DAS GROSSE

Wilhelm Busch

FAMILIENALBUM:

Fliegende Blätter und Münchener Bilderbogen

Impressum

© 2014 Mathias Lempertz GmbH

ISBN: 978-3-943883-87-9

DAS GROSSE

Wilhelm Busch

FAMILIENALBUM:

Fliegende Blätter und Münchener Bilderbogen

Fliegende Blätter
und Münchener
Bilderbogen

Beiträge aus den Jahren 1859 bis 1871

Die kleinen Honigdiebe

Du“, sagt der Peterl zum Hansel, „gehn wir ’nüber

zu dem Nachbar seinen Bienenstock, der ist bis obenauf voll vom schönsten Hönig!“

Und richtig, sie gehen ’nüber und begucken lüstern des Nachbars Bienenstock.

„Den werden wir gleich haben“, sagt’s Peterl, packt den Bienenstock und hebt ihn, aber im Nu spürt jeder von den zwei Schleckern einen Stich auf der Nase, der nicht von ungefähr zu kommen scheint.

„Ha ha“, sagt der Nachbar, der auf das Zetergeschrei herbeikommt, „habt ihr’s gemerkt, wie es beim Honigstehlen zugeht, jetzt lauft nur heim mit euerm Denkzettel.“

Und einen ordentlichen Denkzettel haben sie davongetragen, so daß keiner mehr den andern gekannt hat.

Und die Mutter hat geschaut, wie’s heimgekommen sind!

Der Vater hat erst gewaltig gezankt, dann hat er aber helfen wollen, allein es war umsonst, und die zwei haben allweil geschrien, als ob sie am Spieße stäken.

Jammernd saßen sie vor ihrem Lieblingsessen, einer Schüssel voll duftender Knödel. Der Vater aber überlegte hin und her, wie man die zwei Stacheln, welche die Bienen zurückgelassen, wieder herausziehen und dadurch helfen möchte.

Da der Schmied im Dorfe der Gescheiteste ist, so führt der Vater den Peterl und das Hanserl zu ihm. Der Schmied aber ist ein resolvierter Mann, packt die Bienenstachel gleich mit der großen Zange und zieht sie auch wirklich glücklich heraus.

Jetzt war allerdings die Hauptsache geschehen, allein die Wunden, welche die Stacheln hinterlassen, mußten verheilt werden, und da mußte der Bader Dr. Bauxel kommen und auf jede Nase ein großes Pflaster legen.

Damit sind die zwei drei Wochen im Bett gelegen, bis die Sache wieder gut war.

Endlich aber sind sie wieder gesund geworden und haben vor einer großen Schüssel voll Knödel feierlich gelobt, nie mehr zu einem Bienenstock zu gehn. Und das sollen sich alle Kinder merken, denn die Bienen stechen noch alle Tage, und nicht immer ist ein so resolvierter Mann wie der Schmied bei der Hand, der von den Folgen des Naschens helfen kann.

Naturgeschichtliches Alphabet

FÜR GRÖSSERE KINDER UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN

A

Im Ameishaufen wimmelt es,

Der Aff frißt nie Verschimmeltes.

B

Die Biene ist ein fleißig Tier,

Dem Bären kommt das g’spaßig für.

C

Die Ceder ist ein hoher Baum,

Oft schmeckt man die Citrone kaum.

D

Das wilde Dromedar man koppelt,

Der Dogge wächst die Nase doppelt.

E

Der Esel ist ein dummes Tier,

Der Elefant kann nichts dafür.

F

Im Süden fern die Feige reift,

Der Falk am Finken sich vergreift.

G

Die Gems im Freien übernachtet,

Martini man die Gänse schlachtet.

H

Der Hopfen wächst an langer Stange,

Der Hofhund macht dem Wandrer bange.

I

Trau ja dem Igel nicht, er sticht,

Der Iltis ist auf Mord erpicht.

J

Johanniswürmchen freut uns sehr,

Der Jaguar weit weniger.

K

Den Kakadu man gern betrachtet,

Das Kalb man ohne weiters schlachtet.

L

Die Lerche in die Lüfte steigt,

Der Löwe brüllt, wenn er nicht schweigt.

M

Die Maus tut niemand was zuleide,

Der Mops ist alter Damen Freude.

N

Die Nachtigall singt wunderschön.

Das Nilpferd bleibt zuweilen stehn.

O

Der Orang-Utan ist possierlich,

Der Ochs benimmt sich unmanierlich.

P

Der Papagei hat keine Ohren,

Der Pudel ist meist halb geschoren.

Q

Das Quarz sitzt tief im Berges-Schacht,

Die Quitte stiehlt man in der Nacht.

R

Der Rehbock scheut den Büchsenknall,

Die Ratt gedeihet überall.

S

Der Steinbock lange Hörner hat,

Auch gibt es Schweine in der Stadt.

T

Die Turteltaube Eier legt,

Der Tapir nachts zu schlafen pflegt.

U