund, weshalb Gefangene, die lebenslänglich sitzen, keine Besucher mehr empfangen. So sehr man die Verbindung zu seinem alten Leben haben möchte, irgendwann ist eine ständige Erinnerung an die Dinge, die man nie wieder haben kann, zu schmerzhaft, und solche Ablenkungen sind besonders hinderlich, wenn man sich auf einen Job konzentrieren muss.
Die meisten glauben, Agent würde man aus Spaß am Spiel, Lust auf Abenteuer oder Patriotismus werden, aber in Wahrheit treibt einen etwas anderes in das Leben eines Agenten. Etwas verborgenes, etwas viel persönlicheres, etwas unerklärliches und etwas viel schmerzhafteres. Auch wenn man im Schatten lebt, träumt man vom Licht. Wer sich für wenig Geld und einer geheimen Mission in Lebensgefahr begibt, den treibt die Vorstellung an, dass seine Mühe nicht für alle Zeit geheim bleibt. Eines Tages wird die Welt erfahren, was du getan hast, auch wenn niemand deinen Namen kennt. Man kann auch nicht einfach sein Privatleben von der Arbeit trennen. Manchmal ist es schwer die eigenen Motive zu verstehen, ob man das jetzt für sich selbst macht oder für die Mission. Es ist eine schreckliche Realität, die die eigenen Freunde niemals verstehen werden, aber die Wahrheit ist, dass an einem bestimmten Punkt egal ist, was die eigenen wahren Motive sind, da man eine Entscheidung getroffen hat, die man nicht zurücknehmen kann.
Die schönsten Momente erlebt man, wenn ein Auftrag beendet ist, und einem die Kugeln nicht mehr um die Ohren fliegen, es sei denn, eine dieser Kugeln durchbohrt dir den Brustkorb. Man kann sein Leben lang im Einsatz sein, doch jemandem zu sagen, dass ein Angehöriger tot ist, wird niemals leichter. Es gibt keine Ausbildung, die jemanden darauf vorbereiten könnte, keine Technik, damit es sanfter geht. Man muss einfach nur da durch. Letzten Endes kann man nur versuchen es so gut wie möglich zu vermitteln. Wird ein Agent im Einsatz getötet, leiden die Menschen, die er bespitzelt hat, oft am meisten. Jemandem zu trauen, den man zu kennen glaubt, ist schon nicht einfach, wenn der Agent ein Vertrauter, ein Kollege oder ein Freund war, aber noch schwieriger wird es, wenn Liebe im Spiel ist.
Eigentlich ist es egal, ob man Rebellentruppen dabei hilft, einen Diktator niederzuschlagen oder einem Drittklässler zeigt, wie er sich wehren kann, es gibt nichts Besseres als einem Unterlegenen zu helfen, einem Unterdrücker eins auszuwischen. Sich für den kleinen Mann zu arrangieren, ist allerdings nur was für Trottel, denn der kleine Mann gewinnt so gut wie nie, ganz anders als wie im Märchen. Wer sich zu oft wie ein Trottel verhält, endet entweder im Armenhaus oder im Leichenschauhaus. Jeder von uns gerät mal in so eine Situation, aber der Trick ist das ganze schnell abzuhaken, ohne reingezogen zu werden. Ein Trick, den ich noch nie beherrscht habe.
Als Agent muss man oft Dinge tun, die einem nicht behagen, für Menschen, denen man nicht vertraut. Man kann sich nicht immer aussuchen, mit wem man Geschäfte macht. Wenn einem der Teufel das anbietet, was man sich am meisten wünscht, muss man einen Pakt mit dem Teufel schließen. Für einen Agenten ist Loyalität sowieso etwas Sonderbares. Es gehört zu seinem Job zu betrügen, mitten unter den Feinden zu leben, finstere Taten für eine gute Sache zu begehen. Diese gute Sache ist es, die ihn durch die Dunkelheit geleitet. Wenn er sie aus den Augen verliert, bleibt nur noch die Finsternis. Wenn man sehr lange für einen guten Zweck Böses getan hat, ist es schwer zu sagen, wo man die Grenze zieht. Man weiß es selbst nicht so richtig, bis einen jemand fragt.
Bei jeder Operation, egal ob man in eine Botschaft eindringt oder für einen Buchmacher Schulden eintreibt, muss man einen Plan haben, bevor man zur Tat vorschreitet, und Meinungsverschiedenheiten sollten geklärt werden, bevor die ersten Schüsse fallen. Wenn man solo arbeitet, ist gute Vorbereitung noch wichtiger. Heimvorteil zählt da sehr viel. Man muss dafür sorgen, dass man Alternativen hat. Da man nie weiß, was passiert, muss man gegen alle Alternativen gewappnet sein. Die meisten Gangster gehen davon aus, dass man nur rumsitzt und auf sie wartet, als sei das ein Naturgesetz.
Wenn man sich auf eine Mission vorbereitet, sind es die kleinen Dinge, die zählen. Schusswaffen sind toll, aber so manche Operation wird eher durch einen Satz neuer Batterien gerettet als durch eine Pistole. Soweit möglich wissen Agenten immer gerne, in was sie sich begeben. Wenn man sich ohne Anweisung auf den Weg macht, kann man sich weder vorbereiten noch trainieren. Man kann nichts weiter machen als abwarten.
