Ein Dank geht an meine beratenden Testleser:

Tom Dieckmann

Laurence Hoppe

Eric Johne

Kevin Johne

Joshua Richter

Jamie Weber

Inhaltsverzeichnis

  1. ZU DIESEM BUCH
  2. WAS MAN HAT, GERNE HÄTTE UND SONST NOCH SO BRAUCHEN KANN
  3. PROBLEME UND CHAOS - KURZ PC
  4. IM MIKRO-WALD
  5. EFFEKTHASCHEREI
  6. SPITZ DIE OHREN
  7. SCHAU MIR AUF DIE ZEIGER, KLEINER
  8. IMMER DIE RICHTIGE VERBINDUNG
  9. IN DER SPUR
  10. WIRF DEN MISCHER AN
  11. DAS WAR NOCH NICHT ALLES
  12. AUFNAHME AB
  13. DRUMS
  14. E-BASS
  15. E-GITARRE
  16. AKUSTIK-GITARRE
  17. SYNTHESIZER
  18. SOLO-VOCALS
  19. GRUPPEN-VOCALS
  20. EINSATZ DES EQUALIZERS
  21. DYNAMIK-BEARBEITUNG
  22. RÄUMLICHKEIT UND ANDERE EFFEKTE
  23. MIXDOWN & CO.
  24. BUCHEMPFEHLUNGEN

1. Zu diesem Buch

„Musik hören kann jeder - Musik machen nur wenige.“ Diese Meinung galt über viele Jahrhunderte als richtig. Doch heute? Tja, vor allem die technische Entwicklung hat vieles möglich gemacht, wovon selbst deine Eltern noch träumen konnten. Und im Grunde hat jeder, der einen Computer besitzt, quasi schon den Grundstein eines Tonstudios in seinem Jugendzimmer stehen. Das heißt jetzt nicht, dass die „echten“ Tonstudios bald arbeitslos werden. Aber viele Arbeitsschritte, die man dort geht, können inzwischen auch im kleinen Heimstudio bewältigt werden.

Wenn du dich fragst, wo da der Haken an der Sache ist - hier kommt er: Im Grunde kann ich den Einstiegssatz jetzt so lauten lassen: „Gute Musik produzieren könnten theoretisch viele - praktisch schaffen das nur wenige.“ Und warum? Weil sie ganz einfach das nötige Knowhow nicht haben. Ein Computer ist noch lange keine Erfolgsgarantie. Du brauchst in jedem Fall die richtige Hard- und Software und das Wissen, was du damit anstellst und wie Tonstudioarbeit funktioniert.

An dieser Stelle kommt nun das vorliegende Buch ins Spiel. Ich werde versuchen, dir das Basiswissen zum Bereich Tonstudio zu erklären, damit du schnell durchstarten kannst. Mit Sicherheit findet man heutzutage auch eine ganze Menge an Ratschlägen im Internet, aber die Informationsfülle könnte für dich als Neueinsteiger auch verwirrend anstatt hilfreich sein. Ich habe für dich quasi das Wichtigste zusammengetragen und möglichst verständlich aufbereitet, wobei natürlich hauptsächlich die Standards des Studioalltags beschrieben werden. Vieles, was dann schon für den fortgeschrittenen Anwender wichtig wird, findest du in anderer Fachliteratur wieder - unter anderem auch in meinen eigenen Büchern, in denen zu vielen Studiobereichen wesentlich ausführlichere Beschreibungen geliefert werden. Übrigens tragen dort die Kapitel die gleichen Namen, so dass du dich sofort zurechtfinden kannst. Wenn du also weiteren Lesebedarf haben solltest, verweise ich schon jetzt auf das Ende des Buches, wo du entsprechende Hinweise findest. Außerdem werde ich im Laufe des Buches einige Querverweise geben, die sich so entschlüsseln lassen:

  • Studio I
- „Mein erstes Tonstudio - Band I“
  • Studio II
- „Mein erstes Tonstudio - Band II“
  • Synthi
- „Keine Angst vorm Synthesizer“
  • Samplitude
- „Im Tonstudio mit Samplitude“
  • Chor
- „Nimm den Chor doch selber auf“
  • Effekte
- „Effekte-Praxis im Tonstudio“

