Timo Parvela

Ella und das große Rennen

Aus dem Finnischen von
Anu und Nina Stohner

Mit Bildern von Sabine Wilharm

Carl Hanser Verlag

Inhalt

Ich werde es ihnen klarmachen

Wer ist Martti?

Müssen wir jetzt da rein?

Ihr seid gerettet

Nehmt euch in Acht vor dem einen!

Wer kann alles bestimmen?

Dann kann man immer noch Formel-1-Rennfahrer werden

Der eine

Darum müssen wir unsere Kinder verteidigen

Schulessen ist gesund

Du hast gerade einen schlimmen Fehler gemacht!

Die walzen uns nieder!

Große Taten haben ihren Preis

Ihr habt mich gerufen

Also gut

Ja oder nein?

Mein Vater hat mal aus einer Strumpfhose einen Außenbordmotor gebastelt

Liebling ...

Wir verlieren

Ich musste ein bisschen lachen

Ich werde es ihnen klarmachen

Ich heiße Ella, und ich gehe immer noch in die zweite Klasse. Unsere Klasse ist sehr nett, und unser Lehrer ist auch sehr nett. Oder jedenfalls war er es früher. In letzter Zeit war er nämlich ein bisschen nervös. Wahrscheinlich lag es daran, dass er für das Schulamt einen Bericht über seine Arbeit schreiben sollte.

»Ein Fragebogen hier, ein Arbeitspapier da – glauben die denn, ich hätte auch noch Zeit, Berichte zu schreiben? Die Antwort lautet: Nein! Ich bin ein erstklassig ausgebildeter Erziehungskünstler, ich brauche meine Zeit für wirklich wichtige, um nicht zu sagen, höhere Aufgaben«, schimpfte der Lehrer.

Er sprach draußen auf dem Flur mit der Direktorin, und wir hörten alles ganz genau, obwohl die Klassenzimmertür zu war. Wir saßen an unseren Tischen und schrieben einen Aufsatz. Er hieß »Unser Besuch im Zoo«, weil wir neulich im Zoo gewesen waren, und wir sollten schon anfangen, während der Lehrer seine wichtige Zeitung und seine höhere Kaffeetasse aus dem Lehrerzimmer holte.

»Jetzt beruhige dich doch! Alle Lehrer schreiben so einen Bericht«, versuchte ihn die Direktorin zu beschwichtigen, aber vergebens. Wenn unser Lehrer erst mal in Fahrt ist, beruhigt er sich so schnell nicht wieder. Erst letzte Woche hatten wir das wieder zu spüren bekommen. Nur weil wir wissen wollten, wann die nächste Schulnacht1 stattfindet, sang er uns zwölfmal hintereinander sein Lieblingslied von dem Pechvogel vor, der Ziegel aufs Dach ziehen will, die ihm dann leider alle auf den Kopf fallen.

»Was denn noch alles?«, hörten wir ihn weiterschimpfen. »Als Nächstes soll ich dann wahrscheinlich ein Theaterstück über die Elternarbeit an unserer Schule schreiben! Und mit Handpuppen aufführen! Oder wie wär’s, wenn ich den Lehrplan tanze?«

Wir fanden das eine lustige Idee, aber die Direktorin anscheinend nicht.

»Ich vermute, dass sie demnächst Schulen schließen wollen.«

Die Stimme der Direktorin klang ernst und traurig.

»Alle?«

Der Lehrer klang auf einmal richtig gut gelaunt.

»Nein, eine oder zwei. Die Gemeinde kann sich angeblich nicht mehr so viele Schulen leisten, weil andere große Bauvorhaben anstehen. Es heißt, es gäbe sowieso zu viele Schulen bei uns.«

»Und was genau wollen sie mit dem gesparten Geld bauen? Gefängnisse?«, fragte der Lehrer.

»Ich weiß es nicht, aber wir müssen alles tun, damit sie unsere Schule verschonen. – Und darum sind jetzt Berichte wie der, gegen den du dich so wehrst, besonders wichtig. Man muss den Herrschaften vom Schulamt klarmachen, wie wichtig unsere Arbeit hier ist.«

»Verstehe«, sagte der Lehrer, und gleich darauf kam er ins Klassenzimmer. Die Tasse Kaffee in seiner Hand dampfte mit ihm um die Wette.