Agenten kommen aus allen Schichten. Jeder ist anders, aber eine Eigenschaft verbindet den kaltgestellten Spion mit der ebenso reizbaren wie reizvollen Sprengstoffexpertin und dem trinkfesten Ex-Soldaten, Pünktlichkeit. Wer rechtzeitig erscheint, ist eine viertel Stunde zu spät. Agent zu sein heißt vor allem warten zu können. Zu jedem Termin muss man früher kommen, um sicher zu gehen, dass man nicht verfolgt wurde, dass der Treffpunkt sicher ist. Man muss ganz genau studieren, wie gut die Gegenseite vorbereitet ist. Das ist solides Handwerk, aber auch so als würde man 24 Stunden am Tag beim Zahnarzt im Wartezimmer hocken. Man liest Zeitschriften, trinkt Kaffee und von Zeit zu Zeit versucht jemand einen umzubringen. Egal ob man einen Klienten beschützt oder ein elektronisches Abhörgerät überwacht, man muss sich in Geduld üben. Reale Agenten geraten nicht häufig in Autoverfolgungsjagten oder in Schießereien. Meistens geht es ums Abwarten. Nicht gerade sehr aufregend, aber man muss warten und wachsam bleiben, denn der Job kann in jedem Augenblick entschieden zu aufregend werden. Dementsprechend verbringt man sehr viel Zeit mit sich allein. Ob man nun in einem indonesischen Gefängnis sitzt, in einer Höhle in Afghanistan oder auch in der Ladefläche eines LKW´s, man wird dazu ausgebildet, das Beste daraus zu machen, den nächsten Schritt zu planen, sich das Gelernte in Erinnerung zu rufen, aber wenn man 30 mal seine Waffe gereinigt hat, und die Vergangenheitsform sämtlicher Verben in 5 Sprachen wiederholt hat, will man endlich etwas tun. Das Warten ist eines der schwierigsten Aufgaben bei verdeckten Organisationen, aber man gewöhnt sich daran, in ungemütliche Situationen zu kommen. Ein Verhör in einem ausländischen Gefängnis, ein Kampf gegen Guerilla-Truppen mitten im Dschungel oder in einer Anzughose 5 km nach Casablanca zu schwimmen. Das gehört zum Job dazu. Schwieriger ist es sich in eine Situation zu begeben, über die man nichts weiß. Nur weil man erschöpft und orientierungslos ist, heißt das nicht, dass man nicht auf der Hut sein muss. Eine Gefahr ist nicht immer sehr offensichtlich. Sie kann sehr subtil sein, wie der Blick eines freundlich wirkenden Touristen oder einem Auto, das unvermittelt langsamer wird, oder einem Polizisten, der ganz plötzlich ein viel zu großes Interesse an einem entwickelt.
Regeln
Eine Grundregel für Agenten lautet, die Drecksarbeit von Anderen verrichten zu lassen. Soll der doch den Mord begehen. Das ist eine ausgezeichnete Taktik, solange man nicht selbst dieser Andere ist. Die Regeln der Spionage zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Eine Welt, in der die Guten so aussehen als wären sie die Bösen und in der ein Unrecht ein anderes aufhebt. Als Agent muss man sich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass Menschen aus guten Gründen schlechte Dinge tun und aus schlechten Gründen gute Dinge. Man tut eben was man kann. In der Welt der Spionage gibt es nicht viele Regeln, allerdings einige wenige Übereinkünfte, an die sich die meisten verdeckten Organisationen halten. Unwichtige Agenten werden ausgetauscht, nicht angeklagt, man erschießt keine ausländischen Spione, wenn es sich vermeiden lässt und man hält sich fern von Botschaften und Konsulaten, allerdings sind das mehr oder minder unverbindliche Richtlinien, deren Durchsetzung aufgrund der ungünstigen Beweisbedingungen nicht möglich ist.
Ob man es mit der Präsidentengarde in Weißrussland, dem russischen Geheimdienst oder der Polizei von Düsseldorfzu tun hat, der Ablauf ist im Grunde immer derselbe. Man darf kein belastendes Beweismaterial im Haus haben, muss sein Alibi vorweisen können und man muss immer auf einen Überraschungsbesuch gefasst sein. Nicht von ungefähr versuchen Agenten sich bei der Arbeit ans Tempolimit zu halten. In bestimmten Situationen kann schon ein einfaches Protokoll über Leben und Tod entscheiden, auch für den Verkehrspolizisten, der nur seine Arbeit macht.
Es gehört dazu, abzuschätzen wie sicher es ist, dass ein Plan Erfolg haben könnte. Sollte es nach einer Selbstmordmission aussehen, bricht man ab. Natürlich spielt das nur eine Rolle, wenn es einen kümmert, ob man lebt oder stirbt, denn bei jeder Operation ist es besonders wichtig, die Kollateralschäden abzuschätzen. Vor allem wenn man ganz alleine einen Einsatz abwickelt, muss man auch ganz alleine entscheiden, ob man eine Aktion durchführt, durch die Unschuldige zu Schaden kommen und abwägen, welche Konsequenzen es hat, wenn man nichts tut, und wenn man diesen Schritt geht, ganz egal was für Gründe man hat, was der Preis ist und was der Nutzen, eines weiß man, man hat etwas schreckliches getan, und wenn man es getan hat, kann man nur noch die Operation durchziehen und wissen, dass man das Leid wieder gutmachen und den Schaden wieder reparieren muss, den man anrichtet, auch wenn man bei dem Versuch sterben kann.
Im Spiel
Agenten verbringen viel Zeit damit, Operationen aus jedem erdenklichen Blickwinkel zu betrachten, und das macht die Sache mitunter etwas kompliziert. Manchmal wählt man besser den einfachen Weg. Will ein Drogendealer z.B. reich werden, gibt es keine bessere Methode als ihm ein gutes Geschäft anzubieten. Es hat seinen Grund, weshalb die Welt der verdeckten Organisationen als Spiegelkabinett bezeichnet wird. Man weiß nie, ob man selbst an den Strippen zieht oder gezogen wird, aber wenn man das lange genug macht, lernt man seinem Instinkt zu trauen. Nicht immer treffen Agenten ihre Entscheidungen aufgrund ihrer Erfahrung oder nach sorgfältiger Abwägung ihrer Erfolgsaussichten. Manchmal folgt man einfach seinem Gespür, auch wenn das bedeutet, dass man sein Schicksal in die Hände einer fremden Person legt. Im Einsatz sind es aber auch oft die menschlichen Instinkte, die eine Operation gefährden. Anderen zu helfen ist toll, aber manchmal werden genau aus diesen Impulsen heraus Menschen getötet. Manchmal ist es besser einen Menschen eine Weile lang bluten zu lassen.
