2. Auflage, 2021

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PAG3 19 (Ungeschützte Marke)

Herzog-Albrecht-Straße 5-7,

2361 Laxenburg

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Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7534-1987-9

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Noch halb verschlafen kippte Anton Luga das Müsli in die Schüssel. „Verdammt!“ der junge Abenteurer verschüttete ein paar Cornflakes neben die Schüssel. Anton war zweiundzwanzig Jahre alt und lebte seit Anfang des Jahres in einer Wohnung am Stadtrand von Wien.

Toni, wie ihm seine Freunde nennen, hat gelockte braune Haare und war so gut es ging täglich frisch rasiert. Jedoch ließ er diesen Teil des äußeren Erscheinungsbildes aufgrund von mehreren Tagen andauernden Outdooraktivitäten meist schleifen.

Er verdiente seinen Lebensunterhalt, in dem er Blogbeiträge für eine Onlinezeitung schrieb. Da dies aber kaum ausreichte, arbeitete er im Sommer als Tankwart und im Winter als Weihnachtsbaumverkäufer.

Mit dem Geld, welches er beim Baumverkauf verdient hat, kaufte er sich seinen ersten hochwertigeren Laptop. Er war beim Chefredakteur äußerst beliebt und geschätzt. Im Grunde genommen machten ihm diese Gelegenheitsjobs auch Spaß, doch Luga wollte mehr in seinem Leben.

Heute war kein gewöhnlicher Tag wusste Toni, denn heute Abend war das fünf-jährige Klassentreffen seiner alten Schule. Am Abend würde er also endlich wieder das Mädchen treffen, in das er seit dem ersten Schultag verliebt war. Helena.

Helena Staglick hatte das wohl schönste und blondeste Blond auf der Welt, einfach unvergleichlich.

Die junge Dame trug ihre midback langen Haare meist offen und glatt.

Sie war mit Abstand immer die kleinste der Klasse beziehungsweise der ganzen Schule, aber für Toni spielte dies nicht die geringste Rolle.

Mittlerweile war sie dreiundzwanzig Jahre und studierte Geschichte und Ethnologie. Toni war schon seit Tagen nervös, er hoffte, beim Klassentreffen endlich eine Chance auf ein Date mit ihr zu bekommen.

In der Schule hatte Toni diese, ihr näher zu kommen, vergeigt. Bei der damaligen Schulaufführung hätten sie sich nämlich einen Tanzpartner suchen müssen. Und aus Angst ihr mit seinen schon immer großen Füßen auf ihre zu steigen, unterließ er es sie zu fragen.

Nachdem er sein Müsli gegessen und sich geduscht hatte, ging er zum Schrank und suchte etwas Passendes für heute Abend. Enttäuscht stellte er fest, dass er nichts Passendes für ein Klassentreffen hatte. Sein Kleiderstil bestand bisher aus beigen und grünen Cargohosen, karierten Flanellhemden und grauen Winterstiefeln. So konnte er dort unmöglich auftauchen. Deshalb musste er wohl davor noch einkaufen. Also holte er seine Brieftasche und verließ seine Wohnung.

Da Anton nicht so viel verdiente, fuhr er keinen Neuwagen. Dennoch war er recht zufrieden mit seinem karminroten Ford Taurus von 1967. Das Auto hatte leicht abgefahrene Weißwandreifen und einen kleinen Greenpeace Aufkleber auf der hinteren Stoßstange.

Nun fuhr er also in die Stadt, ins größte Einkaufszentrum weit und breit. Wie immer parkte er ganz hinten auf dem Parkplatz, er konnte nicht besonders gut einparken und einen weiteren Unfallschaden wollte er sich nicht leisten. Also musste er wohl ein ganzes Stück zum Eingang gehen. So konnte er sich wenigstens ein paar Gedanken zu seinem Budget machen, obwohl er um die tausend Euro besaß, war er ein richtiger Sparfuchs. Er musste sich nur neue Schuhe und ein Sakko kaufen. Eigentlich keine Herkulesaufgabe, jedoch nicht bei Tonis Vergangenheit.

Toni wollte nicht schon wieder ausgeschlossen werden aufgrund seiner nicht vorhandenen Markenklamotten. In der Schule wurde er deswegen zwar nicht durchgehend gemobbt, jedoch anerkannt haben ihn die “Coolen“ nie.