Bei all dem Wissen, was ich dir vermitteln möchte und was du vielleicht auch schnell ausprobieren willst, bleibt natürlich eine Grundfrage offen: Wie sollst du das Ganze bloß bezahlen? Nun - auch hierbei werde ich versuchen, dir Varianten aufzuzeigen, die finanziell nicht zu kostspielig werden. Natürlich gibt es dabei Einschränkungen im Vergleich zu Profi-Lösungen, aber irgendwie muss man ja erst einmal anfangen. Ansonsten solltest du geschickt die übers Jahr verteilten Anlässe nutzen, zu denen man sich etwas wünschen kann. Auch so bekommt man im Laufe der Zeit das notwendige Equipment zusammen.

So - nun soll es aber losgehen. Zunächst wird in einigen Kapiteln auf die wichtigsten Bereiche und technischen Erforderlichkeiten im Studiobereich eingegangen sowie die Arbeitsweise der entsprechenden Geräte erklärt. Damit alles nicht nur graue Theorie bleibt, werden im Anschluss die wesentlichen Arbeitsprozesse innerhalb einer Recording-Software erläutert. Schließlich werden wir danach noch mehr ins Detail gehen, wenn wir uns durch verschiedene Aufnahmesituationen und den Mischprozess durcharbeiten.

Denke immer daran: Bewegen kannst du nur etwas, wenn du es selbst anpackst. Ich hoffe, dass du nach dem Lesen nicht mit Schrecken und blank liegenden Nerven, sondern voller Freude und Stolz sagen kannst: MEIN ERSTES TONSTUDIO.

2. Was man hat, gerne hätte und sonst
noch so brauchen kann

Da sind wir also schon wieder an der Stelle, wo es um Anschaffungen geht, aber ganz ohne funktioniert es leider nicht. Mit dem Wort „Tonstudio“ verbindet man ja eigentlich die Vorstellung von riesigen Mixerkonsolen, diversen Aufnahmeräumen, Schränke voller Mikrofone und einer Handvoll Leute, die das Ganze dann bewirtschaften. Aber eine Art Projektstudio, wie es vielleicht eher dein Ziel ist, sieht natürlich etwas anders aus.

Wichtig bei den Vorüberlegungen ist vor allem, WAS du machen möchtest - also beispielsweise nur Material mischen, was schon anderweitig aufgenommen wurde (beispielsweise in Richtung Remix) oder aber auch eigene Aufnahmen anfertigen, wobei sich da wieder die Frage stellt, ob nur mit Einzelmikro, per Kabel (Synthesizer, E-Gitarre) oder aber ganze Bands gleichzeitig. Auf jeden Fall bestimmt dein Ziel maßgeblich den Aufwand in Bezug auf Räumlichkeit und technische Einrichtung. Deshalb sollen nachfolgend einmal die wichtigsten Notwendigkeiten genannt werden.

2.1. Räumlichkeiten

Die zwei typischen Situationen des jugendlichen Neueinsteigers sind entweder das eigene Jugendzimmer oder aber der Probenraum der Band, in der man vielleicht spielt. Ich gehe für dieses Buch vom eigenen Zimmer aus. Die Beschreibungen sind dann auch weitestgehend auf den Probenraum und ähnliche Gefilde übertragbar. Für eine einigermaßen vernünftige Arbeit brauchst du einen Raum, der einige grundlegende Eigenschaften aufweisen sollte:

Kümmern wir uns zunächst um die Raumakustik. Für ein relativ neutrales Klangbild beim Abhören ist ein Raum ohne zu viele Verfälschungen notwendig. So einen Raum wirst du allerdings im normalen Wohnbereich kaum finden. Zumeist sind die Räume rechteckig angelegt, das heißt, die Wände stehen parallel zueinander. Die Folge daraus kennt jeder, der sich schon mal beim Umzug oder beim Renovieren in einem leeren Raum Applaus gespendet hat: Der Schall wird zwischen den Wänden hin- und hergeworfen, was man auch als Flatterecho bezeichnet und im Studio auf keinen Fall brauchen kann. Abhilfe schafft hier meist schon eine geschickte Anordnung der Einrichtungsgegenstände, die dem Schall den direkten Weg von Wand zu Wand verbauen. Da reicht oft bereits einfaches Probieren verschiedener Anordnungen. Materialien aus Stoff fangen ebenfalls einen Teil des Schalls ein. Also auch die Gardinen am Fenster helfen da durchaus.