Ein guter Agent glaubt nicht an Zufälle. Es stimmt, dass Imbissstände hin und wieder Feuer fangen. Manchmal auch gerade dann, wenn man nach einem gewalttätigen Straftäter sucht, aber sehr wahrscheinlich ist es nicht. Daher erfordert eine hochriskante Geheimoperation Konzentration. Ob man im Auto sitzt, oder die Observierung vom Pool aus durchführt, man muss 100%ig bei der Sache sein, denn das kleinste Detail entscheidet darüber, ob die Mission ein voller Erfolg wird oder ein völliges Debakel. Durch den Adrenalinrausch in einer sehr stressigen Situation neigt man dazu, Details zu übersehen, aber es kommt gerade auf die kleinen Dinge an. Unter gewissen Umständen erhöht Stress aber auch die Wachsamkeit. Jedes Detail wird wahrgenommen, die eigene Wahrnehmung ist geschärft, was es einem einfacher macht, potentielle Gefahren zu erkennen. Doch leider kann der Stress es einem auch schwerer machen zu erkennen, wann eine Gefahr echt und wann es bloß reine Einbildung ist. Es kann dazu führen, dass man paranoid wird und anfängt Dinge zu sehen, die man sehen will. Es gibt einen schmalen Grat zwischen Sorge um die eigene Sicherheit und Paranoia.
Ein Agent muss in den Kopf seines Gegners blicken, sein Verhalten einschätzen und es gegen ihn verwenden. Wenn man lange genug mit verdeckten Organisationen zusammenarbeitet, kann man ganz gut menschliche Verhaltensweisen vorausahnen, aber manchmal überraschen die Menschen einen doch. Menschliches Verhalten ist ungefähr so vorhersehbar wie das Wetter. Selbst der abgebrüteste Verbrecher kann im ungünstigsten Augenblick seinen Edelmut entdecken. Wenn dies passiert, muss man sich selbst auch überraschen. In jeder Branche gibt es schließlich Berufsrisiken. Fleischer schneiden sich, Anstreicher fallen von der Leiter und Agenten müssen manchmal einen ihrer eigenen Leute umbringen. Berufsrisiken abzuwägen ist eine heikle Sache. Flugdaten zurückzuhalten kann eine Gefahr für das eigenen Leben sein, aber wenn man das Leben von 1.000den Unschuldigen gefährdet, nur um das eigene Leben zu retten, möchte man sowieso nicht weiterleben.
Insgesamt braucht man Selbstvertrauen und eine zupackende Haltung, um im Einsatz zu bestehen. Hat man aber nicht die dazugehörige körperliche Kraft, kann einen diese Einstellung leicht das Leben kosten.
Krisen
Für jede Geheimoperation gilt, je mehr man sich auf sein Ziel konzentriert, desto mehr Kollateralschäden können entstehen. Wenn man sich 100e von Meilen um ein Problem kümmert, ist nicht ausgeschlossen, dass vor der eigenen Haustür auch eines auftaucht.
Das Leben eines Agenten besteht zum großen Teil aus Vorbereitungen, Sprachen lernen, Ziele auskundschaften und Waffentraining. Das tut man, damit man bereit ist, wenn der entscheidende Augenblick kommt, aber es gibt Augenblicke, menschliche Augenblicke, auf die einen kein Training vorbereiten kann. Wenn man mitten in einer Operation steckt, darf man sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen. Es geht allein um die Durchführung der Planung. Wut ist da fehl am Platz. Obwohl man es nicht immer vermeiden kann, ein bisschen wütend zu werden. Also lernt man schon am ersten Tag der Ausbildung, sich nie emotional in eine Operation verwickeln zu lassen, aber manchmal passiert es trotzdem und man kann nichts dagegen tun. Man verbringt sehr viel Zeit im Umfeld von Psychopaten und Kriminellen. Doch der Umgang mit ihren Opfern kann mitunter viel gefährlicher sein. Wer sich von Gefühlen überwältigen lässt, gefährdet die ganze Operation. Wenn man emotional auf etwas reagiert, selbst wenn es nur die Handfeuerwaffe der Ex-Freundin ist, ist man abgelenkt, und sich ablenken zu lassen kann sehr gefährlich sein. Dementsprechend hat es seine Gründe, weshalb Agenten sehr distanziert sind. Man lernt Situationen zu meiden, die einem zu nahe gehen. Wenn man selbst eine schlimme Kindheit hatte, macht einen z.B. ein Vater, der sein Kind misshandelt, wütend. Das kann motivierend sein, aber auch gefährlich werden. Auch für einen Agenten ist Rache süß, aber ihm selten vergönnt, weil die Mission immer Vorrang vor den persönlichen Bedürfnissen hat. Wenn es aber der Mission dient, einen Betrüger dazu zu bringen all das abzufackeln, was er sich sein ganzes Leben lang erschwindelt hat, darf man beim Anblick der Flammen schon klammheimlich Freude empfinden.