Er ging an seinen Platz und knallte die zusammengerollte Zeitung auf den Tisch. Dann nahm er ein Blatt Papier von dem Stapel, von dem er auch die Blätter für unsere Aufsätze ausgeteilt hatte.

»Ich werde es ihnen klarmachen – und wie!«, hörten wir ihn murmeln. Dann knallte er fünfmal seinen schönen Papageienstempel auf das Blatt und fing an zu schreiben.

Wir fanden es lustig, dass sich der Lehrer schon vorm Schreiben Papageienstempel gab, und sogar gleich fünf. Wir bekommen solche Stempel immer erst zum Schluss, als Belohnung, wenn wir was gut gemacht haben. Ich habe schon vier Stück. Im Gegensatz zum Lehrer macht mir das Schreiben nämlich Spaß. Am tollsten finde ich daran, dass man langweilige Geschichten viel spannender machen kann, als sie in Wirklichkeit waren. Zum Beispiel unser Ausflug neulich in den Zoo: Der war in Wirklichkeit auch ziemlich langweilig. Es hat richtig doll geregnet, und der Lehrer hatte unseren Proviant in der Schule vergessen. Dann steckte Pekka plötzlich zwischen den Gitterstäben des Affenkäfigs fest, und eine Ziege fraß unserem Klassenrambo die Mütze weg, und der Rambo wollte ihr dafür eins mit einer Butterblume überbraten. Hanna und ich wollten einen Löwen fotografieren, aber auf dem Bild war dann nur eine Bachstelze, und Tiina wollte ein Autogramm von einem Esel, der aussah wie ein Mensch, aber der wurde gleich schrecklich sauer und sagte, dass Kinder in Tiergehegen nichts verloren hätten, auch nicht, wenn dort nur die Handwerker was reparierten. Und dann war da noch die Sache mit Timo und Mika. Timo wusste, dass Lamas spucken können, und Mika wollte es nicht glauben, und jetzt droht Mikas Mutter, dass sie alle verklagt: den Zoo, weil ihm das spuckende Lama gehört, aber auch Timo, den Lehrer, den Busfahrer, der Mika ausgelacht hat, und sogar das Lama selbst.

So war das mit unserem langweiligen Ausflug in den Zoo, und darum musste ich ihn in meinem Aufsatz ein bisschen spannender machen. Meine Idee war, dass ich so tat, als wäre ich die Tierpflegerin im Affenhaus, die aufschreibt, wie ein ganz normaler Arbeitstag bei ihr abläuft.

Als ich damit fertig war, brachte ich den Aufsatz nach vorn. Ich war richtig zufrieden, aber der Lehrer schrieb selbst so eifrig, dass er es nicht mal merkte, als ich ihm das Blatt mit dem Aufsatz direkt unter die Nase schob. Ich wartete noch einen Augenblick, weil ich hoffte, dass er mir auch einen Papageienstempel geben würde, aber das machte er leider nicht.

Dann klingelte es, und bevor ich auf meinen Platz zurückging, sah ich gerade noch, wie der Lehrer ganz unten auf seinem eigenen Blatt einen Punkt machte. Auch er schien mit dem, was er geschrieben hatte, zufrieden zu sein.

»Wenn sie das im Schulamt lesen, wird ihnen so einiges klar werden«, sagte der Lehrer und schmunzelte.

»Was soll ihnen denn klar werden?«, wollte Pekka wissen.

»Worauf es bei der Arbeit des Lehrers ankommt«, sagte der Lehrer.

»Ist Unterrichten wirklich Arbeit?«, fragte ich überrascht.

»Ist die Erde wirklich rund?«, fragte der Lehrer überrascht.

»Macht Lehrern die Arbeit Spaß?«, fragte Hanna.

»Natürlich«, antwortete der Lehrer. »Besonders im Sommer.«

»Wenn ich groß bin, werde ich auch Lehrerin«, sagte Tiina träumerisch.

»Nur zu. Vielleicht verdient ja dein Mann mit seiner Arbeit Geld«, tröstete sie der Lehrer.

»Kennen Lehrer eigentlich die Uhr?«, fragte Timo, der bemerkt hatte, dass eigentlich schon seit ein paar Minuten Pause war. Timo ist unser Klassengenie und Spezialist für hinterlistige Fragen.

»Die hat man uns schon im dritten Studienjahr beigebracht«, versicherte ihm der Lehrer.