Also hing er öfters mit den nicht so coolen Kids ab. Diese Freundschaften bestehen bis heute, da wären zum Beispiel August, Matthew, Phil und Fabio. In den letzten Jahren, in denen sich Anton persönlich weitergebildet hatte, war ihm klar geworden, dass es auf die inneren Werte ankommt.

Wenn man also mit sich selbst nicht integer ist, helfen einem auch keine fünfhundert Euro, Nike Sneakers oder gar eine goldene Rolex.

Er war recht zufrieden, dass er sich mit seinen Freunden noch immer gut verstand. Keiner von ihnen besaß eine Rolex oder ein anderes unnötiges Statussymbol. Die wahren Werte kamen vom Herzen und nicht von der Kreditkarte. Dies wussten Anton und sein eigener Kreis, dies schweißte sie zusammen.

Luga betrat nun das erste Geschäft, welches Leder bzw. Herrenschuhe führte. Er ging sofort zur Sale-Wand. Da Toni eine recht große Schuhgröße hatte, nämlich siebenundvierzig, kam es des Öfteren dazu, dass diese Größe am Ende der Saison überblieb. Ihm stach sofort ein Paar hellbraune Lederschuhe mit weißer Sohle auf. Er nahm das Paar und setzte sich auf eine Anprobierbank. Er zog sich den linken Schuh aus, stülpte eine braune Anprobiersocke darüber und schlüpfte in den Schuh. Der Schuh passte wie angegossen.

Er ging alibihalber ein paar Schritte, obwohl er sich innerlich schon mit den Schuhen bei der Veranstaltung am Abend sah. Anton packte die Schuhe also wieder in den Karton und ging zur Kassa. Auf dem Weg dorthin entdeckte er ein Fünfer-Pack schwarze Socken. Die konnte er immer gut gebrauchen, da er seit Wochen keine Wäsche mehr gewaschen hatte.

Also wartete er nun mit den zwei Artikeln bei der Kassa an. Nach wenigen Augenblicken war er auch schon dran, mit einem Lächeln überreichte Luga der Kassiererin die Sachen zum Einscannen. Als die rothaarige Dame mittleren Alters die Ware in eine grüne Einkaufstasche gab, sagte sie Anton, dass heute sein Glückstag sei, denn heute gäbe es auf jeden Artikel Fünfzehn Prozent Rabatt. Aus Reflex und guter Erziehung konterte er mit einem freundlichen Dankeschön.

Toni bezahlte wie immer in bar und verließ daraufhin das Geschäft mit einem herzlichen „Auf Wiedersehen“. Er schlenderte nun hinter einer Gruppe älterer Herren die Einkaufsstraße entlang, mit zügigem Schritt und von langsam entstehendem Hunger getrieben, überholte er die Männer und bog in ein Fischrestaurant ein.

Vom Fischgeruch wurde er gedanklich direkt in einen Hafen versetzt. Er war gerne am Meer und verbrachte seit seiner Kindheit den Urlaub dort. Er war schon an mehreren Stränden, doch der Aufenthalt in Kroatien gefiel ihm am besten.

Damals fand er nicht nur einen alten „antiken“ Anker, sondern sah sogar einen kleinen Hai, er vermutete einen Katzenhai, direkt vor seinen Augen vorbeischwimmen.

Soweit er denken konnte, fand er an Archäologie und Meeresforschung immer schon Gefallen. Das Ferienhaus in Kroatien, in der Nähe von Zadar verstärkte sein Interesse zusätzlich. Es war eine typische mediterrane kleine Villa mit Olivenbaum, einem Balkon und einem mysteriösmagischen Keller, in welchem sich spannende Sachen und Artefakte vom eigentlichen Besitzer befanden. Am letzten Urlaubstag überwand er seine Angst mit fremden Leuten zu sprechen und fragte den Vermieter, ob er denn ein leicht oxidiertes Amulett, welches die Form eines Tempelritterkreuzes hatte, als Souvenir mit nach Hause nehmen könne.

Der braungebrannte, schon leicht mit grauen Haaren ausgestattete Herr, gab dem jungen Abenteurer das Kreuz und sagte er solle gut darauf aufpassen. Dies nahm Anton sich zu Herzen, fädelte eine Lederschnur durch und trug es seither um seinen Hals. Mit der Zeit konnte er einige Worte des Amuletts entschlüsseln, das Wort Caliz, welches auf Deutsch einfach nur “Kelch“ bedeutete, und noch ein weiteres Wort, welche auf die Stadt Alicante in Spanien verwies. Seither will er das Geheimnis lüften, allein jedoch etwas schwierig.