Ein Agent ist darauf getrimmt auf ein breites Spektrum an Fremdeinwirkung zu reagieren, Kampf, Verfolgung, Verhör, sogar Folter. Die Ausbildung soll einem so viele Situationen wie möglich nahe bringen, damit man dann im Real-Fall richtig darauf reagieren kann. Es gibt allerdings auch Situationen, auf die einen niemand richtig vorbereiten kann. Keinerlei Erfahrung oder Training kann einem helfen. Man ist zwar geschult im Umgang mit schlimmen Ereignissen, man lernt zu trennen zwischen seinen Gefühlen und der Notwendigkeit zu handeln, aber manchmal sind die Umstände so extrem, dass eine Trennung nicht mehr möglich ist. Dann reagiert selbst ein erfahrener Agent genau wie jeder andere, mit Entsetzen, Ungläubigkeit und Schockstarre. Als Agent hat man die Aufgabe, die Mission unter allen Umständen zu beenden. Irgendwann gelangt man aber an einen bestimmten Punkt, an dem das einfach nicht mehr möglich ist, und man an einem bestimmten Punkt angelangt ist, wo es so nicht weitergeht. Man ist es zwar gewohnt Feinde zu haben. Das gehört zum Beruf, aber man rechnet nie damit in der Heimat gehasst zu werden. Gilt man im eigenen Land als Verräter, ändert sich alles. Verbündete werden Feinde und am meisten wird man von denjenigen gejagt, mit denen man mal Seite an Seite gekämpft hat.
Aber das Schlimmste für einen Agenten ist es ausgetrickst zu werden, zu wissen, dass jemand an deinen Strippen zieht. (siehe Krisenmanagement)
Finale
Eines der gefährlichsten Momente im Krieg ist der Beginn der Friedensverhandlungen. Bis sich beide Seiten auf die Bedingungen geeinigt haben, sitzt man auf einem Pulverfass, und man weiß, dass die Verhandlungen nicht gut verlaufen werden, wenn jemand sich nicht einmal mit den eigenen Leuten einigen kann. Der schwierigste Teil einer Operation ist der, an dem alle Fäden zusammenlaufen. Man weiß nie, ob einem jemand auf die Schulter klopft, oder eine Kugel in den Kopf jagt. Natürlich muss man weiter so tun, als wäre alles in Ordnung. Auch am Ende einer Operation darf die Wachsamkeit nicht nachlassen Wenn man eine Zeit lang mit Agenten zusammenarbeitet, lernt man vorsichtig zu sein. Gerade wenn es danach aussieht, als würde man bekommen was man will. Wenn man die Zielperson gefunden hat, ihr Vertrauen gewonnen und den Deal gemacht hat, will man es natürlich entspannter angehen. Gerade dann muss man äußerst vorsichtig sein. Bei einer verdeckten Operation ist es auch sehr wichtig, mit seinen Wünschen sehr vorsichtig zu sein. Die Information für die man so hart kämpft, könnte genau das sein, was man sich gewünscht hat, oder sie macht einem das Leben noch ein wenig komplizierter.
Entscheidend bei der Arbeit als Agent ist es, sie bis zum Ende zu verfolgen. Der allerbeste Plan kann immer noch schief gehen. Ein Ball ist erst dann im Tor, wenn er im Tor ist. Mit die gefährlichste Zeit sind die Stunden unmittelbar nach einem Job. Man wird unaufmerksam. Das ist ein guter Zeitpunkt für einen Angriff deiner Feinde und in manchen Fällen, auch deiner Freunde.
Wenn keine Kugeln mehr fliegen und die Mission beendet ist, beginnt der langweilige Teil im Leben eines Agenten, die Nachbesprechung. Langweilige Sitzungen, in denen die Strategien analysiert werden, die Fakten der Operation besprochen werden und in den Lagebericht aufgenommen werden. Nicht das unterhaltsamste Programm für einen Sonntagnachmittag, wenn nicht etwas unerwartetes geschieht, das die Sache spannender macht. Wenn etwa etwas schief geht, ein Skandal, eine fehlgeschlagene Operation oder eine Sicherheitsverletzung, dann werden in der Nachbesprechung die Fakten sortiert. Wenn diese Fakten Karrieren oder Einrichtungen bedrohen, geht niemand ein Risiko ein. Man wird eingesperrt, bis der komplette Prozess vorbei ist. Alles was man tun kann ist seine Seite von der Geschichte zu erzählen und auf das beste hoffen, und zu wissen, dass egal was man tut, sein Schicksal in den Händen von jemand anderem liegt. In vielfältiger Weise ist es leichter, während eines Gefechts zu funktionieren als danach. In einem Kampf gibt es immer was zu tun, etwas worauf man sich konzentrieren kann. Wenn man sich später mit den Folgen befasst, ist warten und bangen das einzige, was man machen kann. Jede offizielle Mission ist dann beendet, wenn der Vorgesetzte sie beendet. Die Dokumente verschwinden in einem Tresor im Keller und das war es. Wenn die Ermittlungen das eigene Leben betreffen, fällt es schwer, sich zu verabschieden. Auch eine 10-mal gelesene Akte kann immer noch ein Geheimnis enthalten. Um ein Projekt bis zum Ende durchzuziehen, braucht man ein gewisses Maß an Besessenheit. Das Problem ist, dass man sie nicht einfach abstellen kann. So tut man Dinge, die niemand versteht, z.B. einer Operation nachhängen, die längst vorbei ist, oder man versucht einen Wagen zu reparieren, den man schon vor Jahren hätte verschrotten sollen.
Als Agent gewöhnt man sich daran, dass jede gelungene Mission einen Preis fordert. Manchmal sind es verlorene Leben, manchmal sind es zerstörte Städte oder eine Zukunft wurde zerstört. Dann gibt es aber noch Verluste, die etwas persönlicher sind. Sie sind weniger auffällig, schmerzen aber genau so sehr.
Als Agent kommt man oft mit Bürokratie in Berührung. Wenn man eine Waffe braucht, einen Analytiker für ein Verhörprotokoll oder eine Evakuierung aus einem feindlichen Gebiet, kann ein Bürokrat dein bester Freund sein, aber wenn man eine einfache Antwort auf eine direkte Frage will, kann derselbe Bürokrat dein schlimmster Feind werden. Manchmal scheint einem eine Kugel in den Kopf angenehmer als ein langsamer Tod durch Ertrinken in der Bürokratie. Bürokraten wollen respektiert werden. Östlich des Balkans bedeutet das, Bestechung. Im Westen geht es mehr darum zu zeigen, wer die Zügel in der Hand hält.