Ein zweites akustisches Problem sind sogenannte stehende Wellen, die es im Grunde in jedem Raum gibt. Vielleicht hast du schon bemerkt, dass vor allem bestimmte Basstöne in deinem Zimmer sehr laut sind oder sogar dröhnen. Dies sind Raumresonanzen, die durch Länge, Breite und Höhe des Raumes vorgegeben sind und sowohl beim Abhören als auch beim Aufnehmen einfach nur nerven. Im Profibereich gibt es dafür zahlreiche Lösungen. Für den normalen Wohnraum reduziert sich das Ganze auf wenige Dinge, die man machen kann. Manchmal reicht es schon, wenn man Teppich, Gardinen und vielleicht noch ein Sofa im Zimmer hat, weil dadurch die Schallenergie zum Teil aufgenommen wird. Sollte das Dröhnen doch stärker ausgeprägt sein, gibt es einen beliebten Trick unter den Studioleuten, die in eher kleineren Studios produzieren: Hole dir einfach aus dem Baumarkt einen großen Kunststoffeimer (so im Bereich um 50 Liter), fülle diesen mit Mineralwolle und spanne einen nicht zu dichten Stoff darüber - fertig ist dein Eckabsorber, den du nur noch in einer Zimmerecke aufstellen musst - bei viel Platz gern auch in mehreren Ecken.

Kommen wir zum Bereich der Schalldämmung. Gemeint ist dabei eine akustische Isolierung in beide Richtungen. Einerseits möchtest du auf deinen Aufnahmen sicher nicht jedes vorbeifahrende Auto verewigt haben. Andererseits sollte der Krach - sorry, ich meine der Sound, den du produzierst, nicht den halben Straßenzug beschallen, wenn du nicht gerade großen Redebedarf mit deinem Umfeld hast. Bei einem normalen Wohnraum ist da meist nicht viel zu machen. Kontrolliere und ersetze bei Bedarf die Dichtungsgummis an Türen und Fenstern. Das spart nicht nur Heizenergie, sondern isoliert schalltechnisch manchmal ungemein. Ansonsten solltest du dich an die Ruhezeiten (vor allem ab 22 Uhr) halten, um nicht unnötigen Ärger mit der Nachbarschaft zu riskieren. Dagegen kannst du Mikrofonaufnahmen zu dieser Zeit oft störungsfreier anfertigen, weil auch der Umgebungslärm wesentlich geringer ist. Alle weiteren Maßnahmen, die man auch im Wohnbereich umsetzen kann, kosten dann schon richtig Geld und würden eine größere Renovierung bedeuten, weshalb wir das eher dem erwachsenen Neueinsteiger mit eigener Wohnung überlassen [siehe Studio I Kapitel 2.1.].

Nun noch ein Wort zur Bequemlichkeit. Ja, auch dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen. Du musst dich letztlich bei der Studioarbeit wohlfühlen, und wer hindert einen daran, es neben der praktischen und technisch sinnvollen Einrichtung auch gemütlich zu haben? Auch fürs Auge darf durchaus etwas geboten werden. Zum Beispiel muss die Beleuchtung nicht nur funktional sein, sondern vielleicht auch nett und entspannend anzuschauen. Details überlasse ich hier deinem hoffentlich guten Geschmack. Wovon ich allerdings abraten muss, sind Dinge, die entweder die Aufnahmen stören oder für die Technik einfach Gift sind. In manchen Fällen trifft auch beides zu. Ich denke da an qualmende Zigaretten und Co. So was gehört nicht ins Tonstudio! Deine Regler und Kabelverbindungen werden es dir mit längerem treuen Dienst danken - und deine Gesundheit sowieso. Auch für Haustiere gibt es sicher ein besseres zu Hause; das ist für deine Räumlichkeit und für das Tier besser.