»Von mir kriegt jeder eine auf die Zwölf, wenn er mir auch noch die Uhr beibringen will«, knurrte der Rambo.

»Pause!«, freute sich der Lehrer. Dann holte er einen Umschlag aus der Schublade seines Tischs und schrieb die Adresse des Schulamts drauf.

»Muss ich auch Lehrer werden, wenn ich groß bin?«, fragte Pekka besorgt. Pekka ist unser Klassendödel.

»Nein, aber ich glaube, du hättest das Zeug zum Direktor«, sagte der Lehrer, während er das Blatt vor sich auf dem Tisch faltete und in den Umschlag steckte. Dann klebte er den Umschlag sorgfältig zu.

»Und jetzt raus mit euch! Ihr könnt ein bisschen länger Pause machen, ich bringe das hier gleich zur Post.«

Im Gehen winkte der Lehrer uns noch mit dem Umschlag, dann war er weg.

Ich ärgerte mich immer noch ein bisschen, dass ich keinen Papageienstempel bekommen hatte. Aber ich war auch stolz, dass der Lehrer ausgerechnet meinen Aufsatz ans Schulamt schickte. Das Blatt, das er vollgeschrieben hatte, lag nämlich noch auf seinem Tisch, als Hanna und ich die Aufsätze einsammelten und ins Lehrerfach legten. Natürlich haben wir dann schnell gelesen, was draufstand:

Die Arbeit des Lehrers ein Bericht

Ich sehe mich als Erziehungskünstler, und meine Arbeit ist durchaus mit der Arbeit eines Malers oder Bildhauers vergleichbar: Auch sie verlangt eine gute Vorbereitung und Planung, großen persönlichen und materiellen Einsatz sowie ein hohes Maß an Opferbereitschaft und Inspiration. Auch über meine Arbeit möchte jeder urteilen, obwohl Außenstehenden vieles daran unverständlich bleiben muss. Dennoch erfüllt die Lehrerarbeit eine wichtige, um nicht zu sagen, höhere Aufgabe, weshalb ich euch Amateuren im Schulamt dringend rate, die Finger davon zu lassen. Finger weg von meiner Arbeit, meinen Schülern und von dieser Schule!

Wir fanden, für fünf Papageienstempel war sein Aufsatz ganz schön kurz, aber wir legten ihn trotzdem mit den anderen ins Fach.

Mein Bericht über den Alltag einer Tierpflegerin war viel länger. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum der Lehrer lieber ihn ans Schulamt schickte. Er ging so:

Mein Arbeitstag

Mein Arbeitstag beginnt früh am Morgen, wenn sie alle brüllen, fauchen und an den Gittern ihrer Käfige rütteln. Natürlich wäre es besser, wenn sie nachts im Freien bleiben könnten, aber das wäre zu gefährlich. Darum halten wir sie nachts in den Käfigen. Wir haben hier eine Direktorin, die hat es so angeordnet.

Am Morgen lasse ich sie dann heraus und zähle nach, ob noch alle da sind. Im letzten Winter ist einer der Affen abgehauen, das war eine Riesensauerei. Es ist ihm nämlich gelungen, die Küchentür aufzubrechen und drinnen in den Suppentopf zu kacken, bevor ich ihn wieder einfangen konnte. Dreimal dürft ihr raten, was die Direktorin zu dem Essen an dem Tag gesagt hat. Es gab übrigens Rosinensuppe. Und ihr habt falsch geraten: »Lecker!«, hat sie gesagt und sich die Lippen geleckt.

Manchmal versuche ich, ihnen etwas beizubringen. Es hat aber leider keinen Wert. Sie lernen nichts. Besonders der Größte von ihnen, ihr Anführer, führt sich ganz unmöglich auf. Erst gestern hat er mir wieder eine lange Nase gedreht. Ich habe ihm natürlich auch eine gedreht, aber das hat ihn nur noch mehr aufgestachelt, und zum Schluss hat er mir ... ihr wisst schon was gezeigt. So sind sie eben. Es ist ihre Natur, wie man uns schon während der Ausbildung beigebracht hat. Es war eine gute Ausbildung, und man hat uns auch beigebracht, was zu tun ist, wenn einer von ihnen richtig wütend wird und uns anzugreifen droht. Das Einzige, was dann hilft, ist, sich wegzudrehen, die Hose runterzulassen und ihnen das Hinterteil zu zeigen. Zum Glück ist es bei mir noch nicht so weit gekommen, aber wer weiß?