Je länger man in diesem Spiel mitmacht, desto mehr muss man darauf achten einen Gegner nicht zu unterschätzen. Glaubt man z.B. Bürokraten wären es nicht wert, dass man ihnen Beachtung schenkt, dann ist er perfekt dafür geeignet um einen umzubringen. Man kann unmöglich jede Gefahr vorausahnen. Man braucht einen Notfallplan für den Fall, dass etwas schiefläuft. Deshalb ist der Heimvorteil so wichtig.
Im Allgemeinen haben Agenten nicht gerne mit der Polizei zu tun. Verdeckte Operationen sind schon von Natur aus illegal. Wenn sie legal wären, wären sie nicht verdeckt. Die Polizei kann aber doch ganz nützlich sein, wenn man sich gegen Leute absichern muss, die auch auf einen schießen könnten. Will man dass die Polizei schnellstmöglich reagiert, dann ruft man schon vorher an. Wenn man ein paar größere Straftaten im Umkreis von 6 Straßen gemeldet hat, kann man sicher sein, dass jemand auftauchen wird, wenn man ihn braucht. Ich flüchte nicht gerne vor der Polizei, aber es hat seine Vorteile. Man wirkt gegenüber einem Verbrecher glaubwürdiger, wenn man vom Tatort flieht.
Unter Polizisten gilt die Befehlskette als heilig. Tut man so, als hätte man das Kommando, wird ein Neuling es kaum wagen dies anzuzweifeln. Dementsprechend führt eine Karriere im Gesetzesvollzug zu einer eher zynischen Weltanschauung. Agenten verbringen ihr Leben damit Lügen zu erzählen, und Polizisten damit, sich Lügen anzuhören.
Die wenigsten Leute denken, dass die Küstenwache sonderlich gut bewaffnet ist. Die meisten Leute liegen falsch. Ein Patrouillenschiff der Küstenwache ist mit 2 Kaliber-50-Maschinengewehren und einer 25-mm-Kanone bestückt. Das heißt, es kann jedes beliebige Linienschiff ausschalten.
Es gibt 2 Arten von Regierungsagenten. Die, die nach etwas suchen und die, die einem das Leben schwer machen wollen. Regierungsagenten müssen sich an die Gesetze halten, aber in diesem Rahmen können sie einem die größten Schwierigkeiten bereiten. Ob in der Einsatzzentrale in Berlin oder einem Hotelzimmer im Düsseldorfer Medienhafen, alle BND-Ermittlungen laufen gleich ab. Weil die Analysten direkten Zugriff auf die Daten der Bundes- und örtlichen Polizei haben, haben sie alle Informationen auf ihrem Laptop. Was ihnen fehlt ist eine magische Taste, die eine heiße Spur von einer Sackgasse unterscheidet. Stattdessen muss man sich die Hacken wundlaufen, den Monitor im Auge behalten und unendlich viel Kaffee trinken.
Hat man es mit einem ausgebildeten Agenten zu tun, muss man davon ausgehen, dass er so gut ist wie man selbst. Wenn man es selbst schafft, nach ein paar Stunden seine Fesseln zu durchtrennen, dann ist er vermutlich auch schon auf die Idee gekommen. Wenn man für die Regierung gearbeitet hat, weiß man, dass das ein Spiel mit ganz eigenen Regeln ist. Mit einem ausgebildeten Regierungsagenten ist es so, als würde man mit einem Meister Schach spielen. Mit einem Kriminellen ist es, als würde man mit einem 3jährigen Mühle spielen. Die ändern dauernd die Regeln. Will man das Regierungsleute für einen arbeiten, muss man wissen, wie dieses Spiel läuft. Es kann sein, dass ein Verfassungsschutzagent einen hasst, aber wenn er durch die Zusammenarbeit mit einem einen Auftrag loswird, den er noch mehr hasst, hat man einen Partner. Als Agent hat man häufig mit Spionen zu tun, die Undercover arbeiten, manchmal offiziell, weil ihre Identität geheim bleiben muss, manchmal inoffiziell, weil sie das Land verraten, dass sie geschworen haben zu beschützen. Doch sie nehmen alle große Mühen auf sich, um ihr normales Leben von ihrem Geheimlebeben zu trennen, und deshalb gibt es nichts Beunruhigenderes, als wenn eines ihrer Geheimnisse zur falschen Zeit am falschen Ort auftaucht. Für jemanden, der mal beim Geheimdienst gearbeitet hat, gibt es nichts Schlimmeres als mit einem Geist in Kontakt zu kommen. Mit einem Feind, den man kennt, kann man umgehen, aber mit einem, den man nicht kennt… Es könnte sich um einen Konkurrenten handeln, der alles über die eigene Operation weiß, oder auch die Polizei, die kurz davor steht, einen zu verhaften. Es könnte auch ein ausländischer Agent sein, der einen in eine Spionageangelegenheit mit reinziehen will. Da bleibt nur noch die Flucht. Niemand ist mehr besorgt um die eigene Sicherheit als ein freiberuflicher Spion. Arbeitet man für keine Behörde und genießt nicht den Schutz einer Regierung, muss man annehmen, dass jeder ein Feind sein kann. Ein vorsichtiger Agent wird sich ein Sicherheitssystem auf dem Level einer Militärbasis zulegen. Fahrzeuge werden nach Sprengstoff abgesucht, und natürlich schafft es nichts, was eine Kugel oder ein Signal absenden kann, auf das Grundstück. Unterm Strich: Schafft man es hinein, ist man mit nichts als einem warmen Lächeln bewaffnet.
Für einen Spion ist die Sicherheitsfreigabe für streng geheime Verschlusssachen erst der Anfang. Die höchste Sicherheitsfreigabe SCI bekommen nur Personen, die als besonders vertrauenswürdig eingestuft werden, und das bedeutet, geringere Einschränkungen, eine marginale Beaufsichtigung und eine geradezu erschreckende Möglichkeit schwere Schäden anzurichten.