2.2. Technik

Gehen wir davon aus, dass die Raumfrage geklärt ist. Als nächstes muss nun einiges an Technik Einzug halten. Heutzutage kann man mal abgesehen von Mikrofonen, Lautsprechern, Kopfhörern, Verstärkern und Kabeln eigentlich alles per Software lösen. Und für dich als Einsteiger ist vor allem interessant, dass du im Vergleich zur kompletten Hardware-Ausrüstung eine Menge Geld sparen kannst, und das bei gleicher oder manchmal auch vielfältigerer Leistung. In diesem Buch soll deshalb davon ausgegangen werden, dass du eher auf eine PC-basierte Produktion aus bist.

Neben einer vernünftigen Software brauchst du logischerweise erst einmal einen PC, der dann quasi das Zentrum deines neuen Studios darstellen wird. Die soundmäßige Anbindung an die Außenwelt sollte dabei auch über eine bessere Soundkarte erfolgen [siehe Kapitel 3 und 9 - 11]. Für akustische Aufnahmen brauchst du natürlich Mikrofontechnik. Je nachdem, was du aufnehmen möchtest, reicht da ein einzelnes Mikro nicht unbedingt, aber du musst für den Anfang sicher nicht gleich jede Mikro-Technik am Start haben [siehe Kapitel 4].

Um alles Aufgenommene und Produzierte auch zu hören und zu überprüfen, brauchst du natürlich eine akustische Rückkontrolle. Also stehen irgendwann noch Monitorlautsprecher und Kopfhörer auf der Einkaufsliste [siehe Kapitel 6]. Dagegen für die zusätzliche optische Rückkontrolle, das Metering, sorgt im Normalfall schon die Software selbst [siehe Kapitel 7].

Nicht unterschätzt werden sollte außerdem, dass alles auch irgendwie verdrahtet werden muss. Du brauchst also einiges an Kabelmaterial für Strom, Sound, MIDI, USB und andere Bedarfsfälle [siehe Kapitel 8].

Neben diesen Dingen, die in den angemerkten Kapiteln näher unter die Lupe genommen werden sollen, gibt es einige Kleinigkeiten, die dir das Arbeiten erleichtern bzw. den Produktionsalltag sinnvoll ergänzen. Stellvertretend nenne ich hier mal drei davon:

Grundsätzlich hast du jetzt einen Überblick, was du so alles benötigst, um deine Soundschmiede schließlich Tonstudio nennen zu können. Allerdings fehlen dir sicher noch die konkreteren Vorstellungen, zum Beispiel welches Mikro wofür oder warum welcher Kopfhörer. Auch hierfür wirst du in den nachfolgenden Kapiteln einige Anhaltspunkte finden. Ein paar grundsätzliche Tatsachen zum käuflichen Erwerb von Studioequipment möchte ich aber schon hier loswerden. Bevor du losrennst und das Erstbeste kaufst, solltest du dich genau und aus mehr als einer Quelle über das jeweilige Produkt informieren. Hilfreich sind dabei zum Beispiel Gerätetests und Erfahrungsberichte anderer Studioleute. Einschlägige Zeitschriften sowie das Internet bieten hier breite Informationen und meistens auch Klangmaterial.

Neben diesen theoretischen Vorüberlegungen ist es aber unbedingt auch zu empfehlen, die Technik anzutesten, denn Produktabbildungen oder Testberichte können dir nie vermitteln, wie ein Gerät, Instrument oder Mikrofon nun wirklich klingt. Zumindest die größeren Läden der Branche bieten einem eine recht gute Palette an gängigen Vorführgeräten. Auch einen Gang zur Musikmesse solltest du mal wagen. Ein Antesten in Ruhe kannst du dort zwar vergessen, dafür siehst du aber so ziemlich alles, was der Markt gerade zu bieten hat.

Auch wenn du natürlich sofort alles haben und machen möchtest - übe dich in Geduld. Jeder hat mal klein angefangen. Und es nützt dir im Grunde auch nichts, wenn du deine Ersparnisse auf die gesamte Einkaufsliste verteilst und dann zwar grundsätzlich alles hast, aber mit der Hälfte der Dinge nichts anfangen kannst, weil so manches Billigprodukt nun mal nicht ins Tonstudio gehört. Fange mit den nötigsten Dingen an und erweitere später.