Zwischendurch können die Affen aber auch nett sein. Vor allem der Kleinste von ihnen ist niedlich und will sich immer an mir festklammern. Leider riecht er aus dem Hals, als hätte er ein Fass alten Kabeljau gefressen. Wenn er mir dann noch das Gesicht ablecken und Läuse aus den Haaren zupfen will, wird es schlimm.

Aber sonst habe ich nichts gegen die Kleinen. Verglichen mit ihren Eltern sind sie richtige Herzchen. Erst gestern musste ich wieder dazwischengehen, als ein Vater sein Kleinstes an den Füßen packte und auf einen Baum schmiss. Ich habe den Vater erst mal aus dem Verkehr gezogen. Er sitzt jetzt ein paar Tage bei Wasser und Bananen und kann über sein schlechtes Benehmen nachdenken.

Im Großen und Ganzen ist es hier auszuhalten. Nur die Schüler sind unglaublich anstrengend. Sie kommen her, streuen überall Erdnüsse herum und bleiben zwischen den Käfiggittern stecken. Wir haben schon überlegt, wie es wäre, wenn wir gar keine Kinder mehr hereinlassen würden. Wie wunderbar ruhig es wäre, und wie viel leichter wir unserer Arbeit nachgehen könnten. Nun ja, das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben. Aber ich verstecke mich schon seit geraumer Zeit, wenn ich Schüler kommen sehe. Ich sitze in meinem Versteck, esse Bananen und schaue den lärmenden und ungezogenen Kindern aus sicherer Entfernung zu. Ich brauche nur darauf zu warten, bis es ihnen langweilig wird, dann gehen sie. Wenn wirklich einmal ein paar Hartnäckige darunter sind, die nicht gehen wollen, stürze ich schreiend und lärmend aus der Deckung, dann erschrecken sie sich zu Tode und rennen davon.

So ist mein Arbeitstag.

Wer ist Martti?

Für den Rest des Tages war der Lehrer richtig gut gelaunt. Während des Musikunterrichts holte er sogar sein Akkordeon heraus und spielte uns das Lied vom Pechvogel mit den Ziegeln, obwohl wir die Schulnacht nicht mal erwähnt hatten.

In der Finnischstunde spielten wir dann ein Spiel, bei dem man Gesichtsausdrücke vormachen musste, und die anderen mussten sie raten. Timo runzelte die Stirn und sah klug aus. Hanna lachte über Timo und sah fröhlich aus. Tiina sah so normal aus, wie sie nun mal ist, und ich sah überrascht aus, weil niemand rauskriegte, wie ich aussah. Mika sah erst komisch aus und dann verheult, weil die anderen nicht draufkamen, dass er einfach nur aufs Klo musste. Mika ist unsere Heulsuse. Der Rambo sah wütend aus, weil er eigentlich gar nicht mitmachen wollte, und Pekka schmiss sich auf den Boden und streckte alle viere von sich, aber der Lehrer ließ es nicht gelten, weil das angeblich kein Gesichtsausdruck war.

»Doch«, behauptete Pekka. »Ich sehe fix und fertig aus.«

»Ich wahrscheinlich auch«, sagte der Lehrer, was uns überraschte, weil er sich gar nicht auf den Boden schmiss.

Nach dem Mittagessen hatten wir dann nur noch Sport und spielten Verstecken.

Hanna und ich versteckten uns zusammen bei den Schaukeln, weil wir in Ruhe miteinander reden wollten.

»Ich glaube, ich bin gerade dabei, mich zu verlieben«, gestand ich Hanna.

»Nein! In wen denn? Ist es jemand aus unserer Klasse?«, fragte Hanna neugierig.

Wir sahen, wie Timo sich hinter seinem Buch versteckte und Mika vor der Mülltonne stand und weinte, weil er nicht dahinterpasste. Der Rambo stand vor ihm und drohte, ihm eine auf seine versteckteste Stelle zu knallen, wenn er nicht auf der Stelle aufhörte zu weinen. Pekka hatte keine Lust mehr und verkrümelte sich, weil sich niemand mit ihm auf dem leeren kleinen Fußballfeld neben der Schule verstecken wollte.

»Nein«, antwortete ich auf Hannas Frage. »Es ist niemand aus unserer Klasse.