Viele Leute glauben, das Wort Kommandosoldat bedeutet Superheld oder zumindest etwas ganz ähnliches. Für den Normalbürger sind diese Typen die ultimativen Elitesoldaten, die jedes Problem lösen, aber in Wahrheit ist ein Kommandosoldat nur jemand, der gelernt hat, unter speziellen Umständen zu kämpfen. Ihn schickt man, wenn die Bösen in Überzahl sind, wenn man nur noch durch einen Überraschungsangriff ans Ziel kommen kann. Wenn es funktioniert, wirkt ein Kommandosoldat unbesiegbar und das steht dann in der Zeitung. Wenn es nicht funktioniert, ist ein Kommandosoldat genau so tot wie jeder andere auch. Der Überraschungsangriff erfolgt häufig aus dem Wasser heraus. Marine-KSK-Soldaten lernen es 5 min lang unter Wasser die Luft anzuhalten, und selbst als Ex-Marine-KSK-Soldat hat man das hoffentlich noch drauf. Aber es gibt nur einen Weg das herauszufinden. Sie benutzen ihre Fähigkeiten im Wasser, um die Oberhand in Kämpfen zu gewinnen. Bekommt der Gegner Panik, hält der Soldat seinen Atem an, bis der Gegner keine Luft mehr hat. Also ist der beste Weg ihn im Wasser zu bekämpfen, indem man um jeden Preis versucht, so ruhig zu sein, wie er es ist. Lass ihn denken, er habe gewonnen und schlage dann zu.
Jedes Land spezialisiert seine Eliteeinheiten auf geringfügig unterschiedliche Taktiken. Die Chinesen lernen beidhändig zu schießen, die deutsche DSO bringt ihren Männern bei, sich von einem Hubschrauber abzuseilen und jedes russische Spedsnaz-Team ist darauf geschult, gesicherte Stellungen zu belagern, indem es sie umstellt, vorrückt und den Angriff synchronisiert. Dadurch ist es schwierig zu fliehen, aber sie sind auch berechenbar. Ein koordinierter Angriff hat seine Vorteile, maximale Truppenstärke, das Überraschungselement, aber es gibt auch Nachteile. Wenn sie alle gleichzeitig das Gebäude stürmen, sind sie darin eingesperrt, bevor sie erkennen, dass die Zielperson weg ist. Sie zu entwaffnen ist oft blutig und unschön. Manchmal ist es einfacher zu lächeln und bitte zu sagen.
Letzten Endes landen die Informationen, die man sich als Agent besorgt, in den Händen eines Politikers. Agenten und Politiker kommen meistens nicht allzu gut miteinander aus. Politiker betrachten Agenten als überlebenswichtig für das nationale Interesse, bis zu dem Moment, an dem sie leugnen, ihnen jemals begegnet zu sein und sie fallen lassen. Dementsprechend ist die Beziehung zwischen ihnen nie einfach, aber sie brauchen einander. Für sich allein sind Geheimnisse nur Wörter. Sie haben nur so viel Macht, wie die Person, die sie benutzt.
Wenn man genug Zeit an internationalen Brennpunkten verbringt, lernt man, dass die schlimmsten Monster einfach nur verwöhnte, reiche Gören sind. Massenmörder gibt es in allen möglichen Varianten, aber sie trinken meistens dieselbe Champagnersorte. Hat man es mit solchen mordlustigen Figuren aus der 3. Welt zu tun, trieft es oft vor Selbstmitleid. Was für ein Mensch foltert seine politischen Feinde zu Tode? Doch nur jemand, der sich selbst so Leid tut, das er glaubt, er habe das Recht alles zu tun. Mörder sind im Grunde jammernde Versager. Allerdings macht sie das nicht weniger gefährlich.
Fanatiker brauchen ein Publikum mehr als alles andere. Im Grunde glauben sie, sie hätten den Auftrag der Welt etwas zu lehren. Hat man es mit einem Fanatiker zu tun, muss man so tun, als sei man ein guter Schüler.
Zwanghafte Glücksspieler haben sehr viel Übung darin, die Bluffs anderer zu beobachten. Deshalb erkennen sie meistens, wenn sich das Gegenüber verrät. Dumm ist nur, wenn sie sich irren. Das könnte dann teuer werden.
Trickbetrüger und Spione haben eines gemeinsam, sie sind professionelle Lügner. Trickbetrüger tun es fürs Geld, Spione für ihr Land, aber im Grunde ist es dasselbe. Sie führen Aktionen durch, sie halten sich an Sicherheitsmaßnahmen, sie rekrutieren Mitarbeiter und erteilen Befehle.
Wenn man es mit einem krankhaften Lügner zu tun hat, sollte man nicht nach Anzeichen für ein schlechtes Gewissen suchen. Echte Betrüger genießen ihre Lügen. Sie können einem direkt in die Augen sehen und auf Kommando auch ein paar Tränen vergießen. Wenn man also wissen will, wann sie lügen, muss man auf das leichte Lächeln achten, was immer dann kommt, wenn sie einen Raum voller Menschen betrügen. Betrüger müssen wie Drogendealer, Zuhälter oder Hunde ihr Revier verteildigen. Sie dürfen einfach nicht zulassen, dass sich jemand neues breitmacht, sonst gibt es Probleme. So wie ein Unternehmen einen Anwalt hat, der sich um deren Rechte kümmert, hat ein Betrüger meist einen Mann fürs Grobe, der sich um die ungeliebte Konkurrenz kümmert.
Wenn man es auf einen Agenten abgesehen hat, schickt man einen anderen Agenten. Das gleiche gilt für Trickbetrüger. Um einen zu schnappen, muss man ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen, besser lügen als er. Sich einem Betrüger zu nähern, ist niemals einfach. Einen aus dem Nichts auftauchenden Fremden hält er entweder für einen Polizisten oder für jemanden, den er einmal übers Ohr gehauen hat. So oder so muss man sich auf eine Rennerei einstellen, aber mit der richtigen Unterstützung lässt sich die Rennerei etwas kultivierter gestalten. Statt auf Tempo oder Ausdauer zu setzen, braucht man nur ein kleines Ablenkungsmanöver und Timing.