Anton hatte aber bis dato weder das nötige Kleingeld beziehungsweise die erforderliche Zeit nach Spanien zu reisen, um dort auf Schatzsuche zu gehen. Er ahnte jedoch nicht, dass hinter dem Souvenir ein unvorstellbar großes Geheimnis auf ihn wartete.

Geistig wieder in der Fischbude angekommen, bestellte er zwei Semmeln, Lachs und Salat. Grundsätzlich bestellte er überall einen Salat dazu.

Dies gab ihm ein gesundes und bewusstes Gefühl. Jedoch machte ein Salatblatt das teilweise fettige Essen auch nicht gesünder. Als er die Semmeln in eine Verpackung, welche einer Zeitung glich, erhielt, rundete er großzügig auf. Und er gab somit ein paar Euro Trinkgeld. Luga gab öfter mal gerne Trinkgeld. Unter anderem deswegen, weil er selbst am Wochenende im Freibad als Eisverkäufer arbeitete und somit auf Trinkgeld angewiesen war.

Besonnen setzte er sich auf einen kunstlederüberzogenen Sessel und aß dort genüsslich sein Mittagessen. Nach wenigen Minuten war er damit auch schon fertig. Nun benötigte er aber schleunigst etwas zu trinken. Bei einem nahegelegenen Getränkeautomaten wählte er eine Dose Cola und ging mit der Einkaufstasche und der Dose gelassen durch die Mall.

So wie er die Dose geleert hatte betrat er auch schon eine kleine Boutique welche auch Anzüge und Hemden führte.

Zunächst wusste er noch nicht welche Farbe das Sportsakko haben sollte, also ging er zu einer Verkäuferin und redete ein paar Takte mit ihr. Sie sagte ihm, dass ein dunkelblaues Sakko bzw. Hemd seine Augen schön zur Geltung bringen würde. Geschmeichelt von den Worten der netten Beraterin probierte er gleich ein dunkelblaues Sportsakko an. Jedoch war dies eine Spur zu groß, also ließ er sich ein Kleineres geben. Dieses passte ihm perfekt.

Er legte es also in den Einkaufswagen, verabschiedete sich höflich von der Verkäuferin und ging in die Hosenabteilung. Sofort fiel ihm eine schwarze Hose auf, die auch noch in seiner Größe war. Er hielt die Hose kurz vor seinen Beinen und legte sie unprobiert in den Einkaufswagen.

Zum Schluss benötigte der Blogger noch ein T-Shirt. Er bevorzugt bei seiner Shirtwahl eher langärmlige Shirts.

Er entschied sich dann auch rasch für ein graues mit einer blauen Brusttasche. Bei der Kassa angekommen legte er die Kleidungsstücke auf den Tresen, bezahlte und sagte seine Lieblingsworte: „Passt so“, welche sich, wie immer, auf das Trinkgeld bezogen.

Dankend verabschiedeten sie sich und Toni ging mit zwei Einkaufstaschen wieder zum Parkplatz und gab sie in den Kofferraum des Autos. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr setzte er sich ins Auto, wissentlich, dass er nicht mehr viel Zeit hatte und fuhr nach Hause sich umziehen.

In der Wohnung angekommen entfernte er die Etiketten und Preisschilder der Ware und zog sie an. Da das Klassentreffen im Nachbarort stattfand, hatte er noch ein wenig Zeit und betrachtete nachdenklich und sehnsüchtig das Amulett.

Kapitel 2

Etwa eine Viertelstunde, bevor das Event begann, stieg Anton ins Auto und fuhr los.

Er war der Meinung, dass man lieber etwas früher anwesend sein sollte, somit konnte man sich schon mit der Atmosphäre und den Räumlichkeiten vertraut machen.

Als er zum Parkplatz des Restaurants, in dem das Klassentreffen stattfand, fuhr, sah er schon den Wagen von Matthew. Sein Freund und Klassenkamerad fuhr ein schwarzes Cabrio von Volkswagen mit hellblauen LED-Scheinwerfern. Das Youngtimer-Cabrio strahlte ein ganz besonderes Flair aus.

Glücklich, aber auch leicht nervös, endlich wieder seine Jugendliebe zu treffen, stieg Anton aus seinem kaminroten Ford. Beim Betreten des Restaurants winkten ihm schon Matthew und Markus aus einem extra reservierten Raum zu. Daraufhin ging Anton zu den ehemaligen Klassenkameraden und begrüßte sie freudig.