»Wer dann?«

»Das weiß ich noch nicht. Es ist nur so ein Gefühl, dass ich dafür bereit wäre. In einer Zeitschrift hab ich gelesen, dass für mich gerade die Zeit der großen Liebe ausgebrochen ist«, erklärte ich, und sie nickte. Wir beide verstehen uns richtig gut.

»Toll! Ich freu mich so für dich«, sagte Hanna.

»Danke«, sagte ich und umarmte sie.

Das Versteck des Lehrers war das Beste. Ich fand ihn erst, als die Stunde schon zu Ende war. Da kam er mit einer Pausenbanane in der Hand aus dem Lehrerzimmer und sagte, wir könnten nach Hause gehen.

Im selben Moment kam die Frau des Lehrers aus ihrem Klassenzimmer. Sie ist nämlich die Lehrerin unserer Parallelklasse, der 2B. Wir sind die Klasse 2A. Die Frau des Lehrers hielt sich den Rücken, weil sie so einen dicken Bauch hatte. Sie kriegte nämlich bald ein Kind.

»Bist du schon so weit?«, fragte der Lehrer seine Frau.

»Nein«, schnaufte sie und rieb sich den Bauch.

»Ich meine, ob du deinen Bericht schon geschrieben hast.«

»Ach den? Nein, noch nicht. Ist es denn so eilig?«

»Was du heute kannst besorgen ...«, sagte der Lehrer schmunzelnd.

»Heißt das, du hast deinen schon abgeschickt?«, fragte die Frau des Lehrers mit gerunzelter Stirn.

»Keine Angst, er ist brillant geworden, um nicht zu sagen, genial. In der Sache klar und präzise, aber gleichzeitig so, dass das Geschriebene dem Leser zu Herzen geht. Im Schulamt werden sie begeistert sein. Vielleicht geben sie mir sogar endlich eine Gehaltserhöhung.«

Ich wurde ganz rot, weil der Lehrer meinen Aufsatz so lobte. Wenn er dafür wirklich eine Gehaltserhöhung bekam, würde er mir bestimmt auch fünf Papageienstempel geben. Niemand aus unserer Klasse hatte jemals mehr als einen Stempel auf einmal bekommen! Nicht mal Timo, das Genie. Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.

»Was gibt’s denn hier zu grinsen? – Marsch, nach Hause!«, sagte der Lehrer und tätschelte mir den Kopf.

»Gehst du heute Farbe und Pinsel besorgen?«, fragte die Frau des Lehrers.

»Mach ich.«

Als ich auf den Schulhof kam, waren die anderen alle noch da und suchten Pekka. Er hatte sich anscheinend ein noch besseres Versteck ausgedacht als der Lehrer. Jedenfalls hatten sie ihn immer noch nicht gefunden.

»Und wenn er auf dem Baum sitzt?«, sagte Hanna und schaute nach oben in die Krone des großen Schulhofbaums.

»Oder auf dem Mond?«, sagte Tiina und schaute an der Krone des Schulhofbaums vorbei in den Himmel.

Wir anderen schauten uns um. Die Schaukeln, das Klettergerüst und das leere kleine Fußballfeld waren keine besonders guten Verstecke. Wir schauten in den Rosenbusch beim Schulhoftor, aber darin versteckten sich nur Dornen. Dann suchten wir drinnen, aber Pekka war nirgendwo zwischen Keller und Dachboden, auch nicht im Büro der Direktorin, wo uns der Hausmeister hinbrachte, nachdem er uns vom Schuldach geholt hatte, wo Pekka aber auch nicht gewesen war.

»Was wolltet ihr denn auf dem Dach?«, begann die Direktorin das Verhör.

»Wir haben Pekka gesucht«, sagte ich.

»War der denn auf dem Dach?«, fragte die Direktorin besorgt. Sie ist nämlich außer Direktorin unserer Schule auch noch Pekkas Mutter.

»Nein«, sagten wir.

»War’s auf dem Dach so dreckig?«, fragte die Direktorin, als sie die schwarzen Spuren sah, die wir auf dem Weg von der Tür zu ihrem Schreibtisch hinterlassen hatten.

»Nein, auf dem Dachboden«, erklärte ihr Timo.

»Und im Keller war’s noch schlimmer«, schluchzte Mika, der von Kopf bis Fuß schwarz war. »Meine Mutter wird wieder mit mir schimpfen.«