Kriminelle Hacker sind eine besondere Spezies. Mit ihren Fähigkeiten könnten sie tolle Jobs bekommen, aber sie stehlen lieber. Ihre Intelligenz benutzen sie nur um zu dominieren. Es stellt eine echte Herausforderung dar, sich eine überzeugende Tarnidentität auszudenken. Sie wollen niemanden auf Augenhöhe. Sie wollen einen Looser, den sie verspotten können, also bekommen sie genau das.
Erfolgreiche Kokainschmuggler verarbeiten, verpacken und vertreiben ihr Produkt, ohne dass auch nur ein einziges Gramm verloren geht. Sie stützen sich auf gut ausgebildete Wachen, strikte Kontrollen und Arbeitskräfte, die nichts in ihrer Kleidung verstecken können. Was die Sicherheit der Drogen gewährleistet, eignet sich praktischerweise auch zur Unterbringung von Gefangenen. Eines der größten Probleme eines Rauschgifthändlers ist der Drogenspürhund. Sein Geruchssinn kann bis zu 10.000mal empfindlicher sein als der eines Menschen, weshalb man eine Geruchsmarkierung vornehmen muss. In Kolumbien verwendet man Kaffee, in Panama häufig den Fang des Tages.
Die Polizei hält Autos an, um betrunkene Fahrer zu erwischen. Dealer tun es um Personen zu erwischen, die nicht in ihr Viertel gehören. Für einen Agenten ist ein kleiner Drogendealer der beste Kontakt in die Unterwelt. Sein Beruf bedingt, dass er über seine Rivalen informiert ist, ihre Kontakte bei der Polizei und alle bösen Jungs, die in seiner Gegend unterwegs sind, kennt.
Zuhälter wollen eine Show machen, egal ob aalglatt oder schmierig, auffallen wollen sie alle.
Überall wo gespielt wird, tummeln sich auch Kredithaie, immer auf der Jagd nach Spielern, die schnelles Geld zu einem beschissenen Kurs brauchen. Solange sich die Haie nicht bekriegen, stehen sie ganz oben auf der Nahrungskette.
Wenn ein Schläger einen in Ruhe lassen soll, muss man ihm nur zeigen, dass man keine Angst vor ihm hat. Manche Schläger haben aber Freunde mit einer 3-47er Magnum. Da ändert man seine Taktik.
Waffenhändler haben immer Schießpulver bei sich rumstehen, um Patronen auf Wunsch herzustellen. Aber Schießpulver muss man nicht unbedingt in eine Patrone stecken. Auch Mündungsfeuer bringt es zur Explosion, sodass jeder, der auch nur ein wenig Grips besitzt, seine Waffe wegsteckt, wenn es im Zimmer rumfliegt.
Es gibt wenige Jobs, bei denen Hausbesuche noch an der Tagesordnung sind. Einer davon ist Vertreter für Schwarzmarkttechnologie. Wer große Geldsummen für illegale Komponenten von Waffensystemen hinblättert, erwartet einen umfassenden Service, und wenn der Kunde gerne Probleme mit einer Kugel in den Kopf löst, ist es eine gute Idee sich persönlich blicken zu lassen. Jeder in der Branche weiß, dass das Kennzeichen eines Profis der Knalleffekt ist. Man braucht einen Zünder an dem Zeug, das man verkauft, für den Fall, dass der Deal schief läuft.
Bei illegalen Waffengeschäften werden zig 1.000.000€ umgesetzt. Ein Waffenhändler, der gut im Geschäft ist, kann leicht ein Luxusleben führen, aber wenn man sein Leben lang damit verbracht hat, den Strafverfolgungsbehörden so einiger Länder aus dem Weg zu gehen und sich Todfeinde zu machen, versteckt man sich besser in einem Zelt im Dschungel als in einer Villa am Meer.
Raubüberfälle sind wie Partys. Das blöde daran ist, dass man hinterher sauber machen muss. Man muss dableiben und alle Spuren beseitigen. Dieses Saubermachen geht natürlich nicht so von Statten, wie man es von Partys gewöhnt ist.
Oft erkennt man, wenn ein Team vorhat, jemanden umzubringen. Das hat etwas mit dem Fahrstil zu tun. Immer unterhalb des Tempolimits und vorsichtig an den Stoppschildern und mit der Art, wie sie sich bewegen, äußerst wachsam, eine entschlossene Mundpartie. Wenn man das oft genug gesehen hat, braucht man keine weiteren Hinweise, wie etwa den Wagen einer Zielperson in der Auffahrt. Mit einem Auftragskiller ist es wie mit einem Klempner, einem Zahnarzt oder einem Mechaniker. Jeder sucht einen, der richtig gut ist.
Ein Problem mit modernen Verbrecherbanden ist, dass ihre Operationen breit gefächert sind. Man hofft, dass hinter einem Hitzeschild eine Menschenschmuggleroperation zu entdecken ist, dabei sollten Strahlen von Computern für die Softwarepiraterie verborgen werden.