3. Probleme und Chaos - kurz PC

In einem Land weit nach unserer Zeit gibt es vermutlich auch mal Computer, die tatsächlich so funktionieren, wie der Nutzer es gern möchte. Da es aber sicher noch lange dauert, bis es so weit ist, müssen wir wohl mit allen Macken, die die Computerwelt so bietet, einfach leben und das Bestmögliche daraus machen. Ich möchte hier auf keinen Fall Schwarzmalerei betreiben, aber jeder, der sich schon einigermaßen intensiv mit PCs auseinandergesetzt hat, weiß, wovon ich rede. Computer führen von Zeit zu Zeit ein Eigenleben. Selbst zwei PCs mit gleicher Hardware und völlig identischer Einrichtung werden dennoch in manchen Situationen unterschiedlich reagieren - mal ganz abgesehen von diversen Abstürzen, die einfach passieren, und zwar prinzipiell immer im falschen Moment.

Sollen wir deshalb nun auf PC-Technik verzichten? Nein - auf keinen Fall! Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, dass wir im Hinblick auf einen reibungslosen Studioeinsatz alles tun müssen, um Störungen so gut wie möglich auszuschließen.

3.1. Einige Grundsätze

Insgesamt ist es für dich von Vorteil, wenn du mehr als nur reiner Computer-Anwender bist. Es werden von Zeit zu Zeit im Softwarebereich einfach Anpassungen notwendig sein, für die du möglichst nicht jedes Mal eine andere Person bemühen musst. Noch besser ist es, wenn du auch im Hardwaresektor einiges selbst bewerkstelligen kannst. Für den Anfang wirst du sicher den PC nutzen, der einfach mal da ist. Wenn du einige Jahre Erfahrungen gesammelt hast, wirst du aber merken, dass der Allround-Familien-PC nur bedingt zum ernsthaften Produzieren geeignet ist. Auf jeden Fall solltest du eher auf einen Desktop-PC als auf Notebook oder Tablet setzen. Außerdem wäre es auch gut, alle unnützen Vorgänge abzuschalten, die dich entweder zwischendurch stören oder einen Teil der Leistung blockieren.

3.2. Allgemeine Ausstattung

Zu einem Studio-PC gehört natürlich erst einmal alles, was ein normaler PC auch haben muss. Sicher wirst du darauf achten, dass der Prozessor nicht zu lahm und der Arbeitsspeicher nicht zu klein ist. Auch bei der Festplatte bist du besser beraten, wenn du zu einem Modell mit 7.200 u/min greifst. Alternativ sind heutzutage auch die SSDs bezahlbar und weitestgehend betriebssicher.

Im Bereich der Grafikkarte muss es nicht der teuerste Schnickschnack sein. Du solltest lediglich aufpassen, dass du mehrere Monitore anschließen kannst, was aber heutzutage fast Standard ist.

Es gibt aber ein grundlegendes Problem, welches du auf jeden Fall berücksichtigen musst: PCs machen Krach! Und vor allem wenn du ein Einraumstudio planst, kannst du unverfälschtes Aufnehmen quasi vergessen, wenn der PC ständig mit seinem Geräuschteppich einstreut. Also musst du alles tun, was sich bietet, um dieses Problem zu umgehen. Klar, am einfachsten wäre es, den PC im Nebenraum aufzustellen und nur Monitor und die Bedienelemente im eigentlichen Zimmer zu haben. So wird das teilweise auch bei den Profis gelöst. Nicht jeder hat aber diese Möglichkeit. In diesem Fall musst du dafür sorgen, dass der PC so wenig wie möglich Lärm macht (mal abgesehen von einer Aufstellung möglichst weit weg vom Mikro). Gut sind hier solche Modelle mit Passivkühlung, wo die Abwärme dann über einen langsam laufenden großen Ventilator aus dem Gehäuse transportiert wird.