Für eine bestimmte Art von Kriminellen erfüllt das Feiern von wilden Partys eine wichtige verwaltungstechnische Funktion. Man kann seine Angestellten während ihrer Freizeit im Auge behalten und sie zwingen ihr Geld auszugeben, damit sie bald wieder ein Ding drehen müssen. Wie Führungskräfte in jeder anderen Branche müssen auch Gangstar-Bosse am laufenden Band irgendwelche Leute empfangen. Wer lange genug wartet und um einen Termin bittet, landet auf der Besucherliste. Nur sollte man nicht damit rechnen, dass das Empfangspersonal einem Kaffee anbietet. Aus Kosten und Haftungsgründen beauftragen Unternehmen häufig unabhängige Dienstleister. Syndikate verfahren genau so, und zwar aus ähnlichen Gründen. Jemand der kurzfristig zum Team stößt, erwartet einen geringeren Teil der Beute, und wenn er den Plan nicht kennt, kann er nicht zur Polizei gehen. Wenn man einen Freund für einen Job empfiehlt, ist man dran, wenn die Sache nicht hinhaut. Im Einzelhandel wird man für eine schlechte Empfehlung gefeuert, bei einem bewaffneten Raubüberfall wird man umgebracht, wenn die Empfehlung nichts taugt. Man muss also darauf hoffen, dass der neue weiß, was er tut. Genau wie Terroristen neigen auch Mitglieder einer Verbrecherbande dazu, sehr vorsichtig zu sein, was die Leute angeht, mit denen sie zusammenarbeiten. Sie beobachten einen, wenn man isst, wenn man auf Toilette muss und zwingen einen, hinter Schloss und Riegel zu schlafen. Doch Verbrecher brauchen qualifizierte Arbeitskräfte, so wie andere Unternehmen auch. Neuen Mitarbeitern dürfen sie natürlich nicht zu viele Informationen mitgeben, aber ein echtes Talent dürfen sie sich auch nicht entgehen lassen. Das Konzept, nur Informationen zu teilen, die die Spione wirklich brauchen, wird nicht nur von Geheimdiensten benutzt. Terroristen benutzen es aus demselben Grund. Das macht das Infiltrieren einer terroristischen Organisation zu einer Herausforderung, weil das bedeutet, dass man nicht genau weiß, von was man ein Teil ist, bis es zu spät ist, um etwas dagegen zu unternehmen. Insgesamt folgt daraus auch, dass eines der größten Probleme bei einer kriminellen Verschwörung ist, dass man es nie schaffen wird, seinen Kollegen vollständig zu vertrauen. Wenn man mit jemanden einen Diebstahl begeht, weiß dieser, dass man ein Dieb ist. Begeht man mit jemanden einen Mord, weiß dieser, dass man ein Mörder ist. Alles eine Frage der Herangehensweise. Folglich ist eines der probatesten Mittel eines Agenten den Bösen zu beschuldigen, einer der Guten zu sein. Aus demselben Grund fürchtet sich ein Agent auch vor dem Tag, an dem er versehentlich einen Guten bezichtigt ein Guter zu sein. Ein Drogenkartell ist ein Unternehmen. Wenn man einen Zeugen ermorden muss, um einen geschätzten Mitarbeiter vor dem Gefängnis zu bewahren, damit man auch weiterhin viel Geld scheffeln kann, dann wird das gemacht. Wenn es aber den Anschein hat, dass dieser Mitarbeiter beim Verfassungsschutz aussagt, lassen sie den Zeugen in Ruhe und regeln das Problem anders. Die Komplizen deines Widersachers lassen ihre Version von Gerechtigkeit schneller walten als jede Vollzugsbehörde, und sind dabei nicht zimperlich. Drogenkartelle haben ihre eigene interne Justiz, ohne Gerichte, ohne Anwälte, ohne Beweisfindung, ohne begründeten Zweifel. Wenn sie glauben, dass man ein Verräter ist, bringen sie einen vorsichtshalber erst einmal um.
Wenn man eine Verbrecherorganisation verärgert, kann man dabei draufgehen. Wenn sie dich nicht umbringen, haben sie etwas mit dir vor. Wenn man etwa einer Verbrecherorganisation droht, macht sie 1 von 2 Sachen. Entweder sie schicken einen, der mit einem verhandeln soll, oder sie schicken einen, der einen umbringen soll. Ein bisschen also, kann man sich auf die Begegnung einstellen. Wenn eine kriminelle Organisation erstmal ein Todesurteil über einen verhängt, ist, sobald der Befehl dazu gegeben wurde, die ganze Bande hinter einem her. Es geht nicht um eine Person, sondern um die Ehre der Gruppe, und wenn es um die Ehre geht, wird es meistens blutig.
In wohlhabenden Außenbezirken sind Nachbarschaftswachen meistens nur eine nette Idee. In den Ghettos aber, erlebt man sie in voller Aktion. Allerdings sind sie nicht als Schutz gegen das Verbrechen eingerichtet, sondern zum Schutz vor der Polizei. So wie die Cops Hunde haben, die die Drogen erschnüffeln, gibt es in den Vierteln Kinder, die die Cops erschnüffeln, und wurde der Alarm ausgelöst, endet jegliche kriminelle Aktivität wie ein Picknick bei Platzregen, und flüchtige Verbrecher rennen los wie die Karnickel. Beim Militär wird die Befehlskette durch außergewöhnliche Ereignisse aktiviert, Panzermanöver in der Grenze, Hackerangriffe auf einen Zentralcomputer, Attentate auf wichtige Personen. Die Befehlskette einer Straßengang funktioniert ähnlich. Fährt man in einem gestohlenen Wagen vor und zieht man eine tolle Show ab, verbreitet sich das wie ein Lauffeuer bis ganz nach oben.
Familienunternehmen sind eine Sache für sich, besonders bei Kriminellen. Agenten haben mit ausländischen Geheimdiensten, korrupten Konzernen und gefährlichen Gangstersyndikaten zu tun, aber Familiengeschichten sind etwas anderes. Vermischt man Familienprobleme mit Geld, Gewalt und der Gefahr einer Verhaftung, kann es ganz schön anstrengend werden. Jemanden zu einem Landesverrat anzustiften ist deutlich einfacher, als zu einem Mann nach Hause zu gehen, um ihm Ratschläge im Umgang mit seinen Lieben zu erteilen. Deshalb ist es bei dem Einsatz an der Familienfront in der Regel eine gute Idee, die Wahrheit zu sagen.