3.3. Ausstattung für Recording-Zwecke

Neben den oben beschriebenen Dingen brauchen wir für Studiozwecke natürlich im Soundbereich eine Ausstattung, die über den üblichen Standard hinausgeht. So kannst du bei der Audio-Anbindung natürlich nicht die allerletzte Soundkarte nehmen. Ich für meinen Teil bevorzuge externe Lösungen, die zum Beispiel über USB, Firewire, Thunderbold oder Ethernet am Computer hängen [siehe Kapitel 8.2.]. Damit schaffst du dir auch das Problem vom Hals, dass das PC-Netzteil oder andere Komponenten Störsignale einstreuen. Aber dies muss nicht gleich die erste Anschaffung sein, denn für den Anfang tut es auch erst einmal die interne Soundkarte. Falls du Ahnung vom Computer-Innenleben hast, dann sorge dafür, dass die Soundkarte weit weg ist von Grafikkarte und Netzteil als die häufigsten Verursacher von Störgeräuschen.

Wenn du dann doch irgendwann die Mittel für etwas Besseres hast, solltest du genau planen, was du brauchst. Beispielsweise ist es für manche Anwendungen (beispielsweise Bandaufnahmen) unerlässlich, dass du mehr als einen Stereo-Eingang zur Verfügung hast, um halt auch mehr als zwei Kanäle gleichzeitig aufzuzeichnen. Spätestens hier gehen wir mal von der Wahl einer externen Lösung aus. Man spricht dann auch nicht mehr von Soundkarte, sondern vom Audio-Interface. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen und mit einfacher bis komfortabler Ausstattung. Achte insbesondere auf die Anzahl der Audio-Eingänge, die du gleichzeitig brauchen könntest. Auch sollte möglichst ein Regler für den Monitorausgang und eventuell für den Kopfhörer vorhanden sein. Auf der Eingangsseite ist es nicht schlecht, wenn ein Vorverstärker für Mikrofonsignale integriert ist. Zwar ist die Qualität oft nur durchschnittlich, aber ein separater Vorverstärker kostet sonst wieder extra.

Unabhängig vom Modell (also intern oder extern) solltest du bei den Parametern auf die Latenz achten. Das ist die technisch bedingte Verzögerung bei Ein- und Ausgabeprozessen. Diese sollte möglichst unter 10 ms liegen [siehe Kapitel 9.2. und 11.1.]. Schaue am besten in Test- und Messberichten nach.

Die MIDI-Anbindung [siehe Kapitel 8.3.] läuft meist über das gleiche Interface, welches auch die Audio-Kopplung erledigt. Unterster Standard wäre hier 1x In und 1x Out. Dies brauchst du, wenn du mit Synthesizern und anderen MIDI-fähigen Geräten arbeiten möchtest.

Neben Audio und MIDI kommen als weitere PC-Anbindungen USB und diverse LAN-Sachen in Frage. Die Einsatzmöglichkeiten sind hier sehr vielfältig und würden den Rahmen dieses Einsteigerbuches sprengen.

Nach den in diesem Kapitel gemachten Erläuterungen kannst du dir nun selbst ein Bild davon machen, inwieweit ein Familien-PC für Studioproduktionen geeignet ist. Zwar setzt man unabhängig vom Einsatzzweck eigentlich immer auf einen schnellen Prozessor und genügend Arbeitsspeicher. Aber im Bereich Grafik und Sound gehen die Bedürfnisse halt auseinander, wie man nachfolgend (natürlich etwas pauschalisiert) auch erkennen kann:

3.4. Recording-Software

Sieht man sich in traditionellen Tonstudios um, dann ist das auffallendste und gleichzeitig zentrale Element wohl die Mischkonsole. Schaut man etwas genauer, entdeckt man sicher auch eine Vielzahl von alten bis neuen „Zusatzgeräten“ sowie natürlich diverse Aufzeichnungsgeräte. In unserer Projektstudioversion soll all dies nun zusammenschrumpfen auf einen PC mit der entsprechenden Software, und genau um die soll es nachfolgend gehen.

[Die Abbildungen in diesem Buch stammen mit freundlicher Genehmigung der Firma Magix fast ausschließlich aus Samplitude. Genauere Informationen zum Einsatz dieser Software findest du in meinem Buch „Im Tonstudio mit Samplitude“.]